Haven Brotherhood: Wild & Sweet - Rhenna Morgan - E-Book
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Haven Brotherhood: Wild & Sweet E-Book

Rhenna Morgan

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Beschreibung

Zeke Dugan ist kein Mann, der den bequemen Weg wählt. Als Unfallchirurg mag er einen Eid geleistet haben, aber er hat keine Skrupel, seine medizinischen Kenntnisse auch außerhalb des Krankenhauses zum Vorteil seiner Familie einzusetzen. All das ändert sich, als die schüchterne Gabrielle in sein Leben stolpert. Motoren sind der Mechanikerin Gabrielle lieber als Männer. Nicht immer war ihr Leben so ruhig und wohlgeordnet, aber nun gibt ihr die Einsamkeit inneren Frieden. Als ein Einbruch in der Nachbarschaft sie dazu zwingt, ihr Schneckenhaus zu verlassen, hätte sie nie erwartet, dass ausgerechnet ein gefährlicher, großspuriger Unfallchirurg mehr als ihre äußeren Wunden heilt. Zeke hält sich an keinerlei Regeln, und ist trotzdem genau das, was Gabrielle in ihrem Leben braucht. Er gibt ihr den wilden und kompromisslosen Schutz eines Mannes, der sein Eigentum brandmarkt und bewacht. Niemand darf Gabrielle verletzen – auch wenn er dadurch ausgerechnet die Männer, die sein Leben gerettet haben, in Gefahr bringt …

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Seitenzahl: 581

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Rhenna Morgan

Haven Brotherhood 2: Wild and Sweet

Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von Nina Bellem

© 2017 by Rhenna Morgan

© 2019 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

© Covergestaltung: Mia Schulte

© Coverfoto: Shutterstock.com

ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-326-2

ISBN eBook: 978-3-86495-327-9

Dieses Werk wurde im Auftrag von Harlequin Books S.A. vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.

Die Personen und die Handlung des Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

Dieses Buch darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches andere Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.

Vorwort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Danksagung

Autorin

Leseprobe aus „Undercover: Heat“ von S.P. Bräutigam

Vorwort

Dieses Buch ist für die Außenseiter. Die Sonderlinge, die Mauerblümchen und die, die zu schüchtern sind, um aus dem Schatten zu treten. Ich sehe euch und ich finde euch

Kapitel 1

Freitagabende waren wirklich eine Ironie. Gabrielle Parker ging nie aus. Sie könnte zwar so lange aufbleiben, wie sie wollte, und am nächsten Tag bis in die Puppen schlafen, aber es gab nie einen Grund, der es wert gewesen wäre, bis spät in die Nacht hinein aufzubleiben. Zumindest hatte sie ein paar Überstunden in der Werkstatt machen können. Natürlich war das Herumschrauben an alten Autos, die schon vor Jahren hätten verschrottet werden sollen, kein Vergleich mit einem heißen Date, aber sie brauchte nur noch einen Gehaltscheck und dann konnte sie sich endlich den Computer kaufen, auf den sie so lange sparte.

Sie wich einem fiesen Schlagloch auf der dunklen Landstraße aus und lenkte ihren getunten ’71er Chevy C-10 Truck zu ihrer winzigen Einfahrt. Oh Gott, sie liebte die Gegend, in der sie lebte. Große Vorgärten, ein wunderschöner See weniger als hundert Meter hinter ihrem Garten, keine Zäune und die Leute waren alle bodenständig. Dallas und seine Vororte mochten im Trend liegen, aber Elk Run hielt weiter an dem Charme der Sechziger und Siebziger fest. Es war sogar die einzige Gemeinde in Rockwall und um Lake Ray Hubbard herum, in der man noch Grundstücke bekommen konnte. Es waren sonst keine Anwesen mit Seeblick mehr zu haben. In den letzten zehn Jahren war das Land rund um den See entweder von großen Unternehmen erworben worden, damit sie dort Gebäude für ihre riesigen Geldmaschinen errichten konnten, oder schnöselige Menschen hatten sie gekauft, die ihre atemberaubenden Villen hingesetzt hatten.

Sie fuhr die große Kurve entlang, die sich am Ende der Einbahnstraße befand, und das Licht ihrer Scheinwerfer glitt über den Bungalow im Ranch-Stil, der ihr Zuhause war. Der einfache rechteckige Grundriss mit dem grauen Teerflachdach und dem buttergelben Anstrich mochte nicht besonders attraktiv auf andere Menschen ihres Alters wirken, doch sie würde es um nichts auf der Welt eintauschen wollen. Auf die leere Auffahrt könnte sie allerdings verzichten. Es war keine Überraschung, dass das Auto ihres Bruders nicht da war; schließlich ging Danny viel aus. Aber in den zwei Jahren, seit ihr Dad gestorben war und ihnen das Haus, in dem sie aufgewachsen waren, hinterlassen hatte, hatte sie sich immer noch nicht daran gewöhnen können, dass das Auto ihres Pops nicht mehr auf dem dritten Parkplatz stand, wenn sie nach Hause kam.

Sie stellte den Schaltknüppel auf Parken, machte den Motor aus und schnappte sich ihre Handtasche von der Rückbank. Vielleicht war es ganz gut, dass Danny unterwegs war. Wenn kein älterer Bruder im Haus war, gab es auch niemanden, der sie wegen ihrer Filmauswahl aufziehen konnte. Sie könnte sich die ganze Nacht lang Pretty Woman anschauen und hätte immer noch nicht genug davon. Vielleicht gab sie heute Abend aber auch Troja eine Chance. Es war schwer, Nein zu Brad Pitt in seinen besten Zeiten zu sagen.

Sie hatte die glänzende indigofarbene Motorhaube ihres Trucks gerade zwei Schritte hinter sich gelassen, als sie plötzlich stehen blieb. Das Licht auf der Veranda von Mrs. Wallaby war nicht an. Sie hätte schwören können, dass sie es am Morgen eingeschaltet hatte, als sie die Katze der Nachbarin, die gerade im Urlaub war, gefüttert hatte. Aber zu dem Zeitpunkt war sie auch schon eine halbe Stunde zu spät für die Arbeit gewesen und hatte noch keinen Kaffee gehabt. Angesichts dieser Kombination war es ein Glück gewesen, dass sie nicht ohne Hose in der Werkstatt aufgetaucht war.

Gabe lief zu dem Nachbarhaus und die Schlüssel in ihrer Hand klirrten laut in der ansonsten ruhigen Frühlingsnacht. Sie konnte genauso gut auch jetzt die Post aus dem Briefkasten holen und sichergehen, dass Astrid genug zu essen hatte. Der Himmel hatte einen tiefen samtigen saphirblauen Farbton und keine einzige Wolke zeigte sich. Die Menschen in der Stadt wussten nicht, was sie in einer solchen Nacht verpassten. Ab und zu mochte es schön sein, eine schicke Skyline oder Geschäfte in der Nähe zu haben, aber Gabe würde niemals diese wunderschönen Sterne über ihr aufgeben wollen.

Auf dem Weg zur Haustür blätterte sie Mrs. Wallabys Post durch und sortierte die Werbung und die Rechnungen aus. Sie schloss die Tür auf, öffnete sie und schaltete das Licht im Flur an. Dann ließ sie die Fliegenschutztür hinter sich wieder zufallen und schlenderte durch den kurzen Korridor.

„Astrid?“

Sie hatte das Wohnzimmer bereits halb durchquert, als ihr die Dunkelheit auffiel. Sie wusste ganz genau, dass sie die Lampe in der Ecke angeschaltet hatte, bevor sie das Haus am Morgen verlassen hatte, aber jetzt stand sie ausgeschaltet neben der Couch. Und wo zum Teufel steckte Astrid? Sie kam sonst immer, wenn es Zeit zum Fressen war, außer es waren Fremde zu Besuch.

Die feinen Härchen in ihrem Nacken und auf ihren Armen stellten sich auf und ein Schaudern prickelte ihren Rücken hinunter. Das Haus war vollkommen still. Kein Luftzug, kein Knarren und auch kein Summen der Klimaanlage war zu hören. Nur Dunkelheit. Beunruhigende, viel zu stille Dunkelheit.

Sie ließ die Post auf den Couchtisch fallen und zog ihr Handy aus der Hosentasche ihrer Jeans. Kein Grund auszuflippen. Mrs. Wallaby hatte wahrscheinlich eines ihrer Enkelkinder gebeten, nach dem Haus zu sehen, und Astrid war dabei versehentlich im Schlafzimmer eingesperrt worden. Es wäre sicherlich nicht das erste Mal, dass diese umtriebige Katze sich in so einer Situation wiederfand.

Sie klickte auf den Button ihres Handys, um rasch bei ihrer Nachbarin anzurufen, und der Bildschirm erstrahlte in blendendem Weiß. Bevor sie auch nur blinzeln konnte, um wieder etwas sehen zu können, ertönten hinter ihr im Flur rasche, schwere Schritte, und eine massige, im Schatten verborgene Gestalt bewegte sich auf sie zu. Einen Moment lang stand die Welt still, als sich sein bemerkenswerter Blick, in ihren brannte, erleuchtet vom sanften Licht des Handys. Bevor sie aus dem Weg gehen konnte, schob er sie unsanft beiseite. Ihr Stiefel blieb am Couchtisch hängen und sie schlug hart mit der rechten Seite auf der Tischplatte aus Marmor auf.

Verdammter Mist. Das hat wehgetan.

Die Fliegengittertür schlug zu und die Geräusche ihres Zusammenstoßes mit Mrs. Wallabys Möbeln, die nicht einmal ein Amboss zerstören könnte, hallten noch im Haus nach, aber es waren keine Schritte mehr zu hören. Und sie dankte Gott dafür, denn ihre Seite fühlte sich an, als hätte sie gerade einen Zusammenstoß mit einem Motorblock gehabt. Es fühlte sich ein bisschen an wie ein angestoßener Zeh, nur etwa zehntausend Mal schlimmer, und eine unsichtbare Macht hielt ihre Lungen fest im Griff.

Sie drehte sich auf den Rücken und jaulte in der Dunkelheit auf. Okay, es war also keine besonders clevere Idee, sich zu bewegen. Atmen ebenso wenig. Aber es war sicherlich noch dämlicher hierzubleiben. Ja, das Haus mochte jetzt ruhig sein, doch nur ein Idiot würde hier in der Dunkelheit bleiben, nachdem er einen Einbrecher überrascht hatte, und sie war ganz bestimmt kein Idiot.

Sie drückte einen Arm auf ihre Rippen, atmete flach und zwang sich, sich aufzurichten. Tief in ihrer Kehle war ein hässliches Grunzen zu hören und auf ihrer Stirn und auf ihrem Hals breitete sich kalter Schweiß aus. Etwa fünf Sekunden lang war sie sich nicht sicher, ob sie es wirklich schaffen würde, aufrecht zu bleiben. Wenn sie nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, dass Mrs. Wallabys Tisch noch unversehrt und absolut makellos war, hätte sie schwören können, dass ein Stück des Marmors abgebrochen war und sich tief zwischen ihre Rippen geschoben hatte.

Sie schüttelte den Kopf und hielt ihr Handy fester umklammert. Für den Fall, dass der zwielichtige Linebacker sich noch immer vor dem Haus aufhielt, schleppte sie sich zu der Schiebetür aus Glas, die in den Garten hinausführte, und entriegelte sie. Sie schob die Tür mit der Schulter auf, taumelte so schnell, wie ihre protestierenden Rippen es zuließen, in die Nacht hinaus und wählte 911.

Zwei Stunden waren vergangen, seit Zeke Dugan seinen letzten Notfall hinter sich gebracht hatte, doch noch immer konnte er sich nicht entspannen. Nach drei Zwölf-Stunden-Schichten hintereinander in der Unfallchirurgie war sein Körper bereit, nach Hause zu fahren und Schlaf nachzuholen, aber seine Psyche war noch immer mit Blut, Eingeweiden und Schusswunden beschäftigt.

Er verriegelte seinen Z28 und schlenderte dann auf den privaten Hintereingang von Trevors neuer Bar, The Den, zu. Eher würde die Hölle zufrieren, als dass er mit seinem getunten ‘69er Hot Rod nach Deep Ellum fahren und ihn vor der Tür abstellen würde. Aber in dem privaten Parkhaus mit Becketts Sicherheitskameras überall würde nur ein Idiot auf die Idee kommen, sich an seinem Baby zu vergreifen.

In dem Augenblick, in dem er die Tür aufzog, überflutete ihn der laute und fröhliche Lärm der Menge. Es war Freitagnacht kurz vor neun und die Bar war bereits voll, was wohl bewies, dass Jace und Axel nicht die einzigen Haven-Brüder waren, die wussten, wie man eine Bar erfolgreich aufzog. Jeder Geschäftsmann, der es schaffte, die Deep-Ellum-Gäste vor elf Uhr oder Mitternacht in seinen Laden zu locken, war ein Genie.

Zeke deutete mit dem Kinn auf die kleine brünette Barkeeperin, die er noch aus der Zeit kannte, als er selbst ausgeschenkt hatte, um sich das Medizinstudium zu finanzieren. „Hey, Vicky. Sind die Jungs gerade beschäftigt?“

„Nur, wenn du damit meinst, dass Trevor vor Jace und Axel mit seinem vollen Laden angibt.“ Sie deutete auf den anliegenden Raum, der sich hinter dem großen Türbogen befand, ohne die Zubereitung ihrer aktuellen Bestellung zu unterbrechen. „Sie haben in ihrer üblichen Nische Wurzeln geschlagen. Willst du ein Bohemia Weiss?“

„Yep. Hat aber keine Eile.“

Sie grinste. „Bist du dir sicher? Du siehst aus, als könntest du ein Glas von etwas mit einer höheren Drehzahl gebrauchen.“

Oh, zur Hölle, nein. „Hast du schon meine Mr.-Hyde-Seite vergessen?“

Ihr Lächeln erstarb und dieses Mal hätte sie fast das Schnapsglas fallen lassen. Natürlich hatte sie sie nicht vergessen. Zekes leicht reizbares Temperament hatte sich in Form von unerbittlichen Fäusten und null Gewissen gezeigt, als ein paar Erstsemester gedacht hatten, sie könnten Vickys Nein als Antwort einfach ignorieren. Es war ein Wunder, dass er dafür nicht ins Gefängnis gemusst hatte. Aber das war auch die Nacht gewesen, in der er Jace und Axel begegnet war. Wenn sie die Cops nicht abgewimmelt hätten, wäre er noch immer Barkeeper, allerdings mit einer Kriminalakte, anstatt seinen Traum zu leben und als Notarzt arbeiten zu können.

Ihr Gesichtsausdruck wurde weicher, war gleichzeitig verständnisvoll und dankbar. „Diese Seite habe ich schon seit Jahren nicht mehr an dir gesehen, aber wenn es brasilianisches Bier ist, das du willst, dann sollst du es bekommen.“

„Das weiß ich zu schätzen.“ Er schlenderte zur gegenüberliegenden Seite der Bar und schob sich dabei durch den Wald aus rechteckigen Tischen und lachenden Gästen hindurch. Trev hatte einen Ort schaffen wollen, an den die Gäste regelmäßig kommen konnten und der gleichzeitig einen trendigen Touch hatte. Das hatte er eindeutig geschafft. Rockmusik war zu hören und zwischen den Filmsouvenirs aus den letzten vierzig Jahren blitzen die rote Backsteinwand und der elfenbeinfarbene Putz hervor. Die Theke, die den gesamten hinteren Bereich einnahm, war im wahrsten Sinne des Wortes aus Kilkenny in Irland eingeflogen worden. Würde man eine Hard-Rock-Bar mit einem alten Irish Pub kreuzen, wäre The Den der außer Kontrolle geratene Sprössling.

Als er den zweiten Raum betrat, änderte sich die ganze Atmosphäre. Winzige weiße Lichter wie die, die man an Weihnachtsbäumen anbrachte, waren strategisch an der Decke platziert worden, sodass sie aussahen, als wären sie eben nicht strategisch dort platziert worden, und jede Sitzecke hatte ihren ganz eigenen Stil. Von den Sechzigern bis hin zu ultramodernem Design, von kleinen Nischen bis hin zu einfachen Tischen, alles war vertreten. Jede Sitzgelegenheit war das Ebenbild eines anderen Trends.

Es war nicht überraschend, dass sich hier die meisten Frauen aufhielten, was mit ein Grund war, warum die Bruderschaft ihren eigenen reservierten Tisch in der Ecke hatte. Dort saß niemand außer den Brüdern oder den Menschen, die sie für sich beansprucht hatten. Niemals.

Jace, Axel und Trevor bemerkten ihn erst, als er bereits drei Schritte in den Raum gemacht hatte, und grüßten ihn auf die verschiedensten Weisen - mit einem erhobenen Bier oder mit einem überheblichen Grinsen. Die Anspannung, die er schon die ganze Nacht mit sich herumtrug, löste sich. Das war es, was er gebraucht hatte. Wenn ihm jemand dabei helfen konnte, herauszufinden, was so an ihm nagte, dann waren es seine Brüder.

Er lief die drei Stufen zu der kleinen Empore hinauf, die halb abgeschlossen von dem restlichen Raum war, und umrundete den Tisch, bis er sich auf einen Stuhl fallen lassen konnte, von dem aus er alles im Blick hatte. „Heute keine Viv?“, fragte er Jace.

Jace trank seinen Scotch aus und schob das Glas dann zur Seite, damit die Kellnerin es sehen und ihm einen neuen Scotch bringen konnte. „Sie muss heute Abend arbeiten. Ein Projekt für einen von Trevs alten Kumpeln.“

Axel lachte leise. „Hätte nicht gedacht, dass das Management einer Männerstripteasegruppe bei deiner frisch Angetrauten unter die Definition von harter Arbeit fällt.“

„Whoa“, sagte Zeke zu Trevor. „Ist schon eine Weile her, seit du mit deiner alten Crew Kontakt hattest.“ Um genau zu sein vermied Trev alles, was an die kurze Zeit erinnern konnte, in der er sich vor sabbernden Frauen ausgezogen hatte.

Trevor hob sein Bier und musterte Jace über den Rand des Glases hinweg. „Ich bin eher überrascht, dass Jace sich nicht quergestellt hat, nachdem ich Viv erzählt habe, was die Jungs von ihr wollen. Auf der Bühne ziehen sie sich nie ganz aus, aber dahinter gibt es keine verdammten Hemmungen mehr.“

Jace, legte den Arm auf der Rückenlehne des leeren Stuhls neben sich ab und grinste. „Solange sie ihre Finger bei sich behalten und ich derjenige bin, an dem sie ihre sexuelle Frustration anschließend auslässt, ist es mir egal, ob sie alle Hüllen fallen lassen, sobald sie hinter der Bühne sind. Außerdem ist Viv ein wunderschöner Anblick, wenn sie heiß ist.“

„Oh Gott“, sagte Axel. „Und es geht wieder los. Reibt jedem sein Glück unter die Nase.“

Die Kellnerin kam mit wiegenden Hüften die Stufen hinaufgeschlendert und ihr langes, platinblondes Haar hing ihr lose über die Schultern. Es wäre ein atemberaubender Anblick gewesen, hätte das Lächeln auf ihrem Gesicht nicht so berechnend gewirkt. „Vicky schickt euch eure Bestellungen. Scotch für Axel und Jace, ein Bud für Trevor und ein Bohemia Weiss für Zeke.“

Beeindruckend. Zeke kannte die Frau nicht, was hieß, dass sie noch ziemlich neu sein musste. Entweder hatte Vicky sie gut vorbereitet, bevor sie sie mit den Getränken hergeschickt hatte, oder sie hatte etwas auf dem Kasten. Die Frage war bloß, ob sie das dafür einsetzte, um im Leben vorwärtszukommen, oder ob sie damit nur einen Sugar Daddy finden wollte.

Trevor leerte sein Bier und schob der Kellnerin die leere Flasche hin. „Danke, Lannie. Wir sind erst einmal versorgt. Wenn wir dich brauchen, geben wir Bescheid.“

Also war sie tatsächlich auf der Suche nach einem Sugar Daddy. Zu schade. Eine gute Mitarbeiterin zu finden, die bereit war, an einem Ort wie diesem dazuzulernen und sich fortzubilden, wäre für Trevor mit seinem ganzen Erfolg ein echter Glücksfall.

„Bist du dir sicher?“, fragte sie. „Ich kann gerne zwischendurch bei euch vorbeischauen.“

„Wir haben alles, Darling.“ Das war der typische, ruhige, coole Trevor. Angesichts des Lebens, in das er geboren worden war, hatte er es sich zur Priorität gemacht, niemals aus der Haut zu fahren und mit seinen Fäusten die Dinge zu klären.

In ihre leuchtend grünen, aber viel zu weltgewandten Augen trat ein enttäuschter Ausdruck, dann wirbelte sie herum und scharwenzelte die Stufen wieder hinunter.

„Ein ziemlich hartnäckiges Mädchen“, sagte Axel.

Trev kippelte auf den Hinterbeinen seines Stuhls und stützte die Bierflasche auf seinem Oberschenkel ab. „Ein wenig zu hartnäckig für meinen Geschmack. Ich bin noch keiner Frau begegnet, die so schnell Gäste mit viel Geld in der Tasche ausguckt und ins Visier nimmt, wie Lannie.“

„Bist du dir sicher, dass sie nicht hier ist, um herumzuschnüffeln?“, fragte Jace. „Man weiß nie, ob nicht jemand Informationen über uns haben will.“

Trevor zuckte mit den Achseln und nahm einen Schluck aus der Bierflasche. „Knox hat sie durchleuchtet. Aber ich denke, es könnte nicht schaden, wenn er noch einen Durchgang macht.“

„Wo zur Hölle stecken er und Beckett überhaupt?“, fragte Zeke. „Ich dachte, sie wären heute Abend auch dabei?“

„Knox steckt mitten in irgendeinem Hacker-Fall. Beckett hat einen kurzfristigen Auftrag für einen Promi angenommen, der noch einen Bodyguard brauchte“, sagte Jace.

Axel lachte leise und nippte an seinem Scotch. „Der verdammte Bastard konnte noch nie Nein zu einem hübschen Gesicht sagen.“

„Eher zu einem hübschen Gehaltsscheck“, erwiderte Trevor. „Beck sagte, sie hätte das Potenzial, eine Stammkundin zu werden, und das Gefahrenrisiko ist bei ihr nicht besonders hoch.“

„Verdammt. Ich wollte hören, wie sich Danny in Becketts Crew so macht.“ Zeke war es gewesen, der den Brüdern Danny Parker vor fast zwei Jahren vorgestellt hatte. Wenn es weiterhin so gut lief, war er nur noch eine Abstimmung davon entfernt, der nächste Familienzuwachs zu werden.

„Ich habe bisher nichts Negatives über ihn gehört“, berichtete Alex. „Beckett sagt, Danny habe sich auf seine Aufgaben im Sicherheitsdienst und im Personenschutz gestürzt wie ein pubertierender Junge auf eine Ausgabe des Playboy.“

Nicht überraschend. Dannys Zukunft war während seines letzten Jahres am College fast den Bach runtergegangen, weil er in Villen eingebrochen war und die Bewohner bestohlen hatte, um seine gerade neu entwickelte Drogensucht zu finanzieren. Laut Danny waren es sein Dad und eine Begegnung Auge in Auge mit Jesus gewesen, die ihn wieder zur Vernunft gebracht hatten. „Hat Knox eigentlich jemals tiefer in Dannys Hintergrund herumgewühlt?“

„Er hat nicht viel mehr herausgefunden als das, was wir erfahren haben, als du ihn das erste Mal mitgebracht hast“, sagte Axel. „Er hat immer im gleichen Laden gearbeitet. Keine großen Veränderungen in seinen Beziehungen. Seine Mom sammelt zwar fleißig Anzeigen wegen kleinerer Drogenvergehen, aber wir haben nach wie vor nicht herausfinden können, wie sie es schafft, deswegen nicht belangt zu werden.“

„Sieht sie gut aus?“, fragte Trevor.

„Hab bisher noch kein Bild von ihr gesehen, aber Knox“, antwortete Jace. „Er sagt, sie sehe Danny überhaupt nicht ähnlich, aber vor zwanzig Jahren muss sie wohl ein heißer Feger gewesen sein.“

Zeke schob seine Flasche über den Tisch und vergrößerte den Kreis aus Kondenswasser um sie herum. „Wird sie zu einem Problem werden?“

„Denke nicht“, sagte Jace. „Knox hat Hinweise darauf gefunden, dass Danny ihr Geld zusteckt, aber es gibt keine Beweise dafür, dass er es aus einem anderen Grund macht, als sie sich vom Hals zu halten. So wie ich das sehe, scheint es zwischen Mom und dem Rest der Familie nicht besonders herzlich zuzugehen.“

„Er hat noch eine Schwester, richtig?“, fragte Trevor.

Jace nickte. „Yep. Gabrielle.“

„Gabe.“ Alle Köpfe wandten sich Zeke zu. „Er nennt sie Gabe. Sagt, dass alle Jungs sie so nennen.“

„Bist du dem Mädchen mal begegnet?“

Zeke schüttelte den Kopf. „Nein. Ich war zwar schon ein paarmal bei ihm und habe ihren Truck in der Auffahrt gesehen, aber sie hat sich immer in ihrem Schlafzimmer eingeschlossen, wenn ich da war. Hat einen tollen fahrbaren Untersatz. Einen von Dannys getunten Trucks, einen ’71er Chevy C-10 mit einer Highboy-Lenkung.“

„Eine Frau mit einem getunten Truck.“ Trevor schüttelte den Kopf und trank noch mehr Bier.

„Das kommt nicht überraschend, wenn man darüber nachdenkt“, meinte Zeke. „Sie ist unter Männern aufgewachsen. Danny hat mir erzählt, dass ihr Dad ihre Mom rausgeworfen hat, als Gabe noch klein war. Außerdem arbeitet sie als Mechanikerin den ganzen Tag mit Männern zusammen. Danny sagt, sie sei ziemlich gut.“

Jace stützte einen Ellenbogen auf dem Tisch ab und fuhr sich mit dem Daumen durch den Bart, den Kiefer entlang. „Na ja, sie muss wohl wirklich jede Menge Zeit in der Werkstatt verbringen, denn sie geht nicht viel aus. Knox sagte, sie sei auf keiner verdammten Social-Media-Plattform zu finden. Nirgendwo eine Akte. Nicht einmal ein Knöllchen. Zur Hölle, das einzige Foto, das er von ihr gefunden hat, ist das auf ihrem Führerschein. Für eine Vierundzwanzigjährige ist das in der heutigen Zeit eine echte Seltenheit.“

„Irgendeine Idee, wie wir mehr über sie herausfinden können?“, fragte Zeke.

Trevor legte den Kopf in den Nacken und blickte zu dem großen Torbogen, der diesen Raum mit dem Hauptraum verband. „Wir könnten ihn einfach nach ihr fragen.“

Genau in diesem Moment schlenderte Danny herein, Hand in Hand mit einer zierlichen kleinen Brünetten mit raspelkurzen Haaren und Biker-Vibe an sich. Seine charakteristische Wollmütze saß perfekt, dieses Mal war sie dunkelblau statt wie sonst üblich grau oder schwarz. Sein schwarzes Haar hing ihm bis über die Schultern. In Kombination mit seiner dunklen Haut hielten ihn die meisten Menschen auf den ersten Blick für einen Native American, aber nach dem, was Danny über seinen Dad erzählt hatte, schätzte Zeke, dass seine Wurzeln wahrscheinlich eher in Indien lagen.

„Ich weiß es nicht.“ Zeke tippte mit dem Daumen gegen sein Bier. „Wann immer das Gespräch auf Gabe kam, wurde er sehr einsilbig. Ich habe das Gefühl, dass sie ein äußerst sensibles Thema für ihn ist.“

„Er will sie beschützen.“ Axel drehte sich weit genug herum, um einen besseren Blick auf Danny werfen zu können, der sich gerade den Freunden seiner Begleiterin vorstellte. „Meiner Meinung nach ist das kein schlechter Wesenszug.“

Als hätte Danny gespürt, dass vier Augenpaare auf ihm lagen, drehte er sich um und erwiderte ihre Blicke.

Jace winkte ihn herüber.

Danny fielen fast die Augen aus dem Kopf, offensichtlich frappierte ihn diese Einladung. Da sonst nur die Brüder, Viv oder die Moms an diesem Tisch sitzen durften, war seine Überraschung verständlich. Selbst die Frauen, die Danny umgaben, wirkten erstaunt.

Aber er zögerte nicht. Wenn Jace' Einladung ihm Unbehagen verursachte, zeigte er es nicht, und er schob sich zwischen den anderen Tischen hindurch, ganz so, als würde er diesen Weg jeden Tag gehen.

Bevor er die letzte Stufe erreicht hatte, stand Zeke auf und streckte ihm die Hand entgegen. „Hey, Mann. Hätte nicht erwartet, dich heute hier zu sehen.“

Danny schlug in Zekes ausgestreckte Hand ein. „Eigentlich wollte ich auch nicht herkommen, aber ...“ Er deutete über seine Schulter, wo die Brünette noch bei ihren Freunden stand und wartete. „Manchmal geht man dahin, wo das Gute einen hinführt, nicht wahr?“

Er schüttelte den anderen Jungs die Hand und setzte sich auf einen Stuhl, mit dem Rücken zu den anwesenden Gästen. Ein cleverer Schachzug, denn auf ihm lagen jede Menge neugieriger Blicke. Trevor eröffnete das Gespräch mit ein wenig Small Talk und fragte Danny, wie der Job mit Beckett gelaufen war.

Axel beugte sich vor und stützte sich mit dem Unterarm auf dem Tisch ab. „Denkst du, die Arbeit bei Beck ist etwas, was du dir langfristig vorstellen könntest? Oder willst du lieber weiterhin mit Autos arbeiten?“

Dannys Augen wurden groß. „So weit habe ich noch gar nicht gedacht. Das Autotuning kann ich nicht alleine stemmen. Dafür brauch ich Unterstützung.“

„Wenn ich mir Zekes Wagen so ansehe, kann ich sagen, dass du eine echte Gabe hast.“ Jace senkte das Kinn. „Wenn dir das Spaß bringt, solltest du damit weitermachen.“

Ein Klingeln ertönte und Danny verzog das Gesicht. Er fischte sein Handy aus seiner Gesäßtasche, warf einen Blick auf den Bildschirm und runzelte die Stirn. Etwa zwei Sekunden lang sah es so aus, als würde er den Anruf annehmen, aber stattdessen ließ er die Mailbox anspringen und legte das Handy mit dem Display nach unten auf den Tisch. „Sorry.“

Bevor irgendwer darauf antworten konnte, leuchtete das Handy wieder auf.

„Das hier ist kein Vorstellungsgespräch“, sagte Jace. „Wenn du da rangehen musst, geh ran. Der Sitzplatz wird sich nicht in Luft auflösen, während du weg bist.“

Danny nahm das Handy, ließ seinen Blick über die Männer am Tisch schweifen und stand auf. „Ja, es ist meine Schwester. Gib mir eine Minute.“

Kaum dass Danny die letzte Stufe hinter sich gebracht hatte, ahmte Jace Axels Haltung nach und verschränkte die Arme auf dem Tisch. Seine raue Stimme war gerade laut genug, dass nur die Anwesenden am Tisch ihn hören konnten. „Das kommt ja genau richtig.“

„Entweder kommt es wirklich gerade recht oder zum völlig falschen Zeitpunkt.“ Zeke hob den Kopf und sah zu Danny, der kaum vier Meter entfernt stand. Dannys Blick war hart und auf einen fernen Punkt irgendwo an der Wand gerichtet. Eine Hand hatte er in die Hüfte gestemmt, und es ging eine Anspannung von ihm aus, die heißer war als ein später Augustnachmittag in Texas. „Was auch immer sie von ihm will, es ist nichts Gutes.“

Zeke hatte kaum Zeit, diesen Satz zu beenden, da kam Danny bereits wieder eilig zum Tisch gelaufen. „Hey, Jungs. Das ist mir jetzt ziemlich unangenehm, aber ...“

„Gibt es ein Problem?“, fragte Jace.

„Das kann man so sagen. Meine Schwester wurde verletzt. Irgendein Arschloch hat sie angegriffen, als sie gerade nach dem Haus der Nachbarin gesehen hat.“

Die Anspannung, die Zeke versucht hatte loszuwerden, seit er die Notaufnahme im Erdgeschoss des Baylor verlassen hatte, meldete sich auf einmal mit aller Macht zurück. „Inwiefern verletzt?“

Danny schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Es war wohl nicht schlimm genug, dass sie mich nicht mehr anrufen konnte, aber es hat ausgereicht, dass ein Krankenwagen kommen musste. Ich konnte hören, wie der Sanitäter sich im Hintergrund darüber aufgeregt hat, dass sie sich nicht behandeln ließ.“

„Die Verletzung ist so schlimm, dass sie die Ambulanz gerufen hat?“, fragte Zeke.

„Nicht sie. Die Cops. Klingt, als hätte sie den Einbrecher gerade dabei überrascht, wie er in das Haus nebenan einbrechen wollte.“ Er sah jedem der Männer in die Augen, und in seinem Blick lag eine Entschlossenheit, die besagte, dass er ohne mit der Wimper zu zucken die Bedürfnisse seiner Schwester über seine eigenen stellen würde. „Ich muss gehen.“

Zeke stand auf. „Wir nehmen meinen Wagen. Mein Zeug liegt hinten drin.“

„Mann, du brauchst nicht mitzukommen. Es ist weit draußen, in Rockwall.“

Zeke ging um den Tisch herum und klopfte Danny auf den Rücken. „Ich weiß, wo du wohnst. Schon vergessen, dass mein Wagen in deiner Werkstatt praktisch wiedergeboren wurde?“

„Ah, die legendäre Geburtsstätte von hammergeilen Hot Rods und unser furchtloser Doc in Aktion.“ Axel stand auf und deutete mit dem Kinn zu Jace. „Das muss ich sehen. Bist du dabei?“

Jace stürzte den Rest seines Scotchs herunter, knallte das bauchige Glas auf den Tisch und folgte ihm. „Ich habe gehört, an den Wochenenden geht es in Rockwell so richtig ab. Das kann ich mir nicht entgehen lassen.“

Trevor grinste und stand langsam von seinem Stuhl auf. „Ich habe das Gefühl, ich werde es bereuen, nicht mitgegangen zu sein, aber ich muss mich ums Geschäft kümmern. Viel Spaß euch allen.“

Danny stand wie angewurzelt da, sein Blick wanderte zwischen den dreien hin und her.

Axel bedeutete ihm, die Stufen hinunterzugehen. „Deine Schwester braucht dich und wir werden euch beiden folgen. Beweg dich.“

Gott, der Blick auf Dannys Gesicht war unbezahlbar. Die Sorge um seine Schwester war noch immer da, mischte sich aber mit der Ungläubigkeit darüber, dass ihm nicht nur einer, sondern gleich drei Männer den Rücken freihielten, jetzt, wo er sie am meisten brauchte. Zeke klopfte ihm auf die Schulter und deutete mit einem Nicken zum Hinterhofparkplatz. „Du hast den Mann gehört. Ziehen wir es durch.“

Kapitel 2

Zeke schaltete einen Gang runter, nachdem er die Brücke der I-30 passiert hatte, und nahm die erste Ausfahrt, die auf der Seite des Lake Ray Hubbard lag.

Der Motor protestierte mit einem kehligen Knurren, als er so gedrosselt wurde, was Danny aufschreckte, der bisher stumm die vorbeiziehende Landschaft betrachtet hatte. „Sorry, Mann. Ich hätte dir den Weg erklären sollen.“

„Ich war zwar erst ein paarmal bei dir zu Hause, aber den Weg dorthin vergisst man nicht so schnell.“ Die Straße, die zwischen den Grundstücken entlangführte, war lang und zu beiden Seiten gesäumt mit kleinen, altmodischen Häusern im Craftsman- oder Ranch-Stil. Die Gebäude waren heute so gut in Schuss wie vor dreißig oder vierzig Jahren. Was noch schöner war, waren die riesigen Gärten und der malerische Ausblick. Wenn man diese Gegend betrat, hatte man das Gefühl, in eine utopische Zeitschleife geraten zu sein. „Also, erzähl mir, was uns erwartet.“

„Viel weiß ich nicht“, sagte Danny. „Ich weiß nur, dass Gabe nach dem Haus der Nachbarin sehen wollte und dann von jemandem umgestoßen wurde, der dort eingebrochen war. Sie hat zuerst die Cops angerufen und anschließend mich.“

„Hast du etwas von dem mitbekommen, was die Sanitäter zu ihr gesagt haben?“

„Ich konnte nichts verstehen, weil sie sie angeknurrt hat, dass sie ihre verdammten Finger von ihr lassen sollten.“

Schreien war gut. Sorgen musste man sich erst machen, wenn die Leute so unter Schock standen, dass ihnen alles egal war oder sie nicht einmal mehr sprechen konnten.

„Hat sie gesagt, wo sie verletzt wurde?“

„Nein, aber sie redet ohnehin nicht viel. Nicht in Situationen wie dieser. Sie neigt eher dazu, sich zu verschließen.“ Danny stützte seinen Ellenbogen auf der Beifahrertür ab und schob seine Mütze einige Zentimeter zurück. „Aber sie klang, als wäre sie verletzt. Als würde sie den Atem anhalten. Wenn du Gabe kennen würdest, wüsstest du, dass es bedeutet, die Verletzung ist schlimm.“

„Was meinst du damit, dass sie dazu neigt, sich abzuschotten?“

Ein oder zwei Sekunden lang befürchtete Zeke, dass Danny wieder in seinen Gedanken versunken war, weil er den Blick auf die Geschäfte und Häuser gerichtet hielt, die an ihnen vorbeizogen. „Sie kommt nicht besonders gut mit anderen Menschen klar. Wenn sie jemanden kennengelernt hat, geht es. Aber es ist schwierig, überhaupt erst einmal an diesen Punkt zu kommen. Sie wirkt nach außen hin ein wenig spröde. Distanziert. Die meisten Menschen halten sie dann gleich für eine Bitch.“

„Ist sie das denn?“

Danny drehte sich herum, um ihm in die Augen blicken zu können. „Gabe? Zur Hölle, nein. Sie ist der liebste Mensch, den man sich vorstellen kann. Sie schottet sich einfach nur ab, wenn sie unter Menschen ist, die sie nicht kennt. Die Leute denken, sie macht das, weil sie nichts mit ihnen zu tun haben will, aber in Wahrheit kommt sie einfach nicht damit zurecht.“

„Ist sie introvertiert?“

Danny zuckte mit den Schultern und richtete sich auf. „Anfangs dachten wir das. Beziehungsweise wir glaubten, dass sie einfach nur sehr schüchtern wäre. Dann lief etwas in der Middle School und der High School verdammt schief. Dad hat sie zu einem Psychologen gebracht, und der hat gesagt, dass sie so eine Angststörung hat. Irgendetwas mit Situationen, in denen sie mit anderen interagieren muss.“

„Eine Sozialphobie?“

„Ja, das war es.“

Gut, das erklärte, warum Knox nirgendwo eine Spur von ihr hatte finden können. „Hat der Doc ihr nach der Diagnose irgendetwas verschrieben? Irgendwelche Medikamente, die ihr helfen?“

„Er hat es angeboten, aber sie hat sie nicht angenommen. Sie hat gesagt, sie will nicht, dass die Medikamente sie kontrollieren.“

Mann, er hasste es, so etwas zu hören. Eine solche Reaktion war nicht selten, aber das war ein echtes Unglück, denn das richtige Medikament konnte für Menschen wie sie eine ganz neue Welt eröffnen. „Du sprichst nicht viel über sie. Wie ist sie so?“

Danny gab ein fast lautloses Kichern von sich. „Wie ich schon sagte, sie ist lieb. Hat ein tolles Auge für Kunst. Sie kümmert sich um die ganze verdammte Nachbarschaft, als würden sie zur Familie gehören.“ Er öffnete den Mund, schloss ihn dann wieder und runzelte die Stirn.

„Was ist? Es ist doch gut, wenn sie ein großes Herz hat und sich um die Menschen um sich herum kümmert.“

Danny schüttelte den Kopf. „Es ist auch nicht schlimm, dass sie sich um die Nachbarn kümmert. Was scheiße daran ist: Es sind die einzigen Freunde, die sie hat.“

„Warum soll das schlecht sein?“

„Weil keiner von diesen Nachbarn jünger ist als 65. Sie ist 24. Die meisten Frauen in ihrem Alter hängen am Handy, rufen ständig ihre Freundinnen an und versuchen, sich einen Mann zu schnappen. Gabe hat keine Freundinnen. Soweit ich weiß, hatte sie bisher nur zwei Freunde, und die waren nie länger als eine Woche mit ihr zusammen.“

Das war faszinierend, vor allem wenn man bedachte, wie einfach es Danny fiel, mit anderen zu interagieren. Er schaffte es, sogar mit den miesesten Typen Freundschaft zu schließen. „Denkst du, es ist irgendetwas geschehen, was das ausgelöst haben könnte? Möglicherweise in der Schule?“

„Ich weiß es nicht. Vielleicht. Sie hat ein paarmal versucht, sich mit den Mädchen in ihrer Schule anzufreunden, aber das hat nie lange gehalten. Das letzte Mal, dass sie jemanden aus der Schule erwähnt hat, war, als sie zwölf Jahre alt gewesen ist. Damals kam sie tränenüberströmt nach Hause und wollte anschließend zwei Tage lang nicht mehr in die Schule gehen. Dad hatte keine Ahnung, was er machen sollte, also hat er ihr eine Kamera gekauft. Seitdem geht sie ganz in der Kunst auf.“

„Fotografie?“

„So etwas in der Art. Eher grafische Kunst. Sie macht Fotos und verwandelt sie dann in etwas ganz anderes. Man muss es gesehen haben, um es verstehen zu können.“

In einer weiten Kurve auf der alten Straße glitten die Scheinwerfer des Camaro über das Straßenschild direkt vor ihnen, auf das die Worte Elk Run gemalt waren. Elk Run erinnerte Zeke – ganz anders als die schicken Tore aus Stein und Eisen, die so typisch für die teure Wohngegend weiter die Straße runter waren – an öffentliche Campingplätze und Bundesstaatsgrenzen neben dem Highway.

Sie waren gerade erst ins Viertel eingebogen, als sie auch schon die blauen und roten Warnleuchten der Ambulanz und der Polizeiautos aufleuchten sahen, die sich im Innern des Camaro spiegelten.

„Verdammt.“ Danny beugte sich ein wenig vor. „Sie hat mir nicht gesagt, dass es so schlimm ist.“

„Sieht wahrscheinlich schlimmer aus, als es ist.“ Zeke parkte den Wagen am Bordstein, in der Nähe des Krankenwagens, und die Scheinwerfer von Jace’ Silverado zeigten, dass er hinter ihnen zum Stehen kam. „Warum gehst du nicht schon mal rein und siehst nach Gabe, und ich finde derweil heraus, was die Sanitäter wissen? Wir treffen uns dann drinnen.“

Er hatte den Wagen kaum ausgemacht, als Danny bereits herausgesprungen war, die Motorhaube umrundet hatte und in Richtung Hauseingang gelaufen war. Zeke nahm seine Tasche aus dem Kofferraum und ging dann zu den beiden Sanitätern, bevor sie den Rückwärtsgang einlegen konnten. „Hat Gabrielle irgendeine Form der Behandlung akzeptiert?“

„Sorry, Mann. Wir können ohne Freigabe nicht darüber sprechen.“

„Richtig. Lass es mich anders formulieren. Ich bin Arzt und ein Freund der Familie. Wie hat sie sich benommen?“

Der Fahrer blickte zu seinem Partner herüber, der sofort mit den Achseln zuckte, als wollte er sagen, dass er keine Ahnung habe. Der Fahrer sah wieder zu Zeke. „Du übernimmst die Verantwortung?“

„Absolut.“

Der Mann schnaubte und rieb sich über den Kopf. „Sie ist ziemlich dickköpfig. Hat sich nicht von uns untersuchen lassen, aber so, wie sie die Arme um den Oberkörper geschlungen hatte, und angesichts ihrer flachen Atmung würde ich sagen, sie hat Prellungen davongetragen sowie angebrochene oder gebrochene Rippen.“

„Sonst noch irgendetwas? Fokus? Schwindel? Pupillen?“

„Soweit wir das sagen können, sah alles okay aus. Wir sind so lange geblieben, wie unser Boss uns gelassen hat, aber wenn sie keine Hilfe will, gibt es für uns keinen Grund zu bleiben.“

Zeke nickte beiden zu, winkte und trat dann zurück, damit sie rausfahren konnten. „Danke. Ich weiß das zu schätzen.“

Jace und Axel schlenderten zu ihm, aber nur Jace sprach: „Was denkst du?“

„Wenn wir wirklich so kurz davorstehen, Danny zu einem Bruder zu ernennen, wie ich annehme, dann sollten wir ihn auch wie einen Bruder behandeln.“

Axel grinste, schob eine Hand in seine Designer-Anzugshose und ging auf die Gruppe von Cops zu, die sich vor dem Haus versammelt hatten. „Dann sollten wir die Kontrolle übernehmen.“

Jace lachte leise und schlenderte neben ihm her. Eine Millisekunde lang empfand Zeke Mitleid mit Rockwalls Polizeikräften. Die Gründer der Haven-Bruderschaft waren berüchtigt dafür, auch den besten Polizisten noch ordentlich Feuer unter dem Hintern zu machen. In weniger als fünf Minuten würde ihnen diese Truppe dort aus der Hand fressen.

Zeke lief die Stufen bis zur Haustür hinauf, wo ein uniformierter Polizei-Azubi Wache stand. Bevor der Junge auch nur widersprechen konnte, war Zeke schon durch die offene Tür geschlüpft und stand im Wohnzimmer. Nach zwei Schritten blieb er wie erstarrt stehen.

Die Frau neben Danny hatte den Kopf gesenkt, ihr Haar hing ihr ins Gesicht, doch der Unterschied zwischen ihnen war auch ohne ihre Gesichtszüge sehen zu können so deutlich wie zwischen Tag und Nacht. Danny war ebenso groß wie Zeke, knapp eins neunzig, aber Gabe konnte kaum größer sein als eins fünfzig. Und sie war zierlich. Eine honigblonde Elfe, die sich hinter einer rauen Schale aus verwaschenen Jeans, einem Flanellhemd und Stiefeln mit Stahlkappen verbarg.

Dannys sich überschlagende Stimme riss Zeke aus seiner überraschten Vernebelung. „Was zum Teufel meinen Sie damit, dass es nichts gibt, was Sie tun können? Sie ist verletzt. Sie hat Ihnen eine Beschreibung gegeben. Finden Sie den Scheißkerl und lassen Sie ihn bluten.“

Bevor der Cop noch auf die Idee kommen konnte, die Handschellen an seinem Gürtel zum Einsatz zu bringen, ging Zeke dazwischen. „Hey, Danny. Warum lässt du mich nicht mal nach deiner Schwester sehen?“ Er streckte dem Cop, der neben Gabes anderer Seite stand, die Hand entgegen, öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, und hätte dabei fast seine verdammte Zunge verschluckt.

Oh ja. Gabe war eine echte Elfe mit blassblauen Augen, einem herzförmigen Gesicht und einem vollen Schmollmund. Kein Mann wäre in der Lage, ihren Mund anzusehen und nicht davon kosten zu wollen.

„Ich bin Dr. Dugan.“ Er zwang sich, seine Aufmerksamkeit von Gabe zu lösen und sich auf den genervten Cop zu konzentrieren. „Ich bin ein Freund der Familie. Ich denke, sobald wir sichergestellt haben, dass es Gabe gut geht, können sich alle wieder beruhigen. Sie haben alles von ihr, was Sie für den Moment brauchen?“

Der Cop schüttelte die ihm angebotene Hand und nickte, wobei in seinen müden Augen mehr als nur ein wenig Erleichterung zu sehen war. „Was uns jetzt noch fehlt, können wir auch morgen erfragen.“ Er warf einen kurzen Blick in Dannys Richtung und schenkte Gabe ein angespanntes Lächeln. „Falls Ihnen noch irgendetwas einfällt, zögern Sie nicht, die Nummer anzurufen, die ich Ihnen gegeben habe.“

Sie zeigte nicht, ob sie das schnelle Verschwinden des Cops oder irgendetwas von dem, was er gesagt hatte, mitbekommen hatte, denn ihr Blick blieb auf Zeke gerichtet. Ihr Atem ging eindeutig flach, und sie hatte keine Sekunde lang den Arm, den sie um ihren Oberkörper geschlungen hatte, gelockert. Den anderen Arm hielt sie fest an ihre Seite gepresst. Es war nicht besonders hell im Zimmer, aber ihre Pupillen sahen normal aus.

Sie schob sich hinter Danny und sog in einem kurzen, scharfen Keuchen die Luft ein. „Es geht mir gut.“

Gott, sie war süß. Wie ein in die Enge getriebenes wildes Kätzchen, das sich nicht entscheiden kann, ob es zum nächsten Versteck rennen oder die Krallen ausfahren soll. Auch wenn sie ihm stechende Blicke zuwarf, konnte er kaum mehr tun, als ein leises Lachen zu unterdrücken. „Die Notärzte haben gesagt, dass du ihnen das ebenfalls erzählt hast. Das Problem ist, dass dein Bruder bereit ist, auf eine Gruppe von Männern mit Polizeimarken loszugehen, weil er sich Sorgen um dich macht. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er diese Scheiße sein lässt, wenn jemand, der weiß, wovon er redet, diese Entscheidung trifft.“

„Um Gottes willen, Gabe“, sagte Danny, „Zeke ist Notarzt. Er ist den ganzen Weg bis hier rausgefahren, also lass ihn wenigstens einen Blick auf dich werfen.“

Der Arm, den sie um ihren Oberkörper geschlungen hatte, versteifte sich, und obwohl es nur eine kleine Bewegung gewesen war, zuckte sie zusammen. Es war kein gutes Zeichen, wenn ihr bereits so eine kleine Bewegung Schmerzen verursachte.

„Gib mir fünf Minuten“, sagte er. „Vielleicht hast du recht und es ist wirklich nur eine Zerrung. Wenn das der Fall ist, kannst du deine Wut an Danny auslassen, weil er so ein Drama veranstaltet hat.“

Sie biss sich auf die Unterlippe, und sein Magen zog sich zusammen, als hätte ihm jemand einen Schlag dorthin verpasst.

Es war echt komisch. Unter normalen Umständen war seine Geduld größer als die der meisten dickköpfigen Patienten, aber jetzt, wo er vor ihr stand, brannte sich eine fast schon tödliche Spannung in seine Muskeln. Als würde er sein ganzes verdammtes Leben auf einem Fiberglaskabel balancieren und könnte jederzeit in die Hölle stürzen oder in den Himmel schweben, je nachdem, wie ihre Antwort ausfiel.

Ihr Blick wanderte von Danny zu Zeke. „Fünf Minuten.“

Wow, Danny hatte nicht übertrieben. Man konnte durch Gabes Verhalten wirklich einen falschen Eindruck gewinnen, aber die Angst in ihren Augen sagte ihm, dass diese fünf Minuten schon mehr waren, als sie normalerweise an Zeit mit Fremden verkraften konnte.

„Fünf Minuten“, bestätigte er. Er brauchte dafür eigentlich nur drei, aber er würde diesen Extrabonus nicht ausschlagen. In der Zeit konnte er herausfinden, wie er den Sprung von einem Fremden zu jemandem, der es wert war, das wilde und süße Kätzchen aus seiner Ecke zu locken, schaffen konnte.

Gabe musste völlig den Verstand verloren haben. Wenn sie sagte, sie würde es fünf Minuten in der Nähe von Dannys Freund aushalten, ohne wie eine komplette Idiotin zu wirken, konnte sie genauso gut behaupten, dass sie vor zehntausend Menschen einen Stepptanz aufführen konnte. Wäre er irgendein stinknormaler Durchschnittstyp, würde es vielleicht sogar funktionieren, aber dieser Typ - dieser Doktor - war zu schön, um es in Worte fassen zu können. Olivfarbene Haut, sturmgraue Augen und dunkle, schokoladenfarbene Haare, die kurz geschnitten waren wie bei einem dieser GQ-Models, aber dennoch lang genug, dass eine Frau mit ihren Fingern hindurchfahren konnte.

Oder sich daran festklammern konnte, während er sie mit diesen unglaublichen Lippen küsste.

Danny schlenderte zu dem breiten Fenster, das die Vorderseite des Wohnzimmers einnahm. Mittlerweile stand davor nur noch ein Polizeiwagen, aber die roten und blauen Lichter auf dem Dach leuchteten unvermindert weiter. „Ich gehe rüber zu Mrs. Wallabys Haus, um sicherzugehen, dass es abgeschlossen ist.“

„Nein.“ Sie drehte sich herum, um ihn aufzuhalten, und ein scharfer Stich bohrte sich direkt in ihre Brust. Sie kniff die Augen zusammen, hielt den Atem an und betete, dass der Schmerz ein wenig schneller verebben würde als die letzten zwei Male, als sie sich so unglücklich bewegt hatte. Gabe war nicht dumm. Diese Verletzung war viel schlimmer als alles, was sie bisher erlebt hatte, und wenn sie nicht die astronomische Rechnung gesehen hätte, die Mr. Decker von weiter die Straße herunter nach seinem Herzinfarkt erhalten hatte, hätte sie sich von den Sanitätern vielleicht sogar untersuchen lassen.

Große, starke Hände legten sich auf ihre Schultern. Aber es waren nicht Dannys. Sie öffnete die Augen und bekam hautnah die volle Ladung von Zekes persönlicher Zuneigung ab. Das war mal ein effektives Schmerzmittel. Ihr ganzer verdammter Körper schnurrte leise, nahm alles an ihm in sich auf, trotz des stechenden Schmerzes. Man konnte nicht wirklich sagen, dass er einen Bart hatte. Eher gut getrimmte Morgenstoppeln, die seinen starken, kantigen Kiefer betonten. Seine Nase ließ sie an plündernde Wikinger denken, und seine Lippen aus der Nähe zu sehen, brachte sie dazu, nicht mehr klar denken zu können.

Zeke löste den Griff um ihre Schultern und fuhr mit seinen großen Händen ihre Oberarme hinauf. „Jetzt etwas besser?“

Besser war ein dehnbarer Begriff, aber sie dachte nicht mehr an den Schmerz. Sie war zu hundert Prozent auf die Wärme seiner Berührung fokussiert, die durch ihr weiches Flanellhemd drang. „Ja.“

„Gut.“ Er sah über ihre Schulter hinweg zu Danny. „Warum bleibst du für den Moment nicht bei uns? Axel und Jace haben da draußen alles unter Kontrolle.“

„Ja, Mann. Absolut. Was immer sie braucht.“

Zeke musterte sie noch eine Sekunde länger, ließ ihre Arme los und wandte den Kopf dann zu den Zimmern, die sich hinter ihm, den Flur hinab, befanden. „Was hältst du davon, wenn wir dich an einem Ort untersuchen, wo wir nicht Gefahr laufen, Publikum zu haben?“

Er drehte sich um und ging voraus, bevor sie auch nur dazu kam, etwas dagegen zu sagen. Vorsichtig, um ihren Oberkörper zu schonen, folgte sie ihm den Flur hinab. Danny war dabei an ihrer Seite, seine feste Hand an ihrem Rücken. Das Lampenfieber, das sie immer ergriff, wenn sie unter fremden Menschen war, war nicht überraschend, nachdem sie schon seit Jahren damit zu kämpfen hatte, aber ihre Reaktion auf Zeke war anders. Selbst Jimmy Franklin in der High School hatte nicht diesen Effekt auf sie gehabt, und er hatte ihren Verstand genug durcheinandergebracht, um sie dazu zu überreden zu können, ihre Jungfräulichkeit auf dem Rücksitz des Hondas seiner Mutter aufzugeben.

Zeke Dugan war ein ganz anderes Kaliber. Alles an ihm war forsch und kraftvoll. Selbst die Art, wie er Aufmerksamkeit auf sich zog. Für einen Arzt war er ziemlich leger angezogen, seine verwaschene Jeans schmiegte sich um schmale Hüften und seine Kehrseite verführte dazu, sie einfach zu packen. Sein blassblaues T-Shirt war ebenfalls nichts Besonderes, aber es lag auf eine Weise an seinem Oberkörper an, die schlanke, definierte Muskeln darunter versprach. Alles an ihm strahlte Selbstbewusstsein aus. Ein Mann, dem es nichts ausmachte, die Kontrolle zu übernehmen, selbst in einer fremden Umgebung.

Jetzt, wo sein mächtiger prüfender Blick sie nicht mehr gefangen hielt, wanderten ihre Gedanken zurück zu Zekes Kommentar, und das beschissene Komitee, das sich immer zu Wort meldete, wenn sie in eine unvertraute oder stressige Situation kam, marschierte schnurstracks zu seiner Kanzel.

Du kennst diesen Mann nicht.

Unbekannt bedeutet unsicher.

Zu viele Menschen, und sie sehen dich alle an.

Verurteilen dich.

Sie versuchte, den singenden Chor zu ignorieren, und murmelte Danny zu: „Wer sind Axel und Jace? Ich will nicht, dass sie in Mrs. Wallabys Haus gehen.“

„Es sind Freunde.“ Danny unterbrach seinen lockeren Gang nicht. „Gute Menschen. Wenn Mrs. Wallaby hier wäre, würde sie Axel innerhalb von fünf Minuten hereingebeten und ihm Schokoladenkuchen serviert haben, also lass es gut sein.“

Für ihn war es einfach, so etwas zu sagen. Er war nicht derjenige, dem ihre Nachbarin das Haus anvertraut hatte, und sie konnte es sich nicht leisten, einen der wenigen Menschen zu enttäuschen, mit denen sie reden konnte. Mrs. Wallaby war seit Jahren das für sie, was einer Mutter am nächsten kam.

Anstatt links abzubiegen, in Dannys Zimmer, betrat Zeke ihres, schaltete das Licht an und blieb neben der Tür stehen. Er deutete auf das Bett. „Willst du sitzen oder stehen?“

„Stehen“, sagte sie. „Bitte“, fügte sie ungeschickt hinzu. Yep. Sie würde auf keinen Fall mit diesem Mann in die Nähe eines Bettes gehen. Sie erinnerte sich nicht einmal mehr an die einfachsten Manieren, geschweige denn wusste sie noch, wie man ein Gespräch führte, und er war nicht einmal in Reichweite. Und hatte er einen ausländischen Akzent? Zuerst hatte sie gedacht, dass er wie jemand von der Ostküste klang, aber eine Sekunde lang hatten seine Worte fast eine südeuropäische Anmutung.

„Kein Problem.“ Er schloss die Tür, als befände er sich in einem Untersuchungsraum anstatt in ihrem privaten Rückzugsort. „Danny, kannst du die Vorhänge zuziehen?“

Er ist nur hier, um deinem Bruder einen Gefallen zu tun.

Ein Mann wie er wäre ohnehin niemals an dir interessiert.

Wenn du ihn zu nah an dich heranlässt, wird er dein wahres Ich sehen.

Bevor sie in Panik ausbrechen und wegrennen konnte, stand er vor ihr und der Ausdruck auf seinem Gesicht war absolut professionell. Seine langen, starken Finger umfingen seitlich ihr Gesicht und drehten ihren Kopf von einer Seite zur anderen, dann hoch und runter, um zu sehen, ob sie sich bewegen konnte. „Danny hat gesagt, du bist hingefallen?“

Sie versuchte, die negativen Gedanken in ihrem Kopf zum Schweigen zu bringen, und nickte, auch wenn ihr sein fester Griff nicht viel Bewegungsfreiheit ließ. „Wer immer dort gewesen ist, hat mich gestoßen.“

„Bist du auf dem Boden aufgekommen?“

„Nein, auf dem Couchtisch.“

„Dieses Ding?“, fragte Danny. „Ich habe Betonblöcke gesehen, die nachgiebiger waren.“

Der Witz ließ Zeke grinsen, und die Benommenheit, mit der Gabe ohnehin schon zu kämpfen hatte, wurde mit einem Mal sehr viel stärker.

„Ziemlich robustes Ding, hm?“ Er untersuchte ihre Augen. „Hast du dir den Kopf angeschlagen?“

„Ich glaube nicht.“

„Nicht einmal das Bewusstsein verloren?“

„Nein.“

„Schwindel?“

„Zählt es, dass ich nicht atmen konnte?“

Es klang rauer, als sie beabsichtigt hatte, und sie ließ ihr Gesicht völlig ausdruckslos werden in dem Versuch, das zu überspielen.

Ihr abweisender Gesichtsausdruck brachte ihr allerdings nicht den gewünschten Abstand ein wie damals, wenn sie ihn in der High School eingesetzt hatte. Im Gegenteil, Zeke nagelte sie mit einem brennend heißen Lächeln fest. Ihr Herz machte einen so heftigen Sprung, dass ihre schmerzenden Rippen noch einmal so richtig was zu tun bekamen.

„Ja, das zählt.“

„Okay, dann wurde mir auch schwindelig.“ Siehst du? Gar nicht so schlimm. Sie hatte seine Fragen beantwortet und er hielt sie nur für eine kranke Bitch. Gar nicht so übel, wenn man die Umstände bedachte. Bis zu dem Punkt, an dem er ihr aufgeknöpftes Flanellhemd ergriff und es ihr über die Schultern streifen wollte.

Gabe zuckte zurück und keuchte angesichts der plötzlichen Bewegung. Ihren Arm schlang sie enger um ihre Brust.

Zeke erstarrte, hielt ihr Hemd aber weiter fest. Seine Stimme war tief und ruhig. Professionell und beruhigend. „Ich muss es mir ansehen, gatinha. Danny ist hier. Du bist sicher.“

Gott, sie war eine Idiotin. Natürlich war es nichts Intimes. Er war ein Doktor und machte diesen Mist jeden Tag. Zur Hölle, nach diesem Abend würde sie ihn wahrscheinlich nie wiedersehen. Sie nickte und konzentrierte sich auf die Wand. Die Farben ihrer letzten Kunstprojekte, die sie in ihre unzähligen Fototafeln gesteckt hatte, verschwammen ineinander. Hellrosafarbene Blumen, strahlend blauer Himmel und saftig grünes Gras. „Mein Name ist Gabe, nicht gatinha.“

„Ich weiß, wie dein Name lautet.“ Sie konnte das Lächeln in seiner Stimme hören, sogar ohne aufsehen zu müssen.

„Wer ist dann gatinha?“ Das weiche Flanell rutschte über ihre Schultern und ihre Arme hinab, wobei es eine Gänsehaut auf ihr hinterließ. Der Stoff rauschte in einen luftigen Haufen auf dem Bett hinter ihr zusammen.

„Nicht wer, sondern was. Versuch es herauszufinden, während ich mir deine Rippen ansehe.“ Er brachte sie dazu, den Arm sinken zu lassen, den sie wieder um ihren Bauch geschlungen hatte, und hob den Saum ihres Tanktops an. Die Baumwolle kitzelte ihr bloßes Fleisch, während er sie hochzog, und sein Atem wanderte leicht und neckend über ihren Bauch, als er neben ihr in die Hocke ging.

Sie versuchte, sich abzuschotten, sich vorzustellen, dass sie irgendwo anders wäre, aber sein Duft war einfach überall. Kein nasenbetäubendes Eau de Cologne, wie einige Männer es gerne benutzten, sondern nur ein Hauch von etwas Sommerlichem und Warmem. Wie ein sehr teures Duschgel mit einer wirklich starken, aber dennoch sinnlichen darunterliegenden Note.

Er drückte auf eine Stelle an ihrer Seite und sie zischte. „Bist du hier aufgekommen?“

Trotz des schmerzenden Kontakts brannten ihre Wangen, als hätte jemand eine Fackel gegen ihr Gesicht gehalten, und ihr Herz flatterte in einem unkontrollierbaren Rhythmus. „Ich glaube ja.“

„Das wird mit Sicherheit ein paar ziemlich hübsche blaue Flecken geben.“ Er richtete sich wieder auf und stand aufrecht neben ihrer unverletzten Seite, legte eine Hand auf ihr Brustbein und die andere direkt gegenüber auf ihre Wirbelsäule. „Ich drücke meine Hände zusammen, und dann zeigst du mir, wo es wehtut, okay?“

Sie nickte, fast schon begierig auf etwas, was sie von all den Empfindungen ablenken würde, die auf sie einprasselten. Binnen einer Sekunde änderte sich das aber wieder, denn der langsame Druck zwischen seinen Händen schickte einen brutalen Stich durch ihre Brust hindurch. Sie deutete auf die Stelle, an der es schmerzte. „Hier.“

Sofort ließ er sie los, trat einen Schritt zurück und griff nach der teuer aussehenden Kuriertasche, die er mitgebracht hatte. Das Stethoskop, das er daraus hervorzog, ließ eine Welle der Erleichterung durch sie hindurchschwappen. Das kannte sie. Er steckte die Ohroliven in die Ohren, kam näher und legte die flache Scheibe auf ihr Herz. „Atme ganz normal.“

Genau, als wäre irgendetwas in ihrem Leben in der letzten Stunde normal gewesen. Seit sie auf dem Couchtisch gelandet war, war Atmen zur reinen Glückssache geworden. Neben ihm fiel es ihr noch einmal doppelt so schwer.

Er verlagerte das Gewicht und ließ die Scheibe auf ihrem Rücken unter ihr Tanktop wandern. „Tief einatmen.“

Sie schüttelte den Kopf. „Das tut weh.“

Seine Hand auf ihrer Schulter drückte sie tröstend. „Versuch es einfach.“

Der Versuch fiel nicht besonders beeindrucken aus und sandte eine weitere Welle aus Schmerz durch ihren Torso.

Er trat zurück, legte sich das Stethoskop um den Nacken, ließ seinen Blick ihre Schultern und Arme entlangwandern und runzelte dann die Stirn. „Ist dir kalt?“

Sie verspürte eher eine gehörige Reizüberflutung und das verzweifelte Verlangen nach einem Bier. „Ein wenig.“

Er nahm ihr Flanellhemd vom Bett und hielt es so vor sie, dass sie hineinschlüpfen konnte, ohne ihre Rippen zu sehr zu malträtieren. Während er ihr dabei half, es höher über ihre Schultern zu ziehen, drehte er sie herum, bis sie auf das Fußende des Bettes sah, setzte sich auf die Bettkante, sodass er auf Augenhöhe mit ihr war, und verschränkte seine Hände locker zwischen seinen gespreizten Beinen. „Ich bin mir zu neunundneunzig Prozent sicher, dass du zwei, vielleicht sogar drei angebrochene Rippen hast. Wenn ich damit richtig liege, wird die Behandlung nicht allzu aufwendig sein, und du könntest dich auch zu Hause auskurieren. Das Problem ist, dass ich mir Sorgen wegen deiner Atmung mache. Gebrochene Rippen sind nicht besonders gefährlich, aber wenn sie die Lunge punktieren, können sie zu einem echten Problem werden.“

Danny kam zu ihr und fuhr mit der Hand ihren Rücken hinab. „Woher wissen wir, ob das passiert ist oder nicht?“

„Ich brauche ein Röntgenbild.“

„Kein Krankenhaus.“ Sie sah Danny neben sich wütend an. „Ich habe gerade erst alle Rechnungen abbezahlt, und ich werde keine neuen Schulden machen, wenn ich mich selbst darum kümmern kann.“

„Ich sagte, dass du deine Rippen zu Hause auskurieren kannst“, entgegnete Zeke. „Die Lungen sind eine ganz andere Sache. Wir sprechen hier nicht davon, dass du einfach nur ein paar Wochen unruhig schlafen wirst, sondern dass du möglicherweise nie wieder aufwachen wirst.“ Er fokussierte Danny. „Sie muss geröntgt werden.“

Danny trat zurück und deutete zur Tür. „Okay, gehen wir.“

„Nein.“

„Gabe, sei kein Vollidiot“, sagte Danny. „Es geht nur ums Röntgen, nicht um eine verfickte Transplantation.“

„Ach ja? Das letzte Mal, als wir ein Krankenhaus betreten haben, ist Dad nie wieder herausgekommen.“ Sie presste die Lippen fest aufeinander und wandte das Gesicht ab. Großartig. Jetzt war sie auch noch eine Irre und ein Weichei.

Wärme und der köstliche Druck von Zekes Fingern umschmeichelte ihr Handgelenk. „Was, wenn ich dir sage, dass es einen Ort gibt, an den ich dich bringen kann und wo es dich keinen Cent kosten wird? Einen Ort, an dem sich keine Horde von Menschen aufhält?“

„So etwas wie eine Notaufnahme?“

„So etwas in der Art, aber ohne all die Menschenmassen. Wir röntgen dich, finden heraus, was los ist, und sehen dann, wie wir weiter verfahren. Aber vertrau mir, Verletzungen der Lungen sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wir sollten da auf Nummer sicher gehen.“

Ein festes, wenn auch höfliches Klopfen ertönte an der Tür. Danny öffnete sie, ließ die Hand aber weiter auf dem Knauf und zog sie nur etwa einen halben Meter weit auf. Der Goliath-ähnliche Körper ihres Bruders versperrte ihr die Sicht auf wen auch immer hinter der Tür. „Hey, Jace.“

Aus dem Flur ertönte eine tiefe, grollende Stimme. „Wir ziehen ab. Beckett schickt ein Team vorbei, dass das Wallaby-Haus unter die Lupe nimmt.“

„Wer ist Beckett?“ Sie rückte näher an Danny heran, um das Gesicht zu sehen, das zu der Stimme gehörte.

Danny trat gleichzeitig beiseite und gab den Blick auf einen weiteren wahnsinnig heißen Kerl frei, der sich mit einer Hand am Türrahmen abstützte. Das war also Jace. Danny hatte seinen Namen schon ein- oder zweimal erwähnt, aber sie hätte nie gedacht, dass er so aussah. Er war nicht auf die GQ-Weise heiß, wie Zeke. Er war mehr auf eine altmodische Rockstar-Weise heiß, mit seinen schulterlangen dunklen Haaren und der Kombination aus Bart und Schnurrbart. Sie würde darauf wetten, dass sich in seiner Garage mindestens eine getunte Harley befand, die zu seinen verwaschenen Jeans und seiner abgetragenen Lederjacke passte. Er hatte sogar die schmutzig-grollende Stimme und den sündigen, abwägenden Blick, die zu dem Image gehörten. „Wie sieht es aus, Süße?“

Gabe senkte den Kopf und klammerte sich mit dem Blick an ihre robusten Stiefel, als wären sie ihre Rettungsleine.

„Ich glaube, zwei oder drei ihrer Rippen sind angeknackst“, antwortete Zeke an ihrer Stelle, „aber ich muss sie röntgen, um einen Pneumothorax ausschließen zu können.“

In dem winzigen Zimmer breitete sich Stille aus. Sie musste nicht erst aufsehen, um zu wissen, dass eine Menge stummer Machos sie musterten.

Zeke unterbrach die Stille, in dem er mit fester Stimme sagte: „Ich will sie zum Sanctuary bringen.“

Das erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie hob gerade noch rechtzeitig den Kopf, um zu sehen, wie Jace’ Grinsen verblasste.

Jace musterte sie, blickte eine Sekunde lang zu Danny und konzentrierte sich dann auf Zeke. „Bist du dir sicher?“

„Was ist das Sanctuary?“, fragte sie.

Zeke blieb weiter auf Jace fokussiert. „Es wäre zu gefährlich, sie nicht zu untersuchen, und sie fühlt sich an öffentlichen Orten nicht wohl.“

Lustig, dass er sich auf das echte Problem konzentrierte anstatt darauf, dass sie auf die medizinische Behandlung wegen der Kosten verzichtete. Sein Verständnis und seine Sorge um sie hätten sie trösten sollen, aber die Tatsache, dass er erkannt hatte, was für ein Freak sie war, gab ihr das Gefühl, noch dümmer zu sein als angenommen. „Es geht mir gut.“

Jace zog einen Zahnstocher aus seiner Hosentasche, schob ihn sich unter die Zunge und ließ seinen Blick von Kopf bis Fuß über Gabe wandern. „Süße, wenn mein Bruder bereit ist, seinen Arsch dort hinauszuschieben und dich zum Sanctuary zu bringen, dann bezweifle ich, dass seine Diagnose lautet, es geht dir gut.“ Er nickte Zeke zu, und hinter seinem intensiven Blick, der ihr einen Schauer das Rückgrat hinabschickte, lag eine unausgesprochene und undefinierbare Botschaft. Er drehte sich um und lief den Flur hinab. „Sammeln wir Axel ein und fahren los.“

Kapitel 3

Das Einzige, was den stark bewachten, aber unauffälligen Eingang zum Sanctuary markierte, war ein riesiges Außenlicht. Doch Zeke hätte den Weg dorthin selbst im Schlaf gefunden. Von außen sah es aus wie ein Lagerhaus, das sich an eine Reihe weiterer Industriehallen schmiegte. Aber im Innern war es etwas vollkommen anderes, etwas, das er und seine Brüder für eine Vielzahl von Gefälligkeiten nutzten, wenn sich die richtigen Möglichkeiten ergaben.

Er parkte seinen Hot Rod vor der Eingangstür und Danny stellte Gabes Truck direkt neben ihm ab. Zum Glück hatten Jace und Axel zugestimmt, dass er sich allein um die Sache mit Gabe kümmerte. Keiner von beiden war besonders begeistert darüber gewesen, dass er das Sanctuary