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Schätze der Natur
Nutzen Sie die heilende Kraft der Pflanzen! Ob bekannte Küchenkräuter, exotische Stauden oder Wurzeln: Richtig zubereitet und angewendet wirken die Pflanzen gegen viele Beschwerden und tun Körper und Seele gut. In den über 100 Porträts von Heilkräutern finden Sie Rezepte für Tinkturen, Umschläge und Aufgüsse sowie Tipps zu Anbau und Pflege.
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Seitenzahl: 212
Lesley Bremness
HANDBUCHKräuter
Die besten Pflanzen für Gesundheit
Genuss und Lebensfreude
Inhalt
Vorwort und Sicherheitstipps
Erster Teil: Die Welt der Kräuter
Was sind Kräuter?
Kräuter im Lauf der Geschichte
Kräuter im Ayurveda
Kräuter in der Traditionellen Chinesischen Medizin
Zubereitungen mit Kräutern
Kräuter in der Kosmetik
Verwendung ätherischer Öle
Kräuter im häuslichen Bereich
Die Luft im Haus reinigen
Kräuter in der Ernährung
Blütenessenzen
Einen Kräutergarten anlegen
Vermehrung der Kräuter
Kräuter ernten, trocknen und lagern
Gärtnern für den Geist
Zweiter Teil: Kräuterführer
1 – Stärkungs- und Anregungsmittel
Cayennepfeffer
Zimt
Zitrone
Orange
Pfefferminze
Muskatnussbaum
Guarana
Gewürznelke
Balsamkraut
Ingwer
2 – Kräuter fürs Gehirn
Echte Engelwurz
Bakope
Asiatischer Wassernabel
Ginkgo
Echter Lorbeer
Basilikum
Schwarzer Pfeffer
Rosmarin
Heilziest
3 – Immunstärkung
Knoblauch
Rotbusch
Tragant
Blassfarbener Sonnenhut
Süßholz
Gelbwurz
Oregano
Schwarzer Holunder
Chinesisches Spaltkölbchen
Lapachobaum
4 – Schützende Kräuter
Gelbgrüner Frauenmantel
Einjähriger Beifuß
Niembaum
Ringelblume
Fenchel
Süßstoffpflanze
Beinwell
Mutterkraut
Echter Thymian
Heidelbeere
Märzveilchen
5 – Kräuter für den Körper
Chrysantheme
Glockenwinde
Kinkeliba
Eingriffeliger Weißdorn
Taigawurzel
Glänzender Lackporling
Chinesischer Bocksdorn
Luzerne
Wohlriechende Süßdolde
Echte Pfingstrose
Ginseng
Maralwurzel
Rosenwurz
Echter Salbei
Weinrebe
6 – Reinigende Kräuter
Schafgarbe
Echte Aloe
Große Klette
Ysop
Liebstöckel
Petersilie
Senna
Mariendistel
Löwenzahn
Wiesenklee
Große Brennnessel
7 – Entspannende Kräuter
Dill
Saathafer
Borretsch
Tüpfel-Johanniskraut
Echter Lavendel
Echte Kamille
Melisse
Katzenminze
Gemeine Nachtkerze
Fleischfarbene Passionsblume
Schlüsselblume
Helmkraut
Linde
Gemeiner Baldrian
8 – Aphrodisiaka
Bitterorange
Koriander
Safran
Echter Jasmin
Hennastrauch
Madonnenlilie
Echte Myrte
Patschulipflanze
Schwarze Johannisbeere
Essigrose
Damiana
Vanille
Vetiverwurzel
Ashwagandha
9 – Spirituelle Einstimmung
Aloeholz
Amerikanischer Beifuß
Weihrauchbaum
Libanonzeder
Myrrhe
Afrikanischer Copaiba-Balsam-Baum
Gemeiner Wacholder
Indische Narde
Kopalharz
Muskatellersalbei
Sandelholzbaum
Begriffserläuterungen
Wichtiger Hinweis
Register
Bildnachweis
Danksagung
Nützliche Websites
Vorwort
Um für mein stressreiches Stadtleben einen Ausgleich zu finden, wandte ich mich vor Jahren dem Gärtnern zu. Zunächst gab ich dem Praktischen gegenüber dem Schönen den Vorzug und pflanzte Gemüse, eigentlich aber verlangte es mich nach Blumen. Dann entdeckte ich, dass Kräuter nützliche, wunderschöne Pflanzen sind, die uns tief mit der Natur verbinden. Seither gilt mir das Studium der Kräuter als eine Pforte zur Erkenntnis. Der eine zieht sie, weil er ihren Geschmack schätzt, und entdeckt dabei ihre gesundheitlichen Werte. Der andere will sie zur Herstellung reiner Kosmetik nutzen und entdeckt zufällig, dass man sie zum Färben verwenden kann. Während sich so das Anwendungsspektrum der Kräuter erweitert, vertieft sich zugleich die Beziehung zur gesamten Natur. Ich selbst sammelte so viele Erfahrungen, dass ich anfangen konnte über Kräuter zu schreiben, um so mit anderen zu teilen, was ich selbst gelernt hatte.
Während der Arbeit an diesem Buch konnte ich mit Freude feststellen, dass sich das allgemeine Wissen über Kräuter inzwischen sehr erweitert hat, ja, ich sehe eine Zukunft, in der auch Wissenschaftler sich intensiver mit Kräutern befassen, um der Beziehung zwischen diesen Pflanzen und dem menschlichen Organismus genauer auf die Spur zu kommen.
Je mehr man über Wildkräuter lernt, desto tiefer begreift man, wie wir Menschen mit unseren Pflanzen umgehen. Wir müssen zu Hütern unserer lokalen Wildpflanzen werden! Wer Schlüsselblumenwein herstellen möchte, muss selbst Schlüsselblumen im Garten ziehen, weil sie unter Naturschutz stehen. Sodann müssen wir den Kräuterkundigen dieser Welt Ehre erweisen, denn sie haben das Wissen über diese Pflanzen erarbeitet und über Jahrtausende tradiert. Zieht eine Firma Nutzen aus diesem Wissen, so sollten die Menschen, in deren Lebensraum die Pflanze wächst, etwas davon haben. Doch macht sich gegenwärtig eine Art »Biopiraterie« breit: Großkonzerne sichern sich Patente auf Pflanzen, um so die ansässige Bevölkerung von der Vermarktung auszuschließen.
Ich wurde mir während der Arbeit an diesem Buch der Kraft der Kräuter bewusst: Sie können nicht nur den Körper heilen, sie wirken auch ausgleichend auf Geist und Seele. Ich hoffe, Ihnen wird die Entdeckung dieser außerordentlichen Gaben der Natur so viel Freude machen, wie sie mir bereitete.
Sicherheit – verantwortungsvoller Umgang mit Kräutern
•Niemals die empfohlenen Dosen erhöhen. Bei Zweifeln bezüglich Menge und Anwendung den Rat eines professionellen Kräuterkundigen einholen.
•Arzneikräuter anwenden, bis die Symptome abklingen. Stellt sich innerhalb von zwei Wochen keine Besserung ein, den Arzt aufsuchen.
•Den Arzt über verwendete Heilkräuter informieren, wenn er konventionelle Arzneimittel verschreibt oder eine Operation bevorsteht.
•Über 70-Jährige sollten die empfohlenen Dosen halbieren. Einen Kräuterkundigen befragen, ehe man einem Kind unter 12 Jahren Kräuter verabreicht.
•Schwangere müssen alle Kräutermedizin während der ersten 3 Schwangerschaftsmonate und Tinkturen mit Alkohol während der ganzen Schwangerschaft meiden. Auch die entsprechenden Angaben bei den einzelnen Kräutern beachten.
•Keine Wildpflanzen pflücken; selbst ziehen, was man verwenden möchte.
•Beim Kauf fertiger Kräutermischungen immer beste Qualität von gut beleumdeten Firmen wählen
Erster Teil: Die Welt der Kräuter
Kräuter sind bemerkenswerte Pflanzen, die jeden Aspekt unseres Lebens berühren: Wir nehmen sie mit unseren Sinnen wahr, sie verbinden uns mit unseren Ahnen und unserer Umwelt und sie verbessern unser körperliches und geistiges Wohlbefinden. Dieser Abschnitt stellt Ihnen die Welt der Pflanzen vor. Sie erfahren, was Kräuter sind, Sie folgen der Spur ihrer Geschichte, erfahren, welche Rolle sie in der Ernährung, in der Naturkosmetik, im Haushalt und in der Heilkunde spielen. Sie lernen ätherische Öle und Duftstoffe kennen und auch, wie man die heilenden Eigenschaften der Kräuter nutzen kann. Schließlich erfahren Sie, wie man Kräuter selbst zieht und erntet, und Sie bekommen Ratschläge, wie man einen Kräutergarten anlegt.
Was sind Kräuter?
Kräuter sind Pflanzen, die unser Leben bereichern – als Nahrungsmittel, Medizin, Meditationsobjekt (durch ihren Duft oder ihr Aussehen), Zutat zu Kosmetika und Parfüms. Welche Pflanze wir als Kraut erachten, spiegelt unsere kulturelle Beziehung zur Natur. Einst hielt man alle Pflanzen für Kräuter. Der englische Herbalist John Parkinson listete 1640 in seinem Theatrum Botanicum, das botanische und medizinische Informationen zusammentrug, 3800 Pflanzen auf. Bis zum 20. Jahrhundert hatte sich die Beziehung zu den Pflanzen in der westlichen Welt so verschlechtert, dass viele Menschen kaum ein Dutzend Kräuter kannten, darunter zumeist Küchenkräuter. In jüngster Zeit hat die größere Hinwendung zu Naturheilverfahren zu einer Wiederbelebung des Interesses an Kräutern geführt, sodass sich unsere Definition dessen, was als Kraut gilt, wieder erweitert.
Heilkräuter
Was als Heilkraut gilt, ist weniger eine botanische als vielmehr eine kulturelle Definition. Unter allen Pflanzenarten (siehe nebenstehende Seite) findet man Heilkräuter, und viele der Mittel, die man gegen Allerweltsbeschwerden – Stress, Unwohlsein, unreine Haut – anwenden kann, wachsen in unseren Gärten oder auf freiem Feld. So besitzt beispielsweise die als »Unkraut« geltende Klette blutreinigende Eigenschaften. Heute, wo wir mit traditionellen Heilsystemen wie denen Chinas und Indiens vertraut sind, wissen wir, dass viele Pflanzen nicht nur körperliche und seelische Leiden heilen können, sondern eine umfassende harmonisierende Wirkung haben. Die Beschäftigung mit Kräutern bringt die Natur in unseren Alltag zurück.
Pflanzenarten
•Baum: Mehrjähriges Holzgewächs mit einem einzelnen Stamm, aus dem Äste wachsen, die sich in Laub oder Nadeln tragende Zweige teilen.
•Strauch: Mehrjährige Pflanze mit mehreren an der Wurzel ansetzenden holzigen Zweigen (doch ohne Stamm) und meist kleiner als ein Baum.
•Mehrjährig: Auch ausdauernd oder perennierend nennt man Stauden, Sträucher, Halbsträucher und Holzgewächse, deren oberirdische Teile im Herbst absterben und im Frühjahr neu austreiben oder über Jahre immergrün bleiben.
•Zweijährig: Der Wachstumszyklus der Pflanze vollzieht sich innerhalb von zwei Jahren, sie keimen im ersten und bilden im zweiten Blüten und Samen aus.
•Einjährig: Der gesamte Wachstumszyklus von der Keimung über Blüte, Fruchtbildung und Absterben vollzieht sich in einem Jahr.
•Schling- und Kletterpflanzen: Pflanzen mit weichen, biegsamen Ranken, mit denen sie sich an Objekten oder anderen Pflanzen stützen und emporwinden.
•Pilze: Weder Blüten noch Chlorophyll besitzende Pflanzen, die sich von organischen Stoffen ernähren. Viele bilden Hüte aus, an deren Unterseiten Lamellen sitzen, aus denen die reife Pflanze Sporen zu ihrer Vermehrung absondert.
Kräuter im Lauf der Geschichte
Seit es Menschen auf unserem Planeten gibt, haben sie Kräuter verwendet, um ihre Krankheiten zu heilen und mit ihren Göttern in Verbindung zu treten. Bei archäologischen Grabungen fand man mehr als 200 000 Jahre alte gesammelte Samen. Die frühsteinzeitlichen Menschen erlernten den Nutzen der Pflanzen durch Beobachtung der Tiere, durch Versuch und Irrtum und durch mündliche Weitergabe der gesammelten Erfahrungen. Im Lauf der Zeit entwickelte sich das von Generation zu Generation tradierte Wissen zu dem komplexen System der Kräuterkunde, über das wir heute verfügen.
Das Bury St Edmunds Herbal (ca. 1120) ist für seine naturgetreuen Abbildungen der beschriebenen Kräuter berühmt.
Die Anfänge
Man vermutet, dass Kräuter zunächst bei magischen Riten eine Rolle spielten. In vielen Glaubenssystemen ist das Reich der Geister und Götter eng mit allen Ebenen menschlichen Wohlbefindens verknüpft. Kräuter bildeten da eine Art Brücke zwischen der irdischen Existenz und dem Bereich des Spirituellen. Als das menschliche Denken durch Beobachtung und Erfahrung ausreifte, entwickelten sich die Glaubensvorstellungen zu ganzheitlichen Heilsystemen, die Körper, Geist und Seele umfassten, wie beispielsweise die indische ayurvedische Medizin und die Traditionelle Chinesische Medizin.
Überall auf der Welt nutzten die Völker der Frühzeit ihre enge Beziehung zur Natur, um sich die Heilkräfte von Pflanzen zunutze zu machen. Die australischen Aborigines wussten um die guten Eigenschaften von Eukalyptus und Teebaum (ein natürliches Antiseptikum), einheimische nordamerikanische Heiler »lauschten« auf das, was die Pflanzen sagten. Durch sie wissen wir von den Kräften des Sonnenhuts, des Amerikanischen Beifuß, des Wacholders und anderer Kräuter.
In Afrika finden wir die ältesten und differenziertesten Kräuter-Kenntnisse. Überall auf diesem riesigen Kontinent spielen Kräuter eine wichtige Rolle, ja, in manchen abgelegenen Gegenden sind sie auch heute noch die einzigen verfügbaren Medikamente. Bereits um 1550 v. Chr. entstand im alten Ägypten der medizinische Papyrus Ebers, der die Anwendung von 811 Kräutern auflistet. Inspiriert von dieser ägyptischen Schrift errichtete Asklepios (Äskulap), der zum Gott erhobene griechische Heilkundige, seine Heiltempel, in denen er Kräuter zur Reinigung von Körper, Geist und Seele einsetzte.
Vom Geist zur Wissenschaft
Hippokrates (460–377 v. Chr.), ein berühmter Nachfolger des Asklepios, räumte auf mit der Vorstellung, Krankheiten würden durch Zauber oder Dämonen verursacht. Er gründete seine Heilverfahren auf Beobachtung, pochte darauf, dass der Körper als Ganzes behandelt werden müsse, und bezog Ernährung, frische Luft, Hygiene und Ruhe in seine Kräuterkunde ein. Um 175 v. Chr. systematisierte der griechische Arzt Galen die Ideen des Hippokrates und schuf damit eine Basis der europäischen Medizin, die 1500 Jahre lang Gültigkeit behielt.
Mit dem Aufkommen der pharmazeutischen Wissenschaft setzte sich dann eine »mechanistische« Sicht des Körpers durch; die einzelnen Körperteile wurden getrennt gesehen und behandelt. Ganzheitliche Medizin und Kräuterheilkunde kamen immer mehr aus der Mode.
Die Wiederentdeckung der Herbalisten
Jahrhunderte lang waren es vor allem »Kräuterweiblein«, Mönche und Nonnen, die das Wissen um die Heilkräuter bewahrten. Mit der Renaissance, jener Wiedergeburt griechisch-römischen Wissens und Könnens, kam auch die Kräuterheilkunde wieder zu Ehren Die Wissenschaftler widmeten sich ihr mit erfrischender Aufgeschlossenheit und katalogisierten Mittel und Wirkungen mit großer Genauigkeit.
Mit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert bekamen die Menschen einen völlig neuen Zugang zum Wissen. Kräuter, mit denen sich bis dahin nur Ärzte und Mönche befasst hatten, rückten in das allgemeine Interesse und es entstanden medizinische Kräuterbücher. Trotz dieser Aufgeschlossenheit war gerade die Renaissance auch die Zeit der Hexenverfolgungen, der oft kräuterkundige Frauen zum Opfer fielen. Frauen war das Studium verboten und viele nichtprofessionelle Heiler wurden der Ketzerei bezichtigt. Noch heute gilt vielen Menschen die Kräuterkunde als Aberglaube und Quacksalberei.
Kräuterheilkunde und moderne Medizin
Viele hegen gegenüber Kräutern eine gewisse Skepsis und oft wissen sie gar nicht, dass manche Arzneimittel auf pflanzlicher Basis hergestellt werden. Das allseits bekannte Schmerzmittel Aspirin zum Beispiel enthält Salicylsäure, einen Bitterstoff, den man früher aus der Rinde von Weiden gewann. Werden wirksame Pflanzenstoffe aber isoliert, gehen die anderen natürlichen verändernden oder verstärkenden Wirkstoffe dieser Pflanze verloren. Oft ist es deshalb besser, das ganze Heilkraut zu verwenden als eine aus den Kräutern extrahierte Medizin. Auch die Befürchtung, industriell hergestellte Mittel könnten zu viele Giftstoffe enthalten, führt zahlreiche Menschen zu den Heilkräutern zurück. Die Forschung bestätigt derzeit vieles, was man traditionell über Heilkräuter wusste, und entdeckt aufregend Neues; die Zukunft der Kräuter ist strahlender denn je.
Europäische Kräuterbücher
Eines der ältesten Kräuterbücher ist das um 65 n. Chr. verfasste De Materia Medica des römischen Militärarztes Dioskurides. Fast 2000 Jahre lang war diese Beschreibung von 600 Kräutern und ihrer Anwendung ein unverzichtbares Werk. Später schrieben Autoren wie die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098–1179), der Arzt Paracelsus (1493–1541) sowie die im 16. und 17. Jahrhundert lebenden englischen Botaniker William Turner, John Gerard und John Parkinson immer detailliertere Werke. 1653 erschien The Complete Herbal des Engländers Nicholas Culpeper, in dem er 394 Pflanzen beschrieb und das weit über seine Zeit hinaus als Standardwerk galt.
Kräuter im Ayurveda
Das Sanskritwort Ayurveda bedeutet »Wissen vom Leben« und bezeichnet Indiens 4000 Jahre altes ganzheitliches Heilsystem, das Körper, Geist und Seele durch Mittel wie Diät, Yoga, Meditation und Anwendung von Kräutern heilt. Ingwer, Bakope, Niembaum, Ashwagandha, Sandelholz und viele andere haben eine lange Tradition in der Medizin des Ayurveda.
Diese Illustration aus dem 18. Jh. zeigt die vertikal übereinander liegenden sieben chakras.
Die drei doshas
Im Ayurveda gilt alle Materie als aus fünf Elementen zusammengesetzt: Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde. In jedem Menschen herrscht einer von drei doshas (Körpertypen) vor: vata (von Luft und Raum beeinflusst), pitta (von Feuer und Wasser) und kapha (von Wasser und Erde). Bei einer Krankheit wird ein ayurvedischer Arzt dies berücksichtigen, wenn er ein Mittel zusammenstellt, das bis zu 25 Heilkräuter enthalten kann.
Kräuter und chakras
Indische Herbalisten meinen, dass Kräuter die sieben chakras (Energiezentren) des Körpers beeinflussen. Die chakras verbinden unsere physische, emotionale, mentale und spirituelle Ebene mit unserer Lebensenergie (prana). Stärken wir die Balance der chakra-Felder mit Kräutern, kann sich unser Geist besser entfalten.
Kronen-chakra (auf dem Kopf) – chakra der spirituellen Integration, wird von Muskatnuss, Wassernabel und Baldrian beeinflusst.
Stirn-chakra oder »drittes Auge« (zwischen den Brauen) – chakra der Klarheit und inneren Sicht, wird von Basilikum, Helmkraut und Sandelholz ausgeglichen.
Hals-chakra (am Hals) – bestimmt unsere Kommunikationskräfte und wird von Gewürznelke, Süßholz und Weihrauch ausgeglichen.
Herz-chakra (auf dem Brustbein) – ist das chakra der Liebe und reagiert auf die Energien von Safran und Rose.
Solarplexus-chakra (am Nabel) – lenkt die persönliche Stärke und wird von Schwarzem Pfeffer, Kanadischer Gelbwurz und Dost beeinflusst.
Kreuz-chakra (genau unter dem Nabel) – das chakra der kreativen und sexuellen Energie wird von Fenchel und Koriander ausgeglichen.
Wurzel-chakra (an der Basis des Rückgrats) – das chakra der ersten Bewegung der Energie und unserer Motivation wird von Ashwagandha ausgeglichen.
Traditionelle Chinesische Medizin
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) entwickelte sich vor etwa 4500 Jahren im Zuge der taoistischen Philosophie. Zur Behandlung ihrer Patienten greifen die TCM praktizierenden Ärzte auf Massagen, körperliche Übungen, Meditation und mehr als 2000 Kräuter zurück
Heilende Energien
Im Taoismus gelten alle Phänomene der Welt, von den Sternen bis zum Floh, als Ergebnis des Zusammenspiels von yin (dunkel, kühl, feucht, innerlich) und yang (hell, warm, trocken, äußerlich), die eine fortgesetzte Spirale des Wandels erzeugen. Die taoistischen Meister erschmeckten das yin oder yang bestimmter Kräuter. So gilt Salbei als kühlendes yin, Ingwer als wärmendes yang. Der jedem Kraut zuerkannte Geschmack (bitter, süß, scharf, salzig, sauer) repräsentiert zugleich jeweils eines der Fünf Elemente (Feuer, Erde, Metall, Wasser, Holz), durch die die Menschheit mit der Natur verbunden ist.
Außerdem unterscheidet der Taoismus drei Arten von Körperenergien, die Drei Schätze: Jing ist die Nahrungsenergie, die durch Essen und Kräuter genährt, durch Stress geschwächt wird. Kräuter wie Glockenwinde und Ginseng regenerieren das jing. Chi (auch qi geschrieben) ist die Lebensenergie, die auf den Meridianen genannten Bahnen den Körper durchfließt. Fließt das chi frei, geht es uns gut. Süßholz begünstigt diesen freien Fluss. Shen ist die spirituelle Energie, die das Bewusstsein stärkt. Der Lackporling gilt als »Kraut der spirituellen Potenz«. Noch geschätzter ist das Spaltkölbchen, da es allen Drei Schätzen dient.
Diese chinesische Illustration aus dem 19. Jh. zeígt die Meridiane, durch die die Energie zum Erhalt der Gesundheit frei fließen muss.
Diagnose und Behandlung
Als ganzheitliches System beachtet die TCM das yin und yang, die Fünf Elemente, das jing, chi und shen jedes Patienten, dazu Puls, Atmung, Zunge und Haut. Natürlich wissen die nach der Methode arbeitenden Ärzte, dass beispielsweise hinter einer Erkältung ein Virus steckt. Doch ihr Ziel ist es, das Ungleichgewicht auszugleichen, das dem Virus das Eindringen in den Körper ermöglichte.
Zur Behandlung werden meist Kräutermischungen eingesetzt, etwa die aus Ginseng, Tragant und Süßholz, die alle drei Körpersysteme harmonisieren und das Immunsystem stärken – die beste Voraussetzung für den Erfolg der Selbstheilungskräfte.
Zubereitungen mit Kräutern
Damit man die Wirkstoffe der Kräuter therapeutisch nutzen kann, muss man sie zur inneren oder äußeren Anwendung zubereiten. Bei jedem im Kräuterführer beschriebenen Kraut finden sich Zubereitungsarten, deren Standardmethoden im Folgenden beschrieben werden. Halten Sie sich immer genau an die Mengenangaben der Rezepte im Kräuterführer.
Zur inneren Anwendung
Aufguss: Den Aufguss (Tee) bereitet man aus zarten, getrockneten oder frischen Blättern und Blüten. Man übergießt die angegebene Kräutermenge mit 1Tasse kochend heißem Wasser und lässt sie bedeckt 10 Minuten ziehen. Durch ein feines Sieb abseihen und innerhalb von 24 Stunden heiß oder kalt trinken.
Abkochung: Zubereitungsart für harte Pflanzenteile wie Rinde und Wurzeln. Die empfohlene Kräutermenge in einem feuerfesten Glas- oder Emailgefäß mit 750 ml kaltem Wasser übergießen. Zum Kochen bringen und etwa 1 Stunde köcheln lassen, bis die Flüssigkeit um ein Drittel eingekocht ist. Durch ein feines Sieb abseihen und innerhalb von 24 Stunden heiß oder kalt trinken.
Tinktur: Für eine Tinktur werden Kräuter mit Alkohol (wie Wodka) angesetzt. Die angegebene Kräutermenge in ein sauberes, verschließbares Glasgefäß geben und mit | | Wodka-Wasser-Mischung (⅔ Wodka, ⅓ Wasser) bedecken. Verschließen und gut schütteln. 14 Tage an einen kühlen, dunklen Ort stellen und täglich schütteln. Durch ein Mulltuch abseihen und dabei gut ausdrücken. Tinktur in eine Flasche abgefüllt kühl und dunkel aufbewahren. Die empfohlene Menge der Tinktur vor der Einnahme mit 30 ml Wasser oder Saft verdünnen.
Kapsel: Bittere oder sehr scharfe Kräuter kann man in pulverisierter Form selbst in Kapseln zum Einnehmen abfüllen. Besorgen Sie sich in der Apotheke leere Kapselhüllen für 500 mg Inhalt (Größe 00), in die Sie selbst das pulverisierte Kraut einfüllen. Man zeigt Ihnen in der Apotheke, wie das am besten geht. Die selbst gefüllten Kapseln kann man in einem dunklen Schraubglas bis zu 4 Monate aufbewahren.
Während Aufgüsse ziehen oder bis zum Genuss stehen, muss man sie immer bedecken, damit die ätherischen Öle, die die Wirkstoffe enthalten, nicht entweichen.
Kräuterwein: Zur Einnahme von belebenden oder verdauungsfördernden Kräutern gibt man die angegebene Menge der entsprechenden Kräuter in ein verschließbares Glasgefäß, bedeckt sie mit | | Weiß- oder (besser) Rotwein und lässt die Mischung 2–6 Wochen ziehen, dann abgießen. Wegschütten, falls sich Schimmel bildet.
Zur äußeren Anwendung
Dampfinhalation: Eingeatmet wirken heiße Kräuterdämpfe lösend, als Gesichtsdampfbad hautreinigend. Man gibt 2 Hände voll frische oder 3 EL getrocknete Kräuter in eine Schüssel und begießt sie mit 1,5 l kochendem Wasser. Man hält den Kopf über die Schüssel, bedeckt beides zusammen mit einem Frotteehandtuch, schließt die Augen und atmet, sobald die Hitze erträglich ist, den Dampf 10–15 Minuten lang ein.
Durch das Einatmen heißer Kräuterdämpfe können die wirksamen Bestandteile direkt in die Lungen, Bronchien oder Nebenhöhlen gelangen.
Umschlag: Kräuter oder eine aus diesen zubereitete Paste wird auf die Haut aufgebracht, um Entzündungen oder andere Hautirritationen zu lindern. Pulverisierte getrocknete oder fein gehackte frische Kräuter werden mit kochend heißem Wasser zu einer breiigen Paste vermischt. Die Paste wird, so heiß man es eben vertragen kann, direkt auf die entsprechende Hautstelle aufgebracht und mit Gaze oder Verbandmull umwickelt. 2–3 Stunden einwirken lassen, eventuell wiederholen.
Kompresse: Heiße Kompressen dienen ebenfalls zur Linderung von Entzündungen und anderen Irritationen. Man bereitet mit den empfohlenen Kräutern einen Aufguss oder eine Abkochung zu und tränkt Watte, Verbandmull oder ein sauberes Leinentuch mit der heißen Flüssigkeit. Nachdem man die überschüssige Flüssigkeit ausgedrückt hat, legt man die Kompresse auf die Haut und lässt sie einwirken, bis sie sich abgekühlt hat oder getrocknet ist. Nach Bedarf wiederholen.
Ölauszug: Um ein Öl für Massagen herzustellen, gibt man die Blätter und/oder Blüten frischer Kräuter in ein verschließbares Glasgefäß und füllt mit Olivenöl auf. Man lässt das Glas 2–3 Wochen auf einem sonnigen Fensterbrett stehen, rührt täglich einmal durch, filtert das Öl dann durch ein Mulltuch ab und füllt es in dunkle Glasflaschen, in denen es sich 6–12 Monate hält. Für einen stärkeren Auszug verwendet man das abgegossene Öl und setzt es erneut mit frischen Kräutern an.
Kräuter in der Kosmetik
In einer Welt voller Giftstoffe kann nur die eigene Herstellung von Kosmetika garantieren, dass die verwendeten Zutaten rein und frisch sind. Reinigungsund Feuchtigkeitscremes, Gesichtswasser, Packungen, Kräuterseifen, Produkte zur Haar-, Nagel- und Fußpflege, all das kann man sich selbst herstellen. Ein paar Rezepte finden sich bei den in diesem Buch vorgestellten Kräutern. Zwei der einfachsten Möglichkeiten, die kosmetischen Eigenschaften der Kräuter zu nutzen, sind Gesichtsdampfbäder und Kräuterbäder.
Gesichtsdampfbäder
Mit einem Gesichtsdampfbad erreicht man eine porentiefe Reinigung der Gesichtshaut. Durch die Hitze wird Schweiß gebildet, der Giftstoffe ausspült, die Blutzirkulation wird angeregt, die Haut wird weich, die Poren öffnen sich und können die Wirkstoffe der Kräuter aufnehmen. Zur Vorbereitung des Dampfbads reinigen Sie Ihr Gesicht mit ihrem üblichen Reiniger. Dann bereiten Sie das Dampfbad wie oben bei der Dampfinhalation beschrieben zu. Für normale Haut verwenden Sie Brennnessel, Lavendel oder Kamille; bei fettiger Haut Ringelblume, Salbei oder Schafgarbe; bei trockener Haut Frauenmantel, Blüten und Blätter des Märzveilchens, Petersilie oder Borretsch und für die reife oder fahle Haut Holunderblüten, Löwenzahn oder Blätter und Blüten von Wiesenklee. Nach dem Dampfbad das Gesicht lau-warm, nach 5 Minuten nochmals kalt abwaschen. Damit sich die Poren schlie-ßen mit verdünntem Kräuteressig oder Aufguss von Holunderblüten, Pfefferminze, Salbei oder Schafgarbe abtupfen.
Kräuterbäder
Zur Bereitung des Bades geben Sie eine Handvoll der gewählten Kräuter in ein Stoffsäckchen, binden es zu und legen dieses ins Badewasser. Oder mischen sie | | Aufguss oder Abkochung in das Wasser. Entspannen Sie mindestens 10 Minuten in dem warmen (nicht zu heißen) Wasser. Um mit einem Kräuterbad den Kreislauf anzuregen, setzt man dem Wasser Lorbeer, Basilikum oder Fenchel hinzu. Rosmarin lindert Muskelschmerzen. Für ein Entspannungsbad können Sie ein beliebiges Kraut der auf den Seiten 194–221 genannten Kräuter wählen. Gegen Hautjucken und Muskelverspannungen empfiehlt sich ein Bad mit Kräuteressig. Geben Sie dazu 500 ml mit Kräutern versetzten Apfel- oder Weinessig ins Badewasser. Für zarte und glatte Haut sorgt ein Milchbad: Geben Sie 3 EL Vollmilchpulver zusammen mit 1 Handvoll frischer Holunder-, Kamillen- oder Lindenblüten in einem Stoffbeutel ins Badewasser.
Verwendung ätherischer Öle
Ätherische Öle sind die konzentrierten aromatischen Stoffe einer Duftpflanze. Die Stoffe befinden sich in bestimmten Zellen der Blüten, Blätter, Samen, Schalen, Wurzeln oder anderen Teilen der Pflanzen. Mehr als 400 dieser Stoffe sind inzwischen bekannt und können extrahiert werden, rund 100 davon sind im Handel.
Das ätherische Öl verleiht der Pflanze ihren Geruch und trägt zu ihren therapeutischen Eigenschaften bei. Für die Pflanze selbst hat es schützende Wirkung, für uns ist der Duft das Verlockendste. Die Aufnahme der Stoffe wirkt sich unmittelbar auf Körper, Geist und Seele aus, so kann ein ätherisches Öl die Stimmung heben, beruhigend oder anregend wirken.
Den Duft einfangen
Wir können riechen, weil Dinge wie Blumen oder Nahrungsmittel Duftmoleküle in die Luft verströmen, die beim Einatmen auf die Duftrezeptoren unserer Nasenschleimhäute treffen. Von dort wird durch Nervenbahnen ein elektrischer Impuls an unser Gehirn weitergeleitet. Deshalb lösen Gerüche auch so leicht Erinnerungen aus – riechen wir etwas, das wir mit einem früheren Ereignis verknüpfen, so ist auch dieses Ereignis wieder präsent.
Man kann die aromatischen Moleküle in Trägersubstanzen wie Öl oder Alkohol einfangen. Gibt man beispielsweise frische Jasminblüten in eine ansonsten geruchsneutrale Fettcreme, so nimmt sie den Duft der Blüten an. Die Industrie nutzt diese Möglichkeit zur Herstellung ätherischer Öle, indem sie die Aromastoffe ausdestilliert und konzentriert. Für 30 g ätherisches Rosenöl braucht man etwa 60 000 Rosenblüten.
Anwendung ätherischer Öle
Die bekannteste Verwendungsform der Öle ist die Aromatherapie: Dazu kann man das ätherische Konzentrat mit einem Trägeröl (etwa Mandelöl) vermischen und als Massageöl verwenden. Oder man bereitet einen Raumspray damit zu, den man zur Luftverbesserung, gegen Insekten und zur Stimmung-saufhellung versprüht. Bei einigen im Kräuterführer beschriebenen Kräutern finden sich Rezepte für solche Sprays, zum Beispiel ein Pfefferminz- oder ein Nelkenspray.
Warnhinweis