Habgier - Janna Ruth - E-Book

Habgier E-Book

Janna Ruth

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Beschreibung

»Ihr seid nichts. Die Zeichen der Macht gehören mir. Genau wie eure Stadt, eure Familien und eure Magie. Es gehört alles mir!« Der Erzdämon der Habgier erhebt ein für alle Mal Anspruch auf die Quelle der Magie. Als Grünthal deswegen in der Hölle versinkt, haben die Sechs keine andere Wahl, als ihm im Kampf gegenüber zu treten. Ausgerüstet mit den Zeichen der Macht machen sie sich auf den Weg durch die Ausläufer der Hölle und die letzten Überreste des Grünthalers Forst, um Malcolm aufzuhalten. Konfrontiert mit einem übermächtigen Dämon und unerschöpflicher Magie, ist es ausgerechnet menschliches Versagen, was ihnen zum Verhängnis wird. Mit Habgier verspricht Ashuan ein Staffelfinale, das alle Register zieht: Ein actiongeladenes Feuerwerk der Gefühle und ein würdiger Abschluss für Staffel 1.

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Table of Contents

Inhalt

Band 6 - Habgier

Habgier

Ashuan 1.6

Janna Ruth

 

 

© Mai 2019 Janna Ruth

www.janna-ruth.com

 

Jana Mittelstädt

67 Montgomery Avenue

Karori, Wellington 6012

NZ - New Zealand

 

Lektorat: Sabrina Weisensee

Covergestaltung: Marie Graßhoff

Ashuan Band 6

Habgier

Inhaltsverzeichnis

Episode 21: KindheitserinnerungenEpisode 22: Leicht entzündlich!Episode 23: HabgierEpisode 24: Die Quelle der Magie

Nachwort & Danksagung

Andere Werke

Die Worte der Magie (Ashuan Sammelband 1)

Ashuan 1.1 - Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?

Im Bann der zertanzten Schuhe

Staffel 01 – Episode 21

 

Kindheitserinnerungen

Szene 1 – Blanes, Strand

 

 

Jan, Lucille und Matt sind Teil der Schüler, die in Spanien unter Herrn Zobels Aufsicht auf Kursfahrt sind. Die Sonne brennt und die meisten stürzen sich in die Wellen. Lucille, die sich die Haare zurzeit rotblond gefärbt hat, holt aus ihrer Strandtasche ein großes Handtuch und breitet es auf dem Sand aus. Matt pfeift einem spanischen Mädchen nach. Im ersten Moment ignoriert sie ihn, doch dann bleibt sie stehen und legt den Kopf schief. Matt schlendert auf sie zu und die beiden beginnen, miteinander zu flirten. Jan wirft Lucille daraufhin einen Blick zu und schüttelt genervt den Kopf. Lucille grinst und legt sich auf ihr Handtuch, als Anni, die im Wasser ist, plötzlich anfängt, laut zu kreischen. Lucille setzt sich sofort wieder auf.

 

Lucille: Was ist denn mit der los?

 

Jan: Ach, du kennst doch diese Weiber. Alles, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen.

 

Matt schaut desinteressiert über die Schulter und legt dann einen Arm um das Mädchen, um sie zu einigen aufragenden Felsen weiter hinten am Strand zu führen. Alan watet derweil auf Anni zu und taucht unter Wasser. Wenige Sekunden später taucht er wieder auf und schleudert Anni ein Stück Seetang in die Haare, was sie zu noch höheren Tönen anspornt. Die Schülermeute wendet sich gelangweilt wieder ab. Herr Zobel hat die Hände in die Seiten gestemmt und wirft Anni einen finsteren Blick zu. Er schüttelt den Kopf und entdeckt dann Matt. Hastig geht er ihm nach.

 

Herr Zobel: Matt! Wo wollen Sie denn hin?

 

Matt: Auf die Toilette?

 

Herr Zobel: Halten Sie mich für dumm? Das hier ist eine schulische Veranstaltung, von der Sie sich nicht ohne meine Erlaubnis entfernen dürfen.

 

Matt: (Sieht ihn entgeistert an.) Okay. Darf ich bitte gehen?

 

Herr Zobel: (Verschränkt die Arme.) Nein.

 

Das Mädchen hat offenbar genug. Sie löst sich aus Matts Umarmung, sagt etwas auf Spanisch und geht dann raschen Schrittes davon. Matt sieht missmutig zu Herrn Zobel.

 

Herr Zobel: Heben Sie sich Ihren Charme für Zuhause auf.

 

Er wendet sich von Matt ab und sieht sich nach den anderen um. Matt stapft hinüber zu Lucille und Jan und lässt sich neben ihnen in den Sand fallen. Lucille rutscht ein Stück, so dass er Platz auf ihrem Handtuch findet. Matt rutscht ein Stück zur Seite.

 

Lucille: Hast du kein Glück gehabt?

 

Matt: Nein, Zobel hat sich gerade zum Wächter meiner Unschuld ernannt.

 

Jan: (Prustet.) Kennt er dich?

 

Lucille: Wahrscheinlich zu gut.

 

Matt greift grummelnd nach der Wasserflasche und trinkt. In dem Moment fängt Anni wieder an, zu kreischen. Diesmal interessiert sich niemand, nicht einmal Alan dafür. Mit einem Mal wird sie jedoch unter Wasser gezogen und ein paar andere Schüler weichen vor einem Schatten im Wasser zurück. Wild um sich schlagend taucht Anni für einen Moment wieder auf, bevor ein mit Saugnäpfen besetzter Fangarm sie umschlingt und wieder unter Wasser zieht. Die meisten verlassen nun das Wasser. Nur Alan wagt sich vorsichtig vorwärts.

Jan und Matt sind nach einem Blickwechsel aufgesprungen und sprinten an Alan vorbei ins Wasser. Ermutigt hechtet dieser hinterher. Matt taucht ab, als das Wasser tiefer wird und sieht sich tatsächlich einem Riesenkraken gegenüber, der Anni mit sich hinaus ins Meer zieht. Auch Alan ist abgetaucht und versucht, Anni aus dem Griff des Riesenkraken zu befreien. Ein zweiter Fangarm stößt Alans Arm beiseite. Matt taucht inzwischen wieder auf und wendet sich Jan zu.

 

Matt: Es ist irgendein Meerungeheuer. Du kümmerst dich um Anni. Und beschäftige Alan!

 

Jan: Alles klar!

 

Matt prüft kurz nach, ob Alan ihn beobachtet, dann taucht er ab und positioniert sich mittels Raumsprung hinter dem Riesenkraken. Jan taucht ab, um Alan zu helfen und Anni zu befreien, die mit panisch aufgerissenen Augen vergebens nach Luft schnappt. Drei Fangarme setzen Alan zu und haben ihn bereits fast umschlungen. Dann geht plötzlich ein Zucken durch den Riesenkraken und die Tentakel erschlaffen. Jan schnappt sich die bewusstlos gewordene Anni und gemeinsam mit Alan zieht er sie an die Oberfläche und Richtung Strand. Auf halben Weg kommt ihnen ein Rettungsschwimmer entgegen und kümmert sich auf der Stelle um Anni. Alan und Jan steigen keuchend aus dem Wasser, wo sie von der Schülermeute und Herrn Zobel erwartet werden.

 

Herr Zobel: Wo ist Matt?

 

Alan: Der war …

 

Er und Jan sehen sich beunruhigt um, können Matt aber nicht entdecken. Herr Zobel geht mit großen Schritten auf den Rettungsschwimmer zu, der Anni dazu gebracht hat, das Wasser zu erbrechen, das sie eingeatmet hat.

 

Herr Zobel: Äh, uno otro …

 

Lucille: Da!

 

Matt taucht weiter draußen auf und zieht tief Luft ein. Erleichtert atmen alle aus.

 

Szene 2 – Hexenstübchen

 

 

Fabian sitzt am Tisch, während Samantha in einem Kessel eine dunkelrote Flüssigkeit braut. Ein abgerissener Zettel auf dem Tisch dient ihr als Anleitung.

 

Fabian: Glaubst du wirklich, dass es funktioniert?

 

Samantha: Ich weiß es nicht, aber der Trank klingt vielversprechend.

 

Fabian: (Liest den Zettel.) Trank des Findens und Wiederfindens. Suchst du was?

 

Samantha: (Angespannt.) Ja. Mein Zeichen der Macht. Jeder von euch hat eins und laut Buch steht mir auch eins zu, aber da ich nicht das Gefühl habe, dass es mir morgen plötzlich in den Schoß fällt, habe ich beschlossen aktiv danach zu suchen.

 

Fabian: Also bei mir hat das in den Schoß fallen geklappt. Ich will jetzt nicht uralt klingen, aber es wird zu dir kommen, wenn die Zeit reif ist.

 

Samantha: (Sieht ihn an.) Das klang uralt. (Sie schmunzelt.) Es schadet sicher nicht, ihm ein Stück entgegenzugehen.

 

Fabian: (Zuckt mit den Schultern.) Ja, aber mit einem Rezept, das wer weiß wie lange unter den Dielen unserer Küche gelegen hat?

 

Samantha: Rezepte werden nicht schlecht. Und hey, sieh es doch mal so, vielleicht musste mir das Rezept in den Schoß fallen.

 

Fabian: (Grinst.) Ja, klar. Ich will nur nicht, dass du uns in die Luft jagst.

 

Samantha: Ich verspreche hoch und heilig, uns mit diesem Trank nicht in die Luft zu jagen. Gibst du mir mal das Kristallfläschchen vom Regal da drüben?

 

Fabian steht auf und reicht ihr das gewünschte Fläschchen. Samantha nimmt es entgegen und konzentriert sich darauf, den richtigen Moment abzupassen. Dann träufelt sie ein paar Tropfen der Flüssigkeit in den Trank. Neugierig sieht Fabian dabei zu, wie der Trank anfängt, zu schäumen. Plötzlich steigt der Schaum jedoch bis zum Kesselrand und ergießt sich über den Boden. Fabian und Samantha weichen entsetzt zurück, als der Schaum sich im ganzen Raum verbreitet und ihnen die Sicht raubt.

 

Samantha: Fabian? (Klingt mit einem Mal heller.) Fabi?

 

Der Schaum verflüchtigt sich fast genauso schnell wieder, wie er gekommen ist. Im Kessel befindet sich nur noch ein kleiner Rest Flüssigkeit. Neben dem Kessel hockt ein achtjähriger Fabian, der gerade Schaum aushustet. Auf der anderen Seite sitzt eine ebenso alte Samantha und wischt sich die Seifenblasen von der Kleidung.

 

Fabian: Was zur Hölle, Sam?

 

Samantha: Du darfst nicht fluchen.

 

Fabian: Ähm, du hast gerade den ganzen Raum überschwemmt und uns Schaumargeddon ausgesetzt. Weißt du, was für einen Aufstand meine Mutter machen wird? (Hinter dem Kessel beginnt Samantha zu schluchzen.) Weinst du?

 

Irritiert steht er auf und geht um den Kessel herum. Entsetzt bleibt er stehen, als er Samantha sieht.

 

Fabian: Ach, du heilige Scheiße!

 

Karoline: (Kommt zur Tür hinein.) Du sollst nicht immer fluchen, Fabi.

 

Sie sieht ebenfalls zehn Jahre jünger aus und bückt sich zu Samantha.

 

Karoline: Hey, Schatz, was ist denn los?

 

Samantha: Fabi war gemein zu mir und hat mich ausgeschimpft.

 

Karoline: (Streng.) Fabian Bendtfeld! Was hast du jetzt schon wieder angestellt?

 

Fabian: Ich? Nichts! Samantha hat den Zaubertrank gebraut. Plötzlich war überall Schaum und jetzt sehen Sam und ich so aus.

 

Karoline: Wie?

 

Fabian: Na, so! Wie Kinder.

 

Karoline: (Amüsiert.) Ihr seid Kinder. Na, kommt. Ihr wisst, dass ihr hier hinten nichts verloren habt. Geht draußen spielen!

 

Samantha hat ihre Tränen bereits wieder getrocknet und läuft hüpfend hinaus. Fabian gelingt es hinter dem Rücken seiner Mutter, noch etwas von dem Trank in eine Brotbox zu schöpfen, bevor sie sich umdreht und ihn mit einem Seufzen sanft hinausschiebt.

 

 

Szene 3 – Blanes, Jugendherberge

 

 

Lucille, Matt und Jan haben sich in eine Ecke neben der Treppe zurückgezogen und unterhalten sich gedämpft.

 

Lucille: Aber leben Riesenkraken nicht in der Tiefsee?

 

Jan: Der vielleicht nicht.

 

Lucille: (Gibt ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.) Ich bin der Meinung, ich hätte einmal gelesen, dass sie zerfallen, wenn sie zu hoch aufsteigen.

 

Matt: Da war definitiv nichts zerfallen. (Zuckt mit den Schultern.) Hast du …

 

Lucille: (Als er zögert.) Samantha gefragt? Ja, aber sie hat mir noch nicht geantwortet.

 

Matt: (Lehnt sich zurück.) Na ja, das Monster ist jedenfalls tot.

 

Lucille: Tier. Das Monster war lediglich ein Tier.

 

Matt: Von mir aus. Hoffen wir einfach, dass es keine Geschwister hatte.

 

Jan: Okay, cool, wollen wir dann noch eine Runde Badminton spielen?

 

Matt: (Setzt sich gerade hin.) Ich habe gleich ein Date.

 

Er erhebt sich und sieht Herrn Zobel, der ihn von weiter hinten im Auge behält.

 

Matt: (Sackt wieder etwas zusammen.) Oder auch nicht.

 

Szene 4 – Grünthal, Wiese

 

 

Samantha hüpft fröhlich einen Trampelpfad entlang. Fabian läuft ihr hinterher, muss aber aufpassen, dass der Trank nicht aus der Brotbox schwappt.

 

Fabian: Hey, Sam! Jetzt warte doch mal. (Samantha bleibt stehen.) Wo willst du eigentlich hin?

 

Samantha: Na, zum Spielen.

 

Fabian: (Verwirrt.) Spielen? Du willst jetzt ernsthaft spielen? Was denn?

 

Samantha: (Mit leuchtenden Augen.) Familie. Ich hole nur meine Puppen und dann können wir anfangen.

 

Fabian: W-Wie bitte? Wie kommst du jetzt auf Puppen und Familie spielen? Sind wir nicht dafür schon ein wenig zu alt?

 

Samantha: (Eingeschnappt.) So viel älter bist du nun auch nicht. Die paar Monate. (Legt den Kopf schief.) Du hast mich nicht mehr lieb, oder?

 

Fabian: Was? Natürlich habe ich dich lieb, Sam. Darum geht's hier doch gar nicht. Wir haben nur wirklich Wichtigeres zu tun, als Familie zu spielen.

 

Samantha: Wichtiger als unsere Familie? Du willst mich also nicht mehr heiraten?

 

Fabian: Ich glaube, ich bin im falschen Film. Wie kommst du denn jetzt aufs Heiraten? Du verarschst mich doch gerade, oder?

 

Samantha: (Holt aus ihrer Umhängetasche einen Plastikring hervor.) Du hast mir den Ring geschenkt.

 

Fabian: (Lacht verwirrt.) Ja, aber das war vor über zehn Jahren. Da war ich fünf oder sechs.

 

Samantha: (Seufzt.) Du bist wirklich nicht gut im Rechnen. Du warst vor zwei Jahren sechs nicht vor zehn. In zehn Jahren wärst du schon achtzehn.

 

Fabian: Ich bin achtzehn! Und du bist …

 

Samantha: (Stolz.) Gerade acht geworden.

 

Fabian: (Sieht sie entgeistert an und dann an sich herunter.) Scheiße, du bist wirklich acht.

 

Samantha: (Theatralisch seufzend.) Du sollst nicht immer fluchen.

 

Fabian: (Zunehmend verzweifelt.) Aber du kannst dich erinnern, oder? Du weißt, dass du diesen komischen Trank gebraut hast. (Er hält die Brotbox hoch.) Du hast mir versprochen, dass der nicht …

 

Samantha: Trank? Au ja, lass uns Teeparty spielen. Ich hole schnell meine Sachen. Du wartest hier.

 

Sie rennt davon.

 

Fabian: (Entsetzt.) Samantha!

 

Lässt sich jammernd auf die Wiese sinken, stellt die Brotbox ab und vergräbt den Kopf zwischen den Armen.

 

Fabian: Denk nach, Fabian. Denk nach.

 

Stattdessen reibt er sich immer wieder über die tränenden Augen.

 

Szene 5 – Blanes

 

 

Es folgt eine Montage an verschiedenen Orten in Blanes.

Matt stößt mit einem jungen Mann an einer Strandbar an und wirft ihm ein paar eindeutige Blicke zu, als Herr Zobel hinter ihm auftaucht, ihm den Drink aus der Hand nimmt und im Sand ausgießt.

Am Abend steht Matt mit einem Mädchen vor der Jugendherberge und küsst sie an der Wand. Seine Hände gleiten gerade unter ihr T-Shirt, als ihm Herr Zobel auf die Schulter tippt.

In einem Museum flirtet Matt mit einem jungen Zeichner und versteht sich offensichtlich trotz seiner arg begrenzten Spanischkenntnisse außerordentlich gut mit ihm.

 

Herr Zobel: Matt!

 

Matt wirkt etwas angespannt, ignoriert ihn aber, bis Herr Zobel ihn am Arm packt und hinter der Schülergruppe herzieht.

Und selbst, als Matt beim Essen mit Emily, einem Mädchen aus dem Jahrgang angeregt flirtet, setzt sich Herr Zobel ihm gegenüber und verdirbt die Stimmung. Frustriert sticht Matt die Gabel ins Essen.

 

Szene 6 – Blanes, Jugendherberge

 

 

Matt steht im Bad seines Zimmers und schlägt immer wieder leicht seinen Kopf gegen den Spiegel. Jan und Lucille beobachten ihn besorgt vom Zimmer aus.

 

Matt: Ich drehe ihm den Hals um. Ich schwöre, wenn er noch einmal versucht, mir ein Date zu verhageln, setzt es was. Aufsichtspflicht, so ein verdammter Blödsinn. In Grünthal interessiert sich auch kein Schwein dafür und ich bin achtzehn.

 

Lucille: Aber im Moment sind wir auf Kursfahrt.

 

Matt: (Schlägt mit der Faust gegen den Spiegel.) Na und?

 

Jan: Hey, lass den Spiegel ganz. Das bringt sieben Jahre Unglück.

 

Matt greift eines der Gläser auf dem Waschbecken und schmeißt es nach Jan, der gerade noch in Deckung geht. Das Glas zersplittert hinter ihm am Schrank.

 

Jan: Willst du mich umbringen?

 

Matt: Im Moment? Ja.

 

Lucille: Jungs, bitte. Wir sind nur noch morgen hier. (Matt sieht sie leidend an.) Und du bekommst schon noch ein Date.

 

Matt: (Missmutig.) Momentan sieht es eher so aus, als hätte ich höchstens ein Date mit Zobel.

 

Jan: (Gluckst.) Wusste gar nicht, dass du wählerisch bist.

 

Matt wirft ihm einen tödlichen Blick zu. Jan muss dennoch schmunzeln und zieht sich lieber auf sein Bett zurück.

 

Lucille: Es gab gestern übrigens einen weiteren Tierangriff und nachdem ich etwas nachgeforscht habe, habe ich herausgefunden, dass dies keine Seltenheit in dieser Gegend ist. Es scheint so, als hätte es schon öfter solche Vorfälle gegeben.

 

Matt: Ist das ungewöhnlich?

 

Lucille: Ich denke schon. Es kann natürlich sein, dass mir das nur merkwürdig vorkommt, weil ich nicht von hier bin, aber es überrascht mich, zumal es am Strand nicht einmal Warnschilder gibt.

 

Jan: Mir ist die Lust aufs Baden auf jeden Fall vergangen.

 

Matt: Ja, ich brauche nicht noch eine Unterwasserauseinandersetzung.

 

Lucille: Ich weiß, du brauchst ein Date. (Seufzt.) Ich sehe ja auch ein, dass das nicht unser Metier ist. Überlassen wir die Vorfälle lieber der spanischen Polizei oder wer auch immer sich dafür verantwortlich fühlt. Wollen wir hinunter zum Essen?

 

Die beiden Jungen zucken mit den Schultern und folgen Lucille aus dem Zimmer. Herr Zobel steht weiter vorne auf dem Flur und hebt misstrauisch eine Augenbraue.

 

Herr Zobel: (Als Lucille an ihm vorbeigeht.) Ich hoffe, Sie haben nicht vor in dem Zimmer zu schlafen.

 

Lucille: (Gut gelaunt.) Wir haben nur etwas besprochen.

 

Matt: Sie haben echt ein Problem, Mann.

 

Herr Zobel: Ich komme nur meiner Aufsichtspflicht nach, Matt. Und bei Ihnen habe ich eine ganze Menge zu tun.

 

Matt schnaubt lediglich, während Jan hinter ihm vor sich hergrinst.

 

Szene 7 – Bendtfeld Haus, Esszimmer

 

 

Fabian sitzt mit seinen Eltern am Essenstisch und baut gerade einen Nudelturm auf seinem Teller.

 

Karoline: Fabian, man spielt nicht mit dem Essen.

 

Fabian: (Hält erschrocken inne.) Weiß ich doch.

 

Joachim: (Amüsiert.) Und warum tust du es dann?

 

Fabian: Es ist eine Art Reflex, glaube ich.

 

Karoline: Wow, ich wusste gar nicht, was für Wörter du schon kennst. Hat Samantha dir das beigebracht?

 

Fabian: Nein, Samantha kann mir in ihrem aktuellen Zustand überhaupt nicht helfen.

 

Karoline: (Runzelt die Stirn.) Was meinst du, Spatz?

 

Fabian: Mama, ich bin nicht dein Spatz. Ich bin 18 Jahre alt und größer als du.

 

Joachim: Ach so? (Zu Karoline.) Ben und ich haben früher auch oft gespielt, wir wären erwachsen.

 

Fabian: Ich bin erwachsen. (Beruhigt sich.) Also gut, vielleicht könnt ihr mir ja helfen. Sam hat heute Morgen einen Zaubertrank gebraut. Den Trank des Wiederfindens oder so etwas. Jedenfalls ist er übergeschäumt und als sich der Schaum verzogen hat, waren wir mit einem Mal in unseren Kinderkörpern gefangen.

 

Karoline: Das klingt nach einem sehr komplizierten Spiel.

 

Joachim: Ich habe dir doch gesagt, dass du ihn nicht immer mit diesem magischen Zeug spielen lassen sollst.

 

Fabian: Ich habe mir das nicht ausgedacht. Gestern war ich noch Abiturient und heute bin ich nichts weiter als ein Achtjähriger.

 

Karoline: Schatz, das war nicht das Abitur, das war nur ein Diktat in Deutsch, was ihr geschrieben habt. Das Abitur kommt erst, wenn du groß bist.

 

Fabian: (Frustriert.) Frag mich was, irgendwas! Also irgendwas, was man erst später lernt.

 

Karoline: (Tauscht einen Blick mit Joachim und zuckt mit den Schultern.) Okay, wie heißen die drei Gewalten in der Demokratie?

 

Joachim schnaubt.

 

Fabian: Das ist einfach. Das sind die … (Plötzlich zögert er.) Warte, ich weiß es wirklich. Ich weiß, dass wir das vor zwei Jahren in der Schule hatten. (Karoline und Joachim wechseln einen belustigten Blick.) Manno, wieso fällt mir das denn jetzt nicht ein?

 

Joachim: (Legt ihm eine Hand auf den Arm.) Das kannst du noch nicht wissen, Kleiner. Mach dir nichts draus. Du wirst schon noch schnell genug erwachsen.

 

Fabian sieht ihn verzweifelt an.

 

Szene 8 – Blanes, Jugendherberge

 

 

Matt steht vor dem Spiegel und kämmt sich die Haare, während Jan auf dem kleinen Balkon steht und raucht. Im dritten Bett liegt Robert und liest.

 

Mitschüler: (Off.) Zobel macht Zimmerinspektion.

 

Sofort springt Robert auf und bemüht sich, das kleine Chaos aufzuräumen. Matt stylt sich seelenruhig weiter die Haare.

 

Robert: Wenn Zobel das Chaos sieht, macht er uns einen Kopf kürzer. Helft doch mal mit!

 

Matt: (Klopft ihm auf die Schulter.) Du machst das schon. Ich hole Jan rein.

 

Robert wird immer hektischer, während Matt zum Balkon geht und die Tür öffnet.

 

Matt: Zobel kommt gleich gucken. Also mach die Zigarette aus und komm rein!

 

Jan: Geht klar.

 

Er raucht noch einen Zug und drückt dann die Zigarette aus. Matt geht wieder zum Spiegel, um seine Sonnenbrille perfekt im Haar zu positionieren. Jan packt ein paar Magazine vom Bett in den Nachttisch und legt sich aufs Bett. Robert schmeißt derweil den Rest in den Schrank, als auch schon Herr Zobel anklopft. Matt lehnt sich lässig gegen die Wand, während Robert hektisch Platz nimmt.

 

Matt: (Als Herr Zobel hereinkommt.) Guten Abend, Herr Zobel.

 

Herr Zobel: Guten Abend, Matt. (Wirft einen Blick ins Zimmer.) Die Herren waren also schnell genug, um ihr Zimmer aufzuräumen.

 

Matt: Unser Zimmer ist immer aufgeräumt.

 

Herr Zobel: Natürlich und Sie haben sich auch bestimmt nur für mich so herausgeputzt.

 

Matt: (Lächelt schief.) Für wen denn sonst?

 

Herr Zobel: Alles klar. Sie dürfen Ihren freien Abend genießen.

 

Robert huscht schnell hinaus, während Jan sich erst seinen Rucksack schnappt. Matt wird von Herrn Zobel noch einmal zurückgehalten.

 

Herr Zobel: Keine Eskapaden, Matt. Dies ist immer noch eine schulische Veranstaltung.

 

Matt: Was Sie nicht sagen. Darf ich dann meinen freien Abend genießen?

 

Herr Zobel: Natürlich. Ich erinnere sie jedoch daran, dass Sie in Ihren Gruppen zusammenbleiben. Zu Ihrer Gruppe gehören Jan, Lucille, Emily, Cian, Alan, Ani und Shayna. Kommen Sie nicht auf die Idee, sich abzuseilen.

 

Matt: Würde mir im Traum nicht einfallen.

 

Herr Zobel: Schön. Dann viel Spaß! Denken Sie daran, um zwölf wieder zurück zu sein.

 

Matt atmet tief ein und tritt endlich zu Jan auf den Flur hinaus. Gemeinsam gehen sie die Treppe hinunter. Unten warten bereits die anderen aus der Gruppe. Alle haben sich ausgehfein gemacht.

 

Matt: (Zu Jan.) Das hat er doch echt nur gemacht, damit ich Aufpasser habe. Als ob ich der einzige bin, der je auf einer Kursfahrt Sex hatte.

 

Jan: Nimm's locker. Vielleicht wird der Abend ja doch ganz lustig.

 

Matt: Klar, wenn ich Cians und Alans Köpfe zusammenschlagen darf.

 

Lucille: (Kommt auf sie zu.) Wo wart ihr denn so lange? War Zobel etwa nicht mit eurem Zimmer zufrieden?

 

Jan: Mit dem Zimmer schon, aber nicht mit Matt.

 

Lucille: Nun, lass den Kopf nicht hängen. (Sie schmunzelt und lehnt sich vor.) Emily steht auf dich.

 

Matt: (Lächelt leicht.) Ich weiß.

 

Cian: Hey, können wir jetzt los? Wir haben eh schon so wenig Zeit.

 

Matt: (Patzig.) Wirst du irgendwo erwartet?

 

Shayna: Na, ich hatte zumindest nicht vor, meinen freien Abend im Foyer zu verbringen.

 

Sie schiebt Cian, der Matt mit finsteren Blicken traktiert, hinaus. Die anderen folgen ihnen. Matt seufzt leicht und schließt sich dann den anderen an.

 

Szene 9 – Grünthal, Wiese

 

 

Samantha sitzt mit drei Kuscheltieren und ihrer Puppe auf einer Decke um ein Kinder-Teeservice herum. Fabian trifft mit Rachel ein, die ebenso wie die anderen beiden verjüngt wurde. Samantha steht entrüstet auf.

 

Samantha: Fabian! Wer ist das denn?

 

Fabian: Äh, das ist Rachel. Du weißt schon, unsere Freundin.

 

Samantha: Freundin? Ich kenn die doch gar nicht. Hast du jetzt etwa eine neue Freundin?

 

Rachel: Dich mochte er wohl nicht mehr.

 

Samantha: Sagt wer?

 

Fabian: Ihr seid gute Freundinnen und das seit über sechs Jahren.

 

Samantha: Das stimmt nicht!

 

Rachel: Gar nicht wahr! Ich will nicht ihre Freundin sein.

 

Fabian: (Fassungslos.) Aber, aber ihr mögt euch doch.

 

Samantha: Ich will nicht mit ihr spielen.

 

Rachel: Ich auch nicht.

 

Fabian: (Reibt sich die Schläfen.) Wollt ihr nicht wenigstens versuchen, Freunde zu sein? (Samantha sieht beleidigt zur Seite, während Rachel die Arme verschränkt.) Dass Rachel hier und nicht in Los Angeles ist, ist ein gutes Zeichen, wisst ihr?

 

Rachel: Wo ist denn Los Angeles?

 

Fabian: Ist das gerade dein Ernst? Stadt der Engel, Hollywood, Venice Beach?

 

Rachel: Nie gehört. Da will ich nicht hin.

 

Fabian: (Vollkommen erledigt.) Okay, okay, (Dreht sich um und redet leise mit sich selbst.) Mann, Sam, was hast du uns da nur eingebrockt. Ich will nicht noch mal acht sein.

 

Samantha: (Zu Rachel.) Tee?

 

Rachel: O ja!

 

Sie setzt sich zu Samantha auf die Decke.

 

Fabian: Gut, ich habe einen Plan. (Dreht sich wieder um und staunt.) Wie jetzt? Seid ihr doch Freunde?

 

Samantha: Spielst du nun mit, oder nicht?

 

Fabian: (Zögert einen Moment.) Okay. Ich bin dabei, aber nur, wenn wir meinen Tee verwenden.

 

Samantha: Du kochst doch gar keinen Tee?

 

Fabian setzt sich zu ihr hin und holt seine Brotbox mit dem Trank heraus.

 

Fabian: Genau, du kochst. Das hier ist nämlich ein Zaubertrank. Schau ihn dir genau an! (Samantha sieht neugierig hin.) Wir brauchen einen Gegentrank.

 

Samantha: (Sieht ihn ahnungslos an.) Klingt gut.

 

Fabian atmet erleichtert aus und lässt sich erschöpft ins Gras sinken. Samantha kippt derweil den Trank in die Teekanne um und gießt Rachel eine Tasse davon ab.

 

Rachel: Der schmeckt bestimmt gut.

 

Fabian setzt sich wieder auf und reißt erschrocken die Augen auf, als Rachel die Tasse an die Lippen setzt. Er langt herüber und schlägt ihr die Tasse aus der Hand, woraufhin Rachel erschrocken zu weinen beginnt.

 

Samantha: Bist du doof? Du bist so gemein, das sage ich Karoline.

 

Fabian: Gib mir die Teekanne!

 

Er greift danach und zerrt, aber Samantha lässt sie nicht los. Im Gerangel kippt die Kanne aus und bespritzt beide mit Zaubertrank. Jetzt fängt auch Samantha an zu weinen und schrumpft dabei, bis sie gerade einmal fünf Jahre alt ist. Fabian ist ebenfalls jünger geworden und sieht sie entsetzt an. Neben ihnen gluckst es und als Fabian sich mit bangem Blick umsieht, entdeckt er Baby Rachel. Tränen steigen in Fabians Augen und im nächsten Moment weint er sich auch die Augen aus.

 

Szene 10 – Blanes, Strandpromenade

 

 

Matt, Lucille, Jan und ihre unfreiwilligen Begleiter laufen die beleuchtete Strandpromenade entlang. Neben ihnen rauschen die Wellen an den Strand, während auf der anderen Seite Musik aus allen Ecken dringt. Händler verkaufen Snacks aus fahrbaren Imbissbuden. Cian lässt sich zu Matt zurückfallen.

 

Cian: Hey.

 

Matt: (Wenig erfreut.) Was?

 

Cian: Sag mal, ich wollte dich schon die ganze Zeit was fragen. Läuft da was zwischen Samantha und dir?

 

Matt: Ganz sicher nicht.

 

Cian: Echt? Ich habe nämlich Gerüchte gehört …

 

Matt: (Patzig.) Sie hasst mich. Ich komme mit ihr nicht klar. Wir streiten die ganze Zeit, also nein, nein, ich habe nichts mit Samantha.

 

Alan: (Über die Schulter.) Siehst du? Ich hab' doch gesagt, dass jemand wie er ganz bestimmt kein Interesse an Samantha hat. Du hast also freie Bahn.

 

Matt: Freie Bahn? Für was?

 

Cian: (Etwas verlegen.) Ach, hör nicht auf Alan.

 

Shayna: (Amüsiert.) Der kleine Cian ist ganz doll in Samantha verknallt, aber er traut sich nicht so recht, weil ihm Cheryl dann bestimmt das Gesicht zerkratzt.

 

Anni: Wie jetzt?

---ENDE DER LESEPROBE---