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Dreizehn herrlich fantasievolle Kurzgeschichten zum Vorlesen in Bärndütsch und Hochdeutsch.Sie handeln von der Eierfee Kunigunde, dem Kräuterzwerg, einem Eichhörnchen namens Julius, einer frechen Maus, dem Trampeltier Eleonore und vielen mehr. Ideal für grosse Kinder und kleine Erwachsene.
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Seitenzahl: 65
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Für unsere Enkelinnen Camille, Marnie, Ronja, Liv
Inhalt
D’ Eierfee Kunigunde (E Oschtergschicht)
Der kleine Igel Alfons
Der Kräuterzwerg
Dr Chrüterzwärg 2 (E Wiehnachtsgschicht)
Der Zauberberg und das Einhorn
S Eichhörnli Julius
Dr chli Schneema (E Wintergschicht)
Susi, die chlini frächi Muus
Dr sächst Geburtstag
S’Bärbi, s’Meli u dr Murmel
Dr Röbi u sini Rägewurmzucht
S’Evi u dr Frosch
Eleonore, s Tramputier
D’ Eierfee Kunigunde (E Oschtergschicht)
All Jahr a Oschtere hets im chline Dörfli Eierbüu e Wettbewärb ghä, wär vom Dorf di schönste Oschtereier färbt. Letschts Jahr hett d’ Familie Haas gwunne, als erschte Priis hets jewile es verguldets Ei ghäh. Kunigunde hett sich gärgeret, wöu si verlore hett u d Familie Haas scho wiedr dr erscht Priis bercho hett, eso wie s Jahr vorhär, wie das Jahr vorhär ou scho, u s Jahr vorhärer ou scho.
D’ Kunigunde isch sicher gsi, dass sie das Jahr gwünnt. Sie hett schon Afangs Ouguscht mit ihrem Zauberschtab afa üebe. Sie hett äxtra e nöie Zouberspruch igschtudiert: «Mini Eier, dini Eier, mini Eier si die Schönschte! Quarapulum u Eigäub!» Aber dä Schpruch ich gheim gsi, niemer hett dä dörfe wüsse.
D Familie Haas isch im Septämber mit em Leiterwägeli bi ihrem Lieblingspuur, bim Herr Ramseier, ga ihri Eier hole. Eis schöner aus angere, aui schneewiiss, schön suuber bigelet i mene Bärg vo Eierkarton.
U denn hett die ganzi Familie afa Eier male: I aune Farbe, ganz roti, ganz grüeni, ghüsleti, gschreifti in orange u blau, tüpfleti, settigi mit Hüenli druf, dr Papa Haas het sogar e ganze Hühnerhof mit tanzende Hüener uf eim Ei gmalet. Wunderschön hett das usgseh. Mr hett fasch s Gfüu gha, die gmalte Hühner bewegi ihri Flügeli!
D’ Kunigunde isch mit ihrem bodelänge wiisse Mantu u ihrer grosse gchorbete Hutte dür d Wälder vo Eierbüu umegschlurfet u hett Chrütli gsammlet: Eierchrut, Schalegras, Eigäubhuet u Eiwiismooswurzle. Sie hett aues i ihri Hutte ta u nach eme ganze Tag im Waud isch sie wieder hei ga ihre Zouberspruch üebe. Sie hett aui Chrüttli ufe Chuchitisch glärt. U denn hett sie jedes mit ihrem Zouberstab berührt u derzue ihre Zouberspruch gmurmlet.
Im Winter hett Kunigunde immer öppe es Burdeli Houz im Waud zämegsuecht für ihri Chouscht izfüre. Grad vori hett sie wieder igfüret, wöu dr April macht ja bekanntlich was ir wiu: Mau isch es schön u warm, mau rägnets oder schneits u s isch chaut.
D Familie Haas hett usinnig viu z tüe gha, schier Tag u Nacht hett die ganzi Familie gmalet. Dr Chlinscht hett mit ere Späckschwarte aui fertige Eier müesse istriche, so, dass sie wunderschön glänzt hei.
E Wuche vor Oschtere hei sie besproche, wär wo u weli Eier darf ga verstecke. Das hett u viu z tüe ghä u aui hei sich müesse astränge, dass sie nid öppe irgendwo es Ching vergässe oder öppe sogar es Ei verlüre.
Nume öpper hett i dere Nacht nüt Guets im Sinn gha, nämlich d’ Kunigunde!
Sie isch bim Inachte zu dr Familie Haas gschliche. Sie hett sich vor em grosse Fänschter uf dr Südsite im Gebüsch versteckt u unger ihrem Mantu ihre Zouberstab füregrüblet u de ganz lisli ihr igüebti Zouberspruch ufgseit: «Mini Eier, dini Eier, mini Eier si die Schönschte! Quarapulum u Eigäub! Aui Eier wärde wiiss»! U denn isch si wieder dervo gschliche.
Aus Erschte isch dr Papa Haas verwachet, wöu d Kunigunde im Fischtere über ihre wiiss Mantu dürs Salatbeet vo dr Familie Haas gstouperet isch u derbi e furchtbare Lärm gmacht hett. Sie hett luut gschumpfe.
Dr Papa Haas hett sofort gseh, was da los isch: Aui Eier si wiiss! Das gits doch gar nid! Zersch isch är furchbar toube worde, wöu die ganzi Arbeit für nüt isch gsi. Denn hett är müesse i si Schnouz lache u hett dänkt: ja ja wart nume!
Denn hett är sis Nachthemli abzoge u sich aglegt u mit eme gross glismete Pulli drüber isch är jetz zum Hüsli vo dr Kunigunde gschliche u dür s’Fänschter gseh, dass sie immer no wach isch u mit dem Zouberstab ihri Eier färbt u zwüschdüre immer wieder dr Zouberspruch rüeft: «Mini Eier, dini Eier, mini Eier si die Schönschte, Quarapulum u Eigäub! Aui mini Eier si am schönschte bemaut!»
U denn hett sie s Nachthemli aglegt u isch ga pfuse.
Dr Papa Haas hett gwartet bis Kunigunde afa hett schnarchle. Sogar d Fänschterschiibe hei zitteret.
Dr Zouberstab isch ufem Chuchitisch gläge.
Dr Papa Haas hett die länge Löffuohre abeglegt, dass är nid öppe nöime achunnt, hett dr Zouberstab useghout u lislig der Zouberspruch gseit: «Mini Eier, dini Eier, mini Eier si am Schönschte, Quarapipo, dini Eier si Luft!» U denn: isch nüt passiert! Dr Papa Haas hett eis Ohr ufgsteut u sich hingerdra chratzet u dänkt: Öppis isch hie fausch, aber was?
U denn hett är dr Zouberspruch nomau im Chopf ufgseit u plötzli lisli glachet. Ah ja: es heisst nid Quarapipo, es heisst Quarapulum!
Är hetts nomau probiert: Mini Eier, dini Eier, mini Eier si die Schönschte! Dini Eier si Luft! Aber üsi Eier si am Schönschte!»
U würklich: i däm Momänt si aui Eier vor Kunigunde verschwunde gsi. Nid es Einzigs isch no da gsi.
U so hett d Familie Haas ou das Jahr wieder die schönschte Eier gha u s verguldete Ei vom Dörfli Eierbüu gwunne! Dr chlinscht Haas hetts dörfe ga abhole!
Der kleine Igel Alfons
Frau Seiler hatte einen grossen, nein eher einen riesigen Garten. Verschiedene Kabissorten, Salate, Karotten, Zwiebeln, Fenchel, Knoblauch, Sellerie, Spinat, aber auch ganz viele Blumen wuchsen hier.
Bei Frau Seiler wuchs einfach alles, oft schien es, dass sogar das Unkraut bei ihr besser und schöner wuchs als anderswo. Allerdings war das auch mit enorm viel Arbeit verbunden. Frau Seiler war praktisch jeden Tag, egal wie das Wetter war, in ihrem Garten beschäftigt. Sie konnte eigentlich gar nicht anders, es gab so viel zu tun. Mal war sie in Pellerine und Gummistiefeln, oder dann wieder im T-Shirt und Schlappen unterwegs. Sie schien rund um die Uhr bei Hitze und Regen, im Nebel oder Sonnenschein irgendwo im Garten unterwegs, manchmal in den Erdbeeren oder in den Stangenbohnen. Beinahe jeden Tag klopfte sie bei uns ans hintere Küchenfenster, brachte ein Schüsselchen frische Beeren oder einen knackigen Salat, auch mal ein Löcherbecken voller frisch geernteter Stangenbohnen. Seilers hatten sechs Kinder, und Jedes durfte ein eigenes Gartenbeet anlegen, durfte pflanzen, was es wollte. Aber Jedes musste auch selber giessen und jäten und harken. Manchmal war trotz Schule, Studien und Musikunterricht die ganze Familie irgendwo im Garten.
Und dann kam der goldene Herbst. Die Vormittage waren voller Nebel. Die Blätter der Bäume wurden farbiger und fielen jeden Tag ein bisschen mehr. Frau Seiler war täglich im Garten, erntete Gemüse und Beeren, begann einzukochen, einzufrieren, zu dörren. Die vielen Beete ab zu räumen, die Blumen mit Tannenreisig abzudecken, den Garten winterfest zu machen. Die kurzen Besuche am Küchenfenster wurden weniger. Der Winter kündigte sich an. Und damals waren die Winter eben noch richtige Winter, manchmal mit fast einem Meter Schnee. Wir konnten hinter und neben dem Haus richtig Schlitteln und Skifahren. Der Metzger Wettli aus dem Nachbardorf war mit Schneeketten an seinem alten VW auf Hauslieferdienst unterwegs. Wenn wir mit den Skiern unterwegs waren, hielt er kurz an und warf ein paar Würstchen aus dem Autofenster und rief: Ihr müsst essen Kinder. Vielleicht trotz allem: goldene Zeiten!