Goethe für Gestreßte - Johann Wolfgang Goethe - E-Book

Goethe für Gestreßte E-Book

Johann Wolfgang Goethe

0,0
7,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein wunderbar anschauliches Bild für lebendig gebliebene, wiederverlebendigte Klassik! Danach sind die hier versammelten Gedichte, Sprüche und Erzählungen sowie der »Prolog im Himmel« aus dem »Faust«-Drama ausgewählt. Sie spiegeln im kleinen jenen großen »Kreis der Schöpfung«, den die Dichtung Goethes durchschritten hat.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 77

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Goethe für Gestreßte

Ausgewählt von Walter Hinck

Insel Verlag

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2025

Der vorliegende Text folgt der 3. Auflage der Ausgabe des insel taschenbuchs 2675.

© 1995, Insel Verlag Anton Kippenberg GmbH & Co. KG, Berlin

Der Inhalt dieses eBooks ist urheberrechtlich geschützt.

Alle Rechte vorbehalten. Wir behalten uns auch eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG vor.

Für Inhalte von Webseiten Dritter, auf die in diesem Werk verwiesen wird, ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich, wir übernehmen dafür keine Gewähr. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Umschlaggestaltung: hißmann, heilmann, hamburg

eISBN 978-3-458-75284-4

www.insel-verlag.de

Inhalt

Am Sein erhalte dich beglückt!: Gedichte

Lösest meine Seele ganz

An den Mond (1776-78/1789)

Auf dem See (1775/89)

Herbstgefühl (1775/89)

Wandrers Nachtlied (1776/89)

Ein Gleiches (1780)

Wunderliches Buch der Liebe

Lesebuch (1815)

Heidenröslein (1771/89)

Der König in Thule (1774/1800)

Mut des reinen Lebens

Der Schatzgräber (1797)

»Was wär ein Gott« (etwa 1812/13)

Dauer im Wechsel (1803)

Stirb und werde!

Selige Sehnsucht (1814)

Eins und Alles (1821)

Vermächtnis (1829)

Wenn dir's in Kopf und Herzen schwirrt: Sprüche in Versen

Ein hübsch Leben zimmern

Das Beste

Lebensregel

Keine Selbstzufriedenheit

Demut

Undank der Lohn

Keins von Allen

Vergebliche Müh

Benutze redlich deine Zeit

Meine Wahl

Eigenschaften kultivieren, nicht Eigenheiten: Sprüche in Prosa

Historische Gerechtigkeit

Sich selbst regieren

Der lebendige Geist

Wissen und Zweifel

Irrtum und Weisheit

Welt und Kunst

Anerkennung des anderen

Unerhörte Begebenheiten: Erzählungen

Die wunderlichen Nachbarskinder. Novelle (Aus: »Die Wahlverwandtschaften«)

Novelle

Das Werdende, das ewig wirkt und lebt

Prolog im Himmel (Zu: »Faust. Eine Tragödie«)

Erläuterungen

Gedichte

Sprüche in Versen

Sprüche in Prosa

Erzählungen

Prolog im Himmel

Zur Textgestalt

Am Sein erhalte dich beglückt!:

Gedichte

Lösest meine Seele ganz

An den Mond

Füllest wieder Busch und Tal

Still mit Nebelglanz,

Lösest endlich auch einmal

Meine Seele ganz;

Breitest über mein Gefild

Lindernd deinen Blick,

Wie des Freundes Auge, mild

Über mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz

Froh und trüber Zeit,

Wandle zwischen Freud’ und Schmerz

In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluß,

Nimmer werd’ ich froh,

So verrauschte Scherz und Kuß,

Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal,

Was so köstlich ist!

Daß man doch zu seiner Qual

Nimmer es vergißt!

Rausche, Fluß, das Tal entlang,

Ohne Rast und Ruh,

Rausche, flüstre meinem Sang

Melodien zu!

Wenn du in der Winternacht

Wütend überschwillst,

Oder um die Frühlingspracht

Junger Knospen quillst.

Selig wer sich vor der Welt

Ohne Haß verschließt,

Einen Freund am Busen hält,

Und mit dem genießt,

Was von Menschen nicht gewußt,

Oder nicht bedacht,

Durch das Labyrinth der Brust

Wandelt in der Nacht.

Auf dem See

Und frische Nahrung, neues Blut

Saug’ ich aus freier Welt;

Wie ist Natur so hold und gut,

Die mich am Busen hält!

Die Welle wieget unsern Kahn

Im Rudertakt hinauf,

Und Berge, wolkig himmelan,

Begegnen unserm Lauf.

Aug’, mein Aug’, was sinkst du nieder?

Goldne Träume kommt ihr wieder?

Weg, du Traum! so Gold du bist;

Hier auch Lieb’ und Leben ist.

Auf der Welle blinken

Tausend schwebende Sterne,

Weiche Nebel trinken

Rings die türmende Ferne;

Morgenwind umflügelt

Die beschattete Bucht,

Und im See bespiegelt

Sich die reifende Frucht.

Herbstgefühl

Fetter grüne, du Laub’,

Am Rebengeländer

Hier mein Fenster herauf;

Gedrängter quellet,

Zwillingsbeeren, und reifet

Schneller und glänzend voller.

Euch brütet der Mutter Sonne

Scheideblick; euch umsäuselt

Die holden Himmels

Fruchtende Fülle;

Euch kühlet des Mondes

Freundlicher Zauberhauch,

Und euch betauen, ach!

Aus diesen Augen

Der ewig belebenden Liebe

Vollschwellende Tränen.

Wandrers Nachtlied

Der du von dem Himmel bist,

Alles Leid und Schmerzen stillest,

Den, der doppelt elend ist,

Doppelt mit Erquickung füllest,

Ach! ich bin des Treibens müde!

Was soll all der Schmerz und Lust?

Süßer Friede!

Komm, ach komm in meine Brust!

Ein Gleiches

Über allen Gipfeln

Ist Ruh’,

In allen Wipfeln

Spürest Du

Kaum einen Hauch;

Die Vögelein schweigen im Walde.

Warte nur! Balde

Ruhest du auch.

Wunderliches Buch der Liebe

Lesebuch

Wunderlichstes Buch der Bücher

Ist das Buch der Liebe;

Aufmerksam hab’ ich’s gelesen:

Wenig Blätter Freuden,

Ganze Hefte Leiden,

Einen Abschnitt macht die Trennung.

Wiedersehn! ein klein Capitel

Fragmentarisch. Bände Kummers

Mit Erklärungen verlängert,

Endlos ohne Maas.

O! Nisami1! – doch am Ende

Hast den rechten Weg gefunden;

Unauflösliches wer löst es?

Liebende sich wieder findend.

Heidenröslein

Sah ein Knab’ ein Röslein stehn,

Röslein auf der Heiden,

War so jung und morgenschön,

Lief er schnell es nah zu sehn,

Sah’s mit vielen Freuden.

Röslein, Röslein, Röslein rot,

Röslein auf der Heiden.

Knabe sprach: ich breche dich,

Röslein auf der Heiden!

Röslein sprach: ich steche dich,

Daß du ewig denkst an mich,

Und ich will’s nicht leiden.

Röslein, Röslein, Röslein rot,

Röslein auf der Heiden.

Und der wilde Knabe brach

’s Röslein auf der Heiden;

Röslein wehrte sich und stach,

Half ihr doch kein Weh und Ach,

Mußt es eben leiden.

Röslein, Röslein, Röslein rot,

Röslein auf der Heiden.

Der König in Thule

Es war ein König in Thule

Gar treu bis an das Grab,

Dem sterbend seine Buhle

Einen goldnen Becher gab.

Es ging ihm nichts darüber,

Er leert’ ihn jeden Schmaus;

Die Augen gingen ihm über,

So oft er trank daraus.

Und als er kam zu sterben,

Zählt’ er seine Städt’ im Reich,

Gönnt’ alles seinem Erben,

Den Becher nicht zugleich.

Er saß beim Königsmahle,

Die Ritter um ihn her,

Auf hohem Vätersaale,

Dort auf dem Schloß am Meer.

Dort stand der alte Zecher,

Trank letzte Lebensglut,

Und warf den heil’gen Becher

Hinunter in die Flut.

Er sah ihn stürzen, trinken

Und sinken tief ins Meer.

Die Augen täten ihm sinken,

Trank nie einen Tropfen mehr.

1 Goethe verwechselt hier den türkischen Dichter Nischani, dem er in diesen Versen nachdichtet, mit dem persischen Dichter Nisami.

Mut des reinen Lebens

Der Schatzgräber

Arm an Beutel, krank am Herzen,

Schleppt’ ich meine langen Tage.

Armut ist die größte Plage,

Reichtum ist das höchste Gut!

Und zu enden meine Schmerzen,

Ging ich einen Schatz zu graben.

Meine Seele sollst du haben!

Schrieb ich hin mit eignem Blut.

Und so zog ich Kreis’ um Kreise,

Stellte wunderbare Flammen,

Kraut und Knochenwerk zusammen:

Die Beschwörung war vollbracht.

Und auf die gelernte Weise

Grub ich nach dem alten Schatze,

Auf dem angezeigten Platze.

Schwarz und stürmisch war die Nacht.

Und ich sah ein Licht von weiten;

Und es kam, gleich einem Sterne,

Hinten aus der fernsten Ferne,

Eben als es zwölfe schlug.

Und da galt kein Vorbereiten.

Heller ward’s mit einemmale

Von dem Glanz der vollen Schale,

Die ein schöner Knabe trug.

Holde Augen sah ich blinken

Unter einem Blumenkränze;

In des Trankes Himmelglanze

Trat er in den Kreis herein.

Und er hieß mich freundlich trinken;

Und ich dacht’: es kann der Knabe,

Mit der schönen lichten Gabe,

Wahrlich! nicht der Böse sein.

Trinke Mut des reinen Lebens!

Dann verstehst du die Belehrung,

Kommst, mit ängstlicher Beschwörung,

Nicht zurück an diesen Ort.

Grabe hier nicht mehr vergebens.

Tages Arbeit! Abends Gäste!

Saure Wochen! Frohe Feste!

Sei dein künftig Zauberwort.

Was wär ein Gott

Was wär ein Gott, der nur von außen stieße,

Im Kreis das All am Finger laufen ließe!

Ihm ziemts, die Welt im Innern zu bewegen,

Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen,

So daß was in Ihm lebt und webt und ist,

Nie Seine Kraft, nie Seinen Geist vermißt.

Dauer im Wechsel

Hielte diesen frühen Segen

Ach, nur Eine Stunde fest!

Aber vollen Blütenregen

Schüttelt schon der laue West.

Soll ich mich des Grünen freuen

Dem ich Schatten erst verdankt?

Bald wird Sturm auch das zerstreuen,

Wenn es falb im Herbst geschwankt.

Willst du nach den Früchten greifen,

Eilig nimm dein Teil davon!

Diese fangen an zu reifen

Und die andern keimen schon;

Gleich mit jedem Regengusse,

Ändert sich dein holdes Tal,

Ach, und in demselben Flusse

Schwimmst du nicht zum zweitenmal.

Du nun selbst! Was felsenfeste

Sich vor dir hervorgetan,

Mauern siehst du, siehst Paläste

Stets mit andern Augen an.

Weggeschwunden ist die Lippe,

Die im Kusse sonst genas,

Jener Fuß, der an der Klippe

Sich mit Gemsenfreche maß,

Jene Hand, die gern und milde

Sich bewegte wohlzutun.

Das gegliederte Gebilde,

Alles ist ein andres nun.

Und was sich, an jener Stelle,

Nun mit deinem Namen nennt,

Kam herbei wie eine Welle

Und so eilt’s zum Element.

Laß den Anfang mit dem Ende

Sich in Eins zusammen ziehn!

Schneller als die Gegenstände

Selber dich vorüberfliehn.

Denke, daß die Gunst der Musen

Unvergängliches verheißt,

Den Gehalt in deinem Busen

Und die Form in deinem Geist.

Stirb und werde!

Selige Sehnsucht

Sagt es niemand, nur den Weisen,

Weil die Menge gleich verhöhnet,

Das Lebend’ge will ich preisen

Das nach Flammentod sich sehnet.

In der Liebesnächte Kühlung,

Die dich zeugte, wo du zeugtest,

Ueberfällt dich fremde Fühlung

Wenn die stille Kerze leuchtet.

Nicht mehr bleibest du umfangen

In der Finsterniß Beschattung,

Und dich reißet neu Verlangen

Auf zu höherer Begattung.