Haven Brotherhood: Claim & Protect - Rhenna Morgan - E-Book
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Haven Brotherhood: Claim & Protect E-Book

Rhenna Morgan

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Beschreibung

Trevor Raines Leben bewegt sich stets am Rande der Legalität. Um das Leben anderer zu retten schreckt er vor nichts zurück. Die einzigen Regeln, denen der Cowboy und Bar-Besitzer folgt, sind seine eigenen. Nichts in der Welt kann das ändern. Denkt er. Bis er Natalie Jordan trifft. Die Kellnerin Natalie will nur eines, und das ist ein Neuanfang. Sie hat eine genaue Vorstellung von ihrem neuen Leben, und in diesem Plan kommt kein Mann vor. Erst recht nicht ihr eigener geheimnisumwitterter Chef, egal, wie wie liebevoll – oder berauschend – er ist. Aber Trevor hat sich fest vorgenommen, Natalies innere Mauern einzureißen, sie zu beschützen und zu besitzen. Sesshaft werden wollte Trevor nie, aber etwas an Natalie zieht ihn zu sehr an, als dass er die Finger von ihr lassen könnte. Also bleibt ihm nur eine Wahl: Seine Pläne zu ändern … und ihre. Doch als Natalies Ex auftaucht und sie bedroht, setzt Trevor Himmel und Hölle in Bewegung, damit dieser Bastard sie nie wieder verletzten kann. Selbst wenn er dafür seine dunklen Geheimnisse preisgeben muss – und Natalie womöglich für immer verliert … Teil 3 der "Haven Brotherhood"-Serie.

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Seitenzahl: 548

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Rhenna Morgan

Haven Brotherhood 3: Claim & Protect

Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von Julia Weisenberger

© 2017 by Rhenna Morgan

© 2019 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

© Covergestaltung: Mia Schulte

© Coverfoto: Shutterstock.com

ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-328-6

ISBN eBook: 978-3-86495-329-3

Dieses Werk wurde im Auftrag von Harlequin Books S.A. vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.

Die Personen und die Handlung des Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

Dieses Buch darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches andere Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Epilog

Danksagung

Autorin

Weitere Titel von Rhenna Morgan

Widmung

Für Stephanie

Kapitel 1

Jeder Barbesitzer im Deep-Ellum-Viertel von Dallas wäre begeistert, wenn er an einem trüben Oktoberabend unter der Woche wenigstens ein klein wenig Geschäft machen würde. Aber wenn mehr als die Hälfte der Tische im eigenen Pub besetzt und beide Barkeeper damit beschäftigt waren, einen Drink nach dem anderen auszuschenken – das war herrlich.

Nicht übel für jemanden, der das College abgebrochen hatte. Aber Trevor Raines hatte in den letzten zehn Jahren eines von seinen Brüdern gelernt: Wenn man den richtigen Fokus und etwas Einfallsreichtum bewies, konnte man alles erreichen.

Neben ihm beugte sich Jace Kennedy an dem für die Bruderschaft reservierten Tisch vor und deutete mit

 seinem Scotch auf Trevors neueste Kellnerin auf der anderen Seite des Raums. „Die da ist eine Gaunerin.“

Trevor folgte seinem Blick rechtzeitig, um besagte Gaunerin zu sehen, die sich einer der übergroßen Eckbänke näherte und dabei ein übervolles Tablett mit Drinks auf einer Hand balancierte. Sie war ziemlich klein, höchstens eins fünfundfünfzig, und wog wohl nicht mehr als sechzig Kilo, besaß aber einen Körper mit Killerkurven und den Charme des Mädchens von nebenan. Diese Kombination war ein Hit bei den Kerlen, das hatte er von Anfang an gewusst. Normalerweise hätte das dafür gesorgt, dass er sie vom Fleck weg eingestellt hätte – obwohl sie keinerlei Erfahrung besaß. Aber aus irgendeinem Grund hatte ihn die Vorstellung, dass die Typen Natalie Jordan nonstop anbaggern könnten, so sehr genervt, dass er sie fast abgewiesen hätte.

„Habe sie erst vor ein paar Wochen angestellt“, sagte er. „Sie meinte, sie wäre die beste Kellnerin, die ich jemals hatte, wenn ich ihr die Chance dazu geben würde.“ Es war die Verzweiflung in ihrer Stimme gewesen, die die Waagschale zu ihren Gunsten gekippt und ihn dazu gebracht hatte, ihr die Stelle anzubieten. Bisher hatte sie ihre Prophezeiung wahr gemacht. Für eine Frau, die in ihrem ganzen Leben noch nie eine Drink-Bestellung entgegengenommen hatte, hatte sie sich in ihrem neuen Job besser zurechtgefunden, als er angenommen hatte.

„Ich stehe auf Frauen, die Feuer haben“, sagte Jace.

Ein anderer der Haven-Brüder, Zeke Dugan, nippte an seinem Bohemia Weiss und betrachtete Natalie über den Rand der Bierflasche hinweg. „Ich habe das Gefühl, ich kenne sie irgendwoher.“

„Das würde mich nicht überraschen“, sagte Trevor. „Da ich nur eine Kellnerin einstellen wollte, hat Knox sie überprüft. Zwar nur oberflächlich, aber er hat trotzdem eine abgelaufene Zulassung als Krankenschwester gefunden, die sie in ihrer Bewerbung nicht erwähnt hat. Das ist allerdings schon eine Weile her.“

Zeke nickte. „Das muss es wohl sein. Aber sie hat nicht in der Unfallklinik mit mir gearbeitet. An diesen Gang würde ich mich erinnern.“

Zekes Verlobte, Gabe, sah von dem Hochzeitsmagazin auf, das zwischen ihr und Jace’ Frau Viv lag, und schlug ihm gegen die Schulter. „Du bist nur noch ein paar Wochen davon entfernt, ein verheirateter Mann zu sein. Du solltest nicht länger den Hüftschwung anderer Frauen bewundern.“

„Ich habe nicht behauptet, dass ich ihn bewundere, gatinha. Ich sagte, dass ich mich daran erinnern würde.“ Er ergriff ihre Hand, bevor Viv sie wieder in die Welt der Hochzeitskleider und -torten entführen konnte, küsste ihre Fingerknöchel und grinste. „Dein Schlendern ist mir viel lieber als jedes Powerwalking.“

Trevor lehnte sich zurück und sah seiner neuesten Angestellten zu. Dabei hatte er sich schon etliche Male ertappt – öfter, als er sich eingestehen wollte. Immerhin arbeitete sie für ihn. Die Art, wie Natalie sich bewegte, mit einem Powerwalking zu vergleichen, war ein wenig krass. Ja, sie bewegte sich ohne großes Brimborium von A nach B, aber das minderte nicht den subtilen Schwung ihrer Hüften oder die Art, wie sie geschmeidig von einer Aufgabe zur nächsten wechselte. So flüssig und geschmeidig wie ein Fluss nach einem starken Regen.

Nachdem sie die Drinks verteilt hatte, ging Natalie durch den ihr zugeteilten Bereich in der Bar, immer mit Blick darauf, wer ein weiteres Getränk bestellen wollte. Die sanften kleinen Lichter, die an der Decke angebracht waren, verliehen ihren elfenhaften Zügen einen hübschen Schimmer, und das Tanktop von der Stange, auf dem das Logo des Den prangte, betonte ihren üppigen Vorbau. Er hatte bereits einige Kerle dabei ertappt, wie sie genau diese Pracht bewunderten, und das hatte ihn dazu gebracht, ernsthaft darüber nachzudenken, ihr ein übergroßes T-Shirt als Arbeitskleidung zu verpassen.

Sie hatte es bis zu dem Torbogen geschafft, der zum Hauptraum führte, als sie ihr Handy aus der Hosentasche zog, auf den Bildschirm sah und außer Sichtweite eilte.

„Verdammt“, murmelte er und kippte den Rest seines Biers hinunter.

„Gibt’s ein Problem?“, fragte Jace.

Vermutlich. Egal, wie gut sie in der Bar arbeitete und wie sehr er es genoss, ihr zuzusehen, es gab ein paar schlechte Angewohnheiten, die er nicht ignorieren konnte. „Diese verdammten Handys. Ich habe ihr gesagt, dass sie nicht erlaubt sind, während sie arbeitet, und sie heute schon zweimal damit erwischt.“

„Vielleicht sieht sie nur auf die Uhr“, sagte Zeke. „Und wenn sie sich um ihre Gäste kümmert, was schadet es dann?“

„Wenn du grad bei einem Patienten bist, würdest du simsen?“

Zeke lachte leise. „Punkt für dich. Aber ich habe auch keine Zeit, zu simsen, wenn jemand grade den Boden der Notaufnahme voll blutet.“

„Bei deiner Aufmerksamkeitsspanne würdest du es vermutlich versuchen.“ Jace drehte den Zahnstocher, den er in seinem Mundwinkel stecken hatte, mit der Zunge um und konzentrierte sich auf Trevor. „Mach dem neuen Mädel nicht zu schnell Vorwürfe. Vielleicht hat sie dich missverstanden. Wenn sie sonst nichts falsch macht, sprich zuerst mit ihr. Außer, du hast es eilig, wieder Bewerbungsgespräche zu führen.“

„Verflucht, nein.“ Das letzte Mal hatte es drei Wochen gedauert, bis er es geschafft hatte, zwei neue Frauen einzustellen. Natalie war die Einzige gewesen, die den Aufwand wert gewesen war.

Viv richtete sich von dem kleinen Berg von Hochzeitsmagazinen auf und schob das fünf Zentimeter dicke Brautmagazin direkt vor Gabe. „Wirklich? Dir gefällt das hier nicht? Das würde toll an dir aussehen.“

Gabe neigte das Kinn und schenkte ihr einen „Du machst wohl Witze“-Blick. „Ich repariere Autos und trage 362 Tage im Jahr Jeans. Das Einzige, was eine Schleppe für mich bedeuten würde, wäre, dass ich mich direkt vor aller Augen auf die Nase lege.“

„Ich verstehe das nicht“, sagte Trev zu Zeke. „Wenn ihr nichts Großes plant, warum beschäftigt ihr euch mit Torten und diesem ganzen Kleider-Scheiß? Lasst mich euch einfach nach Vegas fliegen, wie ich es für Viv und Jace getan habe.“

Viv warf einen gespielt bösen Blick den Tisch hinab. „Torten und Kleider sind kein Scheiß. Egal, wo sie heiraten, jede Frau verdient es, sich an ihrem Hochzeitstag hübsch zu fühlen.“ Offensichtlich zufrieden, dass sie ihren Standpunkt verdeutlicht hatte, leckte sie an ihrer Fingerspitze, blätterte um und rutschte näher an Gabe heran.

Zeke senkte die Stimme, vermutlich um weiteren bösen Blicken der Frauen zuvorzukommen. „Gabe weiß noch nicht, was sie will. Was immer wir tun, wird nur im engsten Familienkreis stattfinden, aber wenn sie sich für etwas Schnelles und Witziges entscheidet, kommen wir auf dein Angebot zurück.“

Trevor zuckte mit den Achseln. Er verstand immer noch nicht, weshalb alle aus diesem einen Tag etwas so Großes machten, wenn doch das, was wirklich zählte, danach kam. „Was immer ihr wollt.“

„Das sind die Worte eines Mannes, der sich noch nicht unterworfen hat. Aber eines Tages …“ Jace grinste und nippte an seinem Scotch.

Trevor hob die Hände. „Sieh mich nicht so an, als ob du mich verkuppeln wolltest. Ich bin kein guter Kandidat für eine Ehe.“

„Ich weiß nicht, warum du so dagegen bist“, sagte Zeke. „Von uns allen bist du derjenige, der die besten Vorbilder für eine Beziehung hatte.“

„Meinen Vater würde ich kaum als Vorbild bezeichnen.“

Zekes Gesichtsausdruck wurde innerhalb von Sekunden hart. „Ich habe damit Frank gemeint. Du bist nicht wie dein leiblicher Vater – egal, ob du sein Fleisch und Blut bist oder nicht.“

Klar. Weil Trevor seine Fäuste so gut unter Kontrolle gehabt hatte, während er erwachsen geworden war. Das bedeutete aber nicht, dass er sich nicht wünschte, Zeke hätte recht.

Natalie wich einer miteinander plaudernden Gruppe von Mädels aus, die nicht darauf achteten, wohin sie gingen, marschierte zu einem Zwölfertisch mit lauten Collegejungs und verteilte Bier. Falls sie mitbekam, wie viele davon auf ihren süßen Hintern starrten, ließ sie es sich nicht anmerken. Er auf der anderen Seite musste darum kämpfen, nicht seine Backenzähne zu Staub zu zermalmen, so fest biss er sie aufeinander.

Einer von Natalies Kunden streckte den Arm aus, als sie um den Tisch herumkam, und versuchte, ihn ihr um die Taille zu legen.

Trevors Körper spannte sich an, und er wappnete sich, einzugreifen, aber Natalie bewegte sich rechtzeitig, tätschelte gutmütig den Arm des Kerls und eilte zurück zur Bar. Dann zog sie ihr Handy heraus und sah auf den Bildschirm, ohne langsamer zu werden.

Das war jetzt das dritte Mal.

„Ich muss mich darum kümmern.“ Er erhob sich, schnappte sich seine leere Bierflasche und deutete auf die Drinks in der Runde. „Braucht einer von euch noch was?“

„Nein“, sagte Zeke. „Passt alles.“

„Zeke und Gabe fahren mit mir und Viv raus nach Haven“, fügte Jace hinzu. „Die Mütter haben darum gebettelt, ihre Meinung bezüglich des Kleids kundtun zu dürfen.“

Trevor schüttelte den Kopf. „Frauen.“ Er hob das Kinn in Richtung Zeke. „Wenn ihr außerhalb von Texas den Bund eingehen wollt, steht mein Angebot. Als du Gabe in meiner Cessna mitgenommen hast, hat sie gekichert, aber meine G6 wird sie zum Schnurren bringen.“

„Ich hab ihr ’nen Klunker an den Finger gesteckt, Kumpel. Hör auf, meine Frau anzumachen.“

Er zwinkerte Gabe zu, umrundete den Tisch und drückte Vivs Schulter. „Ich dachte, du wüsstest es. Die, die man nicht haben kann, sind die Besten, um ihnen nachzujagen.“

Nicht, dass er jemals einer Frau nachgejagt wäre. Dafür hatte nie die Notwendigkeit bestanden, und außerdem war es ihm dank seiner Gene immer zu gefährlich erschienen, eine längerfristige Beziehung zu führen. Er ging durch den Raum und warf dem Kerl, dessen Finger Natalie zu nahegekommen waren, einen Blick zu. Das war dumm. Sie war gut damit umgegangen, und sein Manager Ivan hätte es nicht länger als eine Nanosekunde geduldet, aber aus irgendeinem Grund pisste es ihn an.

Im Hauptraum standen vom Goth bis hin zu Angestellten im Feierabend alle möglichen Menschen an der glänzenden honigfarbenen Bar, die er extra aus Dublin hatte einfliegen lassen. Rock- und Film-Sammlerstücke, für die er ein kleines Vermögen bezahlt hatte, hingen an jeder Wand und verliehen dem alten europäischen Kneipendekor einen trendigen Touch. Zwei der anderen Kellnerinnen hatten die Tische am Eingang übernommen, aber Natalie war nirgends zu sehen.

Er trat neben Vicky, die hinter der Bar stand. „Wo ist Natalie?“

Die erstklassige Barkeeperin runzelte die Stirn, sah sich um und schob den Flaschenöffner in ihre hintere Hosentasche.

Ein dunkelhaariger Kerl mit komplett tätowierten Armen und Tunneln in den Ohrläppchen, die groß genug waren, um mit einer 44er Magnum hindurchzuballern, mischte sich ein. „Suchen Sie nach der kleinen sexy Kellnerin mit dem zielgerichteten Gang?“

Na super. Noch einer, den er im Auge behalten musste. „Ja, genau die.“

Der Kerl nickte in Richtung des Angestellteneingangs auf der Rückseite der Bar. „Vor ein paar Minuten ist sie dorthin verschwunden.“

So viel zu Zekes Theorie, sie würde nur nach der Uhrzeit sehen. Trevor hatte keine lange Liste von Regeln, und er würde auf keinen Fall zulassen, dass er die wenigen verbog, die er hatte, egal, wie tüchtig eine Angestellte war. „Danke.“

Der Lärm der Menge und der Bass des neuen Alternative-Rock-Lieds aus den Lautsprechern wurde leiser, während er den hinteren Flur entlang ging. Eine Frau lehnte an der Wand und wartete mit verschränkten Armen darauf, dass derjenige die Toilette frei machte, der sich dort aufhielt, aber sonst war niemand da. Vielleicht hatte Jace recht und er hatte voreilige Schlüsse gezogen. Obwohl er sich fragte, wie zum Teufel er es fehlinterpretieren konnte, dass sie den ganzen Abend dieses verdammte Gerät umklammert gehalten hatte.

Langsam öffnete er die Hintertür. Der Parkplatz für die Angestellten wurde von einem summenden Licht erhellt und die schwüle Luft klatschte ihm entgegen, noch bevor er einen Stiefel auf den Asphalt gesetzt hatte.

Natalies Stimme ertönte aus den Schatten auf der anderen Seite des Grundstücks. „Ich weiß, dass du Angst hast, aber du kannst nicht die Cops rufen.“

Trevor trat von der Tür weg und sah, dass sie sich auf einem der etwas privater gelegenen Picknicktische niedergelassen hatte, die seine Angestellten für Raucherpausen benutzten. Sie hatte dem Eingang den Rücken zugewandt und einen Großteil ihres dunkelbraunen Haares auf dem Kopf in ihrer Faust, als ob sie es in der nächsten Sekunde ausreißen wollte.

Seltsam – sie so aufgewühlt zu sehen, ließ sämtliche seiner Pläne, ihr eine Standpauke zu halten, erst mal in den Hintergrund treten, und brachte ihn stattdessen dazu, herausfinden zu wollen, was los war, und es in Ordnung zu bringen.

„Mom, wenn du die Cops rufst, wird er uns einfach wieder vor Gericht zerren. Ich kann mir keine weiteren Ausgaben für Anwälte leisten.“ Sie hielt inne, setzte sich aufrechter hin und ließ ihr Haar wieder über ihre Schultern fallen. „Ich weiß, dass er derjenige ist, der sich nicht an die Regeln hält, aber das ist egal, wenn man bedenkt, welche Freunde er hat. Lass einfach die Lichter aus, sorg dafür, dass Levi leise ist, und geh nicht ran. Ich komme heim, sobald die Bar schließt.“

Seine Nackenhaare richteten sich auf angesichts der enormen Angst in ihrer Stimme und der Tatsache, dass sich jemand in seinem eigenen Haus verstecken musste, und all seine Sinne waren in Alarmbereitschaft.

Sie sah über ihre Schulter und riss die Augen auf. Sie senkte die Stimme, aber nicht genug, um ihre Worte unhörbar zu machen. „Ich muss los, Mom. Es wird alles gut gehen. Wyatt ist ein Idiot, aber nicht so dumm, dass er die Tür eintritt.“

Die Tür eintreten? Wer war dieses Arschloch, und noch wichtiger, wieso zum Teufel schikanierte er Natalie?

Sie machte das Handy aus, erhob sich und schob das Gerät mit derselben geübten Bewegung wieder in ihre hintere Hosentasche, die sie schon den ganzen Abend über gezeigt hatte.

Trevor ließ die Tür hinter sich zufallen. „Gibt es ein Problem?“

„Nein, alles in Ordnung.“ Sie ging auf ihn zu, setzte ein falsches Lächeln auf und deutete auf die Picknicktische. „Ich habe nur eine Pause gebraucht, um etwas daheim zu klären.“

Eine Lüge. Ihr gesamter Körper zeigte ihm, dass ihr nicht wohl dabei war, sie ihm aufzutischen, aber sie hatte es nichtsdestotrotz getan. Er verschränkte die Arme vor der Brust und neigte den Kopf. Es gab zwei Möglichkeiten, dieses Spiel zu spielen: sie wegen dem, was er gehört hatte, zur Rede zu stellen, oder abzuwarten, was sie ihm von sich aus anvertrauen würde. Da er es hasste, wenn sich andere in seine Probleme einmischten, wählte er Option Nummer zwei. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir darüber geredet haben, wie ich über Handys am Arbeitsplatz denke.“

Sie hielt gerade außerhalb seiner Reichweite inne und drückte die Schultern durch. Trotz ihrer stolzen Haltung erwiderte sie seinen Blick nicht, sondern konzentrierte sich stattdessen auf sein Schlüsselbein. „Ja, Sir.“

„Würdest du mir mitteilen, weshalb du deinen neuen Job riskierst, indem du diese Regel brichst?“

„Lieber nicht.“ Das Rückgrat, das sie an dem Tag gezeigt hatte, als er sie eingestellte hatte, funkelte hell in ihren Augen, aber diesmal erkannte er noch etwas anderes in ihrem Blick. Eine Sorge, die sie nicht gänzlich hinter ihrem Schneid verbergen konnte.

Er kannte diese Frau nicht. Nicht wirklich. Er wusste weder, wie ihre Hintergrundgeschichte lautete, noch was bei ihr zu Hause vor sich ging, aber alles in ihm schrie danach, sie hochzuheben, sie und wer auch immer sie angerufen hatte, in Sicherheit zu bringen und sie dazu zu zwingen, ihm zu erzählen, was los war, damit er es wieder richten konnte. Obwohl das, wenn er nach dem sturen Ausdruck auf ihrem Gesicht ging, vermutlich nicht die beste Vorgehensweise wäre. Es wäre besser, es auf beruflichem Wege zu versuchen. „Ich werde dich nicht anlügen, Nat. Du bist gut im Umgang mit den Kunden. Verlässlich. Schnell. Freundlich. Es ist schwer, eine dieser Fähigkeiten bei einer Kellnerin zu finden, ganz zu schweigen von allen dreien. Ich würde lieber nicht nach einem Ersatz suchen müssen, aber du hilfst mir gerade nicht mit deinem Verhalten.“

Sie schluckte schwer und kniff die Lippen zusammen, als ob sie sich mühsam zurückhalten müsste, ihm keine zu klatschen. „Mein Sohn ist sieben Jahre alt und meine Mom hat Todesangst vor meinem Ex. Ich habe mein Handy bei mir, damit sie mich erreichen können, wenn es sein muss. Ich verspreche, ich lasse nicht zu, dass es mit meiner Arbeit Probleme gibt, aber wenn das ein absolutes No-Go für dich ist, verstehe ich das. Ich kann entweder den Abend noch fertig machen oder gleich einen Schlussstrich ziehen.“

Oh ja. Ihr Schneid und ihre freche Schnauze gekoppelt mit einer Sprache, die er verstand. Und sie hatte ihm genau das gegeben, was er gebraucht hatte, um genauer nachbohren zu können. „Hat deine Mutter Grund, diesen Kerl zu fürchten?“

Sie hielt den Mund, aber ihr Gesicht wurde etwas blasser.

„Ich frage nicht nach Einzelheiten“, sagte Trevor, obwohl vor ungefähr drei Minuten ein Anruf bei Knox mit der Bitte um sämtliche Einzelheiten zu diesem Fall an erste Stelle seiner To-Do-Liste geschossen war. „Ich frage, damit ich weiß, ob demnächst ein aufdringliches Arschloch in meiner Bar auftauchen wird. Ich muss auch wissen, ob das etwas ist, womit du täglich zu tun hast.“

Sie stieß einen müden Seufzer aus und senkte die Schultern. „Ich würde sagen, dass ihre Ängste nicht unbegründet sind, aber das ist nichts, womit du dich auseinandersetzen musst. Wyatt zeigt seine Wutausbrüche nur vor kleinem Publikum.“

Reflexe, die er in seiner Jugend entwickelt hatte, meldeten sich. Trevor wusste genau, welche Art von Wutausbrüchen sie meinte. Er hatte sieben Jahre lang mit den tyrannischen Fäusten seines Vaters gelebt, bevor das Schicksal und der Tod seiner Mutter seine ganze Welt auf den Kopf gestellt hatten. „Hol deine Sachen und geh nach Hause.“

„Du feuerst mich?“

„Nein. Ich sage dir, du sollst den Scheiß hier sein lassen und nach Hause zu deinem Sohn gehen.“ Er zwang sich, tief einzuatmen, und entspannte seine Fäuste. „Von heute an ist es okay, wenn du dein Handy bei dir behalten musst, aber mach das nur im Privaten. Die anderen Angestellten sollen nicht denken, dass ich dir extra Vorteile einräume. Und nächstes Mal versuch nicht, zwei Probleme gleichzeitig zu lösen. Sag mir oder wem auch immer, der gerade im Club das Sagen hat, dass es Probleme gibt, dann schaff deinen Hintern nach Hause und kümmere dich darum.“

Zum ersten Mal, seit er sie kennengelernt hatte, verrutschte die Maske, die sie immer sorgfältig getragen hatte. Ein atemberaubendes Lächeln ersetzte sie, das so wunderschön und kraftvoll war, dass es in fast göttlicher Absolution durch ihn hindurchrauschte.

„Danke“, sagte sie. Es war kaum lauter als ein Flüstern, aber so voller Emotion, dass es ihn fast umwarf. Sie streckte die Hand aus, als ob sie seinen Arm berühren wollte, zog dann allerdings genauso schnell den Ellbogen wieder an ihre Seite zurück. „Versprochen, das wirst du nicht bereuen.“

Bevor er antworten konnte, trat sie um ihn herum, riss die Tür auf und eilte den dunklen Flur hinunter.

Er hielt die Tür fest, bevor sie sich schließen konnte, und sah ihr nach. Gefährliche Ideen machten sich in seinem Kopf breit, die er nicht aufhalten wollte. Es war nicht nur eine Selbstverständlichkeit gewesen, Natalie das Zugeständnis zur Benutzung ihres Handys zu geben, sondern ihr Ex war gerade in Trevors Fadenkreuz geraten.

Kapitel 2

Niemandem sollte es erlaubt werden zu fahren, wenn er unter einer Mischung aus Anspannung, Angst und Adrenalin litt. Besonders keiner Mutter, die versuchte, zu ihrem Kind nach Hause zu kommen, bevor ihr narzisstisch veranlagter Ex es zu Tode ängstigte, indem er an die Tür hämmerte.

Natalie wurde kaum langsamer, um den entgegenkommenden Verkehr abzuwarten, sondern raste über eine dunkelorange Ampel und düste mit ihrem Lexus-SUV den letzten Block entlang zu ihrem Apartmentkomplex. Gott sei Dank war ihr neuer Boss ein anständiger Mensch. Sie war den ganzen Abend lang in Panik gewesen, während sie die Nachrichten ihrer Mutter gelesen hatte, war aber genauso angsterfüllt gewesen, ihren neuen Job zu verlieren. Früher hätte ihr Gehalt als angehende Krankenschwester locker gereicht, um ihre Mutter und Levi mit einem Gehalt durchzubringen, aber das war vor Jahren und vor einer schlechten Entscheidung gewesen, und Erstattungsanträge für Krankenkassen brachte eben nicht die große Kohle. Ihr Trinkgeld, das sie in einer der angesagtesten Bars in Dallas erhielt, half dabei, über die Runden zu kommen.

Sie umrundete den Hauptparkplatz, fuhr weiter die Straße hinab und parkte. Den glänzend weißen, verchromten Schlitten vor Wyatt verbergen zu wollen, war vermutlich verschwendete Liebesmüh. Er stach wie ein Neonschild in einer klaren Nacht hervor, aber er war weniger als ein Jahr alt, verlässlich und abbezahlt. Abgesehen von den Kleidern, die sie und Levi hatten packen können, war der Wagen das Einzige gewesen, worum sie bei der Scheidung gebeten hatte. Außerdem diente er als Erinnerung. Er war eine Spiegelung davon, wie sehr sie sich aufgegeben hatte, bevor Wyatt ihr buchstäblich wieder Verstand eingebläut hatte.

Der Wagen gab ein leises Klicken von sich, als das Schloss einrastete, aber die automatischen Scheinwerfer blieben noch an und malten einen deutlichen Pfad zwischen sie und die Treppe auf der anderen Seite des Parkplatzes. Das war nicht gerade ein subtiles Vorgehen, aber definitiv sicherer in diesem Teil der Stadt. Außerdem könnte sie einer Konfrontation sowieso nicht ausweichen, falls Wyatt auf sie wartete.

Halb die Stufen hinauf sah sie noch einmal zu den Autos unten. Außer der alten Straßenlampe leuchtete kein Licht und sie bemerkte keine Bewegung, dennoch hämmerte ihr Herz, als ob Höllenhunde sich jeden Augenblick aus den Schatten heraus auf sie stürzen würden. Dieser verfluchte Wyatt. Nur einmal würde sie sich gern wieder sicher fühlen. Glauben, dass sie die Polizei anrufen und tatsächlich Hilfe erhalten könnte.

Sie kämpfte mit dem alten, aber soliden Bolzenschloss, bis es klickte, und schob die Tür mit der Schulter auf. Weiches, weißes Licht vom Ofen in der Küche erlaubte es ihrer Mutter und Levi, in dem Apartment mit zwei Zimmern herumzulaufen, ohne dass Wyatt bemerkte, dass jemand daheim war.

Ihre Mutter lag ausgestreckt auf der Couch, Levi in ihrer Armbeuge. Sein dunkelblondes Haar war wirr und so lang, dass es fast bis zu seinen Augen reichte, aber sie war noch nicht bereit, sich der Herausforderung zu stellen, es zu schneiden. Für Levi bedeutete ein Haarschnitt, dass er noch mehr seinem Vater glich, als er es sowieso tat, daher würde er bis aufs Blut dagegen ankämpfen.

Sie legte ihre Handtasche auf den Tisch, ließ sich neben ihm auf den Knien nieder und flüsterte: „Hey, Liebling.“

Ihre Mutter erwachte schlagartig, drückte Levi gleichzeitig dichter an sich und bewegte sich, um ihn zu beschützen. Erst als sie erkannte, dass Natalie neben ihnen hockte, stieß sie zittrig den Atem aus und entspannte sich wieder. Früher einmal war ihr Haar ein sattes Dunkelbraun gewesen, doch jetzt war es fast vollkommen grau. Obwohl sie kaum ohne etwas Make-up und mit gestyltem Bob aus dem Haus ging, war es heute Abend zerzaust. Sie drückte die Hand auf ihre Brust. „Warn eine alte Frau das nächste Mal vor.“

„Sorry, ich war in Eile.“ Natalie hob Levis Hand und drückte sie. Sie liebte die Wärme und Ruhe, die eine einfache Berührung in ihr hervorrief. Nur das, und ihr Herzschlag wurde ruhiger. Sobald sie seinen Geruch nach kleinem Jungen eingeatmet hatte, konnte sie zum ersten Mal seit Stunden wieder tief durchschnaufen.

Vorsichtig, um Levi nicht zu wecken, richtete sich ihre Mutter auf und blinzelte in Richtung des Kastens, der auf dem alten Fernseher stand. In Neonblau stand dort die Uhrzeit: 21:08. „Ich dachte, du kommst erst, wenn sie schließen?“

„Tja, es hat sich rausgestellt, dass mein neuer Boss nicht nur heiß genug ist, um die Hälfte der weiblichen Bevölkerung von Texas zu verführen, sondern auch noch ein Herz aus Gold hat.“ Als sie wegen des Bewerbungsgesprächs in Trevors Büro gegangen war, hatte sein Aussehen dafür gesorgt, dass ihr schwindlig wurde und sie sich wie ein betrunkener Seemann fühlte, der Clownsschuhe trug. Mit seinem dichten blonden Haar, das er zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, blauen Augen, wegen denen man Stoßseufzer von sich geben konnte, und einem kantigen Kiefer, der sie an Wikinger hatte denken lassen, war er ein Augenschmaus.

Scheinbar war sie nicht die Einzige, die das dachte. Jede Frau, die in die Bar kam, begutachtete den lässigen Cowboy voller Anerkennung. Aus diesem Grund allein hatte sie sich geschworen, weder ihn noch seinen in Jeans gehüllten Hintern jemals wieder zu beäugen, selbst wenn das bedeutete, dass sie ihm bei ihren Unterhaltungen ständig aufs Kinn starren musste.

Sie strich Levis Pony aus seiner Stirn. „Wie lange schläft er schon?“

„Seit Wyatt vor ungefähr einer Dreiviertelstunde aufgehört hat, an die Tür zu hämmern.“ Ihre Mutter runzelte die Stirn und überprüfte noch einmal, ob Levi nicht nur so tat, als ob er schliefe. „Er hat unglaubliche Angst vor ihm, Nat. Es hat eine volle Stunde gedauert, nachdem Wyatt mit dem Klopfen angefangen hat, bis Levi mir geglaubt hat, dass ich nicht zulassen werde, dass Wyatt ihn mitnimmt.“

Und das würde ihre Mutter auch niemals tun. Maureen Dubois mochte klein und fast siebzig sein, aber sie würde Levi bis zu ihrem letzten Atemzug beschützen. Genauso wie sie versucht hatte, Natalie zu beschützen, indem sie sie gebeten hatte, keinen hochtrabenden plastischen Chirurgen zu heiraten. „Du kennst Wyatt. Er will nur das, was er nicht haben kann. Früher oder später wird er es leid sein und ein neues glänzendes Spielzeug finden.“

Zumindest war es das, was sie hoffte. Es war ein viel besserer Wunsch, als ihren Fantasien nachzugeben, diesen Bastard mit dem teuren SUV über den Haufen zu fahren, den er ihr gekauft hatte.

Sie drückte Levis Schulter und küsste seine Wange. „Komm schon, Kleiner. Ab ins Bett mit dir.“

Levi regte sich, kräuselte seine kleine Nase und rieb sich mit dem Handrücken über die Augen. Gott, er verdiente so viel mehr als den Vater, der ihn gezeugt hatte. Verdammt, er hatte auch einen Rechtsstaat verdient, der einen gewalttätigen Mann nicht ignorierte, aber am Ende hatte sich Wyatts Netzwerk von guten alten Freunden als schlagkräftiger erwiesen als menschlicher Anstand.

Levi wurde endlich so weit wach, dass er erkannte, dass seine Mutter zu Hause war. Sein Blick wurde klarer und sein ganzer Körper spannte sich an. Er rutschte vor und schlang die Arme um ihren Hals. „Er hat versucht, mich mitzunehmen. Er ist nicht dran. Er kann mich nicht zwingen mitzugehen, wenn er nicht dran ist.“

„Das weiß ich, Baby.“ Sie hob ihn hoch, als sie aufstand, drückte ihn an sich und ging zu dem Raum, den er sich mit ihrer Mutter teilte. Sie strich über seinen Rücken. „Er wird dich noch nicht mitnehmen. Versprochen.“

Ein dumpfes Klopfen ertönte an der Tür.

Natalie fuhr herum, erstarrte und sah ihre Mutter an.

In ihren Armen wurde Levis Körper steif und er wimmerte.

Sie legte die Hand an seinen Hinterkopf und flüsterte ihm ins Ohr: „Psst, sag nichts. Er wird weggehen und alles wird gut werden.“

Zumindest würde er das, wenn sie Glück hatten. Aber das eine, das sie in den acht Jahren auf schmerzhafte Weise gelernt hatte, war, dass Wyatt nichts aufgab, was er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte. Niemals. Sobald das Gericht ihrem Scheidungsantrag zugestimmt hatte, hatte er beschlossen, dass er seine Frau und seinen Sohn zurückhaben wollte – selbst, wenn er sie beide hasste.

Das Klopfen wurde härter und schneller, gefolgt von Wyatts dröhnender Stimme. „Mach die gottverdammte Tür auf, Nat. Ich weiß, dass du daheim bist. Glaubst du wirklich, dass der Lexus in dieser beschissenen Gegend nicht auffällt?“

Sie küsste Levis Wange und zog einen seiner Arme von ihrem Nacken. Wenn sie Wyatt nicht rasch beruhigte, würde er den ganzen verdammten Block zusammenschreien. „Baby, ich muss mich um ihn kümmern, aber ich verspreche dir, dass er nicht reinkommen wird. Okay? Er wird keinen Schritt in diese Wohnung machen. Ich sage ihm einfach, dass es noch nicht an der Zeit für seinen Besuch ist, dann wird er weggehen.“ Das war keine hundertprozentige Lüge. Mehr ein brennender Wunsch, dessen Erfüllung so wahrscheinlich war, wie das Auftauchen eines Schneeballs in der Hölle, aber sie würde ihr Bestes versuchen. Wenn sie musste, würde sie dieses Mal die Polizei rufen.

Levi kämpfte darum, sich weiter an ihr festhalten zu können, gab aber kein Geräusch von sich. Wie traurig war das? Er war sieben Jahre alt und bereits darauf trainiert, wie er am wenigsten den Zorn seines Vaters auf sich zog.

Sie hockte sich neben die Couch und setzte Levi neben ihre Mutter. „Es dauert nur ein oder zwei Minuten, Schatz. Du wirst schon sehen.“ Sie sah ihre Mutter an. „Ich werde die Tür hinter mir verschließen. Bring Levi in dein Zimmer. Egal, was ist, mach nicht auf. Ich sage ihm, dass ich auf dem Weg nach draußen bin und ihr zwei euch einen Film im Kino anseht. Wenn es sein muss, trinke ich einen Kaffee mit ihm, bis er Ruhe gibt.“

„Ruf die Polizei, Natalie. Das ist sicherer.“

Wyatt hämmerte an die Tür. „Ich will meinen Sohn sehen, Nat. Mach auf. Ich werde nicht die ganze Nacht dieses Spielchen spielen.“

„Sorry, Wyatt!“, rief sie so locker und unschuldig, wie sie konnte. „Ich bin gleich da, gib mir nur eine Minute.“ Sie drückte das Knie ihrer Mutter. „Keine Polizei. Das haben wir schon mal versucht, erinnerst du dich?“ Sie hatte nur ein Achselzucken des Officers erhalten und zusätzliche Kosten für den Anwalt gehabt, weil Wyatt sie beschuldigt hatte, dass sie die Sorgerechtsvereinbarung verletzt hätte. Es war ein Witz, dass es an ihr gelegen hatte zu beweisen, dass das nicht der Fall war, statt anders herum.

Sie umfasste Levis Wangen und lächelte, so breit sie konnte. „Sobald das vorbei ist, lesen wir ein Buch. Willst du heute Nacht bei mir schlafen?“

Er nickte, nur wenig besänftigt von dem Bestechungsversuch.

„Abgemacht.“ Sie erhob sich und bemühte sich, das Lächeln beizubehalten, während Levi und ihre Mutter in ihr Zimmer eilten.

Sie konnte das. Für Levi würde sie die verdammte Sierra-Bergkette mit bloßen Händen versetzen. Sie schnappte sich ihre Handtasche, holte Luft, um sich zu wappnen, und legte die Hand auf die Klinke. Es wird nicht ewig dauern. In den letzten neun Monaten waren diese Worte ihr Mantra geworden. Die einzige Hoffnung, die sie bei klarem Verstand hielt. Aber heute Nacht war hier und jetzt, und egal, ob es ihr gefiel oder nicht, sie würde sich einem Arschloch stellen müssen.

Wenn es um schlechte Ideen ging, stand das Herumschnüffeln vor Natalies Wohnung, einer Frau, deren gewalttätiger Exmann frei umherlief, verdammt weit oben auf der Rangliste. Außerhalb von Trevors Fenster an der Fahrerseite hatte sich eine Handvoll Schläger vor einem heruntergekommenen 7-Eleven versammelt. Sie waren höchstens dreizehn und trugen übergroße Kapuzenpullover, um die hereinbrechende Kaltfront abzuwehren.

Die sanften Klänge von Chris Stapletons letzter Single verklangen und wurden von der weiblichen Stimme des GPS ersetzt. „Biegen Sie in fünfhundert Metern rechts auf die Mount Auburn Avenue.“

Trevor schüttelte den Kopf, überprüfte die Entfernung auf der Karte auf dem Bildschirm und bezwang den Drang, das Programm abzuschalten. Er benutzte das Feature kaum, das in seinem neuesten Pick-up integriert war, aber heute Nacht war Geschwindigkeit wichtiger als sein Stolz.

Er nahm die Kurve und fuhr einen halben Block weit, während er die Hausnummern an den Briefkästen überprüfte.

„Ihr Ziel befindet sich auf der rechten Seite.“

Sobald die Stimme verstummte und die Musik wiedereinsetzte, fuhr Trevor auf einen kleinen Parkplatz. Das Gebäude dahinter war nicht das schlimmste, das er jemals gesehen hatte, aber auch nicht das beste. Es gab keine Tore oder Anzeichen von Sicherheitsleuten, und vermutlich war es älter als die Ranch, auf der er aufgewachsen war, aber die Anlage war gut erhalten und es gab ein paar antiquierte Straßenlaternen, die etwas Helligkeit abstrahlten.

Er schnappte sich das Post-it, auf dem er Natalies Adresse notiert hatte, und verglich sie mit der, die er ins Navi eingegeben hatte.

Ja. Er befand sich am richtigen Ort. Aus irgendeinem Grund hatte er etwas anderes erwartet, da er den Lexus auf dem Angestelltenparkplatz und die schlichte, aber hochwertige Kleidung gesehen hatte, die sie jeden Abend trug. Andererseits hatte er bislang eigentlich nur erfahren, dass sie sich unerschrocken neuen Herausforderungen stellte und dabei verdammt gut aussah, was ihn ernsthaft darüber nachdenken ließ, mehr als nur einen oberflächlichen Hintergrundcheck bei seinen neuen Angestellten durchführen zu lassen.

Das, was zwischen ihrem Ex und ihr lief, ging ihn nichts an. Bei seiner Vergangenheit und seiner Neigung zu Gewalt war es verdammt blödsinnig, dass er hier war, aber er konnte den Instinkt einfach nicht unterdrücken, sich einzumischen. Einzuschreiten und sie zu beschützen, egal, was es auch kostete.

Wyatt ist ein Idiot, aber nicht so dumm, dass er die Tür eintritt.

Wie oft hatte er seine Mutter diese Worte mit der gleichen Angst in der Stimme sagen hören? Mit dem gleichen Grauen? Niemand hatte ihr geholfen, und wo hatte das alles geendet?

Er parkte seinen Silverado Dually in einer breiten Lücke hinten auf dem Parkplatz. Hier zu sein war vermutlich dumm, aber er würde Natalie nicht im Stich lassen, so wie es seiner Mutter passiert war.

Er hatte kaum einen Fuß auf den aufgeplatzten Asphalt gestellt, als Stimmen in der Ferne erklangen. Eine Frau und ein Mann. Sie schrien nicht gerade, aber es war sicherlich keine leise Unterhaltung. Eher eine hitzige Debatte, die das Potenzial hatte, auf einen handfesten Streit hinauszulaufen.

Vorn befand sich ein Gehweg zwischen zwei langen Gebäuden, die einander gegenüberlagen. Er folgte ihm. Natalies leichter texanischer Dialekt wurde mit jedem Schritt deutlicher, aber er konnte nicht herausfinden, welche Wohnung ihr gehörte, da wegen der Enge alles widerhallte. Er hatte sich gerade der Treppe genähert, als er sie und ihren Ex sah. Sie standen vor dem Eckgebäude auf dem obersten Treppenabsatz. Er duckte sich unter den Vorsprung direkt unter ihnen.

Trotz der ruhigen Stimme, die Natalie anschlug, zitterten ihre Worte vor Ungeduld. „Er war erst vor vier Tagen bei dir, Wyatt. Das Gericht hat gesagt, dass wir jede Woche wechseln sollen. Jetzt ist meine Woche.“

„Ich scheiße auf das Gericht“, sagte Wyatt. „Er ist mein Junge, und ich besuche ihn, wann immer ich will.“

„Du kannst ihn jetzt nicht sehen. Er ist nicht hier.“

„Nach einundzwanzig Uhr an einem Schultag ist er nicht hier? Verarsch mich nicht, Nat. Du hast diesen Jungen so mit Terminen vollgemüllt, dass er sich auch noch zu einer bestimmten Uhrzeit den Arsch abwischt.“

„Er ist nicht hier. Meine Mutter hat ihn ins Kino mitgenommen.“

Keine üble Taktik, aber sie würde auf Dauer nicht funktionieren. Nicht bei einem Arschloch wie ihrem Ex.

„Dann sollte ich vielleicht das alleinige Sorgerecht beantragen, weil die Mutter meines Jungen nicht in der Lage ist, ihr Kind unter der Woche rechtzeitig nach Hause zu holen.“ Er schnaubte. „Verdammt, schau dir nur dieses Dreckloch hier an. Vielleicht sollte ich es aus Prinzip beantragen.“

„Es ist hier sicher und sauber.“

Trevor hörte, wie sich jemand über ihm bewegte, dann wurde Wyatts Stimme leiser und drohend. „Er ist da drin, das weiß ich. Und jetzt mach die gottverdammte Tür auf, Natalie.“

Trevor bewegte sich die Stufen hinauf, bevor sein Verstand begriff, was los war. Adrenalin rauschte durch ihn hindurch, aber er hielt sich unter Kontrolle. Egal, wie sehr er seine Reaktion auf seine Vergangenheit schieben wollte, sein Bauchgefühl sagte ihm etwas anderes. Egal, wie seltsam sich die Vorstellung anfühlte, nichts war wichtiger, als Natalie und ihr Kind zu beschützen. Er umrundete den letzten Treppenabsatz und zwang sich zu einem lockeren Gang.

Nats Augen waren so groß geworden wie ein Vollmond im Juli.

Wyatt allerdings verzog die Lippen, als ob er gerade einem Obdachlosen dabei zugesehen hätte, wie er in aller Öffentlichkeit an die Hauswand pisste, was Trevor genau den Vorwand gab, um diesen Bastard von seinem hohen Ross zu werfen. Es war bei Weitem nicht so befriedigend, wie den Sack zusammenzuschlagen, aber er würde einem arroganten, Poloshirt tragenden Drecksack nicht die Oberhand überlassen.

„Hey, Darling“, sagte er zu Natalie, die noch einige Meter entfernt von ihm war. „Was ist denn hier los?“

„Äh.“ Sie sah zwischen ihm und Wyatt hin und her und wischte sich die Handflächen an ihren Oberschenkeln ab. „Mein Ex hat auf einen Sprung vorbeigeschaut.“

So weit, so gut. Hoffentlich begriff sie seinen Plan so schnell, wie sie gelernt hatte, zu kellnern. Er trat neben sie, legte den Arm um ihre Taille und zog sie an sich.

Eine Sekunde.

Ein Schritt und die Berührung ihres Körpers an seinem, und seine Welt ergab auf einmal Sinn.

„Ach so“, sagte er, selbst ein wenig überrascht, wie locker seine Stimme klang. „Du hörst dich besorgt an.“ Er küsste ihre Schläfe, und der Geruch von Wildblumen umgab ihn. Friedlich. Er beruhigte ihn, selbst als seine Wut anschwoll. Er sah Wyatt zornig an. „Gibt es einen Grund, weshalb meine Frau besorgt sein sollte?“

Wyatts Blick schoss von Trevors besitzergreifendem Griff um Natalies Taille zu Trevors Gesicht. „Ihre … was?“

„Meine Frau.“ Fuck, das klang gut. Ein wenig zu gut, um genau zu sein. „Ich gehe ungefähr seit einem Monat mit Natalie aus, und es gefällt mir nicht besonders, dass ich sie dabei antreffe, wie sie hitzige Worte mit ihrem Ex wechselt, wenn ich schauen will, ob sie von der Arbeit sicher nach Hause gekommen ist.“

Wyatt sah Natalie wütend an. „Fickst du etwa einen anderen?“

Bis zu diesem Punkt war sie vielleicht zu verblüfft gewesen, aber dieser primitive Kommentar rief die Sturheit in ihr hervor, die er schon früher gesehen hatte. Sie ahmte Trevors Verhalten nach, schlang den Arm um seine Taille und hob ihr Kinn ein wenig. „Wir sind geschieden, Wyatt. Der Tag, an dem der Richter die Papiere unterzeichnet hat, war der Tag, an dem egal wurde, mit wem ich ausgehe oder was ich mit demjenigen tue.“

„Nicht, wenn mein Junge da drin ist.“

Sie ballte über Trevors Jeans die Faust in seinem Shirt, und Trevor drückte ihre Hüfte, um ihr zu zeigen, dass er sie unterstützte. „Trevor bleibt nie, wenn Levi hier ist“, sagte sie. „Er kommt nur vorbei, um sicherzugehen, dass ich gut zu Hause angekommen bin. Ich kenne die Regeln in den Scheidungspapieren und ich halte mich daran.“

„Das sind heute die Regeln.“ Wyatt sah Trevor von oben bis unten an und warf Natalie ein böses Lächeln zu. „Wir werden sehen, wie rasch du mit jemand Neuem ins Bett springst, wenn ich dir deinen Jungen wegnehme.“ Er schnaubte und drehte sich in Richtung Treppe.

Die Muskeln angespannter als ein Drahtseil kämpfte Trevor dagegen an, dem hochtrabenden Drecksack zu folgen und ihm seinerseits ein paar Drohungen zu präsentieren. Verdammt, er wäre zufrieden, wenn er ihm nur ein paar Hiebe verpassen könnte. Allerdings … wer wusste, was für Ärger Natalie bekommen würde, wenn er fertig war.

Zusammen warteten sie und sahen Wyatt, der über den Parkplatz zu seinem glänzend schwarzen Mercedes ging, wortlos nach.

Als er die Tür zuschlug und der Motor aufheulte, ergriff Trevor das Wort. „Wird er seinen Worten Taten folgen lassen?“

Natalie seufzte und ihre Schultern senkten sich. „Was ihn betrifft, ist alles möglich. Er will Levi nicht bei sich haben. Das wollte er schon nicht, seit ich ein Jahr nach unserer Heirat schwanger geworden bin, aber er will mich. Oder zumindest glaubt er, dass er das tut.“ Erst nachdem Wyatt vom Parkplatz gerast war, ließ sie den Arm von seiner Taille sinken und den Kopf hängen. „Levi ist ein gutes Druckmittel.“

Der Verlust des Kontakts warf ihn aus der Bahn, und drei oder vier Herzschläge lang grübelte er, was er als Nächstes tun sollte. Ein Teil von ihm wollte nachgeben, Wyatt nachjagen und Natalies Probleme ein für alle Mal lösen, aber der Großteil von ihm wollte wissen, wie er sie wieder an seine Seite bekam. Ohne ihren Körper an seinem fühlte er sich aus dem Gleichgewicht gebracht. Ungelenk, als ob jemand seine Füße in neue Stiefel gezwängt hatte, die ihm nicht passten.

Hinter ihnen erklang ein metallisches Geräusch vom Fenster.

Trevor drehte sich rechtzeitig um, um zu sehen, wie die Fensterläden sich bewegten. „Ist das deine Wohnung oder die eines Nachbarn?“

Natalie schloss die Augen und runzelte die Stirn. „Das ist meine.“ Sie kramte in ihrer Tasche und zog die Schlüssel heraus, aber die Tür öffnete sich, bevor sie das Schloss erreichte.

Eine ältere Frau von Natalies Größe und Gestalt strahlte ihn von der Türschwelle aus an. Ihr Haar war vollkommen grau, aber die Ähnlichkeit zwischen Natalie und ihr war nicht von der Hand zu weisen. Neben der Frau stand das niedlichste Kind, das er jemals gesehen hatte, und starrte mit großen Augen zu ihm auf. Es reichte ihr bis zur Taille. Sein sandfarbenes Haar hing ihm bis über die braunen Augen. Er hatte auf jeden Fall die Gene seines Vaters, aber bei ihm strahlten sie reine Güte aus.

„Natalie, willst du deinen Freund nicht hereinbitten?“ Ihre Mutter trat vor, soweit es ihr mit einem Kind, das an ihrem Bein klebte, möglich war. „Ich bin Maureen Dubois, Natalies Mutter. Das hier ist ihr Sohn Levi.“ Sie tätschelte den Rücken des Jungen. „Sag Hallo zu dem Herrn, Liebling.“

Levi schluckte so schwer, dass sein Kopf wippte, aber er ließ seine Großmutter los, richtete sich auf und streckte die Hand aus. „Hallo.“

Trevor achtete darauf, dem Kind keinen Schrecken einzujagen, machte einen Schritt und ergriff die kleine Hand. „Hey, Kumpel. Ich bin Trevor. Ich arbeite mit deiner Mutter zusammen.“

Levis Augen wurden so groß, als ob er auf einmal begriffen hätte, was die Summe von zwei und zwei war. „Du bist der Boss meiner Mom. Das weiß ich, weil sie seit drei Tagen total viel von dir redet.“

„Wirklich?“ Interessant. Besonders, weil sie kaum seinen Blick erwiderte, wenn sie sich unterhielten. Er war davon ausgegangen, dass er sie irgendwie einschüchterte oder sie bei der Arbeit einfach professionell bleiben wollte, aber vielleicht gab es einen anderen Grund dafür, dass sie ihm auswich. Das war auf jeden Fall ein neues Puzzle, das er zusammensetzen musste. Trevor grinste Natalie neben sich an und reichte Maureen die Hand. „Schön, Sie kennenzulernen, Ma’am. Es tut mir leid, wenn ich Sie geweckt habe. Ich wollte nur sichergehen, dass Natalie gut zu Hause angekommen ist.“

„Unsinn.“ Sie trat zurück und winkte ihn zur Tür herein, vollkommen ungerührt, dass sie in ihrem rosa-grau gemusterten Schlafanzug mit einem Fremden sprach. Apropos, dieses Outfit ähnelte sehr dem, das seine Adoptivmutter Bonnie nachts getragen hatte, auch wenn Bonnie Blau bevorzugt hatte. „Kommen Sie doch einen Augenblick herein.“

Okay, das war seltsam. Mit einer Frau nach Hause zu gehen, war das Eine. Sich mit einer Frau, ihrer Mutter und ihrem Kind zu unterhalten, brachte alles auf ein ganz anderes Niveau. „Vielen Dank für die Einladung, aber …“

„Er könnte wiederkommen“, brach es aus Levi hervor. „Er war heute schon vier Mal hier, und Mom sagt, dass er hartnackt ist.“

Natalie legte rasch die Hand auf die Schulter ihres Sohns. „Das heißt hartnäckig, Levi. Und Mr. Raines hat bereits so viel getan. Mehr, als ich ihm jemals dafür danken kann.“

Bei genauerer Betrachtung war sich Trevor nicht sicher, ob er nicht eher mehr Ärger heraufbeschworen hatte. Ja, er hatte den Arsch in der heutigen Nacht ausgebremst, aber Männer wie Wyatt gaben selten auf, ohne noch eine Granate über die Schulter zu werfen. Nichts pisste einen Mann mehr an, als wenn ein anderer sein altes Territorium markierte.

Er nickte Maureen zu. „Levi braucht bestimmt seinen Schlaf.“

„Oh, Levi hat bestimmt noch dreißig Minuten Zeit.“ Maureen grinste breit. Sie war der Inbegriff einer zufriedenen Ränke schmiedenden Mutter. „Und Levi hat recht. Es wäre schön, Sie zumindest noch ein Weilchen hier zu haben.“

Trevor hustete und rieb über sein Kinn. Er war zu feige, den Blick von einem der drei zu erwidern. Zu bleiben war eine schlechte Idee auf so vielen Ebenen, dass er sie nicht einmal alle zählen konnte.

Natalie lächelte ihn sanft und mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Resignation an. „Schon okay, Trevor. Ich weiß zu schätzen, was du getan hast. Bei uns ist alles okay.“

Übersetzt hieß das: Du hast für eine Nacht gute Dienste geleistet, aber das wird nicht das letzte Mal sein, dass wir uns damit auseinandersetzen müssen.

Okay, scheiß drauf. Sie mochte sich in einer anderen Nacht weiter damit auseinandersetzen müssen, aber er konnte zumindest in dieser dafür sorgen, dass dieser Affe ihr vom Leib blieb. Er zwinkerte Levi an und stemmte die Hände in die Hüften. „Ich schätze, ich kann ein Weilchen bleiben.“

Kapitel 3

Nichts machte einer Frau so deutlich, wie winzig und heruntergekommen ihre Wohnung war, wie wenn ein über eins achtzig großer Mann hereinschlenderte und sich in Ruhe umsah. Ein wirklich gut aussehender Adonis von einem Kerl, der ihren Verstand ausgehebelt hatte, nur indem er einen Arm um ihre Taille gelegt hatte. So intensiv, wie seine Berührung gewesen war, würde es eine Woche dauern, bis ihr Körper aufhörte zu kribbeln.

Natalie schob die Hände in ihre Gesäßtaschen, räusperte sich und nickte in Richtung der Küche. „Ich trinke nicht viel davon, aber ich könnte uns Kaffee machen, wenn du einen willst.“

„Oh, das ist eine gute Idee.“ Maureen schob Levi mit einer Hand in die Küche und winkte Trevor mit der anderen in Richtung Küchentisch. „Trevor, wie wär’s, wenn Sie und Natalie sich einen Augenblick Zeit nehmen, und Levi und ich machen eine Kanne.“

Trevor neigte den Kopf auf diese höfliche Art, die Natalie zu schätzen gelernt hatte. „Vielen Dank, Ma’am.“

„Siehst du, Levi?“, sagte Maureen und rumorte in der Küche. „Ich habe dir gesagt, dass nette Männer immer gute Manieren haben.“

„Aber du hast auch gesagt, dass Männer immer ihre Haare schneiden lassen sollten, und seine sind lang. Wenn ich ,Ja, Ma’am‘sage, darf ich mir dann die Haare so lang wachsen lassen wie er?“

Trevor grinste, zog das Kinn an die Brust und kratzte sich am Kiefer, als ob er nicht wüsste, was er sagen sollte. Als er sprach, war es so leise, dass Levi es in der Küche nicht hören konnte. „Tut mir leid.“

„Kein Problem“, sagte Natalie. „Mit langem Haar komme ich zurecht, aber seine Manieren waren immer eine Herausforderung. Wenn er sich da eine Scheibe von dir abschneiden würde, wäre ich dankbar.“ Als ihr klar wurde, dass sie einfach wie ein ahnungsloser Teenager herumstand, eilte sie voran und zog einen Stuhl hervor. Zumindest war ihre Mutter klug genug gewesen, das Gespräch in die Küche zu verlagern. Da sie im Wohnzimmer nur eine Couch und einen alten Clubsessel hatten, wäre jede Sitzordnung etwas seltsam geworden. „Setz dich doch.“

Statt ihr sofort zu folgen, sah Trevor zurück zum Fenster neben der Eingangstür, zog rasch die Rollläden hoch und kam dann zum Tisch. Wenn er bereits zuvor in ihrer Wohnung groß gewirkt hatte, ließ ihn die uralte Essecke erst recht wie einen Giganten erscheinen. Er machte es sich auf dem Stuhl neben ihrem mit dem Rücken zur Wand bequem, sodass er direkt auf das Fenster sehen konnte.

„Bist du ein echter Cowboy oder ziehst du dich nur wie einer an?“, fragte Levi hinter ihr.

Natalie fuhr in ihrem Stuhl herum. „Levi, das ist eine unhöfliche Frage.“

„Nein, ist es nicht“, widersprach er so unschuldig wie immer. „Bobby sagt, dass viele Leute sich wie Cowboys anziehen, aber nicht wirklich welche sind.“ Er konzentrierte sich auf Trevor, lebhaft und voller Begeisterung wegen der Details, die immer folgten, wenn er von seinem besten Freund erzählte. „Bobbys Vater arbeitet auf einer Ranch, also ist er ein richtiger Cowboy. Er sagt aber, dass die meisten, die Stiefel tragen, das nur tun, weil es gut aussieht. Und weil du eine Bar hast und keine Ranch, dachte ich, du trägst sie, weil sie toll sind.“

„Levi!“ Natalie schoss hoch. Sie liebte es, wie arglos der Verstand ihres Sohns arbeitete, aber nicht jeder nahm seine Kommentare so locker zur Kenntnis, wie er sie gemeint hatte. „Wie Mr. Raines sich anzieht und weshalb, geht dich nichts an.“

„Warum nennst du ihn Mr. Raines, wenn er dein Freund ist?“ Levi sah zu seiner Großmutter auf. „Er hat Dad gesagt, dass Mom seine Frau ist, also heißt das doch, dass er ihr Freund ist, oder?“

Ihre Mutter tätschelte Levis Schulter und schenkte ihm dasselbe geduldige Lächeln, das sie immer bei ihm benutzte. „Ich glaube, es ist unhöflich zu lauschen und zeugt von schlechten Manieren, wenn du deine Mutter ignorierst, wenn sie dich darum bittet, still zu sein.“

„Aber …“

„Kein Aber.“ Sie sah zu Natalie und Trevor auf. „Der Kaffee ist aufgesetzt. Ich denke, Levi und ich werden uns zurückziehen und euch zwei reden lassen.“ Sie streckte Trevor die Hand entgegen. „Mr. Raines, es war sehr schön, Sie kennenzulernen.“

Trevor erhob sich und schüttelte ihr die Hand, aber es war eine weitaus höflichere und sanftere Berührung als die, die Natalie zwischen ihm und anderen Männern bei der Arbeit beobachtet hatte. „Nennen Sie mich Trevor, Ma’am. Und danke für den Kaffee.“

„Gern geschehen.“ Sie scheuchte Levi den Flur hinab, was nicht besonders leicht war, da Levi immer wieder den Kopf drehte, um Trevor aus diesen großen, bewundernden Augen anzusehen. Verdammt, das brach ihr noch etwas mehr das Herz. So sollte ein Junge einen Mann ansehen. Nicht ständig das Kinn senken und Augenkontakt vermeiden, wie er es bei Wyatt tat.

Die Tür zu ihrem Schlafzimmer schloss sich.

„Deine Mutter ist eine wirklich reizende Lady“, sagte Trevor, der immer noch dastand.

Shit. Natürlich setzte er sich nicht, bevor sie sich gesetzt hatte. Was vermutlich erklärte, warum ihr Sohn keinen Schimmer von Manieren hatte – es war schwer, ihm welche beizubringen, wenn sie sie selbst nicht befolgte. Sie ließ sich wieder auf ihrem Platz nieder und Trevor folgte ihrem Beispiel. „Ich glaube, sie mag dich auch.“ Vermutlich mehr, als ihm lieb wäre, wenn er auch nur den Hauch einer Ahnung hätte, was das Glänzen im Blick ihrer Mutter bedeutete. Auf der positiven Seite sagte die Zustimmung von Maureen Dubois einiges über einen Mann aus. Weder ihre Mutter noch ihr Vater hatten Wyatt gemocht, und ihre Warnungen zu ignorieren, hatte sie in die heutige Lage gebracht.

Trevor rutschte mit seinem Stuhl, bis er Natalie in einem besseren Winkel gegenübersaß, lehnte sich zurück und legte einen Arm auf den Tisch. „Zieht dein Ex immer so einen Mist ab wie heute Abend?“

Und da war das Problem. Der Grund, weshalb sie sich von Freundschaften und Beziehungen fernhielt. Es war schlimm genug, jeden Tag daran erinnert zu werden, wie dumm sie gewesen war, Wyatt vor neun Jahren geheiratet zu haben. Vor anderen dazu zu stehen, war beschämend. Sie sah auf das alte Kirschholz der Essecke und versuchte, sich ein paar Antworten zu überlegen, die nicht so übel klangen wie die Wahrheit.

„Du musst mir nichts sagen, was du nicht willst“, sagte er. „Aber vielleicht verstehe ich dann besser, in was ich mich eingemischt habe.“

Er hatte ja recht. Und wenn man bedachte, dass er ihr und Levi etwas Freiraum verschafft hatte, verdiente er zumindest die grundlegendsten Informationen. „Er war nicht immer so.“

Trevor sah sie weiter an, den Fokus eindeutig auf sie gerichtet. Jetzt, da sie darüber nachdachte … so war er immer. Er konzentrierte sich auf eine Sache oder Person und schenkte demjenigen immer seine volle Aufmerksamkeit. Aber obwohl sein Gesichtsausdruck neutral blieb, lag heute Nacht etwas anderes in seinem Blick, das sie noch nie dort gesehen hatte. Eine Intensität und ein Versprechen, das sie schweigend dazu ermutigte, mehr zu erzählen.

Sie schluckte und hasste die Wahrheit, die sich den Weg bahnte. „Ich wurde direkt nach unserem ersten Hochzeitstag mit Levi schwanger. Danach haben sich die Dinge geändert.“ Sie zuckte mit den Achseln und strich über ihren Oberschenkel. „Ich habe versucht, es zu richten, aber nichts davon hat geklappt.“

„Wie hast du versucht, es zu richten?“

Gott, er war schnell. Scharfsinnig und immer auf die kleinste Nuance fokussiert. Sie würde sich in Zukunft daran erinnern müssen. „Indem ich versuchte, die Ehefrau zu sein, die er wollte. Gesellschaftliche Ereignisse, viele Freunde, die nicht wirklich Freunde waren, eine Haushälterin. Das perfekte Vorzeigeweibchen eines plastischen Chirurgen.“ Sie erwiderte seinen Blick und lächelte, so gut es ging. „Das war einfach nicht ich.“

„Wie lange seid ihr zwei schon getrennt?“

Nicht lang genug. Jeden Tag betete sie darum, dass Wyatt einen neuen Fokus für sein Leben finden würde, und dennoch fühlte sich das eine Mal, als er ihr eine Ohrfeige verpasst hatte, immer noch so an, als ob es gestern geschehen wäre. Als ob der Schmerz immer noch unter ihrer Haut pulsierte. „Ungefähr ein Jahr. Ich habe versucht, etwas anzusparen, bevor ich mit Levi ging, aber die Zeit wurde knapp, und ich musste mit dem klarkommen, was ich hatte. Mom hat mir geholfen. Sie hat ihr Haus verkauft und wir haben das Geld dazu benutzt, um die Anwaltskosten zu bezahlen und uns hier niederzulassen.“

Trevor runzelte die Stirn. „Was meinst du damit, dass die Zeit knapp wurde?“

Oh ja, nichts entging Trevor Raines. Sie grübelte, was sie sagen konnte, was ihn ablenken würde.

Er spannte sich an und verengte die Augen. „Er hat dich geschlagen?“

„Äh …“

„Oder war es Levi?“

Sie presste hart die Lippen zusammen, bekämpfte den Drang, wegzulaufen und sich in ihrem Zimmer zu verstecken, wie sie es bei Wyatt immer getan hatte.

Aber das hier war nicht Wyatt. Das hier war Trevor. Ein Mann, der von seinen Angestellten respektiert wurde und auf der Arbeit alles im Griff hatte. Der ruhig neben sie getreten und sich gegenüber ihrem Ex durchgesetzt hatte. Obwohl sie zu glauben begann, dass ihr neuer Boss tief im Inneren nicht so lässig war, wie sie geglaubt hatte, wenn sie danach ging, wie er sie gerade ansah.

Trevors Blick schoss zur Eingangstür, dann wieder zurück zu Natalie. „Gibt es einen Weg, wie er in die Wohnung kommen kann?“

„Nein. Ich habe den Leuten, die hier das Management stellen, gesagt, dass ich etwas hinter mir lassen will, daher werden sie ihn nicht reinlassen. Ich habe Levi und meiner Mutter befohlen, niemals die Tür zu öffnen. Niemandem.“

„Also hat er dich geschlagen.“

In dieser Sekunde erwartete Natalie halb, dass Trevor vom Stuhl hochschießen und Wyatt bis zu seinem schicken Zuhause in Grapevine verfolgen würde. Die Vorstellung sollte ihr Angst machen. Oder sie zumindest dazu bringen, Trevors wachsende Wut zu beschwichtigen. Stattdessen empfand sie nur Erleichterung und wusste es zu schätzen, dass jemand sie beschützen wollte, nachdem sie monatelang das Gefühl gehabt hatte, allein zu sein, egal ob die Empfindung real war oder nicht.

„Ich hätte dem Arschloch eine reinzimmern sollen, wie ich es gewollt habe.“ Trevor sah ihre Anspannung, stieß einen langsamen Atemzug durch die Nase aus und entspannte die Hand auf dem Tisch. „Entschuldige. Misshandlung ist ein Trigger für mich.“

Wirklich? Dieses unerwartete Fitzelchen Information traf sie so unvorbereitet, dass sie das Wort fast laut sagte. Sie konnte sich aber zurückhalten, bevor es dazu kam. Sie hatte ihrem Boss bereits mehr mitgeteilt, als sie sollte. Ihm persönliche Fragen zu stellen, würde ihm nur die Möglichkeit geben, im Gegenzug ebenfalls tiefer zu graben. „Schon okay, ich verstehe.“

Hinter ihr gurgelte und zischte die Kaffeemaschine, als der letzte Rest heißen Wassers durchlief. Sie erhob sich und deutete, dass Trevor sitzen bleiben sollte, als er sich ebenfalls erheben wollte. „Entspann dich. Ich weiß Manieren zu schätzen, wenn es vor Levi ist, aber sonst ist das nicht notwendig. Wie trinkst du deinen Kaffee?“

„Schwarz ist okay.“

Natalie schauderte und holte ein Paar der übergroßen Tontassen ihrer Mutter hervor. Die gelben Pötte hatten, so lange sie denken konnte, in der Küche ihrer Mutter gestanden, und würden vermutlich als Selbstverteidigungswaffen durchgehen, wenn man nach ihrem Gewicht ging. Aber sie riefen in ihr gute Erinnerungen wach. „Ich verstehe nicht, wie jemand das Zeug pur trinken kann. Ich brauche fast genau die gleiche Menge Milch und Zucker wie Kaffee in meinem.“

„Eine Naschkatze, hm?“

Sie schenkte den Kaffee ein und schob die Kanne wieder auf die Warmhalteplatte. „Schuldig im Sinne der Anklage. Gebäck, Kuchen, Bonbons, ganz egal. Ich stopfe mich damit unglaublich gern voll.“ Sie schenkte Milch in eine Tasse und lachte leise. „Je älter ich werde, desto größer wird daher die Herausforderung, die Größe meines Hinterns unter Kontrolle zu halten, aber wenn ich mich zwischen Nachtisch und einem kleinen Po entscheiden muss, nehme ich jederzeit den Nachtisch.“

Sie rührte ihren Zucker ein, drehte sich mit beiden Tassen in der Hand um und stolperte auf dem Weg zurück zum Tisch fast.

Trevors Lächeln war verschwunden und sein brennender Blick wanderte langsam ihren Körper hinauf. „Wenn Süßigkeiten dir diese Kurven verliehen haben, würde ich sagen, dass es eine verdammte Schande wäre, wenn irgendwas Gesundes deine Lippen passiert.“

Gütiger Gott im Himmel. Wie irgendeine atmende Frau es schaffte, nicht zu einer Pfütze zu seinen Füßen zusammenzuschmelzen, wenn er sie so ansah, war ihr ein Rätsel. Es war Jahre her, seit ein Mann sie so angeschaut hatte, und das brachte alles in ihr zum Schwingen, was weiblich war.

„Danke.“ Das war etwas lahm, aber was sollte sie sonst sagen? Egal wie gut sich die Aufmerksamkeit auch anfühlte, er war immer noch ihr Boss. Selbst wenn er das nicht wäre, wusste sie nicht, ob sie sich jemals wieder auf einen anderen Mann einlassen wollte. Offensichtlich war ihre Menschenkenntnis nicht gut genug, um geistig gesunde Partner herauszufiltern.

Sie stellte den Kaffee vor ihn und setzte sich vorsichtig auf ihren Stuhl. Sie blies auf den Inhalt ihrer Tasse und vermied es sorgfältig, ihn anzusehen.

„Dein Kind ist der Brüller.“ Eine einfache, lockere Aussage, und er hatte sie beide wieder in die Spur gebracht.

Ein Teil von ihr wollte den Moment nicht verstreichen lassen, aber das war vermutlich das Beste. „Er ist das genaue Ebenbild seines Vaters, als der genauso alt war, aber hinsichtlich ihrer Persönlichkeit könnten sie nicht unterschiedlicher sein. Levi besitzt ein großes Herz. Und er ist klug. Ihm entgeht nichts.“ Etwas von der Lockerheit des Augenblicks verblasste. „Besonders nicht die Probleme, die ich mit Wyatt habe. Selbst als Kleinkind hat er seinen Vater gemieden oder kreative Möglichkeiten gefunden, uns zu trennen.“

„Wie in aller Welt hat es ein misshandelnder Vater geschafft, das gemeinsame Sorgerecht zu erhalten?“

Einen Augenblick lang überlegte sie, ihn abzulenken und die Unterhaltung wieder auf sicheres Terrain zu lenken, aber jemanden zu haben, mit dem man sprechen konnte und der willens war, einfach zuzuhören, war zu verlockend, um die Gelegenheit verstreichen zu lassen. „Weil Wyatt sehr gute Verbindungen hat. Abgesehen vom Auto und unserer Kleidung habe ich bei der Scheidung um nichts gebeten außer um das Sorgerecht für Levi. Daher war es das, was er wollte.“

„Aber er hat sein eigenes Kind geschlagen. Der Richter hat das nicht beachtet?“