Handbuch Pferdepraxis -  - E-Book

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  • Herausgeber: Enke
  • Kategorie: Fachliteratur
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Gutachter lieben es, für die Fachtierarzt-Prüfung ist es unerlässlich und Praktiker finden alles, was sie brauchen: Das Standardwerk für die Pferdepraxis! - Schnell zur Diagnose mit dem einzigartigen Kapitel „Leitsymptome“ – Differenzialdiagnosen und weiterführende Untersuchungen überblicken. - Alle Organsysteme und ihre Krankheitsbilder einschließlich Untersuchungsmethoden und Therapie – nachschlagen und finden, egal wie schwierig der Fall. - Mehr als 60 Experten garantieren zeitgemäße Pferdemedizin: Das geballte Wissen aller tiermedizinischen Universitäten Deutschlands anwenden.

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EPUB

Seitenzahl: 3788

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Handbuch Pferdepraxis

Begründet von

Olof Dietz und Bernhard Huskamp

Herausgegeben von

Walter Brehm, Heidrun Gehlen, Bernhard Ohnesorge, Axel Wehrend

Unter Mitarbeit von

Claus Peter Bartmann, Ann-Kristin Barton, Christian Bauer, Natali Bauer, Michael Becker, Kai Bemmann, Astrid Bienert-Zeit, Willa Bohnet, Hartwig Bostedt, Janina Burk, Jessika-Maximiliane Cavalleri, Peter-Henning Clausen, Uta Delling, Bernd Driessen, Wolfgang Drommer, Jane-Carolin Eichel, Ilka Ute Emmerich, Sophia Ennen, Antonia Ertelt, Corinna Eule, Karsten Feige, Kerstin Fey, Kerstin Gerlach, Katharina Glos, Arthur Grabner, Ludwig Haas, Jenny Hagen, Johannes Handler, Theodor Hiepe, Klaus Hopster, Charlotte Hopster-Iversen, Rainer Hospes, Jean-Claude Ionita, Sabine Kästner, Monika Keresztes, Manfred Kietzmann, Christoph Klaus, Katharina Kluge, Michael Köhler, Christophorus Johannes Lischer, Lutz-Ferdinand Litzke, Ralf S. Mueller, Michael Nowak, Nikolaus Osterrieder, Astrid Rijkenhuizen, Anna Rötting, Georg von Samson-Himmelstjerna, Doreen Scharner, Wolfgang Scheidemann, Robert Ralf Schmitz, Eberhard Schüle, Gerald Fritz Schusser, Hans-Joachim Selbitz, Harald Sieme, Marianne Sloet van Oldruitenborgh-Oosterbaan, Peter Stadler, Guido Stadtbäumer, Stefan Tietje, Andrea Tipold, Antonia Troillet, Peter Valentin-Weigand, Monica Venner, Judith Winter

4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage

1050 Abbildungen

Vorwort zur 4. Auflage

„Ein Pferd galoppiert mit seiner Lunge,hält durch mit seinem Herzen,gewinnt mit seinem Charakter.“

(Frederico Tesio)

Mit dem Gebiet der Internistik und dem großen Feld der Orthopädie trägt der Pferdetierarzt einen entscheidenden Beitrag zur Nutzung des Sportlers Pferd bei. Damit Züchter charakterlich einwandfreie Pferde züchten können, spielt natürlich auch das Gebiet der Reproduktion medizinisch eine wichtige Rolle. Somit deckt der prägnante Spruch eines der wichtigsten italienischen Rennpferdezüchters Frederico Tesio schon ein weites Feld der Pferdemedizin ab. Es zeigt aber auch, wie Komplex die Pferdemedizin ist, da zahlreiche Organsysteme funktionell ineinandergreifen und leistungsphysiologische Aspekte in der Pferdemedizin eine wichtige Bedeutung haben. Für jeden Pferdetierarzt ist es deshalb wichtig, neben der zunehmenden Spezialisierung auch den Gesamtüberblick über alle möglichen Krankheitsgebiete und ihre Überschneidungen nicht zu verlieren. Dazu ist ein umfassendes und gebietsübergreifendes Standardwerk wie das Handbuch Pferdepraxis erforderlich.

Die letzte Auflage des Handbuches Pferdepraxis war bereits über 10 Jahre alt und es sind seitdem zahlreiche Neu- und Weiterentwicklungen von Untersuchungs- und Behandlungstechniken sowie pharmakologische und rechtliche Änderungen im Bereich der Pferdemedizin entstanden. Das machte eine komplette Überarbeitung und Neuauflage des deutschen Standardwerkes der Pferdemedizin dringend erforderlich, um die wissenschaftliche Aktualität zu erhalten. Die Überarbeitung dieses Buches ist unter neuer Herausgeberschaft und mit Hilfe zahlreicher weiterer hochkarätiger Autoren sehr erfolgreich gelungen. Zahlreiche neue Autoren und Fachleute auf dem Gebiet der Pferdemedizin konnten dafür gewonnen werden. Neue Kapitel kamen ebenfalls hinzu, so dass das Buch in vielen Bereichen neuen Input und neue Schwerpunkte erhalten hat – und auch deutlich an Umfang zugenommen hat.

Das Handbuch Pferdepraxis ist ein etabliertes Lehrbuch, das in keiner Tierarztpraxis fehlen sollte. Es ist für Tiermedizinstudierende, Pferdepraktiker, Kliniker, Fachtierärzte und Diplomates der unterschiedlichsten Fachrichtungen der Pferdemedizin als Lehrbuch und Nachschlagwerk gleichermaßen geeignet und kann somit den Tierarzt sein ganzes Arbeitsleben begleiten.

Wir bedanken uns an dieser Stelle für die tatkräftige Mitarbeit all unserer Autoren, die stete Hilfsbereitschaft zahlreicher Mitarbeiter und die freundliche Unterstützung aller Kollegen, die im Laufe der vielen Jahre an der Entstehung dieses Buches mitgeholfen haben. Den Mitarbeitern des Enke Verlages, besonders Frau Dr. Maren Warhonowicz und Frau Carolin Frotscher, möchten wir für ihre unermüdliche Betreuung dieses anspruchsvollen Buches und die stets angenehme, professionelle und engagierte Zusammenarbeit danken.

Wir hoffen damit einen entscheidenden Beitrag zum Fachwissen über Pferdemedizin beigetragen zu haben.

Walter Brehm, Leipzig

Heidrun Gehlen, Berlin

Bernhard Ohnesorge, Hannover

Axel Wehrend, Gießen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur 4. Auflage

Teil I Untersuchungen und Basisbehandlungen

1 Klinische Untersuchung

1.1 Vorbericht/Anamnese

1.2 Zwangsmaßnahmen

1.2.1 Physische Zwangsmaßnahmen

1.2.2 Pharmakologische Zwangsmaßnahmen

1.3 Kennzeichen, Signalement

1.3.1 Rasse

1.3.2 Geschlecht

1.3.3 Farbe, Abzeichen und Wirbel

1.3.4 Klinische Zahnaltersschätzung

1.3.5 Aktive Kennzeichnung

1.4 Allgemeinuntersuchung

1.5 Literatur

2 Labordiagnostische Untersuchung

2.1 Blutuntersuchung

2.1.1 Einleitung

2.1.2 Blutentnahme, Antikoagulanzien, Lagerung

2.1.3 Hämatologische Untersuchungen

2.1.4 Klinisch-chemische Blutuntersuchungen

2.1.5 Literatur

2.2 Harnuntersuchung

2.2.1 Indikation

2.2.2 Entnahmetechnik

2.2.3 Beurteilung

2.2.4 Literatur

2.3 Kotuntersuchung

2.3.1 Parasitologische Kotuntersuchung

2.3.2 Literatur

2.4 Liquoruntersuchung

2.4.1 Indikation

2.4.2 Entnahmetechnik

2.4.3 Beurteilung

2.5 Untersuchung der Bauchhöhlenflüssigkeit

2.5.1 Indikation

2.5.2 Entnahmetechnik

2.5.3 Beurteilung

2.6 Synoviauntersuchung

2.6.1 Indikation

2.6.2 Entnahmetechnik

2.6.3 Beurteilung

2.6.4 Literatur

3 Bildgebende Verfahren

3.1 Röntgenuntersuchung

3.1.1 Gerätetechnik

3.1.2 Untersuchungstechnik

3.1.3 Befunderhebung, Dokumentation und Archivierung

3.2 Computertomografie

3.2.1 Gerätetechnik

3.2.2 Untersuchungstechnik

3.2.3 Befunderhebung

3.3 Magnetresonanztomografie

3.3.1 Gerätetechnik

3.3.2 Untersuchungstechnik

3.3.3 Befunderhebung

3.4 Kontrastmitteluntersuchungen

3.4.1 Angiografie

3.4.2 Ösophagografie

3.4.3 Myelografie

3.4.4 Arthrografie und Bursografie

3.4.5 Tendografie

3.5 Ultraschalluntersuchung

3.5.1 Gerätetechnik

3.5.2 Untersuchungstechnik

3.5.3 Befunderhebung

3.6 Szintigrafie

3.6.1 Gerätetechnik

3.6.2 Untersuchungstechnik

3.6.3 Befunderhebung

3.7 Endoskopie

3.7.1 Gerätetechnik

3.7.2 Untersuchungstechnik

3.8 Literatur

4 Anästhesiologie

4.1 Allgemeine Risiken und Zulassungshinweise

4.2 Pharmaka zur Sedierung und Injektionsanästhesie

4.2.1 Neuroleptika

4.2.2 Benzodiazepine

4.2.3 α2-Agonisten

4.2.4 Chloralhydrat

4.2.5 Opioide – starke Analgetika

4.2.6 Parasympatholytika

4.2.7 Injektionsanästhetika

4.2.8 Muskelrelaxanzien

4.3 Voruntersuchung und Vorbereitung auf eine Allgemeinanästhesie

4.3.1 Voruntersuchung

4.3.2 Vorbereitung auf eine Allgemeinanästhesie

4.3.3 Anästhesieprämedikation

4.4 Sedierung und Injektionsanästhesie

4.4.1 Sedierung

4.4.2 Injektionsanästhesie

4.4.3 Esel und Maultiere

4.4.4 Fohlen

4.4.5 Balancierte oder partielle intravenöse Anästhesie (PIVA)

4.5 Inhalationsanästhesie

4.5.1 Ausrüstung und Technik

4.5.2 Inhalationsanästhetika

4.6 Aufrechterhaltung einer adäquaten respiratorischen Funktion

4.6.1 Einfluss von Körperlagerung und Narkose auf Ventilation und Durchblutung der Lunge

4.6.2 Intubation

4.6.3 Überdruckbeatmung

4.7 Aufrechterhaltung adäquater hämodynamischer Funktionen

4.7.1 Medikamentöse Unterstützung

4.7.2 Infusionstherapie

4.8 Überwachung des Pferdes während der Narkose

4.8.1 Beurteilung der Narkosetiefe

4.8.2 Überwachung der Vitalparameter

4.8.3 Überwachung des Herz-Kreislauf-Systems

4.8.4 Überwachung der Atmung

4.8.5 Überwachung der Temperatur

4.9 Management der Aufwachphase

4.9.1 Aufwachen aus der Allgemeinnarkose

4.9.2 Anforderungen an einen adäquaten Aufwachraum (Aufwachbox)

4.9.3 Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität des Aufwachens und der Minderung von Komplikationen

4.9.4 Aufweckverfahren und Methoden der Aufstehhilfe während der Aufwachphase

4.10 Perianästhetische Komplikationen

4.10.1 Komplikationen als Folge von Injektionen

4.10.2 Komplikationen im Bereich des Respirationstrakts

4.10.3 Komplikationen im Bereich des Magen-Darm-Trakts

4.10.4 Komplikationen im Bereich des Nervensystems und der Muskulatur

4.10.5 Hypothermie

4.10.6 Augenschäden

4.10.7 Nierenschäden

4.11 Schmerztherapie

4.11.1 Stellenwert der Schmerztherapie bei Equiden

4.11.2 Schmerz

4.11.3 Analgesie

4.12 Literatur

5 Medikamentenapplikation (peroral, Injektion, Infusion)

5.1 Perorale Applikation

5.2 Intramuskuläre und subkutane Applikation

5.3 Intravenöse Applikation

5.4 Infusionstherapie

5.5 Forensische Aspekte der Injektions- und Infusionsbehandlung

5.6 Literatur

6 Impfungen

6.1 Einleitung

6.2 Impfungen beim Pferd – Allgemeines

6.3 Impfungen gegen virale Krankheitserreger des Pferdes

6.3.1 Equine Herpesviren vom Typ 1 und Typ 4 (EHV-1 und EHV-4)

6.3.2 Equine Influenzaviren (EIV)

6.4 Impfungen gegen bakterielle Krankheitserreger bzw. Toxine des Pferdes

6.4.1 Tetanus

6.4.2 Rhodokokkose

6.4.3 Lyme-Borreliose

6.5 Literatur

7 Management von akuten und chronischen Wunden

7.1 Einleitung

7.2 Untersuchung des Pferdes

7.3 Vorbereitung der Wunde

7.4 Untersuchung der Wunde

7.5 Beteiligung synovialer Strukturen

7.6 Bildgebende Diagnostik

7.6.1 Sonografie

7.6.2 Röntgen

7.7 Überweisung/Erstversorgung

7.8 Wundbehandlung

7.8.1 Vorbereitung der Wunde und des Patienten

7.8.2 Wundversorgung

7.8.3 Wundverschluss

7.8.4 Drainage

7.8.5 Komplizierte Wunden

7.8.6 Sekundäre Wundheilung

7.9 Wundauflagen

7.9.1 Trockene Wundauflagen

7.9.2 Feuchte Wundauflagen

7.10 Phasen der Wundheilung

7.10.1 Entzündungsphase

7.10.2 Proliferationsphase

7.10.3 Remodellierungsphase

7.11 Wundheilungsstörungen

7.11.1 Wundinfektion der primär verschlossenen Wunde

7.11.2 Wundheilungsstörungen der sekundär heilenden Wunde

7.12 Literatur

8 Verbandslehre

8.1 Allgemeine Verbandslehre

8.1.1 Funktionen von Verbänden

8.1.2 Formen von Verbänden

8.1.3 Verbandsmaterial

8.1.4 Anlegen von Verbänden

8.2 Spezielle Verbandslehre

8.2.1 Hufverband

8.2.2 Verbände für Krone, Ballen und Fesselbeuge

8.2.3 Mittelfußverbände

8.2.4 Karpus- und Tarsusverbände, hohe Verbände

8.2.5 Hartverbände

8.2.6 Rumpfverband

8.2.7 Halsverband

8.2.8 Kopfverband

8.2.9 Schweifverband

8.3 Literatur

Teil II Erkrankungen

9 Leitsymptome

9.1 Einleitung

9.2 Einseitiger Nasenausfluss

9.3 Müdigkeit und Leistungsschwäche

9.4 Durchfall

9.5 Kolik

9.6 Husten

9.7 Atemgeräusch

9.8 Dysphagie

9.9 Chronische Abmagerung

9.10 Ödeme

9.11 Polyurie und Polydipsie

9.12 Urtikaria

9.13 Pruritus

9.14 Hämolyse

9.15 Trinkschwäche beim Fohlen

9.16 Festliegen beim Fohlen

9.17 Kolik post natum

9.18 Infertilität bei der Stute

9.19 Libidoverlust beim Hengst

9.20 Literatur

10 Hautkrankheiten

10.1 Diagnostik von Hautkrankheiten

10.1.1 Anamnese

10.1.2 Klinische Untersuchung

10.1.3 Problemliste

10.1.4 Weiterführende Untersuchungen

10.2 Nichtinfektiöse Hautkrankheiten

10.2.1 Kongenitale und erbliche Erkrankungen

10.2.2 Immunvermittelte Erkrankungen

10.2.3 Erkrankungen durch Umgebungs- und Fütterungsfaktoren

10.2.4 Erkrankungen endokriner Genese

10.2.5 Pigmentierungsstörungen und Haarveränderungen

10.3 Verhornungsstörungen, Hauthornbildung und Tumoren

10.3.1 Keratinisierungsstörungen

10.3.2 Hauttumoren

10.4 Infektiöse Hautkrankheiten

10.4.1 Bakterielle Infektionskrankheiten der Haut

10.4.2 Mykosen der Haut

10.4.3 Virale Infektionskrankheiten der Haut

10.4.4 Parasitäre Hauterkrankungen einschl. Protozoen

10.5 Krankheiten der Unterhaut und der Lymphgefäße

10.5.1 Anatomie

10.5.2 Unterhautödem

10.5.3 Serom

10.5.4 Subkutaner Abszess

10.5.5 Unterhautemphysem

10.5.6 Calcinosis circumscripta

10.6 Literatur

11 Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems

11.1 Anatomie und Physiologie

11.2 Diagnostik von Herzerkrankungen

11.2.1 Auskultation des Herzens

11.2.2 Weiterführende Untersuchungsmethoden

11.3 Endokarderkrankungen

11.3.1 Herzklappeninsuffizienz

11.3.2 Herzklappenstenosen

11.3.3 Endokarditis

11.3.4 Ruptur der Chordae tendineae

11.3.5 Endokarddivertikel und -aneurysma

11.4 Myokarderkrankungen

11.4.1 Allgemeines zu Kardiomyopathien

11.4.2 Akute Myokarditis

11.4.3 Myokardfibrose

11.4.4 Dilatative Kardiomyopathie (DCM)

11.4.5 Cor pulmonale

11.5 Perikarderkrankungen

11.5.1 Perikarditis

11.5.2 Hydroperikard

11.5.3 Hämoperikard

11.6 Herzinsuffizienz

11.7 Kongenitale Erkrankungen des Herzens und der herznahen Gefäße

11.7.1 Atriumseptumdefekt (ASD)

11.7.2 Ventrikelseptumdefekt (VSD)

11.7.3 Persistierender Ductus arteriosus (PDA)

11.7.4 Trikuspidalklappenatresie

11.7.5 Pulmonalatresie

11.7.6 Fallot-Tetralogie

11.8 Herzfrequenz- und Herzrhythmusveränderungen

11.8.1 Kardiale Reizbildung und Erregungsleitung

11.8.2 Herzrhythmusstörungen

11.9 Gefäßkrankheiten (Angiopathien)

11.9.1 Vaskulitis

11.9.2 Arterielle Erkrankungen

11.9.3 Venöse Erkrankungen

11.10 Schock

11.11 Überwachung der kardiovaskulären Funktion beim Intensivpatienten

11.12 Literatur

12 Krankheiten des hämatopoetischen Systems

12.1 Spezifische Untersuchungsverfahren

12.1.1 Blutuntersuchung

12.1.2 Knochenmarkgewinnung und -untersuchung

12.1.3 Urinuntersuchung

12.2 Rotes Blutbild

12.2.1 Anämie

12.2.2 Erythrozytose

12.3 Störungen der Hämostase

12.3.1 Disseminierte intravasale Gerinnung (DIG)

12.3.2 Thrombozytär bedingte hämorrhagische Diathesen

12.3.3 Morbus maculosus equorum

12.3.4 Gerinnungsfaktorenmangel

12.4 Leukozyten – Reaktionen und Erkrankungen

12.4.1 Reaktive Veränderungen der Leukozyten

12.4.2 Equines malignes Lymphom (EML)

12.4.3 Myeloproliferative Neoplasien

12.4.4 Immundefizienzen

12.5 Milzveränderungen

12.5.1 Splenomegalie

12.5.2 Einzelne oder multiple Umfangsvermehrungen

12.6 Bluttransfusion

12.6.1 Vollbluttransfusion

12.6.2 Transfusion von Erythrozytenkonzentrat

12.6.3 Plasmatransfusion

12.6.4 Auswahl von Blut- und Plasmaspender

12.6.5 Gewinnung von Vollblut, Erythrozytenkonzentrat und Plasma

12.6.6 Komplikationen

12.7 Literatur

13 Krankheiten der Atmungsorgane

13.1 Krankheiten des oberen Respirationstrakts

13.1.1 Untersuchungsgang

13.1.2 Veränderungen im Bereich der Nüstern

13.1.3 Erkrankungen der Nase, Nasennebenhöhlen und Nasenmuscheln

13.1.4 Veränderungen und Erkrankungen im Bereich des Pharynx

13.1.5 Erkrankungen des Kehlkopfs

13.1.6 Erkrankungen der Luftsäcke

13.1.7 Erkrankungen der Trachea

13.1.8 Neoplasien im Bereich der oberen Atemwege

13.1.9 Osteodystrophia fibrosa

13.1.10 Amyloidose

13.2 Krankheiten des unteren Respirationstrakts

13.2.1 Untersuchungsgang

13.2.2 Nichtinfektiös bedingte Erkrankungen

13.2.3 Infektiös bedingte Erkrankungen

13.2.4 Bronchopneumonie und Pneumonie bei Fohlen

13.3 Krankheiten der Pleura und der Brusthöhle

13.3.1 Pleuritis

13.3.2 Flüssigkeitsansammlungen in der Pleurahöhle

13.3.3 Pneumothorax

14 Krankheiten des Verdauungstrakts

14.1 Maulhöhle, Zähne, Zunge und Kiefer

14.1.1 Anatomische und physiologische Grundlagen

14.1.2 Sedierung und Leitungsanästhesien zur Schmerzausschaltung am Gebiss

14.1.3 Untersuchungsgang

14.1.4 Zahn- und Gebisskrankheiten

14.1.5 Krankheiten der Weichteile der Maulhöhle

14.1.6 Krankheiten der Kieferknochen

14.1.7 Literatur

14.2 Kaumuskulatur, Kiefergelenk, Speicheldrüsen und Zungenbein

14.2.1 Spezielle Untersuchung

14.2.2 Krankheiten der Kaumuskulatur

14.2.3 Krankheiten des Kiefergelenks

14.2.4 Krankheiten der Speicheldrüsen und ihrer Ausführungsgänge

14.2.5 Krankheiten der Zungenbeine

14.2.6 Literatur

14.3 Krankheiten des Ösophagus

14.3.1 Anatomie und Physiologie

14.3.2 Diagnostik von Ösophaguserkrankungen

14.3.3 Krankheiten des Ösophagus

14.4 Krankheiten des Magen-Darm-Trakts

14.4.1 Diagnostik des Kolikpferdes

14.4.2 Krankheiten des Magens

14.4.3 Krankheiten des Darmes

14.4.4 Grundlagen der Ileuschirurgie

14.4.5 Krankheiten der Bauchhöhle

14.4.6 Literatur

14.5 Krankheiten der Leber

14.5.1 Einleitung

14.5.2 Physiologie der Leberfunktion

14.5.3 Ursachen eines Ikterus

14.5.4 Diagnostik von Leberkrankheiten

14.5.5 Akute Leberkrankheiten

14.5.6 Chronische Leberkrankheiten

14.5.7 Hyperlipämie und hepatische Lipidose

14.5.8 Amyloidose der Leber

14.5.9 Hepatische Enzephalopathie (HE)

14.5.10 Allgemeine Therapiemaßnahmen bei Leberkrankheiten

14.5.11 Literatur

15 Krankheiten der Harnorgane

15.1 Einleitung

15.2 Harnwegsinfektionen

15.3 Akutes Nierenversagen

15.4 Chronisches Nierenversagen (Urämie)

15.5 Renale tubuläre Azidose

15.6 Harninkontinenz

15.7 Urolithiasis

15.8 Harnblasenverlagerungen

15.9 Fehlbildungen der Harnwege

15.10 Tumoren der Harnorgane

15.10.1 Nierentumoren

15.10.2 Harnblasentumoren

15.11 Harnblasenruptur

15.12 Literatur

16 Reproduktionsstörungen

16.1 Reproduktionsstörungen beim weiblichen Tier

16.1.1 Störungen der Geschlechtsentwicklung

16.1.2 Regulation der weiblichen Fortpflanzung

16.1.3 Gynäkologische Untersuchung

16.1.4 Erkrankungen von Vulva und Vagina

16.1.5 Erkrankungen der Zervix

16.1.6 Erkrankungen des Uterus

16.1.7 Erkrankungen der Eileiter

16.1.8 Erkrankungen der Ovarien

16.1.9 Eutererkrankungen

16.1.10 Medikamentöse Beeinflussung der Fortpflanzung

16.1.11 Instrumentelle Samenübertragung

16.1.12 Trächtigkeit

16.1.13 Geburtshilfe

16.1.14 Geburtsverletzungen

16.1.15 Postpartale Periode

16.1.16 Gestütsbetreuung

16.2 Reproduktionsstörungen beim männlichen Tier

16.2.1 Störungen der Geschlechtsentwicklung

16.2.2 Regulation der männlichen Fortpflanzung

16.2.3 Andrologische Untersuchung

16.2.4 Ausschaltung des Geschlechtstriebs

16.2.5 Erkrankungen der Hoden und der Nebenhoden

16.2.6 Erkrankungen des Samenstrangs

16.2.7 Erkrankungen des Skrotums und Präputiums

16.2.8 Erkrankungen des Penis

16.2.9 Deckinfektionen

16.2.10 Erkrankungen des akzessorischen Geschlechtsdrüsen

16.2.11 Mangelnde Libido sexualis

16.2.12 Erektionsstörungen

16.2.13 Ejakulationsstörungen

16.2.14 Literatur

17 Krankheiten des neugeborenen Fohlens

17.1 Physiologische Besonderheiten

17.2 Erstversorgung des neugeborenen Fohlens

17.2.1 Reifebewertung

17.2.2 Untersuchungsgang

17.2.3 Nabelpflege

17.2.4 Kolostrumversorgung

17.3 Medikamenteneinsatz beim Fohlen

17.4 Parenterale Ernährung und Intensivtherapie

17.4.1 Unterbringung des Fohlens

17.4.2 Management und Pflege

17.4.3 Partielle bzw. Totale Parenterale Ernährung (PPE/TPE)

17.5 Mutterlose Aufzucht

17.5.1 Handaufzucht

17.5.2 Ammenstute

17.6 Leitsymptome

17.7 Kongenitale Defekte

17.7.1 Kopf- und Halsbereich

17.7.2 Abdomen

17.7.3 Innere Organe

17.7.4 Bewegungsapparat

17.7.5 Nervensystem

17.7.6 Haut

17.7.7 Systemische Erkrankungen

17.8 Prämaturität/Dysmaturität

17.9 Erworbene Erkrankungen

17.9.1 Geburtsverletzungen

17.9.2 Störungen der Atemfunktion und Erkrankungen der Luftwege

17.9.3 Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems

17.9.4 Erkrankungen des Verdauungstrakts

17.9.5 Erkrankungen des Nabels

17.9.6 Erkrankungen des Urogenitalsystems

17.9.7 Erkrankungen des Bewegungsapparats

17.9.8 Neurologische Erkrankungen

17.9.9 Allgemeinerkrankungen

17.10 Literatur

18 Krankheiten des Nervensystems

18.1  Untersuchungsgang

18.1.1 Signalement und Anamnese

18.1.2 Bewusstsein, Haltung und Verhalten

18.1.3 Gang, Haltungs- und Stellreaktionen

18.1.4 Kopfnervenfunktionen

18.1.5 Spinale Reflexe

18.1.6 Sensibilität

18.1.7 Literatur

18.2  Nichtinfektiöse Krankheiten des Nervensystems

18.2.1 Hitzeschäden

18.2.2 Trauma des zentralen Nervensystems

18.2.3 Epilepsie

18.2.4 Narkolepsie

18.2.5 Vestibularsyndrom

18.2.6 Leitsymptom Ataxie

18.2.7 Cauda-equina-Syndrom

18.2.8 Headshaking

18.2.9 Erkrankungen peripherer Nerven

18.2.10 Degenerative Erkrankungen

18.3  Infektiöse Krankheiten des Nervensystems

18.3.1 Virusinfektionen

18.3.2 Bakteriell bedingte Krankheiten

18.3.3 Protozoäre Infektionen

18.3.4 Parasitosen

19 Krankheiten der Sinnesorgane

19.1 Augenkrankheiten

19.1.1 Untersuchung der Augen

19.1.2 Krankheiten des Auges

19.1.3 Literatur

19.2  Ohrenkrankheiten

19.2.1 Spezielle Untersuchung

19.2.2 Krankheiten der Ohrmuschel

19.2.3 Krankheiten des äußeren Gehörgangs

19.2.4 Krankheiten des Mittel- und Innenohrs

19.2.5 Literatur

20 Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten

20.1 Störungen im hypothalamisch-hypophysären System

20.1.1 Literatur

20.1.2 Dysfunktion des Hypophysen-Zwischenlappens (PPID)

20.1.3 Hormonelle Diagnostik der PPID

20.1.4 Literatur

20.2 Krankheiten der Nebennieren

20.2.1 Phäochromozytom

20.2.2 Hyperadrenokortizismus

20.2.3 Literatur

20.3 Krankheiten des endokrinen Pankreas

20.3.1 Diagnostik der Insulinresistenz

20.3.2 Equines metabolisches Syndrom

20.3.3 Literatur

20.4 Krankheiten der Schilddrüse

20.4.1 Anatomie und Physiologie

20.4.2 Diagnostik von Schilddrüsenerkrankungen

20.4.3 Krankheiten der Schilddrüse

20.4.4 Literatur

20.5 Krankheiten der Nebenschilddrüse/Störungen der Kalziumhomöostase

20.5.1 Kalziumhomöostase (Hyper-, Hypokalzämie)

20.5.2 Hyperparathyreoidismus

21 Krankheiten des Bewegungsapparats

21.1  Lahmheitsdiagnostik

21.1.1 Indikation

21.1.2 Anamnese

21.1.3 Untersuchung im Stand

21.1.4 Untersuchung in der Bewegung

21.1.5 Diagnostische Anästhesie

21.1.6 Literatur

21.2 Pathophysiologische und therapeutische Grundsätze

21.2.1 Passiver Bewegungsapparat

21.2.2 Aktiver Bewegungsapparat – Muskulatur

21.2.3 Regenerative Therapieformen

21.3 Krankheiten des Schädels, des Genicks, des Halses, des Widerrists, der Wirbelsäule und des Beckens

21.3.1 Biodynamik der Lokomotion

21.3.2 Krankheiten des Schädels

21.3.3 Krankheiten des Genicks

21.3.4 Krankheiten der Halswirbelsäule

21.3.5 Krankheiten des Widerrists

21.3.6 Krankheiten der Brust- und Lendenwirbelsäule

21.3.7 Krankheiten der Kreuzbeinregion und des Beckens

21.3.8 Krankheiten der Schwanzwirbelsäule

21.3.9 Literatur

21.4 Krankheiten der proximalen Schultergliedmaße

21.4.1 Krankheiten an Schulter und Oberarm

21.4.2 Krankheiten am Ellbogen

21.4.3 Krankheiten am Unterarm

21.4.4 Krankheiten am Karpalgelenk

21.4.5 Literatur

21.5 Krankheiten der proximalen Beckengliedmaße

21.5.1 Krankheiten der Hüfte und des Oberschenkels

21.5.2 Krankheiten am Knie

21.5.3 Krankheiten am Unterschenkel

21.5.4 Krankheiten am Sprunggelenk

21.5.5 Literatur

21.6 Krankheiten der distalen Gliedmaßen

21.6.1 Krankheiten am Mittelfuß

21.6.2 Krankheiten an Fesselgelenk und Fessel

21.6.3 Krankheiten an Krone, Krongelenk und Kronbein

21.6.4 Krankheiten im Bereich des Hufes

21.6.5 Grundlagen der Hufpflege und des Hufbeschlags

21.7 Fehlstellungen der Gliedmaßen

21.7.1 Achsenfehlstellungen

21.7.2 Beugefehlstellungen

22 Infektionskrankheiten

22.1  Virusinfektionen

22.1.1 Herpesvirusinfektionen

22.1.2 Equine Influenza

22.1.3 Equine Virusarteritis (EVA)

22.1.4 Equine infektiöse Anämie (EIA)

22.1.5 Afrikanische Pferdepest

22.1.6 Tollwut

22.1.7 Stomatitis vesicularis

22.1.8 Borna-Krankheit

22.1.9 West-Nil-Fieber

22.2  Bakteriell bedingte Krankheiten

22.2.1 Infektionen mit multiresistenten Keimen

22.2.2 Leptospirose

22.2.3 Tuberkulose

22.2.4 Milzbrand

22.2.5 Rotz

22.2.6 Melioidose

22.2.7 Listeriose

22.2.8 Druse

22.2.9 Salmonellose

22.2.10 Borreliose

22.2.11 Anaplasmose

22.2.12 Botulismus

22.2.13 Tetanus

22.3 Parasitosen

22.3.1 Strategisches Management von Parasitosen

22.3.2 Literatur

23 Verhaltensmedizin

23.1  Einleitung

23.2  Anamnese in der Verhaltensmedizin

23.3  Allgemeine Aspekte der Therapie

23.4  Normalverhalten des Pferdes

23.5 Problemverhalten des Pferdes

23.5.1 Unerwünschtes Verhalten

23.5.2 Verhaltensstörungen

23.6 Literatur

Teil III Rechtliches

24 Tierschutz beim Pferd

24.1 Historische Entwicklung

24.2 Verantwortung des Tierarztes für den Tierschutz

24.2.1 Interessen des Pferdes

24.2.2 Interessen des Tierhalters: ökonomische Situation, sportlicher Ehrgeiz, emotionale Bindung

24.2.3 Intensivmedizin

24.3 Tierschutzrecht

24.3.1 Tierschutzgesetz

24.3.2 Tierschutzrechtliche Vorschriften zum Transport

24.3.3 Tierschutzrechtliche Vorschriften zum Schlachten und Töten

24.3.4 Gutachten und Leitlinien

24.4 Tierschutzgerechter Umgang mit Pferden

24.4.1 Haltung

24.4.2 Nutzung

24.4.3 Transport

24.4.4 Tötung

24.5 Literatur

25 Kaufrecht und tierärztliche Kaufuntersuchung beim Pferd

25.1 Kaufrecht

25.1.1 Historie des Viehkaufrechts

25.1.2 Heutiges Kaufrecht

25.1.3 Der neue Mangeltatbestand

25.1.4 Verbrauchsgüterkauf

25.2 Kaufuntersuchung

25.2.1 Auftrag

25.2.2 Inhalt

25.2.3 Form

25.2.4 Umfang

25.2.5 Untersuchungsbedingungen

25.2.6 Abbruch der Untersuchung

25.2.7 Einschränkung und Erweiterung der Untersuchung

25.2.8 Zweckbestimmung

25.2.9 Honorar

25.3 Sorgfaltspflicht des Tierarztes bei der Kaufuntersuchung

25.3.1 Aufklärung

25.3.2 Untersuchung

25.3.3 Dokumentation

25.3.4 Aus- und Fortbildung

25.3.5 Schweigepflicht

25.4 Risiken der Kaufuntersuchung für den Tierarzt

25.4.1 Anfertigung und Interpretation von Röntgenaufnahmen

25.4.2 Sorgfältige Befunderhebung

25.4.3 Objektivität

25.4.4 Haftung und Versicherung

25.4.5 Haftungsverhältnis zwischen Tierarzt und Verkäufer

25.5 Literatur

26 Tierärztliche Betreuung von Pferdesportveranstaltungen

26.1 Einleitung

26.2 Definition des Begriffs „Turniertierarzt“

26.3 Der turniertierärztliche Betreuungsvertrag

26.4 Aufgaben und Ausrüstung des Turniertierarztes

26.5 Erste Hilfe beim schwer verletzten Turnierpferd

26.6 Kontrollaufgaben

26.6.1 Verfassungsprüfungen

26.6.2 Pferdekontrollen

26.6.3 Medikationskontrollen

26.6.4 Impfpflicht

26.7 Ausblick

26.8 Literatur

27 Arzneimittelrechtliche Bestimmungen

27.1 Arzneimittelrechtliche Grundlagen (Stand: Februar 2016)

27.2 Rückstandshöchstmengenverordnung (EG) Nr. 470/2009 mit VO (EU) Nr. 37/2010

27.3 Liste wesentlicher Arzneistoffe zur Behandlung von Pferden VO (EU) Nr. 122/2013

27.4 Equidenpass

27.4.1 Nicht zur Schlachtung bestimmte Pferde mit Equidenpass

27.4.2 Zur Schlachtung bestimmte Pferde mit Equidenpass

27.4.3 Pferde ohne Equidenpass

27.4.4 Klassifizierung Schlachtpferd oder Nicht-Schlachtpferd?

27.5 Tierhalter-Arzneimittel-Nachweisverordnung, sog. Bestandsbuch

27.6 Arzneimittelanwendungs- und -abgabedokumentation

27.7 Herstellung von Arzneimitteln mit stofflicher Bearbeitung in der tierärztlichen Hausapotheke

27.7.1 Herstellung mit frei verkäuflichen Stoffen

27.7.2 Herstellung von Homöopathika

27.7.3 Umfüllen und Abpacken von Fertigarzneimitteln in unveränderter Form

27.7.4 Herstellung aus Fertigarzneimitteln zur Anwendung durch den Tierarzt selbst

27.7.5 Herstellung von Arzneimitteln auf tierärztliche Verschreibung in öffentlichen Apotheken im „Therapienotstand“

27.8 Versandhandel

27.8.1 Gesetzliche Grundlagen des Versandhandels von Tierarzneimitteln

27.8.2 Versandhandel von Arzneimitteln für Pferde

27.8.3 Versand von Homöopathika für Pferde

27.8.4 Ausnahmen vom Versandhandelsverbot für Pferde

27.8.5 Bezug per Versand durch den Tierhalter

27.9 Literatur

28 Doping im Pferdesport

28.1 Definition und geschichtliche Entwicklung

28.2 Rechtliche Regelungen und Bestimmungen der Pferdesportverbände

28.2.1 Rechtliche Regelungen

28.2.2 Bestimmungen der Pferdesportverbände

28.3 Dopingmittel und Dopingformen

28.3.1 Doping auf Sieg

28.3.2 Doping zur Wiederherstellung der normalen Leistungsfähigkeit

28.3.3 Doping mit körpereigenen Substanzen

28.3.4 Physikalisches Doping

28.3.5 Doping auf Niederlage

28.3.6 Unbeabsichtigtes Doping

28.3.7 Maßnahmen zur Erschwerung des Dopingnachweises

28.4 Dopingkontrolle

28.4.1 Durchführung

Autorenvorstellung

Anschriften

Sachverzeichnis

Impressum

Teil I Untersuchungen und Basisbehandlungen

1 Klinische Untersuchung

2 Labordiagnostische Untersuchung

3 Bildgebende Verfahren

4 Anästhesiologie

5 Medikamentenapplikation (peroral, Injektion, Infusion)

6 Impfungen

7 Management von akuten und chronischen Wunden

8 Verbandslehre

1 Klinische Untersuchung

Claus Peter Bartmann, Heidrun Gehlen

1.1 Vorbericht/Anamnese

Vor der klinischen Untersuchung eines Pferdes werden überwiegend anhand einer Besitzerbefragung, aber auch durch Einsicht in Behandlungsunterlagen, Identifizierungs- oder Impfdokumente für das Krankheitsgeschehen relevante Informationen gewonnen. Dabei stehen Angaben zu Haltung, Fütterung und Gebrauchszweck sowie zu Dauer, Art und Entwicklung von Symptomen wie auch etwaige Vorbehandlungen im Vordergrund.

1.2 Zwangsmaßnahmen

Der Umgang mit dem Pferd ist, allein schon aufgrund dessen Größe und Körpermasse, mit einem Risiko für den Untersucher behaftet. Darüber hinaus sind auch beim domestizierten Pferd die Eigenschaften als Fluchttier im Grundverhaltensmuster nach wie vor vorhanden. Fluchttiere reagieren auf ungewohnte und für sie beunruhigende Situationen häufig ängstlich oder abwehrend. Der Versuch des Tieres, sich einer Untersuchung oder Behandlung zu entziehen, kann somit sowohl das Pferd selbst, aber auch beteiligte Personen wesentlich gefährden ▶ [1], ▶ [5].

Vertrauensbildende Maßnahmen, eine Gegenkonditionierung oder eine ruhige und rücksichtsvolle Vorgehensweise gehören zum fachgerechten Umgang mit dem Pferd, sind aber kein Garant für dessen Toleranz gegenüber diagnostischen Maßnahmen. Unangenehme Erfahrungen des Pferdes können im Umkehrschluss zu einer negativen Verstärkung und Zunahme eines Abwehrverhaltens führen ▶ [14].

Bei entsprechender tierärztlicher Indikation sind durch geeignete Zwangsmaßnahmen Abwehrbewegungen zwar nicht absolut ausgeschlossen, das Risiko dafür ist aber wesentlich reduziert. Nicht zuletzt soll der Tierarzt im Rahmen der Sorgfaltspflicht auch Schaden von seinen Gehilfen abwenden ▶ [4].

1.2.1 Physische Zwangsmaßnahmen

Bei den physischen Zwangsmaßnahmen handelt es sich in erster Linie um Maßnahmen zur mechanischen Einwirkung auf das Pferd und zur Fixierung des gesamten Pferdes oder einzelner Körperteile. Dazu werden auch Hilfsmittel herangezogen ( ▶ Abb. 1.1).

Abb. 1.1 Korrekt angelegte Oberlippenbremse. Das Pferd ist zusätzlich am Halfter fixiert.

In der internationalen Fachliteratur lassen sich erhebliche Unterschiede bezüglich der Indikation, Durchführung und Akzeptanz physischer Zwangsmaßnahmen beim Pferd feststellen ▶ [1], ▶ [4], ▶ [5], ▶ [7]. Unter Beachtung nationaler tierschutzrechtlicher Bestimmungen sowie ethischer und tiermedizinischer Aspekte besteht auch bei der Anwendung von physischen Zwangsmaßnahmen die Verpflichtung, die physische und psychische Gesundheit des Pferdes zu erhalten ▶ [1], ▶ [13]. Somit sind Zwangsmaßnahmen, welche entweder zu körperlichen Beschädigungen oder Angst- und Panikzuständen führen, nicht anzuwenden. Grundsätzlich sollte auch nach Überprüfung der Indikation nach dem Prinzip des geringsten notwendigen Zwangs vorgegangen werden ▶ [1], ▶ [7].

Vor diesem Hintergrund kann eine Unterteilung in geeignete sowie ungeeignete und inakzeptable Zwangsmaßnahmen erfolgen.

Geeignete Zwangsmaßnahmen sind folgende:

Halfter, Trense, Führstrick

Haltegriff an Schweifrübe und Hals beim Fohlen

Oberlippenstrickbremse, „Nasenbremse“

Aufhalten einer Vordergliedmaße

Aufziehen einer Hautfalte

Ohrgrundgriff

Kappzaum

Maulöffner ohne Verletzungsgefahr

Spannen der Hintergliedmaße

Untersuchungsstand

Ungeeignete, inakzeptable Zwangsmaßnahmen sind dagegen:

„Polnische“ Bremse

Scharnierbremse aus Eisen

Maulschleimhautbremsen mit Flaschenzug

Einsatz der Bremse an Unterlippe oder Ohrmuschel

Fixierung ausschließlich an der Zunge

Rarey-Riemen

Maulöffner mit Verletzungsgefahr

Aufziehen der Hintergliedmaße mit Seil durch Fixierring

Ablegen mit Wurfzeug ohne Einsatz geeigneter Pharmaka

1.2.2 Pharmakologische Zwangsmaßnahmen

Der Einsatz pharmakologischer Zwangsmaßnahmen ist angezeigt, wenn mechanische Zwangsmaßnahmen nicht zur benötigten oder stressarmen Fixierung des Pferdes führen, wenn aggressive oder besonders scheue Patienten betreut werden müssen oder besonderer technischer Aufwand erforderlich ist. Dazu werden Beruhigungsmittel (Sedativa) eingesetzt.

Eine Sedierung wird als psychische Dämpfung und Beruhigung durch Verabreichung pharmakologischer Wirkstoffe im Rahmen einer Prämedikation oder Analgosedierung verstanden.

Durch eine Sedierung werden viele Untersuchungen und Behandlungen am stehenden Pferd möglich. Die relaxierende Wirkung der in der Pferdemedizin eingesetzten Sedativa führt bei Untersuchungen der Maulhöhle gleichzeitig zu einer Reduzierung störender Zungen- und Kaubewegungen.

Die beim Pferd zur Sedierung überwiegend eingesetzten α2-Adrenozeptoragonisten Xylazin, Detomidin und Romifidin weisen zudem neben ihrer sedierenden noch eine analgetische Wirkung auf. Die sedierende und analgetische Wirkung kann durch Kombination mit den synthetischen Opioiden Levomethadon und Butorphanol verstärkt werden.

Mit der beruhigenden Wirkung einer Sedierung wird man auch der grundlegenden tierschutzrechtlichen Anforderung der Vermeidung von Leiden und Schäden für ein Tier gerecht. Mit einer fachgerechten Sedierung soll die Belastung des Pferdes bei diagnostischen und operativen Eingriffen minimiert werden.

Ob die gewählte Sedierung für die therapeutischen Maßnahmen auch vor dem Hintergrund einer erforderlichen Schmerzausschaltung ausreichend ist, muss vom individuellen Fall, dem Ergebnis der Untersuchung und der daraus resultierenden Eingriffe abhängig gemacht werden.

1.3 Kennzeichen, Signalement

Eine sichere Identifikation und Wiedererkennung des Pferdes durch die Dokumentation seiner unveränderlichen Kennzeichen oder durch eine elektronische Identifizierung ist aus Gründen der tierärztlichen Dokumentationspflicht, aber auch durch Rechtsgrundlagen bedingt, erforderlich ▶ [4]. Zu den Kennzeichen des Pferdes gehören neben dessen Rassezugehörigkeit das Geschlecht, die Farbe und die Abzeichen, das Alter sowie im Rahmen der aktiven Kennzeichnung erworbene Abzeichen oder Transpondernummern.

1.3.1 Rasse

Die vielseitige Nutzung des Pferdes als Arbeits-, Sport- und Freizeitpferd setzt eine spezielle Ausrichtung der Zucht voraus, was die große Rassenvielfalt des Hauspferdes erklärt. Die typischen Kennzeichen und Verbreitungen der einzelnen Rassen müssen der tierzüchterischen Fachliteratur entnommen werden.

1.3.2 Geschlecht

Die geschlechtsspezifische Bezeichnung des Pferdes ist Stute für weibliche Pferde, Hengst für männliche Pferde und Wallach für vollständig kastrierte Hengste.

1.3.3 Farbe, Abzeichen und Wirbel

Die internationalen Bezeichnungen für die Farben des Pferdes weichen zum Teil erheblich voneinander ab. Die deutschsprachige Beschreibung der Farben wird durch die Farbe von Schopf, Mähne, Schweif und Kötenbehängen als Schutzhaare sowie der Deckhaare des Pferdes bestimmt. Dadurch ergeben sich als Grundfarben Rappe, Brauner, Fuchs, Schimmel, Albino, Isabell, Falbe, Schecke, Tiger, Palomino und Appaloosa ▶ [3].

Unverwechselbare Abzeichen können entsprechend ihrer sichtbaren Lage beschrieben oder in einer grafischen Darstellung festgehalten werden. Dazu zählen in erster Linie Haarwirbel und weiße Abzeichen am Kopf sowie an den Gliedmaßen. Auch unveränderliche Besonderheiten des Felles als Stichelhaare, dunkle Abzeichen oder Flecke sowie Zebrastreifen, Widerriststreifen und Aalstrich ( ▶ Abb. 1.2) werden berücksichtigt. Ein teilweiser oder vollständiger Pigmentmangel der Iris wird als Birk- oder Glasauge ( ▶ Abb. 1.3) dokumentiert. Unveränderlichen Charakter besitzen auch äußerlich erkennbare Muskeldellen oder Narben.

Abb. 1.2 Widerriststreifen und Aalstrich bei einer braunen Maultierstute.

Abb. 1.3 Vollständiger Pigmentmangel der Iris (Glasauge).

1.3.4 Klinische Zahnaltersschätzung

Beim Pferd mit einem anatomisch regulären Gebiss kann eine Altersschätzung anhand einer klinischen Beurteilung der Zähne vorgenommen werden ▶ [2], ▶ [8], ▶ [12]. Besonders an den Schneidezähnen kommt es durch die fortschreitende Abnutzung zu sichtbaren morphologischen Veränderungen der Form und Lage der Zähne. Vor allem das Erscheinungsbild der Schneidezähne wird somit zur Altersschätzung herangezogen, da der Zahnabrieb in Beziehung zum Alter des Pferdes steht.

Obwohl dies, vor allem bis zum 8. Lebensjahr, vergleichsweise genau möglich ist, sollte der Charakter einer Schätzung bei der Formulierung einer Altersdiagnose Berücksichtigung finden. Zahn-, Gebiss- oder Kieferanomalien, das Fehlen einzelner Zähne oder Verhaltensabweichungen mit Auswirkungen auf den Schneidezahnabrieb wie Aufsetzkoppen oder Krippenwetzen können die Genauigkeit der Zahnaltersschätzung beeinträchtigen oder diese weitgehend unmöglich machen. Mit zunehmendem Alter werden die Anhaltspunkte auf das Alter insgesamt ungenauer ▶ [2], ▶ [8], ▶ [13].

1.3.4.1 Grundlagen der Altersbestimmung

Die klinische Altersschätzung beim Pferd wird anhand

des Eintritts der Zähne in die Maulhöhle und

des Zahnwechsels

sowie folgender weiterer altersbedingter Befunde an den Schneidezähnen vorgenommen:

Schneidezahnrichtung

Verschwinden der Kunden

Auftreten des Zahnsternchens

Auftreten und Verschwinden des Einbisses

Auftreten und Verlauf der Galvayne-Rinne

Form der Reibeflächen der Unterkieferschneidezähne

Dazu werden im ersten Untersuchungsschritt die Lippen des Pferdes auseinandergezogen und das Schneidezahnbild mit Aufbiss von vorne und von der Seite betrachtet. Mit Hilfe des Zungengriffs ist danach die Betrachtung der Kauflächen der Schneidezähne sowie mit Einschränkung die Identifizierung der Prämolaren und Molaren in der Maulhöhle möglich.

1.3.4.2 Durchtritt und Wechsel der Schneidezähne

Als erste Generation der Schneidezähne treten die Milchschneidezähne (Dentes incisivi decidui Id1–3) in die Maulhöhle durch ( ▶ Abb. 1.4). Dieser Durchtritt erfolgt bei den

Zangen (Id1) mit etwa 5–8 Tagen,

Mittelzähnen (Id2) mit etwa 5–8 Wochen,

Eckschneidezähnen (Id3) mit etwa 5–9 Monaten.

Der Zahnwechsel und Durchtritt der sich lingual oder palatinal der Milchschneidezähne entwickelnden permanenten Schneidezähne erfolgt im Ober- und Unterkiefer annähernd zeitgleich, bei den

Zangen (I1), mit 2,5–3 Jahren ( ▶ Abb. 1.5),

Mittelzähnen (I2) mit 3,5–4 Jahren und den

Eckschneidezähnen (Id3) mit 4,5 Jahren.

Die permanenten Schneidezähne sind größer als die Milchschneidezähne, von gelblicher Farbe, zungenseitig konkav und an ihrer labialen Seite konvex. Die Schneidezähne des Oberkiefers sind kürzer und stärker gebogen als die des Unterkiefers. Etwa ein halbes Jahr nach ihrem Durchtritt in die Maulhöhle treten gegenüberstehende Schneidezähne in Reibung.

Abb. 1.4 Schneidezahnbild von vorne bei einem Warmblutfohlen im Alter von 7 Wochen. Milchschneidezähne: Die Zangen sind durchgetreten und hochgewachsen, die Mittelzähne durchgetreten.

Abb. 1.5 Wechselgebiss bei einem Warmblutpferd im Alter von 3 Jahren: Die Zangen sind bereits gewechselt und in Reibung.

1.3.4.3 Altersbedingte Veränderungen an den Schneidezähnen

Sowohl Milchschneidezähne als auch permanente Schneidezähne besitzen schmelzberandete Vertiefungen auf der Kaufläche, die Kunden, die durch den Zahnabrieb zunehmend reduziert werden. Der vollständige Abrieb der ursprünglich etwa 3–4 mm tiefen Kunde der Milchschneidezähne ist erfolgt bei den

Zangen mit etwa 10–12 Monaten,

Mittelzähnen mit etwa 12–18 Monaten,

Eckschneidezähnen mit 18–24 Monaten.

Die Kundentiefe beträgt vor Beginn des Abriebs in den Schneidezähnen des Unterkiefers etwa 6 mm, in denen des Oberkiefers etwa 12–15 mm. Von einer Kunde wird gesprochen, solange noch eine deutliche Vertiefung zu erkennen ist, die etwa haferkorngroß ist ( ▶ Abb. 1.6).

Abb. 1.6 Aufsicht auf die Kauflächen der Oberkieferschneidezähne bei einem Warmblutpferd im Alter von 9,5 Jahren: Kunden an Mittelzähnen und Eckschneidezähnen, Zangen nur Kundenreste, Einbiss an den Eckschneidezähnen erkennbar.

Geringere Vertiefungen werden als Kundenrest bezeichnet. Bei einem jährlichen Längenabrieb der Ersatzschneidezähne von etwa 2 mm liegt ein querovaler Kundenrest vor, an den

I1 Unterkiefer ab 6 Jahren,

I2 Unterkiefer ab 7 Jahren,

I3 Unterkiefer ab 8 Jahren,

I1 Oberkiefer ab 9 Jahren,

I2 Oberkiefer ab 10 Jahren,

I3 Oberkiefer ab 11 Jahren.

Die Pulpahöhle des sich abreibenden Schneidezahnes füllt sich zunehmend mit gelbbraunem Ersatzdentin, damit es nicht zu einem Freilegen der Pulpa an der Kaufläche kommt. Bei fortschreitender Abreibung des Zahnes tritt dieses Ersatzdentin vom Kundenrest aus betrachtet labial als Zahnsternchen in Erscheinung. Die Zahnsternchen der Oberkieferschneidezähne lassen sich bezüglich ihres Auftretens zeitlich nur ungenau zuordnen. Dagegen gelten als Richtwerte für das Erscheinen des Zahnsternchens der Unterkieferschneidezähne:

I1 ab 6 Jahren

I2 ab 8 Jahren

I3 ab 10 Jahren

Bei Pferden ab einem Alter von 15 Jahren ist nur noch das Zahnsternchen, aber kein Kundenrest mehr zu erkennen ( ▶ Abb. 1.7).

Entsprechend der Abnutzung wird der Schneidezahn aus dem Zahnfach gleichmäßig vorgeschoben. Pferde mit einem regelmäßigen Zahnabrieb und Nachschub haben eine konstante Zahnkronenlänge. Da sich die Form des Zahnes von der Krone zur Wurzel ändert, ändern sich entsprechend auch der Zahnquerschnitt und die Form der Kaufläche, Facies occlusalis, von queroval über rundlich-dreieckig bis längsoval ( ▶ Abb. 1.7, ▶ Tab. 1.1). Gleichzeitig erfährt die Form des Schneidezahnbogens in der Aufsicht eine Formveränderung von halbkreisförmig bis annähernd gerade ▶ [2], ▶ [8].

Abb. 1.7 Schneidezahnbild bei einer Stute im Alter von 20 Jahren: Winkelgebiss, Reibefläche der Unterkieferschneidezähne dreieckig, Zahnsternchen, Galvayne-Rinne über die gesamte Zahnlänge und Einbiss am Eckschneidezahn.

Tab. 1.1

 Form der Reibefläche an den Ersatzschneidezähnen des Unterkiefers in Abhängigkeit vom Alter.

Schneidezahn

queroval

rundlich

dreieckig

längsoval

I1

bis 11 Jahre

12–17 Jahre

18–23 Jahre

> 23 Jahre

I2

bis 12 Jahre

13–18 Jahre

19–24 Jahre

> 24 Jahre

I3

bis 13 Jahre

14–19 Jahre

20–25 Jahre

> 25 Jahre

Das Schneidezahngebiss des Pferdes erfährt im Verlauf der Lebensjahre von der Seite her betrachtet eine Streckung. Die Bestimmung der Zahnwinkelform eignet sich zur ersten Einordnung des Alters eines Pferdes in jung, mittelalt und alt. Bis zu einem Alter von 8 Jahren stehen die Schneidezahnbögen annähernd senkrecht aufeinander, was als Zangengebiss bezeichnet wird. Im Alter von 8–15 Jahren erlangen die Unterkieferschneidezähne bereits eine gestreckte Form, während die insgesamt kürzeren, aber stärker gebogeneren Oberkieferschneidezähne noch senkrechten Aufbiss erfahren, was als Halbzangengebiss bezeichnet wird ( ▶ Abb. 1.8). Ab dem 15. Lebensjahr sind auch die Schneidezähne des Oberkiefers eher gestreckt. Bei geschlossenen Kiefern bilden nun die Schneidezahnbögen von der Seite betrachtet einen spitzen Winkel miteinander, was als Winkelgebiss bezeichnet wird ( ▶ Abb. 1.9) ▶ [2], ▶ [8].

Abb. 1.8 Schneidezahnbild einer Warmblutstute im Alter von 10 Jahren: Halbzangengebiss, Galvayne-Rinne im oberen Zahnviertel und Einbiss am Eckschneidezahn.

Abb. 1.9 Schneidezahnbild eines Warmblutwallachs im Alter von 22 Jahren. Winkelgebiss, Überbiss, Galvayne-Rinne in unteren 75% der Zahnlänge und Einbiss am Eckschneidezahn.

Bedingt durch die Wachstums- und Eruptionsvorgänge an Zähnen, Zahnfächern und Kiefer strecken sich die Schneidezähne des Unterkiefers zeitlich vor denen des Oberkiefers. Dadurch hat zeitweise der Eckschneidezahn des Oberkiefers in seinem distalen Abschnitt keinen Gegenbiss, während seine mesialen zwei Drittel durch den Antagonisten Abrieb erfahren. Dadurch entsteht im distalen Abschnitt der Eckschneidezähne des Oberkiefers ein hakenförmiger Überstand, was insgesamt als Einbiss bezeichnet wird ( ▶ Abb. 1.7, ▶ Abb. 1.8, ▶ Tab. 1.2). Innerhalb von 1–2 Jahren reibt sich der Haken wieder ab, da es im Folgenden zur Streckung des Oberkieferzahnbogens und damit zur Reibung an der gesamten Kaufläche des I3 kommt. Aufgrund der schubweisen Streckung der Schneidezahnbögen können mehrere Einbisse zeitversetzt auftreten und sind vorübergehende, altersphysiologische Erscheinungen, die keiner Behandlung bedürfen.

Tab. 1.2

 Auftreten und Verschwinden des Einbisses an den I

3

des Oberkiefers in Abhängigkeit vom Alter.

Auftreten

Verschwinden

1. Einbiss

9 Jahre

11–12 Jahre

2. Einbiss

15 Jahre

17–18 Jahre

3. Einbiss

20 Jahre

22–23 Jahre

An den Eckschneidezähnen des Oberkiefers wird eine durch das Vorschieben des Zahnes erkennbare, auf der Labialfläche gelegene Längsfurche als Galvayne-Rinne bezeichnet. Die Furche tritt somit vom Zahnfleischrand her in Erscheinung, verläuft zunehmend über die gesamte Länge der Labialfläche und verschwindet durch den Zahnabrieb und die weitere Eruption schrittweise wieder über den okklusalen Anteil des Zahnes ( ▶ Abb. 1.7, ▶ Abb. 1.8, ▶ Abb. 1.9, ▶ Tab. 1.3) ▶ [2], ▶ [8].

Tab. 1.3

 Ausbildung und Verlauf der Galvayne-Rinne an den I

3

des Oberkiefers in Abhängigkeit vom Alter.

Ausbildung der Galvayne-Rinne

Alter

oberes Zahnviertel

10 Jahre

obere Zahnhälfte

15 Jahre

ganze Zahnlänge

20 Jahre

untere Zahnhälfte

25 Jahre

unteres Zahnviertel

30 Jahre

Die Zahnaltersschätzung anhand der Schneidezahnbefunde sollte stets alle genannten Kriterien berücksichtigen und sich nicht auf einen Einzelbefund stützen. Die aufgeführten Durchschnittswerte für den Zahnwechsel und die Befunde an den Schneidezähnen beziehen sich auf das Warmblutpferd. Bezüglich des Zahnwechsels und der Zahnabnutzung bestehen allerdings nicht nur im Vergleich mit anderen Equiden, sondern auch rassebezogen innerhalb der Spezies Pferd Abweichungen ▶ [2], ▶ [10], ▶ [11].

1.3.4.4 Befunde an den Backenzähnen

Auch die Backenzähne besitzen Merkmale, die zur Altersbestimmung herangezogen werden können. Das Pferd besitzt 12 vordere (Dentes praemolares) und 12 hintere Backenzähne (Dentes molares). Von diesen besitzen nur die Dentes praemolares Milchzahnvorläufer. Die klinische Untersuchung der Backenzähne erfordert jedoch einen größeren Untersuchungsaufwand wie die Zuhilfenahme eines Maulöffners, einer Lichtquelle und einer Sedierung.

Für die Altersschätzung verwertbare Parameter sind neben dem Durchtritt und dem Zahnwechsel Veränderungen des Kauflächenbilds der Backenzähne. Eine weitere Möglichkeit der Altersschätzung am lebenden Pferd besteht in der röntgengestützten Bestimmung der Anlage, des Durchtritts und der Längen der Backenzähne.

Die Milchzahnvorläufer der Prämolaren sind zum Zeitpunkt der Geburt bereits durchgetreten oder treten innerhalb der ersten 14 Lebenstage in die Maulhöhle durch. Für das Erscheinen der 3 Dentes praemolares P2, P3 und P4 wird ein Zeitraum von 1,5–5 Jahren angegeben. Zeitgleich mit den Zangen bricht mit 2,5 Jahren der zweite Dens praemolaris (P2) durch ( ▶ Abb. 1.10). Der dritte Dens praemolaris (P3) wechselt mit 2,5–3 Jahren, während dies beim letzten Dens praemolaris (P4) mit 3,5 Jahren geschieht.

Die hinteren Backenzähne, die Dentes molares, besitzen keine Milchzahnvorläufer. Sie treten in einem Alter zwischen 9 Monaten und 5 Jahren durch. Der erste Dens molaris (M1) tritt als erster permanenter Zahn des Pferdegebisses zwischen dem 9. und 12. Lebensmonat in die Maulhöhle durch. Dies geschieht im Fall des zweiten Dens molaris (M2) mit etwa 24 Monaten ( ▶ Abb. 1.11) sowie des letzten Dens molaris (M3) ab etwa 4 Jahren ▶ [2], ▶ [8].

Abb. 1.10 Backenzähne bei einem Haflingerwallach im Alter von 2,5 Jahren. Der P2 ist gewechselt. M1 und M2 sind durchgetreten und in Reibung.

Abb. 1.11 Röntgenologische Darstellung des Gebisses in 90-Grad-Projektion bei einem Warmblutpferd im Alter von 2 Jahren. Pd2–4 sind noch vorhanden, M1 ist durchgetreten und in Reibung, M2 ist durchgetreten und die Anlage des M3 im Oberkiefer ist erkennbar.

1.3.5 Aktive Kennzeichnung

Die Kennzeichnungs- und Registrierungspflichten für Equiden sind im Bereich der Europäischen Union durch die Verordnung (EG) Nr. 504/2008 und in nationaler Umsetzung auch durch Abschnitt 13 der Viehverkehrsverordnung (ViehVerkV) geregelt und gelten für alle Equiden, die ab dem 01. Juli 2009 geboren werden.

Die Ausstellung eines erforderlichen Identifizierungsdokuments, des Equidenpasses, ist seitdem an eine aktive Kennzeichnung des Equiden durch aseptische Implantation eines Transponders in der Mitte des Halses zwischen Genick und Widerrist im Bereich des Nackenbands gebunden. Es handelt sich dabei um einen Mikrochip, dessen Zifferncode mit einem Lesegerät abgelesen werden kann.

Durch die einzelnen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union können alternativ auch andere geeignete Varianten der aktiven Kennzeichnung, beispielsweise durch Heißbrand, genehmigt werden. In der deutschen Pferdezucht sind derzeit Verbands- und Nummernbrände als Schenkelbrände üblich, werden aber aus Gründen des Tierschutzes kontrovers betrachtet.

1.4 Allgemeinuntersuchung

Die klinische Untersuchung ist trotz einer Vielzahl technischer Neuerungen auch weiterhin die Grundlage jeder weiterführenden Untersuchung und liefert dem Tierarzt entscheidende Hinweise für das Vorliegen und den vermutlichen Sitz einer Erkrankung. Die Allgemeinuntersuchung umfasst 13 Punkte, die vom Tierarzt adspektorisch, palpatorisch und auskultatorisch (mittels Stethoskop) sowie mit Hilfe eines Thermometers erhoben werden ▶ [6]:

Haltung

Verhalten

Ernährungszustand

Pflegezustand

klinischer Gesamtzustand, Habitus

Atemfrequenz

Pulsfrequenz

Körpertemperatur

Nasenausfluss

spontaner Husten/Hustenreflex

Lymphknoten

Schleimhäute

Herz- und Lungenauskultation (Übersicht)

Ziel der Allgemeinuntersuchung ist es, festzustellen,

ob und in welchem Ausmaß das Allgemeinbefinden gestört ist,

welche Organsysteme betroffen sind,

ob Hinweise für eine Infektionserkrankung vorliegen, die spezielle Hygienemaßnahmen erfordern.

Die vollständige klinische Allgemeinuntersuchung und das sichere Erkennen abweichender Befunde wird als tierärztliche Leistung unter anderem im Rahmen von ▶ Kaufuntersuchungen erwartet.

Haltung Physiologisch sollte das gesunde Pferd alle 4 Gliedmaßen belasten sowie Kopf und Hals im Gleichgewicht tragen. Auffällige Abweichungen der Körperhaltung werden beispielsweise bei neurologischen Erkrankungen oder auch bei starken Kolikschmerzen beobachtet.

Verhalten Das Verhalten eines Pferdes wird durch dessen Anteilnahme an seiner Umgebung und seine Reaktion auf Umweltreize beurteilt. Das physiologische Verhalten ist beim adulten Pferd ruhig und aufmerksam, beim Fohlen lebhaft und aufmerksam. Abweichungen können in Form von erhöhter oder verminderter Erregbarkeit als Exzitationen, Unruhe, Teilnahmslosigkeit, Bewusstlosigkeit oder Lähmung vorliegen.

Ernährungszustand Der Ernährungszustand wird adspektorisch und palpatorisch erfasst, wobei die Bemuskelung und das Vorhandensein von Unterhautfettgewebe beurteilt werden. Der physiologische Ernährungszustand wird als gut bezeichnet. Abweichungen sind ein übermäßiger Fettansatz, Adipositas, oder ein schlechter Ernährungszustand mit ungenügender Bemuskelung und fehlendem Unterhautfettgewebe, Kachexie. Eine Bewertung und Einstufung des Ernährungszustands kann auch über eine Körperkonditionsbeurteilung, das Body Condition Scoring (BCS), vorgenommen werden.

PflegezustandZur Beurteilung des Pflegezustands werden vorwiegend der Zustand der Schutz- und Deckhaare sowie der Hufe herangezogen. Die Haltungsform (z.B. Offenstall) sollte dabei berücksichtigt werden.

Klinischer Gesamtzustand, Habitus Als Habitus wird der klinische Gesamteindruck des gesunden oder kranken Pferdes (gering-, mittel-, hochgradig, akut oder chronisch krank) zusammengefasst.

Atmung Zur Beurteilung der Atemfrequenz beobachtet man Thorax, Rippenbogen und Bauch von schräg hinten. Die Frequenz soll beim erwachsenen Pferd in Ruhe 8–16 Atemzüge pro Minute bei kostoabdominalem Atemtyp betragen. Zeichen einer erschwerten Atmung werden als Dyspnoe bezeichnet. Eine Erhöhung der Ruheatemfrequenz kann durch eine höhere Umgebungstemperatur bedingt sein. Eine rassespezifisch erhöhte Atemfrequenz ist für das Islandpferd mit einem Normbereich von 16–26 Atemzügen pro Minute beschrieben ▶ [9].

PulsDer arterielle Puls kann beim Pferd mit Hilfe der digitalen Palpation an

der A. facialis in der Incisura vasorum an der Innenseite des Unterkiefers,

der A. mediana palmar am Unterarm und

den Aa. digitales palmaris et plantaris lateral und medial am Fesselkopf

bestimmt werden.

Bei einem gesunden Pferd wird ein kräftiger, regel- und gleichmäßiger Ruhepuls mit einer Frequenz von 28–40/Minute palpiert.

Der arterielle Puls kann beim Pferd mit Hilfe der digitalen Palpation an der A. facialis in der Incisura vasorum an der Innenseite des Unterkiefers oder an den Aa. digitales palmaris et plantaris lateral und medial am Fesselkopf bestimmt werden.

Körpertemperatur Die innere Körpertemperatur wird beim Pferd rektal gemessen und beträgt physiologischerweise 37,5–38,0 °C, bei Fohlen bis zum Alter von einem halben Jahr 37,5–38,5 °C. Bei kontinuierlichen Messungen sollte morgens zwischen 7 und 9 Uhr und abends zwischen 16 und 18 Uhr gemessen werden.

Nasenausfluss Nasenausfluss kann ein- oder beidseitig auftreten und eine unterschiedliche Menge und Konsistenz (serös, mukös, purulent, blutig, futtrig) aufweisen. Physiologisch liegt in Ruhe kein oder nur ein seröser Nasenausfluss geringer Menge vor.

Spontaner Husten/Hustenreflex Es wird zunächst darauf geachtet, ob das Pferd spontan hustet. Zusätzlich wird versucht, Husten durch mechanische Kompression der hinteren Kehlkopfregion bzw. der ersten Trachealspange auszulösen. Physiologisch ist Husten weder spontan vorhanden noch auf Reiz mit mehreren Hustenstößen auszulösen.

Lymphknoten Die Untersuchung der Lymphknoten erfolgt durch Adspektion und Palpation. Beim Pferd werden die Kehlgangslymphknoten in ihren hinteren Anteilen als ca. haselnussgroße, gelappte, nicht schmerzhafte, symmetrische und verschiebliche Gebilde beidseits zwischen den Unterkieferästen tastbar.

Sichtbare Schleimhäute Die Adspektion der sichtbaren Schleimhäute dient dazu, die periphere Durchblutung, aber auch weitere Funktionszustände innerer Organe zu beurteilen. Zur Adspektion von Schleimhautfarbe und -feuchtigkeit sowie der Gefäßzeichnung sind beim Pferd die Lidbindehäute am Auge und die Maulschleimhaut geeignet. Die Schleimhäute sollten beim gesunden Pferd adspektorisch blassrosa, feucht-glänzend und die Gefäße fein gezeichnet sein. Bereits nach kurzen Hungerphasen entwickelt das Pferd physiologisch eine leichte Gelbfärbung (ikterisch).

Im Bereich der Maulschleimhaut kann gleichzeitig die kapilläre Rückfüllungszeit (KFZ) überprüft werden. Dazu wird mit Daumen oder Zeigefinger die Gingiva komprimiert, welche daraufhin erblasst, und die Zeit gemessen, bis die Schleimhaut wieder ihre ursprüngliche Farbe hat. Die KFZ sollte beim gesunden Pferd unter 2 Sekunden betragen.

Zur Adspektion von Schleimhautfarbe und -feuchtigkeit sowie zur Überprüfung der kapillären Rückfüllungszeit (KFZ) ist beim Pferd die Maulschleimhaut geeignet.

Übersichtsauskultation von Herz und LungeDie Übersichtsauskultation von Herz und Lunge sollte in ruhiger Umgebung und mit einem geeigneten Stethoskop auf beiden Thoraxseiten durchgeführt werden. Physiologisch sind die Herzschläge beim Pferd gleichmäßig, regelmäßig, kräftig, gut abgesetzt und es sind keine Herzgeräusche auskultierbar. Herz- und Pulsfrequenz sollten übereinstimmen. Bei der Auskultation der Lunge des adulten Pferdes in Ruhe ist physiologisch beidseits ein leises inspiratorisches, vesikuläres Atemgeräusch zu hören.

Zusammenfassung Abschließend kann eine Beurteilung des Allgemeinbefindens in ungestört oder gering-, mittel- und hochgradig gestört erfolgen.

1.5 Literatur

[1] Bartmann CP, Glitz F, Deegen E. Zwangsmaßnahmen. In: Wissdorf H, Huskamp B, Gerhards H, Deegen E, Hrsg. Praxisorientierte Anatomie und Propädeutik des Pferdes. 3. Aufl. Hannover: Schaper; 2010: 838–843

[2] Bartmann CP, Wissdorf H, Glitz F et al. Kennzeichen, Signalement. In: Wissdorf H, Huskamp B, Gerhards H, Deegen E, Hrsg. Praxisorientierte Anatomie und Propädeutik des Pferdes. 3. Aufl. Hannover: Schaper; 2010: 843–855

[3] Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN). Identifikation von Pferden. 5. Aufl. Warendorf: FN-Verlag; 2008

[4] Eickmeyer H, Fellmer E, Moegle H. Lehrbuch der gerichtlichen Tierheilkunde. Berlin: Parey; 1990

[5] Fowler ME. Restraint and handling of wild and domestic animals. 3rd ed. Ames: Wiley-Blackwell; 2008

[6] Glitz F, Deegen E. Allgemeine Untersuchung. In: Wissdorf H, Huskamp B, Gerhards H, Deegen E, Hrsg. Praxisorientierte Anatomie und Propädeutik des Pferdes. 3. Aufl. Hannover: Schaper; 2010: 856–859

[7] Grahwit G. Zwangsmittel bei Tieren – historische und tierschützerische Aspekte. Dtsch Tierärztl Wochenschr 1994; 101: 100–104

[8] Habermehl KH. Die Altersbestimmung bei Haus- und Labortieren. 2. Aufl. Berlin: Parey; 1975

[9] Ihmels S. Vergleichende Untersuchungen der Vitalparameter bei verschiedenen Pferderassen (Dissertation). München: Tierärztliche Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität; 2012

[10] Muylle S, Simoens P, Lauwers H, Van Loon G. Ageing draft and trotter horses by their dentition. Vet Rec 1997; 141: 17–20

[11] Muylle S, Simoens P, Lauwers H, Van Loon G. Ageing Arab horses by their dentition. Vet Rec 1998; 142: 659–662

[12] Possmann Dias D. Die Altersschätzung des Pferdes aufgrund morphologischer Veränderungen an den Zähnen. Eine Literaturstudie (Dissertation). München: Tierärztliche Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität; 2005

[13] Schelp S. Untersuchungen ethologischer und physiologischer Parameter zur Wirkungsweise und möglichen Tierschutzrelevanz der Nasenbremse beim Pferd (Dissertation). München: Tierärztliche Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität; 2000

[14] Zeitler-Feicht MH. Handbuch Pferdeverhalten. 3. Aufl. Stuttgart: Ulmer; 2015

2 Labordiagnostische Untersuchung

Christian Bauer, Natali Bauer, Jessika-M. Cavalleri, Wolfgang Drommer, Karsten Feige, Monika Keresztes

2.1 Blutuntersuchung

Natali Bauer, Monika Keresztes

2.1.1 Einleitung

Laboratorische Untersuchungen sind heute fester Bestandteil der tierärztlichen Diagnostik in Klinik und Praxis. Hämatologische und klinisch-chemische Parameter helfen bei der Objektivierung von klinischen Befunden, der Bestätigung der Diagnose oder bei der Verfeinerung der Differenzialdiagnosen. Zudem unterstützen Laboruntersuchungen nach erfolgter Diagnosestellung die Einschätzung von Prognose und Therapieerfolg.

Die Anforderungen an eine exakte Diagnose sind im Interesse einer möglichst spezifischen Therapie sehr hoch, so dass Blutproben an Veterinärlabore gesandt werden sollten, die eine In-House-Qualitätssicherung und externe Qualitätskontrollen durchführen.

Zur Beurteilung von Laborergebnissen werden die Messwerte eines Patienten mit dem Referenzintervall des entsprechenden Analyseparameters verglichen. Referenzintervalle sind bei den meisten großen Laboren für bestimmte Methoden und Analysegeräte festgelegt, so dass ein einzelner Wert in einem Labor als erhöht und in einem anderen als physiologisch gedeutet werden kann. Weiterhin sollte die Referenzpopulation möglichst repräsentativ für die zu untersuchende Patientengruppe (z.B. Ponys, Warmblüter oder Kaltblüter) sein.

Viele Veterinärlabore erstellen jedoch keine eigenen Referenzbereiche, sondern nutzen Werte aus der Literatur, was zu Schwierigkeiten in der Interpretation vieler Tests führen kann. Kürzlich wurden zudem Richtlinien aus der Humanmedizin zur Erstellung von Referenzbereichen für die Veterinärmedizin adaptiert. So wird eine Referenzpopulation von mindestens 40 (besser 120 Tieren) empfohlen.

In den folgenden Kapiteln finden sich Referenzintervalle für die wichtigsten hämatologischen und klinisch-chemischen Parameter beim Warmblutpferd, die im Zentrallabor der JLU Gießen an mindestens 132 gesunden Tieren erstellt wurden.

2.1.2 Blutentnahme, Antikoagulanzien, Lagerung

Für hämatologische und klinisch-chemische Untersuchungen wird hauptsächlich venöses Blut verwendet, wobei die Proben meist aus der Jugularvene entnommen werden. Soll eine ▶ Blutgasanalyse zur Beurteilung von Lungen- bzw. Herzfunktion durchgeführt werden, so ist die ▶ Gewinnung von arteriellem Blut Voraussetzung.

Bei der korrekten Interpretation hämatologischer und klinisch-chemischer Untersuchungen sind allerdings einige wichtige Details zu beachten. Die Blutentnahme sollte unter möglichst standardisierten Bedingungen durchgeführt werden, da die Messgrößen durch zahlreiche Faktoren beeinflusst werden können, die nicht mit Krankheitsprozessen im Zusammenhang stehen. Die Blutentnahme sollte, wenn möglich, 8–12 Stunden nach der letzten Kraftfuttergabe und am besten morgens durchgeführt werden, um den Einfluss tageszeitlicher Schwankungen zu vermeiden.

Überblick

Zusatz von Antikoagulanzien in Blutproben

Ein gerinnungshemmender Zusatz ist erforderlich, wenn Vollblut oder Plasma verarbeitet werden soll. Vor der Blutentnahme wird angeraten, das Antragsformular des Labors bezüglich des zu entnehmenden Materials (Antikoagulation, Serum) zu konsultieren.

Für die hämatologische Analyse ist der Gerinnungshemmer EDTA (als Dinatrium- oder Dikaliumsalz) am besten geeignet. Heparin kann signifikante Veränderungen bezüglich der Leukozyten- und Thrombozytenparameter (Thrombozytenaggregate) induzieren. Bei Pferden, die zahlreiche Thrombozytenaggregate auch in EDTA-Blut zeigen, kann Zitrat als Antikoagulans versucht werden, jedoch ist der geringgradige Verdünnungseffekt durch das Antikoagulans bei der Interpretation der Ergebnisse zu beachten.

Heparin und seine Salze sind dagegen bevorzugte Antikoagulanzien, um Plasma für die für klinisch-chemische Untersuchung zu gewinnen. Außerdem sind Röhrchen mit weiteren Zusätzen (z.B. Natriumfluorid) im Handel, die der Stabilisierung von Glukose und Laktat dienen.

Zitrat-Plasma wird für die Gerinnungsanalyse (Gerinnungszeiten, Fibrinogen) verwendet, wobei auf eine exakte Befüllung der Röhrchen bis zu der vorgegebenen Markierung zu achten ist. Die Abtrennung des Plasmas sollte möglichst frühzeitig erfolgen, um Austauschvorgänge zwischen Blutzellen und Plasma zu verhindern.

Serum-Gel-Röhrchen enthalten ein Trenngel am Röhrchenboden, das während der Zentrifugation eine stabile Barriere zwischen Serum und Blutkuchen bildet. Dennoch muss Pferdeblut zur Gewinnung von Serum einige Zeit stehen, bevor sich genügend Serum nach der Zentrifugation gewinnen lässt.

Insgesamt sollen die gewonnen Proben so bald wie möglich nach der Entnahme analysiert werden. Hämatologische Untersuchungen sollten möglichst sofort nach der Blutentnahme erfolgen, jedoch ist bei Kühlung bei 4 °C eine Lagerung über 24–48 Stunden möglich. Bei fehlender Kühlung muss nach 6–12 Stunden insbesondere mit einer Schwellung der Erythrozyten und somit falsch hohem Hämatokritwert und MCV sowie falsch niedrigem MCHC gerechnet werden. Weiterhin kann es zu einem Absinken der Gesamtleukozytenzahl und Veränderungen des vom Hämatologiegeräts ermittelten Differenzialzellbildes (besonders Monozytenzahl) kommen. Um Artefakte durch Probenalterung zu vermeiden und zu erkennen, ist es ratsam, einen Blutausstrich direkt nach der Blutentnahme anzufertigen, da sich Blutzellen außerhalb des Gefäßsystems schnell verändern.

Werden Serum- oder Plasmaproben nicht sofort im Labor untersucht, sind sie bei 4 °C bis zu 48 Stunden zu lagern.

Hämolytisches oder lipämisches Serum oder Plasma ist für viele Untersuchungen nicht geeignet. Eine geringgradige Hämolyse kann zu falsch hohen Resultaten von Analyten führen, die in den Erythrozyten in höherer Konzentration vorliegen als im Plasma (z.B. Kalium, LDH, AST).

Lipämische Proben sind für die meisten fotometrischen Methoden (insbesondere Gesamtprotein, Glukose, Phosphat) nicht geeignet. Im Labor kann versucht werden, lipämische Seren oder Plasmen durch sog. Klärungsmittel (z.B. Lipoclear®, Beckmann Coulter) zu entfetten, jedoch muss vorher der Einfluss der Klärungsmittel auf die Analyten untersucht werden (durch Ausfällung der Lipoproteine kommt es z.B. zu einer falsch niedrigen Proteinmessung).

Länger dauerndes Fasten führt beim Pferd zu Bilirubinanstieg. Gelbfärbungen durch Gallenfarbstoffe können das Untersuchungsergebnis ebenfalls beeinträchtigen (z.B. von Kreatinin, Triglyzeriden, Gesamtprotein, Cholesterin und Gallensäuren).

2.1.3 Hämatologische Untersuchungen

Hämatologische Tests bestimmen die Eigenschaften der Blutzellen wie die Zahl und das Volumen der roten und weißen Blutkörperchen sowie der Blutplättchen oder die Konzentration des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Die sehr unspezifische Blutsenkungsreaktion (BSR) besitzt beim Pferd keine Aussagekraft.

Die Einflüsse von Rasse, Alter, Geschlecht und Trainingszustand können einige hämatologische Parameter wesentlich beeinflussen. Außerdem ist zu beachten, dass sich beim Pferd bis zu 50 % der gesamten Erythrozytenmasse als Reserve in der Milz befindet.

Cave

Eine Adrenalin-induzierte Kontraktion der Milz infolge Aufregung oder körperlicher Anstrengung führt zur plötzlichen Freisetzung von Erythrozyten und somit zu einem erheblichen Anstieg der Werte im peripheren Blut.

2.1.3.1 Erythrozyten

Die Erythrozyten haben die Aufgabe, die Gewebe mit Sauerstoff zu versorgen. Die Lebensdauer der Erythrozyten beträgt bei Pferden 140–150 Tage. Eine starke Geldrollenbildung (Rouleaux-Formation) tritt beim gesunden Pferd häufig auf. Bei der Interpretation der Erythrozytenzahl müssen insbesondere Alter, Rasse und Trainingszustand des Pferdes berücksichtigt werden. Araber und Vollblüter besitzen prinzipiell eine höhere Erythrozytenzahl sowie einen höheren Hämatokrit, höhere Hämoglobinwerte und ein erhöhtes Blutvolumen im Vergleich zu Warmblütern, Kaltblutpferden oder Ponys. Zudem haben Vollblüter ein niedrigeres MCV (mittleres Erythrozytenvolumen) im Vergleich zu anderen Pferden.

Die Regeneration der Erythrozyten ist bei Pferden im peripheren Blut nur eingeschränkt beurteilbar, da zirkulierende Retikulozyten nur in sehr geringer Zahl messbar sind (hier auch nur mittels automatisierter Hämatologiesysteme). Eine Anisozytose der Erythrozyten und das Vorhandensein makrozytär-normochromer Erythrozyten können beim Pferd Hinweise auf Regeneration sein. Detaillierte Informationen über mögliche Ursachen für Anämien beim Pferd und die damit verbundenen typischen ▶ Veränderungen labordiagnostischer Routineparameter in Abhängigkeit von der Pathogenese der Anämie finden sich an anderer Stelle.

Die Referenzbereiche für das rote Blutbild sind in ▶ Tab. 2.1 angeben.

Erythrozytenzählung

Die Erythrozytenzahl lässt sich automatisiert (Durchflusszytometrie oder Impedanzverfahren) bestimmen.

Interpretation

↑ Erhöhte Werte

physiologisch (rassespezifisch: Vollblutpferd)

Eine relative Polyzythämie ist mit Dehydrierung oder mit Milzkontraktion assoziiert. Bei Dehydrierung lassen sich eine Erhöhung des Hämatokritwerts, der Hämoglobinkonzentration und der Erythrozytenzahl sowie ein erhöhtes Gesamtprotein nachweisen (wenn nicht gleichzeitig eine Anämie und/oder Hypoproteinämie vorliegt).

absolute primäre Polyzythämie (sehr selten!) infolge einer tumorösen/myeloproliferativen Erkrankung des Knochenmarks (lässt sich nur nach Ausschluss einer Hypoxie diagnostizieren)

absolute sekundäre Polyzythämie durch Erythropoetinerhöhung ausgelöst durch Hypoxie z.B. infolge chronischer Lungen- und Herzerkrankungen (ebenfalls sehr selten beim Pferd) oder Doping

↓ Erniedrigte Werte

physiologisch bei Fohlen bis zum Alter von 9 Monaten

regenerative Anämien:akute oder chronische Blutung (Traumata, gastrointestinale Blutung, Koagulopathien, Parasiten, Hämaturie), Hämolyse (Infektionen z.B. Piroplasmose, Anaplasmose, EIA), immunbedingt (Isoerythrolyse, Infektionen, Neoplasien, Medikamente, autoimmun), toxische oder oxidative Schädigung (DMSO), iatrogen (hyper- oder hypotone Infusionslösung)

aregenerative Anämien:chronisch-entzündliche Erkrankungen oder Infektionen, Eisenmangel bei chronischem Blutverlust, chronische Niereninsuffizienz (Anämie hier nur geringgradig)

Hämoglobin

Hämoglobin, der Farbstoff der roten Blutkörperchen, kann für die Differenzierung von Anämien von Bedeutung sein. Seine Bestimmung erfolgt bei den elektronischen Geräten über die klassische Zyanmethämoglobin-Methode oder über eine zyanidfreie Messtechnik.

Interpretation

↑ Erhöhte Werte (siehe Erythrozytenzählung)

relativ: bei Hämokonzentration durch Exsikkose

absolut: bei Hypoxie oder primärer Polyzythämie (selten!)

falsch hohe Messung: Lipämie!

↓ Erniedrigte Werte Anämie (siehe Erythrozytenzählung)

Hämatokrit

Der Hämatokrit bezeichnet den prozentualen Anteil der Erythrozyten am Gesamtvolumen des Vollbluts. Die Bestimmung des Hämatokritwerts erfolgt mittels Mikrohämatokritzentrifuge oder wird bei automatisierten Hämatologiesystemen aus MCV und Erythrozytenzahl berechnet. Eine fehlende Übereinstimmung zwischen Hämatologiegerät und manuell bestimmtem Zentrifugenhämatokrit kann auftreten, wenn z.B. das EDTA-Röhrchen bei der Blutentnahme nicht bis zur Marke gefüllt oder nicht ausreichend gemischt wurde (aufgrund der raschen Blutsenkung ist bei Pferdeblut gründliches Schwenken des Blutröhrchens direkt vor der Messung sehr wichtig!).

Interpretation Siehe Hämoglobin.

Erythrozytenindizes

Aus den Parametern Hämoglobin, Hämatokrit und Erythrozytenzahl lassen sich die 3 sog. Indizes berechnen:

MCV (mittleres Erythrozytenvolumen)

↑ erhöht bei makrozytärer Anämie (regenerative Anämie, seltener neoplastische Erkrankungen)

↓ erniedrigt bei mikrozytärer Anämie (chronische, systemische Entzündung oder sehr selten bei Eisenmangelanämie)

MCHC (mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration)

↑ kommt biologisch nicht vor, falsch hohe Messwerte bei Hämolyse und Lipämie

↓ erniedrigt bei hypochromer Anämie (Eisenmangel, der aber beim Pferd eher mit normozytär-normochromen Erythrozyten einhergeht im Gegensatz zu anderen Tierarten, bei denen die klassischen mikrozytär-hypochromen Erythrozyten beobachtet werden)

MCH (mittlerer korpuskulärer Hämoglobingehalt)

↑ falsch hohe Resultate bei Hämolyse und Lipämie

↓ erniedrigt bei der sehr selten beim Pferd auftretenden Eisenmangelanämie (siehe MCHC).

Retikulozyten

Retikulozyten sind unreife, kernlose Erythrozyten, welche mittels Spezialfärbung ein dunkelblau anfärbbares Netzwerk (Retikulum) besitzen. Retikulozyten sind beim Pferd nur in Ausnahmefällen mittels manueller Zählung im peripheren Blut erkennbar. Mit laserbasierten automatischen Hämatologiesystemen kann auch beim gesunden Pferd eine geringe Anzahl zirkulierender Retikulozyten im peripheren Blut festgestellt werden. Aufgrund der sehr geringen Retikulozytenzahl beim Pferd ist jedoch die Präzision der Messung sehr beschränkt.

Interpretation

↑ erhöht nur in Ausnahmefällen (z.B. transient bei hämolytischer Anämie oder hochdosierter Erythropoetingabe), so dass ihre diagnostische Bedeutung gering ist

Tab. 2.1

Hämatologische Referenzbereiche des erwachsenen Warmblutpferdes (rotes Blutbild).

Parameter

Einheit

Anzahl

Referenzbereich

Erhöhung

Verringerung

Hämatokrit (Hk)

l/l

128

0,30–0,43

Hämokonzentration, Polyglobulie

Anämie

Hämoglobin (Hb)

mmol/l

119

6,3–9,0

Hämokonzentration, Polyglobulie

Anämie

Erythrozyten (Erys)

1012/l

130

6,2–8,9

Hämokonzentration, Polyglobulie

Anämie

Erythrozytenverteilungsbreite (RDW)

%

119

14,7–22,6

Anisozytose

-

mittleres Erythrozytenvolumen (MCV)

fl

130

42–55

Makrozytose

Mikrozytose

mittlerer Hb-Gehalt der Erythrozyten (MCH)

fmol/l

130

0,9–1,2

-

Hypochromasie

mittlerer Anteil des Hb am Erythrozytenvolumen (MCHC)

mmol/l

130

20,8–23,5

-

Hypochromasie

Thrombozyten

109/l

123

80–230

-

Blutungsneigung infolge Verbrauch (z.B. disseminierte intravasale Gerinnung), Bildungsstörung, Sequestrierung

Erstellt mit dem Hämatologiesystem ADVIA 2120TM (Siemens Healthcare Diagnostics GmbH) mittels eines nichtparametrischen Verfahrens. Jeweils angegeben ist die Anzahl der zur Berechnung herangezogenen Warmblüter im Zeitraum 2008–2014.

2.1.3.2 Thrombozyten

Pferde weisen von allen Haustierspezies die niedrigsten Referenzbereiche für Thrombozyten auf ( ▶ Tab. 2.1). Allerdings treten in EDTA-Blut häufig Pseudothrombozytopenien durch Aggregation der Thrombozyten auf, so dass bei niedrigen Thrombozytenzahlen in der Routine-Hämatologie immer eine Zitrat-Blutprobe zur Bestätigung analysiert werden sollte.

Interpretation

↑ Thrombozytose

pathologisch: reaktive Thrombozytose nach akutem Blutverlust oder sekundär bei Entzündungen, Infektionen oder Neoplasien

↓ Thrombopenie

Pseudothrombopenie: Aggregation nach traumatischer Venenpunktion oder EDTA-assoziierte Thrombozytenaggregation

Verbrauchsthrombozytopenie: bei disseminierter intravasaler Gerinnung (DIG), Blutung oder immunmediierter Zerstörung

Sequestrierung in der Milz

Bildungsstörungen

2.1.3.3 Leukozyten

Die Leukozytenzahl gibt einen guten Einblick in die aktuelle Reaktionslage des leukopoetischen Systems. Die Leukozyten reagieren bei Pferden wesentlich träger und nicht so deutlich wie bei anderen Tierarten (Hund oder Katze), und nur selten kann man beim adulten Pferd extreme Leukozytosen mit Leukozytenzahlen bis zu 30× 109/L beobachten.

Wenn ein entzündlicher Prozess beim Pferd vermutet wird, werden oft weitere Messungen, insbesondere von ▶ Akute-Phase-Proteinen wie Serum-Amyloid A (SAA) oder Fibrinogen empfohlen. Der Anstieg von SAA ist ein sehr sensitiver, aber ebenfalls unspezifischer Indikator für eine akute systemische Entzündung.

Die möglichen Ursachen für ▶ reaktive Veränderungen der Leukozyten und ihrer spezifischen Erkrankungen beim Pferd finden sich an anderer Stelle. Die Referenzbereiche für das weiße Blutbild sind in ▶ Tab. 2.2 angeben.

Gesamtleukozytenzahl

Die Leukozytenzahl lässt sich automatisiert (Durchflusszytometrie oder Impedanz) bestimmen.

Interpretation

↑ Leukozytose

physiologisch:Stress, körperliche Anstrengung (Mobilisation wandständiger neutrophiler Granulozyten vom Gefäßendothel), Kortisoneffekt

pathologisch: Infektion, Entzündung, myeloische Leukämie (selten)

↓ Leukopenie

Pseudoneutropenie: (vermehrte Anheftung der neutrophilen Granulozyten an das Gefäßendothel infolge Endotoxämie und somit verminderte Zahl zirkulierender neutrophiler Granulozyten im strömenden Blut und infolgedessen auch in einer entnommenen Blutprobe)

Infektion, Entzündung: (perakute Phase der Krankheit oder wenn der Verbrauch die Regenerationskapazität des Knochenmarks überschreitet)

reduzierte Bildung: Viruserkrankungen, immunsupprimierende Medikamente, selten Neoplasien des Knochenmarks (z.B. Lymphom)

Differenzialblutbild

Bei der Auswertung des Differenzialblutbildes ist zu beachten, dass beim gesunden Pferd die neutrophilen Granulozyten überwiegen. Das Verhältnis von neutrophilen Granulozyten zu Lymphozyten beträgt etwa 60 : 40. Bei Vollblutpferden besteht allerdings eine Tendenz zur Lymphozytose.

Neutrophile Granulozyten

Neben Adrenalin (z.B. bei Aufregung oder nach körperlicher Belastung) und Kortisol (Stress) sind bakterielle Infektionen die häufigsten Ursachen einer Neutrophilie beim Pferd. Auch bei vielen neoplastischen Erkrankungen ist eine solche Reaktion zu finden.

Eine Linksverschiebung (erhöhte Zahl an unreifen neutrophilen Granulozyten, insbesondere stabkernigen neutrophilen Granulozyten) ist nur sehr selten bei erwachsenen Pferden zu beobachten. Sie tritt am ehesten bei Fohlen mit Sepsis oder Pferden mit schweren Infektionen auf.

Neutropenien weisen in der Regel auf hochgradige entzündliche Veränderungen in den großen Köperhöhlen oder an großen Schleimhautflächen hin, z.B. bei akuter Peritonitis oder Kolitis. Allerdings ist bei experimentell ausgelösten Endotoxämien auch die Sequestrierung der neutrophilen Granulozyten an das Kapillarendothel beschrieben.

Lymphozyten

Eine Lymphozytose weist auf ein anhaltend stimuliertes Abwehrsystem (Viren, Bakterien, Mykosen) hin, kann aber auch durch Aufregung (insbesondere bei katecholaminbedingter Ausschüttung von Lymphozyten aus der Milz) verursacht sein. Sehr selten findet sich beim Pferd eine lymphozytäre Leukämie, die durch zahlreiche neoplastische Zellen im peripheren Blut gekennzeichnet ist.

Lymphopenien können durch endogene (Stress, Schmerzen) oder iatrogen zugeführte Glukokortikoide induziert sein. Weiterhin können sie im Initialstadium durch viele Infektionen (insbesondere von Viruskrankheiten) ausgelöst oder bei der kombinierten Immundefizienz des Araberfohlens beobachtet werden.

Monozyten

Eine Monozytose ist immer unspezifisch und kann bei bzw. nach akuten oder chronischen Entzündungen sowie Gewebenekrosen auftreten.

Eosinophile Granulozyten

Bei einer erhöhten absoluten Anzahl der eosinophilen Granulozyten sollte zunächst an eine Abwehrreaktion gegen Parasiten gedacht werden. Selten können allergische Erkrankungen oder paraneoplastische Prozesse zu einer Eosinophilie führen.

Eine Eosinopenie ist aufgrund des niedrigen unteren Referenzwerts schwer zu erkennen.

Basophile Granulozyten

Eine Basophilie kommt beim Pferd sehr selten bei allergischen Reaktionen vor.

Tab. 2.2

Hämatologische Werte des gesunden Warmblutpferdes (weißes Blutbild).

Parameter

Einheit

Referenzbereich

Erhöhung

Erniedrigung

Leukozytenzahl (WBC)

109/l

3,5–9,4

Stress, Entzündungen, akute bis chronische Infektionen

Virusinfektionen, Endotoxinwirkung, perakute Peritonitis, Pleuritis oder Kolitis

segmentkernige neutrophile Granulozyten

109/l

1,6–6,4

Entzündungen, besonders bakteriell-eitrige, Adrenalineffekt, Kortikosteroideffekt

Gewebeverbrauch durch Entzündungsprozesse, die die Regenerationskapazität des Knochenmarks überschreiten

stabkernige neutrophile Granulozyten*

109/l

< 0,6

Entzündungsprozesse (beim adulten Pferd selten, selbst bei schwerer Entzündung)

-

Lymphozyten

109/l

1,2–4,0

chronische Infektionen

Verabreichung von Glukokortikoiden

Monozyten

109/l

< 0,6

akute oder chronische Entzündung, Gewebenekrose, Erholungsphase von Virusinfektionen

-

eosinophile Granulozyten

109/l

< 0,7

Parasiten, seltener Allergie (besonders der Haut), paraneoplastisch

-

basophile Granulozyten

109/l

< 0,3

selten: Allergien

-

Erläuterung siehe ▶ Tab. 2.1. Zur Berechnung wurden 130 gesunde Warmblüter im Zeitraum 2008–2014 herangezogen, allein der Grenzwert für die stabkernigen Granulozyten* stammt aus der Vorauflage dieses Lehrbuchs.

2.1.4 Klinisch-chemische Blutuntersuchungen

Die quantitative Bestimmung von klinisch-chemischen Parametern gestattet einen Einblick in das innere Milieu des Organismus und ist gerade dann entscheidend für die Diagnose, wenn das von der Störung betroffene Organ sich der klinischen Untersuchung weitgehend entzieht oder die davon ausgelösten Symptome unspezifisch sind. Da der Informationsgehalt der einzelnen Parameter unterschiedlich und nicht immer spezifisch ist, werden gewöhnlich mehrere Parameter mit sich ergänzender Aussage gleichzeitig bestimmt. Für einzelne Organe und funktionelle Systeme werden deshalb mehr oder weniger feste Organprofile vorgeschlagen.

2.1.4.1 Enzyme

Bei der Enzymdiagnostik gilt das besondere Interesse den intrazellulären Enzymen, da deren Aktivitätserhöhung im Serum bzw. Plasma immer ein Beweis für Zellschädigung ist. Leider sind die meisten Enzyme nicht organspezifisch. Einige Enzyme wie die Laktatdehydrogenase (LDH) sind sogar in fast allen Geweben reichlich vorhanden, wodurch ihr diagnostischer Wert erheblich eingeschränkt wird. Die wichtigsten Anwendungsgebiete für die Enzymdiagnostik sind im Nachweis von Schädigungen der Muskulatur und der Leber zu sehen ( ▶ Tab. 2.3).

Muskelenzyme sind beim Pferd zusammen mit dem Stoffwechselprodukt der anaeroben Glykolyse, dem Laktat, von besonderem Interesse zur Beurteilung von Leistung, Trainingszustand oder dem Vorliegen von Myopathien.

Leberenzyme geben lediglich Auskunft über Zellmembranschädigungen oder Cholestase, aber sie erlauben keine Aussage über die Leberfunktion. Hierfür ist die Bestimmung weiterer ▶ spezifischer Leberfunktionsparameter notwendig.

Neben der jeweiligen Höhe der Aktivität kann die Halbwertszeit des Enzyms im Blutplasma hilfreich sein, um den Krankheitsverlauf zu beurteilen. Meist wird die Bestimmung von mehreren Enzymen in Kombination mit Metaboliten durchgeführt.

2.1.4.2 Elektrolyte und Spurenelemente

Elektrolyte

Elektrolytstörungen können beispielsweise infolge von Diarrhö, Endotoxämie, Nierenerkrankungen, hormonellen Störungen oder durch sehr intensive körperliche Belastung mit hohen Schweißverlusten auftreten. Änderungen der Elektrolytkonzentration stehen oftmals in Zusammenhang mit Störungen des Flüssigkeits- und Säure-Basen-Haushalts. Durch die Bestimmung der Elektrolytkonzentration kann der Charakter von Störungen im extrazellulären Flüssigkeitsraum präzisiert und die Voraussetzung für eine begründete Infusionstherapie oder orale Substitution geschaffen werden.

So treten eine Hypokalzämie, Hypomagnesiämie und Hypokaliämie häufig bei Pferden mit Enterokolitis oder Kolik auf und können zur Entstehung eines paralytischen Ileus beitragen. Der Schweregrad des Mangels und das fehlende Ansprechen auf Substitution sind negative prognostische Faktoren.

Natrium und Chlorid