Gut Schuss - Manfred C. Schmidt - E-Book

Gut Schuss E-Book

Manfred C. Schmidt

4,9

Beschreibung

Das Schützenfest ist in der ostfriesischen Kleinstadt Esens das gesellschaftliche Großereignis schlechthin. Da passt es überhaupt nicht, dass ein Schützenbruder kurz vor Beginn der Feier auf einem Neubau tot aufgefunden wird. Zumal es keinen Zweifel gibt: Reiner Muul, Juniorchef einer Baufirma, wurde ermordet. Hauptkommissar Kerkhoff und seine Kollegen finden bald heraus, dass das Opfer weder in der Schützencompagnie noch im Bauunternehmen beliebt war. Die einzige Spur ist das Lebkuchenherz, das der Ermordete um den Hals trug. Warum hatte es die Aufschrift "Für dich, Goldie"? Hat der Mörder den Falschen erwischt, meinte er Schützenkönig Goldau? Wird er das Schützenfest nutzen, um erneut zuzuschlagen?

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Seitenzahl: 238

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Inhalt

Titelseite

Impressum

Über den Autor

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Kapitel 62

Kapitel 63

Kapitel 64

Zum Schluss

Manfred C. Schmidt

Gut Schuss

Im Verlag CW Niemeyer ist bereitsfolgendes Buch des Autors erschienen:

Kaltblut

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.ddb.de

© 2015 CW Niemeyer Buchverlage GmbH, Hameln

www.niemeyer-buch.de

Originalausgabe Leda-Verlag, Leer, 2010

Alle Rechte vorbehalten

Der Umschlag verwendet ein Motiv von shutterstock.com

Marine Rope A-R-T 2014

Druck und Bindung: Nørhaven, Viborg

eISBN: 978-3-8271-9874-7

EPub Produktion durch ANSENSO Publishing www.ansensopublishing.de

Die ostfriesische Stadt Esens, die Umgebung und Institutionen bilden die Kulisse für diesen Kriminalroman. Handlung und Personen sind aber frei erfunden und finden keine Entsprechung in der Realität.

 

 

Über den Autor:

Manfred C. Schmidt, gebürtiger Emder, lebt in Esens/Ostfriesland, studierte als Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung in Köln und Oldenburg.

– Mitglied im VDS und SYNDIKAT

– 2004 Gewinner des Jeverschen Poetry Slam

– 2007 Krimisammlung „Mord im Milieu“

– Lesungen mit Christiane Franke und dem Pianisten Dr. Wolfram Nagel als TrioMortabella

– 2007 TrioMortabella (Hrsg) „MordMordMord“

– 2009 TrioMortabella (Hrsg) „Liebe-Laster-Leichen“

– 2010 Debüt-Kriminalroman „Gut Schuss“

– 2013 Kriminalroman „Kaltblut“

– Veröffentlichungen in zahlreichen Anthologien, Zeitungen und Zeitschriften

www.esens-krimis.de

www.ostfriesland-krimi.de

Für Helga,Tilli und Joke

1

Thunumer Weg

Die stickige Hitze des Tages wurde gegen Abend erträglicher. Die aufkommende Flut trieb den leichten Seewind über den Deich und weiter über Wiesen und Felder. Wo das Gras noch nicht geschnitten war, duckten sich die Halme leicht landeinwärts, um sich gleich darauf wieder zurückzubiegen.

Vor dem Neubau am Ende des Thunumer Wegs war Ruhe eingekehrt. Der Bauherr hatte das Richtfest mit den Maurern gegen Mittag begonnen. Es hatte sich bis zum Feierabend hingezogen. Jetzt lag das Grundstück wie ausgestorben da.

Ein umgestoßener Sonnenschirm rollte, vom abendlichen Seewind getrieben, der um die Hausecken schralte, von der Hauswand bis zu den leeren Bierkästen und zurück. Die roten Backsteinklinker strahlten die tagsüber gespeicherte Wärme wie ein Kachelofen ab. Sand und Zementstaub fingen sich in den Ecken des Gebäudes. An den Fensterlöchern waren die Dicke und Struktur der Mauern zu erkennen: Die äußere rote Klinkerwand war bereits hochgezogen und im überstehenden Dachsparrenbereich einen Meter weiß eingefugt worden. Dadurch leuchtete der Stein noch intensiver.

Nahe dem Schornstein ragte die Richtkrone mit ihren flatternden bunten Bändern in den abendlichen Sommerhimmel. Glutrot verschwand die Sonne hinter der vier Kilometer entfernten Deichlinie.

Im Süden zeichnete sich die Silhouette der ostfriesischen Kleinstadt Esens mit dem Kirchturm von St. Magnus ab. Alles überragend stand das Riesenrad am Schützenplatz, noch ohne die Gondeln, die tags darauf montiert werden sollten.

Der Schatten des Richtkranzes traf die dicken Dachsparren aus Fichtenholz. Darunter stand eine lange Aluminiumleiter, die die Bautreppe aus dem ersten Stock verlängerte und den Zutritt auf den Dachboden bis in die Dachspitze ermöglichte. Ein Stück weiter hing ein Seil an einem Flaschenzug. Das eine Ende war mit einem Knoten und einem Nagel am Sparren befestigt. Einige Kalksandsteine lagen gestapelt auf dem Betonfußboden. Sandstaub sammelte sich in den Mauerecken. Vor dem Eingang im Erdgeschoss führte eine Laufplanke über eine Mischung aus verdichtetem Kies- und Füllsand.

Das grobstollige Fahrradprofil drückte den feinen Splitt der Baustraße zur Seite und hinterließ eine gerade Spur. Hier tauchte leicht versetzt das Hinterrad ein, um gleich wieder wegen der Gleichgewichtsverlagerung einen eigenen Abdruck zu hinterlassen. Zielsicher steuerte der Radfahrer auf die sandige Einfahrt zu, die später als Zufahrt zur Garage dienen sollte. Hier drehte sich das Vorderrad im trockenen Untergrund quer und das Stahlross warf den Reiter ab. Fluchend kletterte dieser vom Rad, denn er war mit dem Unterleib schmerzhaft auf die Stange des Herrenrades gestoßen.

Er nahm den Eimer vom Lenker und stellte das Fahrrad an der Haustür ab. Mit einem Griff hatte er die Holzplatte vor dem Eingang zur Seite geschoben. Dann nahm er den Schlüssel aus dem Versteck und öffnete die große metallene Werkzeugkiste. Kelle, Fugeisen, Latthammer und Wasserwaage verschwanden im schwarzen Baueimer. Das Vorhängeschloss rastete wieder ein. Fünf kräftige Finger packten den Henkel des Eimers.

Plötzlich hielt er abrupt inne. Er erkannte die Figur des Mannes gleich, auch wenn er sie nur aus den Augenwinkeln gesehen hatte. Er drehte sich um.

„Himmel, der Muul!“

Jetzt sah er die Gestalt des Juniorchefs ganz deutlich im Schein der blutroten, untergehenden Sonne. Für einen Moment blieb er regungslos stehen.

„Diese alte Drecksau! Dieser Teufel!“ Einen Moment starrte er Muul aus schmalen Augen hasserfüllt an, doch dann griff er kurzentschlossen nach dem Latthammer und stieg die Treppe hoch. Am Fuß der Aluminiumleiter blieb er stehen und schaute sich um. In der umliegenden Nachbarschaft war alles ruhig. Niemand war zu sehen. Niemand befuhr den Radweg von Thunum nach Esens. Niemand kam auf der Zufahrtsstraße. Er schwang sich auf den Dachboden, lief zum Giebelfenster, wo sie am Vormittag die Zimmermannskiste mit den dicken Dachsparrennägeln deponiert hatten, und entnahm zuerst zwei Nägel. Dann lief er noch einmal zurück und griff sich zusätzlich einen Reservenagel. Jetzt kletterte er in die Dachspitze und schaute sich sichernd nach allen Seiten um. Er packte das lange Seil des Lastenaufzugs, kletterte damit noch einmal die Leiter hinunter. Er band einen Henkersknoten, befestigte das Seil und stieg wieder ins Dachgebälk hinauf. Immer noch war alles ruhig in der umliegenden Nachbarschaft. Mit dem Flaschenzug holte er nun die Last ganz langsam nach oben. Dabei fluchte er fortwährend leise vor sich hin. Auf halber Strecke hielt er noch einmal kurz inne, horchte für einen Moment und zog dann wieder kräftig an. Er befestigte das Seil und stemmte die Last hoch.

Dann schlug er zu. Schnell, hart und genau. Niemand würde die dumpfen Einschläge der Nägel hören. Vorsichtig wischte er sich das Blut von den Händen und der Kleidung.

Er wollte gerade einen Fuß auf die Leiter setzen, als er das tiefe Bellen großer Hunde vernahm. Dann sah er die Bestien auch schon auf sich zukommen.

2

Wittmund / Thunum / Esens

Hauptkommissar Kerkhoff trat aus dem Wittmunder Polizeigebäude und sog die frische Abendluft ein. Es war spät geworden. Der Papierkram sollte heute noch erledigt werden, hatte sein Chef in Aurich gemeint. Klugscheißer ... als wenn der seine Aufgaben so genau erledigen würde. Der Dienststellenleiter und sein Stellvertreter konnten nicht einmal den Einsatzplan richtig zusammenstellen und die Freischichten koordinieren, aber große Sprüche klopfen. Alles musste man selber machen, seit vor vier Jahren ein Generationswechsel in der Polizeispitze stattgefunden hatte. Es wurde nur noch delegiert und nichts mehr klar entschieden. Das Ganze wurde auch noch als ,demokratisch‘ gehandelt, obwohl es nichts anderes als Führungsschwäche und Inkompetenz war: Wer nichts entscheidet, kann auch nichts verkehrt machen und muss auch nichts verantworten. Ging etwas schief, wurde der Kollege oder die Kollegin, die tätig werden mussten, zur Rechenschaft gezogen. Klappte eine Aktion, stand die Leitung ganz vorne, um die Lorbeeren zu ernten. Kerkhoff hasste das. Er hatte den Verdacht, dass die Funktionsstellen nur mit Leuten besetzt wurden, die ihre Unfähigkeit unter Beweis gestellt hatten, nach oben buckelten und nach unten traten. Das drückte natürlich auf die Motivation.

Mehrmals hatte Kerkhoff erleben müssen, wie insbesondere junge Kollegen und Kolleginnen im Regen stehen gelassen wurden. Er hätte sich gewünscht, dass die Vorgesetzten einmal ihren Kopf hingehalten und etwas auf ihre Schultern genommen hätten.

Zum Glück war niemand so betriebsblind, dass dieser Dilettantismus nicht erkannt wurde. Wenigstens darin waren sich die Kollegen einig.

Andererseits waren die Vorgesetzten im privaten Umgang ausgesprochen nett. Wahrscheinlich erkannten sie ihre eigene Unfähigkeit gar nicht.

Kerkhoff schloss sein Fahrrad auf. Warum hatte er heute nicht das Auto genommen? Heute Morgen hatte er gedacht, wenn er schon nicht nach Aurich, sondern in die Wittmunder Dienststelle musste, dann könnte er gleich etwas trainieren und die Strecke mit dem Fahrrad zurücklegen. Konnte nie schaden. Aber jetzt am Feierabend war er müde und ihm graute vor der langen Strecke nach Hause. Seine Schulterblätter hingen herunter und schmerzten.

„Na, Kondition bolzen?“ Marike, die hübsche blonde Sekretärin, lief lachend an ihm vorbei.

Sofort stand er aufrechter und zog den Bauch ein.

„Wat mutt, dat mutt!“ Kerkhoff deutete auf seinen Bauchansatz. Es ist doch gut, dass ich mein Auto zu Hause gelassen habe, dachte er.

Marike ging leichtfüßig auf ein wartendes Auto zu und stieg ein.

Kerkhoff erreichte den kleinen Ort Osteraccum über den geteerten Radweg auf der linken Fahrbahnseite. Am Ortsausgangsschild endete der Weg und er musste auf die Landstraße wechseln. Er wollte auf dieser Straße bleiben, denn der Wirtschaftsweg durch die Felder nach Esens erschien ihm für die schmalen Reifen seines neuen Rennrades zu uneben. Das würde er ein anderes Mal ausprobieren.

In der Doppelkurve in Thunum schnitt ihn ein schwarzer Mercedes-Kombi mit Wittmunder Kennzeichen und nahm ihm die Vorfahrt. Leider konnte er das Nummernschild nicht deutlich erkennen.

„Arschloch!“ Mit Mühe hielt sich Kerkhoff im Sattel. Nun wollte er so schnell wie möglich nach Hause. Der Wind hatte sich gedreht. Er schob jetzt von hinten.

*

Mit heißem Wasser spülte Kerkhoff die Teekanne aus, gab drei Löffel Tee hinein und übergoss die fast schwarzen Blätter mit kochendem Wasser. Fünf Minuten später füllte er das dunkle Getränk in die Teetasse mit der Ostfriesenrose um. Dann stellte er die Kanne auf das Stövchen mit dem brennenden Teelicht und goss Wasser nach. Drei Tassen waren Ostfriesenrecht – bei ihm konnte es schon mal eine ganze Kanne sein. Von der traditionellen Zeremonie war er mittlerweile abgekommen. Statt des süßen Kluntjes und dem Schuss Sahne nahm er einen kleinen Löffel geschmacksneutralen Akazienhonig. Er redete sich ein, das sei gesünder als der weiße Kandis, wusste aber insgeheim, dass es ein Trugschluss war. Zum Zahnarzt musste er trotzdem und die Kilos purzelten auch nur, wenn er den Alkohol wegließ und mehr Sport trieb.

Kerkhoff ließ sich in den Ledersessel fallen. Im Anzeiger für Harlingerland las er zunächst die Todesanzeigen und den Bericht über den Neuaufbau der abgestiegenen ersten Fußballmannschaft des TUS Esens. Den Bericht über den grausamen Mord von sogenannten Satanisten an einem jungen Mann überflog er nur. Sonst war das Blatt reichlich dünn. Sommerloch. Das würde sich zum Schützenfest am Wochenende ändern. Dann gäbe es wieder ganze Fotoseiten und Berichte über die „Fünfte Esenser Jahreszeit“. Bereits gestern war eine Sonderbeilage über den Ablauf der Feier und einen Rückblick auf die Aktivitäten der Schützen im letzten Jahr erschienen.

Während er die Tiefkühlpizza in den vorgeheizten Backofen schob, fummelte er die Ostfriesen-Zeitung, die er im Büro hatte mitgehen lassen, aus der Innentasche seiner Lederjacke. Im Lokalteil über den Landkreis Wittmund fand er den Abschlussbericht über den Tod von Franz Bregenhorn, einem notorischen Denunzianten, den Kerkhoff durch Zufall aufgeklärt hatte.

Er legte die Zeitung zur Seite und griff zum Handy.

„Hey, du Schöne!“, flirtete er ins Telefon, noch bevor sich jemand melden konnte.

„Hi, wer ist dran?“, fragte eine fremde weibliche Stimme. Oh, wie peinlich! „Hier ist Britt Campen, die Schwester von Nina. Die ist noch unterwegs.“ Ihre Stimme klang sympathisch.

Kerkhoff hatte zwar von Britt gehört, sie aber noch nie getroffen. Sie studierte in Göttingen Germanistik, Lehramt oder so etwas; das hatte Nina ihm einmal erzählt. Sie hatte sicher Semesterferien und war nun auf Besuch.

„Entschuldigen Sie.“ Er lachte verlegten. „Ich bin Gerrit Kerkhoff.“

„Da gibt es Schlimmeres“, lachte Britt keck. „Sie sind also der Bul..., sorry, der Grund, weswegen meine Schwester kaum noch Zeit für mich hat, oder darf ich ,du‘ sagen?“

„Ähm, natürlich!“ Er war schon etwas überrumpelt von dieser unerwarteten Offensive, aber es gefiel ihm.

„Das war ja eine charmante Ansprache. Ich dachte schon, Sie ... äh ... du hättest mich mit ,du Schöne‘ gemeint. Schade eigentlich. Aber Spaß beiseite. Ich leg ihr einen Zettel hin, dass sie zurückrufen soll, okay?“

„Ja, danke.“ ,Meine Güte, die Schnabbeltante lässt einen gar nicht zum Nachdenken kommen‘, dachte Kerkhoff.

„Vielleicht sehen wir uns ja einmal, ich bin noch über das Schützenfest hier. Also bis dann, bye, see you!“ Noch ehe er etwas sagen konnte, hatte sie aufgelegt.

,Diese Anglizismen‘, dachte Kerkhoff.

Der Küchentimer zeigte an, dass die Pizza fertig war. Er stellte sie auf die Anrichte und schnitt sie mit einem Messer in mundgerechte Teile. Hungrig und übereilt biss er in ein dampfendes Stück. Er verbrannte sich fast den Mund und kaute vorsichtig weiter. Wie immer aß er viel zu schnell.

*

Der Hauptkommissar schob den letzten Bissen in den Mund. Im Fernsehprogramm der Tageszeitung war das Ligapokalspiel Hertha BSC und Bayer Leverkusen angezeigt. Sein Blick fiel auf den Stapel Oberhemden, der auf dem Bügelbrett lag: Fußball und Bügeln? Die Aussicht auf einen Fernsehabend begeisterte ihn nicht sonderlich. Sommerfußball.

Das Telefon klingelte. Der Rückruf? Nina und Biertrinken in der Kneipe? Die bessere Alternative, freute sich Kerkhoff.

Aber es war nicht Nina.

3

Gewerbegebiet Ost / Thunumer Weg

Robert Ressen schnürte seine Laufschuhe. Das Klimpern der Halsketten ließ die beiden Doggen im Gehege nervös und erwartungsvoll am Gitter hochspringen. Sie wussten, es würde endlich losgehen.

Die ersten einhundert Meter verliefen wie im Flug. Ressen lag fast waagerecht in der Luft, so schnell gingen die Doggen ab. Cora, die ältere, beruhigte sich zuerst, während Pia ihrem Namen gar nicht gerecht wurde und ständig in die Leine biss. Erst ein deutliches „Aus!“ wies die Hündin in die Schranken. Mit ihren klar abgegrenzten schwarzen Punkten auf dem weißen Fell hob sie sich deutlich von Cora ab. Dem Fachmann verriet dies, dass sie das wertvollere Tier war. Coras Fell hingegen schimmerte grau-bläulich, sie war vom Körperbau etwas kleiner geraten.

Am Ende des Industriegebietes bog das Trio in den Feldweg ein. Die Hunde liefen nun frei. Robert Ressen beobachtete ständig die Strecke. Er wollte nicht, dass die Hunde einen zufällig vorbeikommenden Radfahrer apportierten. In Wirklichkeit waren die Tiere lammfromm. Nur ihre Kraft und ihre Größe flößten Angst und Respekt ein. Oft musste Ressen Passanten auf seinen Touren beruhigen: „Die beißen nicht, die wollen nur spielen!“

„Das sagen alle Hundebesitzer. Hoffentlich wissen das die Hunde auch“, hatte ihm einmal ein Radtourist geantwortet, als er stocksteif anhielt und die Hunde an ihm schnüffelten. Ressen gab ihm lachend recht. Auch er hatte noch keine Hundebesitzer getroffen, die vor ihren Hunden warnten.

Er lief sich nun ein. Seine Saison als Triathlet war schlecht verlaufen. Verletzungen und die Arbeit in seiner Firma hatten eine adäquate Vorbereitung verhindert. Er hatte kaum Wettkämpfe bestritten. Den legendären Ossi-Loop von Leer quer durch Ostfriesland nach Esens/Bensersiel hatte er nur mit Mühe absolviert. Auch die Polizeimaßnahmen wegen eines Mordes an der Strecke hatten eine rechte Wettkampffreude bei diesem Lauf nicht aufkommen lassen.

Sein eigentliches Ziel aber war der Ironman auf Hawaii. Dazu bedurfte es jedoch bislang einer Qualifikation in Frankfurt über die Ultra-Distanz: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen. Soeben hatte Ressen vom gefeierten Ironman Sebastian Kienle aus Mühlacker gelesen, der diese mörderische Strecke in einer Zeit von 8:14:18 Stunden bei 40 Grad im Schatten und behindert durch die aufkommenden Mumuku-Winde als Sieger absolviert hatte. Das motivierte ihn.

Nach einigen Minuten erreichte er das neu entstandene Baugebiet im Osten der Stadt. Am Thunumer Weg schossen die Doggen plötzlich wie auf Kommando los und drangen in einen Neubau ein. Nichts half. Kein „Hier!“, kein „Aus!“, kein „Pfui!“.

Ressen lief zum Eingangsbereich und sah die Doggen bellend die Treppe emporlaufen. An der Leiter sprangen sie auf die ersten Sprossen und gebärdeten sich wie toll. Mit mächtigen Sätzen rannte nun auch der Läufer über die Stufen. Mit beiden Händen packte er entschlossen die Doggen und kettete sie mühsam an. Er brüllte dabei fast so laut, wie die Hunde bellten.

Als er dann die aufgehängte Leiche sah, gefror selbst ihm als gelerntem Schlachtermeister das Blut in den Adern.

„Das gibt es doch gar nicht!“ Ungläubig starrte er auf den Toten. Dann stolperte er unbeholfen die Treppe hinunter, die Hunde hinter sich herziehend. Draußen rannte er den Weg, den er gekommen war, zurück zum Supermarkt am Anfang des Industriegebietes. Den Putzfrauen im geschlossenen Laden bedeutete er, die Polizei zu rufen. Ganz langsam ging er den Weg zurück. Er wollte an der Straßenecke auf die alarmierten Polizeikräfte warten, um ihnen den Weg zum Tatort zu zeigen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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