Halt mich fest in deinem Arm, Traumfrau ohne Trauschein & Bleib heute Nacht bei mir - Isabelle Wallon - E-Book

Halt mich fest in deinem Arm, Traumfrau ohne Trauschein & Bleib heute Nacht bei mir E-Book

Isabelle Wallon

0,0

Beschreibung

Eine verführerische Begegnung … HALT MICH FEST IN DEINEM ARM: Journalistin Laura Morton soll eine Exklusivgeschichte über den berüchtigten Rennfahrer und Playboy Frank Kerrigan schreiben – und erwischt ihn prompt in flagranti mit einer heißen Rothaarigen! Von einem solchen Mann sollte man dringend die Finger lassen – wenn da nicht dieses Knistern zwischen ihnen wäre … Aber kann Frank wirklich sein Herz an eine Frau verlieren? TRAUMFRAU OHNE TRAUSCHEIN: Um als Entwicklungshelferin zu arbeiten, reist Lara nach Afrika – weg aus dem Alltag und vor allem allen Männerproblemen. Doch das scheint nicht so einfach wie gedacht, denn schon am ersten Tag begegnet sie dem ebenso attraktiven wie ungehobelten Ingenieur Paul, der ihr Herz höher schlagen lässt. Aber ist er wirklich der Richtige für eine ernsthafte Beziehung … oder doch nur für eine heiße Affäre? BLEIB HEUTE NACHT BEI MIR: Nachdem sie von ihrem Chef endgültig die Nase voll hat, beschließt die selbstbewusste Jennifer, nochmal von vorne anzufangen und akzeptiert einen Job bei einer renommierten Werbeagentur in New York. Hier soll sie direkt die Werbestrategie für einen neuen Agenten-Bestseller ausarbeiten. Doch der gutaussehende Autor Clint Morgan weckt in Jennifer schon bei der ersten Begegnung ungeahnte Wünsche und Sehnsüchte … Von ENEMIES TO LOVERS zur WORKPLACE ROMANCE: Ein prickelnder Sammelband für alle Fans von Vi Keeland und Louise Bay.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 495

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über dieses Buch:

 

HALT MICH FEST IN DEINEM ARM: Journalistin Laura Morton soll eine Exklusivgeschichte über den berüchtigten Rennfahrer und Playboy Frank Kerrigan schreiben – und erwischt ihn prompt in flagranti mit einer heißen Rothaarigen! Von einem solchen Mann sollte man dringend die Finger lassen – wenn da nicht dieses Knistern zwischen ihnen wäre … Aber kann Frank wirklich sein Herz an eine Frau verlieren?

 

TRAUMFRAU OHNE TRAUSCHEIN: Um als Entwicklungshelferin zu arbeiten, reist Lara nach Afrika – weg aus dem Alltag und vor allem allen Männerproblemen. Doch das scheint nicht so einfach wie gedacht, denn schon am ersten Tag begegnet sie dem ebenso attraktiven wie ungehobelten Ingenieur Paul, der ihr Herz höher schlagen lässt. Aber ist er wirklich der Richtige für eine ernsthafte Beziehung … oder doch nur für eine heiße Affäre?

 

BLEIB HEUTE NACHT BEI MIR: Nachdem sie von ihrem Chef endgültig die Nase voll hat, beschließt die selbstbewusste Jennifer, nochmal von vorne anzufangen und akzeptiert einen Job bei einer renommierten Werbeagentur in New York. Hier soll sie direkt die Werbestrategie für einen neuen Agenten-Bestseller ausarbeiten. Doch der gutaussehende Autor Clint Morgan weckt in Jennifer schon bei der ersten Begegnung ungeahnte Wünsche und Sehnsüchte …

Sammelband-Originalausgabe Juli 2025

Copyright © der Sammelband-Originalausgabe 2025 dotbooks GmbH, München

Eine Übersicht über die Copyrights der einzelnen Romane, die im Sammelband enthalten sind, finden Sie am Ende dieses eBooks.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: dotbooks GmbH, München

eBook-Herstellung: IGP (ma)

 

ISBN 978-3-98952-543-6

 

***

 

dotbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, einem Unternehmen der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt: www.egmont.com/support-children-and-young-people . Danke, dass Sie mit dem Kauf dieses eBooks dazu beitragen!

 

***

 

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit gemäß § 31 des Urheberrechtsgesetzes ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected] . Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

 

***

 

Sind Sie auf der Suche nach attraktiven Preisschnäppchen, spannenden Neuerscheinungen und Gewinnspielen, bei denen Sie sich auf kostenlose eBooks freuen können? Dann melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an: www.dotbooks.de/newsletter (Unkomplizierte Kündigung-per-Klick jederzeit möglich.)

 

***

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

Isabelle Wallon

Halt mich fest in deinem Arm, Traumfrau ohne Trauschein & Bleib heute Nacht bei mir

Drei Romane in einem eBook

 

Halt mich fest in deinen Armen

Ein Romantic-Kiss-Roman

 

Superjob mit Hindernissen: Die Journalistin Laura Morton soll eine Exklusivgeschichte über Frank Kerrigan schreiben – doch der ist nicht nur als Rennfahrer berühmt, sondern auch als Playboy berüchtigt. Trotzdem kann Laura kaum fassen, was passiert, als sie ihn für ein erstes Interview treffen will. Sie erwischt ihn in flagranti mit einer heißen Rothaarigen! Sofort sind ihr zwei Dinge klar: Von einem solchen Mann sollte man dringend die Finger lassen – aber dies wird ihr schwerfallen, da er höchst attraktiv ist. Auch Frank merkt schnell, dass er sich zu der attraktiven Reporterin hingezogen fühlt. Ist sie die Frau, von der er sein Leben lang heimlich geträumt hat?

Kapitel 1

 

Laura Morton warf seufzend einen kurzen Blick auf die Armbanduhr, während sie den knallroten Honda auf den Parkplatz des Hyatt International von Cincinnati fuhr. Nach Lage der Dinge hatte sie sich mehr als eine Stunde verspätet. Nicht unbedingt der beste Leumund für jemanden, der ausgerechnet heute Abend noch ein wichtiges Interview machen sollte. Aber diese verflixte Rushhour hatte ihr einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht.

Hastig griff sie nach ihrer Digitalkamera auf dem Rücksitz, während sie die ganze Zeit fieberhaft überlegte, wie sie es Frank Kerrigan begreiflich machen konnte, dass sie eine Stunde zu spät gekommen war.

Das war leichter gesagt als getan, denn schließlich kam es nicht alle Tage vor, dass Laura so einen interessanten Interviewpartner bekam. Schließlich war der Name Frank Kerrigan berühmt und berüchtigt. Ein Rennfahrer, der fast jede Woche einmal Schlagzeilen machte, ganz besonders in den Illustrierten und Klatschblättern von Cincinnati. Und in den gängigen sozialen Netzwerken ohnehin.

Wenn man den Berichten nämlich Glauben schenken durfte, dann war Frank Kerrigan im Jetset von Cincinnati die Nummer eins. Und ein Playboy sollte er ebenfalls sein, der ständig hinter allem her war, was Röcke trug.

Aber die »Life News«, für die Laura arbeitete, wollte unbedingt eine Reportage über das Drei-Tage-Rennen von Cincinnati bringen, das morgen früh begann. Robert Wallace, ihr Chef, hatte sich vorgestellt, dass sie einfach am Rennen teilnahm, und zwar als Beifahrerin von Frank Kerrigan!

Laura hatte anfangs ihre Bedenken geäußert, weil sie wirklich nicht auf einen Flirt mit dem berüchtigtsten Playboy der Stadt aus war. Aber ihr Chef hatte nicht lockergelassen und sie schließlich davon überzeugt, was alles von diesem Job abhing. Deshalb stand sie jetzt vor dem Eingang des Hyatt International, bewaffnet mit ihrer Digitalkamera und einer gehörigen Portion guten Willens, damit alles reibungslos vonstattenging.

Laut den Informationen von Wallace wohnten Frank Kerrigan und etliche andere Asse der Rennszene in diesem schicken Hotel. Eine Nobelunterkunft, wie Laura sehr schnell feststellen konnte, als sie die weiträumige Lobby betrat. Ihre Blicke schweiften umher, glitten über die zahlreichen Menschen, die sich dort aufhielten. Männer unterschiedlichsten Alters, meist in Begleitung schöner junger Frauen, was im Rennsport nichts Ungewöhnliches war. Die Männer von der heißen Piste strahlten wohl alle einen Hauch von Abenteuer aus.

Wie aber sollte Laura den Rennchampion in diesem Gewühl finden? Sie seufzte, als sie sich noch einmal umschaute, Frank Kerrigan aber nirgendwo entdecken konnte. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich bei der Rezeption nach ihm zu erkundigen.

Der Mann in der bräunlichen Uniform an der Rezeption schien Laura schon seit einigen Minuten beobachtet zu haben. Kein Wunder, denn Laura wäre selbst in diesem Gewühl noch aufgefallen. Sie trug an diesem Abend ein modern geschnittenes Kleid mit einem raffiniert angebrachten Seitenschlitz, der ihre schlanken Beine voll zur Geltung brachte. Das sah auch der Angestellte, der sie mit seinen Blicken förmlich verschlang. Die vielen Schönheiten, die sich an diesem Abend im Hotel aufhielten, schienen seinen Pulsschlag gewaltig aus dem Gleichgewicht zu bringen.

»Mein Name ist Laura Morton«, sagte sie, setzte ihr bezauberndstes Lächeln auf und zückte ihren Presseausweis. »Ich bin mit Mr. Frank Kerrigan verabredet. Können Sie mir bitte sagen, wo er sich im Moment aufhält?«

»Da muss ich kurz nachsehen, Miss Morton«, stotterte der Mann und bekam dabei noch einen hochroten Kopf. Er tippte etwas in seinen Computer ein und warf dann einen Blick auf das Regal hinter sich, in dem sämtliche Zimmerschlüssel deponiert waren.

Doch bevor er Laura eine Antwort geben konnte, trat plötzlich jemand an ihre Seite.

»Sie suchen Frank Kerrigan?«

Automatisch wandte Laura den Kopf und sah sich einem sportlichen Enddreißiger mit leicht angegrautem Haar gegenüber. Er war braungebrannt, trug einen hellen Rennfahreroverall und grinste geradezu unverschämt, als er Laura anschaute.

»Ich glaube, ich kann Ihnen da besser Auskunft geben, junge Frau …«

Die Art, wie er das sagte, gefiel Laura nicht. Er musterte sie mit seinen Blicken so offen, als würde sie nackt vor ihm stehen. Männer, die sich so gegenüber einer Frau verhielten, mochte sie nicht. Trotzdem wollte sie ihre Abneigung nicht zu offen zeigen, denn dieser Mann gab vor zu wissen, wo sich Frank Kerrigan aufhielt. Und nur darauf kam es ihr an, denn sie war schon spät genug und wollte nicht noch später kommen. Schließlich hieß es morgen früh zeitig aufstehen, damit sie rechtzeitig an den Start kam, und dafür musste sie noch eine Menge Vorbereitungen treffen.

Hinzu kam außerdem noch, dass sie ihren morgigen Rennpartner überhaupt noch nicht kennengelernt hatte. Höchste Zeit, dass sie so schnell wie möglich mit ihm ins Gespräch kam, denn die nächsten sechs Tage mussten sie ja zusammen verbringen.

»Schön«, erwiderte Laura nach einer kleinen Weile. »Dann sagen Sie mir doch bitte, wo er sich aufhält.«

»Sie scheinen es aber sehr eilig zu haben, Lady«, gab der Grauhaarige zurück. »Muss wohl eine wichtige Sache sein?« Als Laura nichts dazu sagte, fuhr er fort: »Frank ist momentan auf seinem Zimmer und studiert noch einmal die Karte des morgigen Streckenverlaufs. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, ihn dabei zu stören …«

»Ich habe einen Grund, Mister!«, unterbrach Laura ihn und nannte dem Grauhaarigen ihren Namen und den Grund ihrer Anwesenheit. »Und da Sie ja nun wissen, was mich hierhergeführt hat, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir jetzt endlich Mr. Kerrigans Zimmernummer sagten. Oder soll ich mich doch vielleicht lieber beim Portier erkundigen?«

»Seine Zimmernummer ist 201«, erwiderte der Grauhaarige, und seiner Miene war deutlich anzusehen, wie wenig es ihm passte, dass er Laura mit seinem Charme offensichtlich überhaupt nicht beeindrucken konnte.

»Vielen Dank«, beendete sie die kurze Unterhaltung und machte sich dann schleunigst auf den Weg zum Lift. Der Grauhaarige hatte behauptet, dass sich Kerrigan schon mit dem morgigen Rennen beschäftigte. Wahrscheinlich hatte er die ganze Zeit über auf sie gewartet und musste jetzt wohl annehmen, dass Laura nicht mehr kam. Nicht gerade ein günstiger Augenblick, um zu Kerrigan zu gehen.

Sie drückte im Lift auf den Knopf zur zweiten Etage und wartete dann ab, bis sich die Türen hinter ihr schlossen. Laura war so sehr mit den eigenen Gedanken beschäftigt, dass sie auf den Grauhaarigen gar nicht mehr achtete, der ihr immer noch nachsah, bis sich die Lifttür schloss. Allerdings hatte sich sein freundliches Lächeln mittlerweile in eine hämische Grimasse verwandelt.

 

***

 

Gene Crawford blickte wütend der Blonden nach, die soeben im Fahrstuhl verschwunden war. Was bildete sie sich denn überhaupt ein? Er hatte nur freundlich und nett zu ihr sein wollen, natürlich selbstverständlich mit dem Hintergedanken, dass daraus vielleicht eine Verabredung zum Essen wurde. Crawford wusste ohnehin nicht, wie er den heutigen Abend verbringen sollte, also wäre das doch eine willkommene Abwechslung gewesen.

Stattdessen gab ihm diese – wie hieß sie doch gleich noch? – Laura Morton mehr als deutlich zu verstehen, dass sie auf keine seiner Anspielungen einging.

Gene Crawford konnte so etwas nicht ausstehen. Er war ein bekannter Rennfahrer, mindestens so bekannt wie Frank Kerrigan, und normalerweise brauchte er nur mit den Fingern zu schnippen, wenn er Lust auf eine Frau hatte. Von diesen aufgedonnerten Groupies sprangen ja genügend hier herum. Aber ausgerechnet die Frau, für die er sich interessierte, ließ ihn abblitzen. Nun ja, die schöne Laura würde sich noch wundern. Spätestens in dem Augenblick, in dem sie Frank Kerrigans Zimmer betrat.

»Was ist denn mit dir los, Gene?«, hörte er plötzlich eine Stimme neben sich. »Du grinst ja, als hättest du eine Million im Roulette gewonnen!«

Er drehte sich um und erkannte Wally Weston, einen drittklassigen Rennfahrer, der es sich ebenfalls nicht nehmen ließ, an dem morgigen Spektakel teilzunehmen. Obwohl bereits jetzt feststand, dass er so gut wie keine Chancen auf einen Sieg hatte!

»Ach, du bist es, Wally«, begrüßte Crawford ihn und schaute noch einmal hinüber zum Lift, in dem die arrogante Blonde eben verschwunden war. »Hast du die Frau eben gesehen, mit der ich gesprochen habe?«

»Natürlich«, sagte Weston daraufhin sofort und verdrehte genüsslich die Augen. »Die ist mir schon lange aufgefallen. Mann, sag nur, du kennst sie näher? Dann musst du mich ihr unbedingt vorstellen.«

»Ist nichts für dich, Wally«, zerstörte Crawford die Hoffnungen seines Kollegen. »An der verbrennst du dir bestimmt nur die Finger. Die will irgendwas von Kerrigan, und aufhalten lassen wollte sie sich auch nicht. Jetzt ist sie auf dem Weg zu ihm ins Zimmer.«

»Na, wenn das nur keinen Ärger gibt«, meinte Weston. »Ich habe Frank vor einer halben Stunde mit dieser kessen Rothaarigen aus Dayton im Lift verschwinden sehen. Wie hieß sie doch gleich noch? Irene oder so ähnlich?«

»Irene, ja«, antwortete Crawford. »Sag nur, die hat er mit aufs Zimmer genommen! Wie schafft es dieser Teufelskerl eigentlich, immer die besten Frauen aufzureißen?«

»Keine Ahnung«, erwiderte Wally Weston. »Er hat wohl das gewisse Etwas, das jede schwach werden lässt. Und ausgerechnet jetzt kommt eine zweite Lady hinzu, wenn Kerrigan mit der anderen beschäftigt ist. Na, hoffentlich gibt es kein Durcheinander.«

Gene Crawford zuckte mit den Achseln und wandte sich ab. Auch Wally Weston sah nicht mehr, wie er sich die Hände vor Schadenfreude rieb. Dass diese von sich so überzeugte Laura Morton Frank Kerrigan mitten in einem heißen Flirt überraschte, genau das hatte er bezwecken wollen. Und die Blonde tappte ahnungslos in die Falle.

Das hat sie nun davon, dachte Crawford. Sie hätte eben ein wenig freundlicher zu mir sein sollen. Vielleicht hätte ich es mir dann noch anders überlegt.

Seit Gene Crawford in einem Rennen zusammen mit Kerrigan fuhr, hatte er nie den Siegertitel erringen können. Und ein Mann wie Crawford war alles andere als ein guter Verlierer. Deshalb hatte sich im Laufe der Jahre eine Rivalität zwischen ihm und Kerrigan entwickelt, die sich immer mehr zuspitzte. Erst im letzten Rennen von Dayton hatte Kerrigan es geschafft, ihm im letzten Augenblick den Siegertitel zu entreißen. Das hatte Crawford bis heute nicht vergessen können. Nun wurde es Zeit, dass er sich dafür endlich revanchierte. Und zwar auf seine eigene Weise.

 

***

 

Was wird er wohl sagen, wenn ich erst jetzt komme?, dachte Laura, während der Lift sie nach oben in den zweiten Stock beförderte. Ob er wütend sein wird, weil ich nicht pünktlich gewesen bin?

Dies und noch viel mehr ging ihr durch den Kopf, bis sich schließlich die Türen des Fahrstuhls wieder öffneten und der Blick frei war auf einen langen Flur, dessen Boden mit einem breiten samtgrünen Teppich ausgelegt war.

Was für ein Mann er wohl ist?, fragte sie sich, während sie die Zimmernummer 201 suchte. Ob das wirklich alles stimmt, was bei Facebook, Twitter & Co. über ihn gepostet wird? Dann muss ich aber ganz schön aufpassen.

Doch dann schüttelte sie diesen Gedanken wieder ab. Sie hatte diesen Job nicht übernommen, um sich auf einen Flirt mit einem Playboy einzulassen, sondern um eine packende Reportage zu schreiben. Eine Story, die ihren Chef mehr als nur zufriedenstellen würde. Wenn Laura erst einmal etwas in Angriff nahm, machte sie ihren Job gut und außerdem gründlich. Vielleicht hatte sie deswegen den Auftrag auch bekommen. Ihr Chef wusste, dass sie in ihrem Beruf spitze war.

Das Zimmer Frank Kerrigans war nicht weit vom Lift entfernt. Sie sah die Nummer auf der Tür und zögerte für einen winzigen Moment. Nur Mut, Laura, sagte sie sich dann, er wird dich schon nicht auffressen, nur weil du eine Stunde zu spät bist. Schließlich bist du ja nicht schuld daran.

Leise klopfte sie an die Tür. Zuerst rührte sich nichts, dann vernahm sie eine brummige Stimme, die ganz entfernt an ihr Ohr klang.

»Es ist offen. Kommen Sie rein!«

Laura wunderte sich ein wenig darüber, dass Kerrigan die Tür nicht abgeschlossen hatte, aber dann trat sie tatsächlich ein. Sekunden später musste sie feststellen, dass Frank Kerrigan offensichtlich Bequemlichkeit liebte. Das Zimmer war schon ein halber Wohntrakt, eine Suite mit Wohn- und Schlafzimmer. Und alles mit schicken Möbeln eingerichtet. Eine Übernachtung in diesen Räumen musste ein Heidengeld kosten. Nichts für den Geldbeutel eines normalen Angestellten, folgerte Laura.

»Worauf warten Sie denn noch?«, vernahm sie jetzt wieder die gleiche brummige Stimme. »Bringen Sie uns den Champagner ins Schlafzimmer! Nun kommen Sie schon, wir beißen Sie nicht!«

Automatisch trat Laura einen Schritt vor und auf die Tür zum Schlafzimmer zu, die einen Spaltbreit offen stand. Was sie dann sah, ließ sie sofort die Augen niederschlagen, während sie gleichzeitig heftige Röte ins Gesicht steigen spürte. Frank Kerrigan lag auf dem breiten französischen Bett, nur mit engen Shorts bekleidet, und die gut gebaute Rothaarige in seinen Armen hatte nichts an außer einem hinreißenden Lächeln, das jetzt förmlich erstarrte.

»Entschuldigung«, murmelte Laura unsicher, weil sie nicht wusste, wie sie sich in dieser peinlichen Situation verhalten sollte. »Die Tür war offen, und ich …«

»Verdammt!«, rief Frank Kerrigan, während die Rothaarige einen entsetzten Schrei ausstieß und in Rekordzeit die dünne Bettdecke bis zum Hals zog. Sie schaute so überrascht und ängstlich zugleich zu Laura, als befürchtete sie, Besuch von einer wütenden Rivalin zu bekommen.

»Ich nehme nicht an, dass Sie vom Zimmerservice kommen, oder?«, fragte Frank Kerrigan in erzwungener Ruhe, während Laura spürte, wie er sie mit seinen Blicken taxierte. »Sie haben zwei Minuten Zeit, um mir zu erklären, wer Sie sind. Ich bin gespannt, was Sie mir zu sagen haben …«

»Mein Name ist Laura Morton, Mr. Kerrigan«, begann sie dann, nachdem der erste Schock über die peinliche Situation etwas abgeklungen war. »Wir waren zu einem Interview verabredet. Tut mir leid, dass ich so spät gekommen bin, aber ich bin unterwegs in einem Stau steckengeblieben. Und unten in der Halle hat mir dann ein Kollege von Ihnen gesagt, dass Sie sich in Ihrem Zimmer aufhielten.«

»So ist das also«, sagte Kerrigan und blickte die Rothaarige an. »Irene, Liebling, ich schätze, du wirst dich jetzt anziehen und gehen müssen. Ich habe doch noch Besuch bekommen. Sei ein liebes Mädchen und mach keinen Ärger, ja?«

Wenn Blicke töten könnten, dann wäre Laura auf der Stelle tot umgefallen. Die Rothaarige schwang sich mit einem Satz aus dem breiten Bett und warf Laura vernichtende Blicke zu. Demonstrativ zeigte sie Laura und Kerrigan noch einmal all ihre körperlichen Vorzüge, bevor sie sich anzog und dann zur Zimmertür bewegte. Sekunden später schlug die Tür mit einem lauten Knall zu. Lauter als bei Leuten, die in freundlichem Einvernehmen gehen.

»Ich glaube, das war nicht der richtige Moment, Miss Morton«, sagte Frank Kerrigan achselzuckend und griff nach einem Morgenmantel, den er achtlos auf den Boden geworfen hatte. »Eigentlich sollte ich wütend sein auf Sie. Der Teufel mag wissen, weshalb ich es nicht bin.«

Er streifte sich den Mantel über und verschloss ihn vor der Brust. Währenddessen hatte Laura Gelegenheit genug, seine sportliche Figur zu bewundern. Frank Kerrigan besaß wirklich kein Gramm Fett zu viel am Leib, das konnte sie sofort feststellen. Er hatte breite Schultern und schmale Hüften. Das Gesicht war unergründlich. Vielleicht lag das an den dunklen Augen, die sich jetzt taxierend auf sie richteten und sicherlich einzuschätzen versuchten.

»Ich habe doch nicht ahnen können, was Sie hier tun«, verteidigte sich Laura, weil sie nicht bereit war, Kritik über sich ergehen zu lassen. »An der Rezeption wollte ich mich nach Ihnen erkundigen, aber da sprach mich bereits einer Ihrer Kollegen an und teilte mir mit, wo Sie sich im Moment befänden. Ich war ohnehin schon spät dran, weshalb sollte ich also noch zögern? Sagen Sie mir das mal, Mr. Kerrigan!«

»Ist ja schon gut«, winkte der Rennchampion ab und ging auf Laura zu. Er streckte die Rechte aus. »Auch wenn Sie mich vielleicht um ein schönes Erlebnis gebracht haben – nun sind Sie endlich da. Freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Morton.«

Als Lauras Hand seine Finger berührte, wurde sie urplötzlich von einem seltsamen Prickeln ergriffen. Ein Gefühl, das sie sich nicht erklären konnte. Es ließ jedoch nach, als Frank Kerrigan ihre Hand losließ. Gleichzeitig spürte sie, wie sich ihr Herzschlag ein wenig beschleunigt hatte. Alles in diesen wenigen Sekunden. Wirkte Kerrigan so stark auf sie? So etwas hatte sie noch nie erlebt, und deswegen wurde sie zusehends unsicher.

Lass dir das nur nicht anmerken, sagte sie zu sich selbst. Sonst bildet er sich vielleicht noch ein, er könne dich um den Finger wickeln!

»Sie sind gekommen, um mich zu interviewen, Miss Morton«, fuhr Frank fort. »Entschuldigen Sie mich für einen Moment! Ich möchte mich noch kurz umziehen. Nehmen Sie einstweilen drüben im Wohnzimmer Platz. Ich komme gleich.«

Laura nickte und verließ das Schlafzimmer. Im gleichen Augenblick ließ auch die seltsame Spannung merklich nach, die seit Sekunden zwischen ihnen stand. Es war fast, als habe sich durch Lauras Auftauchen in Franks Schlafzimmer eine merkwürdig vertraute Stimmung zwischen ihnen aufgebaut.

Laura atmete ein wenig auf, als sie in einem der bequemen Sessel Platz nahm und die Videoaufzeichnung ihrer Digitalkamera schon einstellte.

»Eins will ich Ihnen gleich sagen«, rief Frank von drüben und tauchte Sekunden später wieder in der Tür auf. Er hatte den Morgenmantel mit verwaschenen Jeans und einem weit aufgeknöpften karierten Hemd vertauscht. Laura sah das winzige goldene Kettchen an seinem Hals schimmern, genauso wie die Haare auf seiner breiten Brust. Unter anderen Umständen wäre Frank Kerrigan genau der Mann gewesen, bei dessen Anblick sie schwach geworden wäre. Aber sie war hier, um ihren Job zu erledigen – und nichts anderes. Sie gehörte nämlich zu der Sorte Menschen, die Beruf und Vergnügen strikt voneinander trennen können. Vielleicht war sie deswegen in ihrem Beruf als Reporterin so erfolgreich geworden.

»Ich bin nicht gerade überglücklich, dass mir meine Firma jemanden vor die Nase gesetzt hat«, fuhr Frank fort. »Wissen Sie, ich habe nichts gegen Reporter – erst recht nichts gegen Sie, Miss Morton. Aber sind Sie vielleicht schon einmal ein Rennen mitgefahren? Wissen Sie eigentlich, was da auf Sie zukommt? So was ist nichts für eine Frau. – Oh, beinahe hätte ich es vergessen! Möchten Sie etwas trinken?«

»Bourbon on the rocks«, erwiderte Laura automatisch und knüpfte dann sofort an Franks Frage an. »Natürlich bin ich noch kein Rennen mitgefahren, Mr. Kerrigan. Aber mein Boss war der Meinung, es gäbe eine gute Story. Also habe ich eingewilligt. Und wenn es Ihnen jetzt nichts ausmacht, würde ich gern mit dem Interview beginnen. Schließlich möchte ich Ihnen nicht zu viel von Ihrer kostbaren Zeit stehlen. Bestimmt müssen Sie doch morgen früh ausgeruht sein, wenn es an den Start geht, nicht wahr?«

Dabei setzte sie so ein zuckersüßes Lächeln auf und signalisierte ihm dadurch, dass sie nicht bereit war, sich außer dem Interview mit Frank auf irgendetwas anderes einzulassen. Wenn man von Anfang an schon klare Fronten absteckte, dann war das immer nur von Vorteil. Zumindest hatte ihr das die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt – auch wenn sie in diesem Falle schon ab und zu daran dachte, wie es wohl wäre, wenn sie anstelle der Rothaarigen mit Frank zusammen im Bett gelegen hätte.

»Ich bin bereit«, grinste Frank entwaffnend und drückte ihr das Glas Bourbon in die Hand. Dabei ließ es sich natürlich nicht vermeiden, dass seine Finger mit den ihren in Berührung kamen. Und wieder ergriff Laura das Prickeln, das diesmal schon fast einem Stromstoß glich. Beinahe hätte sie das Glas fallen lassen. Im letzten Augenblick schaffte sie es noch, den Bourbon nicht zu verschütten, während sie alle Mühe hatte, ihre ständig wachsende Unruhe vor Frank Kerrigan zu verbergen.

Gütiger Himmel, dachte sie und fühlte plötzlich Hitze in sich aufsteigen. Was ist denn nur mit mir los? Ich muss mich zusammennehmen, sonst …

»Erzählen Sie mir einfach ein wenig über sich«, schlug Laura vor. »Ich höre Ihnen ganz gespannt zu.«

Kapitel 2

 

In der folgenden halben Stunde hatte Laura Gelegenheit, etliches aus Franks Leben zu erfahren. Er berichtete ihr, wie er als Testfahrer bei einer kleineren Firma angefangen hatte und dann – mit einer gehörigen Portion Glück selbstverständlich – so langsam den Sprung nach oben geschafft hatte. Natürlich hatte das nicht von einem Tag auf den anderen geklappt. Stetiges Bemühen und der Wunsch nach Erfolg hatten ihm den Sprung auf die oberen Plätze ermöglicht, so drückte er sich diplomatisch aus.

»Ich glaube, das reicht fürs Erste«, sagte Laura. »Alles andere werde ich ja dann sehen. Wir sind ja jetzt schließlich eine Woche zusammen, nicht wahr?«

»Sie glauben gar nicht, wie sehr ich mich darauf freue«, erwiderte er, ließ sich aber nicht anmerken, wie er diese Anspielung gemeint hatte. »Übrigens – ehe ich es vergesse: Sie meinten vorhin, dass einer meiner Kollegen Ihnen gesagt habe, wo ich mich aufhielt. Hat der Kerl seinen Namen genannt?«

Laura schüttelte den Kopf. »Das zwar nicht, aber er war groß und breitschultrig. Graue Haare und ein ewiges Lächeln auf den Lippen …«

»Gene Crawford«, knurrte Frank, und Laura sah, wie seine anfänglich gute Laune zu schwinden begann. »Dass der Kerl immer noch nicht Ruhe geben kann. Wissen Sie, er gehört zu denjenigen, die mir meine Erfolge nicht gönnen. Und weil ich ihn schon mehrmals in wichtigen Rennen hinter mir gelassen habe, ist er wütend auf mich. Auswischen wollte er mir eins, und beinahe wäre es ihm gelungen.«

Er stand auf, um Laura einen zweiten Drink einzugießen.

»Wir sollten uns noch ein wenig unterhalten, Miss Morton. Jetzt, nachdem Sie das Interview bekommen haben, wird es Ihnen doch sicherlich nichts ausmachen, wenn wir noch einmal essen gehen. Ich kenne hier in der Nähe ein ganz bezauberndes Restaurant, das auch Ihnen ganz bestimmt gefallen wird.«

»Mr. Kerrigan, ich glaube, Sie haben mich nicht richtig verstanden«, erwiderte Laura. »Ich habe Ihnen eben deutlich zu verstehen gegeben, dass Beruf und Privatleben zweierlei Dinge sind. Gut, wir fahren zusammen das Rennen – ich als ständige Berichterstatterin an Ihrer Seite. Aber ich möchte das nicht gleich übertreiben. Schließlich weiß ich noch so gut wie gar nichts von Ihnen. Außer der Tatsache, dass Sie gewisse rothaarige Frauen zu bevorzugen scheinen. Lassen wir es erst einmal dabei, okay?«

Das saß. Eigentlich hatte sich Laura so krass gar nicht ausdrücken wollen, aber irgendwie fühlte sie sich in Franks Gegenwart dermaßen verunsichert, dass sie sich einfach wehren musste, um nicht unterzugehen. Sie sah die Erkenntnis und die Überraschung in seinen Zügen, aber er sagte nichts, nickte nur und stellte sein Bourbonglas beiseite.

»Wie Sie meinen«, sagte er mit spröder Stimme. »Dann treffen wir uns also morgen früh draußen am Start. Und seien Sie bitte pünktlich. Wenn Sie wieder eine Stunde zu spät kommen, können Sie nach New Orleans laufen. Und das dauert verdammt lange, das kann ich Ihnen sagen.«

Lauras Augen blitzten wütend auf, sie sagte aber nichts. Auch Frank Kerrigan wusste sich zu verteidigen. Eins zu null für ihn.

»Machen Sie sich keine Sorgen«, meinte sie mit leicht unsicherer Stimme, weil sie die letzte Bemerkung erst einmal verdauen musste. »Ich werde pünktlich sein. Sehr pünktlich.«

»Okay, dann bis morgen!« Frank ergriff noch einmal ihre Hand, um sich von ihr zu verabschieden. Genau in diesem Moment überfiel Laura wieder diese Schwäche, die ihr mittlerweile schon fast vertraut war. Höchste Zeit, dass sie sich davonmachte, bevor es noch schlimmer wurde. So etwas wie das hier war ihr im ganzen Leben noch nicht passiert.

Sie atmete förmlich aus, als sie Franks Zimmer verließ und in Richtung Fahrstuhl mit schnellen Schritten davonging. Ein Außenstehender, der das jetzt beobachtet hätte, wäre bestimmt der Meinung gewesen, dass Laura vor etwas davonlief. Vielleicht vor einem Mann, der sie zum ersten Mal seit langer Zeit wieder unsicher werden ließ?

Meine Güte, dachte Laura, als sie den Lift betrat. Das wird ja wirklich heiter werden! Ich muss eine ganze Woche mit einem Mann unterwegs sein, der mich bereits schon jetzt total aus der Fassung bringt. Hoffentlich geht das gut!

 

***

 

Laura sah schon von weitem die zahlreichen Fahrzeuge, die neugierige Zuschauer am Straßenrand geparkt hatten. Ein Zeichen dafür, dass das Rennen viele Besucher angelockt hatte. Draußen am Stadtrand von Cincinnati, direkt am Rande des Highway 75, der geradewegs nach Süden führte, sollte das berüchtigte Drei-Tage-Rennen seinen Anfang nehmen.

Noch gestern Abend hatte sich Laura eingehend mit dem Rennen beschäftigt, nachdem sie abermals das Interview bearbeitet und dabei festgestellt hatte, dass es ganz gut geworden war. Sie wusste, was in den nächsten drei Tagen auf sie zukam. Lange, endlose Highways, eine Unzahl von Kurven und teils unwegsames Gelände. Hitze und Anstrengung, gemischt mit Sorge um den Ausgang des Rennens. All das musste sie jetzt auf sich einwirken lassen.

Sie hatte an diesem Morgen einen Overall angezogen, um sich halbwegs den Rennfahrern anzupassen. Ihr Gepäck war natürlich etwas umfangreicher. Schließlich war sie ja nicht zum Vergnügen hier, sondern weil sie eine gute Reportage zu machen hatte. Trotzdem fühlte sie schon seit einigen Minuten – je näher sie der Startbahn kam – ziemliches Lampenfieber in sich aufsteigen. Auch wenn sie sich gestern Abend noch einmal den Kopf über diesen Frank Kerrigan zerbrochen hatte, so musste sie zugeben, dass der Mann sie irgendwie beeindruckte.

Wir werden das Kind schon schaukeln, redete sie sich Mut zu und verließ dann das Taxi, mit dem sie diesmal gekommen war. Natürlich hatte der Taxifahrer sie die ganze Zeit über im Rückspiegel beobachtet, denn Laura war durchaus mehr als nur einen Blick wert. Der grüne Overall saß wie angegossen, und ihre langen blonden Haare, die ihr bis auf den Rücken fielen, ließen sie irgendwie verwegen aussehen.

Soll der Mann denken, was er will, lächelte Laura, bezahlte den Fahrpreis und machte sich dann auf den Weg zu den Boxen, wo die einzelnen Rennwagen standen. Im Osten tauchte am Horizont ein glühender Feuerball auf. In weniger als einer halben Stunde würde der Morgen beginnen und das Land mit seinen Sonnenstrahlen überschütten. Im Radio hatten sie gesagt, es würde ein heißer und sonniger Tag werden.

Laura ließ den Blick über das Gelände schweifen. Dies war die Stunde der Mechaniker, der technischen Spezialisten, die kurz vor dem Start noch einmal die Wagen durchcheckten, um sicherzustellen, dass ihr Favorit ohne einen Defekt ins Rennen ging. Laura sah emsige Menschen, die unter den Wagen lagen und sie noch einmal auf Herz und Nieren prüften. Jeder Handgriff musste sitzen, der Fahrer musste sich hier vollkommen auf die Mechaniker verlassen. Ohne ein gutes Team war der Fahrer nichts wert.

Sie erkundigte sich an einer der Boxen nach Frank Kerrigan und erhielt sofort Auskunft. Franks Wagen stand weiter drüben, und jetzt konnte sie ihn sogar sehen. Er stand direkt vor einem schwarzen Chevrolet und legte sogar selbst noch einmal mit Hand an, um sicher zu sein, dass der Wagen auch in Ordnung war.

Während sich etliche Polizisten bemühten, den Durchgangsverkehr umzuleiten, ging Laura direkt auf Frank zu. Gerade in diesem Moment drehte er sich um und erkannte sie. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Züge, das jedoch sofort wieder erlosch.

»Ich sehe, Sie sind pünktlich«, begrüßte er sie kurz und betrachtete dann Lauras knapp sitzenden Overall. Sie spürte, dass sie ihm gefiel, denn sie erkannte es an dem Ausdruck in seinen Augen. »Kommen Sie, wir laden erst einmal Ihr ganzes Gepäck ein.«

Ohne auf Lauras Antwort zu warten, griff er sich ihre beiden Koffer und verstaute sie in dem Gepäckraum des Chevrolets.

»Das ist ja ein wirklich schöner schneller Schlitten«, meinte Laura, als sie den blitzenden Wagen genauer betrachtete. »Der muss ja ein Heidengeld gekostet haben!«

»Wie man’s nimmt«, erwiderte Frank achselzuckend. »Ich fahre für diese Automarke, das ist alles. Ich hoffe, Sie haben eine gute Nacht gehabt. Gleich geht es los, Lady. In weniger als einer halben Stunde erfolgt das Startzeichen.«

 

***

 

Laura fühlte ihr Lampenfieber wachsen, als sie Frank gegenüberstand. Er zeigte an diesem Morgen eine seltsame Unbekümmertheit gegenüber gestern Abend. Schließlich hatte sie ihn fast nackt mit einer anderen im Bett erwischt, aber ihm schien das vollkommen gleichgültig zu sein. Er zeigte keine Spur von Unsicherheit. Dagegen Laura umso mehr.

Nun reiß dich aber endlich am Riemen, ging sie mit sich selbst ins Gericht. Schließlich hast du Mr. Wallace eine gute Reportage versprochen. Konzentriere dich ganz darauf, dann hast du schon gar keine Zeit mehr dazu, dir über Frank Kerrigan den Kopf zu zerbrechen.

»Steigen Sie schon einmal ein, Laura«, redete Frank sie mit ihrem Vornamen an. »Es wird gleich losgehen.«

Ihre Augen leuchteten unwillkürlich auf, als sie diese vertraute Anrede vernahm. Hatte sie sich nicht insgeheim gewünscht, dass er sie mit dem Vornamen anredete, um die Barriere zwischen ihnen zu überwinden?

Sie öffnete die Tür und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder, nachdem die Mechaniker die letzten Arbeiten verrichtet hatten. Natürlich war sie sich der Blicke zahlreicher Neugieriger bewusst, die schon zu dieser frühen Stunde die Boxen der Favoriten umlagerten, in der Hoffnung, vielleicht ein Autogramm ergattern zu können. Für einen winzigen Augenblick glaubte Laura sogar, die Rothaarige vom Abend zuvor unter den Zuschauern erkannt zu haben.

»Na, wen haben wir denn da?«, vernahm sie plötzlich eine Stimme von links. »Miss, wie ich sehe, haben Sie Frank Kerrigan gefunden. Mehr noch – Sie fahren sogar an seiner Seite mit! Ich bin erstaunt …«

Die Stimme gehörte dem grauhaarigen Burschen, der sie zu Frank ins Hotelzimmer geschickt hatte, obwohl er bestimmt gewusst hatte, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht allein gewesen war. Wie hatte ihn Frank noch genannt? Gene Crawford, richtig!

Bevor Laura etwas sagen konnte, war Frank schon an ihre Seite getreten und blickte Crawford herausfordernd an.

»Warum bist du nicht bei deinem Wagen, Gene?«, fragte er ihn. »Du solltest dich langsam zum Start bereitmachen, sonst fährt dein Wagen vielleicht noch ohne dich los.«

Laura spürte die Ironie in Franks Worten. Diese beiden Männer waren große Rivalen, das konnte man sehen. Sie blickte in Crawfords Gesicht, das eine Spur bleicher bei Franks Worten wurde.

»Das wird garantiert nicht der Fall sein, Frank«, erwiderte der Grauhaarige und musste sich dabei bemühen, seine Wut zurückzuhalten. »Ich habe nur gerade festgestellt, dass du eine neue Partnerin bekommen hast.«

»Richtig, Gene«, fügte Frank hinzu. »Das ist Miss Laura Morton von den ›Life News‹. Sie wird eine Reportage während des Rennens über mich machen, und wie ich hörte, habt ihr beide euch gestern Abend schon kennengelernt. Wenn es dir also jetzt nichts ausmacht, Gene, dann würde ich gern hinterm Steuer Platz nehmen und mich auf das Rennen vorbereiten. Im Gegensatz zu dir trage ich mich nämlich mit dem Gedanken, Nashville als Erster zu erreichen.«

Gene Crawford murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und wandte sich ab. Mit hocherhobenem Kopf stolzierte er davon.

»Er ist nicht Ihr Freund«, stellte Laura fest. »Was hat er nur gegen Sie?«

»Er ist neidisch auf mich und meine Erfolge«, antwortete Frank. »Jetzt haben Sie ihn erlebt, wie er ist. Er gönnt mir noch nicht einmal eine Reportage. Wäre es nach ihm gegangen, dann säßen Sie jetzt bei ihm im Auto und müssten ihn interviewen …«

»Frank, er wird uns doch keine Schwierigkeiten machen?« Die vertraute Anrede war Laura einfach so herausgerutscht. Sie wurde sich dessen erst jetzt bewusst und sah das erfreute Aufleuchten in den Augen des Rennchampions.

»Bei Crawford weiß man das nie so genau. Aber reden wir nicht mehr über ihn, sondern konzentrieren wir uns auf das, was noch vor uns liegt. Der Wagen muss an den Start, Laura. Schnallen Sie sich an! Gleich geht es los!«

Sie befolgte seine Anweisungen und registrierte aus den Augenwinkeln, wie sich zahlreiche Fans vor Franks Wagen aufgestellt hatten. Die Mechaniker hatten große Mühe, eine Bahn für den Chevrolet zu schaffen. Während die morgendliche Sonne das Startgelände mit ihrem Licht übergoss, sah Laura, wie sich die Wagen zum Start bereitmachten. Sie hatte sich vorher genau informiert und wusste daher, dass die Fahrzeuge nicht alle auf einmal starteten, sondern hintereinander in einer genau vorher festgelegten Reihenfolge. Frank Kerrigan war der Erste, der an die Startlinie gehen sollte, weil er in der Gesamtwertung auch den ersten Platz belegte. Direkt hinter ihm folgte Gene Crawford, wie Laura sah, als sie sich kurz umdrehte.

Frank startete den Wagen. Der Motor kam sofort mit einem satten Brummen. Er gab kurz Gas, und der Chevrolet rollte nach vorn zur Startlinie. Zahlreiche Blitzlichter blendeten Laura, so dass sie unwillkürlich die Augen schließen musste. Kein Wunder, wenn Frank Kerrigan an den Start ging, dann war das natürlich ein gefundenes Fressen für die lokale Presse. Sie würde Schlagzeilen daraus machen, und Laura sah sich schon neben Frank auf den Titelseiten der größten Zeitungen und wichtigsten Internetportale. Doch das machte nichts. Auch die »Life News« würde heute Morgen einen entsprechenden Bericht bringen. Laura hatte noch am Abend ihr Interview an die Redaktion gemailt. Heute würde man es bereits lesen können. Nur Laura selbst hatte noch keine Zeit gehabt, einen Blick in die neueste Ausgabe zu werfen, weil sie viel zu sehr mit dem Rennen beschäftigt gewesen war.

»Halten Sie sich fest«, sagte Frank mit einem kurzen Seitenblick zu ihr. »Sehen Sie da vorn den Mann mit der karierten Fahne? Wenn er sie sinken lässt, ist das das Startzeichen für mich …«

Noch während er diese Worte aussprach, ließ der Mann am Start die Fahne sinken. Im gleichen Augenblick trat Frank das Gaspedal bis zum Anschlag durch, und der schwarze Chevrolet schoss mit einem Satz und mit aufheulenden Reifen davon. In Sekundenschnelle beschleunigte der Wagen, und Laura sah auf dem Tachometer, dass er innerhalb von zehn Sekunden schon die Höchstgeschwindigkeit erreicht hatte.

Sie drehte sich um und blickte nach hinten. Gerade eben bekam auch Gene Crawford das Signal für freie Fahrt. Auch er spurtete los und versuchte sich natürlich an Frank Kerrigan zu hängen.

»Jetzt gilt es, Laura!«, sagte Frank Kerrigan mit einem leichten Grinsen zu ihr. »Wollen wir doch mal sehen, ob wir diesen Halunken Crawford nicht loswerden können.«

Er schaltete einen Gang höher, gab noch einmal Gas und konzentrierte sich voll auf die Straße, die in einem weiten Bogen auf den Highway 75 in Richtung Süden führte. Laura spürte, wie wichtig es für Frank sein musste, den Highway als Erster zu erreichen. Dann konnte er nämlich voll aufdrehen und dadurch Zeit gewinnen.

Sie griff wieder nach ihrer Digitalkamera und stellte das Gerät auf die Videosequenz. Dabei blickte sie Frank an, während sie sich Gedanken über das machte, was sie nun sagen wollte.

»Der Start in Cincinnati ist erfolgt«, begann sie dann. »Ich befinde mich neben Frank Kerrigan in einem schwarzen Chevrolet, während der Wagen mit gut hundertzwanzig Meilen in Richtung Highway braust. Es ist schon ein berauschendes Gefühl, an diesem Rennen teilzunehmen, wenn auch nur als Beifahrerin. Der Mann neben mir, Frank Kerrigan, ist ganz konzentriert auf die Straße vor ihm. Er will dieses Rennen um Ruhm und Ehre unbedingt für sich entscheiden, und das bedeutet drei Tage anstrengendes Fahren.«

 

***

 

Die Sonne war in der Zwischenzeit höhergestiegen. Laura warf einen kurzen Blick auf die Armbanduhr. Gut zwei Stunden waren mittlerweile vergangen, seit Frank und sie in Cincinnati an den Start gegangen waren. Trotz der eingebauten Klimaanlage fühlte sie, dass draußen die Temperaturen gewaltig anstiegen. Es würde ein heißer Tag werden, denn bereits jetzt begann der Teer der endlosen Straßendecke, vor ihren Augen zu flimmern.

Sie sprach nicht viel, sondern beobachtete Frank Kerrigan, wie er fuhr. Der schwarze Chevrolet überholte mit Leichtigkeit Dutzende von riesigen Trucks mit buntbemalten Aufliegern. Er fraß nur so die Meilen, die vor ihm lagen. Ein Auto, wie es idealer nicht sein konnte.

Ein kurzer Blick auf die Straßenkarte. Verlassen des Highways am Knotenpunkt zur Fernstraße 71. Dann Abbiegen in Richtung Falmouth. Dann weiter über Cynthiana und Paris in Richtung Lexington.

»An was denken Sie gerade?«, riss Franks Stimme sie aus ihren Gedanken. »Sie machen so einen angespannten Eindruck, Laura.«

Wahrscheinlich hatte er sie beobachtet, und ihr war das noch nicht einmal aufgefallen. Sie lächelte, als sie den Blick von der Straßenkarte nahm und stattdessen Frank anschaute.

»Ich denke nur über das Rennen nach, Frank«, sagte sie. »Für Sie hängt sehr viel davon ab, nicht wahr?«

»Das können Sie aber glauben«, fügte er hinzu. »Das Drei-Tage-Rennen ist in diesem Sommer am wichtigsten. Wer hier gewinnt, der hat schon den Titel als Jahressieger so gut wie in der Tasche.« Er wartete einen winzigen Moment und sah Laura an, bevor er fortfuhr: »Und ich möchte gewinnen, verstehen Sie? Es bedeutet mir eine ganze Menge. Es ist wie ein Fieber, das einen erfasst hat und so schnell nicht mehr loslässt. Fast wie die Liebe zu einer schönen Frau.«

Dabei sah er Laura so merkwürdig an, dass diese seinem Blick nicht mehr länger standhalten konnte. Verwirrt schlug sie die Augen nieder und spürte, wie sie ein wenig errötete. Gleichzeitig fühlte sie, wie ihr Herz schneller schlug, während sie sich fragte, wie Frank das wohl gemeint haben mochte. War das vielleicht eine Anspielung auf sie selbst?

Sie hatte nicht mehr viel Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, denn Frank legte plötzlich eine seltsame Hektik an den Tag. Das hatte auch seinen Grund, denn im Rückspiegel war wieder Gene Crawfords Wagen aufgetaucht. Er schien gewaltig aufgeholt zu haben, wie sie nun ebenfalls erkennen konnte.

Wieder trat er das Gaspedal bis zum Anschlag durch, und der Chevrolet schoss nach vorn, gewann an Abstand zwischen ihm und dem goldfarbenen Ford seines Rivalen. Laura beobachtete Frank in diesen Sekunden, sah, wie angespannt dessen Gesichtszüge waren. Beseelt von dem Willen, sich nicht von Crawford schlagen zu lassen. Dafür würde er alles riskieren, das spürte sie.

Zum Glück tauchte ungefähr fünfhundert Yards vor ihnen die Abzweigung zum Highway 71 auf. Hier schrieb die Rennleitung vor, dass die Fahrbahn verlassen werden musste. Die restlichen Meilen bis nach Lexington waren nur noch Landstraßen, teils gut, teils schlecht ausgebaut. Hier konnte jeder Fahrer selbst wählen, wie er am schnellsten dorthin kam. In Lexington wurden für den Ersten die Hälfte der Punkte vergeben und in Nashville, dem Etappenziel dieses Tages, der Rest. Wer sich von Anfang an gut im Rennen hielt, hatte es hinterher leichter. Das wusste Frank Kerrigan, und deshalb verschenkte er auch schon von Anfang an keinen einzigen Punkt.

Angespannt blickte Laura der Ausfahrt entgegen und wunderte sich, dass Frank immer noch nicht mit dem Tempo herunterging. Mit der Geschwindigkeit konnte er die Kurve auf keinen Fall nehmen. Etwas verkrampfte sich zusehends in ihr, als er immer noch keine Anstalten machte, das Tempo zu drosseln. Erst im letzten Augenblick trat er kurz auf die Bremse, riss das Steuer nach rechts und beschleunigte dann sofort wieder. Der Chevrolet gehorchte auf Anhieb. Zwar wurde Laura für einen winzigen Moment unsanft in den Sitz gedrückt, doch Fahrer und Wagen bildeten in diesen Sekundenbruchteilen eine Einheit.

Haarscharf nahm der Chevrolet die Kurve und beschleunigte sofort, war in wenigen Augenblicken wieder auf Höchstgeschwindigkeit. Für Gene Crawford kam dieses Manöver zu überraschend. Er fiel zurück. Frank nützte das und trat weiter aufs Gaspedal. Trotz der bei weitem nicht so geraden Straße vor ihm fuhr er weiterhin mit enormem Tempo.

»Schauen Sie auf die Straßenkarte«, sagte er, ohne sie anzusehen. »In ungefähr zehn Minuten müsste eine Abzweigung in Richtung Falmouth kommen. Wenn ich mich richtig erinnere, führt dort ein Weg in Richtung Berge. Den sollten wir nehmen, um abzukürzen. Er müsste auf der Karte eingetragen sein. Nun los, schauen Sie nicht mich an, sondern die Karte!«

Laura nickte und beeilte sich, Franks Wünschen nachzukommen. Sie spürte, wie aufgeregt er war. Die normale Anspannung eines Rennfahrers, der unter Druck stand, weil er sich die Führung nicht abnehmen lassen wollte. Sie nahm die Karte zur Hand und überprüfte Franks Angaben. Zwar brauchte sie einige Sekunden, bis sie herausgefunden hatte, was Frank wissen wollte, aber dann fand sie die Straße, von der er gesprochen hatte. Sie war auf der Karte eingezeichnet, aber nicht als Straße, sondern mehr als eine Art Wanderweg.

»Sie wollen doch nicht etwa diesen Weg nehmen?«, fragte Laura zweifelnd. »Auf der Karte zumindest sieht es so aus, als sei diese Straße für Autos nicht passierbar.«

»Wie man’s nimmt«, unterbrach Frank sie. »Mit etwas Glück schaffen wir das aber trotzdem. Sehen Sie da vorn das Bergmassiv? Die Straße nach Falmouth führt um die Berge herum. Wenn wir aber die Abkürzung nehmen, holen wir so viel Vorsprung heraus, dass wir lange vor Crawford und den anderen in Lexington ankommen. Warten Sie nur ab, Sie werden sehen, dass ich recht habe, Laura.«

»Ihr Wort in Gottes Ohr, Frank«, gab sie zurück, während die Abzweigung, von der Frank gerade gesprochen hatte, in Sicht kam. Ein verwittertes Schild am Wegesrand zeigte an, dass Lexington noch gut hundertfünfzig Meilen entfernt war, wenn man die normale Route fuhr. Durch Franks Abkürzung konnten sie bestimmt gut dreißig Meilen einsparen. Grund genug, um es zu versuchen.

Frank bremste ab, riss das Steuer nach rechts und bog dann ab. Staub wirbelte unter den Reifen des Chevrolets auf, als der Wagen auf Schotter weiterfuhr und zwischen den hohen Bäumen verschwand, die zu beiden Seiten der schmalen Straße standen. Während Frank weiter über die holprige Straße auf die Berge zufuhr, sah Laura im Rückspiegel, wie soeben Gene Crawford mit seinem schnellen Flitzer auf der Hauptstraße vorbeiraste. Bestimmt würde er sich wundern, dass der schwarze Chevrolet auf einmal spurlos verschwunden war.

Kapitel 3

 

»Was für eine Gegend!«, bewunderte Laura staunend die bergige Landschaft, durch die der kurvige Weg führte. »Total einsam und abgelegen. Hoffentlich haben wir keine Panne auf dieser holprigen Straße!«

»Malen Sie ja nicht den Teufel an die Wand«, erwiderte Frank grinsend. »Bestimmt sind es einige Meilen bis zur nächsten Werkstatt. Denken Sie nur nicht an so was, sondern drücken Sie die Daumen, dass alles gutgeht. Die Straße ist doch schlechter, als ich gedacht habe.«

Das war noch stark untertrieben. Zwar besaß der Chevrolet eine gute Federung, aber Laura wurde doch bisweilen recht unsanft hin- und hergerüttelt. Die Menschen, die in diesem abgelegenen Landstrich wohnten – falls es überhaupt Lebewesen hier gab –, schienen keinen besonderen Wert auf gut ausgebaute Straßen zu legen. Die letzte kleinere Stadt lag schon mehr als eine halbe Stunde zurück. Seit sie die Hauptstraße in Richtung Lexington verlassen hatten, um der Abkürzung zu folgen, fühlte sich Laura in das vergangene Jahrhundert zurückversetzt. So musste damals das Land ausgesehen haben. Wild und unberührt und ohne jegliche Zivilisation. Die Trapper und Fallensteller, die damals die Wälder durchstreift hatten, mussten ein Paradies angetroffen haben.

»Festhalten!«, riss Franks Stimme sie aus ihren Gedanken, und Laura sah plötzlich eine Haarnadelkurve vor sich. Zur Rechten erhoben sich steile Felsen, und zur Linken ging es steil nach unten. Frank hatte ein zu großes Tempo drauf, und vor Angst schloss sie die Augen, weil sie nicht länger in den Abgrund schauen wollte. Doch dann war es schon vorbei. Geistesgegenwärtig hatte Frank auf die Bremse getreten, gegengelenkt und dann wieder beschleunigt. Die Zentrifugalkraft schüttelte den Chevrolet und brachte ihn für bange Sekunden ins Schleudern. Doch dann war die Gefahr bereits gebannt, und der Wagen bekam wieder die richtige Straßenlage.

»Sie können die Augen ruhig wieder öffnen, Laura«, sagte Frank etwas amüsiert. »Es ist ja nichts passiert, oder?«

»Nei… nein«, stotterte Laura, während sie ihr Herz rasen hörte. Besaß dieser Mann denn überhaupt keine Nerven? Für Bruchteile von Sekunden hatte es so ausgesehen, als wenn der Chevrolet die Kurve nicht schaffte und in den Abgrund zu stürzen drohte. Und er tat so, als sei überhaupt nichts gewesen!

Sie brauchte einige Zeit, um sich wieder zu beruhigen, während Frank den Wagen weiter in die Berge steuerte. Die Steigung nahm jetzt zu, und umso kurvenreicher wurde die Strecke auch. Das hinderte Frank jedoch nicht daran, weiter voll aufzudrehen. Schließlich wollte er durch die Abkürzung Zeit gewinnen, und das schaffte er gewiss nicht, wenn er langsamer fuhr.

Laura sah plötzlich ein Schild am Straßenrand, das vor Steinschlag warnte, und fühlte ihre Knie weich werden. Ängstlich spähte sie durch das Seitenfenster zu den hohen bewaldeten Felshängen, die unbezwingbar steil nach oben gingen. Nicht auszudenken, wenn sich jetzt da oben eine Steinlawine löste und zu Tal polterte.

Mit bangen Gedanken saß sie an seiner Seite und sah ängstlich zu, wie Frank mit viel zu hohem Tempo weiterraste. Nicht mehr lange, und sie mussten den höchsten Punkt des Bergmassivs erreicht haben.

Noch bevor Laura diesen Gedanken zu Ende gebracht hatte, fiel ihr Blick rein zufällig auf den oberen Teil des Felshanges, auf dem sich plötzlich eine größere Staubwolke abzeichnete. Sekunden später sah sie die Felsbrocken, die sich gelöst hatten und nun hinunterpolterten.

»Frank!«, schrie sie auf und blickte fassungslos auf die Steinlawine, die in Windeseile näher kam. »Um Gottes willen!«

Auch Frank bemerkte jetzt, was für eine entsetzliche Gefahr auf sie zukam. Ein kurzer Blick in den Rückspiegel zeigte ihm, dass einige der Gesteinsbrocken schon auf die Straße gerollt waren. Umkehren konnte er also gar nicht mehr, es blieb nur noch der Weg nach vorn.

Laura wurde urplötzlich in den Sitz gedrückt, als Frank geistesgegenwärtig das Steuer nach links riss und dann gleich wieder gegenlenkte. Buchstäblich im letzten Augenblick, denn in diesen Sekunden prallte ein mannsgroßer Felsbrocken auf die Straße, der den schwarzen Chevrolet mit Sicherheit voll erwischt hätte, wäre Frank nicht ausgewichen. Irgendetwas schlug mit heftiger Wucht gegen die Karosserie, und Laura schloss entsetzt die Augen, weil sie das nicht mehr mit ansehen konnte. Ihr Herz schlug wie rasend in diesen bangen Sekunden.

»Halten Sie sich fest!«, hörte sie Franks Stimme wie aus weiter Ferne. »Es wird jetzt ein wenig holprig!«

Wieder ausweichen nach links, dann gleich wieder nach der anderen Seite. Ringsherum aufgewirbelter Staub, der die Sicht nach vorn verschleierte und nur ahnen ließ, wo die Straße weiter verlief. Am Steuer ein Mann, der alles tat, um sie beide aus dieser gefährlichen Lage zu manövrieren.

Wahrscheinlich besaßen Laura und Frank einen guten Schutzengel, der die Hand über sie hielt, denn sonst wären sie nicht mehr davongekommen. Bevor die Steinlawine die Straße überschüttete und ein weiteres Durchfahren unmöglich machte, schaffte Frank es im letzten Augenblick, noch einmal zu beschleunigen und dadurch dem Chaos zu entkommen. Hinter ihnen polterte das Felsgestein mit einem donnernden Getöse auf die schmale Straße, während der Chevrolet mit Höchstgeschwindigkeit weiterfuhr. Zwar mit einigen Schrammen und Beulen, aber was war das schon im Vergleich zu einem schlimmeren Unglück, das mit großer Sicherheit hätte stattfinden können, wenn Frank nicht so glänzend reagiert hätte …

 

Lauras Herzschlag verlangsamte sich erst nach einer halben Ewigkeit. Zu tief saß noch der Schock in ihr, dass sie um Haaresbreite verunglücken oder gar sterben hätte können. So bekam sie wie in Trance mit, dass Frank als Erster Lexington erreichte, dort seine Punkte kassierte und sofort mit quietschenden Reifen weiterfuhr – weiter nach Süden in Richtung Nashville.

Meile um Meile, Stunde um Stunde. Auf endlosen Straßen. Vor ihnen das graue breite Asphaltband, hinter ihnen zahlreiche große Trucks, die sie überholt hatten.

Laura war sehr schweigsam geworden. Sie war ziemlich in sich gekehrt, weil ihr erst jetzt bewusst wurde, auf welches Wagnis sie sich da überhaupt eingelassen hatte. Was war das nur für ein Mann, der bedenkenlos sein und das Leben anderer aufs Spiel setzte, nur um einen Sieg zu erringen, eine Meistertrophäe? War dieser Mann überhaupt noch mit normalen Maßstäben zu messen?

Gleichzeitig fühlte Laura Dank in sich aufsteigen. Schließlich war er es gewesen, der sie beide aus diesem Lawinenchaos gesteuert hatte. Sie fühlte, dass diese gemeinsam überstandene Gefahr sie enger zusammengeschweißt hatte, sie waren zu einem Team geworden, auch wenn Laura das erst jetzt so richtig bewusst wurde. Frank Kerrigan und Laura Morton.

»Ihre Grübelei gefällt mir ganz und gar nicht, Laura«, riss Franks Stimme sie aus ihren Gedanken. »Ich habe jetzt einige Zeit zugesehen, und ich finde, dass es reicht. Denken Sie doch nicht mehr über die Lawine nach. Wir sind ja noch einmal davongekommen!«

»Das sagen Sie einfach so!«, entfuhr es Laura eine Spur zu heftig. »Wir hätten beide verunglücken können. Ist Ihnen das eigentlich klar? Müssen Sie denn so große Risiken auf sich nehmen? Ist es das, was Sie reizt?«

Für einen Augenblick glaubte sie, ein wissendes Lächeln in seinen Zügen bemerkt zu haben, doch dann war es schon wieder verschwunden.

»Laura, ich will Ihnen mal was sagen«, begann er dann, während er nach links ausscherte und einen knallroten Kenworth Truck mit zwei aufgemalten Büffelschädeln auf der Motorhaube überholte. »In all den Jahren, in denen ich Rennen fahre, habe ich genügend Erfahrungen sammeln können und weiß, worauf es ankommt. Wenn du erst mal ganz oben bist, dann bist du in aller Augen der Held. Aber wehe, wenn du einmal verlierst! Dann schaut dich keiner mehr an, und Freunde hast du erst recht keine mehr. Laura, ich war einmal ganz unten, und ich möchte es nicht noch mal erleben.«

Seine Worte machten sie irgendwie nachdenklich. Sie überlegte ihre nächsten Worte gut, bevor sie zu einer Antwort ansetzte.

»Sie müssen ein sehr einsamer Mensch sein, Frank Kerrigan«, sagte sie dann und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. »Nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich Sie jetzt etwas frage?«

»Sie können mich alles fragen«, erwiderte er. »Aber meinen Sie nicht, dass wir damit warten sollten, bis wir in Nashville sind? Ich hätte Ihnen nämlich auch etwas zu sagen.«

»Einverstanden«, gab sie zurück, obwohl sie vor Neugier fast platzte. In diesen Sekunden hatte sich eine seltsam knisternde Atmosphäre zwischen ihnen aufgebaut, und das, obwohl Frank sie noch nicht einmal berührt hatte. Unwillkürlich dachte sie an das bevorstehende Etappenziel Nashville. Dort würden sie Zeit haben, miteinander zu reden, nicht über geschäftliche Dinge, sondern rein privat. Und Laura wusste, dass sie sich eine Menge zu erzählen hatten. Für sie war es nämlich so, als würde sie Frank schon seit einer halben Ewigkeit kennen. Und bei ihm war es mit Sicherheit das gleiche Gefühl, das sagte ihr ihre weibliche Intuition.

»Nur noch zwanzig Meilen bis Nashville«, sagte Frank und deutete auf das Hinweisschild am rechten Straßenrand. »Noch zehn Minuten, und dann haben wir es endlich hinter uns. Und die anderen haben wir abgehängt. Crawford wird toben, wenn er weit hinter uns ankommt.«

Hoffentlich ist es bald so weit, dachte Laura. Hoffentlich sind wir bald am Ziel! Sie konnte es kaum erwarten, den Chevrolet zu verlassen und mit Frank zu sprechen. Unter vier Augen. Dort, wo niemand ihre Unterhaltung störte. Sie ertappte sich im gleichen Augenblick bei dem Gedanken, wie es wohl war, in seinen Armen zu liegen, zu träumen und von seinen einfühlsamen Händen überall berührt zu werden. Ein wohliger Schauer überkam sie, als sie sich das vorstellte. Noch gestern hätte sie den Kopf geschüttelt, hätte sie an so etwas gedacht. Aber da war sie auch noch nicht in einer gefährlichen Situation gewesen. Wenn man einmal in letzter Sekunde mit dem Leben davongekommen ist, dann sieht man vieles anders. Vielleicht auch den Mann, mit dem man das gemeinsam überstanden hat.

Nashville, erstes Etappenziel des Rennens. Bunte wehende Fahnen. Menschen in der Zielgeraden. Überall aufzuckende Blitzlichter. Jubelschreie der Zuschauer, als Franks Chevrolet als Erster ins Ziel kam. Händeschütteln, Glückwünsche zum ersten Etappensieg.

»Treffen wir uns heute Abend um sechs Uhr in der Lobby des Hotels«, schlug Frank Laura vor, bevor er von einigen Mechanikern und Mitarbeitern der Firma umringt und mitgezogen wurde. »Einverstanden?«

»Natürlich«, erwiderte Laura und wollte ihm noch etwas zurufen, aber Frank war schon von den Leuten umringt, die ihm natürlich zahllose Fragen über den Verlauf der ersten Etappe stellen wollten. Sie beschloss, ihm jetzt nicht zur Last zu fallen. Es war sein Sieg, den er nun voll auskosten sollte.

Von der Rennleitung bekam sie ein Taxi zugewiesen, das sie sofort auf dem schnellsten Wege zum Best Western Hotel brachte. Erst jetzt fühlte sie die Müdigkeit der letzten Stunden. Vielleicht war es wirklich am besten, wenn sie ein paar Stunden schlief, um sich von den Anstrengungen der letzten Stunden zu erholen. Schließlich wollte sie ausgeruht sein, wenn sie sich mit Frank am Abend traf.

Spätestens in der Lobby bemerkte sie, wie perfekt ihr Boss Robert Wallace alles organisiert hatte. Selbstverständlich war für sie per Mail bereits ein Zimmer reserviert worden, so dass sie nur noch den Schlüssel in Empfang zu nehmen brauchte. Ein Page trug ihr das Gepäck hinauf, und Laura bedankte sich mit einem Trinkgeld dafür.

Dann warf sie sich erst einmal aufs Bett und streckte sich lang aus. Eigentlich hätte sie jetzt Wallace eine Mail senden und Bericht erstatten müssen. Doch diesen Gedanken schob sie erst einmal beiseite. Das konnte sie immer noch tun, wenn sie ein paar Stunden geschlafen hatte. Schließlich hatte sie auch ein Recht auf Ruhe.

Sie zog sich aus und stellte sich unter die Dusche. Der kalte Wasserstrahl erfrischte sie und spülte den Staub der vielen Meilen herunter. Anschließend zog sie ein dünnes Nachthemd über, das selbst einen katholischen Priester an seiner Standhaftigkeit hätte zweifeln lassen, und streckte sich dann behaglich auf dem breiten Bett aus.

Obwohl sie müde war, hatte sie allerdings immer noch Probleme, einzuschlafen. Vielleicht, weil ihr auch jetzt noch zu viel durch den Kopf ging. Dinge, die Frank Kerrigan und seine Person betrafen. Der gutaussehende Rennchampion mit dem verwegenen Blick beschäftigte sie unentwegt. Sie wusste, dass er sich ihr anvertrauen wollte, das hatte sie gespürt. Und darauf freute sie sich, denn Frank war ihr alles andere als unsympathisch. Im Gegenteil …

 

***

 

Das schrille Läuten des Telefons weckte sie unsanft aus dem Schlaf. Verwirrt schlug sie die Augen auf und hatte im ersten Moment Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden. Automatisch tastete ihre Hand nach dem Telefon.

»Hallo, ich bin es«, vernahm sie Frank Kerrigans Stimme. »Ich wollte nur noch mal nachfragen, ob es bei unserer Verabredung bleibt. Ich warte unten in der Lobby auf Sie …«

»Ich komme ja schon«, sagte Laura entsetzt. Es war bereits kurz vor sechs! Hätte Frank mit seinem Anruf sie nicht aus dem Schlaf gerissen, dann hätte sie ihre wichtige Verabredung verschlafen. »Entschuldigen Sie bitte vielmals, Frank. Ich glaube, ich habe verschlafen.«

»Macht doch nichts«, erwiderte er lachend. »Also bis gleich. Lassen Sie sich mal überraschen! Ich habe etwas Nettes für diesen Abend eingeplant.«

Laura versprach, sich zu beeilen, und legte dann auf. Während sie hastig die Bettdecke zur Seite schlug und aufstand, dachte sie über seine letzten Worte nach. Er hatte gesagt, dass er etwas geplant habe. Bedeutete das nicht, dass auch er auf diesen Abend ziemlich großen Wert legte? Grund genug, um sich für diese Verabredung besonders schick zu machen.

Sie öffnete ihren Koffer, den sie in der ganzen Hektik noch nicht einmal hatte ausräumen können, und warf einen kurzen Blick hinein. Nach einigen Sekunden des Überlegens entschied sie sich schließlich für ein dunkelblaues Kleid aus dünnem Stoff, das ihren Körper perfekt modellierte. Sie betrachtete sich anschließend noch ein letztes Mal prüfend im Spiegel und war mit sich selbst äußerst zufrieden. Ob es Frank wohl auch war?

Dann verließ sie ihr Zimmer und fuhr mit dem Lift nach unten. Frank erkannte sie sofort. Er stand nicht weit von der Rezeption entfernt, ein strahlendes Lächeln im Gesicht, als er Laura erblickte. Sofort eilte er auf sie zu, und in seinen Augen konnte Laura lesen, dass ihm ihr Kleid mehr als nur gefiel, denn seine Blicke blieben eine Spur zu lange auf ihr haften.

»Ich freue mich, dass Sie gekommen sind«, sagte er dann zu ihr und ergriff ihre Hand. Laura spürte die Wärme, die von ihm ausging. War das nicht ein Zeichen von Geborgenheit, dass sie sich in seiner Nähe so ausgeglichen fühlte? Das war ihr lange nicht mehr passiert, und wenn sie das jetzt schon spürte, dann konnte dieser Abend eigentlich nur noch besser werden.

»Was haben Sie eigentlich mit mir vor?«, erkundigte sie sich neugierig. »Haben Sie sich denn so schnell loseisen können? Heute Nachmittag waren Sie ja von Dutzenden von begeisterten Fans umringt.«

»Nun ja, sie waren eben froh über meinen Etappensieg«, gab Frank zu, winkte dann aber ab. »Lassen Sie uns aber jetzt bitte nicht mehr über das Rennen sprechen, Laura. Oder wollen Sie mich heute Abend noch für Ihre große Reportage ausquetschen?«

»Nein. Auch ich habe irgendwann mal Feierabend, Frank. Also … wohin gehen wir?«

Frank wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, als Laura hinter sich ein spöttisches Lachen vernahm. Sie drehte sich um und erkannte Gene Crawford, der aus der Hotelbar gekommen zu sein schien. Er musste sie und Frank sofort gesehen haben.

»Aha!«, rief er. »Der große Sieger geht mit der schönsten Frau des Rennens aus. Meine herzlichen Glückwünsche, Mr. Kerrigan!«

Angewidert verzog Laura das Gesicht. Gene Crawford wankte ein wenig, ein Zeichen dafür, dass er einen über den Durst getrunken hatte. Wahrscheinlich hatte er seine anfängliche Niederlage noch nicht verkraftet und versuchte jetzt, sie mit Hilfe einiger Drinks vergessen zu können. Hilfesuchend warf sie Frank einen Blick zu, und der reagierte natürlich sofort.