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Elisabeth von Thüringen, Hessen und Ungarn ist wohl eine der bekanntesten Heiligen im deutschsprachigen Raum, insbesondere natürlich in Thüringen und Hessen. Über sie wurden über Jahrhunderte hinweg zahlreiche Bücher und Abhandlungen geschrieben. Ihr Wirken fand Anerkennung im gesamten Spektrum unserer Kultur, sei es in musikalischen Werken, als auch in Theater, Film und TV. Im Buch werfen wir zusammen mit Ihnen Blicke auf einige, die Region prägende, Zeitabschnitte, insbesondere die Klosterzeit und auf das an gleicher Stelle erbaute Schloss Reinhardsbrunn mit seinem einzigartigen Landschaftspark. Was macht Reinhardsbrunn zur "Herzenssache" von Elisabeth ? Warum steht heute anstelle des ehemaligen Benediktiner-Klosters das Schloss Reinhardsbrunn? Warum stand Reinhardsbrunn im Jahr 1862 für einen ganzen Monat im Fokus des einst mächtigsten Empires der Welt?
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Seitenzahl: 161
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Herausgeber
Martina Giese-Rothe und Peter Köllner
Neuauflage – eine Überarbeitung; wichtige biografische und historische Bezüge; erweiterte Quellenlage zu Elisabeth von Thüringen, Hessen und Ungarn; interessante Fakten und Mythen
Dir, mein liebes Reinhardsbrunn, ist dieses Buch gewidmet.
Du hast mich zu dir gerufen. Hier durfte auch ich deine Vergangenheit und die Einzigartigkeit dieses heiligen Ortes kennenlernen.
Martina Giese-Rothe, 2025
Vorwort
Teil 1
Biographischer Kurzroman
Was von Elisabeth bekannt ist
Wo wurde Elisabeth geboren?
Beschreibung der Region Budapest vor seiner Zeit
Die Quellen
Schlussfolgerungen zum Geburtsort
Elisabeths Taufe
Elisabeths Familie
Der Bruder Béla IV.
Der Bruder Koloman
Der Bruder Andreas
Die Schwester Maria
Der 19. November 1231 – Tod und Heiligsprechung
Teil 2
Die Gründung von Kloster Reinhardsbrunn
Eine kleine Chronik von Reinhardsbrunn
Reinhardsbrunn
Projektvorschlag für Reinhardsbrunn
2. Spirituelle, und soziale Aspekte?
4. Zur touristischen Ausrichtung
Nutzungskonzept - Schlosskirche mit Parkteil
Parkteil - Elisabeth-Ort
Versuch einer Beschreibung des Klosters
Teil 3
Ereignisse und Erzählungen in und um R.
Romantik in Reinhardsbrunn
Der Einsiedler
Der steinerne Fenstergucker
Tod beim Hochzeitswalzer
Die Residenz der Königin
Wer hat an der Uhr gedreht?
Rätsel um das Kindergrab der kleinen Marie
Teil 4
Durch die vier Jahreszeiten
Frühling
Sommer
Herbst
Winter
Reinhardsbrunner Winterspaziergang
Teil 5
Widmungen der Autoren
Märchenschloss meiner Kindheit
Reinhardsbrunn
Gib es Zufälle? Nein, die gibt es nicht!
Abschlussworte
Danksagung
Bild und Fotoverzeichnis
Literatur- und Quellenverzeichnis
Elisabeth von Thüringen ist im deutschsprachigen Raum wohl eine der bekanntesten Heiligen.
Über sie wurden zahlreiche Bücher und Abhandlungen geschrieben, als auch Ausstellungen und Gedenkveranstaltungen anlässlich ihres Geburts- oder Todestages wurden veranstaltet.
Dieses Buch möchte Sie dazu einladen, Ihnen die Beziehung der Landgräfin von Thüringen zu dem ehemaligen Kloster und damit dem Ort des heutigen Landschaftsparks mit Schloss Reinhardsbrunn etwas näher zu bringen.
Gleichzeitig bietet dieses Büchlein einen Blick auf das Werden des ehemaligen Klosters hin zur Entstehung der Schlossanlage und deren Entwicklung bis in die heutige Zeit hinein.
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biographischer Kurzroman
Elisabeth
von Thüringen
von Martina Giese-Rothe
- ebenso von Hessen und Ungarn -
und ihre Liebe
zu
Reinhardsbrunn
Ihre Angst war groß, hatte doch der Onkel von Ludwig IV., Landgraf Ludwig II. unter Kaiser Barbarossa am 3. Kreuzzug teilgenommen und war auf der Kreuzfahrt gestorben. Man verband mit diesem erneuten Kreuzzug, an dem auch ihr Ehemann Ludwig IV. teilnahm, die abschließende Erreichung der Ziele des 5. Kreuzzuges, der schon Jahre zuvor geführt wurde. Ziele waren die Rückeroberung Jerusalems verknüpft mit wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Interessen. Auf dem Rückweg aus dem Schmalkaldischen redete Elisabeth kaum ein Wort, war sie doch in Gedanken nur bei ihrem Ludwig. Bis dorthin hatte sie ihn noch ein Stück des Weges, nach seinem Aufbruch zusammen mit einer großen Zahl an Thüringer Edelleuten, von der Wartburg begleitet.
Für gewöhnlich begleitete Elisabeth ihren Mann auch auf weiten Reisen und Ausritten, ging dies nicht, trug Elisabeth während seiner Abwesenheit Trauerkleidung, so auch dieses Mal. Als hätte sie eine Vorahnung gehabt, lief Elisabeth oft zu den Fenstern und Aussichtsstellen der Creuzburg, um zu sehen ob man eine Nachricht von Ludwig brachte.
Währenddessen zog Ludwig über Hessen, Franken, Schwaben und Bayern nach Italien.
Am 27. September 1227 jedoch starb Ludwig IV. an einer Seuche, vermutlich war es Malaria. Gelegentlich kam auch die Legende von einem Mordkomplott auf. Wochen später erst erreichte Elisabeth die Nachricht vom Tode ihres geliebten Mannes. Weinend läuft sie daraufhin in ihre Kemenate auf der Creuzburg und möchte mit ihrem Schmerz alleine sein.
»Mit ihm ist mir die Welt gestorben.»
Hier, auf der Creuzburg bringt sie drei Wochen später ihr drittes Kind, die Tochter Gertrud zur Welt.
Doch man ließ Elisabeth nicht lange trauern. Da der Sohn Hermann beim Tode des Vaters Ludwig IV. erst fünf Jahre alt war, übernahm der Bruder von Ludwig, Heinrich Raspe IV. die Regierungsgeschäfte und die Herrschaft über den Besitz der Ludowinger.
Um Elisabeth von der Wartburg und dem thüringischen Landgrafenhof zu vertreiben, wurde dies geschickt inszeniert, fürchtete man am Hof aufgrund der Weltsicht Elisabeths doch um das Vermögen und eine wachsende Einflussnahme des Papstes durch Konrad von Marburg. Durch die Gelübde Elisabeths und ihre Zuwendung zu Konrad, hatte dieser letztlich die volle Vormundschaft über sie und damit auch über den künftigen, noch minderjährigen Landgrafen Hermann.
Ihr Schwager Heinrich entzog ihr in seiner ersten Handlung die Ländereien und die Einkünfte, die Ludwig seiner Gemahlin zugesichert hatte. Ihr wurde lediglich zugestanden, an der landgräflichen Tafel zu speisen. Bisher hatte Ludwig IV. seine Ehefrau Elisabeth vor den Anfeindungen und der Missgunst seiner Verwandten und den Vertretern des Ludowingischen Hofes bewahrt. Mit seinem Tode war Elisabeth nun diesen Anfeindungen ganz und gar ausgesetzt. Ein solches unwürdiges Leben aber wollte Elisabeth keinesfalls führen.
»Ach, mein geliebter Ludwig. Warum musstest du mich so früh verlassen?«
Welch´ köstlich Brot in meinem Korb,
ich trage zu den Armen fort.
Ich soll's nicht tragen in den Ort,
doch die Armen warten meiner hier wie dort.
Zu ihnen muss ich immerzu,
sonst gibt mein Herz mir keine Ruh.
Nicht nur um Brot es sich in meinem
Korbe handelt,
schnell zu Rosen hat es sich gewandelt.
Den Armen muss ich´s bringen hier,
schließlich sei ich Gottes lieblich' Zier.
Drum möchte ich geben alles von mir,
an nichts soll’s fehlen Dir!
Martina Giese-Rothe
Das Verlassen der Wartburg bereitete Elisabeth mit Sorgfalt vor. Sie nahm nur das Nötigste für sich und die Kinder mit, als sie gemeinsam mit ihren drei Kindern und ihren engsten, vertrautesten Dienerinnen von der Burg ging. In dieser Nacht ließ sie von den Franziskanern ein lautes, wohlklingendes "Te Deum" singen.
Doch Elisabeth hatte sich den Weggang vom Hofe leichter vorgestellt. Überall wo sie anklopfte und um Unterkunft und Hilfe bat, wurde ihr nur Unverständnis, Spott, Hohn, Ablehnung und Missachtung entgegengebracht.
"Liebe Frau, würden sie mich mit meinen Kindern und Dienerinnen bei Ihnen aufnehmen, wenn auch nur für kurze Zeit?" fragte sie an einer Tür bei wohlhabenden Eisenacher Bürgern, die Elisabeth kannte und die oft bei ihnen am Fürstlichen Hofe waren. „Leider geht das nicht, mein Mann würde das nicht dulden. Warum sind sie überhaupt vom Hofe gegangen? Sie waren dort gut versorgt!" entgegnete ihr die Frau und schlug die Türe zu.
So wusste Elisabeth nicht, wo sie den Winter und die kalten Nächte verbringen sollte und kam schließlich in einem Stall einer ehemaligen Gaststätte unter. Der Winter wurde kalt und es reichte mit der Versorgung kaum für sie, ihre Kinder und die Dienerinnen.
Dies aber entsprach dem Leben, welches Elisabeth sich vorstellte. Sie hatte den Wunsch, von Haus zu Haus zu ziehen, zu betteln und in völliger Armut zu leben. Doch mit den vielen Erniedrigungen und Gemeinheiten der Leute hatte sie nicht gerechnet, nahm dies aber gerne als ihr Schicksal an, da es ihrem angestrebten Ideal entsprach.
Konrad von Marburg, ihr Beichtvater, den Ludwig für Elisabeth wegen seiner hohen Bildung, seiner Redegewandtheit und seinem sicheren Auftreten auserwählt hatte, lehnte jedoch dieses Leben von Elisabeth ab und legte ihr nahe, sich an das religiöse Witwenleben zu halten.
Dieses würde ein Leben in einem Kloster oder ein Leben als Klausnerin vorsehen.
Ein solches Leben konnte sich Elisabeth allerdings nicht vorstellen und lehnte dieses somit ab.
So kam es zwischen ihr und Konrad von Marburg zu einem Konflikt. Konrad von Marburg wandte sich an Papst Gregor IX. und konnte erwirken, dass dieser für Elisabeth einen Schutzbrief ausstellte. Dieser beinhaltete u. a.: Wer sich nicht an die Anweisungen des Papstes und damit an die Konrads hält, dem drohe der Ausschluss aus der Kirche.
Die Lage von Elisabeth verschlechterte sich mehr und mehr. Doch bevor Konrad von Marburg etwas erreichen konnte, schaltete sich die Tante mütterlicherseits, Äbtissin Mechthild von Kitzingen, ein. Sie konnte nicht mehr länger zusehen, wie Elisabeth mit ihren Kindern in solcher Armut lebte. Elisabeth weigerte sich jedoch, freiwillig mit nach Bamberg zu gehen.
»Um mich muss sich niemand sorgen, dies ist das Leben, das ich mir wünsche. Für die Armen und Kranken muss ich da sein, sie brauchen mich.«
Im April 1228 reiste Äbtissin Mechthild im Auftrag ihres Bruders Bischof Eckbert nach Eisenach und brachte ihre Nichte mit deren Gefolge zunächst nach Kitzingen in ihr Kloster, ohne dabei Rücksicht auf Elisabeths Bindung an Konrad von Marburg zu nehmen. Elisabeths Tochter Sophie (die spätere Herzogin von Brabant) blieb in Kitzingen und wurde von ihrer Großtante Mechthild im Kloster erzogen. Elisabeth wurde schließlich doch gegen ihren Willen zu ihrem Onkel, dem Bischof von Bamberg, gebracht.
Bei ihrer Ankunft begrüßte sie ihr Onkel Bischof Eckbert von Bamberg: »Elisabeth, meine Liebe, ich freue mich darüber, dass du gekommen bist. Wie geht es dir?« Daraufhin entgegnete ihm Elisabeth »Mein lieber Onkel, mir geht es gut. Du wolltest, dass ich zu dir komme. Aber warum? Mir hat an nichts gefehlt.« »Dir ist bestimmt bewusst, aus welchem Hause deine Herkunft ist. Es ist für dich nicht angemessen, ein solches Leben zu führen.«, erwiderte Eckbert von Bamberg.
Man sah ihm an, dass er für diese Lebensweise, die Elisabeth für sich gewählt hatte, kein Verständnis zeigte. »Ebenso ist es nicht angemessen, dass so viele Menschen in Armut und Krankheit leben und damit alleine gelassen werden« antwortete Elisabeth. Dabei lächelte sie ihren Onkel an.
Dieser ließ sich aber davon nicht beeindrucken und war von seiner Meinung nicht abzubringen, dass es sich für eine Königstochter nicht gehörte, sich selbst mit den Armen, den Mittellosen und Bettlern auf eine Stufe herunter zu stellen. Ihr Onkel wollte sich mit den Argumenten von Elisabeth nicht zufriedengeben: »Du hast drei Kinder, auch für sie hast du Verantwortung zu tragen.« Auf dieses Gespräch folgten noch viele weitere, allerdings blieben sie alle ohne Ergebnis.
Elisabeth war nicht in ihrer Meinung zu beeinflussen. Sie hatte bedingungslosen Gehorsam in einem Gelübde in der Franziskanerkirche zu Eisenach in Anwesenheit ihres Beichtvaters, Konrad von Marburg, abgelegt und diesem Gelübde blieb sie treu. Alle gut gemeinten Vorschläge und Hilfen, die sie angeboten bekam, lehnte sie stets vehement ab.
»So geht das nicht weiter«, klagte eines morgens ihr Onkel. Er ließ Elisabeth erneut zu einem Gespräch rufen »Elisabeth, ich habe mir erneut Gedanken über deine Zukunft gemacht und bin immer noch der Meinung, dass dieses Leben, welches du anstrebst, nicht standesgemäß für dich und deine Kinder ist. Ich lege dir hiermit eine erneute Vermählung nahe!« Darauf antwortete Elisabeth lange Zeit nicht, sie verstand nicht, weshalb ihr Onkel ihre Entscheidung nicht akzeptieren wollte. Mit den Worten »Wie ich darüber denke, mein lieber Onkel brauch ich dir wohl nicht erklären. »Du weißt es ohnehin.«, verließ sie den Raum.
»Wie kannst du so stur sein? Und das obwohl du die hochgeachtetste Frau des Reiches werden könntest!« rief der Onkel Elisabeth noch nach. Diese Worte aber verhallten und fanden in Elisabeth kein Gehör. Auch Gespräche mit ihren Vertrauten, in der Hoffnung, diese könnten an dem Vorhaben Elisabeths etwas bewirken, schlugen fehl. Ihr Onkel war ratlos und wusste nicht, wie er Elisabeth noch überzeugen sollte.
»Wenn es im Guten nicht geht, muss ich es eben anders versuchen.« Mit diesen Worten ließ er Elisabeth, in der Hoffnung, dass sie hier in Ruhe und in Abgeschiedenheit zur Vernunft käme, auf Burg Pottenstein bringen. Doch Elisabeth war eine ausgeprägte Persönlichkeit, die einen starken Willen besaß. So gutherzig und liebreizend sie auch war, konnte sie dennoch ihren Willen durchsetzen und dabei sehr hart zu sich selbst, als auch zu ihrem Gegenüber sein.
Oh, meine große Liebe Ludwig,
an dir mein Herz so hängt,
auch wenn Gott uns
andere Wege lenkt.
So will ich mein Leben lang
treu dir sein,
mein Herz ist auf ewig und
für immer dein!
Martina Giese-Rothe
Über der Stadt Pottenstein auf einem Bergsporn zwischen zwei idyllisch gelegenen Tälern, landschaftlich wunderschön und reizvoll, steht die stolze Burg Pottenstein. Doch für Elisabeth hatte dies keinen Reiz, war sie doch hier, um über ihr Leben nachzudenken …
»Sooft ich auch noch darüber nachdenke, ich werde in meinem Willen, den Armen zu helfen, nicht wanken, auch wenn mein Onkel dies gerne hätte, ich kann es einfach nicht, es ist mein Streben, Kranken und Bedürftigen zu helfen. Sie brauchen mich. Wenn ich ihnen nicht helfe, sind sie ganz alleine und das geht nicht.«
Das war die erste Reaktion, als Elisabeth auf Burg Pottenstein ankam.
Nach einigen Tagen erkundigte sich ihr Onkel nach ihrem Wohlbefinden, in der Hoffnung, dass Elisabeth schon etwas an ihrer Meinung geändert habe.
Doch Elisabeth konnte ihrem Onkel keine ihm genehmere Nachricht zukommen lassen. »Sagen sie ihm, mir geht es gut. Es würde mir aber besser gehen, wenn ich bei meinen Kranken wäre. Sie brauchen mich.« Als man dem Bischof von Bamberg diese Worte überbrachte, reagierte er zunächst noch sehr gelassen: »Naja, haben wir doch noch einige Zeit und vor allem brauchen wir sehr viel Geduld mit Elisabeth. Wir können nur beten, schon wegen ihrer Kinder, dass sie doch noch zur Vernunft kommt. Ansonsten müssen wir wohl eine andere Lösung finden.« So ließ er Elisabeth zunächst für einige Zeit in Ruhe.
Wiederholt ließ er sich berichten, in welcher Verfassung sich Elisabeth befinden würde und ob sich ihre Stimmung gebessert hätte. Aber immer wieder bekam er dieselben Antworten ausgerichtet.
Darauf reagierte ihr Onkel mit noch stärkerem Druck. Doch auch damit sollte er sich geirrt haben.
Bei der nächsten Gelegenheit sprach Elisabeth zu ihrer Vertrauten: »Richte folgendes meinem Onkel aus, und sage ihm, dass es mir sehr ernst damit ist.« So kam es, dass diese zum Bischof ging und ihm ihre Worte, wie aufgetragen, übermittelte: »Bevor ich mich dazu entscheide, noch mal zu heiraten, werde ich mir meine Nase abschneiden, sodass ich so hässlich und entstellt bin, dass kein Mann auf dieser Welt mich je mehr als Frau möchte.«
Als der Bischof von Bamberg diese Worte hörte, wurde er kreidebleich und schaute ganz lange auf die Vertraute von Elisabeth. Diese fügte noch hinzu: »Ich kenne Elisabeth sehr gut und weiß, dass sie diese Worte nicht einfach so sagt, sie würde dies auch tun, es ist ihr sehr ernst damit«.
Außer einem verlegenen: »Danke, sie können gehen.« brachte Eckbert von Bamberg keinen Ton heraus. Ihm war es anzusehen, dass er darüber sehr erschrocken war, hatte er doch nicht mit einem solchen Verhalten gerechnet. Mit zitternden Knien ließ sich er sich auf dem nächsten Stuhl nieder. Was würde jetzt werden? Was sollte er noch tun? Er war sichtlich ratlos. Auch eine Rücksprache mit ihrer Tante Mechthild von Kitzingen, erbrachte für ihn keine neuen Erkenntnisse, denn diese war genauso ratlos und wusste nicht, wie man Elisabeth diesbezüglich noch anders beeinflussen konnte. So entschlossen sie sich, Elisabeth vorübergehend noch einige Zeit auf Burg Pottenstein zu lassen.
In dieser Zeit bekam ihr Onkel die Nachricht überbracht, dass der Leichenzug mit den Gebeinen von Ludwig IV. auf dem Weg von Italien bald an Bamberg vorbeikäme, um diese nach Reinhardsbrunn in Thüringen zu überführen.
Auch Elisabeth bekam diese Nachricht zugetragen. Weinend bat sie ihren Onkel darum, dass sie mit ihrem geliebten Ludwig nach Thüringen ziehen darf, um ihrem Ehemann das letzte Geleit zu geben und um an den Trauerfeierlichkeiten teilnehmen zu können.
lm Mai 1228 war es dann soweit. Elisabeth schloss sich dem Leichenzug an, als dieser Bamberg erreichte.
Bild 5: Bamberger Dom - Ausschnitt eines Gemäldes von Wolfgang Katzheimer (15. Jh.)
Hier in Bamberg, im „Neuen Dom“ (Ekbertdom, der alte Dom brannte 1181 ab und wurde dann ab ca. 1190 abschnittsweise neu errichtet und am 6. Mai 1237 feierlich eingeweiht) wurde der Schrein Ludwig IV. feierlich aufgebahrt und Elisabeth der Ring ihres Ehemanns, Ludwig IV. übergeben.
Schweren Herzens folgte Elisabeth dem Leichenzug, hatte sie sich doch ein anderes Leben für sich und ihren Ludwig vorgestellt. Aber Elisabeth klagte nicht, sie nahm das Schicksal so an, wie Gott es ihr auferlegte und trug es mit großer Fassung und Würde.
Als sie um Pfingsten des Jahres 1228 das Kloster Reinhardsbrunn erreichten, brach Elisabeth weinend in sich zusammen. Dachte Elisabeth doch beim Anblick des paradiesischen Tales unweigerlich an die glücklichen Kindheitstage, die sie hier zusammen mit ihrem Ludwig verbrachte.
Reinhardsbrunn war das Hauskloster und die Grablege der Ludowinger.
Blickte sie rechts neben dem Eingangstor über die Weite der saftigen Wiesen, vermeinte sie ihren Ludwig in der Ferne zu sehen, wie er mit ihr oftmals die von ihr geliebtes Ponyrennen veranstaltete. Als einmal ihr Pony nicht weiterlaufen wollte, da ritt Ludwig lachend hinter sie, versetzte dem störrischen Viech einen Klaps auf das Hinterteil und sofort sprang es los und Elisabeth gewann das Rennen … wie so oft lies Ludwig, damals schon ein ansehnlicher Jüngling, sie gewinnen und erfreute sich an ihrem unbeschwerten, kindlichen Lachen. Elisabeth war schon als kleines Kind eine sehr gute Reiterin und machte eine gute Figur im Sattel, wohl weil es ihr als gebürtige Ungarin im Blut lag. Elisabeth konnte durchaus reiterlich mit allen Knappen und Höflingen konkurrieren.
Zwei Schritte weiter fiel ihr Blick auf den Teich in dessen Wasser sich der strahlend blaue Himmel wiederfand. Sie erinnerte sich, dass sie an einem wunderschönen sonnigen Tag am Teich saß. Sie hatte Blumen gepflückt und band daraus einen Blumenkranz. Plötzlich bemerkte sie Ludwig auf der anderen Seite des Sees. Sie konnte trotz der Entfernung seine strahlenden Augen sehen. Ihr war es durchaus bewusst, dass Ludwig sie sehr bewunderte. Eine Zeitlang schauten sie sich nur an. Nach einer schier unendlichen Zeit schlug die Turmuhr, die sie beide aus ihrem Zauber riss. Elisabeth hob ihren Arm und winkte Ludwig zu. Dieser rief zu ihr herüber: »Hallo, meine geliebte Schwester!« Elisabeth lachte und entgegnete: »Mein Bruder, wer von uns beiden wohl zuerst an der Kapelle ist?« Schon rannten beide los und trafen sich an der Pforte des Klosters. Hier umarmten sie sich. In diesem Moment hörten sie ein Räuspern. Sie ließen voneinander los, drehten sich um und erblickten Bruder Martin.
Er lief kopfschüttelnd an ihnen vorbei. Elisabeth und Ludwig mussten über Bruder Martin lachen. Bruder Martin war ein herzensguter Mönch. So wie er aussah, stellt man sich einen guten Mönch vor. Die Mönchskutte hing vorne wegen seines dicken Bauches weit herunter und schliff am Boden, so dass er bei jedem Schritt Gefahr lief zu stolpern.
Wenn sich Elisabeth mit Ludwig hier im Hauskloster in Reinhardsbrunn aufhielt, waren das für beide wunderschöne Tage. Es war eine unbeschwerte Zeit die sie hier auf den Wiesen der Vorhöfe, zusammen mit anderen Kindern der Gutsleute oder mit gleichaltrigen Schülern der Klosterschule verbringen konnten. Elisabeth und Ludwig hielten sich gerne im Münster des Klosters oder im Spital und dem Gasthaus für die Pilger auf, wo sie die vielen Trostsuchenden beobachteten. Wurden sie dann von Bruder Raphael, dem Koch im Kloster, zum Essen gerufen, beschwerte sich dieser immer über ihr Aussehen: »Wo seid ihr nur gewesen, oft musste ich euch rufen … und wie ihr ausseht, ihr wart wohl wieder in den Stallungen bei den Tieren, ihr seht beide aus, als wärt ihr unsere Stallknechte. Geht euch die Finger waschen und kommt wieder bevor das Essen kalt ist.«