Hamburgliebe - Stefanie Thiele - E-Book

Hamburgliebe E-Book

Stefanie Thiele

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Beschreibung

Hamburg, das ist die Elbe, das ist der Michel, das ist der Hafen - und »Hamburgliebe«! Wie jedoch drückt man eine solche Liebe aus? Hamburger Sprache, Kultur, Kulinarik, Tradition - all das wird hier vorgestellt. Besser könnte man die Liebe zu einer Stadt in einem Buch nicht ausdrücken. Autorin Stefanie Thiele hat mit interessanten Persönlichkeiten Interviews geführt und beleuchtet faszinierende Facetten der Hansestadt. Kommen Sie mit auf eine Stadtbesichtigung der besonderen Art - mit ansprechender Bebilderung und einem sehr charmanten Charakter.

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Seitenzahl: 144

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Stefanie Thiele hat Hamburg im Herzen – und mit Mann und Dackel Regensburg auf dem Briefkopf. Die ausgebildete Hotelfachfrau und Hotelbetriebswirtin führt drei gastronomische Betriebe in der Donaustadt, ist Dozentin an der Hotelfachschule und sitzt im Prüfungsausschuss der IHK. Die Liebe zum Schreiben hatte sie schon in Kindertagen. Nun nutzt sie diese, um ihre Verbundenheit zur Hansestadt auszudrücken.

Originalausgabe September 2020

Buch&media Publishing, München

© 2020 Buch&media GmbH, München

Layout, Satz und Umschlaggestaltung: Johanna Conrad Gesetzt aus der Adobe Garamond Pro & DIN Schrift Umschlagvorderseite: Stefanie Thiele

Printed in Europe · ISBN 978-3-95780-200-2

Buch&media GmbH

Merianstraße 24 · 80637 München

Fon 089 13 92 90 46 · Fax 089 13 92 90 65

Weitere Publikationen aus unserem Programm finden Sie auf www.buchmedia-publishing.de

Kontakt und Bestellungen unter [email protected]

INHALT

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehen

HAMBURGLIEBE IST WORTGEWANDT

Die Hamburger Sprache

Hummel, Hummel – Mors, Mors!

Interview mit York Pijahn

Die Kedelkloppersprook – eine Geheimsprache

Interview mit Susanne Krieg – Frau Elbville

Der Nachtjargon

Interview mit Candy Bukowski

HAMBURGLIEBE IST MUSIKALISCH

Hans Albers – der große Junge mit den blauen Augen

Interview mit Albers Ahoi!

Die Elbphilharmonie

Interview mit Noah von Berg

Die Beatles in Hamburg

Musikalische Veranstaltungen in Hamburg

Interview mit Lena und Soi vom projekt:tanz

HAMBURGLIEBE HAT UNTERNEHMERGEIST

Hamburger Erfindungen 1

Interview mit Julian und Tobi von Adam Bows

Hamburger Erfindungen 2

Interview mit Madeleine Gräfin von Hohenthal und Benjamin Wenke, Gründer von Bracenet

Erfindungen aus Hamburg 3

Interview mit Simone und Stefan, den Gründern von »Acqua di Hamburg«

Hamburger Patente

Unternehmergeist mal anders: die Piraten

Der bekannteste Pirat: Klaus Störtebeker

Auf Störtebekers Spuren

Wer hat damals Störtebeker eigentlich der Hinrichtung zugeführt?

HAMBURGLIEBE IST DIE LIEBE ZUM WASSER

Die Alster

Die Elbe

Die Barkassen auf der Elbe

Interview mit Hubert Neubacher, Inhaber von Barkassen Meyer

Die Hamburger Inseln Neuwerk, Nigehörn und Scharhörn

Wilhelmsburg

Kanutour in Wilhelmsburg

Finkenwerder

HAMBURGLIEBE IST STADTTEILLIEBE

Der Neue: HafenCity

Interview mit Oscar Jessen vom »Stadtgarten«

Der Steile: Blankenese

Der Bekannteste: St . Pauli

Interview mit Niklas Seemann

HAMBURGLIEBE GEHT DURCH DEN MAGEN

Typische Hamburger Spezialitäten

Interview mit Eva von Senf Pauli

Fisch und Fischmarkt

Interview mit Kevin Fehling

Typische Hamburger Getränke

Interview mit Viola Vierk – Inhaberin des »Spicy’s Gewürzmuseum«

HAMBURGLIEBE IST WEIBLICH

Frauenpower damals Heidi Bertha Auguste Kabel (1914–2010)

Frauenpower heute: Interview mit Eve Champagne

Frauenpower damals: Domenica Niehoff

Frauenpower heute: Interview mit Sünje Nicolaysen

Frauenpower damals: Loki Schmidt (1919 – 2010)

Frauenpower heute: Anna vom Quidditch-Team

HAMBURGLIEBE HAT TRADITION

Shanty-Chor »De Tampentrekker«

Interview mit Hartmut Großmann, Pressesprecher »De Tampentrekker«

Schiffsbegrüßungsanlage »Willkomm Höft«

Interview mit Klaus Lang von Elbekunst

Der Alte Elbtunnel

Interview mit Daniel Frahm – freier Historiker

LITERATUR

Quellenangaben / Literaturhinweise / weiterführende Literatur

Weltweit gibt es 27 Orte mit dem Namen Hamburg.

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehen

Woher kommt meine Liebe zum Norden? Wurde sie mir von meinem aus dem Norden stammenden Opa väterlicherseits in die Wiege gelegt? Wahrscheinlich.

Der zweite Grund ist mütterlicherseits zu finden. Meine Oma erzählte mir, als ich ein Kind war, von ihrer Reise nach Hamburg. Dort übernachtete sie auf St. Pauli in einem Hotel, in dem es nicht einmal ein Bettlaken gab. Sie schlief auf der blanken Matratze. Schon damals dachte ich: »Da muss ich mal hin und mir das anschauen.«

Gleich bei meinem ersten Hamburgbesuch war ich schockverliebt – und jeder weitere Aufenthalt verzauberte mich mehr.

Meine Oma hätte eine Villa in Blankenese erben können, aber es gab eine Auflage: Sie hätte ihren Glauben wechseln und neuapostolisch werden müssen. Das war undenkbar für meine strenggläubige katholische Oma. So ging das Erbe stattdessen an die neuapostolische Kirche. Nun ist sie leider verstorben und ich werde nie wieder ihre wunderbaren Geschichten hören.

Es ist Zeit, in Omas Fußstapfen zu treten: Jetzt erzähle ich Hamburggeschichten und hoffe, ich kann den Lesern damit so viel Freude bereiten wie meine Oma mir.

Kommt mit auf meine Reise durch die Stadt, bei der uns viele Hamburger Gesellschaft leisten.

Die Hamburger Sprache

In Hamburg wurde ursprünglich Hamburger Platt, eine Variante des Niederdeutschen, gesprochen. Plattdeutsch war die Verkehrssprache der mittelalterlichen Hanse, ob in Norwegen oder im Baltikum, verhandelt wurde »op platt«.

Hochdeutsch hingegen war fast eine Fremdsprache und wurde nur in der Schule oder im Gottesdienst gesprochen. Da einige Hamburger beide Varianten mischten, entstand das sogenannte »Missingsch«, eine Kombination aus Platt- und Hochdeutsch. Typisch für diese Mischsprache ist das Weglassen des Buchstabens »R« nach Vokalen, zum Beispiel »nomal« statt »normal«.

Hamburgisches Platt ist ein liebenswerter Dialekt, in dessen Genuss man an jeder Ecke kommt, auch wenn die Hamburger an sich ja angeblich mit wenig Worten auskommen sollen und ein »Moin Moin« laut Sprichwort schon ein Heiratsantrag ist.

Wenn der Hamburger sich unterhält, dann »schnackt« oder »klönt« er. Dabei erzählt man sich »Döntjes«, erheiternde Alltagsge schichten oder amüsante, fiktive Geschichten.

»Happenpappen« ist ein kleiner Imbiss und beim Bäcker gibt’s nicht etwa ein Brötchen, sondern ein »Rundstück«. »Buddel« ist die Flasche und Wasser mit Kohlensäure ist in der Hansestadt ein »Selters«. Kommt man in Feierlaune, geht man auf’n »Swutsch«, am liebsten mit seinem »Schietbüdel« (Liebling). Aber man muss aufpassen, dass man nicht »angetütert« nach Hause kommt.

Die Kleinen sind die »Lütten«, der Wischmopp ist der »Feudel« und statt einer Hose trägt man in Hamburg die »Büx«.

Einer, der nicht in die Gänge kommt, ist »drömelich« und ist man »schetterich«, empfiehlt sich ein Arztbesuch.

Hummel, Hummel – Mors, Mors!

Um dieses bekannte Zitat ranken sich einige Gerüchte. Manch einer behauptet, dass es sich um ein Erkennungszeichen für Hamburger in der Fremde handelte. Vor allem aber nutzten dies Hamburger Soldaten im Ersten Weltkrieg.

Hans-Hummel-Figur am Hamburger Hauptbahnhof.

Andere erzählen die Geschichte von einem Wasserträger namens Johann Wilhelm Bentz, dessen Spitzname Hans Hummel war. Kinder liefen ihm während der Arbeit nach und riefen seinen Spottnamen: »Hummel, Hummel«.

Er soll mit »Mors, Mors« ge antwortet haben, als Kurzform von »Klei mi an’n Mors.« (Hochdeutsch: »Leck mich am Arsch«).

Noch heute gibt es am Rademachergang in der Neustadt den Hummelbrunnen. Verschiedene bunte Hans-Hummel-Figuren sind in der Stadt verteilt (zum Beispiel am Hauptbahnhof oder vor dem Panoptikum auf St. Pauli). Wer einen kleinen Hans Hummel mit nach Hause nehmen möchte, findet diesen in diversen Souvenirläden.

Neu kam der Spruch auf, als die Stadt Hamburg vor über 60 Jahren das Autokennzeichen HH bekam, denn es erinnerte einfach zu sehr an den Gruß. Als Begrüßung sollte man »Hummel, Hummel – Mors, Mors« aber nur verwenden, wenn man definitiv als Nichthamburger auffallen möchte. Für alle anderen reicht immer noch »Moin«. Apropos Nichthamburger: Die Zugezogenen nennt man »Quiddje«.

Die Grünen wandelten den Spruch bei der Bürgerschaftswahl 2018 in »Hummel, Hummel – Murks, Murks, kreative Ideen statt alter Rezepte« um.

Interview mit York Pijahn

York Pijahn ist Redakteur, Kolumnist, Moderator, Magazinentwickler und Dozent. Von 2006 bis 2012 war er Chefredakteur des Hamburger Magazins der Süddeutschen Zeitung mit einer Auflage von 1,2 Millionen Exemplaren. Zudem unterrichtet er an der Akademie für Publizistik in Hamburg. Was läge also näher, als mit ihm einmal über Hamburg zu sprechen.

Herr Pijahn, Ihre Kolumne in der »Myself« heißt »100 Zeilen Liebe«. Welche Überschrift hätte eine Kolumne über Hamburg?

Das kommt sehr darauf an, wovon sie handelt. Ich habe mir mit meinem Freund Daniel einmal zusammen alternative Städte-Claims überlegt und er sagte, ein super Werbespruch für Hamburg könnte sein: »Hamburg! Für Sie immer noch: Hamburg!« Ich fände auch gut: »Neues aus der Barbour-Jacke« (das wäre eine Eppendorf-Kolumne), »The Big Niesel« fände ich auch schön, das wäre so eine grüblerische, depressive Stimmungskolumne. Am Ende ist auch eine sozialistische Arbeiterkolumne namens »Hammer & Michel« toll, aber leider geklaut, denn so heißt schon ein Jan-Delay-Album.

Frei nach dem Motto: »Zu dir, zu mir oder zum Fischmarkt?« Wo trifft man Sie in Hamburg und wo garantiert nicht?

Ich war, glaube ich, in den 90ern einmal auf dem Fischmarkt. Ich bin einfach zu schlapp, um bis morgens durchzuhalten. Und mir wird die »Busreise-Musical-Besuchskultur« auch immer ein Rätsel bleiben. Ich habe mal eine Hälfte von »Sister Act« gesehen, es war, als würde man lebendig skalpiert. Wo ich hingegen wirklich dauernd bin, ist das »Abaton« im Uni-Viertel. Das ist ein Restaurant beim gleichnamigen Kino.

Das letzte Hemd hat ja bekanntlich keine Taschen. Wofür lohnt es sich, in Hamburg Geld auszugeben?

Für die Klamotten bei »Ladage & Oelke«, ein hanseatischer Old-School-Laden, und Kleidung aus der ersten Etage vom »Tropenhaus Brendler« (da gibt es Parkas und Seemannsjacken), und auch das Essen im »Café Paris« ist toll. Auch lohnt sich alles, was im »Mojoclub« stattfindet. Und sein Geld in der »Gloria-Bar« zu verprassen, das finde ich auch genau richtig.

Sie waren von 2006 bis 2012 Chefredakteur des Hamburger Magazins der Süddeutschen Zeitung. Wer war die interessanteste Persönlichkeit, die Sie in dieser Zeit getroffen haben?

Rocko Schamoni, das ist keine sehr überraschende Antwort, ich weiß. Alle lieben ihn ja, ich finde vollkommen zurecht. Es fällt mir echt schwer, zu sagen, was ihn so toll macht. Vermutlich ist es eine Mischung aus klug, kreativ, scharfzüngig und sehr gut gekleidet. Er ist einfach ein cooler Hund.

Gibt es aus dieser Zeit auch noch eine Geschichte, die Sie nicht verges-sen werden?

Eine Autorin von uns, Sara Mously, ist mit einem Paddelboot von der Alster bis zur Nordsee gefahren. Das war mutig, sie hat toll davon berichtet und man wollte das sofort nachmachen. Touristen denken ja oft, Hamburg läge am Meer. Tut es ja nicht, aber in Saras Text merkt man, wie schön die 100 Kilometer bis zur See sind.

Welche Frage wurde Ihnen in einem Interview noch nie gestellt, obwohl Sie schon lange darauf warten?

Ich stamme ja aus Bielefeld und baue der Stadt, wie ich finde, total berechtigterweise einen Schrein aus Anbetung in meiner Kolumne. Ich habe mich manchmal gefragt, warum ich aus Bielefeld überhaupt weggezogen bin, wenn es dort so toll ist.

Und wie lautet die Antwort darauf?

Ich bin weggezogen, weil meine damalige Freundin in London gelebt hat und ich eine Stadt mit Flughafen brauchte. Und ich wollte auf dicke Hosen machen: »Schau, ich wohne jetzt auch in einer Großstadt!« In Wahrheit denke ich oft, dass das Leben in Bielefeld langfristig auch toll gewesen wäre, nah bei meinen beiden großen Brüdern zu leben und bei meiner Mutter. Na ja, so ist es eben. Andererseits: Hamburg und Berlin sind natürlich tolle Orte, in denen man auf gute Ideen kommt.

Wenn Sie eine Person nach Wahl treffen dürften, egal, ob tot oder lebendig, wer wäre es? Welche wäre Ihre erste Frage?

Ich hatte mal einen Interviewtermin mit John Irving, dem Schriftsteller. Ich musste den Termin aber absagen, weil ich mit dem Hamburg Magazin zu beschäftigt war. Das fand ich damals sehr schade. Irving hat eine kleine Insel, dort wäre ich gern mal und es wäre interessant, wirklich Zeit miteinander zu verbringen, also ein paar Tage. Ich würde ihn fragen, wie er die Spannung in seinen Büchern erzeugt und dann, ob wir was essen wollen. Er sieht aus wie jemand, mit dem man gut essen und trinken kann.

Sie sind Autor, Dozent an der Akademie für Publizistik und auch im Fernsehen zu sehen. Auf was können wir uns als Nächstes von Ihnen freuen?

Das ist jetzt etwas schräg, aber ich habe die Sache, die ich beruflich unbedingt machen wollte, im letzten Jahr gemacht: Die Entwicklung eines Männermagazins, das nicht so auf Testosteron und dicke Autos setzt, sondern auf Freundschaft und Entschleunigung. Das Heft hieß erst »Wolf«, dann »Cord«, dann wurde es eingestellt. Das war mein absolutes Lieblingsprojekt. Und in Zukunft, hm, manchmal denke ich, ein Kinderbuch wäre toll. Aber vielleicht überschätze ich mich hier auch.

Sie leben gerade in Berlin. Was ist in Ihren Augen der Unterschied zwischen den beiden Städten?

Mein Freund Daniel sagt immer, in Berlin ist man schon overdressed, wenn man sich nur die Zähne putzt. Da ist was dran. Hamburg ist viel formeller und dadurch auch nicht so locker. Aber gleichzeitig hat Hamburg dadurch auch etwas sehr Erwachsenes, das Sicherheit gibt.

Die Stadt ist ja so gebaut, dass man über weite Strecken nur durch Schönheit fährt und viele meiner besten Freunde leben dort. Ich finde, Berlin ist nicht so auf die Arbeit fixiert wie Hamburg. In Berlin muss man viel ausblenden – den Dreck, die hässlichen Gebäude, die Armut, um dann zwischen dem ganzen Rummel die Dinge zu sehen, die toll sind. Da sind dann natürlich die Leute mit den oft kurios verquirlten Biografien in Berlin. Und Berlin ist ganz einfach im Vergleich zu Hamburg immer noch billig: Miete, Kita, Essen gehen, in allen Bereichen. Wir könnten uns als Familie mit zwei Kindern ein Leben, sagen wir im Univiertel in Hamburg, kaum leisten. In Berlin ist immer noch mehr Platz.

Sie sind ja auch Vater. Hamburg mit Kind: Ja oder nein? Wenn ja, was kann man erleben?

Natürlich kann man mit Kindern viel Tolles in Hamburg machen. Ich war mit unserem siebenjährigen Sohn gerade auf Hafenrundfahrt, wir waren im Miniatur wunderland und Schnitzel essen im »Abaton«. Und in »Planten un Blomen« beim Feuerwerk und auf der Schaukel am Westufer der Alster. Er fand all das super. Mein Berliner Freund Nick war mit seiner Tochter, sie ist 8, in Hamburg zu Besuch. Sie sagte: »Ich wusste nicht, dass es so eine schöne Stadt gibt.«

Die Kedelkloppersprook – eine Geheimsprache

Mitte des 19. Jahrhunderts gab es im Hamburger Hafen den Beruf der Kesselklopfer. Diese klopften den Kesselstein, ein Gemisch aus Schmutz, Kalk und Ruß, mit Hämmern aus den Kesseln der Dampfschiffe. Der Berufsstand war nicht sehr angesehen unter den anderen Arbeitern, sie verrichteten quasi die niedrigsten Arbeiten.

Um sich bei der Enge und dem Lärm besser zu verständigen, entwickelten sie ihre eigene Form der Sprache, basierend auf dem Plattdeutschen. Später war diese ebenfalls von Bedeutung, man benutzte sie, um von Hitlertreuen nicht verstanden zu werden oder um in Kriegsgefangenschaft Ausbruchspläne zu schmieden. Der Anlaut bei Konsonanten, also der erste Laut eines Wortes, wird ans Ende gesetzt und ein »I« angehängt. Plattdeutsch: »Hest du al wat eten?« Kedelkloppersprook: »Esthi udi ali atwi eteni?« Hochdeutsch: »Hast du schon etwas gegessen?« Das älteste Tondokument, das die Kedelkloppersprook belegt, ist eine Aufnahme des Sängers Charly Wittong aus dem Jahre 1925. Auch im Film »Große Freiheit Nr. 7« kommen die Kedelklopper vor. Hans Albers singt dort das »Kedelklopperlied«.

Interview mit Susanne Krieg – Frau Elbville

Susanne ist Bloggerin, Autorin und Journalistin mit Wohnsitz in Hamburg. Auf Ihrer Instagram-Seite »frau elbville« hat sie ihre persönliche Liebeserklärung an Hamburg geschaffen. Doch das ist noch nicht alles: Auch in Textform gibt es Susannes Tipps, und zwar auf hamburg-companion.com, ein wundervoller Blog zur schönsten Stadt der Welt. Ich habe mit Susanne gesprochen.

Wie bist du auf die Idee gekommen, die Welt an deinem Leben in Hamburg teilhaben zu lassen?

Über ein paar Umwege. Ich habe erst vor Kurzem das Fotografieren und Bloggen für mich entdeckt. Meine Obsession, die Stadt Ham burg abzulichten und über sie zu schreiben, hat sich erst in den letzten drei Jahren entwickelt und ist inzwischen mehr als nur ein Hobby. Lange habe ich geglaubt, Fotografieren läge mir nicht. Als Reporterin war ich mehrere Jahre für das Print-Magazin GEO in der Welt unterwegs – bis dahin sind meine Texte nur in gedruckter Form erschienen. Damals bin ich immer zusam men mit professionellen Fotografen auf Recherche geschickt worden. Auf diesen Reisen herrschte strenge Arbeitsteilung. Ich war zuständig für den Text. Basta. Doch dann meldete ich mich bei Instagram an und kaufte mir mein erstes iPhone … Seitdem erkunde ich meinen Heimathafen, vorzugsweise morgens. Andere gehen joggen, ich schwinge mich auf mein rotes Rad und fotografiere mich durch Hamburger Ecken. Doch weil ich immer noch gerne Geschichten erzähle und der Platz auf Instagram einfach zu knapp ist, habe ich kurzerhand meinen Blog ins Leben gerufen.

Der Park Fiction auf St. Pauli, fotografiert von Susanne.

Eine Treppe im Kontorhausviertel, fotografiert von Susanne.

In deinem Blog schreibst du über eine längst in Vergessenheit geratene Geheimsprache. Das klingt ziemlich spannend. Magst du uns darüber erzählen?

Der Kiezjargon ist wirklich faszinierend. Er ist die Sprache der Zuhälter, Prostituierten und Barbesitzer, mit der sie ihre Gespräche verklausulierten, damit nicht gleich jeder erfuhr, warum es ging. Vor Kurzem entdeckte ich in der Bücherhalle um die Ecke ein Buch, in dem ein Geheimsprachenforscher diese Sprache dokumentiert hat, um sie vor dem Vergessen zu bewahren. Dafür hat er sich lange mit noch lebenden Kiezlegenden unterhalten. Die Begriffe und Redewendungen variieren von krass bis ext-rem lustig. »Tofte Berber« sind hübsche Mädchen, der »Miefkorb« ist das Bett, und mit »Chicagoschreibmaschine« ist das Maschinengewehr gemeint. Diese Sprache darf bitte nicht aussterben.

Du hast eine Fotosafari entwickelt, die man sich ganz einfach aufs Handy laden und nachmachen kann. Welches ist dein Lieblingsfotomotiv in Hamburg?

Das ist wirklich schwer zu entscheiden. In meinem Guide »Ha fenkante« geht es u. a. nach Övelgönne, wo extrem pittoreske alte Kapitänshäuser am Strand stehen. Die liebe ich – und irgendwann, wenn ich im Lotto gewinne, kaufe ich mir eins von ihnen. Aber auch die Speicherstadt mit ihren Backsteinbauten, verwunschenen Flee-ten und Brücken ist ein echtes Highlight für mich. Ich denke, dahin wird meine nächste Fotosafari gehen.

Wo trifft man Susanne und wo sicher nicht?

Eigentlich überall. Halt, in der Herbertstraße auf St. Pauli sicher nicht. Denn die ist für Frauen verboten. Es sei denn, es macht einem nichts aus, einen Eimer Wasser (oder Schlimmeres) abzubekommen.

Wie sieht für dich der perfekte Tag in Hamburg aus?