Grauland - Wolfgang Kaes - E-Book

Grauland E-Book

Wolfgang Kaes

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Beschreibung

Der Schriftsteller und Journalist Wolfgang Kaes erzählt in Grauland eine Familiengeschichte. Seine Familiengeschichte. Ein autofiktionaler Roman über die Generation der Kriegskinder in der Eifel, über die schweigende Generation tief im Westen. Zugleich ein Porträt jener rauen Landschaft, die sein Leben stärker beeinflusste, als er dies lange Zeit wahrhaben wollte. Und die Geschichte eines Verbrechens, einer nie geklärten, nie gesühnten Mordtat, die drei Generationen nachhaltig prägte.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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© 2025 – e-book-AusgabeRHEIN-MOSEL-VERLAGBundesbahnhof 1, 56859 Bullay/MoselDeutschlandTel.: 06542/5151E-Mail: [email protected] Rechte vorbehaltenISBN 978-3-89801-963-7Korrektorat: Melanie Oster-DaumAusstattung: Stefanie ThurTitelfoto: privat Hintergrundfoto: Arne HoubenAutorenfoto: Jennifer Bertus

Wolfgang Kaes

Grauland

Roman

Rhein-Mosel-Verlag

meinem Vater

1. November 1930

19. Juni 2000

»Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich;

unglücklich ist jede Familie auf ihre eigene Art.«

Leo Tolstoi

»Wir haben keine andre Zeit als diese.«

Mascha Kaléko

»Alles ist autobiografisch, selbst das Erfundene.«

Claude Simon

Um Ihnen die Suche auf Ihrer Wanderkarte oder bei Google zu ersparen: Sie werden in der Vulkaneifel keine Kleinstadt finden, die den Namen Lärchtal trägt. Aber der Rest der Geschichte ist wahr. Sie wird von diesen sechs Menschen erzählt:

Jean »Schäng« Küpper

Bäckermeister, Aushilfskellner, Schmuggler, Volksschädling. Bis zu seinem frühen, gewaltsamen Tod verheiratet mit Gertrud Küpper.

Gertrud Küpper

Aufgewachsen als drittes von fünf Kindern eines Müllers nahe der Eifelmaare; zwei Jahre Schulbildung; früh Witwe und alleinerziehende Mutter ihrer beiden Söhne Fritz und Otto, Putzfrau und schließlich Hausmeisterin.

Agnes Riener

Betreiberin eines Cafés und Ehefrau des Konditormeisters, Obergefreiten und Kriegsgefangenen Karl Riener; Mutter von Martha, Lisbet und Edith.

Edith Küpper

Geb. 1935, Tochter der Eheleute Karl und Agnes Riener; nach dem Krieg Näherin in einer Hemdenfabrik, bis sie Otto Küpper heiratet und Hausfrau und Mutter wird.

Otto Küpper

Geb. 1930, Sohn der Eheleute Jean und Gertrud Küpper; Halbwaise und Schlüsselkind; nach dem Krieg heiratet er Edith und startet ins Wirtschaftswunder.

Klaus Küpper

Geb. 1958, Sohn der Eheleute Edith und Otto Küpper; früher Reporter, heute Rentner.

0 Die Wahrheit

Wie kommt das Böse in die Welt?

Was für eine merkwürdige Frage, werden Sie vielleicht denken. Aber mich hat diese Frage Zeit meines Lebens umgetrieben. Wissen Sie zufällig die Antwort? Sind Sie möglicherweise ein gläubiger Mensch, haben einen Draht zu Gott und kennen deshalb die Antwort?

Da haben Sie mir etwas voraus.

Ich bin es bedauerlicherweise nicht.

Gläubig.

Der Glaube versetzt Berge. So steht es in der Bibel. Religion stiftet Sinn und Halt, heißt es.

Ich finde keinen Halt, keinen Sinn.

Ich will nach wie vor an die Liebe und an die Freundschaft glauben und mühe mich täglich und redlich, weiterhin an das Gute im Menschen zu glauben.

Wie kommt das Böse in die Welt?

Eine schlüssige Antwort auf meine Frage habe ich nie gefunden. Nur so viel lehrten die Beobachtungen in den mehr als vier Jahrzehnten als Reporter: Ein verschwindend geringer Anteil bösartiger Menschen genügt, um dem Rest der Menschheit die Hölle auf Erden zu bereiten.

Ein verschwindend geringer Anteil bösartiger Menschen schürt Neid und Missgunst und Hass. Ein verschwindend geringer Anteil erhebt die Gier zur alleinigen Messlatte persönlichen Glücks, wettet an der Börse auf den Niedergang einer Währung oder auf den Absturz einer Volkswirtschaft, sorgt allein schon durch die Existenz dieser Wette dafür, dass die Prophezeiung alsbald Realität wird, und nimmt so den finanziellen Ruin unzähliger namenloser Menschen billigend in Kauf.

Adrett gekleidete Besserverdienende mit schicken Büros in gut gelegenen Glaspalästen helfen gern dabei, Steuern in Milliardenhöhe zu hinterziehen. Zum Schaden der Gesellschaft. Oder schmutziges Drogengeld aus aller Welt in Milliardenhöhe zu waschen und so die Mobster und Terroristen dieser Welt reich und reicher zu machen.

Andere finden Befriedigung darin, in ihrem engsten sozialen Umfeld, in der eigenen Familie, in der Nachbarschaft oder unter der Belegschaft in der Firma, durch perfide Lügengebäude, durch Verleumdungen und üble Nachrede den guten Ruf ihrer Opfer zu zerstören, oder durch Schikanen und Demütigungen die Seelen ihrer Opfer aufs Äußerste zu peinigen.

Andere missbrauchen virtuos das Instrumentarium moderner digitaler Kommunikationsmittel, um nicht nur einzelne Menschen, sondern komplette Gesellschaften zu manipulieren, zu terrorisieren, am Ende zu zerstören.

Und manche nehmen sich ohne jegliche Skrupel das Recht, über Leben und Tod zu entscheiden.

Tröstlich könnte erscheinen, dass die bösartigen Menschen auf diesem Planeten nach wie vor in der Minderheit sind. Ein schwacher Trost angesichts des Unheils, das sie täglich anrichten.

Während ich das aufschreibe, merke ich:

Da ist viel Wut in mir.

Eine seit langer Zeit aufgestaute Wut.

Zeit meines Journalistenlebens habe ich mich mit den katastrophalen Folgen von Verbrechen beschäftigt. Um den Opfern und den Angehörigen der Opfer eine Stimme zu geben. Manchmal kam dabei die Wahrheit ans Licht. Oder sie rückte zumindest in fassbare, greifbare Nähe.

Nur vor der Beschäftigung mit dem Verbrechen in meiner eigenen Familie habe ich mich stets gedrückt.

Warum nur?

Aus Arroganz?

Aus Ignoranz?

Aus Feigheit?

Aus Bequemlichkeit?

Habe ich mir etwa eingebildet, ich könnte meine Seele schützen, indem ich die Geschichte meiner Familie ausblende?

Was für ein Irrtum.

Niemand kann vor seiner Familiengeschichte davonlaufen.

Das habe ich viel zu spät begriffen.

Das in unserer Familie vor langer Zeit geschehene Unrecht, eingebettet in die alltägliche Banalisierung des Bösen in einem monströsen Unrechtsstaat, all die bruchstückhaften Erzählungen darüber, was damals geschehen ist, die zaghaften Andeutungen, auch das schamhafte Verschweigen, all jene daraus erwachsenen und an die jeweils nachfolgende Generation verabreichten Denkmuster, all das hat unser ethisch-moralisches Korsett geformt und verformt, unser aller Fühlen und Handeln geprägt, wenn auch auf unterschiedliche Weise, so wie ich mir vorstelle, dass eine vererbte DNA über die äußere menschliche Gestalt, die Haarfarbe oder die Augenfarbe entscheidet.

Die vollständige Wahrheit lässt sich nicht mehr ermitteln. Die Wahrheit hat in all den Jahrzehnten des Schweigens und des stillen Erduldens und verzweifelten Verdrängens jede gebotene Gelegenheit genutzt, um sich zu verflüchtigen.

Mein Name ist Klaus Küpper. Ich wurde 1958 in Lärchtal geboren und habe die Kleinstadt in der Vulkaneifel 18 Jahre später, gleich nach dem Abitur, fluchtartig verlassen.

Da draußen wartete die Welt.

1 Otto Küpper

Es war eine NSU. Ich erinnere mich noch ganz genau an die drei Buchstaben auf dem Tank der Maschine: NSU. Ich konnte zwar noch nicht lesen und schreiben, aber die drei Buchstaben hatte ich mir da schon eingeprägt, ohne ihre Bedeutung zu kennen. Außerdem stand die NSU ja immer an ihrem Platz bei uns im Hof, wo ich als kleiner Junge gespielt habe. Gleich vor der Backstube stand sie. Die drei Buchstaben auf dem Tank hatte ich also stets in Augenhöhe.

An diesen einen Tag erinnere ich mich noch ganz genau.

Der Tag, als mein Vater morgens zu mir sagte: »Otto, heute fahren wir beide nach Luxemburg, Zigaretten schmuggeln, damit wieder was reinkommt in die Kasse.«

Das klang sehr geheimnisvoll.

Ich hatte keine Ahnung, was Luxemburg war und was schmuggeln ist und um was für eine Kasse es ging, in die was reinkommen sollte. Ist auch kein Wunder, ich war noch ziemlich klein. Ich muss fünf gewesen sein. Ja, ganz sicher sogar war ich fünf, denn es war das Jahr, das alles veränderte.

Das Jahr, als mein Vater starb.

Mein Vater hieß Jean, aber alle in Lärchtal nannten ihn nur den Schäng. Denn Jean konnte hier keiner aussprechen. Die Leute in Lärchtal haben ihren eigenen Dialekt, viele können nicht mal richtiges Hochdeutsch, geschweige denn Französisch.

»Otto, halt dich nur ja gut fest an mir«, sagte mein Vater. »Sonst krieg ich Ärger mit deiner Mamm, wenn dir was passiert.«

Der Sitz für den Beifahrer über dem Hinterrad war ziemlich hart, erinnere ich mich, denn das war nur so eine Art Notsitz. Meine Beinchen reichten nicht bis zu den Fußrasten, sondern baumelten in der Gegend rum. Da musste man sich schon gut festhalten, um nicht runterzufallen. Würde man heute gar nicht mehr machen, mit einem Fünfjährigen. Damals war vieles anders.

Mein Vater trug eine Lederkappe und so eine Fliegerbrille, mit der er aussah wie ein Taucher im Meer, jedenfalls stellte ich mir einen Taucher im Meer so vor, auch wenn ich das Meer erst 30 Jahre später zum ersten Mal mit eigenen Augen gesehen habe. Außerdem trug er seine Lederjacke, an der hielt ich mich jetzt fest und krallte meine Händchen in das dicke Leder und drückte manchmal meine Nase hinein, weil es so gut roch. Oder lehnte zwischendurch, während der langen Fahrt, meine Stirn an den breiten, ledernen Rücken meines Vaters, wenn ich müde wurde.

Ich fühlte mich an diesem Tag so sicher und geborgen wie später nie wieder in meinem Leben.

Und an das Geräusch erinnere ich mich noch, als der Motor endlich ansprang und eine Weile zufrieden vor sich hin blubberte und brabbelte und sich schließlich zu einem aufgeregten Knattern steigerte, als wir endlich aus dem Hof und durch das schmale Tor auf den großen Marktplatz rollten, so dass uns alle Leute hören und sehen konnten, ja sehen mussten, dafür sorgte schon das Knattern der Maschine, als mein Vater Gas gab.

Aha, seht her, der Schäng macht also einen Ausflug mit seinem Jüngsten, werden sie sich gedacht haben.

Ich war so stolz. Mein Vater macht einen Ausflug mit mir.

Mit mir!

Nicht mit dem Fritz, dem Stammhalter, also meinem älteren Bruder, der sonst all die Aufmerksamkeit der Erwachsenen auf sich zog, weil er nämlich immer so wild und ungestüm war und oft Unsinn anstellte.

Sondern mit mir!

Heute, im Nachhinein, vermute ich, mein Vater hat mich vor allem deshalb mitgenommen, weil das unterwegs weniger auffiel, mit einem Kind: Wer nimmt schon einen Fünfjährigen zu einer Schmuggeltour mit?

Von der Wegstrecke nach Luxemburg habe ich nicht mehr allzu viel in Erinnerung. Ich sah ja die meiste Zeit nur den breiten Rücken meines Vaters. Ich weiß nur noch, dass die Tour ziemlich lange dauerte, es ging bergauf und bergab über schmale Landstraßen und durch enge Kurven, die Autobahn gab es damals noch nicht. Ich wusste, dass man sich als Beifahrer mit in die Kurven legen musste, dass man sich nicht dagegen sträuben durfte, dass man keine Angst davor haben musste. Das hat mein Vater mir unterwegs beigebracht. »Du machst das sehr gut«, brüllte er gegen den Fahrtwind. Da war ich sehr stolz und gab mir in der nächsten Kurve noch mehr Mühe.

Wir fuhren durch fremde Dörfer, wo die Leute mitten auf der Straße gingen, auch wenn es ein Trottewar gab, aber meistens gab es in den Dörfern gar kein Trottewar. Die Bauersfrauen und die Kinder auf der Straße blieben wie angewurzelt stehen, sobald sie das Knattern hörten, und starrten uns an, als kämen wir geradewegs vom Mond, die Kinder eher neugierig, die Frauen misstrauisch, als hätten sie noch nie ein Motorrad gesehen, und die Hunde bellten wie verrückt und jagten uns wütend hinterher, manchmal sogar bis zum Ende des Dorfes, als müssten sie uns Fremde vertreiben, einige versuchten sogar, in den Hinterreifen zu beißen, ich hatte richtig Angst vor den wütenden Hunden, dass sie meine Füße erwischen, aber dann gab mein Vater nur einmal kurz Gas und die Sache war erledigt.

Als hätte er meine Angst gespürt.

Auf der Hinfahrt und auf der Rückfahrt machten wir jeweils eine Pause. Weit weg von den Dörfern, weit weg von den fremden Menschen, auf freiem Feld, mein Vater hatte Proviant eingepackt, verstaut in einer der beiden großen Ledertaschen, die seitlich neben dem Hinterrad hingen, links und rechts. Wasser für mich und kalten Kaffee für ihn und geschmierte Brote für uns beide. »Hat die Mamm extra für uns gemacht«, sagte er und grinste dabei und wuschelte mir durch die Haare. Ich hatte dicke Locken als Kind, alle Leute wuschelten mir dauernd durch die Locken. Ich mochte das später nicht mehr, deshalb klatschte ich mir, als ich älter war, die Haare mit viel Wasser eng an den Kopf, so dass die Locken zumindest für eine Weile verschwanden.

Aber von meinem Vater ließ ich mir das in dem Moment gerne gefallen. Der durfte das.

»Wenn du mal was größer bist, so groß wie dein Bruder, dann setz ich dich vor mich auf das Motorrad und du kannst selber lenken«, sagte mein Vater.

»Ehrlich?«

»Versprochen!«

Aber dazu kam es nicht mehr.

Da saßen wir also nebeneinander auf einer Wiese in der warmen Sonne und lehnten uns an einen dicken Baum und futterten und es war wunderschön. Mein Vater und ich.

Wir haben einen Bussard gesehen.

Der kreiste hoch oben am Himmel, genau über uns. Ich hab ihn zuerst entdeckt, weil ich als Kind andauernd und ausdauernd in den Himmel geguckt hab, mir zum Beispiel abends den Mond und tagsüber die Wolken angeschaut hab. Aber heute war der Himmel blau, kein einziges Wölkchen weit und breit. Der große Vogel über mir am Himmel flog immer im Kreis, ganz gemächlich, der musste gar nicht mit den Flügeln schlagen, um hoch oben in der Luft zu bleiben.

»Was ist das für ein Vogel?«

Mein Vater folgte meinem Blick und guckte ebenfalls nach oben, in den blauen Himmel, und sagte dann: »Das ist ein Bussard. Ein Raubvogel, man sagt auch Greifvogel, so wie ein Adler oder ein Habicht oder ein Milan oder ein Falke. Der Bussard ist kleiner als ein Adler, aber größer als ein Falke.«

»Und was macht der Bussard da oben?«

»Der hat Hunger. Der sucht Beute.«

»Sind wir die Beute?«

»Nein, nein, keine Sorge.« Mein Vater lachte. »Wir sind viel zu groß für den. Musst du keine Angst haben.«

»Bin ich denn auch zu groß für den?«

Mein Vater lachte.

Das Lachen ärgerte mich.

Deshalb entgegnete ich empört: »Aber ich bin doch noch klein!«

»Du bist aber schon viel zu groß für den. Außerdem würde ich dich ja beschützen.« Mein Vater zwinkerte mir zu.

»Und wer ist die Beute?«

»Vielleicht sucht er eine Feldmaus. Greifvögel können alles gut sehen, von da oben.«

»Sogar eine kleine Maus?«

»Sogar eine Maus!«

Dann fuhren wir weiter.

Eine richtige Grenze mit Schlagbaum und Zöllnern in Uniform habe ich nicht in Erinnerung. Aber das ist ja auch kein Wunder. Denn sowohl auf dem Hinweg als auch auf dem Rückweg fuhren wir in der Nähe unseres Ziels jeweils ein gutes Stück mitten durch einen Wald. »Das hier ist die grüne Grenze«, sagte mein Vater und lachte. Ich hatte damals keine Ahnung, was eine grüne Grenze ist. Das war ganz schön holprig auf den Waldwegen und ich bin auf und ab gehüpft auf dem harten Notsitz.

In Luxemburg fuhren wir in eine Stadt. Vielleicht war es auch nur ein großes Dorf. Aber es gab einen schönen Marktplatz mit einem großen Brunnen, vielleicht war es also doch eine kleine Stadt. In einer der vom Marktplatz abzweigenden Gassen stoppten wir vor einem der Fachwerkhäuser.

Ein Mann trat aus der Tür des Hauses und nickte meinem Vater zu. Der Mann war älter als mein Vater. Er trug eine Zimmermannshose und eine Arbeitermütze, so eine, wie sie auch die Steinhauer bei uns zu Hause trugen. Außerdem hatte er einen Schnurrbart im Gesicht, der war so riesig und struppig, dass man seine Lippen gar nicht mehr sehen konnte. Mein Vater stellte den Motor ab, schob die Brille in die Stirn, bockte die Maschine auf, hob mich vom Sitz und sagte, er müsse jetzt mal da rein in das Haus, mit dem Mann, aber ohne mich, es dauere auch gar nicht lange, ich solle mir solange ein bisschen die Beine vertreten, aber auf keinen Fall zu weit weggehen.

Ich nickte.

Ich hatte keine Angst.

Höchstens ein bisschen.

Ich ging überhaupt nicht weg, sondern blieb die ganze Zeit wie angewurzelt neben der NSU stehen.

Sicherheitshalber.

Eine Frau kam vorbei und blieb vor mir stehen, die war sehr nett und lachte und wuschelte mir durch die Haare, na gut, was soll ich sagen, das war ich ja gewöhnt. Aber ich verstand kein Wort von dem, was die Frau zu mir sagte, in der fremden Sprache. Sie hatte schöne Zähne. Ganz glatt und gerade und weiß. Viele Erwachsene damals hatten längst nicht mehr alle Zähne im Mund. Und schöne Haare hatte sie. Zum Glück wartete die Frau gar nicht auf eine Antwort von mir, sondern ging gleich weiter. Sie drehte sich aber noch einmal um, nach ein paar Schritten, und winkte mir zu. Ich winkte zurück, damit sie sich freute.

Sonst passierte nichts.

Langsam machte ich mir Sorgen.

Nach ungefähr einer halben Stunde kam mein Vater wieder aus dem Haus. Ohne den fremden Mann mit dem Schnäuzer. »Da bin ich wieder, mein braver Junge«, sagte er und verstaute allerlei Sachen, die in braunes Packpapier eingewickelt waren, in den geräumigen Seitentaschen der NSU.

»Hat sich gelohnt diesmal.«

Er grinste breit und zufrieden. Er war bester Laune.

»Jetzt geht es aber schleunigst wieder nach Hause.«

Das war’s.

Ich habe keine weitere Erinnerung an meinen Vater.

Nichts sonst ist von ihm geblieben.

Nicht mal das Motorrad.

Ich war fünf.

Nur ein paar Wochen später wurde mein Vater ermordet.

2 Gertrud Küpper

Das war eine regelrechte Weltreise damals. Du meine Güte. Von der Seiler Mühle bis in die große Stadt. Mit dem Pferdefuhrwerk. Keine mit Luft gefüllten Gummireifen, nix da, die gab’s da noch gar nicht. Oder wir hatten kein Geld dafür. Weiß nicht. Wir hatten für viele Sachen kein Geld. Und der Klepper, den wir damals hatten, der war auch nicht mehr der Jüngste. Gutmütig, aber schon recht betagt und behäbig. Der hatte einfach keine Lust mehr, sich anzustrengen.

Im ganzen Dorf waren wir die einzigen mit einem richtigen Pferd. Aber der Vatter war ja auch nicht nur Bauer, sondern außerdem Müller. Und darauf bildete er sich ganz schön was ein, dass er nicht nur Bauer war wie die anderen. Alle brachten ihr Korn zu uns, damit er es ihnen mahlte. Aber wenn der Gaul mal eines Tages umkippt vor Altersschwäche und nicht mehr aufsteht, dann will der Vatter kein neues Pferd anschaffen, hat er schon gesagt, nix da, ein neuer Gaul ist mir viel zu teuer, sondern eine Fahrkuh will er dann kaufen, weil die kann nämlich nicht nur den Karren oder den Pflug ziehen, sondern die gibt auch noch Milch. Und so eine Fahrkuh braucht auch nur an den Vorderhufen beschlagen werden, nicht so wie ein Pferd an allen vier Hufen, das macht den Besuch beim Hufschmied billiger. Denn der Hufschmied in unserem Dorf war in den Augen vom Vatter sowieso ein Halsabschneider.

Ich weiß nicht mehr, wie lange wir damals unterwegs waren. Aber mit einer Fahrkuh hätte das bestimmt doppelt so lange gedauert. Ich saß jedenfalls vorne neben dem Willi, der war unser Altgeselle in der Seiler Mühle. Eigentlich hieß er ja Wilhelm. Aber wenn man ihn so nannte, dann wurde er immer gleich wütend. Nämlich wegen dem Kaiser, der gleich nach dem verlorenen großen Krieg nach Holland abgehauen war. Wilhelm der Zweite. Das hat der Willi ihm nie verziehen, dass der Kaiser sich gleich auf und davon gemacht hat, auf und davon wie ein Dieb, wo der Willi doch vorher seine Knochen im Schützengraben in Frankreich hingehalten hat für den Kaiser und seitdem nur noch ein Ohr hatte und nur noch drei Finger an der rechten Hand. Und auf dem einen Ohr, das der Willi nur noch hatte, war er auch noch schwerhörig seit dem großen Krieg. Zum Glück war der Willi Linkshänder. Links hatte er nämlich noch alle Finger. Er hat überhaupt großes Glück gehabt, sagt der Willi immer, großes Glück, dass er nämlich überhaupt am Leben geblieben ist im Krieg.

Jedenfalls: Deshalb war der Willi immer noch sauer auf den Kaiser und wollte seitdem nicht mehr Wilhelm genannt werden. Obwohl das ja schon lange her war mit dem Krieg.

Es gab viele auf unserem Hof und im Dorf, die nannten ihn trotzdem Wilhelm, nur um ihn zu ärgern.

Ich nicht. Warum sollte ich den Willi ärgern?

Aber so sind die Menschen.

Jetzt war der Hindenburg unser Ersatzkaiser. Und der Hitler war noch nicht dran. Und es war Sonntag.

Hinten auf dem Leiterwagen waren zwei Schafe angebunden, die sollte der Willi zu einem guten Preis auf dem Johannismarkt verkaufen, hat der Vatter ihm aufgetragen.

Dass ich mit dem Willi nach Lärchtal gefahren bin, das wusste der Vatter natürlich nicht. Das hätte der niemals erlaubt. Ich war ja erst 17, also erst in vier Jahren großjährig. Außerdem durfte ich nirgendwo mit jemandem nur zum Vergnügen hin, nicht mal mit dem alten Willi. Kinder waren nicht zum Vergnügen da, sondern zum Arbeiten und sonst nix. Und wenn der Vatter es noch rechtzeitig gemerkt hätte, bevor wir vom Hof und außer Sichtweite waren, dann hätte es erst mal ein paar Ohrfeigen gegeben. Und dann erst hätte er sich in Ruhe eine richtige Strafe überlegt. Denn Ohrfeigen waren für ihn noch keine richtige Strafe. Die Ohrfeigen waren immer nur die Vorankündigung für die richtige Strafe.

Aber bei fünf Kindern verliert man als Vatter oder Mamm schon mal den Überblick, vor allem, wenn man den lieben, langen Tag von frühmorgens bis spätabends am Arbeiten ist, in der Mühle, im Stall, auf dem Feld. Und als mittleres der fünf Kinder wusste ich ziemlich gut, wie man sich unsichtbar macht.

Das lernt man dann automatisch.

Während der Willi auf dem Hof noch mit den bockigen Schafen beschäftigt war, die hatten nämlich überhaupt keine Lust, auf das klapprige Fuhrwerk verfrachtet zu werden, bin ich schon mal stiekum vorne auf den Kutschbock geklettert. Als der Willi mich dort entdeckte, war er recht verdutzt, guckte ganz streng und misstrauisch und fragte: »Was willst du da oben?«

»Mitfahren nach Lärchtal.«

Da guckte er noch strenger.

»Kommt nicht in Frage!«

»Warum nicht?«

»Weil …«

Ich sagte nichts.

Ich guckte ihn nur groß an und ließ ihn zappeln.

»Weiß der Meester überhaupt Bescheid?«

»Willi! Spinnste wohl? Natürlich weiß der Vatter Bescheid! Oder meinste, ich fahr einfach so mit?«

Dem Willi konnte keiner so schnell was vormachen.

Keiner!

Außer ich.

Ich konnte das.

Manchmal.

»Willi, der Vatter hat mir sogar drei Groschen gegeben. Darf ich mit machen, was ich will auf dem Markt.«

Wenn der Willi jetzt gesagt hätte, zeig mal her die Groschen, als Beweis, denn wäre es das gewesen.

Dann wär das alles nicht passiert, was dann passiert ist.

Also sagte ich schnell, um ihn abzulenken: »Wenn du mir nicht glaubst, dann geh ihn doch fragen.«

Jetzt konnte ich dem Willi beim Denken zugucken. Jetzt überlegte der Willi bestimmt: Den Meester suchen, wer weiß, wo der gerade steckt, vielleicht weit draußen auf dem Feld, oder unten im Keller bei der Ölmühle, also die steile Treppe hinunter, oder ganz oben in der Kornmühle, also die steile Stiege hinauf, die armen, armen, alten Knochen, und sich dann noch am Ende eine unflätige Antwort vom Meester abholen. Der Vatter war nämlich nicht immer nett zum Willi.

Der Willi guckte mich also noch mal ganz streng an. Dem Blick vom Willi musste man erst mal standhalten, das war gar nicht so einfach. Ich hab dann mein unschuldigstes Gesicht aufgesetzt und wusste in dem Moment:

Ich hab gewonnen.

»Na gut. Halt dich nur ja ordentlich fest.«

Ich hätte juchzen können.

Hab ich aber nicht.

Ich wusste ganz genau: Wenn wir heute Abend zurück waren, gab es zur Begrüßung erst mal Ohrfeigen vom Vatter. Aber das war mir in dem Moment egal.

Lärchtal.

Man konnte die Stadt schon von weitem sehen, von oben, weil sie tief in einem Talkessel lag.

Lärchtal hatte noch eine Stadtmauer. Obwohl die gar nicht mehr gebraucht wurde. Die Stadtmauer war noch aus dem Mittelalter, hat der Willi unterwegs erzählt.

Mittelalter.

Ich hatte keine Ahnung, was genau das Mittelalter war. Aber es klang wie im Märchen. Schöne Prinzessinnen und böse Hexen. Jedenfalls standen noch ein paar stattliche Reste von der Stadtmauer rum, richtig hoch war die, ein paar Teile waren aber schon abgerissen worden, weil es in der Stadt zu eng wurde, erzählte der Willi. Und es gab sozusagen als Teil der Stadtmauer eine richtige Burg, hoch oben auf einem schwarzen Felsen. Die hieß Katharinenburg, auch das wusste ich vom Willi.

Der wusste nämlich immer alles.

Ich glaube, der alte Willi, der hat mir als Kind mehr beigebracht als der Vatter und die Mamm zusammen.

Das war übrigens nicht mein erstes Mal auf dem Johannismarkt. Sondern das zweite Mal. Vorletztes Jahr war ich schon mal da, da hatte mich der Vatter mitgenommen, ausnahmsweise. Nicht um mir eine Freude zu machen. Sondern weil der Willi krank war, irgendwas mit dem Rücken. Und da hatte der ­Vatter mich vor zwei Jahren mitgenommen, damit ihm unterwegs auf der langen Fahrt nicht langweilig wurde. Damit er einen zum Quatschen hatte unterwegs. Nur deshalb. Quatschen: Das war dann so, dass der Vatter redete und redete und ich so tat, als würde ich zuhören, auch wenn ich nur die Hälfte von dem verstand, was er so über Gott und die Welt schwadronierte.

Mit dem alten Willi war das anders.

Der hat auch mir mal zugehört.

Aber weil ich vor zwei Jahren mit dem Vatter zum Johannismarkt war, wollte ich ja unbedingt noch mal hin, und deshalb wusste ich auch schon ganz genau, was mich in Lärchtal erwarten würde. Aufregende Sachen nämlich.

Auf dem Johannismarkt war das nämlich folgendermaßen: Unterhalb des Burgfelsens, also außen, in der Glacis, da war der Viehmarkt, weil die Lärchtaler natürlich nicht den ganzen Gestank der Schafe, Ziegen, Hühner, Pferde, Schweine in ihrer schönen Stadt haben wollten. Die Glacis war ja tagelang voll mit dem ganzen Viehzeug, wenn Johannismarkt war. Und innerhalb der Stadtmauern, auf dem großen Marktplatz, da gab es den Krammarkt, und außerdem all die Buden, all die Attraktionen, eine Wahrsagerin, Akrobaten, ein Zauberer mit einem Zylinderhut, hoffentlich auch wieder die schöne Seiltänzerin in ihrem feinen Kleid oder der stärkste Mann der Welt und der Leierkastenmann und eine Schiffschaukel und vielleicht sogar wieder das Kettenkarussell.

Und da wollte ich natürlich hin.

Nur gucken. Ich hatte ja kein Geld.

Aber das war nicht so schlimm. Gucken war auch schon gut. Alles auf dem Markt war aufregender als die Sachen, die es in dem Dorf zu gucken gab, wo ich herkam. In Lärchtal kriegte man ordentlich was geboten fürs Auge.

»Wenn die Rathausuhr vier Mal schlägt, biste zurück«, sagte der Willi und guckte mich wieder ganz streng an.

»Sonst kannste nämlich zu Fuß nach Haus laufe.«

»Jau, Willi. Versprochen.«

Zählen konnte ich ziemlich gut. Bis vier überhaupt kein Problem.

Ich lief also wie der Blitz los, durch das Obertor, durch die engen Gassen bis auf den Marktplatz. Du meine Güte, so viele Menschen auf einem Haufen.

Gleich schon die erste Bude lockte mich an. Immer der Nase nach. Die Bratäpfel rochen so lecker. Ich hatte ja auch schon ewig nichts mehr gegessen.

Das Wasser lief mir im Mund zusammen.

Aber ich hatte ja kein Geld.

»Willst du einen?«

Wer quatscht mich da an?

Ich drehte mich um.

Da stand er vor mir. Der Schäng. Also das wusste ich in dem Moment natürlich noch nicht, dass der Schäng hieß.

»Nä. Hab kein Geld.«

»Ich kauf dir einen.«

»Weiß nicht.«

»Warum nicht?«

»Ehrlich? Einfach so?«

»Klar!«

Groß war er. Stattlicher Kerl. So freundliche Augen. Ziemlich jung noch. Aber älter als ich. Und er lächelte mich immerzu an. Auf der Mühle sieht man nie jemanden lächeln. Alle sind immer so ernst. Grinsen, ja, manchmal, schadenfroh, aber nicht lächeln.

Nicht so!

Er kaufte mir also einen Bratapfel. Einfach so.

»Wie heißt du?«

»Gertrud. Und du?«

»Ich bin der Schäng.«

»Schäng? Komischer Name.«

»Gertrud, wo kommst du denn her?«

»Seiler Mühle.«

»Wo ist das denn?«

»Weit weg. Das nächste Dorf heißt Gillenfeld.«

»Kenn ich nicht.«

»Daun ist auch nicht so weit weg.«

»Ja, Daun kenn ich. Wenn man nach Luxemburg fährt, dann kommt man an Daun vorbei.«

»Wo ist denn Luxemburg?«

»Weit weg. Wie alt bist du denn?«

»Sag ich nicht. Und du?«

»Sechsundzwanzig.«

»So alt schon?«

»Ist aber doch nicht alt, oder?«

»Und was arbeitest du?«

»Bäcker. Noch bin ich Geselle. Aber bald hab ich meinen Meister, dauert nicht mehr lange. Und dann …«

»Dann brauchst du ja Mehl.«

»Ja, jede Menge. Jeden Tag. Wieso?«

»Was für ein Zufall. Wir mahlen nämlich Mehl.«

»Wo?«

»Auf der Seiler Mühle. Wo ich herkomme.«

»Das ist ja ein Ding.«

»Jau.«

»Willste mal meine Backstube sehen?«

»Nä!«

»Warum nicht?«

»Weiß nicht.«

»Hast du Angst vor mir?«

»Angst? Nä!«

»Dann ist ja gut.«

»Was ist gut?«

»Ist direkt da vorn. Gar nicht weit.«

»Wo denn?«

»Da! Kannste fast schon sehen!«

»Ich seh nix.«

»Hinter der Bude direkt.«

Eigentlich wollte ich ja erst mal nach der Seiltänzerin Ausschau halten. Außer der Bratapfelbude hatte ich ja noch gar nix vom Markt gesehen. Aber jetzt hatte ich einen Zauberer. Der Schäng war mein Zauberer. Den hatte ich ganz für mich alleine. Und musste nix bezahlen.

Er hat mir die Backstube gezeigt. Alles ganz genau erklärt. Ich hab nicht alles verstanden. Aber ich hab immer genickt, damit er weiterredete. Weil der hatte so eine schöne Stimme, die hörte ich so gerne. Und so schöne Augen. Und so schöne Hände.

Der Schäng.

Mein Schäng.

Das war jetzt mein Schäng!

Wenn der Schäng in ein paar Monaten den Meister macht, dann will sich sein Chef zur Ruhe setzen, und der Schäng kann die Bäckerei dann von ihm pachten.

Und ich soll dann sein Brot im Laden verkaufen.

Ich!

Der hat Ideen, der Schäng.

Um kurz nach vier Uhr war ich dann wieder zurück beim Willi auf dem Viehmarkt.

Pünktlich.

Und schwanger.

Aber das wusste ich da noch nicht.

Inhalt

Impressum

Titelei

Personenverzeichnis

0 Die Wahrheit

1 Otto Küpper

2 Gertrud Küpper

3 Klaus Küpper

4 Jean Küpper

5 Klaus Küpper

6 Agnes Riener

7 Klaus Küpper

8 Jean Küpper

9 Klaus Küpper

10 Agnes Riener

11 Jean Küpper

12 Gertrud Küpper

13 Klaus Küpper

14 Otto Küpper

15 Gertrud Küpper

16 Agnes Riener

17 Edith Küpper

18 Otto Küpper

19 Klaus Küpper

20 Otto Küpper

21 Klaus Küpper

22 Otto Küpper

23 Klaus Küpper

24 Otto Küpper

25 Klaus Küpper

26 Otto Küpper

27 Klaus Küpper

28 Agnes Riener

29 Klaus Küpper

30 Agnes Riener

31 Otto Küpper

32 Klaus Küpper

Ich danke euch

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