Grand Hotel Europa - Ilja Leonard Pfeijffer - E-Book
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Grand Hotel Europa E-Book

Ilja Leonard Pfeijffer

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Beschreibung

Wer sind wir, wenn wir keine Europäer mehr sind? - Der grandiose europäische GesellschaftsromanEin junger Page, Abdul, empfängt den Schriftsteller auf den Marmorstufen des Eingangsportals, über dem in goldenen Lettern der Name "Grand Hotel Europa" zu lesen ist. Sie rauchen eine erste Zigarette und kommen miteinander ins Gespräch. Der Schriftsteller spricht von Venedig und von Clio, seiner großen Liebe, die ihn verlassen hat. Nun ist er hier, bezieht sein Zimmer in diesem geheimnisvollen Hotel, und während er die eleganten Gäste kennenlernt, fragt er sich, wie er Clio zurückgewinnen kann. - "Grand Hotel Europa" erzählt von einem alten Kontinent, auf dem vor lauter Geschichte kein Raum für die Zukunft ist und die einzige Perspektive der Tourismus. Es ist ein Roman über unsere europäische Identität und die Nostalgie am Ende einer Ära.„Grand Hotel Europa ist eine Liebeserklärung an den alten, heißgeliebten, todmüden und doch atemberaubenden Kontinent.“ De Limburger»Grand Hotel Europa schreckt vor nichts zurück. Der Roman will beeindrucken - und es gelingt ihm auch! Es ist dieser groß-größer-am-größten Zugriff, der den Roman in ein Meisterwerk verwandelt. Grand Hotel Europa ist ein wunderbares Buch, das sie mit zunehmend fieberhafter Ungeduld lesen werden. Pfeijffer hat den Roman des Jahres geschrieben.« NRC Handelsblad»Grand Hotel Europa ist ein Meisterwerk, brillant und prächtig. Nicht nur ein Roman der Gegenwart, sondern einer, der die Zeiten überdauern wird.« TrouwMonatelang an der Spitze der niederländischen Bestsellerliste

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Veröffentlichungsjahr: 2020

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Sammlungen



Inhalt

Cover & Impressum

Widmung

Kapitel Eins

1

2

3

Kapitel Zwei

1

2

3

Kapitel Drei

1

2

3

4

Kapitel Vier

1

2

3

4

5

6

7

8

Kapitel Fünf

1

2

3

4

Kapitel Sechs

1

2

3

4

5

6

7

8

9

Kapitel Sieben

1

2

3

4

5

Kapitel Acht

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

Kapitel Neun

1

2

3

4

Kapitel Zehn

1

2

3

4

5

6

7

8

Kapitel Elf

1

2

3

4

Kapitel Zwölf

1

2

3

4

5

6

7

8

Kapitel Dreizehn

1

2

3

4

Kapitel Vierzehn

1

2

3

4

5

6

7

Kapitel Fünfzehn

1

2

3

4

5

6

Kapitel Sechzehn

1

2

3

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5

6

7

8

9

10

11

12

Kapitel Siebzehn

1

2

3

4

Kapitel Achtzehn

1

2

3

Kapitel Neunzehn

1

2

3

4

5

6

Kapitel Zwanzig

1

2

3

4

Kapitel Einundzwanzig

1

2

3

4

5

Kapitel Zweiundzwanzig

1

2

3

Kapitel Dreiundzwanzig

1

2

3

4

5

6

Kapitel Vierundzwanzig

1

2

3

4

Kapitel Fünfundzwanzig

1

2

3

4

5

6

7

8

9

Kapitel Sechsundzwanzig

1

2

3

Widmung

Für Stella

Kapitel Vier

Tochter der Erinnerung

1

Ich lernte Clio durch ein Missverständnis kennen. Damals wohnte ich noch in Genua. Clio auch, und das schon ein ganzes Leben lang, genauer, viele Leben vieler Generationen lang, doch davon hatte ich damals natürlich noch nicht die geringste Ahnung. Ich ging zum Palazzo Ducale, weil ich die Ankündigung für einen Vortrag über die Geschichte der Genueser Republik zu Zeiten der Kreuzzüge gelesen hatte. Das Thema interessierte mich, ich hatte für meinen in Genua spielenden Roman Das schönste Mädchen von Genua bereits einiges darüber gelesen. Trotzdem war das nicht der Hauptgrund, warum ich den Vortrag hören wollte. Nähme man an allem teil, was einen interessierte, wäre man keinen einzigen Abend mehr zu Hause. Nicht, dass es etwas gegeben hätte, was mich zu Hause hielt, es geht mir hier nur ums Prinzip.

Der wahre Grund für meinen Besuch im Palazzo Ducale war die Vortragende, eine recht berühmte angloitalienische Historikerin mit Namen Deborah Drimble. Ich kannte sie. Vor ein paar Jahren hatte ich, kurz nachdem ich von den Niederlanden nach Genua gezogen war, wo sie an der Universität lehrte, eine kurze, vergnügliche Affäre mit ihr und jenen ihrer Körperteile gehabt, die eine recht üppige Ausgestaltung ihrer Initialen darstellten. Als sie einen Ruf an eine englische Universität erhielt, endete die Affäre abrupt. Ich verlor den Kontakt zu ihr. Und nun hatte sich diese vollbusige und rundweg wohlgriffige Spukgestalt aus meiner Vergangenheit zu einem Gastvortrag in ihrer alten Stadt verführen lassen. Ich sagte mir, dass meine Erinnerungen den Versuch einer neuerlichen Kontaktaufnahme durchaus rechtfertigten, und sei es auch nur für eine Nacht, und – wie sagt man noch gleich? – for old times’ sake.

Doch als ich in der halb leeren Sala del Maggior Consiglio saß und nach langem Warten ein älterer Herr im Piuskragen auf dem Podium erschien und zu einer Verteidigungsrede der katholischen Werte anhob, beschlich mich die dunkle Ahnung, dass etwas nicht stimme und ich meine Nacht anders verbringen würde, als ich es mir ausgemalt hatte. Zur gleichen Zeit hatte eine Frau, die zwei Stühle links von mir saß, offenbar mit ähnlich enttäuschten Erwartungen zu kämpfen. Sie war schön und mir bereits aufgefallen, doch hatte ich ihr, vollkommen von meinem Verlangen nach der Vergangenheit vereinnahmt, weiter keine Beachtung geschenkt. Sie beugte sich zu mir herüber und fragte flüsternd, ob hier denn kein Vortrag über Kreuzzüge stattfinden würde. Ich antwortete ihr, dass ich ebenfalls sehr überrascht sei. Daraufhin tuschelte sie kurz mit der alten Dame neben ihr, die ihr Programmheft zur Vortragsreihe im Palazzo Ducale aufschlug. Dabei schien sich die Angelegenheit zu klären.

Ich sah sie fragend an.

»Gestern«, flüsterte sie. »Der Vortrag über die Kreuzzüge war gestern.«

»Und wovon handelt der heutige Vortrag?«

»Von der Zukunft der katholischen Traditionen.«

Ich zog eine Grimasse des Ekels.

»Wenn ich ehrlich bin, interessiert mich die Zukunft nicht besonders.«

»Nee, pfui!«, sagte sie. »Ich hab’s auch nicht so mit dem neuen Zeug.«

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. Ich schluckte. War es nicht egal? Ich sprach es aus.

»Darf ich Sie vielleicht zu einem Drink einladen?«

In all meinen Jahren in Italien hatte ich gelernt, dass eine so schöne Italienerin niemals erreichbar und für alle Zeiten unnahbar war. Die Schönheit dieser Frau war so unbestreitbar, dass der Gedanke, sie besitzen zu können, reine Zeitverschwendung war. Ich war überzeugt, sie würde meine unschuldige bzw. unschuldig gemeinte bzw. mit etwas Wohlwollen als unschuldig zu interpretierende Einladung mit einem souveränen Lächeln zurückweisen. Zu meiner Verblüffung nahm sie sie an.

2

Sie bestellte einen negroni sbagliato und sagte, dass sie Clio heiße.

»Wie die Muse der Geschichtsschreibung.«

»Ja, ich bin verflucht.«

»So siehst du gar nicht aus.«

»Nicht genug, dass meine lieben Eltern mir einen Nachnamen vermachten, der mich fast im Meer der Vergangenheit absaufen lässt, sie haben mir auch noch einen Vornamen geschenkt, der die Geschichte unweigerlich zu meiner maßgeblichen Inspirationsquelle macht. Kann ein Mensch verfluchter sein?«

»Wie heißt du denn mit Nachnamen?«

»Das verrate ich dir vielleicht später.«

Ich hielt es für ein gutes Vorzeichen, dass sie einige Antworten auf hypothetische weitere Treffen verschob. Ich lachte vieldeutig.

»Was gibt’s denn da zu lachen?«

Ich hob entschuldigend die Hand.

»Du hast ja recht«, sagte sie. »Ich würde selbst drüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Du bist Ausländer. Woher kommst du? Deutschland? Holland! Auch gut. Ist ja egal. Du kommst aus einem zivilisierten Land, wo die Wirtschaft funktioniert und junge Leute etwas werden können. Was hältst du von Italien? Lass mich raten. Herrliches Land, gutes Essen, immer Sonne, schöne Frauen und dann noch die Architektur. La dolce vita. Hab ich recht? Soll ich dir mal sagen, wie Italien wirklich ist? Willst du die lange oder die kurze Version? Die kurze Version ist allerdings auch ziemlich lang.

Weißt du, was ich von Beruf bin? Du hast es ja schon so gut wie erraten. Jemand mit meinem Nachnamen wächst zwangsläufig in einem Haus voller alter Bilder auf, und mein Vorname hat mir keine andere Wahl gelassen, als mich für diese Bilder zu interessieren. Ich bin Kunsthistorikerin. Da preist man sich glücklich, in Italien zu leben, denn hier gibt es mehr Kunst als überall sonst auf der Welt. Die Hälfte des gesamten Weltkulturerbes befindet sich in Italien, und das alles will erforscht, bewahrt, beschützt und im Wert geschätzt werden. Dazu braucht es eine Menge Leute wie mich. Um zu betonen, worauf ich hinauswill, muss ich hinzufügen, dass ich gut bin. Ich habe mein Studium cum laude abgeschlossen, danach promoviert, mich spezialisiert, das ganze Brimborium. Dabei hätte ich es mir mit meinem Nachnamen leicht auf einem gut bezahlten, unbedeutenden Posten gemütlich machen können, in einer Bank oder in der Reederei meines Onkels. Stattdessen bin ich mehr als zehn Jahre meines Lebens blöd wie ein sturer Bock gegen die Türen der Zukunft gerannt, um durch harte Arbeit die zu werden, die ich sein wollte. Reine Zeit- und Kraftverschwendung.

Mit meinem Lebenslauf müsste ich heute Uniprofessorin oder Konservatorin an einem großen Museum sein. Doch die Posten haben sich Leute mit anderen klingenden Nachnamen verschafft und werden sie so schnell nicht wieder hergeben. An meiner eigenen Universität habe ich mir alles versaut, weil ich mich geweigert habe, meinem Doktorvater, der mir übrigens meine Forschungsergebnisse geklaut und unter eigenem Namen publiziert hat, in den Arsch zu kriechen. Und an anderen Universitäten habe ich einen uneinholbaren Rückstand im Arschkriechen verglichen mit denen, die dort studiert haben. Hast du eine Ahnung, vor wie vielen Jahren das Ministerium zum letzten Mal Jobs an den staatlichen Museen ausgeschrieben hat? Dreiundzwanzig Jahre! Damals haben sich fast zehntausend hoch qualifizierte Kunsthistoriker auf dreihundert freie Stellen als Museumswächter beworben.