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Micalea Smeltzer

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Beschreibung

Nach meinem Wechsel zur Aldridge University kannte ich hier niemanden – und die Regeln waren klar: Keine Dates mit Basketballspielern. Als ich zustimmte, Cole Anderson als Mitbewohner zu haben, ahnte ich nicht, dass er einer der Starspieler meines Vaters war. Doch Cole ist anders. Er hat diese magnetische Ausstrahlung, die mich unwiderstehlich fasziniert, und je mehr Zeit wir miteinander verbringen, desto weniger kann ich mich seinem Charme entziehen.

Doch wenn Cole herausfindet, dass ich die Tochter des Trainers bin, droht alles zu zerbrechen ...

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Seitenzahl: 335

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Nach meinem Wechsel zur Aldridge University kannte ich hier niemanden – und die Regeln waren klar: Keine Dates mit Basketballspielern. Als ich zustimmte, Cole Anderson als Mitbewohner zu haben, ahnte ich nicht, dass er einer der Starspieler meines Vaters war. Doch Cole ist anders. Er hat diese magnetische Ausstrahlung, die mich unwiderstehlich fasziniert, und je mehr Zeit wir miteinander verbringen, desto weniger kann ich mich seinem Charme entziehen.

Doch wenn Cole herausfindet, dass ich die Tochter des Trainers bin, droht alles zu zerbrechen ...

Über Micalea Smeltzer

Micalea Smeltzer lebt mit ihren beiden Hunden Ollie und Remy in Nord-Virginia. Wenn sie nicht gerade Bücher schreibt, liebt sie es, sich selbst in einem spannenden Buch zu vergraben.

Als Empfängerin einer Nierentransplantation setzt sie sich dafür ein, das Bewusstsein für die Auswirkungen von Nierenerkrankungen, Dialyse und Transplantation zu schärfen und die Menschen über Lebendspenden aufzuklären. 

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Micalea Smeltzer

Nice Guys Don't Win

College Sports Romance

Aus dem Englischen von Freya Schwarz

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

Newsletter

Kapitel Eins — Cole

Kapitel Zwei — Zoey

Kapitel drei — Cole

Kapitel Vier — Zoey

Kapitel Fünf — Cole

Kapitel Sechs — Zoey

Kapitel Sieben — Cole

Kapitel Acht — Zoey

Kapitel Neun — Cole

Kapitel Zehn — Zoey

Kapitel Elf — Cole

Kapitel Zwölf — Zoey

Kapitel Dreizehn — Cole

Kapitel Vierzehn — Zoey

Kapitel Fünfzehn — Cole

Kapitel Sechzehn — Zoey

Kapitel Siebzehn — Cole

Kapitel Achtzehn — Zoey

Kapitel Neunzehn — Cole

Kapitel Zwanzig — Zoey

Kapitel Einundzwanzig — Cole

Kapitel Zweiundzwanzig — Zoey

Kapitel Dreiundzwanzig — Cole

Kapitel Vierundzwanzig — Zoey

Kapitel Fünfundzwanzig — Cole

Kapitel Sechsundzwanzig — Zoey

Kapitel Siebenundzwanzig — Cole

Kapitel Achtundzwanzig — Zoey

Kapitel Neunundzwanzig — Cole

Kapitel Dreißig — Zoey

Epilog — Cole

Impressum

Lust auf more?

Kapitel Eins

Cole

Ich begehe gleich einen Mord.

»Was meinst du mit, du kannst nicht bei mir einziehen? Ich habe den Mietvertrag schon unterschrieben. Ich komm da jetzt nicht mehr raus. Verdammt, Mann, das hab ich dir doch klar gesagt: Ich kann mir die Bude nur leisten, wenn du die halbe Miete zahlst.«

Teddy kratzt sich am Kopf und grinst verlegen.

»Schon klar, Cole, aber, weißt du, es ist so: Meine Eltern hätten die Miete übernommen, nicht ich, und ich habe es bei ihnen irgendwie verbockt, und jetzt wollen sie mir das Geld sperren. Anscheinend hoffen sie, dass ich ihnen weniger Kopfschmerzen bereite, wenn ich auf dem Campus wohne. Was weiß ich … von wegen nicht nur feiern und alles vögeln, was sich auf hübschen Beinen bewegt. Also, ich meine, machen die Witze, das ist auf dem Campus doch viel schlimmer! Aber als ich versucht habe, ihnen das zu erklären, haben sie mich erst gar nicht ausreden lassen.«

Ich stehe still da und höre mir Teddys langatmige Rechtfertigung an. Mich interessieren seine Entschuldigungen nicht, das einzig Relevante ist, dass ich heute in die neue Wohnung ziehe und mir die Hütte ohne ihn nicht leisten kann.

Was zur Hölle mache ich jetzt?

»Teddy.« Ich knurre seinen Namen nur noch und ihm wird wohl klar, dass ich kurz davor bin, ihm eine zu verpassen, denn er hält die Klappe. Zumindest eine Sekunde lang, dann quatscht er weiter.

Außer Baseball ist das das Einzige, das er kann.

»Pass auf Mann, es tut mir ja leid. Glaub mir. Ich fühl mich echt nicht gut dabei, dir das erst jetzt ...«

Und mit jetzt meint er genau den Moment, in dem ich meinen Scheiß von der Ladefläche meines Pickups wuchte. Der heruntergekommene schwarze Chevy hat schon bessere Tage gesehen – damals in den 80ern. Teddys Porsche 911 Turbo in Kobaltblau steht direkt daneben und passt irgendwie nicht so ganz ins Bild.

»Bitte sag mir, dass du einen verdammt guten Plan hast, wie du ganz schnell einen Ersatz für dich auftreiben willst.«

»Ähm…« Wieder kratzt er sich am Kopf. »Ne.«

»Du willst mich verdammt nochmal verarschen.«

»Scheiße, Mann, ich hab doch gesagt, es tut mir leid. Und klar, helfe ich dir, Ersatz zu finden. Ich bezweifle zwar, dass der auch nur halb so charmant und nicht annähernd so gutaussehend ist, aber man tut, was man kann.« Er hebt eine Augenbraue und versucht ein schiefes Grinsen. Offenbar ist er sich nicht sicher, ob ich ihm nicht doch noch eine reinhaue. Und genau das sollte ich tun, auch wenn es über den Moment hinaus nichts bringt. Ist aber sowieso nicht mein Stil.

»Vergiss es. Ich brauche deine Hilfe nicht. Du hast schon genug geholfen.«

Und mit geholfen meine ich, dass er mich einfach mal so über die Klippe auf die zerklüfteten Felsen darunter gestoßen hat. Ich könnte jetzt natürlich zu meinem Kumpel Mascen gehen, der würde umgehend dafür sorgen, dass meine Kosten gedeckt sind. Aber Mascen ist der einzige Grund, warum ich überhaupt meine eigene Bude haben will, also werde ich ihn ganz bestimmt nicht um einen verdammten Gefallen bitten. Erst recht nicht um einen, den ich wahrscheinlich niemals zurückzahlen kann. Ich stemme einen Karton von der Ladefläche und trage ihn in die Wohnung. Teddy, der anscheinend mein neuer Golden Retriever ist, folgt mir pflichtbewusst und quasselt weiter vor sich hin, wie wahnsinnig leid ihm das alles tut. Er versucht nicht einmal, sich nützlich zu machen und auch einen Karton zu tragen. Typisch.

»Du verstehst das nicht, das mit meinen Eltern ist kein Spaß mehr. Sobald ich noch was verbocke, bin ich erledigt, dann bekomme ich nichts mehr, kein Erbe, gar nichts. Wenn sie also verlangen, dass ich im Wohnheim bleibe, dann mach ich das.«

Ich fahre auf der Treppe herum und schmeiße ihn mit meinem Karton fast um.

»Mann! Hör endlich auf mich zu verarschen! Dass du hier nicht einziehen wirst, weißt du doch schon viel länger, sonst hättest du schließlich nicht schon ein beschissenes Zimmer im Wohnheim.«

»Ehrlich gesagt, wollte ich’s einfach behalten. Wäre ein guter Deal gewesen. Jude hätte quasi ein Einzelzimmer und wir eine super Location für Spontanpartys auf dem Campus.« Jude, im dritten Jahr und damit ein Jahr unter uns, ist der Star Wide Receiver des Football Teams. »Echt, Cole, ich hab nicht versucht dich zu bescheißen oder so. Ich hab mich total auf unsere WG gefreut. Jetzt wo Mascen nur noch macht, was seine verdammte Freundin sagt, wären es eh nur noch du und ich gewesen. Die zwei Singlebrüder, die das beste Abschlussjahr aller Zeiten erleben. Wir hätten Partys geschmissen, uns volllaufen lassen und uns am Aldridge all-you-can-eat Buffet der heißesten Mädchen bedient.« Er reißt dramatisch die Arme hoch und ich schmeiße fast meine Kiste nach ihm.

»Erstens, sprich nicht so von Rory. Zweitens, wenn du auch nur eine Minute lang gedacht hast, ich hätte dich aus unserer Wohnung eine Art Puff machen lassen, dann liegst du verdammt falsch.« Ich wende mich ab und gehe weiter die Treppe hinauf, um endlich diesen Karton abstellen zu können.

Teddy, genauso wie unser Freund Mascen und die meisten anderen Glücklichen auf Aldridge – von mir mal abgesehen – ist reich. Und zwar die Art von reich, die diese Leute einfach mal eben eine Privatinsel kaufen lässt, wenn ihnen gerade der Sinn danach steht. Manche sind Neureiche, wie die Familie von Mascen – sein Vater ist Schlagzeuger in einer berühmten Band – andere gehören zum alten Geldadel, wie die Familie von Teddy. Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, wie sein Clan all das Vermögen ständig vermehrt, aber ich weiß, dass er mal erwähnt hat, dass seine Cousine mit einem griechischen Prinzen verheiratet ist. Echt krass.

Ein Typ wie ich hat nur eine Chance eine Universität wie Aldridge zu besuchen, und das ist ein besonderes Talent für Basketball. So kann auch ein armes, multiethnisches Kind aus irgendwo im Nirgendwo in der Nähe von Michigan hier landen.

Ich stelle die Kiste auf dem Absatz ab und schließe die Tür zu meinem neuen Zuhause auf. Teddy schiebt sich an mir vorbei in die Wohnung. Er weiß gar nicht, dass er gerade auf meinem letzten Nerv Stepp tanzt. Der Geruch von frischer Farbe schlägt mir entgegen, als ich eintrete.

Das Gebäude ist ganz neu und wurde in erster Linie gebaut, um Wohnraum für die wachsende Anzahl an Studierenden zu schaffen.

Während ich den Umzugskarton aus dem Treppenhaus hereintrage, hat es sich Teddy bereits auf der Küchentheke bequem gemacht. Ich platziere die Kiste neben ihm und hole tief Luft.

»Wenn du schon einmal hier bist und mir mit deinem Gequatsche auf den Keks gehst, kannst du dich wenigstens nebenbei nützlich machen und mir helfen, mein Auto auszuladen.«

Teddy lacht, als hätte ich einen Witz gemacht. »Oh,« hält er inne, als ich nicht mitlache, »du meinst das ernst.«

»Ja.«

Er streckt mir seine Hände entgegen. »Siehst du diese Hände, mein Freund? Sehen die etwa so aus, als könnten sie hart arbeiten? Nein. Die sind gut zum Baseball, perfekt darin Gewichte zu stemmen und legendär, wenn es darum geht, Pussys zu fingern.«

»Was für Pussys? Die einzige Action, die deine sexy Hände bekommen, ist doch die, dir selbst einen runterzuholen.«

Teddy reißt die Augen auf und schlägt sich dramatisch die Hand vor die Brust, wie so einen alternde Mom in einem dieser Historienfilme, wenn ihre Tochter Schande über sie bringt. Ja, meine Schwestern haben mich gezwungen, diesen ganzen Scheiß anzusehen.

»Du musst mich nicht so verletzen, Cole. Klar, du bist wütend, aber du weißt verdammt gut, dass ich kein Problem habe, Mädchen aufzureißen.«

»Da liegt Zeug in meinem Truck, das auf deine ach so zarten Fingerchen wartet.«

»Okay, Okay.« Er hebt kapitulierend die Hände. »Ich geh ja schon. Und ich finde auch einen neuen Mitbewohner für dich. Einen großartigen. Den besten überhaupt. Sogar noch besser als ich, was zwar unvorstellbar ist, aber ich werde es dennoch möglich machen.«

»Dann gib Gas, verdammt«, rufe ich ihm hinterher, als er nach draußen geht.

Niemals wird Teddy es schaffen, mir einen Mitbewohner zu organisieren. Wie immer werde ich die Suppe allein auslöffeln müssen.

Kapitel Zwei

Zoey

»Was meinen Sie mit, ich stehe nicht in der Raumverteilung?« Meine Faust landet auf dem Tresen, während ich die Sekretärin dahinter wütend anstarre. Sie ist nicht mehr die Jüngste, schulterlanges graumeliertes Haar, eine limettengrüne Lesebrille auf der Nasenspitze. Für gewöhnlich schnauze ich ältere Damen nicht an, das verbietet mir schon meine Erziehung. Aber gerade jetzt kann ich meinen Zorn nicht zurückhalten.

An die Aldridge Universität für meine beiden letzten Collegejahre zu wechseln, hat nicht zu meinem Plan gehört. Aber als ich meinen Verlobten mit meiner besten Freundin im Bett erwischt habe, wusste ich, dass ich so schnell wie möglich da wegmusste. Glück im Unglück ist, dass mein Vater Coach an der Aldridge ist. Er hat ein paar Fäden gezogen und jetzt bin ich hier. Es ist ein bisschen seltsam, da mein Dad mir nicht gerade nah steht seit der Trennung meiner Eltern, als ich dreizehn war. Aber verzweifelte Zeiten verlangen verzweifelte Maßnahmen. Sein Eifer, mich jetzt zu unterstützen, bereitet mir ein wenig Schuldgefühle. Ich habe mich nicht darum bemüht, zusammen mit meinen Halbgeschwistern und seiner neuen Frau, weiter ein Teil seines Lebens zu sein.

»Hier steht, Sie wurden nachträglich eingeschrieben und die Zimmer waren bereits alle vergeben.« Der Ton der Sekretärin ist ruhig, aber bestimmt. »Es gibt nichts, was ich da für Sie tun kann.«

Panik steigt in mir auf. »A-Aber niemand hat mir Bescheid gegeben.« Ich wedle mit einem beachtlichen Stapel von Uni-Anmeldeformularen. »Und hier stand auch nichts drin, das mir gesagt hätte, dass ich keinen Platz zum Schlafen habe. Das kann doch nicht wahr sein.«

Hinter mir reißt jemand die Tür auf und ein Typ platzt herein. »Hey, Mrs. Jostin, ich habe schon wieder meinen Studentenausweis verloren, könnten Sie mir helfen? Ich verspreche auch, dass es nie wieder passiert.«

Die Frau vor mir seufzt. »Teddy McCallister, Sie verlieren Ihren Studentenausweis alle drei Monate. Die Kurse haben noch nicht einmal angefangen. Wie ist es möglich, dass Sie ihn jetzt schon verlegt haben?«

Der Typ lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ach, Mrs. Jostin, seien Sie doch nicht so. Ich weiß, ich bin Ihr Liebling. Ich kann auch nichts dafür, dass ich alles verliere. Es ist eine Charakterschwäche, die die meisten liebenswert finden.«

»Steck dir dein liebenswert …«, brummt die Sekretärin kaum hörbar vor sich hin, ehe sie erschrocken zu mir aufblickt. Als sie sieht, dass ich mir mit Mühe das Lachen verkneife, wirft sie mir ein Lächeln zu. »Teddy, lassen Sie mich erst dieser jungen Dame hier helfen. Dann sehe ich, was ich tun kann.«

»Nur zu.«

Seufzend rückt Mrs. Jostin ihre Brille zurecht. »Es tut mir wirklich leid, Liebes, aber die Wohnheime sind allesamt ausgebucht. Ich kann da nichts machen. Es gibt einige Wohnungen außerhalb des Campus, bei denen Sie es versuchen können. Die Miete ist meistens sehr vernünftig.«

Mir treten Tränen in die Augen, aber ich weigere mich, jetzt loszuheulen. Ich habe mir drei Tage gegeben, um Todd und unserer geplatzten Verlobung nachzuweinen, und mir dann geschworen, dass er keine weiteren Tränen verdient. Genug geweint. Ich habe über die letzten Jahre hinweg bei diversen Gelegenheitsjobs eine kleine Summe angespart, also werde ich die Miete irgendwie berappen. Ich schätze, ich sollte meiner Mutter dankbar dafür sein, dass sie mich immer dazu angehalten hat, verantwortungsvoll mit meinem Geld umzugehen.

»Also gut«, seufze ich geschlagen. »Dankeschön.«

Ich könnte natürlich bei meinem Vater und seiner Familie wohnen, aber das will ich nicht wirklich. Ich drehe mich um und stehe fast Nase an Nase mit Mrs. Jostins Liebling. Der Kerl ist ziemlich groß, hat braune Haare, einen leichten Bartschatten im kantigen Gesicht und strahlende waldgrüne Augen. Er grinst mich schief an und versucht überhaupt nicht zu überspielen, dass er mich gerade auscheckt. Ich mache Anstalten, um ihn herum zu gehen, aber er greift nach meinem Arm. Ich werfe ihm einen Todesblick zu und sofort lässt er mich los.

»Hey.« Er hebt beschwichtigend die Hände. »Tut mir leid, ich wollte bloß sagen, dass ich dir vielleicht in der Wohnungsgeschichte weiterhelfen kann.«

Ich kneife meine Augen zusammen. »Ich schwöre bei Gott, wenn du mir jetzt dein Bett anbietest, schneide ich dir den Schwanz ab.«

Mrs. Jostin bricht in Gelächter aus, das sie allerdings schnell hinter einem Hustenanfall verbirgt.

»Nein, aber das wäre auch eine gute Idee.« Ich funkle ihn bedrohlich an, aber er redet einfach weiter. »Ich hab da einen Freund, ja, es ist ein Typ, aber er sitzt so ein bisschen in der Klemme und braucht dringend einen Mitbewohner. Er ist cool. Du würdest ihn mögen. Denke ich.« Er reibt sich verlegen am Hinterkopf. »Aber egal, es wäre doch für euch beide gut. Er braucht einen Mitbewohner, der einen Teil der Miete übernimmt, und du brauchst einen Platz zum Schlafen.«

»Das ist keine widerliche Junggesellenbude, oder?«

»Ähm...ne. Die Wohnung ist ganz neu. 100% sauber. Cole trinkt und raucht nicht viel. Er ist nicht so der Partylöwe, was meinen Lebensstil etwas einengt, aber dir wahrscheinlich entgegenkommt. Du wirkst eher wie jemand, der es mag, wenn es ruhig ist.«

»Was soll das denn heißen?« Ich starre diesen durchtrainierten, struppigen Louis-Tomlinson-Doppelgänger noch finsterer an. Es ist offensichtlich, dass er den Großteil seiner Freizeit im Fitnessstudio verbringt und glaubt, alle Welt ließe ihm nur wegen seines Aussehens alles durchgehen. Ätzend. Todd war genauso. Allein daran hätte ich erkennen müssen, dass ich mich besser von ihm fernhalten sollte.

»Nichts, versprochen. Nur, dass … schau mal … ich musste Cole in letzter Minute absagen und jetzt braucht er jemand anderen, der die halbe Miete zahlt. Er ist ein guter Typ, das schwöre ich. Komm doch zumindest mit, lern ihn kennen und schau dir die Wohnung an. Ich kann dich hinbringen, sobald ich meine Misere mit der liebreizenden Mrs. Jostin geklärt habe.«

Ich kneife die Augen zusammen. »Na gut, aber ich fahre mit meinem eigenen Auto.«

»Was immer du willst. Wir treffen uns draußen.«

Angespannt warte ich auf der Treppe des riesigen Verwaltungsgebäudes und scharre mit der Spitze meiner abgetragenen weißen Converse auf dem Boden. Ich sollte das vermutlich lassen, das macht sie schließlich nur noch dreckiger, aber gerade bin ich echt gestresst. Ich bin wirklich gut darin, selbstbewusst und souverän zu wirken, auch wenn ich innerlich einen Nervenzusammenbruch habe, aber alle Beherrschung hat ihre Grenzen.

Fünf Minuten später quietschen die großen Holztüren hinter mir und Teddy tritt mit einem Umschlag in der Hand ins Treppenhaus.

»Hast du deinen Ausweis bekommen?«

»Mrs. Jostin setzt sich immer für mich ein. Mach dir keine Sorgen, ich schicke ihr einen Blumenstrauß als Dankeschön.«

Ich ziehe eine Augenbraue hoch, als ich diesem Kerl mit den unwahrscheinlich langen Beinen zum Parkplatz folge. »Du schickst ihr wirklich Blumen?«

Er bleibt abrupt stehen. »Du hältst wirklich gar nichts von mir, was? Ich bin ein guter Typ. Ich schicke sogar meine One-Night-Stands nicht ohne frisch gebackene Kekse nach Hause. Ich bin quasi Betty Cocker.«

Nicht lachen, Zoey. Das würde ihn nur bestätigen.

»Ich bin mir ziemlich sicher, sie heißt Crocker.«

»Nein, Baby, ich versichere dir, ich bin ganz Cock...er.«

»Nenn mich nicht Baby.«

»Entschuldige, manchmal rutscht mir sowas raus.« Seine grünen Augen funkeln mich verschmitzt an. »Ich stehe da.« Er deutet auf einen glänzenden Porsche. »Wo stehst du?«

Ich seufze und sperre meinen Honda CRV auf. »Das ist meiner.«

»Schön. Folge mir in eine rosige Zukunft.«

Ich starre Teddy an, wie eine Mutter ihr vorlautes Kind anstarrt – ihr wisst schon, der Blick, der sagt: Halt jetzt endlich die Klappe. Dieses Großmaul hier scheint das jedoch nicht im Geringsten zu stören. Er lacht und marschiert zu seinem Porsche.

»Du wirst dich schon daran gewöhnen.«

Wenn der Kerl tatsächlich denkt, dass ich mich an irgendwas gewöhnen werde, was ihn anbelangt, dann liegt er gehörig falsch. Ich bezweifle, dass ich da einziehen will, wo immer er mich hinbringt. Und wer sagt, dass der Typ, der da wohnt, überhaupt mit mir als Mitbewohnerin einverstanden ist.

Ich setze mich in mein Auto und folge dem blauen Porsche aus dem Campustor und fünf Minuten lang die Straße entlang, bis er in eine kleine Siedlung abbiegt. Wir fahren an einem Haus vorbei, das wohl ein Gym mit Pool ist, und biegen zu einem der Wohnhäuser weiter hinten ein. Ich parke neben Teddy und sehe mich um. Alles wirkt tatsächlich neu und freundlich. Hätte ich nicht erwartet.

»Es ist im dritten Stock.«

Die Vorstellung, Einkäufe jede Woche bis nach da oben zu schleppen, gefällt mir nicht. Aber, was soll’s, Hauptsache. Ich habe bald eine eigene Bude. Naja, irgendwie meine eigene. Ich hätte ja immer noch meinen Mitbewohner, was aber auch der Fall gewesen wäre, wenn ich ein Zimmer im Wohnheim bekommen hätte.

»Hast du deinem Freund Bescheid gegeben, dass wir kommen?«

»Ähm«, Teddy zögert, »nein.«

Was habe ich erwartet?

Wir erreichen den dritten Stock und gehen den rechten Gang entlang, bis zur Wohnung 308. Teddy klopft.

Keine dreißig Sekunden später geht die Tür auf.

Mir fällt die Kinnlade herunter, als ich den Typen sehe, der vor uns steht. Nach der Sache mit Todd habe ich mir geschworen, nicht mehr zu daten, aber das heißt ja nicht, dass ich keine Augen im Kopf hätte. Und hier steht der attraktivste Mann, den ich je gesehen habe. Er ist deutlich größer als meine ein Meter siebzig, hat eine wunderschöne braune Haut und volle Lippen. Tattoos schlängeln sich seinen Arm hinauf, beginnend am Handgelenk bis hin zu – naja, das kann ich nicht sagen, da er ein Shirt trägt. Sein lockiges schwarzes Haar ist kurz geschnitten. Mit seinen umwerfenden goldbraunen Augen starrt er Teddy missbilligend an.

»Was willst du? Bist du hier, um mir noch mehr schlechte Nachrichten zu überbringen?«

»Tatsächlich habe ich eine Mitbewohnerin für dich gefunden.« Teddy dreht sich zu mir und breitet die Arme aus, als wäre ich der Preis einer Gameshow. »Ta-da.«

Der Typ richtet den Blick auf mich, seine eleganten Brauen zusammengezogen und die Stirn in Falten gelegt.

»Du?« Seine Stimme klingt tief und verdammt sexy.

»Ich.« Ich deute auf mich und tue so, als ließe es mich eiskalt, wie diese dichten Wimpern gegen seine Wangenknochen flattern. Wegen Todds Nummer bin ich seit Monaten ohne Ausnahme wütend auf alle Männer, aber anscheinend braucht es nur einen außergewöhnlich gutaussehenden Kerl und schon kriege ich weiche Knie. »So lange sich das hier nicht als die totale Absteige entpuppt und du kein Arsch bist.« Ich straffe die Schultern und bin erleichtert, dass mein freches Mundwerk trotz allem noch funktioniert.

»Wer ist sie, Mann?«, fragt er verwirrt, während sein Blick zwischen seinem Kumpel und mir hin und her huscht. »Hast du sie am Straßenrand aufgelesen oder sowas?«

Mir fällt die Kinnlade runter. »Ich bin keine Prostituierte!«

Seine Augen weiten sich erschrocken. »Scheiße, sorry, das hab ist nicht gemeint. Aber dieser Scheißkerl hier hat mich in letzter Minute im Stich gelassen, und obwohl er versprochen hat, sich um einen Ersatz zu kümmern, ist er in Sachen Zuverlässigkeit nicht gerade ein Held.«

»Hey!«, protestiert Teddy.

Der schönste Mann ignoriert ihn. »Entschuldige, wenn ich daher denke, dass es vielleicht einen Haken an der Sache gibt.«

Teddy seufzt. »Kein Haken, versprochen. Ich habe sie getroffen, als ich auf dem Weg zu Mrs. Jostin war –«

»Hast du deinen verdammten Ausweis etwas schon wieder verloren?«

»Nein.« Als Teddy sieht, dass wir ihn beide ungläubig anstarren, grinst er schief.

»Ja, okay, hab ich. Aber darum geht es hier nicht. Es geht darum, dass ich da die liebreizende Zoey getroffen habe. Willst du den Rest erzählen?« Er zwinkert mir zu.

Ich atme tief durch. »Ich bin gerade hierher gewechselt und anscheinend gab es da irgendwie ein Missverständnis und ich habe kein Zimmer zugeteilt bekommen. Und jetzt behaupten die, dass alle Wohnheime dicht sind, und ich bin quasi obdachlos.«

Teddys Kumpel nickt nachdenklich. »Kannst du die halbe Miete zahlen?«

»Kommt drauf an, wie viel es ist?«

»Achthundert.«

Okay. Mein Kopf beginnt zu rattern. Das ist viel, aber ich kann es aufbringen. Ich werde eben bei anderen Sachen sparen müssen, falls mir die Wohnung gefällt.

»Ja, das könnte ich. Kann ich sie mir vorher zumindest mal ansehen?«

»Klar.« Er macht einen Schritt zur Seite und ich trete ein. Teddy folgt mir und bequatscht weiter seinen Freund.

»Siehst du, Cole, ich hab doch gesagt, ich würde helfen.«

»Halt die Klappe,« grummelt mein potenzieller neuer Mitbewohner.

Die Wohnung ist umwerfend und die achthundert pro Monat auf jeden Fall wert. Alles ist neu und schick, angefangen bei den Böden, den verputzten Wänden, bis hin zu den steinernen Thekenoberflächen in der Küche. Im Wohnzimmer öffnen große Glastüren auf einen Balkon. Der Raum ist ziemlich kahl, aber wenn dieser Typ so verzweifelt einen Mitbewohner sucht, bezweifle ich, dass er das Geld für extra Möbel hat. Außerdem ist er ein Mann, also stehen Dekoration und Wohnkomfort vermutlich nicht besonders hoch auf seiner Prioritätenliste. Ich wage mich weiter in den Flur und werfe einen Blick in das Badezimmer, das überraschend sauber ist – nicht selbstverständlich für einen Kerl. Ich habe mich immer bei Todd beschwert, dass er entweder richtig zielen oder seinen Urin wegwischen soll. Er hat keines von beidem gemacht.

Im ersten Raum liegt eine Matratze auf dem Boden mit einer Decke und einem zerknautschten Kissen darauf. Die letzte Tür im Flur führt in das zweite Schlafzimmer. Der Raum ist groß und bietet ausreichend Platz für ein Bett, einen Kleiderschrank und einen Schreibtisch.

Auch wenn ich es nicht zugeben möchte: Teddy zu treffen, war vermutlich das Beste, was mir passieren konnte. Zumindest wenn dieser Cole damit einverstanden ist, dass ich hier einziehe.

Ich gehe zurück ins Wohnzimmer.

»Kannst du dir vorstellen, mit einer Frau zusammenzuwohnen?«

Er guckt leicht überrascht. »Ich habe vier Schwestern. Ich bin an Mädchen gewohnt. Stört es dich, mit einem Mann zusammenzuwohnen?«

Ich blicke mich kurz um und versuche dabei Teddys Hundeblick zu ignorieren.

»Nein, überhaupt nicht.«

»Dann willkommen zu Hause. Ich bin Cole.« Er hält mir die Hand hin.

»Zoey.«

»Oh, Leute.« Teddy legt die Arme um uns und zieht uns in die seltsamste Gruppenumarmung überhaupt. »Wir werden die besten Freunde sein.«

Kapitel drei

Cole

»Noch mehr Kisten?« Ich öffne die Tür, überrumpelt von der schieren Anzahl der Kartons davor. Die meisten haben einen Ikea-Aufdruck, aber ein paar auch ein Amazon- oder Target-Logo.

»Tut mir leid«, sagt Zoey verlegen, als sie hinter mir auftaucht. Ich habe sie nicht kommen hören. Sonst hätte ich natürlich die Klappe gehalten. Es geht mich schließlich nichts an, was sie bestellt. »Die sind von meinem Vater«, erklärt sie und ich fühle mich ein kleines bisschen schlecht, weil ich ihr heimlich unterstellt habe, dass sie süchtig nach Online-Shopping ist. »Wir haben nicht die beste Beziehung.« Ich kann hören, wie schwer ihr dieser Satz fällt, Zoey erzählt nicht gerne von ihrem Leben. Sie wohnt jetzt seit drei Tagen hier und ich weiß lediglich, dass sie mit Nachnamen Reynolds heißt und süchtig nach einer Immobilien-Sendung auf Netflix ist. Sie schiebt sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Na ja, ich glaube, er versucht unser Verhältnis zu verbessern, indem er mich mit unnötigen Möbelstücken überschüttet, bei denen ich jetzt herausfinden muss, wie man sie überhaupt zusammenbaut.« Sie zuckt zusammen. »Wow, klingt ganz schön undankbar.«

»Nein, ich versteh’s.«

»Du hast auch ein mieses Elternteil?«

Ich muss an Mom und Dad denken, zwei meiner liebsten Menschen auf der Welt. Und daran, dass wir Kinder für sie immer an erster Stelle stehen und dass sie das Getuschel von Fremden über unsere Familie so gut wie möglich von uns abgeschirmt haben. Nicht, dass das einfach war – Mom ist Schwarz, Pa Weiß. Interracial Paare werden immer noch von einem Haufen Leute missbilligt, aber zumindest mir kam es so vor, dass weiße Frauen mit schwarzen Männern deutlich akzeptierter waren als meine Eltern, und das … das war verdammt beschissen, weil ich wusste, wie sehr sie sich liebten. Die beiden leben die Art großer Romanze, die die meisten Menschen nie finden. Ich bin mir nicht sicher, ob ich je so viel Glück in der Liebe haben werde.

»Nein, meine Eltern sind super.« Ich bücke mich und beginne, Zoeys Kisten in die Wohnung zu schleppen. »Aber ich kenne genug Leute, die es nicht so gut haben wie ich, also weiß ich, wie es ist.«

»Oh.« Sie hebt ihrerseits eine Kiste hoch und verdammt, meine Augen wandern zu ihrem frechen perfekt geformten Po, der ihre pinken Baumwollshorts ebenso perfekt ausfüllt.

Zoey hat lange Beine, hellbraune Haut und die schönsten Locken, die ich je gesehen habe. Ihre dunkelbraunen Augen sind freundlich, aber da ist auch etwas in ihrem Blick, das verrät, dass sie schon einigen Mist durchgemacht hat. Sie ist wunderschön, die Art von wunderschön, die dir den Atem raubt. Aber sie ist meine Mitbewohnerin und ich sollte sie wirklich nicht abchecken. Vor allem da ich nach allem, was letztes Jahr passiert ist, den Frauen abgeschworen habe.

Ich lernte Rory kennen und mochte sie wirklich, dachte wir hätten eine Verbindung, aber am Ende kam sie mit meinem besten Freund Mascen zusammen. Er und Rory sind zusammen aufgewachsen, was ich nicht wusste, und hatten sich viele Jahre aus den Augen verloren. Wenn ich mir die beiden jetzt anschaue, weiß ich, dass sie perfekt zueinander passen und Rory und ich nie eine Chance hatten. Das heißt aber nicht, dass es nicht trotzdem weh tat. Im kommenden Jahr werde ich mich sicherheitshalber auf Basketball und alles, was danach kommt, konzentrieren.

Zoey setzt sich mit einem Teppichmesser auf den Boden und fängt an, den ersten Karton auszupacken.

»Ich kann dir beim Zusammenbauen helfen«, biete ich an.

Sie blickt kurz auf und schüttelt den Kopf. »Ist okay. Ich krieg das schon hin.«

Ich setze mich zu ihr auf den Boden. »Ich habe keine Zweifel, dass du das hinkriegst, aber es geht schneller zu zweit.«

Ihre Lippen werden schmal. Sie zögert, meine Hilfe anzunehmen, aber nach einem Moment schenkt sie mir ein kleines Nicken. Ich lasse sie das nicht nochmal durchdenken.

Nach ein paar Minuten der Stille, macht sie Musik auf ihrem Handy an.

»Dan und Shay?«, frage ich überrascht.

Sie legt ein weißes Brett, das einmal ein Fach in einem Bücherregal werden soll, zur Seite.

»Ja, hast du was gegen Countrymusik?«

»Nein, im Gegenteil.« Mein Mundwinkel zuckt. Ich liebe Country, aber das verschweige ich sonst lieber. Die meisten in meinem Team stehen auf Rap oder sonst irgendwas. Wenn die herausfinden würden, dass ich tatsächlich auf New Country stehe, wäre das ein Running Gag auf Ewigkeit. »Was soll ich zuerst zusammenbauen?«

Zoey hält inne. »Du musst das wirklich nicht tun.«

»Zoey.« Ich werde diese Diskussion nicht noch einmal führen. »Wenn du dich revanchieren möchtest, kannst du mir gern dabei helfen, mein Bett zusammenzubauen, sobald ich mir eines hole.«

Sie wirft mir ein Lächeln zu. »Deal. Also fangen wir mit dem Schreibtisch an.«

Ein brandneues Bett inclusive Matratze kam schon vorgestern an. Offensichtlich bemüht sich ihr Vater wirklich sehr um eine Wiedergutmachung. Aber vielleicht wäre er besser beraten, einmal mit seiner Tochter zu reden, anstatt sie in einem Haufen Möbel zu ertränken. Nicht, dass ich mich über unseren neuen Flachbildfernseher beschweren möchte oder über die Couch, die groß genug ist, dass sogar meine zwei Meter große Gestalt gemütlich darauf Platz hat. Die ist viel besser als die, die ich beim Secondhandshop in der Innenstadt ins Auge gefasst hatte.

Eine Stunde später sind Schreibtisch und Stuhl zusammengebaut und Zoey lehnt sich zufrieden zurück. Sie nimmt ihre Locken hoch und bindet sie mit einem Haargummi zusammen. »Bist du dir sicher … also ist es wirklich okay für dich, dass ich hier wohne?«

Ich schüttle den Kopf, während ich vorgebe, die Bauanleitung für das Bücherregal zu studieren. »Ja, ich bin mir verdammt nochmal sicher. Du rettest mir damit den Hintern. Ich hab schon damit gerechnet, dass sie mich im ersten Monat rausschmeißen, weil ich die Miete nicht bezahlen kann.«

»Schon klar, aber ich meine, dir wäre doch bestimmt einer deiner Freunde lieber.« Sie senkt den Blick und versucht so vermutlich ihre Unsicherheit zu verbergen.

Zoey gehört zu der Art von Mädchen, das sich behaupten kann, das sich von niemandem irgendwelchen Scheiß erzählen lässt, aber das heißt nicht, dass sie nicht verletzlich ist. Ich habe das Gefühl, dass sie, genau wie ich, ihre Dämonen hat.

»Du bist voll in Ordnung. Ehrlich, besser als irgendein stinkender Kerl.«

»Danke. Das schreibe ich mir in den Lebenslauf.«

Sie lacht, während ich weiter in der Anleitung lese. »Ich dachte, Männer werfen Bauanleitungen aus Prinzip weg und improvisieren lieber.«

Ich halte inne und strecke meine Beine aus. »Nicht dieser Kerl hier. Wenn du etwas richtig machen willst, dann machst du es nicht halbherzig.«

Zoey steht auf und streicht die Vorderseite ihres Shirts glatt. Ich schaue schnell woanders hin, damit sie mich nicht dabei erwischt, wie ich sie beobachte.

»Ich hole mir was zu trinken. Willst du auch was?«

»Gern. Rootbeer wäre gut.«

Sie lächelt und verlässt ihr Schlafzimmer. Weniger als eine Minute später kommt sie zurück und streckt mir eine geöffnete Flasche entgegen. Keine Ahnung, was genau ich an Rootbeer finde, aber es war mir schon immer am liebsten. Ich habe immer einen Vorrat im Kühlschrank, damit ich jederzeit auch Floats zubereiten kann. Klar, ich muss darauf achten, was ich esse, um in Form zu bleiben, aber das heißt nicht, dass ich nicht ab und zu auch was genießen darf.

Zoey setzt sich im Schneidersitz hin. Sie schraubt ein Fiji-Wasser auf und dreht die Kappe in den Fingern. »Danke, dass du mir hilfst.«

»Kein Problem.«

»Wir haben noch nicht viel geredet, seit ich eingezogen bin, aber meinst du, wir sollten ein paar Grundregeln festlegen?«

»Wie zum Beispiel?« Ich stelle mein Rootbeer ab und beginne das Regal zusammenzubauen.

»Keine Ahnung. Nicht das Shampoo des anderen klauen oder was das Essen angeht oder so.«

»Also, erstmal glaube ich nicht, dass wir uns um die Shampoo-Sache Sorgen machen müssen.« Ich deute mit einem Grinsen auf meinen Kopf. »Irgendwas sagt mir, dass wir ganz unterschiedliche Arten von Shampoo benutzen. Und was das Essen angeht, da bin ich ganz entspannt. Aber ich lasse die Finger von deinem. Versprochen.«

Sie kaut nachdenklich auf ihrer Unterlippe. »Okay. Und was ist mit Besuchern?«

»Wie Freunde? Ehrlich, es ist mir total egal, ob du Freunde zu Besuch hast.«

»Nein.« Sie starrt auf ihre Füße und beginnt an ihren Socken herumzuzupfen. »Ich meine damit, ob du Mädchen zu Besuch haben wirst? … Also, ich kann es dir natürlich nicht verbieten, aber vielleicht warnst du mich rechtzeitig, damit ich Kopfhörer aufsetzen oder in die Bibliothek abhauen kann oder–«

»Du musst dir bei mir wegen Mädchen keine Sorgen machen.«

»Bist du schwul?« Sofort schlägt sie sich eine Hand vor den Mund. »Tut mir leid, das hätte ich nicht fragen dürfen.«

»Nein, nicht schwul, nur … habe ich den Frauen für die absehbare Zukunft abgeschworen.« Sie wirft mir einen fragenden Blick zu. »Da gab es ein Mädchen, letztes Jahr, das mir sehr gefallen hat, aber dann hat sich herausgestellt, dass sie meinen besten Freund lieber mochte als mich.«

Zoey zuckt zusammen. »Hart. Klingt irgendwie bekannt.«

Also war sie auch schon mal in so einer Situation. Als sie nichts weiter sagt, übernehme ich das Reden wieder.

»Es ist nicht so, als hätte irgendwer wen betrogen. Rory und ich waren nicht zusammen, aber der Mist tut trotzdem weh. Es ist mein Abschlussjahr. Ich will mich auf meine Prüfungen und meine Zukunft konzentrieren.«

Es klopft an der Eingangstür. »Erwartest du jemanden?«

»Nein. Ich hoffe, es ist nicht mein Vater.«

Sie geht zum Eingang und ich bleibe, wo ich bin. Ich bin froh, wenn dieses Bücherregal endlich steht.

»Wow, schau dich nur an.« Mit einem Eimer voller Hähnchenkeulen von KFC in der Hand lehnt Teddy in der Tür zu Zoeys Zimmer. Er beißt wie ein Wilder in seine Hähnchenkeule, während er mit vollem Mund weiterquatscht: »Drei Tage und schon hat sie dich um den Finger gewickelt.«

»Oh, halt die Klappe.« Zoey schiebt sich an ihm vorbei, aber nicht ohne ihm einen Klaps auf den Hinterkopf zu geben.

»Hey! Wofür war das denn?«

»Für deinen idiotischen Kommentar. Ich hab Cole nicht gebeten, irgendwas zu tun. Er hat es angeboten.«

Teddy sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Scheiße, Alter, hör auf so zuvorkommend zu sein und mich schlecht dastehen zu lassen.«

Ich muss lachen. »Keine Sorge, Mann. Für dein mieses Image sorgst du schon ganz allein.«

Teddy seufzt übertrieben. »Also gut, kein Hühnchen für dich oder dich.«

Er sieht uns beide kurz an, bevor er mit seinem Eimer voll frittiertem Fleisch davonstolziert. Eine Sekunde später geht der Fernseher an, also weiß ich, dass er beschlossen hat, zu bleiben.

Zoey sitzt am Fuß ihres Bettes, die Hände auf den bloßen Beinen. »Dein Freund ist ein bisschen durchgeknallt.«

»Das ist eine Untertreibung.«

»Es ist gut, solche Freunde zu haben. Solche, die sich wirklich kümmern.« In ihren schokoladenbraunen Augen liegt etwas Verlorenes, aber ich bitte sie nicht darum, das näher zu erklären. »Ich frage Teddy, ob er seine KFC-Beute teilen möchte.«

Ich weiß, dass sie einen Witz macht, aber irgendwas in meiner Brust zieht sich zusammen bei dem Gedanken, dass sie Teddy um etwas bittet. Also komme ich ihr zuvor und rufe: »Teddy, beweg deinen Arsch hierher und bring dein verdammtes Hähnchen mit!«

Teddy schlurft den Flur entlang und ich schwöre bei Gott, wenn er Flecken auf den Teppich macht, zwinge ich ihn, die Reinigung zu bezahlen. »Ach, also jetzt wollt ihr doch was von meinem süßen Hähnchen.«

»Zoey will.«

Teddy grinst verschmitzt. »Na gut, aber ich teile mein Hähnchen nicht mit jedem. Damit sind wir lebenslang verbunden.«

Zoey zieht eine Augenbraue hoch. »Ähm, wenn ich nochmal drüber nachdenke, dann will ich doch keines mehr.«

»Komm schon, du weißt, dass du es willst.« Er hält ihr den Pappeimer hin. »Nimm eine Keule. Komm in den Club. Am Mittwoch tragen wir pink.«

Ich rolle mit den Augen. »Wirst du jemals damit aufhören Mean Girls zu zitieren?«

Zoey unterdrückt ein Lachen, während ihr Blick zwischen uns hin und her wandert.

»Ähm, nein. Tina Frey ist ein literarisches Genie, das unsere ewige Liebe und Dankbarkeit für ihr Meisterwerk verdient. Und jetzt nehmt euch was zu futtern.« Er schüttelt den Eimer. »Und nicht vergessen, ich bin keine gewöhnliche Mutter, ich bin eine coole Mutter.«

Kapitel Vier

Zoey

Es war mein schlechtes Gewissen, das mich dazu brachte, der Einladung meines Vaters zu einem Abendessen bei ihm zuzusagen. Morgen beginnen die Kurse und ich wäre viel lieber im Bett mit einem Mandala-Malbuch und Filzstiften, um mich ein wenig zu entspannen. Aber als er seine Einladung aussprach, empfand ich es als unhöflich abzulehnen.

Ich habe vor seinem Haus geparkt, steige aber nicht aus, sondern trommle nervös mit den Fingern auf meinem Lenkrad, während Taylor Swifts Stimme mich beschallt.

Das Haus ist groß und wunderschön, hat eine geschmackvolle Steinfassade und eine imposante Eingangstür aus Glas.

So ein Haus liegt definitiv über der Gehaltsklasse eines gewöhnlichen Basketball-Coaches – aber mein Vater ist nicht gewöhnlich. Er hat fast fünf Jahre in der NBA gespielt, bevor eine Verletzung ihn dazu zwang, seine Profi-Karriere zu beenden.

Ehrlich gesagt, ist seine Geschichte ein Grund, warum ich Physiotherapeutin werden will. Ich möchte Sportler mit Verletzungen begleiten und so vielleicht auch indirekt verhindern helfen, dass sie aus Frust ihre Familien verlassen, wie er es getan hat.

Dad wollte sich nicht der Realität stellen, nicht akzeptieren, dass er nicht mehr spielen konnte.

Meine Eltern lernten sich kennen, als sie noch in der Highschool waren und dateten sich bis zum College. In ihrem zweiten Jahr wurde meine Mutter schwanger mit mir und sie beschlossen, zu heiraten.

Die beiden blieben lang zusammen und ließen sich erst Jahre nach Dads Verletzung scheiden, obwohl er nach dem Vorfall nie wieder derselbe war. Es war, als wäre nichts mehr wirklich wichtig, seit er die NBA nicht mehr hatte.

Ich atme tief durch und mache den Motor aus, was Taylors Stimme mitten in Shake it Off verstummen lässt.

Ich steige aus, werfe mir meine Tasche über die Schulter und schließe das Auto ab. Obwohl das in einer Nachbarschaft wie dieser vermutlich unnötig ist. Ich bezweifle, dass irgendeiner der reichen Säcke hier irgendetwas mit meinem zehn Jahre alten Honda zu tun haben will.

Ich trotte die Einfahrt entlang, die Arme um mich geschlungen.

Keine Ahnung warum, aber plötzlich kommt mir meine Highschool-Abschlussfeier in den Sinn. Ich habe meinem Vater nach der Feier die kalte Schulter gezeigt. Ich spüre einen Stich in meinem Herzen bei der Erinnerung an sein warmes Lächeln, an den Stolz in seinen Augen und wie er mich umarmen wollte und ich ihm einfach ausgewichen bin. Als wäre er nichts. In den Jahren davor hatte ich nur gelegentlich einen Urlaub mit ihm verbracht. Nicht, weil er mich nicht dabeihaben wollte, sondern weil ich das Gefühl hatte, meiner Mom gegenüber loyal sein zu müssen. Und das, obwohl sie das nie verlangt hatte. Das war nicht ihre Art. Sie war eine gute, freundliche Seele. Besser als ich, besser als alle, die ich kenne. Was Dad bei meiner Abschlussfeier nicht ahnen konnte: Am Tag zuvor hatte meine Mutter mir mitgeteilt, dass bei ihr Eierstockkrebs diagnostiziert worden war. Sie hatte mir gesagt, ich solle optimistisch sein, dass alles gut werden würde, aber ich kannte meine Mutter besser als jeder andere und ich konnte sehen, dass sie log.

Ein Jahr später war sie tot, gestorben fast auf den Tag genau am Tag ihrer Diagnose.

Vielleicht war ihr Verlust der Grund, warum ich mich so stark an Todd gebunden habe, obwohl ich von Anfang an gespürt habe, dass er der absolut Falsche für mich war.