Große Ideen für neugierige Köpfe - The School of Life - E-Book

Große Ideen für neugierige Köpfe E-Book

The School of Life

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Beschreibung

Entdecke die Welt der großen Philosoph*innen Als Kind ist man besonders neugierig. Man entdeckt die Welt, sieht vieles zum ersten Mal, beschäftigt sich mit dem Wie und Warum. Kindgerecht aufbereitet und einfach erklärt Man stellt spannende und tiefsinnige Fragen, die auch die Erwachsenen neugierig machen, mehr zu erfahren: •Wo finde ich das Glück? •Warum bekommen nicht alle Menschen gleich viel Geld? •Was ist Zeit? •Weiß ein Hund, dass er ein Hund ist? Mit namhaften Philosoph*innen Vertreten werden die Ideen der bekanntesten Denkerinnen und Denker, zum Beispiel: •Aristoteles •Buddha •Albert Camus •Simone de Beauvoir •Jacques Derrida •René Descartes •Immanuel Kant •Konfuzius •Friedrich Nietzsche •Jean-Jacques Rousseau •Jean-Paul Sartre •Sokrates •Mary Wollstonecraft Renommiertes Bildungsprogramm mit neuem Wissen für Groß und Klein Das Team von »The School of Life«, dem internationalen Bildungsprogramm, das vom Philosophen Alain de Botton gegründet wurde, gibt einfach erklärte Einblicke in die Welt der Philosophie und zeigt, warum die Ideen der großen Denker*innen nach wie vor von Bedeutung sind. Mit Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach dem Entdecken und Verstehen des Selbst und der Welt um uns herum überträgt »The School of Life« die philosophischen Lehren auf die Erlebenswelt von Kindern und bietet damit einen idealen Einstieg in die Philosophie.

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Seitenzahl: 134

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THE SCHOOL OF LIFE

GROSSE IDEEN FÜR NEUGIERIGE KÖPFE

THE SCHOOL OF LIFE

GROSSE IDEEN FÜR NEUGIERIGE KÖPFE

Die faszinierende Welt der Philosophie für Kinder – die spannendsten Gedanken einfach erklärt

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

1. Auflage 2022

© 2022 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Die englische Originalausgabe erschien 2018 bei The School of Life unter dem Titel Big Ideas for Curious Minds.

Copyright © 2018 by The School of Life. Illustrationen Copyright © Anna Doherty. All rights reserved.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Ariane Novel

Redaktion: Nadine Lipp

Umschlaggestaltung: Karina Braun

Umschlagabbildung: Anna Doherty, Keystone Press/Alamy Stock Photo, shutterstock/Nadia Chi

Satz: Carsten Klein, Torgau

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-7474-0476-8

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96121-862-2

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96121-863-9

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.mvg-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

INHALT

Einleitung: Was ist Philosophie?

Kenne dich selbst mit Sokrates

Lerne zu sagen, was dir durch den Kopf geht mit Ludwig Wittgenstein

Warum wir nicht wissen, was wir wirklich wollen mit Simone de Beauvoir

Wenn jemand wütend ist, liegt das wahrscheinlich nicht an dir mit Ibn Sina

Menschen sind unglücklich, nicht gemein mit Zär’a Yaqob

Erwarte nicht zu viel mit Seneca

Vielleicht bist du einfach müde mit Matsuo Basho

Was normal ist, ist nicht normal mit Albert Camus

Niemand weiß … mit René Descartes

Höflichkeit ist wichtig mit Konfuzius

Warum wir prokrastinieren mit Hypatia

Warum wir nicht wissen, was wir mit unserem Leben anfangen sollen mit Jean-Jacques Rousseau

Gute Dinge sind (überraschend) schwer mit Friedrich Nietzsche

Die Stärke-Schwäche-Theorie mit Ralph Waldo Emerson

Kintsugi mit Buddha

Erklären ist besser als nörgeln mit Immanuel Kant

Das Körper-Seele-Problem mit Jean-Paul Sartre

Warum du dich einsam fühlst mit Michel de Montaigne

Der Sinn des Lebens mit Aristoteles

Warum uns Günstiges und Gewöhnliches nicht so anzieht mit Mary Wollstonecraft

Die Nachrichten erzählen nicht immer die ganze Geschichte mit Jacques Derrida

Kunst macht Werbung für das, was im Leben wichtig ist mit Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Warum verdienen manche Menschen mehr als andere? mit Adam Smith

Was ist gerecht? mit John Rawls

Wie man Schüchternheit überwindet mit Maimonides

Warum das Erwachsenenleben schwer ist mit … der Philosophie

Liste der Denkerinnen und Denker

EINLEITUNG

WAS IST PHILOSOPHIE?

Philosophie ist ein ziemlich rätselhaftes Fach, über das die meisten Menschen wenig wissen. An den meisten Schulen wird Philosophie nicht unterrichtet, durchschnittliche Erwachsene verstehen nicht viel davon, und darüber hinaus kann sie etwas seltsam, abgehoben und vielleicht sogar unnötig erscheinen. Das ist sehr schade, denn wir alle können eine Menge von der Philosophie lernen, ganz egal in welchem Alter. Womöglich ist sie sogar das wichtigste Thema, dem sich Menschen denkend annähern können. Dieses Buch öffnet dir eine Tür zur Philosophie. Es möchte dir zeigen, mit welchen Fragen sich die Philosophie beschäftigt und wie sie dazu beiträgt, dass du das Leben verstehen kannst.

Das Wort Philosophie selbst gibt uns bereits einen kleinen Hinweis darauf, warum sie so wichtig ist. Es stammt ursprünglich aus dem Altgriechischen. Der erste Teil philo bedeutet Liebe (mit Philatelie ist die Liebe zu Briefmarken gemeint). Der zweite Teil leitet sich vom Wort sophia ab und steht für Weisheit. Fügt man beide Wörter zusammen – Philo-sophie –, heißt es wortwörtlich die Liebe zur Weisheit.

Die Philosophie hilft uns, ein weises Leben zu führen. Doch was bedeutet Weisheit? Das ist zunächst gar nicht so leicht zu verstehen. Bedeutet weise sein, clever zu handeln? Nein, es ist viel mehr als das. Es geht um Vernunft, Freundlichkeit, Gelassenheit und darum, das Leben so anzunehmen, wie es eben manchmal sein kann (nicht immer perfekt und manchmal sogar richtig hart).

Um eine bessere Vorstellung davon zu bekommen, was Weisheit alles umfasst, können wir uns mit dem Gegenteil auseinandersetzen: nicht weise zu sein. Stell dir vor, deine Mutter verliert ihre Schlüssel. Sie könnte mit dieser Situation ziemlich unvernünftig umgehen. Sie könnte etwa herumschreien: »Wer hat meine Schlüssel genommen?« (Wahrscheinlich hat sie aber niemand genommen.) Sie könnte auch panisch werden, sich aufs Sofa werfen und darüber jammern, wie bescheuert sie ist und ihr Leben so ein Chaos. Die Arme!

Wie würde eine weisere Mutter handeln? Statt zu schimpfen oder sofort in Panik zu geraten, würde sie sich denken: »Okay, es kommt manchmal vor, dass die Autoschlüssel verschwinden. Irgendwo müssen sie ja liegen … Vielleicht sind sie im Mantel, den ich gestern getragen habe?« Sie könnte dich (in einem ruhigen Ton) fragen, ob du sie gesehen hast, sie könnte sogar darüber lachen, wie dämlich es ist, einfach so zu vergessen, wo sie ihre Schlüssel hingelegt hat.

Wir können in vielen Situationen, in denen wir mit Problemen umgehen müssen, den Unterschied zwischen nicht weisen und weisen Handlungsweisen erkennen. Es gibt viele Probleme, große und kleine, in unser aller Leben – auch in deinem natürlich. Wir werden sie nie los (so sehr wir uns auch bemühen), aber wir alle können lernen, besser damit umzugehen.

Wir können versuchen, nicht so oft wütend zu werden, weniger zu schreien, nicht in Panik zu geraten oder Menschen, die wir lieben, zu verletzen. Die Philosophie versucht uns dabei zu helfen, weiser zu handeln, wenn wir Problemen ausgesetzt sind, bei denen wir nicht viel ausrichten können.

WEISE UND NICHT WEISE REAKTIONEN

DU VERLIERST IM SPIEL »VIER GEWINNT« GEGEN DEINEN BRUDER.

NICHT WEISE REAKTIONEN

Du unterstellst deinem Bruder, dass er geschummelt hat (obwohl du weißt, dass er es nicht getan hat).

Du erzählst allen, wie sehr dich dieses Spiel nervt.

Du hast das Gefühl, dass es von großer Bedeutung ist, dass du in diesem Spiel verloren hast und dass du niemals darüber hinwegkommen wirst.

oder

Weise Reaktionen

Du denkst daran, dass es nur ein Spiel ist, und ob du Glück im Spiel hast, sagt rein gar nichts über dich als Mensch aus.

Du denkst dir, dass du ein anderes Mal gewinnen wirst, und es andere, viel wichtigere Dinge im Leben gibt.

DEINE FREUND*INNEN SIND NICHT SEHR NETT ZU DIR.

NICHT WEISE REAKTIONEN

Du bist ebenfalls gemein zu ihnen.

Es fühlt sich so an, als hättest du es verdient, von ihnen so schlecht behandelt zu werden.

oder

WEISE REAKTIONEN

Du fragst dich, worüber sie verärgert sind.

Du erklärst ihnen in einem ruhigen Ton, dass sie deine Gefühle verletzt haben, und fragst sie, was los ist.

EINE SEHR LANGE AUTOFAHRT

NICHT WEISE REAKTIONEN

Du fragst ohne Unterlass, wann ihr endlich am Ziel seid.

Du erzählst die ganze Zeit, wie unglaublich gelangweilt du bist.

Du beschwerst dich darüber, wie verdammt lang diese Autofahrt ist.

oder

WEISE REAKTIONEN

Du gestehst dir ein, dass diese Fahrt ewig dauert, unabhängig davon, was du tust.

Du schaust aus dem Fenster und denkst dir ein Spiel oder eine Geschichte aus.

Du malst dir in deinem Kopf aus, wie das perfekte Haus oder U-Boot aussehen könnte, um dir die Zeit zu vertreiben.

DIR SCHMECKT DAS ABENDESSEN NICHT.

NICHT WEISE REAKTIONEN

Du schimpfst darüber, wie eklig das Essen schmeckt.

Du wirfst es auf den Boden.

Du weigerst dich, es zu essen.

oder

WEISE REAKTIONEN

Du erklärst höflich, was du stattdessen lieber essen würdest.

Du bietest an, ein andermal beim Kochen zu helfen.

Du vergisst nicht, dass wer auch immer gekocht hat, dich nicht enttäuschen wollte, und du womöglich seine Gefühle verletzt, wenn du dich die ganze Zeit darüber beschwerst.

DU RUINIERST VERSEHENTLICH EIN BILD, AN DEM DU GERADE MALST.

NICHT WEISE REAKTIONEN

Du zerreißt es und trampelst darauf herum.

Du versprichst, nie wieder ein Bild zu malen.

oder

WEISE REAKTIONEN

Du versuchst es noch einmal – vielleicht gelingt es dir diesmal besser.

Du siehst den Fehler als Chance. Ein Fleck lässt sich in einen Schatten verwandeln; ein Tintenfleck in eine Spinne. Manchmal kann das, was wir für einen Fehler halten, auch der Anfang von etwas viel Interessanterem sein.

DU WIRST INS BETT GESCHICKT, OBWOHL DU NOCH GAR NICHT MÜDE BIST.

NICHT WEISE REAKTIONEN

Du schreist herum und erklärst, wie ungerecht alles ist.

Du knallst deine Zimmertür zu.

oder

WEISE REAKTIONEN

Du erinnerst dich daran, dass dein Leben noch vor dir liegt – eines Tages wirst du lange aufbleiben können.

Du konzentrierst dich auf die schönen Sachen, die du am nächsten Tag machen kannst. Du kannst früh aufstehen und einen spannenden Morgen verbringen.

Philosophie gibt es schon seit Ewigkeiten überall auf der Welt, da Menschen stets nach Wegen gesucht haben, ruhiger und gelassener mit ihrem Schicksal umzugehen. Sie haben Fragen nach dem Sinn und Zweck des Lebens gestellt, um besser damit zurechtkommen. Über Jahrhunderte hinweg haben Philosophen und Philosophinnen viele tröstliche und ermutigende Ideen entwickelt – in diesem Buch stellen wir dir unsere liebsten 26 weisen Ideen vor.

GROSSE IDEE #1

KENNE DICH SELBST

Das mag vielleicht ein wenig seltsam klingen, aber vielleicht kennst du dich selbst gar nicht so gut. Natürlich weißt du eine Menge über dich – wie alt du bist, deine Augenfarbe, was dir schmeckt –, doch es gibt Dinge, die man nicht so leicht herausfindet. Vielleicht hast du zum Beispiel noch nie die Rückseite deiner Ohren gesehen und wahrscheinlich weißt du nicht viel über deine Eustachische Röhre (diese Röhre führt vom inneren Teil des Ohrs bis hoch zur Nase). Das ist aber nicht so wichtig, es gibt weitaus Bedeutenderes, worüber du nicht viel weißt: Gefühle. Es wäre aber gut, mehr über sie zu wissen. Das betrifft nicht nur dich – alle Menschen haben Schwierigkeiten, ihre eigenen Gefühle zu verstehen.

Das liegt daran, dass unser Gehirn ein bisschen seltsam funktioniert: Es ist sehr gut darin wahrzunehmen, dass du ein Gefühl hast. Es weiß sehr wohl, dass dich gerade etwas wütend macht, du dir Sorgen machst oder aufgeregt bist. Doch dein Gehirn kann nicht besonders gut verstehen, warum du dieses Gefühl hast. Es speichert nicht automatisch ab, was genau dich verärgert, dir Sorgen bereitet oder worüber du dich so freust.

Nehmen wir einmal an, dass du dir vorgenommen hast, nach der Schule mit deiner Mutter Plätzchen zu backen. Du freust dich schon den ganzen Tag darauf, doch dann ruft sie dich an und sagt, dass ihr etwas in der Arbeit dazwischengekommen ist, und sie doch keine Zeit hat, Plätzchen zu backen. Du bist enttäuscht und weißt nichts mit dir anzufangen, alles erscheint langweilig. Später, nachdem deine Mutter nach Hause gekommen ist, hast du aus irgendeinem Grund das Gefühl, dass sie heute wirklich nervig ist. Sie bittet dich, nach dem Essen den Tisch abzuräumen, doch anstatt es zu tun, schreist du laut: »Nein!« Worauf sie antwortet: »Sprich nicht so mit mir!« Bevor du dich versiehst, stürmst du schreiend aus der Küche. »Ich hasse dich, du kommandierst mich nur rum!«

Du hast ein großes, starkes Gefühl: »Ich bin wütend!« Dein Gehirn aber ist ganz schön verwirrt, weil es den Auslöser nicht ausfindig machen kann. Es vergisst, wieso du wütend bist. Es liegt nicht daran, dass du deine Mutter hasst. Du bist verletzt, weil du dir gewünscht hast, etwas Schönes mit ihr zu unternehmen, und nun sehr enttäuscht bist. Im Grunde denkst du nicht, dass sie dich herumkommandiert. Du bist wütend, dass jemand, den du liebst, zu beschäftigt war, um dir Aufmerksamkeit zu schenken. Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen dem Gefühl »Meine Mutter kommandiert mich rum« und dem Gefühl »Ich wünsche mir, dass meine Mutter mit mir Plätzchen gebacken hätte«. Dein Gehirn ist nur nicht so gut darin, diesen Unterschied zu erkennen.

Stell dir vor, du willst mit deiner älteren Schwester Fußball spielen. Du fragst sie, ob sie mitmacht, doch sie ist zu müde und will nicht gestört werden. Also gehst du in dein Zimmer und versuchst, ein Buch zu lesen, allerdings ist es nicht besonders spannend. Du wanderst durch das Haus und bist auf der Suche nach einer Beschäftigung. Dann entdeckst du deinen kleinen Bruder, der gerade auf dem Boden liegt und Bauklötze aufeinanderstapelt, und auf einmal bist du wütend. Du trittst in den Stapel, und er fängt an zu weinen.

Dein Gehirn weiß zwar, wie sehr du genervt bist, es kann aber die Spur nicht verfolgen, um den Grund dafür zu erkennen, was dieses Gefühl ausgelöst hat. Statt sich daran zu erinnern, dass du dich über deine Schwester geärgert hast, denkt dein Gehirn, dass du auf deinen Bruder und seine Bauklötze wütend bist. Das ist eine Situation, in der du dich selbst nicht besonders gut kennst. Sich nicht zu kennen, führt zu Problemen. Je mehr du deiner Mutter sagst, dass sie dich herumkommandiert, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie mit dir Plätzchen backt (was du ja eigentlich möchtest). Wenn du auf deinen kleinen Bruder böse bist, bringt dich das deinem Ziel – mit deiner Schwester Fußball zu spielen – nicht näher.

Hier muss die Geschichte aber nicht enden. Du kannst dich selbst besser kennenlernen. Am besten funktioniert das, wenn du dich immer wieder fragst, was du gerade fühlst. Du kannst dich fragen: Was ist zuvor passiert, das mich verärgert hat? Was hat diese Verärgerung ausgelöst – vermutlich nicht etwas, das in den letzten drei Sekunden, sondern eher davor oder sogar am vorherigen Tag passiert ist?

Stell dir dein Gefühl so vor, als wäre es eine unglaublich lange Schlange, die von einem Ast herunterhängt. Da, wo du stehst, kannst du den Kopf der Schlange und ihre gespaltene Zunge sehen: Das ist dein Gefühl der Wut. Du kannst aber den Schwanz nicht sehen und das ist der eigentliche Grund, warum du wütend bist. Um welchen Ast schlängelt sich der Schwanz? Ist es der Kommandier-Ast oder der Plätzchen-Ast, ist es der Kleine-Bruder-Ast oder der Fußball-Ast? Das musst du herausfinden. Du versuchst, den wütenden Kopf der Schlange mit dem Schwanz zu verbinden. Wenn du also wütend bist, kannst du dich fragen: Wo befindet sich der Schwanz dieses Gefühls? Von welchem Ast hängt er herab?

Ein großer Teil der Philosophie besteht darin, sich zu fragen, woher die eigenen Gefühle kommen: Warum bin ich wütend? Was stört mich wirklich? Wer hat mich verärgert? Das ist nicht nur etwas, das Kinder tun können – auch Erwachsene sollten etwas mehr Zeit auf solche Fragen verwenden. Je besser du deine Gefühle kennst, desto leichter fällt es dir, anderen zu erklären, was du gerade durchmachst.

EINE IDEE VON SOKRATES

Diese große, wichtige Idee, mit der wir uns gerade beschäftigt haben (dass wir uns selbst nicht besonders gut kennen), stammt von einem Mann namens Sokrates. Sokrates lebte vor über 2000 Jahren in Athen. Er trug lange Gewänder (wie alle in jener Zeit) und einen langen Bart, der vermutlich etwas roch, weil er mit dem Denken so beschäftigt war, dass er oft vergaß, sich zu waschen.

Er ging gerne durch die Stadt spazieren, traf Freunde und stellte ihnen viele Fragen. Er fragte sie, worüber sie sich freuten, Sorgen oder Gedanken machten. Er hatte die Idee, dass Menschen oft nicht wissen, warum sie bestimmte Gedanken und Gefühle haben. Sokrates erfand die Philosophie, um uns zu helfen, uns selbst besser zu verstehen. Sokrates war ein großer Fan des Wortes Warum. Deshalb stellte er den Menschen unablässig knifflige Warum-Fragen: Warum bist du mit dieser Person befreundet? Warum magst du dieses oder jenes nicht? Er war nicht gemein oder sonderbar, er wollte eine interessante Diskussion führen. Er wollte den Menschen ein Denkerfreund sein.

Du kannst auch so sein wie Sokrates, indem du dein eigener Denkerfreund, deine eigene Denkerfreundin wirst. Dafür musst du dich nur selbst fragen, was du gerade fühlst: Warum bin ich wütend auf meine Mutter? Warum ist mir danach, in die Bauklötze meines Bruders zu treten? Wenn du damit beginnst, machst du etwas ganz Besonderes. Du beteiligst dich an der großen Konversation der Philosophie, die geführt wird, seitdem sich Sokrates in Athen mit seinen Freundinnen und Freunden zum Plaudern zusammengesetzt hat.

GROSSE IDEE #2

LERNE ZU SAGEN, WAS DIR DURCH DEN KOPF GEHT