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Wortgebilde, Gedankensplitter und Randnotizen erzählen vom Leben mit seinen Glücksmomenten, Schattenseiten, von Alltäglichem, den Jahreszeiten, von eigener Befindlichkeit, von Land und Leuten. Die Lyrikerin Sabine Fenner wählt eine klare Sprache, die authentisch ist, die hinter die Ecken schaut, und die auch die leisen Töne zu Wort kommen lässt.
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Seitenzahl: 31
Veröffentlichungsjahr: 2019
Hab‘ mich
durch Höhen
und Tiefen
gelebt
Sabine Fenner
© 2019 Sabine Fenner
Umschlag: © Sabine Fenner
Bilder: © Olly Fenner
Druck: epubli - ein Service der
neopubli GmbH, Berlin
Hab` mich durch Höhen und Tiefen gelebt
Unter der Haut trage ich Ableger
Die manchmal die Absicht haben
Ans Tageslicht zu dringen
Sich aber eines Besseren besinnen
Ich werde sie nicht mehr anfassen
Wir leben in Frieden miteinander
In einer Art Koexistenz
Diese Tage im Januar
Dehnen sich ins Unendliche
Westwinde drücken ihren Unwillen
Gegen die Fensterscheiben
Und auf die Frau mit dem gebeugten Rücken
Prasseln Hagelschauer der besonderen Güte
Nein, das Wetter lädt nicht ein
Nur ist das Licht ein wichtiger Faktor
Den wir brauchen, um Ungetüme abzuwehren
Drum Mütze und Schal ins Gesicht gezogen
Man muss nur die richtigen Utensilien wählen
Auf dem Grün liegt noch Blattwerk
Das man nicht bedacht hat
Fast könnte man meinen, es beschwert sich
Wechselt erneut sein Farbspiel
Die Gefiederten machen sich rar, ich zählte sie
Schaut man in die Gesichter
Ist ein Lächeln ein ganz besonderer Besitz
Die Menschen murren
Vielleicht liegt es an der Ebbe im Portemonnaie
Nur die Kinder, die man draußen erblickt
Lachen und sind wohlgemut
Für sie gibt es keine dunklen Jahreszeiten
Mein Land lebt vom Pflug und vom Meer
Ohne Lärm, ohne Berg und Tal
Mit den Winden und den Netzen in den Händen
Menschen, die nicht viele Worte machen
Die ihren Ursprung lieben
Den Nachbarn mit einem Lütten pflegen
Die die Früchte von den Feldern lesen
Die so gerne einen Klönschnack halten
In deren Brust ein raues Herz schlägt
Ebbe und Flut den Pegel des Lebens bestimmt
Die ihre Toten auf die See hinaustragen
Und deren Sprache unverkennbar norddeutsch ist
Oh ja, ich möchte dich finden
Doch suchte ich dich nie
Ich fand, was ich nie suchte
Um dich zu suchen
Braucht es Langlebigkeit
Der kurze Atem
Wohnt an meiner Seite
Und ich hänge mich
So ungern an lange Leitern
Sie zu überwinden
Erfordert Schnellkraft
Bei dem Gedanken muss ich lächeln
Denn ich besaß diese Gabe nie
Ich tanze lieber auf der Spitze
Graziös und mit der Liebe zur Musik
So trinke ich einen guten Tropfen
Gegen das Verlangen stehe ich Kopf
Die Suche lasse ich stecken
Weiß ich doch, dass ich alles hab`
Sie kriecht hindurch
Ihr eisiger Griff
Atmet sich wund
Spült Kondenswasser
Auf die Fensterbänke
Das Land gefrostet
Legt man sich
Der Eisregen
Kam über Nacht
Ganz unverhofft
Auf dem Giebel
Hocken die Daheimgebliebenen
Halten Ausschau
Nach essbaren Krumen
Plustern sich auf
Dann und wann
Und aus dem Erdreich
Zu meinen Füßen
Höre ich sie singen
Sie wiegen sich ein
Bewahren das Geheimnis
Ihrer Geburt
Zu meinem Zeitvertreib
Gesellen sich zahlreiche Dinge
Sie bedeuten mir viel
Manchmal bedanke
Ich mich im großen Stil
Nichts, was ich preisgeben möchte
Sie sind stets an meiner Seite
Und sie drängen mich nie
Sind sanft und zurückhaltend
Brauche ich sie
Drehen sie sich um die eigene Achse
Manchmal lassen sie mich auch treiben
Damit ich die Kanten schleifen kann
Die ich zwischen Ebbe und Flut übersah
Gestern noch sprach ich
Über das Haus meiner Geburt
Mit dem Ausblick aufs Meer
Unseren Geruch konnte es nicht halten
Heute leben fremde Menschen
In dem Haus meiner Kindheit
In jeder Ritze des Mauerwerks
Hocken meine Erinnerungen
Nur der alte Apfelbaum im Garten