Grenzwerte - Barbara Kreuß - E-Book

Grenzwerte E-Book

Barbara Kreuß

4,6

Beschreibung

Im Dunkel des Bayerischen Waldes und des geheimnisvollen Sumava läuft ein Netz von Fäden zusammen. Moral, Gefühle und Geschäfte erreichen Grenzwerte. Was ist nur los im Dreiländereck? Alles beginnt mit der unbekannten Toten aus der Ilz, dann verunglückt ein honoriger Geschäftsmann. Aber es ist noch nicht vorbei... Und was hat das alles mit den Vorfällen im Frühling 1945 zu tun? Welche Rolle spielt der zwielichtige Pavel? Kommissar Langer und sein gemütlicher Assistent Staudinger lösen mit großem Einsatz diesen verwickelten Fall.

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edition lichtland

© Barbara Kreuß

edition LichtlandStadtplatz 4, 94078 FreyungDeutschland

Umschlaggestaltung: Edith Döringer

Umschlagfoto: Georg Knaus

Satz: oy design Hermann Schoyerer

ISBN: 978-3-942509-03-9eISBN: 978-3-942509-92-3

www.lichtland.eu

Barbara Kreuß

Grenzwerte

Die schwarze Ilz schweigt

Dies ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden.Ähnlichkeiten mit natürlichen Personen wären Zufall.

Danke

an den Verlag für sein Vertrauen,meinen Mann für seinen Rückhaltund meiner Tochter Heidi für die Unterstützungbeim Korrekturlesen

Barbara Kreuß

Tschechei, Mai 1945

Sie hatten die ganze Nacht gefeiert. Deutschland hatte den Krieg verloren.

Und dann war es, als hielte der frühe Morgen den Atem an.

Es lag etwas in der Luft. Es war fast zu greifen und es war böse.

Übernächtig und aufgedreht quoll es im Alkoholdunst auf die Straße, hinaus auf den großen Stadtplatz mit dem Brunnen.

Und dann begannen sie zu randalieren, Scheiben zu zerschlagen und Türen aufzubrechen.

Ein aufgeregter Geschäftsmann lief aus dem Haus, schimpfte und schrie, in Deutsch, und das war sein Fehler.

Die aufgebrachte Menge schrie ihn erst nieder und dann schlug sie ihn tot.

Das war das Signal zu weiteren Greueltaten.

Sie holten die Geschäftsleute aus ihren Häusern, alles Deutsche. Sie prü-gelten sie, fesselten sie an den Brunnen, quälten sie und schlugen sie tot. Der angeordnete Hass hatte sich Luft gemacht und über Schuldige und Unschuldige ergossen.

Einer jungen Magd aus einem der Geschäftshäuser gelang gerade noch die Flucht.

Auch mit dem Gesinde, deutsch oder nicht, machte die rasende Menge kurzen Prozess.

Cilli Bogenstätter kam auf der Gartenseite von einem Botengang zurück, als sie das Toben der Menschenmenge hörte, das Splittern der Fensterscheiben und die grässlichen Schreie.

Auf dem Absatz machte sie kehrt und lief verängstigt die Gassen zurück, durch die sie eben gekommen war. Beim Schuster schlüpfte sie in die Werkstatt und verriegelte die Tür hinter sich.

„Was ist denn los?“, fragte der alte Mann erstaunt.

Cilli konnte nur flüstern, „die Tschechen, die Tschechen fallen am Stadtplatz über die Deutschen her!“, und dann begann sie hysterisch zu heulen.

„JeschuschMarjandJosef, bist verruckt worden, Dirndl?“

Der alte Mann schüttelte den Kopf und konnte nicht glauben, was er da hörte.

Der Schuster war Tscheche und trotzdem gewährte er dem deutschen Mädchen Unterschlupf.

Nach einiger Zeit, als es ruhiger geworden war in der Stadt, ging er auf den großen Platz und mischte sich unter die Gaffer.

Tatsächlich, da lagen die Leichen der erschlagenen Deutschen rund um den Brunnen.

Dort stand sogar das Bett der Katharina Burger. Die alte kranke Frau hatte man an Händen und Füßen ans Bett genagelt und tot geschlagen.

Erschüttert mischte er sich unter die Plünderer, ging in den zerstörten Tuchladen der Familie Schobermann und holte nach Cillis Beschreibung ihre Sachen aus der Kammer unter dem Dach. Die Wohnräume des Hauses waren geplündert, sogar die Vorhänge gestohlen, Bilder herunter gerissen, der Herd zerstört.

Der alte Schuster war verstört, als er in seine Werkstatt zurückkam. Es war Unrecht geschehen, grausiges Unrecht.

Und dann verhalf er, der Tscheche, der mittellosen Deutschen zur Flucht, zurück in ihre bayerische Heimat.

Niederbayern, Bayerischer Wald, Mitte Oktober 2002

Verschwommen hörte sie Dixieklänge. Sie packte ihre Handtasche noch fester unter den Arm und lief und lief. Die Treppen hinunter hörten nicht auf und irgendjemand kam hinter ihr her.

Angstvoll blickte sie sich um, sah aber niemanden.

Da, endlich die Tür. Aufatmend trat sie hinaus in die kühler werdende Nacht und eilte über den Hof. Und noch deutlicher spürte sie, dass da jemand war. Dann sah sie den schmalen Durchgang und plötzlich war da nur noch Schwärze ...

Marlene erwachte schweißbedeckt. Es war nur ein Traum, erleichtert atmete sie auf.

Aber so plastisch träumte sie selten. Sie stand auf und trank in der Küche ein Glas Wasser.

Langsam gewann sie etwas Abstand. Mit gemischten Gefühlen ging sie wieder zu Bett.

Hoffentlich kam der Traum, die Beängstigung, nicht wieder.

Aber kaum eingeschlafen, lief sie wieder über diese vielen Treppen. Doch bei dem schmalen Durchgang war es diesmal nicht zu Ende. Sie erhielt einen Schlag gegen den Kopf und sank zu Boden. Als sie erwachte, trug sie ein leuchtendblaues Seidenkleid. Seltsam, dabei war sie sicher, vorher noch ein Kostüm getragen zu haben. Und dann riss der Film.

Beim Frühstück war Marlene wortkarg und in sich gekehrt.

„Ist was, hast du schlecht geschlafen?“, Tom, ihr Mann, klang besorgt.

„Ach, ich habe so eigenartig geträumt“, und sie erzählte es ihm.

„Na ja, du und deine Fantasie!“, er lachte gutmütig.

Sie vertieften sich in die Tageszeitung und begannen ihren Tag wie gewohnt.

Der Abend war wunderschön. Es war lau, fast wie im Sommer. Ein Abend so richtig zum Feiern.

Die Fassaden des alten Schlosses wurden von verborgenen Scheinwerfern angestrahlt. Durch die geöffneten Fenster drang fröhlich der Klang einer heißen Dixieband.

Es ging hoch her in dem alten Herrschaftsbau, der vor gut hundert Jahren in eine weiterführende Privatschule mit Internat umgebaut worden war.

Jedes Jahr, Mitte Oktober, trafen sich Freunde und Förderer der Schule zu diesem Fest.

Ungezwungen unterhielt man sich über das letzte Schuljahr. Jeder konnte Vorschläge machen zum Schulalltag, über bauliche Maßnahmen oder neue Einrichtungen.

Alles wurde feinsäuberlich notiert und bei der nächsten Sitzung des Schulkuratoriums vorgebracht. Einige Umbauten und Erweiterungen fanden so ihren geistigen Anfang.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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