Grabrede auf einen Idioten - Julie Mazzieri - E-Book

Grabrede auf einen Idioten E-Book

Julie Mazzieri

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Beschreibung

Ein Dorf in Kanada. Der Depp muss weg – so hat es der Bürgermeister entschieden. Er und sein Stellvertreter bringen ihn eines Morgens hinaus auf die Felder und werfen ihn in einen Brunnenschacht. Von dessen Grund aus der Dorfdepp einige Tage lang schreit, bis er schließlich verstummt.
Soweit der so lakonische wie ungeheuerliche Start eines Romans, der einfach ein böser Krimi sein könnte. Doch andere Spuren, andere Figuren (und andere Tote) wachsen nachträglich aus dem Boden, legen sich der Story in den Weg und kommen der bräsigen Dorfmentalität zupass. Denn das Dorf ohne Depp ist in tiefe Unordnung geraten. Zum Glück für den Bürgermeister aber heißt es: Schuld haben immer die anderen – und sicher kann sich vor allem der nicht fühlen, der hier neu, anders und allein ist und deshalb gar nicht anders kann, als einen Fehler nach dem anderen zu machen. Und dies auch tut. Aus dem Neuankömmling, dem Landarbeiter Paul Barabé, wird so der eigentliche »Idiot« der Geschichte…

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Seitenzahl: 239

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Julie Mazzieri Grabrede auf einen Idioten

Aus dem Französischen von

Inhalt

Der Mord

Paul Barabé

Der Hirte

Der Mord

I

Am helllichten Tag. Haben sie ihn in einen Brunnen geworfen, am anderen Ende des Dorfes. Haben ihn an den Beinen gepackt und wie einen Mehlsack vornüber gekippt. Eins, zwei, und … Der Bürgermeister und sein Stellvertreter. Einige Tage zuvor waren die beiden Männer nach der Versammlung im Rathaus geblieben. Sie hatten sich nicht die Mühe gemacht, Platz zu nehmen. Sie hatten den Knoten ihrer Krawatten gelöst und an der Tür miteinander gesprochen. Es war noch nicht wieder richtig still. Der Hals des Bürgermeisters war rot, beinah bläulich. Er hatte zuerst gesprochen.

Er kam an jenem Morgen aus der Post, da sah er ihn. Er war auf dem Dorfplatz und schien nichts und niemanden zu erwarten. Er saß auf der Bordsteinkante und die zu weite Hose hing ihm auf der Hüfte. Der Bürgermeister wollte sich hinsetzen und seine Post lesen. Die Beamtin hatte ihm gerade ein Einschreiben ausgehändigt und er sagte sich, ja das sehe ich mir draußen auf dem Platz gleich mal an, ist ja sonst keiner da um die Zeit, muss man nicht reden. Beim Anblick des anderen auf seiner Stufe zögerte er, ging dann die kleine Mauer entlang und ließ sich auf der Bank nieder. Er war der Bürgermeister und das war ja schließlich der Platz seines Dorfes. Der andere bemerkte ihn nicht; er wiegte sich geistesabwesend, starrte vor sich auf den Boden. Er tat das sehr lange, ununterbrochen. Die Bewegung ging vom Nacken aus, ein leichter Ruck, eine kurze Versteifung, die den Kopf nach vorn warf wie ein Pendel. Was für ein Anblick, wenn sein Gesicht wieder nach oben kam: diese riesige Rübe, dieser Hornochsenschädel. Der Bürgermeister legte sich seine Post auf den Schoß und schrie ihm zu abzuhauen. Der andere hob den Kopf und blickte suchend um sich, woher die Worte gekommen waren. Mit seinen Idiotenaugen sah er nichts. Er schaute ihn an, da auf seiner Bank, doch er sah ihn nicht. Sein Mund stand halb offen, gelähmt, als wäre ihm die Unterlippe zu schwer. Als hätte man ihm mit einem Strohhalm das Hirn durch die Nasenlöcher ausgesaugt. Nicht leicht, wenn Sie lesen wollen und so einen Trottel vor der Nase haben. Der Bürgermeister versuchte ihn mit einer Handbewegung zu verscheuchen. Nichts. Ein kleiner Laut der Überraschung stieg seine Kehle hoch, ein Glucksen, dann lächelte er unsicher. Widerlich, hatte der Stellvertreter gesagt. Der Bürgermeister hatte wiederholt: ein Glucksen. Ein Glucksen. Und hatte weitererzählt.

Der Idiot wippte wieder vor und zurück und ließ seinen Schatten, der ihm über den Staub des Platzes folgte, nicht noch einmal aus den Augen. Schon jetzt existierte der Bürgermeister auf seiner Bank nicht mehr. Der Idiot gluckste ein zweites Mal und bückte sich, um einen Kieselstein wegzunehmen, der oben auf seinem Schatten lag. Dann kniete er sich hin, um die anderen Kieselsteine und Halme aufzusammeln, die ihn störten. In diesem Augenblick sah der Bürgermeister zwischen der zu kurzen Weste und dem ausgebeulten Gürtel mit eigenen Augen ein Stück so unglaublich weiße Haut, dass es ihn ekelte. Dünn wie Seide und vom Fett ganz schlaff, hatte er gesagt. Da, in der prallen Sonne, ohne Haare oder Flaum, bedeckte sie den ganzen Körper dieses Mannes. Dieses Wurms.

„Widerlich“, hatte der Stellvertreter wiederholt. Er hatte etwas hinzufügen wollen: ein weiteres Wort, einen Laut der Empörung vielleicht, aber sein Elan war von der Hand des Bürgermeisters abgewehrt worden. Er habe noch nicht alles gehört, es werde noch schlimmer. Er musste den Brief auf die Bank legen, um sich zu vergewissern, was er sah. Den Körper nach vorn über die Knie gebeugt, war er schließlich auf derselben Höhe wie der Bauch des Idioten. Völlig versunken in sein Spiel, bemerkte der Idiot ihn nicht. Der Bürgermeister rührte sich nicht, inständig hoffend, dass niemand ihn erwischte, und lauerte auf jedes neue Aufrichten, denn in der Mitte dieser geäderten Wampe sah er ihn nicht. Den Nabel. Mit zusammengekniffenen Augen spähte er nach ihm. Doch er sah ihn nicht, denn ganz einfach, es gab ihn nicht. Der Bauch war glatt, eben. Völlig ruhig. Jemand musste ihn ausradiert oder entfernt haben. Um ein böses Schicksal abzuwenden.

Der Bürgermeister hatte nicht flüstern können. Die hingespuckten Worte waren viel lauter, als er glaubte. Mehrmals konnte der Stellvertreter seinen verwelkten Atem riechen. Gegen den Türrahmen gelehnt, hatte er ihm bis zum Schluss zugehört. Der Idiot reinigte seinen Schatten und kniete weiter davor. Ein auf den Platz gepflanzter Baum, hatte der Bürgermeister gesagt. Der Stellvertreter hatte sich einen Haselstrauch vorgestellt. In seiner Versunkenheit schaukelte der Idiot nur ganz leicht. Das war zu viel, Sie verstehen. Dieser ganze Zirkus, am frühen Morgen. Direkt nach dieser anderen Sache. Zu viel. Der Bürgermeister stand auf und ging zum Idioten hinüber, um ihn ein für alle Mal zu verjagen. Als er nun aber seinen Fuß auf den Schatten setzte, brüllte der andere aus Leibeskräften los: „naa, naa, naa, naa“, und warf den großen Kopf von links nach rechts. Der Junge auf dem Fahrrad fuhr nochmals vorbei, mit nur einer Hand am Lenker. Und noch immer „naa, naa, naa“, als werde man ihn gleich überfahren. Der Bürgermeister wich bis auf den Gehweg zurück. Dann, ohne jeden Grund, als hätte ihn das Leben von oben angegriffen, spreizte der Idiot die Arme und lachte los. Sein schlaffer Mund verzog sich, seine Finger, von den Nerven nicht mehr kontrollierbar, verwandelten sich in verknöcherte Zangen und der Bauch, mein Gott, dieser Bauch ohne Nabel begann zu knurren. Der Bürgermeister hoffte inständig, dass dieses grauenhafte Spektakel zu Ende gehe, und ging weg. Der Idiot legte sich auf seinen Schatten und umarmte ihn freudig, als hätte er soeben einen längst verlorenen Freund wiedergefunden. Der Bürgermeister hatte einen staubigen Geschmack im Mund und ihm wurde klar, dass man den Idioten loswerden musste.

Der Stellvertreter hatte nicht eigens einwilligen müssen und so waren sie am folgenden Dienstag im Garten des Bürgermeisters zusammengekommen. Schon am frühen Vormittag brannte die Sonne und die Frau des Bürgermeisters hatte beschlossen, ihr Frühlingsbeet aufzulockern. Sie wusste von nichts. Mit bloßen Händen grub sie den feuchten und zu dieser Jahreszeit noch kalten Boden um. Ein paar Triebe waren aus der Erde gesprossen. Sie war aufgestanden, um den Stellvertreter ihres Mannes zu begrüßen, und hatte ihre Hände anschließend sofort wieder in die Gartenerde gesteckt. Alles müsse perfekt sein, hatte der Bürgermeister erklärt. Er habe an alles gedacht. Am anderen Ende des Gartens hoffte die Frau des Bürgermeisters, dass kein Frost mehr käme. Der Bürgermeister hatte beim Aufstehen ein hübsches Hemd angezogen und sie hatte ihm im Vorbeigehen von hinten den Kragen gerichtet. Sie hatte ihn schön gefunden. Er habe alles geplant, er brauche ihm nur zu folgen. Die Hand ausgestreckt, hatte er seinen Stellvertreter aufgefordert, ihm die Autoschlüssel zu überlassen.

Sie hatten ihn dort angetroffen, wo der Weg der Craigs von der Landstraße abzweigt. Er saß im Gras. Er war in der Nähe des ungeteerten Weges hinübergegangen. Eine Hand wühlte in der Hosentasche, die andere drückte den Stacheldraht eines Zaunes zusammen. Er hatte das Auto nicht hinter sich halten gehört. Der Stacheldraht ritzte ihm die Handfläche auf und er ließ seine Beute nicht los. Der Stellvertreter hatte die Wagentür geöffnet und der Bürgermeister hatte ihn am Arm gefasst, um ihm zu verstehen zu geben: Er habe alles geplant, er müsse ihm nur folgen. Er war allein hinuntergegangen und hatte sich dem Idioten von der Seite genähert. Er war wohl seit längerem dort, denn sein Gesicht war schon ganz gerötet. Der Bürgermeister hatte ihn gegrüßt, behutsam, so wie man eine Schlinge zuzieht. Der Idiot hatte sich umgedreht und ihn beobachtet, ohne zu antworten. Seine Hand hielt noch immer den Draht. Der Bürgermeister hatte ihn ein zweites Mal gegrüßt und der Idiot hatte zu kreischen begonnen. So irrsinnig zu kreischen wie in einem Albtraum. Der Bürgermeister hatte seine Jackentasche durchsucht und einen Käse hervorgeholt. Er hatte ihm den Käse ins Gesicht gedrückt, damit er aufhörte zu schreien. Der Idiot hatte den käsigen Geruch erkannt. Er war verstummt und hatte sich das ganze Stück auf einmal hineingesteckt. Den Mund sperrangelweit offen, kaute er mühevoll, immer lauter mit der Zunge schnalzend, um alles den Schlund hinunterzubringen. Der Bürgermeister hatte gesagt „iss, iss“. Lange Speichelfäden tropften dem Idioten auf die Weste und, das Gesicht von Esslust gerötet, hatte er den Bürgermeister angelächelt, wobei er ein kurzes Bellen ausstieß. Der Bürgermeister hatte gesagt „komm mit“ und er war mitgekommen. Der Bürgermeister hatte gesagt „steig ins Auto“ und er war eingestiegen.

Auf der Rückbank sitzend, wollte der Stellvertreter den Platz wechseln. Er hatte nicht darum gebeten, aber während der gesamten Hinfahrt gehofft, nicht neben dem Idioten sitzen zu müssen. Und jetzt war er doch da, an seiner Seite, im Mundwinkel etwas saure Milch. Der Stellvertreter hatte versucht, den Idioten nicht anzuschauen, der den Ausflug zu mögen schien. Niemandem kam es in den Sinn, das Radio anzuschalten. Der Bürgermeister schnaufte tief durch und fuhr schnell. Sie waren schon über drei Kreuzungen hinweg. Auch der Idiot schnaufte nun lautstark und der Bürgermeister drehte sich um, fragte den anderen, was das solle. Der hatte mit den Schultern gezuckt. Weiß ich doch nicht, warum der so schnauft. Dann hatte er gesagt, halt’s Maul, du verdammter Idiot, wir werfen dich eh gleich in einen Brunnen. Er hatte das gesagt, denn er wollte es nicht, nicht mehr. Denn er hatte seine Meinung geändert, wie man so sagt. Der Idiot japste. Nur er amüsierte sich. Der Bürgermeister war links in eine kleine Straße eingebogen, die gar keine richtige war: Es handelte sich eher um einen Waldweg, eine schmale, unkrautbewachsene Schneise. Unter den Autoreifen spürte man die Wagenspuren. Der Idiot hatte mit seinem Spiel aufgehört, um nun die Stirn an die Heckscheibe zu pressen und den Weg vorbeiziehen zu sehen. Der Stellvertreter wollte, dass er sitzen bleibt. Ruhig sitzen bleibt. Er hatte ihn kurz am Ärmel gezupft. Macht man nicht, so nach hinten schauen. Macht man nicht. Einen Idioten am Dienstagmorgen in einen Brunnen werfen. Man bleibt im Bett und sagt, dass man krank ist. Auch der Stellvertreter hatte durch die Heckscheibe blicken wollen, aber sie waren angekommen: Da rechts war der Brunnen.

Es war ein offener Brunnen, ausgehoben im letzten Jahrhundert von einem Bauern aus der Umgebung. Der Mörtel hatte den Jahreszeiten gut standgehalten und war nur an sehr wenigen Stellen gebröckelt. Der Idiot begann zu quengeln, als das Auto hielt. Der Bürgermeister hatte ihn am Ellbogen gefasst und ihm beim Aussteigen geholfen. Achtunddreißig Jahre, hatte er gedacht, und immer noch nicht in der Lage, aus einem Auto auszusteigen. Auf den Zehenspitzen war er geradewegs zum Brunnen gelaufen. Erst der Rand hatte ihn zum Stehen gebracht. Die beiden Männer waren verdutzt: Es war so einfach. Über den Brunnen gebeugt, lauschte der Idiot, wie sich die Tiefe mit seinem Atem vermischte. Er hatte gelächelt, als der Bürgermeister und der Stellvertreter zu ihm herübergekommen waren, und sie sahen den Spalt zwischen seinen Schneidezähnen, das rosafarbene Zahnfleisch. Er war gelockt worden, nun lud er sie ein. Mit seinen blassen Augen lud er sie ein. Sie hatten sich, einer nach dem anderen, in seinen freudetrunkenen Augen selbst gesehen. Sich selbst gesehen. So klein. So lächerlich klein. Er hatte die Augen zugemacht, losgeprustet bei ihrem bleichen Anblick, und das war unerträglich gewesen. Sie hatten ihn daraufhin an den Beinen gepackt und wie einen Mehlsack vornüber gekippt. Eins, zwei, und … Der Bürgermeister und sein Stellvertreter. Waren aufs Feld gerannt, Steine zusammenzusuchen, um das Loch zuzuschütten. Für alle Fälle.

Auf dem Rückweg hatte es der Bürgermeister mit einem Scherz, einem Wortspiel versucht, dann war nichts mehr gesagt worden. Sie hatten bereits zu vergessen begonnen. Der Bürgermeister nahm eine andere Straße zurück zum Dorf und jeder ging zu sich nach Hause, bemüht, an etwas anderes zu denken. Doch sie waren ahnungslos, man hätte es ihnen sagen müssen, sie vorwarnen. Dass sie nach drei Tagen den Himmel über ihren Köpfen nicht wiedererkennen würden: einen schwarzen Himmel, der die nächtliche Finsternis kaum abgestreift hatte, einen bedrohlichen Himmel, dabei hatten alle lautstark den Frühling angekündigt. Einen schwarzen Zorneshimmel und so starke Winde, dass man unmöglich sagen konnte, von wo der Sturm hereinbrechen würde.

Die verängstigten Tiere waren an den Zäunen entlang die Wiesen hochgewankt und warteten an der Absperrung, zusammengedrängt, regungslos, mit geschlossenen Lidern, dass man sie holte. In den Häusern fielen krachend die Fenster zu. Und nicht ein einziger Regentropfen. Durch das Pfeifen des Windes hindurch ein lang anhaltender Ton, kaum hörbar. Fast wie eine Klage, eine schwache, gequälte Stimme. Die Frauen waren herausgerannt, um auf den Hecken Kleider und Bettlaken einzusammeln, die von der Leine gerissen worden waren. Und das Geräusch war noch lauter geworden. Quer übers Land wirbelte der Wind auf den Straßen den Staub auf, bog die Bäume nach allen Seiten, knickte die größten und legte die schwächsten um, riss Äste, Dachschindeln ab, trug Bretter und Stühle in den Graben. Den Blick zum Himmel erhoben, hatten die Bauern gesagt, der wird am Ende schon platzen, der sieht so schwer aus, so niedrig, man kann ihn beinah anfassen, der muss sich bald öffnen, so schwarz wie der ist. Dabei hatten sie gerade erst die Herden auf die Felder getrieben, nur Gott wusste, wo sie sie wiederfinden würden. Und sie hatten sich ans Fenster gestellt, um den Moment abzupassen, sie zu holen.

Der Sturm hatte bis zum Abend angehalten, blies unerschöpflich und wütend, drohte, alles bei seinem Vorüberziehen fortzutragen. Dann, kurz vor neun, hatte er sich plötzlich gelegt, fast zu schnell, als hätte es ihn lediglich in den Köpfen der Bauern gegeben, die herauskamen und unsicheren Schrittes um ihre Häuser gingen, noch ganz benommen vom jähen Einhalten des Spektakels. Hoben sie den Blick, so sahen sie, dass in der Ferne, im Dorf, der Strom wieder da war.

Die Bauern hatten ihre Ställe in völligem Durcheinander vorgefunden: die Kaninchen und das Geflügel auf den Futterkrippen und Fensterbänken zwischen umgestürzten Käfigen und den Federteppichen, die Kälber im dreckigen Stroh, mit ängstlichem Blick, jederzeit bereit, wieder hochzuschrecken. Dann war man die auf den Feldern verbliebenen Tiere zählen gegangen. Aber niemand hatte sich wirklich weit hinausgewagt. Aus dem Nichts war eine Brise aufgekommen. Einige Minuten lang zögerte der Wind noch, dann gab es eine einzige, heftige Bö und der Wind war wieder da, noch eisiger als zuvor. Die zu den Feldern aufgebrochenen Männer wussten nicht, ob sie nicht besser umkehren sollten. Sie waren noch weiter hinausgegangen, bevor sie von neuen Windstößen überrascht worden waren, die dieses jammernde Geräusch zurückbrachten, dieses unregelmäßige Wehklagen, das sie am Morgen gehört hatten. Der Sturm war erneut aufgekommen, zornig über sie hinwegfegend, ließ sie allein zurück, die inmitten der Felder einander zuschrien, dass sie zurückmüssten, nach Hause. Über diesem ganzen Tumult hatten sich mit einem Schlag unvermutete, erstickte Laute erhoben. Im Dorf hatte der Bürgermeister den Stellvertreter an seiner Tür angetroffen. Das Gesicht vom Wind gepeitscht, achtete er darauf, die Türklinke nicht loszulassen, und klopfte mit der freien Hand. Draußen, um ihn herum, ein entsetzliches Pfeifen. Das Fenster zwischen sich, blickten sich die Männer lange an. Beobachteten sich, bis sie das Gesicht des anderen nicht mehr erkannten. Dann hatten im Wohnzimmer plötzlich die Kinder geweint und der Bürgermeister war gegangen. Er hatte die Tür nicht aufgemacht. Der Stellvertreter hatte geglaubt, vielleicht habe, vom Grunde des Brunnens, der Idiot wieder angefangen zu schreien.

II

Nein, der Pfarrer hatte nicht geschlafen. Er war in jener Nacht nicht der einzige gewesen, der ruhelos durchs Haus streifte. Mehrere Dorfbewohner hatten sich, die Körper völlig steif, in ihre viel zu dünnen Bettdecken gehüllt und fürs Einschlafen den Morgen abgewartet, mit den Nerven völlig am Ende. Ihre Schlaflosigkeit konnte jedoch nichts für sie tun und auch jahrelanges Wachliegen hätte daran nichts geändert. Tief in seinen Sessel gesunken, war der Pfarrer nicht imstande gewesen, auch nur eine einzige Zeile zu lesen, und hatte sich schließlich damit abgefunden, die Lampe auszuschalten. Er hatte daraufhin in der falschen Stille seines Pfarrhauses beten wollen, aber kaum genug Kraft dazu gehabt, und es dann auch noch sehr schlecht getan, was seinem Gebet den Ton eines Gesprächs zwischen einem Spieler, der verliert, und seinem Gläubiger gab. Der Pfarrer hatte sich beherrscht, um nicht sofort zur Kirche zu rennen. Was für eine lächerliche, törichte Idee. Mitten in der Nacht die Glocken zu läuten. Doch einen Moment lang schien es ihm, die Glocken hätten den Himmel versöhnen können. Und er hatte gewartet. Gegen sechs hatte ihm das graue Licht der Morgendämmerung unter einer dünnen Schicht Raureif seine Gemeinde zurückgegeben.

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