Gretchens Rache - Isabel Rohner - E-Book

Gretchens Rache E-Book

Isabel Rohner

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Beschreibung

Linn Kegel, Erfolgsautorin, hasst Treffen mit anderen AutorInnen und Feuilletonfuzzis. Trotzdem verdonnert ihr Verleger sie zu einem Pressewochenende im Spreewald. Ein paar seiner besten Pferde will er ins Rennen um die Aufmerksamkeit der Medien schicken. Doch das Zusammentreffen entwickelt sich mörderisch! Ein neuer "feministischer Kicherkrimi" voller skurriler Figuren und literarischer Anspielungen. Und ein Wiedersehen mit Heldin Linn Kegel.

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Isabel Rohner

GRETCHENS RACHE

Kriminalroman

ULRIKE HELMER VERLAG

 

 

ISBN (eBook) 978-3-89741-935-3

ISBN (Print) 978-3-89741-451-8

CRiMiNA ist ein Imprint des Ulrike Helmer Verlags, Roßdorf b. Darmstadt© 2021 eBook nach der Originalausgabe

© 2021 Copyright Ulrike Helmer Verlag, Roßdorf b. DarmstadtAlle Rechte vorbehalten

Covergestaltung: Atelier KatarinaS / NLunter Verwendung der Fotografie »Aschenputtel« © kallejipp / photocase.de

www.ulrike-helmer-verlag.de

 

Starring

Linn Kegel

unorganisierte und eigenbrötlerische Krimi-Autorin, die Treffen mit anderen AutorInnen und der Presse hasst ­und dementsprechend keinen Bock hat auf die Einladung von

JO HARTMANN

Linns Verleger, der genau so ein Treffen über ein ganzes Wochenende organisiert hat und dabei eine unerwartet überraschende Überraschung plant mit

BETTINA HEIDENREICH

Chefin einer Künstleragentur, die persönlich aufpasst, dass ihre Schauspieltruppe beim gebuchten Theater-Dinner keinen Mist baut, sehr zum Bedauern von

NELLY NOWAK

Wirtin des Restaurants Zur Goldenen Schlange, die Gäste aus der Stadt nicht ausstehen kann und bei Schauspielern akut Ausschlag bekommt, anders als

LORETTA COPPELIA

Krimiautorin und Linns Hauptkonkurrentin, die nichts gegen Mord und Totschlag auf der Bühne hat und weit besser als Linn mit der Presse kann, z.B. mit

CASPAR BRIMBORIUS

dem eingebildeten Literaturpapst bei der Hamburger Allgemeinen Tageszeitung (Hatz) und

DORIS KRANICH

der kapitalistischen Literaturpäpstin beim Blatt für Literarische Angelegenheiten (Bla) und

AYNUR MÜLLER

Praktikantin beim Spreewälder Boten (SpreeBot) und Bücherwurm mit Stauballergie, die geflissentlich ignoriert wird; nicht nur von

ROLAND WEISSWEILER

dem einflussreicher Kritiker von Literatur Heuteund hemmungsloser Bewunderer von

WALTRAUD DAMPF, genannt MADAMPF

intellektuelle Sex-Bombe und Autorin einer siebzehnbändigen Philosophiegeschichte des Penis von der Antike bis heute, versteht sich überhaupt nicht mit

GIOVANNI FABER

Autor von Altmännerphantasien, hat darum auch eine Vorliebe für Schauspielerinnen wie

MANDY-CHEYENNE FRÖBE

Schauspielerin aus Bettina Heidenreichs Agentur und zu ihrem großen Bedauern ausgerechnet die Bühnenpartnerin von

BERTRAM »SAG NICHT BERTI ZU MIR« BALINSKI

Schauspieler mit Ambitionen, der nicht als Einziger ein ziemlich dunkles Geheimnis hat, sehr zum Leidwesen von

LINN KEGEL

die ein schreckliches Wochenende erwartete, aber niemals damit gerechnet hätte, dass es für mindestens einen Gast tödlich enden würde.

FERNERSPIELENEINEROLLE:

Xaver, Bettina Heidenreichs Freund und seine verzweigte VerwandtschaftKarl, ein Fährmann im Spreewaldein attraktiver Kanufahrereine sorbische Sageein überforderter Angestellter vom telefonischen Bank-Serviceein mysteriöser Mann im schwarzen AutoAgatha Christie und ihr Giftschrankeine Spritzedie mysteriöse Pflanzenwelt

eine bedauernswerte Fliegeein paar erfolgreiche Literatenund, ach ja, das Patriarchat

MUSIKALISCHUNTERMALTWIRDDIEGESCHICHTEVON:

Coolio feat. L.V. »Gangsta’s Paradies«Beyoncé »Crazy in Love«Pink »Beautiful Trauma«Katja Ebstein »Theater, Theater«

UNDZUESSENGIBT’S:

eine angematschte BananeKekseviel zu viele SchokoriegelSandwichs aus dem Automatenalles rund um und mit Spreewaldgurkeneinen gruseligen WelsLachs mit Nudeln und Sahnesoße mit Erbsen und Parmesanschrecklichen Kaffee Bier (leider nur eines davon alkoholfrei)Schnaps, Sekt und Rotwein – und wie immer auch davon viel zu viel

 

Prolog

WieimmerließsiesichbeiderPflegeihrerPflanzenvielZeit. Langsamgingsievoneinerzurnächsten – vonderAloeVerazumElefantenohr, vomafrikanischenFeigenbaumzumZebrakrautundweiter. Jedeschautesiesichaufmerksamanundentschieddann, obsiesiegoss, ihreBlätterzärtlichstreichelte, siebeschnittodereinfacheinbisschenmitihrredete. Manchmalsangsieihnenetwasvor, sogardemBambus, auchwennerdasnichtimmermochte. AmliebstenjedochwarenihrdieOrchideen. Siehoffteinsgeheim, dassdieanderenPflanzendasnichtmitbekamen, undversuchteihreVorliebenichtallzudeutlichzumachen. Aberinsbesondere, wenndieOrchideenwiederzublühenbegannen, fielihrdasschwer. Dannmusstesiesichbewusstzusammenreißen, umerstalleanderenPflanzenindemkleinen, warmenRaumzuversorgen, bevorsiesichdenOrchideenzuwandte.

AuchandiesemTagwaresso. SanftstrichenihreFingerüberdiegroßenBlätterihrerprächtigenMonsteradeliciosa. SieüberprüftedieFortschrittederSetzlinge – wiegernhättesiemitdemVersuch, eineeigeneBrechnusszuzüchten, endlichErfolg, dochnochwareseinkleinerundschmächtigerTrieb, derdaausderErdehervorzubrechenbegann. AusdenAugenwinkelnsahsieschondiezartrosaundhellblauenBlütenihrerSchmetterlingsorchideen. WiewunderschöndieseBlumendochwaren! DasseinigeMenschenOrchideenfürtoteGewächsehielten, konntesienichtverstehen. Siewareneinfachperfektschön. WäresieeinePflanze, siewürdesichwünschen, eineSchmetterlingsorchideezusein. Stolz, hochgewachsenundmakellos.

Siekonntenichtmehrlängerwarten. EifrigzogsiesicheinenStuhlandieFensterbank, aufderdieOrchideenstanden, undbegutachtetejedesDetail: Bewundertediezarten, dochwiderstandsfähigenBlütenblättermitdemcharakteristischenLabellum, dielangenelegantenStängelmitdenkurzenBlättern, befühltedieKonsistenzderErde.

SiewarganzinGedankenversunken, alssieschließlichdieFliegebemerkte, diesichindenRaumverirrthatteundsichnunaufdemNeuzugangniederließ, densieerstgesterninderGärtnereigekauftundnebendieOrchideenaufdieFensterbankgestellthatte. AngezogenvonderFarbeundwohlauchvomDuft, saßdieFliegenunaufdensaftigrotgrünenBlätternderDionaeamuscipula.

OhneEile, abermitzunehmenderGiererkundetedieFliegedassüßeSekretaufdenBlättern. MitihremSaugrüsselfolgtesieihmaufdenbeidenaneinanderliegendenhalbkreisförmigenBlattflächen – einekaumgrößeralsdieFliegeselbst. SogardieBlattkantenmitihrenlangenStachelnwurdensorgfältigabgesaugt, jaessahfastsoaus, alsobdieFliegejedeRitzedesBlattesliebkoste. DannkrabbeltesieaufdieBlattflächezurück.

DaswarderMoment, alsdieVenusfliegenfallewieeinFang­eisenzuschnappte.

DieFliegewarvonderSchnelligkeitundderunerwartetenBewegungvölligüberrascht. ZwischendenStacheln, dieihrnunwieGitterstäbedenWegversperrten, konntesiezwardasrettendeAußennochsehen, einAuswegjedochbotsichihrnicht. Hektischbegannsie, sichinihrerengenZellehinundherzudrehen. JedeEckeabzusuchen. WäresieeinMensch, siehätteandenStäbengerütteltundlautgeschrien. ObauchFliegenumHilferiefen?

DieBeobachterinkonnteihrenBlicknichtvondiesemSchauspielabwenden. Siewusstezwar, dassdieDionaeajetztmitihrerArbeitbeginnenwürde, dochbislangwarsieselbstnochnieZeugindiesesVorgangsgeworden. Eswarfaszinierend. WasfüreineaußergewöhnlichePflanze!

ErstwürdedieDionaeauntersuchen, obihreBeuteesüberhauptwertwar, verdautzuwerden. LautetedieAntwortja, würdensichdieBlätterlangsamundgenussvollkomplettschließenundihremOpferjedeHoffnungnehmen. Jenachdem, obdiePflanzeihreBeuteganzodernurteilweiseverdauenwollte, würdensiesichnacheinemoderaucherstnachzehnTagenwiederöffnen. Reichteesihrvorher, würdesiedastoteInsekteinfachwiederausspucken. DieRestewürdenaufdieErdefallenunddortihrenZersetzungsprozessbeenden. DieseNährstoffenähmediePflanzedannüberihreWurzelnwiederauf, währendinihrenFallenvielleichtschoneineneueFliegegefangenwäreundaufihrenTodwartete.

ZärtlichberührtedieBeobachterindieFliegenfallemitderSpitzeihresZeigefingers. DasInsektkrabbelteimmernochpanischumher. SiekonntedieBewegungderkleinenBeinedurchdasBlatthindurchspüren.

DannschlosssichdieFalleplötzlichganzundnacheinerWeilehörtedasKrabbelnauf.

DerBlickderBeobachteringingzurückzudenzartrosaundhellblauenBlütenblätternderOrchideen. Ja, dieseBlumenwarenwunderschön, dochauchirgendwiepassiv, verglichenmitderfleischfressendenNachbarpflanze, inderenunauffälligemBlattkerkernuneintödlicherVernichtungsprozessablief.

NacheinerWeilebeugtesichdieBeobachterinnachvorneundberührtedasgeschlosseneBlattvorsichtigmitdenLippen. Siemeinte, indenfeinenBlattaderneineVibrationspürenzukönnen.

»WillkommeninunsererFamilie«, hauchtesie.

VielleichtwürdesieihrenWunsch, eineSchmetterlingsor­chi­deezusein, dochnocheinmalüberdenken.

 

Thank God, it‘s Friday – oder doch nicht

DasKlingelndesHandysrissLinnKegelausdemTiefschlaf. WelcherIdiotriefsieumdieseUhrzeitan? UndwelcheIdiotinhattedasHandymalwiedernichtausgeschaltet, bevorsieinsBettgegangenwar? SiepresstesicheinKissenaufdieOhrenundverzogsichindiehintersteEckeihresBettes. BisspätindieNachthattesienochamPlotfüreinenneuenKrimigearbeitetundwarerstumhalbsechsindieFederngekommen. DakonnteeineAutorindochbitteerwarten, dassmansieamnächstenTagausschlafenließ!

FünfMinutenspätermeldetesichdasHandyerneut.

»Ihrkönntmichmal«, murmeltesieunterihrerDeckeundwolltegeradewiedereinschlafen, alsesanihrerHaustürklingelte.

»LasstmichdochalleinRuhe«, stöhntesie. DochdasKlingelnhörtenichtauf. WiderwilligrolltesichLinnausdemBettundzogsichdieSchlafbrillevomGesicht. IhrefeuerrotenHaarestandenwildvomKopfab.

NunschrilltenTürklingelundHandysogarimDuett.

»Jaja, ichhab’sjaverstanden. Hueresiech!«, fluchtesieaufSchweizerdeutschundschlepptesichzurGegensprechanlage, dabeistießsiesichauchnochdenkleinenZehamTürrahmen. AufjaulendundmitschmerzverzerrtemGesichtwarfsieeinenBlickaufdieKüchenuhr. WashattendieLeutenur, eswardochgerademalhalbzwölf. DamusstemandochnichtsoeinenTerzmachen. Oderhattesievielleichtetwasbestellt, dasheutegeliefertwurde? Siekonntesichnichterinnern. WassolltesiebeidemaktuellenStandihresKontosauchschongroßbestellen?

»WerstörtundmordetmeinenSchlaf?«

»Ha! Malwiedertypisch!«, töntedieStimmeihresVerlegersJoHartmannausderGegensprechanlage. »Verpennen, aberShake­spearezitieren. Undnichtmalrichtig! IchwarteimAutoaufSie, FrauKegel. SiehabenzehnMinuten. UndvergessenSieIhrenKammnicht!«

Hartmann? WasmachtedennHartmannvordemHaus? LinnlehnteihreStirnandiekühleWohnungstür. Dannfielesihrwiederein. HeutewarFreitag. Heutebeganndas »WochenendedesGrauens«, wiesieesnannte. HartmannnannteesPressearbeit.

»Schiisdräck, vedammteMischt«, schimpftesieinihremOstschweizerDialekt. Wannwürdesieesendlichlernen, solcheTerminenichtimmeraktivzuverdrängen? IhrVerlaghatteeinPressewochenendeimSpreewaldorganisiert: SeineerfolgreichstenAutorinnenundAutorensolltenaufdiewichtigstenFeuille­tonchefsundLiteraturkritikertreffen. ZweiganzeTagelang. AchtundvierzigStundenohneeinEntkommen. SogargemeinsameAbendessenwareneingeplant. EinAlbtraum.

LinnhasstesolcheVeranstaltungen. SiehasstePressegesprächeundsiehassteSmalltalkmitanderenAutorinnenundAutoren. ÜberhauptmitanderenMenschen. SiewollteeinfachnurzuHausebleibenundinRuheanihremneuenBucharbeiten. MöglichstohneKontaktzurAußenwelt. AberdasalleshattesieHartmannschonvorWochengesagt. UndschonvorWochenhatteergeantwortet, dasssielautVertragzuPR-Eventsverpflichtetsei. Wassolltesiedaraufauchantworten?

»Schiissdräck«, fluchtesieimmerweiter, währendsiesicheinenvierfachenEspressomachte, sichkurzunterdieDuschestellteundwahlloseinigeKlamottenineineReisetaschestopfte. DieWohnungsahmalwiederauswieSau. HoffentlichwürdeihreMitbewohnerindasfreieWochenendenutzen, umendlichmaldurchzuputzen. BeidiesemGedankenmussteLinnlachen. Völligunrealistisch. IhreMitbewohnerinJennySiefertwargenausochaotischwiesieselbst. WahrscheinlichwardasdereinzigeGrund, warumsieschonsolangezusammenlebten. AnmenschlicherSympathiejedenfallslagesnicht.

DreizehnMinutennachderKlingelattackegriffsienachihrergeliebtenabgewetztenLederjacke, zogdieHaustürhintersichinsSchlossundstieginHartmannsAuto – dieHaarenochfeucht, ineinerHandeineFlascheWasser, inderandereneineangematschteBanane, dasletzteEssbare, dassieaufdieSchnelleinderKüchehatteentdeckenkönnen. AchtundvierzigStundenmusstendochirgendwiezuüberstehensein, dachtesie. DocherststandeinemindestenssechsstündigeAutofahrtindenSpreewaldan. SechsStunden. MitHartmann.

»Okay, FrauKegel, ichweiß, dassSieaufdiesesWochenendeüberhauptkeinenBockhaben«, grüßteihrVerlegersiebetontgutgelaunt. »Aberehrlichgesagt: SiemüssenauchgarkeinenBockhaben. Esgehtnämlichauchohne.«

»Siesindjabesonderswitzigdraufheute«, erwiderteLinn.

»Warumsollteichnicht? IchhabeeinelangeAutofahrtvormirundverbringedieseZeitmiteinermeinerunterhaltsamstenundsonnigstenAutorinnen! Dakannmansichdochnurfreuen.«

»Haha«, antworteteLinnlahm.

JoHartmannließsichdieguteLaunenichtverderben. »AufmichwartetwahrscheinlichdasdenkwürdigsteWochenendeinderGeschichtedesVerlags!«

LinnwarfeinenletztensehnsüchtigenBlickaufdassandgelbeWohnhaus, indemsieschonseitihrerStudienzeitwohnte, undzuihremFensterimzweitenStock.

»EindenkwürdigesWochenende? SeienSiebloßvorsichtig, wasSiesichwünschen!«

»Warum? WennSiesicheinbisschenzusammenreißen, kanndocheigentlichnichtsschiefgehen.«

DamitstarteteerdenMotorundfuhrdurchdieKölnerSüdstadtzurInnerenKanalstraßeinRichtungAutobahn.

 

Highway to Spreewald

SchonnachkurzerZeitmitHartmannimAutofühltesichLinn, alslägebereitseinWochenendevollerqualvollerPR-Terminehinterihr. HattesiezuBeginnderAutofahrtnochdieHoffnunggehegt, füreinpaarStundendieAugenschließenzukönnen, warihrziemlichschnellklargeworden, dassHartmannganzanderePläneverfolgte: ErwolltedieFahrtfüreineumfassendeManöverkritiknutzen.

»IchhabedasProbekapitelvonIhremneuenKrimigelesen, FrauKegel. Ehrlich: SiemüssenwegkommenvondiesenewigenliterarischenAnspielungen. IchhatteeigentlichdieHoffnung, dassdasjetztendlichmalbeiIhnendurchist. BeiSchönermordenhatdasjanochfunktioniert. AberschondawareneinigeLeutevomEndeirritiert. VerschiedeneliterarischeEbenenmacheneineGeschichteeinfachkompliziert. Allein, dassSieihreHauptfigurdiesmalJosieK. nennenwollen. WarumdannnichtgleichGregoretteSamsa? Sieschreiengeradezu: Sehther, ichhabeKafkagelesen!«

»IchschreibeebendieBücher, dieichselbstgernelesenwürde«, erwiderteLinneinsilbig.

»Ha! DächteichalsVerlegerso, wärederVerlagschonlängstpleite. JekomplexereinBuch, destokleinerdieZielgruppe. UndbeiKrimisistKomplexitätderTodesstoß. SchondiesesLabel ›feministischerKicher-Krimi‹ istechtschwierig. Abergut, dahabenwiralsVerlagjanochmitgemacht. WenneinBuchsobeworbenwird, greifendieLeutedanach, weilsiezurAbwechslungmaleinekleineMördergeschichtemiteinbisschenFrauenpowerlesenwollen. HaltwasLockeresfürZwischendrin. Sieaber, SiemachenmitIhrenAnspielungenallessoschwer, sokompliziert. DamitüberladenSiedieGeschichteunderstickenjedesLesevergnügen. WarummussichdennalsLeserimmeralleshinterfragen?«

»Siesolltenmirverdammtnochmaldankbarsein, dassichdieRegelndesKrimi-GenresumeinpaarMöglichkeitenerweiterthabe – undSiesolltenaufhören, meineLeserinnenzuunterschätzen. Diesindnämlichklugundhumorvoll!«

»Ja, genauFrauKegel: Leserinnen! WirwollenaberauchLesererreichen. Bücher, diefürMännernichtinteressantsind, geltenalsNischenprodukte – undwerdendarumimFeuilletonzuRechtignoriert.«

»JetzthörenSiemal: SchönermordenisteinBestsellergeworden!«, schnaubteLinn.

»Jaundnein«, erwiderteHartmann. »Ja: DasBuchhatsichsehrgutverkauft. Nein: EswurdekeineinzigesMalineinemderwichtigenFeuilletonsbesprochen. DassIhrBuchdennochbekanntgewordenist, verdankenSiealleindieserfeministischenBubbleimInternet. Aberehrlich: DieistfürunsalsVerlaguninteressant.«

»Na, dannsolltenSievielleichtanfangen, umzudenken, Hartmann! DasFeuilletonbesprichtmeineBüchernicht, weilindenwichtigstenRedaktionenMännerentscheiden, vorallemBüchervonMännernzubesprechen. DassdiefeministischePressedasandersmachtundBüchervonFrauenbespricht, zeigtdochvieleher, wiewenigBüchervonFrauenindenKulturteilenderanderenMedienvorkommen. UndSchönermordenistdasbesteBeispiel, dassBüchervonFrauenaucheinErfolgwerdenkönnen – selbstwennsieintertextuelleBezügehaben.«

»NehmenSiesichdochdannzumindestmaleinVorbildanIhrerKolleginLorettaCoppelia: DiezeigtbeiTaugenixen, wieesfunktioniert: eineunterhaltsame, aberstringenteGeschichte –undabundzueinpaarAnspielungenauflebendePersonen.« HartmannhättevorlauterSchwärmereiamKamenerKreuzfastdenAbzweigaufdieA2verpasst. ErkonntegeradenochdieSpurwechseln.

»HörenSiemiraufmitdieserTrullaundachtenSielieberaufdenVerkehr!« LinnverzogdasGesicht. LorettaCoppeliastandwiesiebeiHartmannunterVertragundgehörtezuihrenärgstenKonkurrentinnen. InSchönermordenhatteLinnLorettaCoppeliakurzerhandzueinerihrerKrimifigurengemacht – unddafürhattediesichmiteinerfiesenPersiflageanihrgerächtunddenSpießumgedreht: InCoppeliasTaugenixenhießdieHauptfigurLinnKegelundwareineKrimiautorinausderSchweiz. WasfüreineFrechheit!

»Oho, Siewissenschon, dassSiesichdaaufganzschöndünnemEisbewegen, wennSiesoüberIhreKonkurrentinsprechen! CoppeliahatgenaudasgleicheRechtwieSie, auseinerlebendenVorlageeineRomanfigurzumachen. Undehrlichgesagt: Soumgänglich, sympathischundgekämmtwieinTaugenixenhabeichSieimechtenLebennochnichterlebt. Manmerkt, dassLorettaCoppeliaSieimwahrenLebennochniegetroffenhat.« Hartmannlachtelautunddreckig.

»Unddabeisollesmalschönbleiben! DieSchnepfesollbloßaufpassen, dasssiemirniebegegnet.«

»Tjaha«, glucksteHartmannda. »DasmerkenSiesichmal, wennSieundLorettasichheuteAbendtreffen.«

»Was?«, riefLinn. »DieCoppeliaistdiesesWochenendeauchdabei? SpinnenSiejetztkomplett?«

DaswarderMoment, alsHartmanndasSteuerziemlichabruptherumgerissenhatteundaufeinenAutobahnrastplatzgefahrenwar. Erhattegeparkt, denMotorausgeschaltetundsichihrdirektzugewendet. »SagenSiemal«, fragteersiemiternstemBlick. »Kannessein, dassSiesichüberhauptnichtaufdiesesWochenendevorbereitethaben? HabenSiedasMemonichtgelesen? Ichmeine: VerschlafenistdasEine – aberzumindestdieTeilnehmerlistehättenSiesichvorheransehenkönnen.«

LinnrutschteunruhigaufihremSitzherum. HartmanntrafmitseinemVorwurfdurchausinsSchwarze. SiehattedasMemodesVerlagsirgendwobeiseitegelegtundnieeinenBlickhineingeworfen.

»Ichdachteimmer, dieersteAufgabeeinerAutorinistes, Bücherzuschreiben – undnichtirgendwelcheEinladungsflyerzulesen«, versuchtesiesichinschwachenAusflüchten. DocheigentlichärgertesichLinnziemlichübersich. Eswarnämlichüberhauptnichtso, dasssienichtgenügendZeitgehabthätte, sichvorzubereiten. MitihremneuenKrimikamsienichtrichtigvoran, ihrfehltenochdiezündendeIdee. Siehatteesnureinfachwiedervölligverdrängt, sichmitdemWochenendezubefassen. Genausowiesieeswiederundwiederverdrängte, ihreWohnungaufzuräumen.

»Werkommtdennalles?«, fragtesieundgabsichalleMühe, ihrerStimmeeinensaloppenTonzugeben.

Hartmannatmetetiefeinundaus. »Nagut, FrauKegel. Dannfangenwirdochmalganzvonvornean: DieVeranstaltungheißtFeuilletonmeetsBookArtists…«

»NichtIhrErnst? WerhatsichdenndiesenaffigenTiteleinfallenlassen?«, platzteesausLinnheraus, dochHartmannließsichnichtbeirren. »DieIdeedahinterist, einigederwichtigstenundeinflussreichstenKritikereinganzesWochenendemitvierunsererwichtigstenLeutezusammenzubringen: LorettaCoppelia, GiovanniFaber, WaltraudDampfund …«

»Mitmir.« Linnmusstezugeben: DassJoHartmannsiezuseinenwichtigstenAutorinnenzählte, schmeichelteihr. WarumhatteerihrdasinalldenJahrenderZusammenarbeitniegesagt? VielleichtwürdesieandiesemWochenendeplötzlichganzandereFacettenihresVerlegersentdeckenundalleswürdedochnichtsoschrecklichwerden, wiesiebefürchtete.

»Ja, Sie. Abernur, weilMartinWalshofnichtkann.«

UndschonwarLinnsIllusionzerplatzt. »Pfff …«

HartmannüberhörteauchdiesenKommentarundfuhreinfachfort: »Ja, derArmeleidetschonseitWochenuntereinemeingewachsenenFußnagel. Mussganzfurchtbarsein, erkannkaummehrgehen, soentzündetistderZeh.«

»Natoll.«

»Ja, darumsindSiejetztdabei. ZumalSie, wievorhinbesprochen, dringendeinbisschenPräsenzimFeuilletonbrauchenkönnten. DieBücherIhrerKollegenkennenSieaberhoffentlich.«

DaLinnnurmitdenSchulternzuckte, stöhnteHartmannlautaufundfuhrmitseinenErklärungenfort: »UnserVerlagsprogrammkönntenSieauchruhigmallesen, FrauKegel. EsmachtnichtdenbestenEindruck, wennSiesogarkeineAhnungdavonhaben, wenwiraußerIhnensonstnochsoimProgrammhaben. Also: WaltraudDampfistPhilosophieprofessorinausFreiburgundhatdiesebemerkenswertemehrbändigeGeschichtederPhilosophieveröffentlicht, indersievölligunerwarteteDenkmusteraufzeigt. DasSpannungsfeldzwischenIndividuumundKollektiv –vonderAntikebiszumNationalsozialismus, immermitklaremFokusaufdenPenisalsgesellschaftsprägendesKulturgut. EinbrillantesWerk!«

Linn, diegeradeeinengroßenSchluckausihrerWasserflaschegenommenhatte, verschlucktesich: »UnerwarteteDenkmuster? WusstenSienicht, dasswirimPatriarchatleben?«

UmHartmannsMundwinkelzucktees. »Naja. Manmussdasabernichtdauerndbetonen. WelcheRollederPenisinalldiesenEpochenhatte, warmirjedenfallssonochnichtklar.«

»Beneidenswert«, seufzteLinn, dochHartmannspracheinfachweiter.

»GiovanniFaberwiederumwirdamWochenendeseinneuesBuchNeueTriebe, starkerAstvorstellen. DassolltenSieübrigensdringendlesen. IchwettemitIhnen, inwenigenWochenführtdieserTitelalleBestseller-Listen, ertrifftdamiteinfacheinenNerv. EsgehtumeinenMannindenbestenJahren, dersichineineSiebzehnjährigeverliebtundmitihreinJahrlangdieOstküstederUSAbereist. EinwunderbarpoetischesBuch.«

»MussdasKindnichtindieSchule?«

»Ach, dieFrauKegel. NieumeinenSpruchverlegen!«, lachteHartmannLinnsgarnichtwitziggemeinteErwiderungweg. »UnddannnochLorettaCoppelia! DiehatindenletztenMonatensovielgeschrieben, dasswirsiegleichmitmehrerenBüchernvorstellen: TaugenixenundJakobundderEngel, einRomanübereinenKirchenmaler, demimWaldeinEngelerscheintunddenBefehlerteilt, dieOffenbarungdesJohanneszumalen, alsodieApokalypse – mitallemDrumundDran.«

»Dasklingtjazumindesteigenwillig.«

»WomitwirbeimThemawären: beiIhnen. SiesprecheneinfachnurüberSchönermorden, dakommtjajetztdieTaschenbuchausgabe. ErzählenSiebloßnicht, dasswirauchnochdiesesSachbuchüberdasFrauenwahlrechtgemachthaben – dasinteressiertehniemandenvomFeuilleton.«

»Wiebitte? DasistderfeministischeDebattenbeitragzureuropäischenDemokratiegeschichte! UndeszeigtmeineVielseitigkeit! Abgesehendavon: VielleichtwollendieZeitungenübersoetwasgarnichtberichten? Frauenrechtegeltenimmernochalslästig, alsobehandeltmansieerstgarnicht. Unddasim21. Jahrhundert!«

»Ach, nunlassenSiedieKirchemalimDorf, FrauKegel. EswareineFehlentscheidungdesVerlags, damitmüssenwirleben. NochnichtmaleintausendExemplarehabenwirverkauft, derabsoluteLadenhüter – daransehenSieja, wiewichtigdasBuchwar. SelbstdieganzenFeministinnen, diesolcheBücherimmereinfordern, kaufensieamEndenicht. Odernochschlimmer: SieleihensichdieBücheruntereinanderaus, sodassderVerlagüberhauptnichtsdavonhat. FürunseinglattesMinusgeschäft.«

»TrotzdemistdasThemawichtig.«

Hartmannknurrteverärgert. »Sie, FrauKegel, sprechenandiesemWochenendeüberSchönermordenundüberihrenneuenKrimi. Sonstübergarnichts. AberlassenSieallesIntertextuelleweg. BleibenSieeinfachbeimPlot.«

Na, daswirddanneinkurzesGespräch, dachteLinn – dennauchwennsieHartmanneinerstesProbekapitelzugeschickthatte: VomPlotihresneuenKrimishattesiebislangnochkeinenSchimmer.

»UndweristvonderPressedabei?«, fragtesie, umabzulenken.

»Oh, wirhabenzehnAnmeldungen! DakommtdieCrèmedelaCrème. DieIdeeistaberaucheinfachwirklichgut – undderVerlaglässtsichdasWochenendejaauchrichtigwaskosten. UnsstehtdasganzeTagungshotelzurVerfügung. WirhabenZusagenvonderFazbiszurSüddeutschen. Darumisteswirklichwichtig, dassSiesicheinpaarStundenzusammenreißen. FürdenVerlagistdaseineRiesenchance. TunSieeinfachso, alswärenSieeinfreundlicher, netterMensch.«

»Wiebitte? Ichbinfreundlichundnett – haltnurnichtzuMenschen. UndnichtohneGrund.«

HartmannverzogdasGesicht. »Siewissen, wasichmeine: BeantwortenSiedieFragenderPresseeinfach, ohnegleichalleszuproblematisieren. UndlächelnSieauchhinundwieder.«

LinnknabberteanihrenFingernägeln. Soweitwaresschongekommen, dachtesie.

»UndwarumtreffenwirunsimSpreewaldundnichtimBer­gischen?«

»DaswardieIdeevonGiovanniFaber: SeinBuchendetimSpreewald. NacheinemJahrontheroadanderOstküsteentschließtsichseinHeld, inderStilledesSpreewaldesendlichdieOperzukomponieren, dieeralldieJahreschoninseinemKopfgehörthat, undsichvonderjungenFrauzutrennen.«

»Ach, warsieihmmitachtzehndanndochzualt?«

»JetzthörenSiedochmalaufmitdiesenSprüchen. Genaudasmeineich, wennichsage, Siesollennettundfreundlichsein. EsgehthierumLiteratur! ÜbrigensvermisseicheinenTitelvorschlagfürdenneuenKrimi. HabenSiedaschonIdeen?«

LinnzuckteabermalsmitdenSchultern. WassolltesieaufdieseFrageantworten, woihrVerlegerdochoffensichtlichnichtein­maldieersteLeseprobemochte? Eigentlichhattesiesichvorgestellt, mitdemneuenBucheineneueKrimireihezubeginnen. MiteinemungleichenErmittlerinnen-Duo. KeinevonbeidensollteausPolizeikreisenkommen, dasfandsieinzwischenzuabgelutscht. IhreIdeewarenzweiFrauenauszweivölligunterschiedlichenBereichen: dieeineRadiomoderatorin, dieandereBäckerin – odersoähnlich. Sogenauwusstesiedasnochnicht. DiebeidenkönntenaufderNeusserStraßeinKöln, wodieBäckerinihrenLadenhat, zusammentreffen. DieModeratorinwillvielleichteinInterviewüberBrotsortenimKölnerNordenmachen – dochjustandemTagwirdderKonditorvongegenüberermordet. DerVerdachtfälltaufdiebeidenHauptfiguren, diesichnunzusammentun, umdenMordaufzuklären. EinFall, beidemsiegleichauchnochgegeneinenHaufenBürokratieanzukämpfenhätten, beimWDR, wodieModeratorinarbeitet, genausowieimBezirksamtundzusätzlichbeiderPolizei. GenaudarumhattesiedieHauptfigurauchinAnlehnunganKafkasProzessJosieK.genannt. Aberwennsiesodarübernachdachte, kamihrdieGeschichtenunreichlichüberkonstruiertvor.

»Nalos. SagenSieschon! WielautetihrArbeitstitel?«

»Damentorte«, murmelteLinn.

»Hä?«

»MeinArbeitstitellautetDamentorte«, wiederholtesie.

VonHartmannwardaraufnichtsalseinKopfschüttelngekommen. DannhatteerdenMotorgestartetundwarweitergefahren. ErstmehrereMinutenspäterhatteernochmalsmitdemKopfgeschütteltund »Na, darübersprechenwirdannnoch« gesagt. »UnddiesmalachtenSiebittedrauf, dassIhrMordmöglichstfrühimBuchpassiert. Lesermögenesnicht, wenndieersteLeicheerstimletztenDrittelauftaucht. DasistdasKrimi-Einmaleins. UnddashabenSiegefälligsteinzuhalten!«

LinnverdrehtedieAugenundstöhntelautauf. Nein, ihrVerlegerverstandsienichtwirklich.

Eswurdeschondämmrig, alssieendlichanBerlinvorbeiwarenundaufderA13inRichtungSpreewaldfuhren.

»DassesimOstensovielfrüherdunkelwird, istschonverrückt. WirhabendochgerademalEndeSeptember«, raunteHartmann. SpätestensseitMagdeburglageindeutlichgenervterToninseinerStimme. DahattenämlichseinHandygeklingelt.

»Oh, wieschade, lieberHerrRüsübümf«, hatteHartmanngesäuselt, fürLinnwarderNamenureinGeräuschgeblieben. »Dastutmirwirklichleid. Aberichverstehenatürlich, dassSienichtkommenkönnen, wennSieamWochenendeinderPolitikredaktioneinspringenmüssen. WirlassenIhnendieInfosdannnächsteWocheperMailzukommen.«

»Verdammt!«, hatteeranschließendgebrüllt, garnichtmehrsäuselnd. »Jetztsagtdochtatsächlichdieseblödedpaab. EinArtikelvondenenistGoldwert – diewerdenimmerhindirektvonallenkleinenTageszeitungenabgedruckt.«

VondaanschienerjedeLustamAutofahrenverlorenzuhaben. »DieFahrtnimmtjaüberhauptkeinEnde!« UngeduldigtrommelteeraufdemLenkradherum.

NormalerweisehätteLinnjetztschlagfertiggeantwortet: »Ja, esschlepptsich« – dennderOrt, wosiehinmussten, hießSchlepzig. DochauchihrwarnichtmehrnachschlagfertigenAntworten. SiewollteendlichankommenundausdiesemAutoraus. Stattdessenfragtesie: »Wanngibt’sdennheuteAbendwaszuessen?« DieMatschbananewarlängstverdaut, genausowiedieButterkekse, diesiesichamRasthofBördegekaufthatte, alssiemaleinePinkelpauseeinlegten.

»Abacht. Malschauen, werdannvonderRundeschonallesdaist. HeuteistjaehereinlockeresGettogether, ernstwird’sdannmorgen.«

LinnblickteversonnenausdemFensteraufdievorbeiziehendeLandschaft. Waswürdesiedarumgeben, wenndiesesWochen­endeschonvorbeiwäre.

 

Vorfreude

SchnellzogerdieKlotürhintersichzuundverriegeltesie. ErbrauchtedringendeinePause. WielangedauertedieseFahrtdennnoch? DieseWeibergingenihmjetztschonaufdenSenkel. MusstendiedieganzeZeitreden? KonntendienichteinmalfüreineWeileeinfachdieSchnauzehalten?

Erversuchte, sichzuberuhigen. ErschlossdieAugenundatmetelangsameinundaus. FüreinenMomentkonzentrierteersichnuraufsichundseinenKörper, fühlte, wiesichseineLungenmitLuftfüllten, undließsieausseinemMundwiederherausströmen. ErfühlteseinenBauchraum, seineArmeundBeine, seineFüßeaufdemBoden, fühltedieWandanseinemRücken. Genausohatteerdasgelernt.

SchonnachwenigenMinutenmerkteer, wieersichentspannte. Naalso, esgingdoch. DieseWeiberkonntenihmnichtsanhaben, dennsiewareneineNebensache. VielwichtigeralssiewardasTreffenheuteNacht. Erkonnteeskaumerwarten. DiesesWo­chenendeimSpreewaldwarfürdas, waservorhatte, einfachideal. DieperfekteTarnung.

ErhatteaberauchwirklicheinenLaufmomentan! IndenkommendenMonatenwürdeseineKarriereeinenriesigenSprungmachen, bundesweitwürdenihndieLeutedannkennen. UndspätestensnachheuteNachtwäreGeldfürihnkeinThemamehr.

DiesesJahrwarwirklichseinGlücksjahr. WerhättedasamAnfanggedacht. Dahatteersichtatsächlichsogarüberlegt, umzuschulenundetwasganzandereszumachen. Ha! Undjetztdas. ErstandimwahrstenSinnevordempersönlichenDurchbruch. DassanderedafürunterdieRäderkamen, seiesdrum. WarnichtjederseinesGlückeseigenerSchmied? SchließlichsprachesdochfürihnundseinenGeschäftssinn, dasserGelegenheitenerkannteundamSchopfpackte. UnddashierwarsoeineGelegenheit.

Erspürte, wieGlückundStolzinihmaufstiegen. Undja, wenneranheuteNachtdachte, wurdeeraucheinbisschenerregt. »VorfreudeistdochdieschönsteFreude«, flüsterteerzufrieden. »ZumindestbismanaufdemGipfelsteht. DerGipfeltopptalles!«

GeradewollteereineRundeonanieren, alsihneinHämmernanderTürausdenGedankenriss.

»Heda! Wirddasheutenochwas?«

»Nunmallangsam!«, rieferzurück. »NehmenSiedochdasnebenan!«

»Dasistdefekt! BeeilenSiesicheinbisschen. Soschwierigkann