Haus des Gebets - Frank Krause - E-Book

Haus des Gebets E-Book

Frank Krause

4,8

Beschreibung

Gebet ist so viel mehr … Kaum etwas ist so inspirierend und motivierend wie das persönliche Erleben. Nicht anders verhält es sich in Bezug auf das Gebet. Gebet – so beschreibt es der Autor – ist wie der Eintritt in ein Haus, in dem Gott wohnt, in dem der Vater auf seine Kinder wartet, in dem unsere tiefsten Sehnsüchte gestillt werden. Gehen wir hinein, werden wir durch Gottes Gegenwart verwandelt – zu denen, die wir wirklich sind. Wir gelangen in die Ruhe, die uns versprochen ist. Wir erleben seine Fülle, werden eins mit ihm. Dies alles ist ein Prozess, und die Absicht dieses Buches ist, diesen Prozess so detailliert zu beschreiben, dass es dem Leser möglich wird, zu sehen, wo er sich auf dem Weg befindet und wie er weiterkommt. Gott nimmt uns dabei an der Hand und führt uns Schritt für Schritt tiefer in seine Gegenwart und Wirklichkeit. Als wirklich „Erlöste“ sind wir dann bereit, unsere Berufung zu leben – weil wir den Erlöser aus eigenem Erleben kennen.

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Frank Krause

Haus des Gebets

Eintreten in das Mysterium Gottes

„Denn mein Haus wird ein Gebetshausgenannt werden für alle Völker.“(Jesaja 56,7)

GloryWorld-Medien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. E-Book-Auflage 2016

© 2009 Frank Krause

© 2009 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany, www.gloryworld.de

Alle Rechte vorbehalten

Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 1985, entnommen.

Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.

Lektorat/Satz: Manfred MayerUmschlaggestaltung: Kerstin & Karl Gerd Striepecke, www.vision-c.deFoto: istockphoto

ISBN (epub): 978-3-95578-140-8

ISBN (Druck): 978-3-936322-40-8

 

 

Inhalt

 

Prolog

1. Über die Schwelle

2. Geheimnis

3. Verborgenheit

4. Der Preis der Freiheit

5. Hurerei

6. Verwandlung

7. Von Herrlichkeit zu Herrlichkeit

8. Glückseligkeit

Epilog

 

 

DANKSAGUNG

Für meine persönliche „Reise“ und Erfahrung mit dem Gebet danke ich den inzwischen verstorbenen Schwestern Edith und Erika Halla, in deren Hausgebetskreis ich vor vielen Jahren eine Geborgenheit und Gemeinschaft im Gebet erleben durfte, die mich stets ermutigt und motiviert haben, niemals nachzulassen.

Ich danke meinem Gebetskreis, der sich gemeinsam mit mir auf die Abenteuer eines Gebetes eingelassen hat, das von ganzem Herzen nach Gott verlangt und sich von ihm selbst in Höhen und Tiefen tragen lässt, wohin kein Mensch je von alleine gelangen könnte.

Ich danke meiner Frau, deren unerschütterlicher Glaube eine Art von Fürbitte für mich installiert hat, die einem Fangnetz gleicht, welches unter den Akrobaten in einem Zirkus ausgespannt ist, um sie zu sichern, sollten sie fallen. Es hat schon eine Menge ausgehalten.

 

 

Das

HAUS DES GEBETS

ist nichtdie Kirche am Ende deiner Straßeoder irgendein anderesdem Gottesdienst geweihtes Gebäude.

DU bist Gottes Gebetshaus!

Lynne Hammond

 

DAS HAUS DES GEBETS

Kommt, lasst uns ziehen hinauf zum Hause Gottes.Im Geist und in der Wahrheit werden wir gewiss Einlass finden.Wenn wir Söhne und Töchter sind,werden die Pforten sich uns öffnenund wir werden mit Jubel eintretenund zu Hause sein im Tempel Gottes,wo Gott alles und in allem ist.

Ein Haus, so wunderschön und einladend.Ausgestreckte Arme, aufzunehmen die Kommendenmit Herzlichkeit und Liebe.Willkommen sind die Töchter und Söhne,die schon immer hierhergehört haben.Hier wohnt der Ruf nach den Verlorenen,den Weg zurück nach Hause zu finden.

Dies ist der Ort, an dem wir werden, die wir sind.Dies ist der Ort, der uns kennt und Raum für uns hat.Der Tisch ist gedeckt; wir können uns setzenund essen und trinken, bis wir fröhlich werden.

Das Gebet nimmt uns auf in sichund wir nehmen das Gebet auf in uns.Das Gebet geschieht in uns, und wir geschehen im Gebet.In heiliger Umarmung vereinttanzen wir mit Gott im Haus des Gebetsund die Gesichter strahlen.

Das Gebet ist Ausdruck des Lebensund das Leben Ausdruck des Gebets.Das Leben fließt im Gebet hin und her,da ist eine Bewegung und ein Strömen.Es erfasst uns und wir lassen uns ergreifen.Wir erfassen es – obgleich es unfassbar ist – und es lässt sich von uns ergreifen.O Wunder!

 

 

Wenn ich zum Gebet rufe,dann rufe ich nicht zu einer frommen Leistung,in der unter der Last der Aufgabe gestöhnt wird.Ich rufe zur Erhebung und zum Abschütteln des Staubes,zur Erleichterung und zur Wahrwerdung,wo jeder Trug fällt und der Schleier sich hebt.

Ich rufe zur Befreiungvon uns selbst zu uns selbst,vom Tun zum Sein,zum Vertrauen in den Einen,in dem alles vereint wirdim Himmel und auf Erdenzu einem Haus Gottes im Geist.

Wir treten über die Schwelle einin das Mysterium Gottes.Es selbst verwandelt uns in solche,die das Unsichtbare sehen können,das Unhörbare hören können,das Unfassbare fassen könnenim Haus des Gebets.

Das Haus des Gebets hat sieben Stufenund Kammern voller Güter.In ihm finden alle alles.Die gesucht haben,vergessen alle ihre Armut.Im Haus des Gebets, da wohnt die Fülle.

Das Haus des Gebets,es blitzt in der Sonne,es strahlt und tanzt,es ist lebendig wie alles,was Gott geschaffen hat.

Halleluja!

 

Prolog

Kommt, lasst uns ziehenhinauf zum Hause Gottes.Im Geist und in der Wahrheitwerden wir gewiss Einlass finden.Wenn wir Söhne und Töchter sind,werden die Pforten sich uns öffnenund wir werden mit Jubel eintretenund zu Hause sein im Tempel Gottes,wo Gott alles und in allem ist.

Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Uns aber hat Gott es geoffenbart durch den Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes (1. Korinther 2,9-10).

Über Gebet zu schreiben, ist eine große Herausforderung, weil es die tiefen Geheimnisse des geistlichen Lebens berührt: die Geheimnisse der unaussprechlichen Begegnung Gottes und seiner Kinder im Haus des Gebets – von Angesicht zu Angesicht. Was das Gebet heutzutage so flach und leer macht, ist die Abwesenheit des Geheimnisses, der Begegnung und des Angesichtes Gottes. Scheinbar weiß niemand mehr den Weg ins Heiligtum und Gebet wird zu einer formelhaften Pflichtübung, indem etwa jeden Sonntag das „Vaterunser“ aufgesagt wird.

Das vorliegende Buch will Appetit auf mehr machen, auf sehr viel mehr. Gott ruft uns zu nichts weniger als zu einer wirklichen Vereinigung mit ihm. Das „Haus des Gebets“ wird der Ort der Begegnung, ja, einer Verwandlung, die nichts lässt, wie es war, die alles verändert. Heutzutage finden wir leider viel Gebet, welches gar nichts verändert, schon gar nicht die Beter selbst. Darum müssen wir zurückfinden zum Ausgangspunkt – zum Gebet „in Geist und Wahrheit“, wie Jesus in Johannes 4,23 sagt.

Wenn der Geist uns ergreift und uns die Wahrheit über uns selbst und über Gott offenbart, wird es uns „wie Schuppen“ von den Augen fallen, und wir beginnen zu sehen. Haben wir zuvor nur über Gott gehört, hören wir nun von ihm persönlich. Haben wir zuvor nur schemenhafte Vorstellungen von geistlichen Wirklichkeiten wie den Thron Gottes, den Himmel oder die Engel gehabt, nehmen wir sie nun im Geist und in der Wahrheit deutlich wahr. An der Hand des Geistes und in kindlicher Wahrhaftigkeit betreten wir das „Haus des Gebets“, in dem wir viele Abenteuer erleben, von denen wir nicht zu träumen wagten. Wir machen die glückselige Erfahrung, dass uns das Haus kennt und auf uns gewartet hat. Wir entdecken zu unserem Erstaunen, dass dort ein Tisch mit vielen Stühlen steht – und einer davon gehört uns. So unbekannt uns Vieles ist, so bekannt fühlt es sich dennoch an. Unser Herz entdeckt die erschütternde Wahrheit, dass dies unser eigentliches „Zuhause“ ist, wo wir keine Gäste sind, sondern Mitglieder der Familie. Wir hatten es nur vergessen …

Wir lernen, dass es im Haus des Gebets nicht um die Ableistung einer Gebetspflicht geht, sondern darum, einander zu lieben: Gott liebt uns zuerst und dann lieben wir ihn zurück. Das ganze Gebet findet sich in diesem Hin und Her der Liebe wieder und ist Ausfluss dieser Bewegung. Gebet, welches sich Gebet nennt und weder Liebe noch Bewegtheit atmet, ist kein Gebet in Geist und Wahrheit, sondern ein menschlich-religiöses Imitat, welches Gott nicht gefallen kann – und wenn wir ehrlich sind, auch uns nicht. Sowohl wir wie auch Gott wollen das „Echte“! Und darum geht es in diesem Buch.

 

 

Kapitel 1: Über die Schwelle

Ein Haus, so wunderschön und einladend.Ausgestreckte Arme, aufzunehmen die Kommendenmit Herzlichkeit und Liebe.Willkommen sind die Töchter und Söhne,die schon immer hierhergehört haben.Hier wohnt der Ruf nach den Verlorenen,den Weg zurück nach Hause zu finden.

Und er zog sich ungefähr einen Steinwurf weit von seinen Jüngern zurück und kniete nieder, betete und sprach: Vater, wenn du diesen Kelch an mir vorübergehen lassen wolltest – doch nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe! Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel, der ihn stärkte. Und als er in ringendem Kampf war, betete er heftiger. Es wurde aber sein Schweiß wie große Blutstropfen, die auf die Erde herabfielen … (Lukas 22,41-44).

Gebet ist nicht etwas, das man tut, sondern etwas, in das man eintritt. Der Eintrittspreis ist: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Der Kampf ist, darin zu bleiben und nicht wieder aus dem erlangten Stand zu fallen.

Das verlangende Geschehenlassen des Willens Gottes bringt uns in einen Raum, den wir nicht in eigener Kraft und Weisheit betreten können. Jesus betete diese Worte im Garten Gethsemane, als er genau wusste, was in Kürze an entsetzlichem Verrat und Leiden über ihn kommen würde. Er betete in „ringendem Kampf“, wie dort in Lukas 22 berichtet wird. In diesem kämpferischen Gebet ging es Jesus darum, sich nicht an die Angst und Bedrängnis der Stunde zu verlieren, sondern in Gott zu bleiben. Und darum geht es immer. Wann immer wir zum Gebet kommen, geht es zuerst um die Sammlung zu Gott. Je schwieriger die Lage ist, desto wichtiger diese Sammlung. Es mag aufgrund bedrängender Umstände schwer sein, seine Aufmerksamkeit von ihnen loszueisen und auf den hinzuschauen, der immer die Lösung ist und hat, aber es ist unerlässlich. Darum beten gute Beter in schwierigen Situationen nicht weniger, sondern umso mehr. Dies mag dem außenstehenden Betrachter ganz unsinnig erscheinen, da die Umstände rasches Handeln doch gerade zu gebieten scheinen, aber wehe, wer sich darauf einlässt und ihrer Führung folgt! Den reißen die widrigen Umstände und Probleme fort und tragen ihn als ihre Beute davon.

Es geht im Gebet – egal ob allein oder in der Gruppe – nicht sofort um Anliegen und Bitten, sondern um eine „Synchroni­sation“ mit Gott. Wohinein auch immer wir uns verloren haben, ob Ängste, Sorgen, Zweifel, Zerstreuung, Verwirrung, Gefühlschaos, Streit und Stress oder was auch immer, wir müssen unsere ganze Seele – Denken, Fühlen und Wollen – erst wieder unter die Herrschaft Gottes bringen und unter seinen Willen sammeln, wie die Henne ihre Küken unter ihre Flügel holt, dann kommt alles Weitere. Es geht darum, dass wir unser ganzes Sein inklusive aller Anliegen und Anfechtungen in Gottes Gegenwart stellen, damit das geschieht, was Gott will, und nicht, was alles andere will oder was wir selbst wollen. Dies mag einige Mühe kosten und wir lesen, wie in der Stunde der Bedrängnis Jesu „sein Schweiß wie Blutstropfen“ wurde, so intensiv war der Kampf um das Bleiben unter der Hand Gottes. Wer zu diesem Ringkampf bereit ist, der erhält allerdings auch den gleichen himmlischen Beistand wie Jesus: „Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel, der stärkte ihn.“ Unsere eigene Willensstärke reicht niemals aus, um im Gebet auszuharren, bis jeder Widerstand gebrochen und jedes Hindernis beseitigt ist und wir mitten im noch so großen Stress völlige Ruhe finden und in einen Zustand des Triumphes eintreten.

Wir müssen uns klarmachen: Gott hat absolut keine Angst vor irgendjemandem. Schlagen wir uns also klugerweise auf seine Seite! Er hat ganz zweifelsohne das letzte Wort. In diese Gewissheit einzutreten, heißt, in den Triumph einzutreten, der das „Haus des Gebets“ allezeit erfüllt.

Nun ist uns das ganze Ausmaß unserer Zerrissenheit und Verlorenheit selten bewusst. Selbst nach einer stundenlangen Gebetsnacht mag es sein, dass wir noch nicht einmal den Zustand der Sammlung erreicht haben, geschweige denn, dass wir in den Triumph Gottes gelangt sind.

Das mag frustrierend sein. Aber wenn wir schon einmal wissen, dass der Triumph auf jeden Fall da ist und es nicht darum geht, ihn durch großartige Gebetsleistungen zu bewirken, sondern in ihn einzutreten durch das Erlangen eines beruhigten Zustandes und den Beistand eines Engels, der uns stärkt, dann sieht die Sache gleich ganz anders aus.

Wir können den Heiligen Geist bitten, uns unseren wahren Zustand zu zeigen und uns aus der Zerstreuung und Angst zu sammeln. Jedes wahre Gebet beginnt mit dieser „Inventur“, diesem „Ins-Licht-Treten“ und ganz wahr werden. Was wirklich mit uns los ist und wo unsere Seele wirklich hängt und wie wir den Weg in den Triumph gehen können – davon wissen wir herzlich wenig, und ohne Offenbarung des Heiligen Geistes und „Stärkung vom Himmel“ können wir unmöglich triumphal beten. Das Eingeständnis, dass wir wirklich keine Ahnung haben und unbedingt den Heiligen Geist brauchen, ist die Demut, die der Schlüssel zum Himmelreich ist. Die Demütigen empfangen die nötige Gnade, die Stolzen scheinen sie nicht zu brauchen und gehen darum leer aus. Im Haus des Gebets findet man ausschließlich Demütige. Manche erfahrenen Beter fallen über den Stolz, weil sie meinen, doch schon so viel zu wissen, dass sie ihre Totalabhängigkeit vom Heiligen Geist nicht mehr so ganz einsehen. Manche fangen an, die anderen ungefragt zu belehren und ihr Wissen als Schlüssel für die Türe des Hauses des Gebets zu präsentieren. Aber die Lebendigkeit und die Freiheit des wahren Gebets sind nicht im Wissen, sondern im Geist. Und dieser braucht von uns immer neu die Demut, von unserem Wissen abzulassen, um uns wie Kinder führen zu können, wie er will.

Die Ergebung in den Willen Gottes braucht das Niederlegen unseres Glaubens an unsere Erkenntnis. Viele Christen sind schon über ihre „Erkenntnis“ gestolpert. Die Schrift sagt unmissverständlich zwei Dinge. Erstens: All unser Wissen ist Stückwerk (1. Korinther 13,9). Zweitens: Erkenntnis bläht auf, aber die Liebe baut auf (1. Korinther 8,1). Gehen wir im Gebet den Weg der Erkenntnis, werden wir – gebunden an unsere Erkenntnis und Erfahrung – nicht weiterkommen und zu unbeweglich sein für den Geist. Wir werden törichterweise versuchen, selbst ihn mit unserer anmaßenden Meinung über unseren „hohen Stand“ gemäß unserer Erkenntnis zu bestimmen. Gehen wir aber den Weg der Liebe, haben wir völlige und heitere Gelassenheit, müssen uns nicht hervortun und niemanden ungefragt belehren. Wir werden neue Erfahrungen machen und wie immer davon überrascht werden, wie wenig wir in Wahrheit doch gewusst haben …

Nun wird aber auch ohne den Heiligen Geist und ohne den Engel, der uns stärkt, ohne Licht und Wahrheit eine Menge gebetet. Überall und von allen Kirchen wird Gebet „veranstaltet“. Es umrahmt den Gottesdienst und wird als wichtig hochgehalten. Dennoch kommt zur „Gebetsstunde“ nur ein winziger Bruchteil der Gemeinde und immer dieselben. Zumeist handelt es sich dabei um ein paar ältere Frauen, die nichts anders zu tun haben. Auch die Gebete sind immer dieselben und wiederholen sich endlos, bis sich das Ganze totläuft und alle genauso schlafen wie damals die Jünger, die weder wussten, was wirklich los war, noch welch ein heftiger Kampf im Geiste eigentlich ausgefochten wurde. Die Ignoranz der Jünger in dieser entscheidenden Stunde musste für Jesus eine schwere Prüfung gewesen sein und ein Vorgeschmack auf die große Verlassenheit, der er bald am Kreuz zu begegnen hatte. Ich nenne diese Art des „veranstalteten Gebets“ mit seiner traditionellen Gleichförmigkeit ein „blindes Gebet“ oder „schlafendes Gebet“. In ihm gibt es keine Bewegung, die dem Leben zu eigen ist, sondern einen Stillstand, der ein Kennzeichen des Todes ist.

Das Gebet ist ein heiliger Raum, den wir betreten – und wir wissen den Weg nicht, sondern müssen uns vom Heiligen Geist führen lassen. Ich hoffe, dass das bis hierher klargeworden ist. Auch haben wir nicht die Stärke, den Kampf zu kämpfen, den es braucht, um uns von allem anderen freizumachen und als ganze Personen in die Gegenwart Gottes zu kommen und mitgehen zu können, wohin auch immer Gott mit uns gehen will. Auch wir brauchen den Beistand des Heiligen Geistes und der Engel, um durchzustehen und durchzukämpfen bis zum Triumph. Viele Christen scheitern schon im Vorfeld des eigentlichen Gebets an ihrer inneren Zerstreuung und Schwachheit, wissen aber nichts von einem Beistand durch den Geist und durch die Engel. Sie kämpfen für sich alleine auf verlorenem Posten mit ihrer mächtigen Ungesammeltheit und kommen nicht einen Schritt weiter. Solch eine Gebetserfahrung ist sehr frustrierend und hat viele Beter aufgeben lassen, was eine Tragödie ist. Ohne Hilfe von oben ist Gebet eine Unmöglichkeit. Sie braucht immer und ausnahmslos das Zusammenwirken von zwei Parteien: die eine sind wir, die andere Gott. Es ist eine Kooperation, ein Gemeinschaftswerk.

Und schließlich müssen wir in einen mit Gott übereinstimmenden Zustand kommen, um wirklich in Interaktion mit ihm zu treten und gemeinsame Sache mit ihm zu machen. Das heißt, wir können das Haus des Gebets nicht betreten, es sei denn, wir sind zuerst heilig, denn Gott ist heilig (1. Petrus 1,16). Und der Anfang der Heiligung ist wiederum: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe“. „Heiligung“ ist eine Übergabe des Eigenwillens an den Willen dessen, der mehr für uns will, als wir überhaupt in der Lage sind, selbst für uns zu wollen. Unser Wille ist schwankend und schwach. Ihn einem größeren und stärkeren Willen anzuschließen, kann eine sehr kluge Entscheidung sein! Wenn wir angesichts einer Krise nicht mehr wissen, ob wir wirklich und immer noch wollen, was wir wollen, dann ist Gott in seinem Willen immer noch unerschütterlich. Wo unser Wille einknickt, bleibt Gottes Wille stabil. Als Jesus in Gethsemane seinen Willen dem Willen Gottes hingab, erfuhr er sofort eine mächtige Stärkung und konnte einen schicksalsschweren Kampf durchkämpfen, von dem seine schlafenden Jünger nur träumen konnten!

Je klarer uns wird, dass Gott das „Gute, Wohlgefällige und Vollkommene“ will (Römer 12,2), und dass sein Wille in einer sehr mächtigen Weise will, was er will, desto mehr lassen wir den Widerstand dagegen sinken und verbünden uns lieber mit ihm und lassen uns von ihm mitnehmen hinein in das Heiligtum, von dem wir rein gar nichts verstehen. Wir können es uns so vorstellen, dass unser Wille die Kraft eines Fußgängers hat, der Wille Gottes aber die Kraft eines Pferdes. Wenn wir klug sind, steigen wir auf das Pferd und kommen wesentlich besser voran und viel weiter, als wir es zu Fuß je könnten. Dabei muss uns zunächst klarwerden, dass Gott im Grunde genau das Gleiche will wie wir und wir genau das Gleiche wie er. Gottes Wille und unser Wille sind einander gar nicht entgegengesetzt, wie uns Generationen von Theologen weismachen wollten. Auch wir wollen doch das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene. Oder wollen wir etwa das Schlechte, Abscheuliche und Kaputte? Auch wir wollen die Anfechtungen und Schwierigkeiten überwinden, auch wir wollen gerade und aufrecht bleiben und ein Leben voller „Glauben, Hoffnung und Liebe“ führen anstatt voller Furcht, Hoffnungslosigkeit und Niederlagen. Solange wir Gott als unseren Gegner betrachten oder seinem Willen gegenüber Misstrauen hegen, können wir im Gebet unmöglich eins mit ihm werden und ganze Sache mit ihm machen. Zahllose Christen sind in ihrem Gebet gelähmt, da sie insgeheim davon ausgehen, Gott habe etwas gegen sie und sei keineswegs bereit, sie auf seinen Rücken zu nehmen, wie das Pferd, und mit ihnen loszureiten. Sie fühlen sich unwillkommen, ungenügend und verdammenswert, was sehr wirksame Hindernisse sind zu einem Gebet, welches doch Heiligkeit braucht – Einheit mit Gott.

Die Lösung für dieses Problem ist, dass wir zunächst über diese Empfindungen vollkommen ehrlich werden und sie Gott vorlegen, denn dann verlieren sie ihre geheime Macht über uns. Wahrhaftigkeit ist stets der Schlüssel zur Befreiung. Wenn wir uns ohne Wenn und Aber zu erkennen geben und zu unserer Verwunderung erleben, dass Gott über unseren wahren Zustand kein bisschen erstaunt ist und uns sogar hilft, unsere Befindlichkeit in Worte zu fassen und unsere ungeweinten Tränen zu vergießen, dann löst sich die innere Bremse und wir können auf dem Weg des Gebets einen Schritt weitergehen.

An dieser Stelle wird deutlich, dass das wahre Gebet immer seelsorgerlicher Natur ist. Da wir kommen müssen, wie wir sind, müssen wir erst einmal die werden, die wir sind. Und da wir nicht wissen, wer wir sind und was uns so blockiert, wie wir es immer wieder bemerken, wenn wir uns mehr auf Gott einlassen wollen, ist dies der kritische Punkt auf der Schwelle des Hauses des Gebets. Nur wer seine Rollenspiele und Selbstinszenierungen ablegt wie alte Kleider und „nackt“ wird, kann über die Schwelle treten und erhält dort andere und neue Kleider von Gott. Niemand geht in eigenen Kleidern in den Tempel. Dieses völlige Ehrlichwerden, das einem geistlichen Nacktwerden entspricht, braucht zwei Triebkräfte: Verzweiflung und Verlangen. Einerseits sind wir endgültig desillusioniert über uns selbst und fertig mit dem, was hinter uns liegt, andererseits wollen wir unbedingt