Gohrlack - Aaron Schlüter - E-Book

Gohrlack E-Book

Aaron Schlüter

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Beschreibung

Gohrlack ist Hausmeister in einem Puff und hatte einen extrem schlechten Tag, gekrönt vom Verschwinden seines Sohnes Thimthim und schweren Schäden an seinem Haus. Als pflichtbewusster Vater macht er sich sofort auf die Suche nach seinem Sohn und bereist auf der Landstraße Sanden die kuriosesten Orte. Er erlebt die aberwitzigsten Situationen und trifft die unterschiedlichsten Personen, oft unsinnigerweise aggressiv und mordlüstern, aber auch feinfühlig und freundschaftlich, aber immer irgendwie chaotisch und konfus. Gohrlack lässt sich jedoch durch nichts beirren und geht fatalistisch seinen Weg bis er schließlich seinen Sohn wieder findet. Die Rückreise der Beiden ist nicht weniger spannend, gespickt mit abenteuerlichen und absurden Situationen. Alte Freunde und bekannte Ortschaften aber auch viel Neues und Unbekanntes liegt auf ihrem gemeinsamen Weg. Werden sie ihre Heimat jemals wohlbehalten erreichen? Und was ist mit dem Versicherungsgeld für das Haus? Fragen über Fragen, das Buch kennt die Antwort!

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Seitenzahl: 293

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Ähnliche


AARON SCHLÜTER

GOHRLACK

ROMAN

Impressum

Verantwortlich für den Inhalt und

Copyright der Originalausgabe © 2021 by Aaron Schlüter

Ansbacher Str. 41, 10777 Berlin

Umschlag: © 2021 Copyright Janina Schlüter

Umschlagmotiv: Harun Hafir / Janina Schlüter

Druck und Bindung: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Printed in Germany

Über den Autor

Aaron Schlüter wurde 2003 in der deutschen Haupstadt Berlin geboren, wo er immer noch wohnt. Bereits 2019 begann er seinen hier vorliegenden Erstling zu schreiben. Er hat inzwischen mehrere Kurzgeschichten verfasst und arbeitet zur Zeit an seinem zweiten großen Roman.

Widmung:

Für mein 15-jähriges Selbst, das innerhalb eines Jahres dieses Buch verfasste!

Alles ist möglich, also:

JUMP!

Berlin, im September 2021

Inhaltsverzeichnis:

2 USK-18

3 - Tomaten-Rot

4 - Von Lieferservices und Klopapier

5 - Vermummte Gestalt mit Gewalt

6 - Ausschlaggebend aber dumm

7 - Nagetiere in Rüstungen

8 - Freaks und Freundschaft

9 - Keine Revolution vor 16 Uhr

10 - Recidivismus

11 - Kebab und Polizei

12 - Woah-oah, we‘re half-way there. Woah-oah, Thimthim is the mayor

13 - Genozid

14 - Re-etablierung

15 - Tore zu vor Thorium

16 - Wer dieses Buch nicht liebt, ist Anti-Semit

17 - Wenn die Massen sich bewegen

18 - Ballerspiel

19 - Ich schwöre, das Buch ist keine Wirtschaftspropaganda

20 - Zurück zur Quelle

21 - Kuriose Merkwürdigkeiten

22 - So wie es war, so war es auch

1 - Fehler werden begangen

Stress. Purer, nervenaufreibender, belastender Stress. Als viel mehr ließ sich Gohrlacks Tag nicht beschreiben.

    Nicht nur wurde er durchgehend während seiner Arbeit als Hausmeister im lokalen Puff der X-Raymountains von irgendwelchen betrunkenen Gästen belästigt und auf ein „Tänzchen“ aufgefordert, was bei seinem Aussehen nur ein wirklich Betrunkener gewollt haben könnte, sondern zudem wurde er auch noch, aufgrund seines schlechten Gehorsams den Kunden gegenüber, die in diesem Puff mit dem Motto „Der Kunde ist König“ behandelt wurden, mit einer Kürzung seines Gehaltes bestraft.

    Sein Sohn Thimthim wurde auf dem Spielplatz seines Vertrauens geschlagen und auf der Rutsche, die ihm zu hoch war und ihm Angst machte, ausgesetzt.

Vor einigen Jahren konnte man in diesem Park, besonders um diese Jahreszeit, noch die lokalen Junkies und anderen Abschaum begutachten, nun aber hatte die Huanmafia den Park, sowohl als auch alles andere im Bezirk Schlougunos unter ihrer Kontrolle.

    Die Huanmafia besteht hauptsächlich aus den „braunen Leutchen“, was ein Begriff für Leute ist, die eigentlich extrem hellhäutig sind, jedoch oft das Sonnenstudio besuchen, obwohl sie meistens davon nur Rot werden, weshalb es auch einige Menschen gibt, die sie als „verzweifelter, gescheiterter Versuch zu einem eigentlich Einheimischen zu werden“ bezeichnen.

    Gohrlack öffnete die Türe zu seinem Haus und sah hilflos dabei zu, wie sein Sohn beim Hineingehen auf den Schwanz seiner Kyarakur-Aufblaspuppe trat. Sobald er die Tür schloss, hörte er auch schon Schritte, welche sich der Tür näherten. Gohrlack rollte mit den Augen, drehte sich um, öffnete die Tür wieder und sagte dem Sektenvertreter auf der anderen Seite, dass er nicht an seiner Ideologie interessiert sei und dass, was auch immer er anbetete, ihm noch einen schönen Tag bescheren solle.

    Kurze Zeit später fing er mit dem Kochen des Abendessens an. Es gab wieder einmal Brot aus der Dose mit eingelegten Stückchen Überresten von dem, was auch immer sie, also die Produzenten derartiger Produkte, in den alten Gulags finden konnten.

Thimthims Leibspeise.

    Dieser spielte momentan noch in seinem Zimmer, und fand sich dabei wieder, wie er nach etwas Masturbationsmaterial suchte. Er fand zu seiner Enttäuschung jedoch nichts Neues. Er hatte einfach schon viel zu viel, viel zu oft gesehen.

Doch als er gerade noch einmal „Omas von der Müllhalde“ auswählen wollte, wurde er von etwas abgelenkt. Etwas war an seinem offenen Fenster. Irgendeine Notiz, auf der da folgendes stand: „Buh!“

Nachdem Thimthim dies mit viel Mühe entziffern konnte, er war nämlich nicht in der Lage gut zu lesen, da ihm jegliche Bildung fehlte, wurde er von hinten aus dem Fenster geschubst.

    Auf dem Boden vor dem Haus, sowohl als dem der Tatsachen, angekommen, schien alles wieder normal zu sein.

Thimthim verstand nicht recht, was gerade passiert war. Hatte jemand sich in sein Haus geschlichen und versucht, ihn aus seinem eigenen Fenster zu schubsen als eine Art Attentat? Aber wer und warum?

Fragen über Fragen türmten sich in ihm auf, also wollte er erst einmal wieder das Haus betreten und seinen Vater fragen. Nur leider konnte er nicht so weit hoch, als dass er hätte durch sein Fenster wieder das Haus betreten können.

    Er schritt zur Tür und klopfte heftig, so heftig gar, dass seine Hand ihm brach. Thimthim war das jedoch inzwischen gewohnt, da er so ein Lauch war, dass so etwas des Öfteren passierte. Also wartete er auf seinen Vater, der hoffentlich nicht zu sehr von den Schreien der Gulagüberreste abgelenkt war, um ihn zu hören.

    „Das ist doch jetzt nicht sein Scheißernst! Nur weil Krüppmann nicht da ist, versucht dieser Sektenabschaum, mir sein dämliches Buch zweimal anzudrehen? Na warte, dem wird sein falsches Lächeln und sein Bein schon noch vergehen!“, sagte Gohrlack, mit der festen Intention dem Sektenvertreter, den er zuletzt vor 5 Minuten gesehen hatte, kräftig gegen das Schienbein zu treten.

Wer sonst, sollte denn jetzt schon wieder an seiner Tür klopfen?

    Er schwang die Tür, die sich nach innen öffnete auf. Diese traf die dahinterliegende Wand mit einer Wucht, die dafür sorgte, dass sich gar drei der Nägel, die Bilder von phallusförmigen Kürbissen in der Wand hielten, lösten und samt der Bilder zu Boden stürzten.

    Gohrlack holte zum Tritt aus, dies so stark, dass er dafür seine Augen schließen musste, da er seine gesamte Kraft in diesen Angriff versetzen wollte, selbst wenn diese aufgrund seiner schlechten Körperkontrolle nicht sonderlich viel war und trat zu.

    Thimthim absorbierte die gesamte Energie und wurde zu einem Projektil, für 15 Sekunden zumindest. Dabei flog er 3 Meter in die Luft, hoch genug, um das Haus von oben zu sehen, bevor ihn die Winde wegwehten. Dies war lediglich aufgrund seines geringen Gewichtes möglich, da er, wie man bis jetzt bereits bemerkt haben sollte, ein Lauch des Endstadiums war.

Außerdem war es einfach ein relativ windiger Tag.

    Er hob ab. Nichts hielt ihn am Boden. Alles, besonders seine vorübergehende Energie, mit welcher er noch nicht so richtig klarkommen konnte, trieb ihn in die Lüfte, welche seinen leichten, fragilen und vor allen Dingen mit viel Energie geladenen Körper hinfort wehten. Im Flug geriet Thimthim so hoch, dass er das Gebiet der Nula erreichte.

    Nula ist eine der Hohen. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle diejenigen, die zu hoch in der physischen Welt aufsteigen wollen, davon abzuhalten ihre maximale Höhe zu erreichen.

Als sie sich aus dem Nichts materialisierte und Thimthim erspähte, verstand sie sofort, was die hier vorliegende Situation war und, um es freundlich auszudrücken:  Sie gab keinen einzigen Fick.

    Thimthim war nun bereits in Nulas Schlaghöhe, ein Glück für ihn, denn glaubt mir, niemand will in Kontakt mit Nulas Springerstiefeln kommen, außer jedoch die Person ist ein gigantischer Masochist und/oder selbstmordgefährdet.

Thimthim wurde von einer Overhand getroffen und gefühlt in die vierte Dimension versetzt.

In Realität war es jedoch lediglich eine Stadt in geraumer Ferne, welche er schon bald besser kennenlernen sollte.

     All dies geschah binnen einer Minute und das machte Gohrlack ziemlich zu schaffen. Er saß nun auf seiner Türschwelle und starrte mit einem blanken Gesichtsausdruck seinem Sohn hinterher. Jedoch blieb dazu nicht viel Zeit, da Nula auch einen Grund hatte, auf ihn erbost zu sein, was sie mit den Worten „Du Ouzesohn!“ untermauerte.

    „Ziemlich vulgärer Sprachgebrauch, für eine der Hohen“ dachte Gohrlack sich. Jedoch waren nicht nur ihre Worte hart, sondern ihre Taten ebenso.

Sie versuchte Gohrlack einen Tritt zu versetzen, traf durch dessen Position in der Türschwelle jedoch lediglich sein Haus.

    Es ist im Allgemeinen unbekannt, aber Gohrlack hatte eins der, seit langem illegalen, empfindungsfähigen Häuser seinem Nachbarn Krüppmann abgekauft. Ach ja, Krüppmann ist schon ein interessanter Kerl, er bewirkt so viel, und doch so wenig in dieser verrückten, großen, abenteuerreichen Welt.

Es ist fast so, als ob jemand mal ein Buch über ihn schreiben wolle.

WUMMS!

Das ist eine akkurate Schreibweise für das Geräusch, das Nulas Springerstiefel und Gohrlacks Haus machten, als sie auf einander trafen; es war kein romantisches Treffen, muss ich gestehen. Trotzdem tat es Gohrlacks Haus weh, was darin resultierte, dass es Gohrlacks inzwischen schmorendes Abendbrot auf Nula spuckte, die sich daraufhin wieder de-materialisierte. Außerdem verbannte sein Haus Gohrlack. Da halfen auch 2-stündige Debatten nicht weiter.

    Gohrlack fiel allerdings ein, dass sein Haus versichert war, und so einigten die beiden sich darauf, dass das Haus einfach still sein würde, während Gohrlack das Haus auf Schäden inspizieren ließ, und sich von dem Versicherungsgeld ein paar Handwerker leisten würde, um die von Nula angerichteten Schäden wieder zu beseitigen und das Haus, da es ein harter Verhandlungspartner war und darauf bestand, neu zu lackieren.

    „Gut, nun da das besprochen ist, gehe los, Thimthim bergen“,

so sprach das Haus, trotz fehlender Stimmbänder, zu Gohrlack, der als einzige Reaktion einen verdutzten Gesichtsausdruck lieferte.

Es herrschte kurzzeitig Stille -“OUZE?!“ Gohrlack war empört. „Wegen dem Lauch stecken wir doch überhaupt in der ganzen Scheiße!“

    „Das ist mir ganz egal. Du hast keine Freunde, und trotzdem moralische Fähigkeiten, die komplett für die Tonne sind, also muss ich eben bessere moralische Fähigkeiten als du besitzen, damit ein Ausgleich herrscht“, entgegnete sein Haus.

    „Du bist mein Haus!“, brüllte Gohrlack.

    „Was willst du tuuun?“, sagte das Haus spöttisch.

Bevor Gohrlack damit entgegnen konnte, wie er sein Haus doch abfackeln würde, fiel ihm ein, dass er sein gesamtes Hab und Gut darin aufbewahrte.

    „Na gut, dieses Mal hast du mich, aber in der Fortsetzung-“

    „Es wird keine Fortsetzung geben, und nun los!“, brüllte sein Haus, ohne Gohrlack seinen Satz vollenden zu lassen. Es spuckte noch sein Mobiltelephon aus, seine Brieftasche und - aus irgendeinem Grund - auch ein Buch darüber, wie und wo man den Chinasquat exekutieren konnte.

 Also machte Gohrlack sich auf die Reise, die ihm seinen Sohn, sein Versicherungsgeld und den Frieden mit seinem Heim garantieren sollte.

    Tragischerweise waren, trotz ihrer Erfindung, viele der von uns als normal angesehenen und konventionellen Vehikel in dieser Welt strikt verboten. Es war nämlich so, dass Zauberer aufgrund ihrer Überlegenheit gegenüber Normalsterblichen diskriminiert und deshalb in großen Massen von der Zivilbevölkerung ermordet wurden. Es wäre also zu leicht für Zauberer, Vehikel wie Autos oder Flugzeuge für terroristische Aktivitäten zu verwenden. Auf andere technische Geräte trifft dies nicht zu, denn es wäre sehr riskant für einen Zauberer und würde die Chance entlarvt zu werden erhöhen, nur um Nacktbilder an die Verwandtschaft von jemandem über deren Mobiltelephon oder Computer zu senden.

    Demnach war nun also offensichtlich, dass Gohrlack keine richtige Wahl hatte, er musste zu Fuß gehen. Als er die ersten Schritte ging, ließ er den gesamten Tag erneut in seinen Gedanken ablaufen und war erbost. Auch gegenüber seiner Gesamtsituation, in der er jetzt steckte, machte er sich Sorgen, denn er wusste nicht, was aus seiner Arbeit werden würde. Aber nachdem er an diesem Tage so von seiner Puffmutter disrespektiert wurde, obwohl er schon Ewigkeiten in ihrem Etablissement arbeitete, konnte er sich einfach nicht dazu aufraffen, ihr in einem Anruf den Grund dafür zu erzählen, dass er, mindestens am nächsten Tag, nicht zur Arbeit erscheinen würde.

    „Soll die Olle sich doch selber drum kümmern wie ihr Puff aussieht“, sagte Gohrlack zu sich selbst, während er darüber nachdachte.

2 - USK-18

Gohrlack lief einfach in die Richtung, in welche sein Sohn geflogen war. Nach einer gefühlten Ewigkeit von rund 30 Minuten taten Gohrlack die Beine weh und es wurde auch bereits dunkel. Wie jeder verantwortungsbewusste Vater auf der Suche nach seinem Sohn, traf Gohrlack eine weise Entscheidung: er ging in die nächste Taverne, die er lokalisieren konnte.

    „Die Kommunistische Krabbe“ lautete ihr Name; klein, heruntergekommen, alt und vermutlich voller Abschaum, der sich nur danach sehnte einem dummen, verwirrten und vor allen Dingen planlosen Mann dabei Hilfe zu leisten, seinen Sohn wiederzufinden. Der Laden sah von innen nicht viel besser aus als von außen.

    Gohrlack genehmigte sich einen gratis Weizenjuice und setze sich an einen Holztisch, der beim Kontakt mit Gohrlacks Weizenjuice, welchen er darauf platzierte, zusammenbrach.

Vorhersehbar.

    Zuerst versuchte Gohrlack hier jemanden ausfindig zu machen, der nicht unbedingt so wirkte, als sei er potentiell schädlich für Gohrlacks Gesundheit. Deshalb entschied er sich nach einem kleinen bisschen Umgucken für einen Raucher der Extraklasse. Damit ist gemeint, dass der werte Herr dabei war, gut um die 19 (wichtige Zahl) Zigaretten in seinem Mund zu haben und es irgendwie auch schaffte, von allen zeitgleich zu ziehen. Seine Lungen sahen mit Sicherheit aus wie ein angebrannter Boxsack, den man vergebens zu bleichen versucht hatte.

    Gohrlack wollte mit diesem Typen eine Konversation führen, denn selbst falls er Gohrlack nicht helfen konnte, so konnte er dennoch mit seinen beeindruckenden Fähigkeiten die Gesamtsituation angenehmer gestalten.

Gohrlack wollte also ein freundliches Geplauder starten, indem er den Mann fragte, ob er öfters dieses Lokal besuchte und ihm dementsprechend etwas darüber erzählen könnte.

Eben jener Kippenkonsument schluckte alle 19 Zigaretten auf Gohrlacks Frage hin runter und antwortete, dass er auch nicht viel über den Ort wusste, sich hier jedoch gerne mal Zigaretten erschnorre und lud ihn zu einer Partie Kicker ein, die Gohrlack übrigens haushoch verlor.

    Die Figuren verwirrten Gohrlack, da ein Team nur aus irgendwelchen, komplett unterschiedlich angezogenen, älteren Männern und das andere Team aus irgendwelchen Geschäftsmännern bestand.

    Sie redeten gelassen weiter und Gohrlack erfuhr, dass sein Gegenüber Eko-Smrah hieß und Aktivist sowie Unternehmer war.

Er erzählte rigoros darüber:

    „Ich produziere Sachen für Frühgeburten, von Kleidung über Waffen bis hin zu Entertainmentprodukten wie Hüpfburgen, denn auch die Frühchen wollen auf ihre Kosten kommen. Aber leider gibt es nicht so viele von ihnen, wie es für mich geschäftlich von Vorteil wäre, deswegen werden sie auch von anderen Firmen so wenig berücksichtigt.“

Er schaute geknickt zu Boden und Gohrlack fragte ihn, ob seine Besessenheit mit Frühgeburten auch hieß, er wüsste nur wenig über normale väterliche Erziehung, woraufhin dieser antwortete, dass das in der Tat der Fall sei.

    „Aber so als Aktivist müssten Sie sich hier in der Welt doch halbwegs auskennen, oder?“, fragte Gohrlack ihn dann endlich, um zum Schluss zu kommen. Als Antwort erhielt er, dass Eko-Smrah sich in dieser Gegend nur mit kommerziell wichtigen Gebieten auskenne und die nächsten davon schon ein wenig weiter weg seien.

    „Ach Mist“, waren die Worte mit denen Gohrlack sich verabschiedete.

Eko-Smrah rief ihm jedoch hinterher:

    „Hey, wenn Sie irgendwelche Frühchen kennen oder treffen, erzählen Sie diesen bitte von mir! Sie können mich in - den Namen des Ortes blendete Gohrlack bereits aus, da er dem Fremden nicht mehr zuhörte - finden!“

    Gohrlack sah sich nach weiteren Leuten um, die für ihn interessant sein könnten. Beim weiteren Umsehen fielen ihm zuerst die Bilder an der Wand auf von einer maskierten Katze, sowie die Hausregeln, die von einer Unterschrift und einem Pfotenabdruck gekennzeichnet waren. Er inspizierte diese genauer und fand die Regeln doch ein kleines bisschen komisch aber nicht unbedingt unerwartet.

Die Regeln lauteten:

es gibt keine Regeln, bis auf die, die es doch gibt

jeder hat Freiheit, bis auf die, die sich gegen dieses   Etablissement und seine präferierte Ideologie stellen

bei Katzenhaaren im Essen hat der Kunde sich zu freuen

das neue Lied von Krawalli wird nur am Samstag um 21:00 Uhr aufgeführt, sollte das jedoch nicht zutreffen, dann trifft es ausnahmsweise einmal nicht zu

uns geht die Tinte aus, also tut einfach das, was euch gesagt wird

Gohrlack war wenig beeindruckt und zuckte mit den Achseln, bevor er sich wieder auf die Suche nach vertrauenswürdigen Personen begab.

In einer Ecke saß ein alter Mann, der gerade eine Geschichte darüber erzählte, wie er seine Frau mit einer Topfpflanze behindert geschlagen hätte.

Das wahrhaftig Interessante daran war, dass niemand dabei war, der ihm Beachtung schenkte, und das in geradezu faszinierender Weise.

Gohrlack kam näher und inspizierte den alten Herrn:   ihm fehlten einige Zähne und er war bärtig und, von seinem Gerede her, sehr weise.

    „Verrate mir eine Weisheit, oh alter, schwarzer Einstein!“, eine äußerst geschickte Ansprache, mit der Gohrlack ihm da begegnete und das insbesondere deshalb, da Gohrlack nicht einmal so richtig wusste, wer Einstein war, weil dieser ja in unserer Welt seine Existenz geführt hatte. Die einzige Information, die Gohrlack über ihn hatte war, dass er sehr klug gewesen sein musste, so hatte er es zumindest aus einem Physikbuch entnommen, das er von Krüppmann zweimal zum Geburtstag bekommen hatte.

    „Nur weil du in einem Kult bist, bist du noch lange nicht kultiviert, du kleiner Spinner, du!“, zuerst wollte Gohrlack ihm widersprechen, aber dann fiel ihm ein, dass er theoretisch Recht hatte.

    „Du sagst es, mein Guter. Wissen Sie, was ein Mann in meiner Situation tun könnte?“, fragte Gohrlack ihn.

    „Ein Opfer?“

    „Ja.“

    „Nein.“

    „Und ein Vater der seinen Sohn verloren hat, indem dieser von Nula einen, boxerisch sehr beeindruckenden Schlag abbekommen hat?“

Es herrschte eine Weile lang Stille.

    „Wenn du mir den Deckel deines Weizenjuices geben kannst, dann ja.“

Gohrlack gab ihm den Deckel und wartete darauf, was als nächstes geschah. Ein Schrei, der einem den Sauerstoffjuice in den Adern gefrieren ließ, ertönte aus dem Hals des alten Mannes. Dieser verschluckte danach den Deckel.

    „Ouze, geht es Ihnen gut?“, viel mehr konnte Gohrlack daraufhin nicht sagen.

    „Ja, es ist nur so, dass sich mein Sohn an so einem Deckel verschluckte, und anschließend das Zeitliche segnete.“

    „Und das tun sie jetzt aus Rache, nehme ich an?“

    „Nein, ich will der Welt nur zeigen, dass ich krasser bin als er es war“.

 Es herrschte eine weitere Weile Stille; diese Weile war nicht ganz so lang wie die Letzte, also war es vermutlich eher nur eine ¾ Weile, was einen Authoren wie mich immer zu einem Grad deprimiert, den sich Menschen wie eures Gleichen nicht vorstellen können.

    „Nun denn, wollten Sie mir nicht einen Rat geben, damit ich meinen Sohn wiederfinden kann?“, fragte Gohrlack dann letztendlich.

    „Ja, und die Betonung liegt hierbei auf dem Wort wollte“, der alte Knacker lächelte Gohrlack heimtückisch an, und dieser war währenddessen nur darüber verwirrt, dass eine so plötzliche Feindseligkeit entstanden war.

Gohrlack dachte eine Weile darüber nach, was hier geschehen sein könnte. Zwar wusste er, dass solche alten Typen oft Stimmungsschwankungen vernahmen aber es schien ihm hierbei doch eher so, als sei es ein geplanter Angriff auf Gohrlacks Stimmung und Zeit gewesen, den der Mann ausgeführt hatte.

Er kam zu der logischen Schlussfolgerung, dass ein Mann, der mit Kulten zu tun hatte oder zumindest einige Weisheiten über sie besaß, seinen Sohn an so einen lächerlichen Tod verlor und vor allen Dingen alt war, nichts Gutes im Schilde führen konnte.

    „Deine Gedanken sind diskriminierend, mein Bursche!“, die Stimme des alten Sackes erklang erneut.

    „Ye, das tut mir leid.“

    „Schon gut, es ist ja nicht so, als hättest du Unrecht.“

Gohrlack war nun verärgert, da er seinen Unmut gegen andere Generationen zumindest in seinen Gedanken behielt, um sich selber das Leben amüsanter zu gestalten, aber dieser Mann sprach seinen nicht nur aus, sondern schien zudem auch noch tatsächlich respektlos gegenüber seiner eigenen Altersgruppe veranlagt zu sein.

Er tat also das einzig Richtige, aber trotzdem vergleichsweise Dumme, was man in seiner Situation tun konnte.

    „Schlouge!“

Als dieses Wort Gohrlacks Mund verließ verstummte jegliche Musik, jegliche Unterhaltung und jedes andere Geräusch kurzzeitig darauf auch.

    „Du legst es also wirklich darauf an, hm?“, fragte der alte Herr und stand auf. Er war wesentlich muskulöser, als es zuvor aufgefallen war, weshalb Gohrlack einen Schritt zurück tätigte.

    „Ultimative Degeneration!“, brüllte der alte Mann und schoss mit einem Zauberstab, der sich in seiner Hand materialisiert hatte. Er verfehlte Gohrlack in einem 80° Winkel.

 Sein Zauberstrahl traf eine junge Kellnerin, die in der Nähe stand. Leiderfülltes Geschreie ertönte laut und die einst so schöne Kellnerin entwickelte sich in ihrer physischen Form zurück.

Nach 10 Sekunden voller Veränderung ihrer Molekularstruktur und daraus resultierenden angewiderten, verängstigten und/oder traurigen Gesichtern lag nun an der Stelle, an der einst die Kellnerin stand, ein Embryo.

Ein kollektives „OUZE!!!“ erklang und Gohrlack hätte schwören können, im Hintergrund die quäkende Stimme von Eko-Smrah gehört zu haben, wie dieser eine Aussage darüber traf, dass der Zauberspruch hätte gestoppt werden müssen, als der Körperbau der Kellnerin grade dem einer Frühgeburt ähnelte.

    „Ich...äh...“, begann der alte Mann nach einiger Zeit.

    „Du hast sie in einen verdammten Fötus verwandelt!!“, schrie ihn jemand an, der aus Mangel an Kreativität hier nicht näher beschrieben werden soll.

 Nun schien ausnahmslos jede Person in diesem Laden auf den alten Mann erbost zu sein. 

Er wollte schon fliehen, stolperte aber und fiel mit der Fresse zuerst auf den Fötus, der da so schön harmonisch lag.

Ekelhafte Röcheln und Schmatzen war zu hören; und dann drehte er sich auf den Rücken.

    „OUUUUUUZEHH“

Wie man hörte, hatte sich der kollektive Schrei nur noch weiter ins Empörte und Angewiderte entwickelt.

    „Du hast es gegessen, du Monster!“

Der alte Mann lag nur da, ohne jegliche Zähne, mit einem mit Sauerstoffjuice befleckten Mund - ich frage mich bis heute, ob es von ihm und seinen ausgeschlagenen Zähnen oder dem Fötus kam - und starrte zu den Leuten um ihn herum hoch.

Es begann eine wuchtige Schlägerei.

Alle, außer Gohrlack und Eko-Smrah, traten und prügelten anderweitig auf den alten Kerl ein, der selbst allerdings auch versuchte möglichst gut auszuteilen und durch seinen guten, starken Körper auch ganz gut zu überleben schien.

Gohrlack schlich sich währenddessen davon, als wäre nichts gewesen.

Er war nun wieder auf der alten Landstraße, Sanden, und ging in die Richtung, in die, seiner Meinung nach, Thimthim geflogen war.

Er hatte zwar keinen Rat über seine Lage von dem alten Mann erhalten, aber sein Horizont wurde trotzdem erweitert, denn nun wusste er, dass Magie verdammt nochmal gruselig sein konnte und auch, dass er sich recht glücklich schätzen konnte, noch nie eine Frau geschwängert zu haben, denn nach diesem Erlebnis wollte er so wenig wie möglich mit dem Kreislauf des Lebens zu tun haben.

3 - Tomaten-Rot

Gohrlack wurde langsam müde, zudem war es nun bereits 2 Uhr morgens. Und so kam es, dass er sich in einen Strauch schmiss, nachdem er ein weiteres Stückchen gelaufen war, und in diesem einpennte.

Selig in seinen Träumen angekommen, geschahen ihm tolle Dinge: Er trat kleine, blaue, schottisch wirkende Männer vom Rand einer Scheibe, dann vom Rücken eines Elefanten, dann vom Panzer einer Schildkröte.

Dieser Traum war wahrlich von einer anderen Welt.

    Gohrlack erwachte zu den Worten: „Kaufen Sie mir doch bitte eine frische, deliziöse, wahrhaftig weltverändernde Tomate ab, um diese Welt mit gutem Gewissen zu verlassen, und zwar mit dem Gewissen, die weltbesten Tomaten gekostet zu haben.“

    Als er hinüberblickte, um die 2 Meter von sich entfernt, entdeckte er einen schwarzhaarigen Mann mit Schnurrbart, Strohhut und einem feinen Anzug, der Tomaten aus einem Holzwagen verkaufte, und dabei absolut swajjulös wirkte. 

Kein Zweifel bestand mehr, es war der einzig wahre, grade zu legendäre Fossetus:

Herr der Tomaten.

Über Fossetus wusste man nicht viel.

Er war einfach nur ein Mann, der Tomaten verkaufte, beschützte, und zu alledem unglaublich charismatisch war. Jeder mochte ihn, und er schien jeden zu mögen, der seinen Tomaten nicht schadete.  Wo genau diese herkamen, tja, dass wusste man genau so wenig wie was genau der Sinn von Hosen mit bereits eingeschneiderten Löchern ist.

    Gohrlack stand auf und begrüßte Fossetus, während dieser so einige Kunden, die es aus irgendeinem Grund hierher verschlagen hatte, bediente.

    „Seien Sie gegrüßt, mein guter Mann!“, sagte Fossetus als Antwort auf Gohrlacks simples „Hallo.“

    Gohrlack fragte ihn, warum Fossetus ausgerechnet hier seine Tomaten verkaufen würde, da dieser Teil von Sanden doch eigentlich größtenteils unbewandert war.  Das machte er daran fest, dass er noch alles bei sich trug, womit er hier ankam und ihm nichts gestohlen worden war.

    „Nun, sehen Sie, mein Bester, Sie haben sich vor einigen Stunden hier zur Ruhe gelegt, in diesem Strauch dort drüben“, er deutete in die Richtung, in der der Strauch zu ihm stand, in dem Gohrlack letzte Nacht kollabiert war, „Und in genau diesem Strauch lebt seit Jahren eine süße Hoppel-Häschen-Familie, welche ich mehrmals im Jahr füttere, weil ich so gutherzig bin. Sie haben sich mit ihrem doch recht adipösen Leib auf ihnen platziert, und sie, meiner Annahme nach, getötet. Ich mag diese Tiere, wirklich, sie lagen mir sehr am Herzen, weshalb ich sie ordentlich begraben möchte, auf anständige Art und Weise. Sie haben die Häschen allerdings erlegt, weshalb Ihnen ihr Besitz gebührt. Ich hatte gehofft, ich könne sie Ihnen im Tausch gegen einen 20er Tomatenkorb erwerben, um sie zu begraben. Da ich Sie allerdings nicht wecken wollte, in ihrem engelsgleichen Schlaf, das wäre nämlich unhöflich, habe ich die letzten 6 Stunden hier gewartet und jedem Reisenden meine wohlschmeckende Ware verkauft.

Aber, wie dem noch sei, was sagen Sie zu meinem Angebot?“

Bevor Gohrlack begeistert zustimmen konnte, vernahm er eine Frauenstimme, die den Satz

   „He, du da, Fettsack mit dem schwarzhaarigen Zopf!“, sprach.

Diese Beschreibung passte zu Gohrlack einigermaßen, und so drehte er sich in die Richtung, aus der die Stimme kam.

    „Wat du wollen?“, fragte er, leicht verdutzt.

Eine junge Frau kam angelaufen, sie sah vergleichsweise normal aus, was kein gutes Zeichen sein konnte.

    „Du abgefucktes Stück! Weißt du, ob sich hier in der Nähe Brehlo Bretel oder Krüppmann aufhalten?“, brüllte die Frau und Gohrlack schreckte etwas in sich zusammen.

Fossetus warf nur einige fiese Blicke rüber, was recht untypisch für ihn war.

    „Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, wer Brehlo Bretel ist aber da er einen Nachnamen hat, gehe ich davon aus, dass er ziemlich respektiert sein muss“, antwortete Gohrlack, ein wenig verdutzt.

    „Alt, groß, Zauberer, bärtig, dumm“, begann die Frau, seine Eigenschaften aufzuzählen.

   „Also, alles außer dumm trifft auf eine Person, die ich erst gestern gesehen habe zu, würde ich behaupten“, sagte Gohrlack sich an die offensichtlichen Geschehnisse erinnernd.

    „Hat er von Kulten, oder Topfpflanzen erzählt?“

    „Ja, von beidem.“

Gohrlack bekam einen Tieftritt, und einen Kinnhaken zeitgleich versetzt, und fiel mit einem „Ouze“ zu Boden.  Er verstand nicht recht.

    „Arbeitest du für ihn?“, brüllte ihm die Frau entgegen. Gohrlack kauerte am Boden und versuchte ihr panisch zu erklären, was seine Beziehung zu Brehlo Bretel war, doch die Frau schien sich immer mehr aufzuregen. Schließlich zog die junge Frau eine lange Metallstange aus ihrem Hosenbein und stach Gohrlack damit immer wieder in die Seite.

    „Meine Dame, ich bitte Sie“, Fossetus‘ Stimme ertönte, „Dieser Mann wollte grade einen Handel mit mir abschließen, wären Sie doch bitte so freundlich und lassen Sie ihn diese Transaktion noch vollbringen und beruhigen Sie sich außerdem. Es ist schon kurios genug, dass Sie ausgerechnet die zwei Individuen genannt haben, die Sie genannt haben aber darauf folgend unzivilisiertes Benehmen an den Tag zu legen macht Sie nur noch weniger vertrauenswürdig und zu einer potentiellen Gefahr.“

Mit leicht geschockter Miene musterte ihn die Frau und schien nachzudenken.

    „Ich glaube, ja, ich bin mir sogar sicher, dass es mit Ihnen keine Probleme gibt. Außerdem wurde ich schon lange nicht mehr so freundlich um etwas gebeten also werde ich natürlich ihre Bitte befolgen“, antwortete sie, offensichtlich geschmeichelt.

Dann wandte sie sich wieder Gohrlack zu, der sich in der Zwischenzeit wieder auf die Beine begeben hatte und blickte gemein.

    „Dann mach mal, was du da machen wolltest, dicker Bursch. Ich werde dich danach weiter befragen“, sagte sie ihm.

Gohrlack sagte, er würde den Handel mit Fossetus nur abschließen, sollte sich die Frau wieder etwas beruhigen. Somit gerieten sie alle in eine verzwickte Situation, da ein Fehlschlag des Handels darin resultieren würde, dass Fossetus die Hoppel-Häschen-Familie nicht beerdigen konnte, wodurch er dann einen Grund gehabt hätte, auf die Dame sauer zu sein, was kein vernünftiger Mensch wollen würde, da jeder Fossetus liebte.

Fossetus meldete sich zuerst zu Wort und sagte:

    „Nun ja, gewiss würden Sie an nichts verlieren, sollten Sie Ihren Puls und Ihre Stimme ein kleines bisschen senken, meine Dame, also tun Sie uns allen einen Gefallen.“

Seufzend gab die Frau nach und fragte Gohrlack wesentlich freundlicher, ob er ihr etwas mehr über seine Erfahrungen mit den beiden Männern geben könnte. Sie gerieten ins Reden, nachdem Gohrlack seinen Handel abgeschlossen hatte, und schienen sich sogar gut zu verstehen.

    Gohrlack erfuhr, dass die Frau eine Beauftragte von, ihrem angeblich großen Idol, Lyndidah und wegen ungeklärten Angelegenheiten auf der Suche nach Krüppmann und Brehlo Bretel sei.  Gohrlack hätte eigentlich zugeben müssen, schon einmal von einer Frau dieses Namens gehört zu haben, aber da er das nur aufgrund von Krüppmanns Erzählungen tat, den er bereits erwähnt hatte und von dem er das Gefühl hatte, dass er einen ganz besonders schlechten Ruf bei Lyndidah hatte, weswegen er seine Beziehung zu diesem als sein Nachbar verschweigen wollte, konnte er es nicht zugeben.

    Nichtsdestotrotz schien sie dezent suspekt gegenüber Gohrlack zu sein, da er von Brehlo Bretel und Krüppmann wusste und sich außerdem an diesem Tage in einer Interaktion mit Fossetus befunden hatte.

Alle diese Männer erschienen ihr als problematisch, anhand der Geschichten, die sie in ihrem Leben bis jetzt über sie gehört hatte.

    „Ich bin mir jetzt ehrlich gesagt extrem unsicher, wie ich fortfahren soll, weißt du?“, sagte sie zu Gohrlack, „Ich meine, ich kann dich ja jetzt kaum als Geisel nehmen, weil du nie gesagt hast, dass du dich mit einem von ihnen verstündest, aber dennoch will ich dich nicht einfach so gehen lassen.“

Gohrlack brachte sein privates Totschlagargument an:

    „Aber ich muss meinen Sohn retten!“

Das Argument wirkte, das konnte man schon am Blick der Frau erkennen, dennoch blieb sie hartnäckig. Sie sagte:  „Dann werde ich dich halt begleiten und aufpassen, dass du auch ja nicht mit Brehlo Bretel oder Krüppmann etwas zu tun hast“, worauf Gohrlack antwortete: „Aber ich habe doch bereits erwähnt, dass ich Brehlo Bretel hier in der Nähe zuletzt gesehen habe, also such doch einfach hier so in der Gegend.“

Die Frau machte den Mund auf, als wolle sie antworten, doch ihr fiel keine Antwort ein und deshalb verharrte sie ein paar Sekunden auf diese Art. Endlich sagte sie dann:  „Jetzt recht es aber mit dem diskutieren, du Ouzesohn wirst dich mir jetzt fügen.“

Gohrlack wollte wiederholen, warum er das nicht konnte aber die Dame zog eine Metallstange aus ihrer Hose, die Gohrlack zuvor noch nicht bemerkt hatte, und richtete sie bedrohlich auf sein Gesicht. Gohrlack lehnte Gewalt im Allgemeinen ab, primär, da er nicht sonderlich gut darin war sie auszuüben, aber in diesem Fall fühlte er sich dazu veranlasst, ein kleines bisschen davon anzuwenden, da ihm andere Möglichkeiten als wenig aussichtsreich erschienen.

Er stieß also mit der flachen Hand gegen das auf ihn gerichtete Ende der Stange, wodurch das andere Ende, das der Frau ins Gesicht gerichtet war, dem Weib in den Mund stieß, was besonders effektiv war, da sie mit den Zähnen knirschte.

Direkt nachdem er dies getan hatte, versuchte Gohrlack zu flüchten und sich hinter Fossetus zu verstecken, welcher im Moment das Grab für die Hoppel-Häschen-Familie präparierte.

Sein Gewicht, seine Unsportlichkeit und auch sein Tomatenkorb, von dessen Inhalt er bis jetzt noch nicht in den Genuss gekommen war, verlangsamten ihn. So kam es, dass er relativ nah an Fossetus stolperte, aber trotzdem nicht von diesem bemerkt wurde.

Die Frau holte in der Zeit auf.

Sie versuchte nach Gohrlack zu treten, als dieser aufstehen wollte, traf dabei aber nur sein Hemd, das bereits von Körperlicher-Anstrengungs- bzw. Fette-Leute- bzw. Heißes-Wetter-Juice durchsogen war und sie zum Ausrutschen brachte. 

Voll auf Gohrlack drauf.

Gohrlack rangelte eine Weile mit ihr, und steckte dabei, aufgrund seiner minderen Stärke, ziemlich viel ein. Schließlich rappelte sie sich auf und stand nun bedrohlich über Gohrlack, die Metallstange wieder auf ihn gerichtet. Dieses Mal konnte er die Inschrift ‚Lil Lynd‘ gut erkennen.

Gohrlack bemerkte, dass Fossetus sie beide nun im Blick hatte und brüllte: 

    „Sie hat auf einen Stein gebissen, umso zu tun, als sei eine Ihrer Tomaten zu hart zum Verzehr, um Sie dann zu verklagen!“

Eine raffinierte Improvisation, die Gohrlack an den Tag legte, denn in dieser Welt waren Versicherungen eine sehr heikle Angelegenheit, wie sich auch später noch zeigen wird. Fossetus blickte die Frau fies an und fragte in einer ungewöhnlich tiefen Stimme:

    „Ist die Aussage dieses Mannes wahrheitsgemäß?“, wobei er ihre erhobene Stange ergriff, um sie vom Angriff abzuhalten.

Verdutzt und wütend drehte sie sich um und zickte ihn an, er solle sich da raushalten. Aber Fossetus, da er nun mal Fossetus war, zögerte in diesem Fall nicht, der jungen Frau den Garaus zu machen, da er aufgrund der Zwielichtigkeit der Frau, Gohrlack Glauben schenkte.

Es dauerte keine 3 Sekunden, da hatte er bereits seine komplette alte abgegriffene Schrotflinte in ihren Unterleib entleert, der danach kaum noch existent war. Alle standen einige Sekunden verdutzt da.

Gohrlack war voller Sauerstoffjuice, angewidert von dem, was er grade sehen musste, die Frau atmete ihre letzten Atemzüge und wusste, dass ihr Leben beinahe vorbei war und Fossetus schien immer wieder über seine eigenen plötzlichen, und vor allen Dingen übertriebenen, Gewalttaten verwundert zu sein. Plötzlich ergriff die junge Frau ihr Mobiltelephon und tätigte einen letzten Anruf. Sie versuchte zu erzählen, dass Fossetus nun offiziell auch ein Feind von ‚ihnen‘ sei und sie auch ihn stoppen müssten.

Da sie den Lautsprecher anhatte, hörte Gohrlack die Reaktionen der Personen, mit denen sie gerade am telefonieren war.  Eine brachte die eigentliche Reaktion der anderen Mädchen auf den Punkt: „Hä? Was? Rede doch einmal anständig, Mädel. Wir kennen dich eher als vulgär und weniger als jemand die so klingt als versuche sie ohne Zähne zu reden.“ 

Daraufhin lachten alle anderen herzlichst, nur die Sterbende nicht. Sie wurde wütend und geiferte aber schien nichts verständlich zu erklären, da ging ihr die Batterie aus. Mit einem traurigen Stöhnen fiel die Frau daraufhin auf oder eher über Gohrlack. Sein Kopf war nun da, wo für gewöhnlich ihre privateren Stellen sein müssten.

Er blickte noch eine Weile in den Himmel.

Fossetus war schon lange weg, als Gohrlack endlich aufstand, und kompensiert hatte, was ihm gerade widerfahren war.

Er war nun ein noch größerer Fan von Fossetus geworden, schließlich hatte er ihm nun nicht nur metaphorisch, sondern auch direkt das Leben gerettet.

4 - Von Lieferservices und Klopapier

 Gohrlack war nun also wieder auf seiner Reise und machte tatsächlich Fortschritte, was ihn doch im großen Maße überraschte. Aber er hatte seine Ausrüstung ja nun auch verbessert, mit einer Metallstange als Gehstock und einem Korb voller leckerer Tomaten. Er lief jedoch in Bälde in ein Problem, das er hätte kommen sehen müssen, denn Gohrlack war ein Vielfraß, was auch der Grund für Thimthims Lauchigkeit war. Und zwar aß er dermaßen gerne und viel, dass für den Ärmsten meist nur wenig übrigblieb.

Da halfen ihm jetzt auch 20 köstliche Fossetus-Tomaten nicht für lange.