Haus Nr. 9 - E.M Pulse - E-Book

Haus Nr. 9 E-Book

E.M Pulse

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Beschreibung

Es beginnt mit einem Routineeinsatz – ein nächtliches Dorf, vom Regen verschluckt, offiziell seit Jahren verlassen. Doch in Haus Nummer 9 brennt Licht. Vier Techniker betreten das Gebäude, um eine Störung zu beheben. Was sie dort finden, ist kein Bewohner, kein Fehler im Stromnetz – sondern etwas, das sie längst erwartet. Fotos, die nicht existieren dürften. Stimmen, die niemand gehört haben will. Ein Haus, das schweigt. Und sich erinnert. Man kann Haus Nr. 9 betreten. Aber niemand verlässt es unverändert.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 30

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Haus Nr. 9

Eine düstere Kurzgeschichte

E.M. Pulse – Autor düsterer Kurzgeschichten

HAUS NR. 9 Eine Kurzgeschichte von E.M. Pulse

© 2025 E.M. Pulse – Alle Rechte vorbehalten

 

Hausnummer 9

eine Kurzgeschichte von E.M. Pulse

Der Sturm hatte die Landstraße in eine dünne, vibrierende Ader verwandelt. Regen wie aus Ketten. Windböen, die das Lenkrad aus der Hand zerren wollten. Mark fuhr den Transporter so ruhig, wie es seine Finger zuließen. Neben ihm hielt Tarek ein Tablet auf den Knien, dessen Karte in blassem Blau die Ränder einer Gegend zeigte, die leerer wirkte als ein vergessenes Zimmer in einem alten Haus. Hinten im Wagen saßen Jana und Holger, beide angeschnallt, beide schweigend.

„Noch drei Kilometer“, murmelte Tarek. „Dann runter von der L 207. Feldweg.“

„Wegen eines dämlichen Melders im Umspannkasten“, sagte Holger, mit der Stimme eines Mannes, der zu viele Kabel gesehen hatte, um noch Ehrfurcht zu haben.

„Zwei Melder“, korrigierte Jana. „Erst Spannungsspitzen, dann Versatz im Netz. Kann auch ein Baum sein, der eine Leitung küsst.“

„Die küsst du bei dem Wind nicht freiwillig“, knurrte Holger.

Mark sagte nichts. Er mochte Nachtfahrten. Sie nahmen dem Tag den Anspruch, wichtig zu sein. Und doch nagte ein Gefühl in ihm, das er nicht orten konnte. Vielleicht war es der Geruch nach feuchter Erde, der durch die Lüftung kroch. Vielleicht die Art, wie der Regen nicht gleichmäßig fiel, sondern stoßweise, als würde der Himmel alle paar Sekunden innehalten.

Der Feldweg war schmal und schlammig. Schwarze Bäume neigten sich drüber wie Schultern, die etwas verbergen wollten. Das Navi verlor das Signal. Tarek fluchte leise, schob das Tablet weg und deutete nach vorn.

„Da. Das Ortsschild.“

Es war halb überstrichen, eine alte, verblichene Tafel mit einem Namen, der vom Regen glänzte: Wietzenrode.

„Gibt’s nicht mehr, offiziell“, sagte Tarek. „Evakuiert nach dem Hochwasser vor zwanzig Jahren. Hangrutschgefahr. Das steht so in den Unterlagen.“

„Und trotzdem meldet der Kasten Strom“, sagte Jana. „Das ist der Punkt.“

Sie fuhren langsam hinein. Wietzenrode bestand aus einer Handvoll Häuser, die im Halbdunkel wie alte Zähne wirkten. Einige Dächer waren eingesackt, einige Fensterscheiben geborsten. Gras wuchs auf Treppenstufen. Die Straße lag wie ein langer Atemzug zwischen den Häusern, ohne Autos, ohne Fahrräder, ohne alles, was Leben macht.

„Siehst du das?“, fragte Holger leise.

Mark sah es. In der Mitte der Straße, vor einem Haus mit verputzter Front und einer knorrigen Kastanie im Vorgarten, brannte Licht.

Es war kein grelles Licht. Eher ein warmes, gelbliches Leuchten hinter Gardinen, die schief hingen. Das Schild neben der Tür war verrostet, aber man konnte die Zahl lesen. 9.

„Künstliches Licht“, sagte Jana. „Bei dem Wetter würdest du das vom Himmel unterscheiden.“

Holger lachte nervös. „Vielleicht wohnt hier doch wer. Ein paar alte Typen, die die Evakuierung ignoriert haben.“

„Ohne Grundversorgung?“, fragte Tarek. „Ohne Müllabfuhr? Ohne Lieferdienste? Mit einer Hangkante, die bei Regen lustige Spiele spielt?“

„Wir sind hier, um den Kasten zu checken“, sagte Mark. Seine Stimme fühlte sich zu ruhig an.

Er parkte. Der Regen prasselte auf das Dach, bis das Geräusch fast zu groß war, um noch Lärm zu heißen. Alle blieben einen Moment sitzen und lauschten. Es war, als höre irgendwo ein anderes Ohr mit.

„Werkzeug“, sagte Mark. „Helme. Westen.“

Als sie ausstiegen, roch die Luft nach nassem Holz und Metall. Der Wind war hier im Dorf schwächer, als hätten die Häuser ihn abgebremst. Irgendwo klapperte eine lose Dachrinne. Mark leuchtete mit der Stirnlampe Richtung Trafohäuschen, das am Ende der Straße hinter einem Drahtzaun stand. Rissiger Putz. Zuwegung aus Betonplatten, halb überwuchert.

„Ich gehe mit Tarek zum Kasten“, sagte Mark. „Jana, Holger – ihr checkt die Leitungsführung. Und—“