9,99 €
Mein ganzes Leben lang war ich für meine Eltern nichts als eine Enttäuschung. Ich weiß, dass ich niemals ihren Maßstab an Perfektion erreichen werde, vor allem, da ich kurz davor stehe, die gleiche Prüfung zum zweiten Mal zu verhauen. Es scheint, als wäre ich zum Scheitern verurteilt, bis mein Professor mir von einem perfekten Nachhilfelehrer erzählt.
Cree Madison ist der Starspieler des Hockeyteams und auf dem besten Weg zur NHL-Superstar-Karriere. Er ist meine letzte Hoffnung, die Prüfung zu bestehen und ich bin bereit, fast alles zu tun, um seine Hilfe zu bekommen.
Doch als wir uns treffen, fangen die Dinge an außer Kontrolle zu geraten und nichts läuft wie geplant ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 348
Veröffentlichungsjahr: 2025
Liebe Leserin, lieber Leser,
Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.
Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.
Wir wünschen viel Vergnügen.
Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team
Mein ganzes Leben lang war ich für meine Eltern nichts als eine Enttäuschung. Ich weiß, dass ich niemals ihren Maßstab an Perfektion erreichen werde, vor allem, da ich kurz davor stehe, die gleiche Prüfung zum zweiten Mal zu verhauen. Es scheint, als wäre ich zum Scheitern verurteilt, bis mein Professor mir von einem perfekten Nachhilfelehrer erzählt.
Cree Madison ist der Starspieler des Hockeyteams und auf dem besten Weg zur NHL-Superstar-Karriere. Er ist meine letzte Hoffnung, die Prüfung zu bestehen und ich bin bereit, fast alles zu tun, um seine Hilfe zu bekommen.
Doch als wir uns treffen, fangen die Dinge an außer Kontrolle zu geraten und nichts läuft wie geplant ...
Micalea Smeltzer lebt mit ihren beiden Hunden Ollie und Remy in Nord-Virginia. Wenn sie nicht gerade Bücher schreibt, liebt sie es, sich selbst in einem spannenden Buch zu vergraben.
Als Empfängerin einer Nierentransplantation setzt sie sich dafür ein, das Bewusstsein für die Auswirkungen von Nierenerkrankungen, Dialyse und Transplantation zu schärfen und die Menschen über Lebendspenden aufzuklären.
Einmal im Monat informieren wir Sie über
die besten Neuerscheinungen aus unserem vielfältigen ProgrammLesungen und Veranstaltungen rund um unsere BücherNeuigkeiten über unsere AutorenVideos, Lese- und Hörprobenattraktive Gewinnspiele, Aktionen und vieles mehrFolgen Sie uns auf Facebook, um stets aktuelle Informationen über uns und unsere Autoren zu erhalten:
https://www.facebook.com/aufbau.verlag
Registrieren Sie sich jetzt unter:
http://www.aufbau-verlage.de/newsletter
Unter allen Neu-Anmeldungen verlosen wir
jeden Monat ein Novitäten-Buchpaket!
Micalea Smeltzer
Good Guys Don't Lie
College Sports Romance
Aus dem Englischen von J. Evers
Cover
Titel
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Titelinformationen
Grußwort
Informationen zum Buch
Newsletter
Prolog — Cree
Kapitel Eins — Cree
Kapitel Zwei — Ophelia
Kapitel Drei — Cree
Kapitel Vier — Ophelia
Kapitel Fünf — Cree
Kapitel Sechs — Ophelia
Kapitel Sieben — Cree
Kapitel Acht — Ophelia
Kapitel Neun — Cree
Kapitel Zehn — Ophelia
Kapitel Elf — Cree
Kapitel Zwölf — Ophelia
Kapitel Dreizehn — Cree
Kapitel Vierzehn — Ophelia
Kapitel Fünfzehn — Cree
Kapitel Sechszehn — Ophelia
Kapitel Siebzehn — Cree
Kapitel Achtzehn — Ophelia
Kapitel Neunzehn — Cree
Kapitel Zwanzig — Ophelia
Kapitel Einundzwanzig — Cree
Kapitel Zweiundzwanzig — Ophelia
Kapitel Dreiundzwanzig — Cree
Kapitel Vierundzwanzig — Ophelia
Kapitel Fünfundzwanzig — Cree
Kapitel Sechsundzwanzig — Ophelia
Kapitel Siebenundzwanzig — Cree
Kapitel Achtundzwanzig — Ophelia
Kapitel Neunundzwanzig — Cree
Kapitel Dreißig — Ophelia
Kapitel Einunddreißig — Cree
Kapitel Zweiunddreißig — Ophelia
Epilog — Ophelia
Danksagung
Impressum
Lust auf more?
Cree
Vor einem Jahr
Die Flammen des Lagerfeuers schlagen hoch, der Geruch von Rauch, Alkohol und Schweiß liegt in der Luft. Ich hänge hier schon seit ungefähr einer Stunde herum, habe mir aber gerade erst mein zweites Bier geholt. Menschenansammlungen sind definitiv nicht mein Ding. Ich bin eigentlich nur hergekommen, weil ich weiß, dass meine Freunde mir sonst die Hölle heiß machen. Dabei kann ich doch nichts dafür, dass ich nun mal kein geselliger Mensch bin.
»Ich mache einen Spaziergang«, schreie ich irgendwann über die dröhnende Musik hinweg.
Mein Freund Daire sieht mich mit glasigen Augen an. Als der Joint herumgereicht wurde, habe ich verzichtet, aber die meisten in der Runde haben zugegriffen. »Einen was, Mann?«
»Ich gehe spazieren.«
»Das hier ist ’ne Party.« Er breitet die Arme aus. »Wer geht denn bei ’ner Party spazieren?«
»Ich.« Ich stehe von dem Baumstumpf auf, auf dem ich gesessen habe. »Bis später. Mach keinen Scheiß.«
»Ich?« Er zeigt auf sich selbst und grinst dümmlich. »Niemals.«
Ich klopfe ihm auf die Schulter und gehe los, ohne zu wissen, wohin. Auf dem Weg werfe ich mein leeres Bier in einen Müllsack. Die Uni drückt ein Auge zu und gibt das alte Football-Feld für Partys frei, wenn wir hinterher aufräumen.
Ich schiebe die Hände in die Taschen und richte den Blick auf meine Füße, die in abgetragenen orangen Vans stecken. Wenn ich den Kopf gesenkt halte, ist die Chance geringer, dass mich jemand anspricht. Es hat zwar so seine Vorteile, zu den populären Leuten zu gehören, aber mir ist es fast immer schlicht zu viel.
Sicher wären die meisten Leute an der Uni ziemlich überrascht, wenn sie wüssten, wie sehr soziale Situationen mich stressen. Besonders, weil ich erfolgreich in der Hockeymannschaft bin und kein Problem damit habe, auf dem Eis im Team zu spielen und nach den Spielen Interviews zu geben. Aber das bewertet mein Gehirn irgendwie anders als eine stinknormale Party.
Als ich aufschaue, wird mein Blick von einem großen, schlanken Mädchen angezogen, das sich neben einem Baum zur Musik wiegt. Sie hat einen Pappbecher in der Hand und ihr langes rotes Haar reicht ihr bis zur Mitte des Rückens. Sie ist auf eine besondere Art schön. Fast schwerelos bewegt sie sich zu dem Song Electric Love von BØRNS, aber etwas in ihren Augen verrät mir, dass sie sich hier genauso unwohl fühlt wie ich.
Ich kann nicht anders, als auf sie zuzugehen.
»Hey.«
Sie beißt sich auf die Lippe und streicht sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Hi.«
»Tut mir leid, wenn ich störe«, beginne ich und wippe auf den Fersen. »Es ist nur … Du siehst so fehl am Platz aus, wie ich mich fühle.«
Sie lacht auf eine liebenswert unbeholfene Art. »Ist das so offensichtlich?«
»Ja.« Ich grinse und sie lächelt zurück. »Wie heißt du?«
In ihren grünen Augen spiegelt sich der Schein des Lagerfeuers. »Ich verrate Fremden meinen Namen nicht.«
Ich nicke und versuche, ernst zu bleiben. »Na gut. Wie wäre es dann mit einem falschen Namen?«
Sie denkt einen Moment über meinen Vorschlag nach.
»Daisy«, sagt sie schließlich. »Du kannst mich Daisy Buchanan nennen.«
Mein Herz setzt einen Schlag aus. Mein Hauptfach ist Englisch und ich lese leidenschaftlich gern. Und The Great Gatsby hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen, seit ich den Roman in der Highschool gelesen habe. Jedes Jahr zu Weihnachten lese ich ihn noch einmal. Dass dieses Mädchen hier eine der Hauptfiguren aus dem Buch erwähnt, macht etwas mit mir.
»Gatsby-Fan?«
Ihre Wangen werden rot. »Vielleicht.«
Ich halte ihr die Hand hin und verbeuge mich elegant. »Dann bin ich Jay. Jay Gatsby.«
»Schlechte Wahl«, raunt sie. »Er stirbt am Ende.« Sie legt langsam ihre Hand in meine und ich führe sie an meine Lippen.
»Das ist es wert, wenn ich dafür ein hübsches Mädchen wie dich bekomme.«
Sie wirft den Kopf in den Nacken und lacht schallend.
Ich habe noch nie jemanden auf den ersten Blick begehrt, aber dieses Mädchen … Ich bin völlig hingerissen.
»Du bist wohl ein verkappter Romantiker, was?«, gluckst sie.
»Ich kann nicht gut mit Frauen.«
Sie mustert mich von oben bis unten. »Das bezweifle ich.«
»Warum?«
»Weil du heiß bist.«
Ich versuche, nicht zu grinsen, auch wenn es schwerfällt. »Du findest mich heiß?«
Sie kräuselt nachdenklich ihre süße sommersprossige Nase. Dann strafft sie entschlossen die Schultern.
»Klar, warum nicht?« Sie kippt den Inhalt ihres Bechers ins Gras und wirft ihn weg.
Als ich ihr meine Hand erneut hinhalte, zögert sie eine Sekunde, bevor sie sie nimmt. Ihre Hand ist kühl und im Vergleich zu meiner winzig und die Haut mehrere Schattierungen heller.
»So bin ich eigentlich nicht«, erklärt sie.
»Ich auch nicht.«
Nicht, dass ich noch nie spontanen Sex gehabt hätte, das wäre gelogen, aber im Unterschied zu meinen Freunden nur selten und meistens erst nach ein oder zwei Dates. Wahrscheinlich liegt das daran, dass ich mit Eltern aufgewachsen bin, die sich wirklich lieben. Ich kann nicht anders, als nach der wahren Liebe zu suchen.
Wir kommen zu meinem grün lackierten Ford Bronco, ein Geschenk von meinem Grandpa.
»Daisy« zieht erstaunt die Augenbrauen hoch.
»So einen habe ich mir immer gewünscht. Aber meine Eltern würden mir nie einen Oldtimer erlauben, erst recht nicht, wenn es kein Mercedes ist.«
Ich zucke mit den Schultern. »Mercedes ist überbewertet.«
»Sag ihnen das.«
»Mercedes oder deinen Eltern?«
Sie lächelt über meinen Scherz. »Beiden.«
Ich halte ihre Hand immer noch ganz fest, als ich ihr in den Wagen helfe. Sie sieht sich neugierig den Innenbereich an, offensichtlich ist ihre Begeisterung für den Bronco echt.
»Wie kommt’s, dass du dich für Autos interessierst?«, frage ich, bevor ich die Tür schließe.
»Durch meinen Bruder. Autos sind sein Ding. Hast du auch Geschwister?«
»Eine Schwester.«
»Jünger oder älter?«
»Jünger. Sie will nächstes Jahr hier anfangen.«
»Stört dich das?«
»Nö. Ich hab sie gern. Sie ist cool.«
Ich gehe hinüber zur Fahrerseite und steige ein. Als ich den Schlüssel ins Zündschloss stecke, hält »Daisy« den Atem an und lauscht mit geschlossenen Augen, wie der Motor anspringt.
»Also, Jay«, fängt sie an, während ich aus der Parklücke fahre, »wenn du das hier nicht oft machst, was genau denkst du denn nun zu tun?«
Ich lache. »Was immer du willst.«
Wir fahren eine Weile mit heruntergelassenen Fenstern herum. Ihre Haare wehen im Fahrtwind und in ihren Augen ist ein friedlicher Blick, der vorher nicht da war. In unserem Schweigen liegt eine Ruhe, als würden wir uns schon ewig kennen.
»Fahr hier rein.« Ihre Stimme durchbricht die Stille und sie deutet auf die Abzweigung zu einem nahegelegenen See. Ich war schon einmal dort. Der See ist nicht groß, aber hübsch anzusehen.
Die Reifen knirschen auf dem Schotter, als ich parke.
Daisy springt aus dem Wagen und ich folge ihr zum Ufer.
»Was machst du da?«
Sie lächelt verschmitzt und knöpft ihre Jeans-Shorts auf. »Ich lebe, Gatsby. Willst du mitmachen?«
Ich antworte nicht, jedenfalls nicht mit Worten. Ich hake meine Daumen hinten in mein Shirt, ziehe es aus und lasse es auf den Boden fallen. Daisy ist bereits bis auf ihren BH und ihr Höschen ausgezogen und auf dem Weg zum See. Sie gibt einen kleinen Schrei von sich, als das Wasser ihre Zehen berührt, aber geht weiter und schaut mich über ihre Schulter hinweg an.
Ich erinnere mich, wie mein Dad mir mal sagte, dass er wusste, dass meine Mutter für ihn bestimmt war, als er sie zum ersten Mal traf – als hätte jede einzelne Körperzelle sie als seine zweite Hälfte erkannt – und dass es mir sicher einmal genauso gehen würde.
Ich habe mir immer die perfekte Liebe gewünscht, wie ich sie als Kind gesehen habe, aber ich habe den Worten meines Vaters nie wirklich geglaubt.
Jedenfalls bis jetzt nicht.
Nur mit meinen Boxershorts bekleidet folge ich »Daisy« ins Wasser. Ich bin ziemlich sicher, dass mein Schwanz schrumpft, sobald das kalte Wasser meine Haut berührt, aber ich gehe weiter. Sie kommt zu mir herübergeschwommen und schlingt die Arme um meine Schultern und die Beine um meine Hüften.
»Hi.« Wasser hat sich in ihren Wimpern verfangen.
»Hi«, sage ich zurück und wir grinsen uns beide entrückt an.
Sie macht den ersten Schritt. Sobald sich unsere Lippen berühren, verliere ich mich in ihr.
Jemand Neues zu küssen, kann seltsam sein, aber nicht bei ihr. Es ist so, als wären wir dazu geboren, einander zu küssen. Wir wissen jeden Moment, was der andere tun wird, und reagieren entsprechend. Sie kratzt mir mit ihren langen Nägeln über die Schultern, während ich ihre Hüften noch fester packe. Als sie mir in den Mund stöhnt, habe ich das Gefühl, den Verstand zu verlieren.
»Sag mir deinen richtigen Namen«, flehe ich.
»Nein.« Sie kichert. »So macht es mehr Spaß. Ich kann sein, wer immer ich will.«
»Willst du mich absichtlich quälen?«
Ihre Augen blitzen amüsiert auf. »Vielleicht.«
Ich schüttle den Kopf, aber sie stoppt mich, indem sie mir die Hände auf die Wangen legt. Sie küsst mich wieder und beißt mir in die Unterlippe.
Ich habe keine Ahnung, wie lange wir im Wasser rummachen, weil ich jedes Zeitgefühl verliere. Als wir eng umschlungen aus dem See wanken und zurück zum Auto gehen, weiß ich, dass ich mehr als eine Nacht mit diesem Mädchen will.
Sie küsst mich tief und leidenschaftlich. Fast so, als wollte sie sich selbst etwas beweisen. Sanft schiebe ich sie zurück.
»Bist du sicher, dass du das hier willst?« Ich will ganz bestimmt nichts tun, was sie am Morgen bereut.
»So verrückt das auch klingt …« Sie fährt sich mit ihrer rosa Zungenspitze über die Lippen. »… ich war mir noch nie bei irgendwas so sicher.«
Sie klettert auf den Rücksitz, macht ihren BH auf und schlüpft aus ihrem Höschen. Ich folge ihr und bete, dass ich hier drin irgendwo ein Kondom habe.
»Bitte, ich will dich«, fleht sie und legt sich auf den Rücken. Sie fährt sich mit einem Finger über ihren Bauch hinunter zu ihrer Klit. Ihre Nippel sind hart und pink und schreien nach meinem Mund.
»Warte kurz.« Ich lehne mich über den Vordersitz, durchwühle das Handschuhfach und finde glücklicherweise ein Kondom.
Ich ziehe es mir über und bedecke ihren Körper mit meinem. Als ich an der Haut an ihrem Hals knabbere, windet sie sich unter mir und verlangt nach mehr, aber ich will mir Zeit lassen. Ich fahre mit der Zunge um ihre Brustwarzen und nehme sie dann in den Mund. Sie keucht und wölbt ihr Becken.
»Sei nicht so gierig«, schimpfe ich scherzhaft und ihre Wangen erröten.
Meine Lippen wandern an ihrem Körper hinunter zu ihrer Pussy. Sie vergräbt ihre Finger in meinen Haaren und zieht daran, während ich sie mit meinem Mund bearbeite. An der Art, wie sie sich windet, und an ihrem keuchenden Stöhnen erkenne ich, dass sie kurz davor ist.
Als sie der Orgasmus überkommt, schreit sie auf. »Oh mein Gott, ja! Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!« Sie schlägt sich eine Hand vor den Mund, aber ich ziehe sie wieder weg. Unsere Blicke treffen sich.
»Ich will hören, was ich mit dir mache.«
Heftig atmend senkt sie die Wimpern über ihre wunderschönen Augen. Ich begehre sie so sehr.
Und endlich, endlich versenke ich mich in ihr. Wir geben beide ein langgezogenes Stöhnen von uns.
»Fuck, du fühlst dich so gut an«, keuche ich in die Haut an ihrem Hals.
Sie legt ihr Bein um meine Taille und zieht mich noch näher zu sich heran. »Fick mich, als ob es kein Morgen gäbe.«
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ich hebe ihre Hüften an und stoße heftig in sie hinein. Ihr Kopf fällt nach hinten und sie stöhnt laut auf.
»Baby, deine Pussy ist so eng.« Sie kratzt mit ihren langen violetten Nägeln über meine Brust und hinterlässt dort Striemen. Ich ziehe sie in meine Arme und setze sie mir auf den Schoß. »Reite mich.«
Sie zwinkert mir herausfordernd zu und lehnt sich so weit zurück, wie es der beengte Platz in meinem Auto erlaubt. Dann stützt sie sich mit den Händen auf meine Knie und hebt und senkt sich. Ich beuge mich vor und lecke ihre Nippel. Mit einer Hand umfasst sie meinen Hinterkopf, um meine Zunge zu drängen, weiterzumachen.
Ich lege ihr den Arm um den Rücken, verliere völlig die Kontrolle und stoße hart und schnell in sie hinein. Ihre Pussy umschließt meinen Schwanz und ich merke, dass sie so weit ist. Ich bete, dass sie vor mir kommt, und glücklicherweise wird mein Gebet erhört. Sie kreischt auf und ich beiße sie hungrig, während ich selber komme.
Ihr schweißnasser Körper sinkt gegen meinen. Ich halte sie immer noch eng an mich gedrückt. Ich möchte sie nie wieder loslassen.
Sie lehnt sich leicht zurück und schenkt mir ein träges Lächeln. »Gatsby, du weißt wirklich, wie man einem Mädchen das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu sein.«
Ich erwidere ihr Lächeln mit einem Zwinkern. »Ich gebe mein Bestes.«
Wir lachen beide leise, dann lösen wir uns voneinander und ziehen uns wieder an.
»Kannst du mich zum Lagerfeuer zurückbringen?«
»Das ist bestimmt längst vorbei. Soll ich dich zu deinem Wohnheim fahren?«
»Danke, aber ich habe mein Auto dort stehen lassen. Ich würde es lieber heute Abend noch abholen.«
»Na schön.«
Auf dem Weg zurück zum Campus schweigen wir wieder, aber es ist auch jetzt nicht unangenehm. Das Radio spielt leise und »Daisy« – ich kenne immer noch nicht ihren richtigen Namen – schaut sanft lächelnd zum Fenster hinaus. Ihr Haar wirbelt um ihre blassen Schultern.
Es stehen noch ein paar Autos am Spielfeld. »Welcher ist es?«
»Der Mercedes SUV.« Sie zeigt auf einen weißen Wagen.
»Ach ja, deine Eltern sind Mercedes-Fans.« Ich parke neben ihrem Auto.
»So endet also unsere Nacht«, sinniert sie mit einem kleinen Lächeln.
Ich schüttle den Kopf. »Das ist nicht das Ende, Daisy, noch lange nicht.«
Mit einem kleinen Seufzer greift sie nach der Tür. »Du bist ganz schön selbstsicher, Jay.«
»Ich vertraue meinem Bauchgefühl. Das ist etwas anderes.«
»Ja klar.« Sie klettert aus dem Bronco und macht sich auf den Weg zu ihrem eigenen Wagen.
»Sagst du mir deinen richtigen Namen oder nicht?«
Sie hält an und schaut über ihre Schulter hinweg zu mir zurück. Mit ihren roten Locken und der blassen Haut erinnert sie mich ein bisschen an Arielle, die Meerjungfrau. »Wenn du deinem Bauchgefühl so sehr vertraust, warum vertraust du dann nicht darauf, dass du mich wieder finden wirst? Und dann sag ich dir meinen Namen.«
Ich grinse. »Herausforderung angenommen.«
Sie zwinkert mir noch einmal zu. »Viel Glück, Gatsby.«
Cree
»Riechst du das?« Meine kleine Schwester steht neben mir auf dem Bürgersteig und zieht die Luft übertrieben tief in ihre Lungen ein.
Ich sehe sie stirnrunzelnd an. »Die Aussicht auf zu viel Alkohol und sonstige Exzesse?«
Sie reibt sich kichernd die Hände. »Das auch, aber hauptsächlich rieche ich Freiheit. Viel Freiheit.«
»Millie! Was hast du bloß alles hier reingepackt?« Die Stimme unseres Vaters unterbricht uns. Er steht hinter einem Umzugstransporter, der bis oben hin mit ihrem Zeug vollgestopft ist.
Wir haben vor dem Haus geparkt, das meine Eltern gekauft haben, als ich mein Studium an der Aldridge-Uni begonnen habe. Das Haus sieht ein bisschen zu fein aus für eine Wohngegend voller Studierender. Es ist weiß, mit stattlichen weißen Säulen und je einer umlaufenden Veranda im Erdgeschoss und im oberen Stockwerk.
»Dad!« Millie entfernt sich von mir und geht zu ihm hinüber. »Es ist mein erstes Jahr, ich brauche unglaublich viel. Erinnerst du dich, als Cree hier eingezogen ist? Er hatte viel mehr Zeug, weil das ganze Haus noch leer war. Im Vergleich dazu ist das hier praktisch nichts. Du solltest stolz auf mich sein.«
In dem Moment fährt meine Mutter vor. Sie parkt den Wagen auf der Straße und steigt aus, mit frischem Kaffee in der einen Hand und einer großen Papiertüte in der anderen. Sie reicht mir die Tüte und ich hole mir zwei Muffins heraus und verschlinge sie mit wenigen Bissen. Ich sterbe vor Hunger, was bei mir allerdings nichts Besonderes ist.
»Los, helfen wir eurem Vater, ja?« Mit einem Lächeln nimmt sie mir die Tüte wieder ab und reicht sie an Dad und Millie weiter.
Es dauert Stunden, bis wir alles ins Haus geschleppt und Millies Zimmer eingerichtet haben.
Der helle Raum liegt am Ende des Flurs gegenüber von dem Zimmer, in dem ursprünglich mein Freund Murray wohnte. Murray hat die Uni im Sommer abgeschlossen und mein Freund Jude wird nun dort einziehen. Ich habe das Hauptschlafzimmer und daneben ist das von Daire.
Es ist schon spät, als wir endlich fertig sind. Wir bestellen Pizza, weil keiner von uns Lust aufs Kochen hat, ganz zu schweigen davon, einkaufen zu gehen.
Meine Eltern sitzen auf unserem Wohnzimmersofa. Dad hat den Arm um Mom gelegt und streichelt ihre Schulter. Die beiden gehen so liebevoll miteinander um, als wären sie immer noch in den Flitterwochen und nicht schon seit dreißig Jahren zusammen.
»Wie fühlst du dich, Mills?« Meine Mutter beäugt meine Schwester mit hochgezogenen Augenbrauen. Es fällt ihr nicht leicht, ihre Kleine ziehen zu lassen. Ich bin zwar noch kein Vater und auch noch lange nicht so weit, einer zu werden, aber ich kann mir vorstellen, dass es ein seltsames Gefühl sein muss, wenn das jüngste Kind das Nest verlässt.
»Ich bin aufgeregt.« Millie hüpft auf ihrem Sessel auf und ab. »Ich freue mich schon ewig aufs College.«
Meine Mutter schüttelt lachend den Kopf. »Das hier ist kein Ferienlager, Schätzchen. Du musst auch studieren.«
»Und nicht schwanger werden«, fügt mein Vater hinzu.
»Dad!«, schreit Millie und ihre Wangen werden knallrot. »Halt die Klappe!« Sie tut so, als müsse sie würgen.
»Ich sage nur, ich bin zu jung, um Großvater zu werden.«
»Lass Mills in Ruhe«, schimpft Mom und schlägt ihm leicht auf den Bauch. »Zu Cree sagst du sowas auch nicht.«
»Du hast ja recht.« Dad wendet sich nun mir zu und sieht mich ernst an. »Schwängere kein Mädchen.«
Jetzt stöhnen Mom, Millie und ich im Chor.
»Dad, vertrau mir, das wird nicht passieren.«
Im letzten Jahr hatte ich ein einziges Mal Sex. Wahnsinnigen, überirdischen Sex, den ich nie vergessen werde. Aber ich wurde schwer enttäuscht, denn ich habe »Daisy« nie wiedergefunden.
»Genug davon. Ich bin müde und gehe schlafen. Wir müssen morgen früh los.« Meine Mutter steht auf und tippt meinem Vater auf die Schulter.
Ich beginne die Pizzakartons einzusammeln. »Na klar. Mills und ich räumen hier noch schnell auf.«
Meine Mutter zögert. »Bist du sicher?«
»Natürlich, Mom.«
»Na schön.« Sie gibt mir ihren Teller und mein Vater macht dasselbe.
Die beiden schlafen heute Nacht in meinem Zimmer und ich nehme das Zimmer von Daire, der erst morgen kommt.
Als unsere Eltern nach oben verschwunden sind, bringen Millie und ich das Geschirr in die Küche.
»Wie fühlst du dich wirklich wegen der Uni?«, frage ich meine kleine Schwester.
»Mega aufgeregt, wie gesagt. Und ein bisschen nervös.«
Ich lache. »Du schaffst das schon.«
»Ich weiß.« Sie trinkt ihre Limo aus. »Es ist aber schon was anderes als die Highschool.«
»Ich pass auf dich auf.«
»Das macht mir am meisten Angst.«
Ich pikse sie in die Wange und sie kichert. Die meisten Jungs wären wahrscheinlich genervt, wenn sie im letzten Studienjahr mit ihrer kleinen Schwester zusammenwohnen müssten, aber Millie und ich haben uns schon immer gut verstanden. Wegen der Uni zu Hause auszuziehen, war am Anfang eine ganz schön große Umstellung für mich. Unsere Familie war einfach immer sehr eng und plötzlich war ich ganz allein.
Millie startet die Geschirrspülmaschine. »Mach dir keine Sorgen, großer Bruder. Ich krieg das schon hin.«
Ich schüttle skeptisch den Kopf. »Glaubst du wirklich?«
»Pff, ich glaube es nicht, ich weiß es.«
***
Unsere Eltern machen sich im Morgengrauen auf den Heimweg nach Massachusetts. Wir winken ihnen zum Abschied, gehen dann aber nochmals schlafen.
»Ich kann nicht glauben, dass ich in einem Haus mit mehreren Typen wohnen werde«, erklärt Millie fröhlich, während sie mir am späten Vormittag hilft, das Bett von Daire frisch zu beziehen. »Was habe ich mir nur dabei gedacht?«
»Dass du dann nicht im Studentenwohnheim wohnen musst?«
»Das«, stimmt sie zu und zieht das Laken über eine Ecke der Matratze »und, dass ich einen großen Schrank habe.«
Ich lache. »Du hast doch überhaupt nicht so viele Klamotten.«
»Das heißt noch lange nicht, dass ich dafür keinen Platz haben will.«
Oh Mann! Schwestern!
Wir sind gerade mit dem Bett von Daire fertig, als es klingelt.
Millie geht nach unten, um zu öffnen, und ich schnappe mir meinen Bettbezug und ziehe mich in mein Zimmer zurück. Drei Minuten später steht sie wieder in meiner Tür und deutet kichernd auf meine Spiderman-Bettwäsche. Ich ignoriere ihre Belustigung.
»Wer ist denn dein heißer Freund, der hier einzieht?«
»Wie bitte?«
Millie rollt mit den Augen. »Ich bin achtzehn und quicklebendig, Cree. Nun sag schon.«
»Hat er sich nicht vorgestellt?«
»Nein, er hat gesagt, dass er ein Freund von dir sei, und dann angefangen, seine Sachen reinzutragen.«
»Wie sieht er denn aus?«
»Breite Schultern. Dunkle Haare. Braune Augen.«
»Das wäre dann wohl Jude«, antworte ich. »Daire ist blond. Aber halt dich von ihm fern – eigentlich von beiden, aber besonders von Jude. Er ist … seit einer schlimmen Trennung nicht mehr der Alte und vögelt wild in der Gegend rum.«
Millie nickt nachdenklich. »Mmmh. Soso. Ich mag gebrochene Typen. Ich könnte versuchen, ihn zu heilen.«
»Mills«, brumme ich.
»Ich mache nur Spaß.« Sie klimpert mit den Augen. »Aber man wird ja wohl noch gucken dürfen. Ich bin auch nur ein Mensch.«
Irgendetwas sagt mir, dass das ein verdammt langes Jahr werden wird. »Ich vertraue dir ja. Er ist es, dem ich nicht vertraue.«
Millie sieht mich überrascht an. »Du vertraust deinem eigenen Freund nicht?«
»Nicht, wenn es um dich geht.«
Meine Schwester wirft mit einem Kissen nach mir. »Ich bin schon ein großes Mädchen, Cree. Du machst dir zu viele Sorgen.« Sie tänzelt zur Tür. Dort bleibt sie stehen und dreht sich noch einmal zu mir um. »Ich werde mal sehen, ob dein heißer Freund Hilfe gebrauchen kann.«
»Mills!«, rufe ich ihr hinterher, aber sie rennt schon die Treppe hinunter.
Seufzend lege ich den Kopf in den Nacken. Da ich mit meinem Zimmer so weit fertig bin, kann ich genauso gut auch Jude helfen gehen. Und dabei aufpassen, dass er sich nicht an meine kleine Schwester ranmacht.
Irgendwann taucht auch Daire auf, und Millie zieht los, weil sie sich den Campus ansehen will. Und zwar ohne ihren großen Bruder im Schlepptau.
Ich lasse mich auf die Couch fallen und mache den Fernseher an. Jude setzt sich zu mir.
»Danke noch mal, dass du mir das Zimmer angeboten hast, Cree. Ich war das Wohnheim echt leid.«
»Ist ziemlich beengt dort«, stimme ich zu und mustere ihn.
»Warum guckst du so?«
»Einfach so. Hab dich schließlich ein paar Monate nicht gesehen.«
Er grinst und macht sich ein Bier auf. »Geht’s um deine Schwester?«
»Um Mills? Warum sollte es?«
Natürlich geht es um sie.
»Ich mach mich nicht an deine Schwester ran, Alter.«
Jude mag das in diesem Moment vielleicht sogar ehrlich meinen, aber ich traue ihm nicht. Natürlich findet er Millie attraktiv.
»Sie ist ein gutes Mädchen.«
Er ignoriert meinen Kommentar. »Wann schmeißen wir die erste Party, Bro?«
Ich fahre mir mit der Hand übers Gesicht. Mehr genervt von mir selbst als von Jude. Ich hatte es nie groß mit Partys, aber nach der Sache mit »Daisy« letztes Jahr habe ich angefangen, Partys zu organisieren, in der Hoffnung, dass sie eines Abends auftauchen würde. Doch Daisy kam nie und ich fragte mich schon, ob ich die ganze Sache mit ihr nur geträumt hatte. Aber natürlich kann das nicht sein. Sie ist irgendwo da draußen. Den Gedanken, dass sie den Abschluss gemacht oder die Uni gewechselt hat, will ich gar nicht erst zulassen.
Ein Teil von mir will dieses Jahr mit den Partys nicht weitermachen, damit ich nicht ständig irgendwelche fremden Leute in meiner Bude haben muss oder irgendwas außer Kontrolle gerät. Aber ich kann nicht Nein sagen. Nicht, solange es noch die entfernte Chance gibt, sie endlich zu finden.
»Lass uns die erste Woche Vorlesungen hinter uns bringen und dann starten wir Freitagabend.«
Jude klatscht mich sichtlich zufrieden ab. »Hervorragender Plan.«
Ophelia
»Ich kann dir jederzeit eine eigene Wohnung mieten, Schätzchen. Oder sogar ein Haus«, erinnert mich mein Vater, während er sich naserümpfend in meiner WG-Wohnung umsieht. »Ich verstehe nicht, wieso du dir eine Wohnung mit zwei anderen Mädchen teilen willst, wenn es nicht sein muss. Ich frage mich sowieso, warum du nicht nach Harvard gegangen bist? Oder Yale? Aldridge ist zwar eine gute Uni, aber …«
Ich hebe meine Hand, damit er Ruhe gibt. »Weil ich das richtige College-Leben erleben will, Dad«, erkläre ich. »Und Aldridge ist die Uni, auf die ich immer wollte. Das weißt du doch.«
»John, so lass sie doch«, meldet sich meine Mutter aus meinem Zimmer, wo sie meine Klamotten einsortiert. Ich habe ihr ungefähr eine Million Mal gesagt, dass ich das selbst mache, aber sie fürchtet ernsthaft, ich könnte das ganze Semester aus Kartons leben und übernimmt es daher lieber selbst.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Sir.« Meine Mitbewohnerin Kenna legt den Arm um mich. »Wir kümmern uns gut um ihre Tochter.« Mit »wir« meint sie sich selbst und unsere andere Mitbewohnerin Li.
Ursprünglich wohnten Kenna, Li und ein Mädchen namens Rory zusammen. Aber Rory ist letztes Jahr bei ihrem Freund eingezogen und so bin ich zu den beiden gestoßen. Kenna und Li sind wirklich nett und geben sich alle Mühe, mich miteinzubeziehen. Ich bin diejenige, die Probleme mit Freundschaften hat. Schon von klein auf tue ich mich schwer damit.
Mein Dad schnipst einen Fussel von seinem Anzug. Ich kapiere nicht, wieso er im August einen Dreiteiler trägt, wo es draußen fast vierzig Grad hat. »Da bin ich mir sicher.« Er klingt nicht überzeugt und beäugt Kenna skeptisch, aber sie lässt es an sich abprallen. Kenna bringt so leicht nichts aus der Ruhe.
Ich weiß nicht, warum mein Vater so tut, als wären Kenna und Li unter seiner Würde. Beide stammen aus Familien, die fast so reich sind wie wir, aber mein Vater hält grundsätzlich nichts von Leuten, die er nicht höchstpersönlich für mich handverlesen hat. Manchmal denke ich, er verhält sich so, um mich zu beschützen. Aber eigentlich glaube ich, dass er sich für mich schämt, und sichergehen will, dass er die Kontrolle über mein Umfeld hat, falls ich irgendwas Dummes sage.
Als Kind war ich anders als die meisten in meiner Altersgruppe. Das Lernen bestimmter Dinge fiel mir unglaublich schwer, anderes dagegen fand ich unheimlich leicht. Jemandem in die Augen zu sehen, war mir beispielsweise fast unmöglich. Damit habe ich sogar heute noch ab und zu Probleme. Bei Unterhaltungen muss man mir manchmal jedes Wort aus der Nase ziehen.
Mein Autismus wurde diagnostiziert, als ich schon ein Teenager war.
Erst damals wurde langsam klar, warum ich all diese kleinen Ticks hatte. Die Diagnose war für mich gleichzeitig ein Etikett, das ich nicht haben wollte. Plötzlich fühlte es sich so an, als würde nur die Krankheit mich definieren.
Ich hatte ständig das Gefühl, meinen Eltern war es peinlich, dass ich nicht so »normal« war wie mein Bruder oder die Kinder ihrer Freunde, aber was ist schon normal?
Meine Mutter kommt aus meinem Zimmer und hält einen gelben Pulli hoch. »Trägst du den wirklich? Ich finde, Gelb ist überhaupt nicht deine Farbe, Ophelia.«
»Mom«, stöhne ich. »Er gefällt mir.« Ich nehme ihr das Teil aus der Hand, gehe an ihr vorbei und hänge den Pulli in meinen Schrank.
Ich weiß zwar, dass meine Mutter mich nicht verletzen will, aber sie tut es dennoch. Das mag an ihrer eigenen Erziehung liegen, aber entschuldigt ihr taktloses Verhalten trotzdem nicht.
»Tut mir leid«, seufzt sie und zieht das nächste Teil aus dem Karton.
»Wirklich, Mom. Ich schaff das allein.« Ich nehme ihr eine Jacke ab. »Du und Dad, ihr müsst nicht bleiben.«
Das erste Studienjahr habe ich komplett online von zu Hause aus absolviert, weil die beiden mich nicht auf dem Campus wohnen lassen wollten. Ich musste mit Zähnen und Klauen dafür kämpfen, dass ich hierher wechseln durfte. Lernen fällt mir schwer, und manchmal ist es mir fast unmöglich, Prüfungen zu bestehen, auch wenn ich den Stoff verstanden habe. Trotzdem will ich ein ganz normales Studi-Leben führen.
Helikopter-Eltern können manchmal wirklich nerven, egal wie lieb man sie hat. Außerdem hasse ich es, mich wie eine Versagerin zu fühlen, gerade, weil mein älterer Bruder ein Genie ist.
Mom runzelt die Stirn und schnappt sich einen weiteren Pulli. »Aber wir wollten noch mit dir irgendwo schön essen gehen.«
Ich hasse es, meine Eltern zu enttäuschen. Ich bin nicht so schlau wie mein Bruder. Ich bin nicht gut in der Schule, genau genommen scheitere ich mit fast allem, was ich anfange. Da gibt es nur zwei Ausnahmen: Pferde und Literatur. Doch weder das eine noch das andere wird mir helfen, meinen eigenen Weg im Leben zu finden. Klar, meiner Familie gehören Luxushotels auf der ganzen Welt, also muss ich mir um Geld keine Sorgen machen, aber wer will schon für den Rest seines Lebens von den Eltern abhängig sein?
Ich beiße mir auf die Lippe. »Wir können zum Abendessen gehen, Mom.«
Natürlich sollte ich dankbar sein, dass meine Eltern sich um mich sorgen, aber manchmal wünsche ich mir einfach, dass sie endlich eine Erwachsene in mir sehen und verstehen, dass ich ihre permanente Einmischung nicht gebrauchen kann.
Ich beschließe, diesen Kampf heute nicht zu kämpfen, und helfe meiner Mutter beim weiteren Auspacken, während mein Vater ein paar Telefonate führt und mit meinen Mitbewohnerinnen redet. Ich bin den beiden dankbar dafür, dass sie ihn unterhalten.
»Bist du sicher, dass du diese ganzen Lämpchen hier haben willst? Es könnte ein bisschen zu viel sein«, fragt meine Mutter, als sie mir hilft, einen LED-Vorhang aufzuhängen, der die ganze Wand bedeckt.
»Ich bin sicher.«
»Deine Pflanzen gefallen mir gut. Vergiss aber nicht, sie zu wässern.« Mom betrachtet die verschiedenen Töpfe, die ich auf dem Schreibtisch, dem Bücherregal und der Kommode verteilt habe.
»Ich vergesse es nicht.«
Als alles verstaut und dekoriert ist, treten wir einen Schritt zurück und betrachten den Raum.
Ein fluffiger, weißer Teppich liegt auf dem Boden. Er ist so flauschig, dass die Zehen darin versinken. Mein Bett ist etwas höher mit Stauraum darunter. Dort habe ich meine vielen Taschenbücher untergebracht. Die Tagesdecke ist dieselbe wie im letzten Jahr, weiß mit einem dezenten Blumenmuster, und am Fußende liegt eine Wolldecke, weil ich mich gern wie ein Burrito darin einrolle.
Auf meinem Schreibtisch stehen ein Laptop, eine Lampe und noch mehr Bücher. Und in der Ecke neben dem Fenster steht mein Lieblingssessel, in den ich mich kuscheln kann, wenn ich mich in einem meiner Romane verlieren will.
Es ist nur ein kleines Zimmer, aber es ist meins.
»Es ist … gemütlich.« Meine Mutter muss nach einem passenden Wort suchen. Ich weiß, das hier ist überhaupt nicht ihr Geschmack. Sie bevorzugt einen glamourösen Stil mit viel Weiß, Marmor und Gold.
»Danke«, sage ich, obwohl ich nicht sicher bin, ob ihr Satz ein Kompliment sein sollte. Mit der Zeit habe ich gelernt, in gewissen Situationen die richtigen Dinge zu sagen, und mittlerweile gebe ich häufig ganz automatisch die Antwort, die andere erwarten.
Mom lächelt, zieht mich in eine Umarmung und drückt mich. »Wir sind so stolz auf dich, Ophelia.«
Ich brauche einen Moment, bis ich sie auch umarme, denn manchmal fühle ich mich nicht ganz wohl bei Dingen, die für andere völlig selbstverständlich sind.
Sie lässt mich los, tätschelt mir die Wange und verlässt den Raum, und beschert mir so einen kurzen, glücklichen Moment für mich allein.
Ich atme tief ein und wieder aus.
»Möchten die Damen uns zum Abendessen begleiten?«, fragt Dad meine Mitbewohnerinnen.
Sie schauen mich fragend an und ich zucke leicht mit den Schultern. Es macht mir nichts aus, also überlasse ich ihnen die Entscheidung.
»Das wäre toll, Mr. Hastings«, antwortet Li. »Danke für die Einladung.«
»Ja, danke.«
»Aber, aber, Ladys, ich habe euch doch gesagt, ihr könnt mich John nennen.«
»Und mich Alice. Sonst fühlen wir uns noch älter, als wir ohnehin schon sind«, kichert meine Mutter.
»Nach was steht dir der Sinn, Ophelia?« Mein Dad richtet die Frage an mich.
Ich hasse es, wenn alle auf mich schauen, deshalb sage ich das Erstbeste, was mir einfällt. »Pizza.«
***
Wir gehen in eine Pizzeria in Campus-Nähe. So eine mit rot-weiß karierten Tischdecken und italienischer Hausmannskost, ein klarer Kontrast zu den Restaurants, in denen meine Eltern sonst gerne zu speisen pflegen.
Li und Kenna sitzen auf der einen Seite der Sitznische und ich bin auf der anderen Seite zwischen meine Eltern eingeklemmt.
Lustlos stochere ich an meiner Pizza Hawaii herum.
»Fühlst du dich gut, Ophelia?« Meine Mutter guckt schon wieder besorgt.
»Klar. Mir geht’s super«. Ich setze ein falsches Lächeln auf.
Tatsächlich bin ich eher genervt von der übermäßig lauten Musik und dem Krach von gefühlt einer Million Unterhaltungen im Raum.
Ich zwinge mich zu essen. Ich kann es mir nicht erlauben, meinen Eltern irgendeinen Vorwand zu geben, warum ich doch besser zu Hause studieren sollte. Ich muss in die Welt hinaus und meine Flügel ausstrecken. Aber es ist schwer, wenn andere einen ständig mit ihrer Fürsorge ersticken.
Nach dem Essen besteht mein Vater darauf, dass wir uns in der Eisdiele auf der anderen Straßenseite noch einen Nachtisch gönnen.
»Tut mir leid«, raune ich Kenna zu, während sie die Angebotstafel begutachtet.
Sie sieht mich erstaunt an. »Das muss dir nicht leidtun. Deine Eltern sind nett.«
»Oh.« Ich schlinge die Arme um mich selbst. »Okay, das ist … gut. Cool.«
Kenna lacht und stößt mich mit dem Ellbogen an. »Mach dich mal locker, Ophelia.«
Wir geben unsere Bestellungen auf, und ich freue mich auf mein Schokoladeneis mit Regenbogen-Streuseln. Ich glaube, ich werde nie zu alt für bunte Streusel. Damit schmeckt alles besser.
Mein Vater findet immer mehr Gefallen daran, meine Mitbewohnerinnen mit Geschichten über unsere Familie zu unterhalten. Offensichtlich macht auch er sich langsam locker, wie Kenna sagen würde.
Ich lecke glückselig an meinem Eis und denke, dass es doch keine so schlechte Idee war, uns noch Nachtisch zu holen.
»Wie blickt ihr auf euer letztes Studienjahr, Mädels?«, fragt mein Vater, während er Schokoladenstückchen unter sein Erdbeereis rührt.
»Ich freue mich darauf, mich auf mein Hauptfach zu konzentrieren«, antwortet Li. »Endlich kann ich das machen, was ich wirklich lernen will.«
»Es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Abschluss.« Kenna zuckt mit den Schultern und konzentriert sich mehr auf ihr Eis als auf die Befragung durch meinen Vater.
»Hmm«, brummt er und nickt. »Ich erinnere mich, als ich so alt war wie ihr …«
»John«, lacht meine Mutter und neigt den Kopf in meine Richtung. »Bring Ophelia nicht mit noch mehr von deinen alten Geschichten in Verlegenheit.«
Dad lacht und stellt seinen Eisbecher auf den Tisch. »Na schön, na schön. Aber was ist mit damals, als …«
»John!«
***
Nachdem ich meine Eltern verabschiedet habe, sage ich meinen Mitbewohnerinnen gute Nacht und schließe mich in meinem Zimmer ein. Ich mache die Augen zu und genieße die herrliche Ruhe, die mich endlich umfängt. Dieser Abend war gelinde gesagt eine Reizüberflutung.
Ich tausche mein Tages-Outfit gegen Pyjama-Shorts und ein Oversize-Shirt, das ich in der Highschool meinem besten Freund Logan geklaut habe. Dann suche ich mir ein Buch zum Lesen heraus.
Ich verkrieche mich unter meiner Decke und beginne im Schein meiner Lichterkette zu lesen. Allmählich werde ich ruhiger und mein Körper entspannt sich. Endlich Frieden nach diesem chaotischen Umzugstag zurück ins Wohnheim.
Ehe ich mich’s versehe, habe ich das Buch ausgelesen und es ist drei Uhr morgens.
Ich lege den Roman zur Seite, ziehe die Decke bis zum Kinn und hoffe, dass ich ein paar Stunden schlafen kann. Wenigstens fangen die Vorlesungen erst in ein paar Tagen an.
Cree
Daire stürzt aus dem Bad, als ich gerade die Treppe heraufkomme.
Er ist klatschnass und nackt, wenn man von dem kleinen Handtuch absieht, dass er sich um die Hüften gebunden hat.
»Alter!« Fassungslos hält er einen lilafarbenen Rasierer hoch. »Warum zum Teufel braucht deine Schwester so viele Rasierer? Da drin sind ungefähr zwölf Stück und die Hälfte davon liegt auf dem Boden der Dusche. Ich habe mich geschnitten.« Er dreht sich um und zeigt mir seine Ferse. Sie blutet kaum. Er macht also nur ein Riesentheater. »Warum muss sie überhaupt meine Dusche benutzen? Wir hatten doch vereinbart, dass sie sich das Bad mit Jude teilt.«
»Jetzt komm mal runter.« Ich bleibe vor meiner Zimmertür stehen. »Auf dem Eis habe ich dich schon mal schlimmer bluten sehen.«
»Ja, aber das gehört zum Job. Auf eine Rasierklinge zu treten, nicht.«
»Ich sage Millie, dass sie ihr Zeug aufräumen soll. Keine Ahnung, warum sie dein Bad benutzt.«
Daire fährt sich mit den Fingern durch das nasse, blonde Haar. »Mach das. Deine Schwester ist cool und so, aber mit einer Tussi zusammenzuwohnen, ist schon komisch.« Er schaudert. »Im Abfluss liegen so viele Haare, dass ich beim Reinkommen kurz dachte, da wäre eine Ratte.«
Daire ist nur mit Brüdern bei einem alleinerziehenden Vater aufgewachsen. Seine Erfahrungen mit Frauen sind bisher rein körperlicher Natur. Dieses letzte Studienjahr, in dem er mit Millie zusammenwohnt, wird ihm die Augen öffnen.
Ich lache über seinen Ekel. »Gewöhn dich lieber dran. Eines Tages wirst du dauerhaft mit einem Mädel zusammenleben.«
Er schüttelt entschieden den Kopf und ich bekomme eine unfreiwillige Dusche verpasst. »Nee. Ich bin der ewige Junggeselle.«
»Wir werden sehen.«
Er winkt ab, als wäre die Idee total absurd, und schließt seine Zimmertür hinter sich.
Ich klopfe bei Millie.
»Herein.«
Ich mache die Tür auf und lehne mich in den Rahmen. »Schwesterchen, ich habe gerade gehört, dass du einen Haufen Rasierer im Bad hast. Und zwar nicht in deinem und Judes Bad.«
»So viele sind es nun auch wieder nicht, vielleicht drei Stück. Einer für meine Beine, einer in Reserve für meine Beine und einer für meine Intimrasur.«
»Igitt, Mills.« Ich würge, als hätte ich in etwas Saures gebissen. »Ich will nichts von deinem Intimbereich hören.«
»Warum fragst du mich dann wegen der Rasierer?« Sie guckt genervt von ihrem Laptop auf.
»Weil Daire sich damit am Fuß geschnitten hat.«
»Aua.« Sie zieht eine gespielte Schnute »Soll ich die Stelle küssen und bei dem armen, kleinen Baby ei ei machen?«
»Mach keine Witze darüber, einen meiner Freunde auch nur auf irgendeine erdenkliche Weise zu küssen. Nimm einfach deine Rasierer vom Boden und halt den Abfluss frei von deinen Haaren. Ach ja, und das Ganze in deinem Badezimmer.« Ich zeige auf die geschlossene Tür, die zu dem Bad zwischen ihrem und Judes Zimmer führt.
Sie rollt mit den Augen. »Ich hasse es, mir mit ihm ein Bad zu teilen.« Ich starre sie verständnislos an, schließlich geht es hier nur um ein blödes Badezimmer. »Na schön, meinetwegen. Und jetzt verzieh dich. Du störst.«