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Besonders Einsteiger brauchen für das Sammeln von Heilpflanzen eine sichere Bestimmungshilfe. Denn oft teilen sich Heilkräuter und ihre giftigen Doppelgänger denselben Lebensraum, und es wäre tödlich, beispielsweise die begehrte Engelwurz mit dem giftigen Schierling zu verwechseln. Dieser Führer stellt 90 Heilpflanzen und 60 Verwechslungsarten ausführlich vor. Die direkte Gegenüberstellung von ähnlichen, jedoch giftigen oder unwirksamen Pflanzen macht die Unterschiede auf einen Blick deutlich und ermöglicht entspanntes Sammeln und Genießen.
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Seitenzahl: 165
Veröffentlichungsjahr: 2023
© Frank Hecker
Inhalt
Pflanzen und ihre WirkungWarum sind Pflanzen giftig?Ab wann wird eine Heilpflanze zur Giftpflanze?Große Arzneipflanzen
Heil- und Giftpflanzen unterscheiden lernenSicherheit gewinnen
So finden Sie sich zurecht
Erste Hilfe bei Vergiftungen
Giftnotrufzentralen
Porträts zu 90 Heilpflanzen
Frühling
Sommer
Herbst
Porträts zu 60 Doppelgänger-GiftpflanzenWeitere Giftpflanzen auf einen Blick
Anwendungen von Heilpflanzen
Heilende Pflanzen und ihre Wirkung
Pflanzen sind die Grundlage unseres Lebens. Sie verwandeln die Strahlen der Sonne in Nahrung für Mensch und Tier. Sie liefern unser täglich Brot, Gemüse und Salat und versorgen uns indirekt, weil sie Futterpflanzen sind, auch mit tierischen Nahrungsmitteln wie Fleisch, Milch und Eiern. Pflanzen enthalten eine Fülle von Substanzen, die in den Stoffwechsel von Mensch und Tier eingreifen. Manchmal haben sie eine erwünschte Heilwirkung, manchmal dagegen eine giftige Wirkung. Dies ist aber immer eine Frage der Dosierung.
»Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.« Es war der große Arzt Paracelsus, der vor etwa 500 Jahren diesen Satz schrieb. Bis heute ist er in allen Bereichen des Lebens aktuell. Immer und überall ist es die Dosis, die bestimmt, ob der Umgang mit einer Pflanze, einer Substanz oder auch einer Gewohnheit eine vergiftende Wirkung entfaltet oder nicht.
Warum sind Pflanzen giftig?
Pflanzen bilden Giftstoffe, um sich vor Krankheiten und Fraßfeinden zu schützen. Damit schrecken sie Würmer und Insekten ab, die sie fressen wollen, und wehren sich gegen das Vieh, das sie anknabbert, bevor die Samen reif sind. So sind beispielsweise schon 140 g des Jakobs-Greiskrauts für Kühe und Pferde tödlich. Deshalb lassen die Tiere es auf der Weide stehen. Im getrockneten Heu können sie die Pflanze jedoch nicht mehr erkennen, fressen sie mit und sterben möglicherweise daran.
Tabakpflanzen wiederum produzieren Nikotin, um die Raupen des Tabakwicklers zu vergiften. Das funktioniert gut, denn sobald die Raupe merkt, dass dieser Giftstoff in dem Blatt enthalten ist, beendet sie ihre Mahlzeit. Nur wenig später beginnen die Pflanzen mit der Produktion eines Duftcocktails, der Nützlinge anlockt, die ihrerseits die Raupen fressen. Sie rufen quasi ihre Leibwächter. Wir Menschen nutzen das Nikotin in diesen Pflanzen für Zigaretten, die auch für uns – in Abhängigkeit von der Dosis – ein Gift sind.
Sauerdorn-Beeren sind lecker. Rinde und Wurzeln enthalten ein leicht giftiges Alkaloid.© Frank Hecker
Ab wann wird eine Heilpflanze zur Giftpflanze?
Es besteht kein grundsätzlicher Unterschied zwischen einer Heil- und einer Giftpflanze. Heilmittel sind auch Gifte – in Abhängigkeit von der Dosis. Und Gifte sind Heilmittel. Das gilt bereits für »einfache« Kopfschmerztabletten. Eine einzige davon erlöst von Schmerzen, zu viele machen Komplikationen und können unter Umständen sogar zum Tod führen.
Man kann einer Pflanze nicht ansehen, ob sie viel oder wenig Wirkstoffe enthält. Dies ist abhängig vom Alter, ihrem Standort, von der Sonneneinstrahlung, von der Beschaffenheit des Bodens, der Menge des Regens sowie vom Erntezeitpunkt.
So nimmt zum Beispiel beim Schlaf-Mohn während der Reife der Gehalt an giftigen Inhaltsstoffen immer weiter ab. Aus dem milchigen Pflanzensaft der unreifen Samenhülle wird das Opium gewonnen. Die reifen Samen hingegen enthalten die Opiumalkaloide nur noch in kaum nachweisbarer Menge. Die Samen eignen sich deshalb sogar für die Brot- und Kuchenbäckerei.
Andere mehrjährige Pflanzen speichern in ihren Wurzeln Reservestoffe. Gräbt man solche Wurzeln wie die vom Eisenhut (siehe hier) oder vom Gefleckten Schierling im Winter aus, enthalten sie noch sehr viel mehr und sehr viel gefährlichere Inhaltsstoffe als im Sommer. Ob letzten Endes eine Pflanze für den einzelnen Menschen wie ein Gift oder wie ein Heilmittel wirkt, ist auch abhängig von seiner ganz persönlichen Konstitution. Alter, Gesundheitszustand, allgemeine Verfassung, Tagesform – alles spielt eine Rolle.
Auf keinen Fall probieren: Die schwarzen Beeren der Tollkirsche sind extrem giftig. © Frank Hecker
Große Arzneipflanzen
Es sind die giftigsten Pflanzen, aus denen die kräftigsten Arzneimittel entwickelt wurden. Ihre Inhaltsstoffe, zum Beispiel Digoxin aus dem Fingerhut, Colchizin aus der Herbst-Zeitlose oder Atropin aus der Tollkirsche, werden heute synthetisch hergestellt und gezielt dosiert eingesetzt.
Heil- und Giftpflanzen unterscheiden lernen
Wir haben heute den Umgang mit heilsamen und giftigen Pflanzen verlernt. Wenn wir uns wieder stärker mit Pflanzen beschäftigen, können wir alles Gute, das sie uns schenken, bewusst und umsichtig nutzen.
Von Kindesbeinen an müssen wir lernen, mit den Gefahren des Alltags umzugehen. Genau das macht das Leben von Kleinkindern so gefährlich. Unbekanntes stecken sie einfach in den Mund, auch Blüten, Blätter und Beeren, die sie beim Spielen finden. Immer sind dabei die Erwachsenen gefordert, sie in diese Welt einzuführen. Sie müssen wissen, welche Pflanze giftig ist und welche nicht. Sie müssen den Kindern zeigen, was sie anfassen, essen oder probieren dürfen und was nicht. Schließlich kann man nicht alles Giftige aus ihrem Umfeld verbannen.
Die giftigsten Pflanzen Europas wachsen nicht selten in unseren Hausgärten: Eisenhut, Akelei, Rittersporn, Seidelbast, Fingerhut, Maiglöckchen, Goldregen sind nur einige Beispiele. Auch der Gemüsegarten steckt voller Gefahren. Frühere Generationen hielten die Kartoffel für eine Giftpflanze, weil sie die oberirdischen grünen Beeren aßen und krank wurden. Sie mussten lernen, dass die wertvolle Knolle unter der Erde wächst. Auch unreife Tomaten oder roh verzehrte grüne Bohnen bergen Risiken.
Bei einem Waldspaziergang begegnet uns die Tollkirsche, deren glänzend schwarze Beeren zum Verzehr locken. Leider schmecken sie nicht einmal schlecht, so dass gerade Kinder in Gefahr sind. Drei Tollkirschen können für ein Kind schon tödlich wirken. Hier hat die Natur keinen Schutzmechanismus eingebaut, es hilft nur genaues Wissen. Die meisten Giftpflanzen schmecken allerdings so schlecht, dass man sie gerne wieder ausspuckt. Die Blätter des Fingerhuts sind schon beim ersten Kauversuch richtig bitter.
Wissen über die Pflanzenwelt hilft also Eltern, Großeltern und Erziehern, Sicherheit im Umgang mit wild wachsenden Pflanzen zu bekommen. Schwere Vergiftungen sind relativ selten, die Angst davor ist sehr viel größer. Und das ist gut so, denn sie lehrt Vorsicht und Respekt im Umgang mit unseren grünen Wegbegleitern. Mit Wissen und Erfahrung wird aus der Angst vor der Natur wieder Achtung und Respekt. Schließlich sind mehr als 95% aller Pflanzen unserer Umgebung nicht giftig. Die restlichen 5% allerdings sollten Sie wirklich gut kennen.
Kinder lernen bei guter Anleitung schnell unsere Pflanzenwelt kennen.© Frank Hecker
Sicherheit gewinnen
Um es gleich vorweg zu sagen – eindeutige Merkmale, ob eine Pflanze giftig ist oder nicht, gibt es nicht immer. Es hilft aber der praktische Umgang. Gehen Sie immer wieder in die Natur, beobachten Sie die Pflanzen, suchen Sie sie in den Bestimmungsbüchern und vergleichen Sie Original und Foto. Nehmen Sie diesen Naturführer mit auf Ihre Spaziergänge und nutzen Sie die Angebote von Kräuterwanderungen in Ihrer Umgebung. Das gibt im Lauf der Zeit immer mehr Sicherheit.
Giftige Pflanzen haben oft Warnsysteme für Mensch und Tier entwickelt.
• Manche Pflanzen wie der Gefleckte Schierling riechen schlecht, muffig und abstoßend. Sehr oft schmecken sie ganz schrecklich. Wer sie in den Mund genommen hat, sollte sie schleunigst wieder ausspucken und den Mund spülen. Dann passiert meist nicht viel Schlimmes.
• Auch wenn Sie ein Blatt probiert haben, das anderen gut schmeckt, Ihnen aber gar nicht behagt, spucken Sie es sofort wieder aus. Es ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass man etwas, das nicht schmeckt, auch nicht verträgt. Die Ausnahme sind die schwarzen Beeren der Tollkirsche.
Warme Farben und leckere Früchte laden im Herbst zum Genießen und Konservieren ein.© Frank Hecker
So finden Sie sich zurecht
Die porträtierten Heilpflanzen sind vom Frühling über den Sommer bis in den Herbst hinein geordnet: so, wie sie im Jahreslauf wachsen bzw. wann sie die für die Heilwirkung entscheidenden Pflanzenteile wie Blätter, Blüten oder Beeren tragen. Innerhalb der Jahreszeiten sind sie ihrem deutschen Namen nach in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Im Kopf jedes Porträts stehen der deutsche und lateinische Name der Pflanze, die Familie, zu der sie gehört, Angaben zu Wuchshöhe und Blütezeit sowie die Information, ob die Art zu den einjährigen oder zweijährigen Pflanzen oder zu den Stauden, Sträuchern oder Bäumen zählt. Im Absatz Merkmale finden Sie die typischen Kennzeichen, unter Fundort die häufigsten Standorte. Unter Ernte und Verwendung erfahren Sie, welche Pflanzenteile Sie wann ernten und wie verwerten können und welche Heilwirkung die Pflanze besitzt.
Die Fotos zeigen typische Vertreter der Art. Mit ihrer Hilfe sind die meisten Pflanzen mit einiger Übung gut zu identifizieren. Besteht die Gefahr einer Verwechslung mit giftigen oder ungenießbaren Arten, sind diese im Kasten unter dem Porträt aufgeführt.
Im zweiten Teil lernen Sie giftige und ungenießbare Arten kennen. Giftige Zimmer- und Gartenpflanzen sind nicht aufgenommen. Die Auswahl greift auf die Veröffentlichungen der Giftnotrufzentralen zurück. So mancher Pflanzenkenner wird sich fragen, wie man die aufgeführten Pflanzen verwechseln kann, etwa Johanniskraut mit Jakobs-Greiskraut. Aber für die-jenigen, die erst anfangen, die Pflanzen kennenzulernen und zu bestimmen, werden diese Hinweise eine Hilfe sein.
Die giftigen und ungenießbaren Pflanzen sind nach Pflanzenfamilien sortiert, da es viele Familien gibt, in denen gehäuft giftige Vertreter auftauchen, wie etwa die Hahnenfußgewächse. Ganz besondere Aufmerksamkeit erfordert die Identifizierung der weiß blühenden Doldenblütler. Die meisten von ihnen sind wertvolle Heilpflanzen. Andere dagegen, wie der Gefleckte Schierling oder die Hundspetersilie, sind hoch gefährliche Giftpflanzen.
Die Pflanzenfamilien finden Sie im Porträtkopf unter dem deutschen und lateinischen Namen. Neben Höhe, Blütezeit und Wuchstyp ist dort auch vermerkt, wie giftig oder in anderer Weise schädlich die Art ist.
Die giftigen Pflanzen sind nach ihrer Wirkung in folgende Kategorien unterteilt:
• schwach giftig: führt zur Reizung der Schleimhäute, zu Erbrechen; Durchfall erst nach höherer Dosierung
• giftig: führt zu Erbrechen und Durchfall
• stark giftig: führt zu Erbrechen, Durchfall, Organschädigungen; unter Umständen bei hoher Dosierung tödlich
• sehr stark giftig: führt unter Umständen zum Tod
• Unter der Kategorie ungenießbar finden sich Arten, die zwar nicht giftig sind, aber zum Beispiel nicht schmecken, wie die Indische Scheinerdbeere. Andere Arten sind dagegen gefährlich, weil sie allergische Reaktionen hervorrufen. So verursacht etwa der Wiesen-Bärenklau in Verbindung mit starkem Sonnenlicht Verfärbungen, eine sogenannte fototoxische Reaktion. Sie ist reversibel und meist nach einigen Tagen wieder verschwunden. Riesen-Bärenklau oder Seidelbast dagegen lösen Rötung, Juckreiz und schmerzhafte Blasenbildung aus.
Unter den Stichworten Merkmale und Fundort finden Sie wieder typische Kennzeichen sowie Standorte. Die Rubrik Wissenswertes enthält Angaben zur Wirkung der Giftpflanze, welche ihrer Teile giftig sind, zu welcher Jahreszeit und in welchem Reifezustand sie giftig ist und welche Symptome sie hervorruft.
Erste Hilfe bei Vergiftungen
Übelkeit und Erbrechen sind Warnsignale dafür, dass wir giftige Pflanzenteile aufgenommen haben. Der Körper versucht zwar, die giftigen Pflanzen durch diese Reaktionen loszuwerden, aber manchmal können die Gifte schon ins Blut gelangt sein und innere Organe schädigen, sodass Notarzt oder Vergiftungszentralen schnell helfen müssen. Das Allerwichtigste in einem solchen Fall ist, Ruhe zu bewahren und geeignete Erste-Hilfe-Maßnahmen zu ergreifen.
Fast alle Mitglieder der Greiskräuter (Senecio-Arten) enthalten Pyrrolizidin-Alkaloide.© Frank Hecker
• Je besser Sie selbst die Pflanzen kennen, umso ruhiger können Sie reagieren.
• Wenn die Haut mit Gift in Berührung gekommen ist, spülen Sie mit viel Wasser und Seife.
• Wenn giftige Pflanzenteile verschluckt wurden, lösen Sie Aktiv-Kohle (etwa 10 g für Kinder, 30 g für Erwachsene) in Wasser auf und geben sie zu trinken. Aktiv-Kohle bindet viele Giftstoffe und verhindert dadurch deren Aufnahme ins Blut. Allerdings nimmt ihre Wirksamkeit innerhalb einer Stunde schnell ab.
• Wenn Sie keine Aktiv-Kohle haben, geben Sie viel Wasser, dünnen Saft (Himbeer-Saft für Kinder) oder dünnen Tee zu trinken. Das verdünnt den Mageninhalt.
• Geben Sie kein Salzwasser zu trinken, um Erbrechen auszulösen. Das ist gerade für kleine Kinder lebensgefährlich.
• Stecken Sie Ihrem Kind auch nicht den Finger in den Hals. Es besteht die Gefahr, dass das Kind weiter weint oder schreit und dadurch Erbrochenes in die Lunge gerät.
• Auch Milch ist kein gutes Hilfsmittel – sie kann die Resorption fettlöslicher Inhaltsstoffe fördern.
• Denken Sie daran, dass es eine gute Reaktion des Körpers ist, wenn der Betroffene sich von selbst erbrechen muss. So beseitigt der Körper die Pflanzenteile aus dem Magen. Kurzfristiger Durchfall entfernt sie aus dem Darm.
• Falls Benommenheit, Schläfrigkeit oder Atemnot eintreten, rufen Sie den Rettungsdienst (Notruf 112).
• Denken Sie daran, giftige Pflanzenteile mit zum Arzt oder in die Klinik zu nehmen.
• Fragen Sie bei Giftnotrufzentralen, was Sie im spezifischen Fall tun können. Adressen und Telefonnummern finden Sie auf der Seite gegenüber.
Giftnotrufzentralen
Deutschland
Berlin
Giftnotruf der Charité
Universitätsmedizin Berlin
Campus Bejamin Franklin, Haus VIII, UG
Hindenburgdamm 30
12203 Berlin
Tel.: 030/19 24 0
Berlin
Berliner Betrieb für Zentrale Gesundheitliche Aufgaben (BBGes)
Institut für Toxikologie
Giftnotruf Berlin
Oranienburger Str. 285
13437 Berlin
Tel.: 030/30 68 66
Bonn
Informationszentrale gegen Vergiftungen
Zentrum für Kinderheilkunde
Universitätsklinikum Bonn
Adenauerallee 119
53113 Bonn
Tel.: 0228/19 24 0
Erfurt
Giftnotruf Erfurt
Gemeinsames Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
c/o Klinikum Erfurt
Nordhäuser Str. 74
99089 Erfurt
Tel.: 0361/73 07 30
Freiburg
Informationszentrale für Vergiftungen
Universitäts-Kinderklinik Freiburg
Mathildenstr. 1
79106 Freiburg
Tel.: 0761/19 24 0
Göttingen
Giftinformationszentrum-Nord der Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein (GIZ-NORD)
Georg-August-Universität Göttingen
Zentrum Pharmakologie und Toxikologie
Robert-Koch-Str. 40
37075 Göttingen
Tel.: 0551/19 24 0
Mainz
Beratungsstelle bei Vergiftungen Mainz
Klinische Toxikologie der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
Gebäude 601
Langenbeckstr. 1
55131 Mainz
Tel.: 06131/19 24 0
München
Giftnotruf München
Toxikologische Abteilung der II. Medizinischen Klinik rechts der Isar der Technischen Universität München
Ismaninger Str. 22
81675 München
Tel.: 089/19 24 0
Österreich
Wien
Vergiftungsinformationszentrale Wien
Gesundheit Österreich GmbH
Stubenring 6
1010 Wien
Tel.: +43/1 406 4343
Schweiz
Zürich
Schweizerisches Toxikologisches
Informationszentrum
Freiestrasse 16
8028 Zürich
Tel.: 145 (Notruf für die Schweiz) und +44/25 16 66 6
(Stand 2023)
© Frank Hecker
Frühling
Bärlauch
Allium ursinum Lauchgewächse
H 20–40 cm April–Mai Staude
© Frank Hecker
© Frank Hecker
Merkmale Zwiebelpflanze, riecht stark nach Knoblauch, bildet oft dichte Teppiche. Zwiebeln lang und schmal, von Häuten um-geben. Stängel 3-kantig, hohl. Meist 2 Blätter, wachsen direkt aus der Zwiebel, mit langem Stiel, knicken leicht ab, elliptisch, lanzettlich, Blattadern parallel, Blattunterseite matt. Einzelblüten weiß, sternförmig mit 6 Blütenblättern, wachsen am Ende des Stängels in rundlicher Scheindolde. Fruchtkapsel 3-fächrig, mit schwarzen Samen.
Fundort Bildet in schattigen Au- und Laubwäldern auf nährstoffreichen Böden dichten Blätterteppich.
Ernte und Verwendung Die ersten Bärlauch-Blätter im Jahr bringen die Frühlingskräfte in den Körper. Sie stecken voller Vitamine (C, B1, B2), Mineralien sowie Spurenelemente und aktivieren die Tätigkeit von Magen, Darm, Leber und Galle. Das entschlackt den Körper, beseitigt Verstopfungen, bringt die Lymphe ins Fließen, reinigt die Haut und stärkt das Immunsystem. Die Pflanze unterstützt Herz und Kreislauf, senkt den Blutdruck, hält die Gefäße flexibel und beugt Arterienverkalkung vor. Bei Husten und Bronchitis löst sie Verkrampfungen in den Bronchien und tötet die Erreger ab.
> Giftige Doppelgänger
© Frank Hecker
Verwechslungen mit den Blättern von Maiglöckchen, Herbst-Zeitlose (s. Abb.), Geflecktem Aronstab und Salomonssiegel können vorkommen. Doch ihnen fehlt der Geruch nach Knoblauch, der in Bärlauchwäldern in der Luft liegt. Wichtig ist, die Blätter der Pflanzen genau zu unterscheiden.
Frühling
Brunnenkresse
Nasturtiumofficinale Kreuzblütler
H 30–90 cm Mai–Okt. Staude
© Frank Hecker
Merkmale Pflanze kahl, niederliegend und wurzelnd oder im Wasser schwimmend. Blätter gefiedert, mit 1–4 Fiederpaaren und größerem Endabschnitt. Blüten weiß, Kronblätter 3–5 mm lang, nach der Blüte lila. Staubbeutel gelb. Schoten 13–18 mm lang, bis zu 2,5 mm dick, etwas nach oben gebogen, Stiel kürzer als die Schote, waagerecht abstehend. Samen in jedem Fach 2-reihig.
Fundort Gräben, Bäche, nährstoffreiche Fließgewässer.
Ernte und Verwendung Das frische Kraut schmeckt scharf, leicht bitter, salzig und süßlich. Sie sollten es immer frisch essen, da die Wirkstoffe beim Trocknen verloren gehen. Liebhaber der Brunnenkresse holen sie schon im Vorfrühling und begleiten ihre Fasten- oder Frühjahrskur damit. Die Pflanze regt Appetit und Verdauung an. Sammeln Sie sie hauptsächlich von März bis Mai, dann schmeckt sie am besten. Der leicht scharfe Geschmack entsteht durch die Senfölglykoside, die das Kraut enthält. Es liefert eine Menge Vitamin C, A, B1, B2 und E, viele Mineralstoffe (Eisen, Jod (!), Calcium), Bitterstoffe und ätherische Öle. Die Pflanze stärkt das Immunsystem und wirkt wie ein natürliches Antibiotikum.
> Giftige Doppelgänger
© Frank Hecker
Verwechslung mit dem äußerst giftigen Wasser-Schierling, der oft Bachufer und Sumpfgräben mit der Brunnenkresse teilt. Allerdings wird die Pflanze viel höher, der Stängel ist röhrig und die Blätter sind schmal lanzettlich. Die Blüten sind zwar ebenfalls weiß, stehen aber in einer Dolde. Die Früchte sind eiförmig.
Frühling
Besen-Ginster
Cytisus scoparius (syn. Sarothamnus scoparius)Schmetterlingsblütler
H 50–170 cm Mai–Juni Strauch
© Frank Hecker
Merkmale Zweige meist aufrecht, kantig, grün, rutenförmig. Blätter klein, die oberen ungeteilt, die unteren 3-zählig, gestielt, dunkelgrün. Blüten goldgelb, bis zu 2 cm lang, zu 1–2 in den Blattachseln. Griffel nach der Bestäubung, bei der sich die Blüte explosionsartig öffnet, sehr lang und spiralig eingerollt. Samenschoten schwarz, bis zu 6 cm lang, am Rande zottig bewimpert. Samen leicht giftig.
Fundort Straßen- und Wegränder, Heide, lockere Wälder.
Ernte und Verwendung Alle Pflanzenteile enthalten verschiedene Chinolizidin-Alkaloide, in den Samen finden sich am meisten davon. Das leicht giftige Alkaloid Spartein schirmt das Herz gegen nervöse Überlastung ab, biogene Amine tonisieren die Venen und normalisieren den zu niedrigen Blutdruck. Man kann aus den Blüten einen Tee herstellen. Besser verwenden Sie jedoch Ginster-Präparate aus der Apotheke, in denen der Wirkstoff standardisiert ist. Nicht in der Schwangerschaft anwenden. Die Bach-Blüten-Essenz Gorse wird aus dem Stech-Ginster (Ulex europaeus) gewonnen und gibt wieder Hoffnung und Kraft für einen Neubeginn.
> Giftige Doppelgänger
© Frank Hecker
Die gelben Blüten können leicht mit den gelben Schmetterlingsblüten des Goldregens verwechselt werden. Meist angepflanzt, ist er auch als Gartenflüchtling in wilden Hecken zu finden. Der Strauch wird sehr viel höher, seine Blüten hängen in Trauben herunter, die Blätter sehen aus wie große Klee-Blätter.
Frühling
Huflattich
Tussilago farfara Korbblütler
H 5–20 cm Febr.–März Staude
© Frank Hecker
© Frank Hecker
Merkmale Blütenkörbchen gelb, mit Röhren- und Zungenblüten, Blütenstiel mit rötlich braunen Schuppenblättern, Blüten erscheinen vor den Blättern. Blätter grundständig, lang gestielt, rundlich bis herzförmig, spitz gezähnt, jung beiderseits graufilzig, später Oberseite kahl. Leitbündel im Querschnitt des Blattstiels U-förmig angeordnet. Früchte mit weißem Pappus (Haarkranz).
Fundort Wegränder, Schuttplätze, Wälder.
Ernte und Verwendung Die Pflanze bessert mit ihren Schleimstoffen trockenen Reizhusten und löst durch ihre Salpetersalze bei krampfartigem und chronischem Husten den zähen Schleim und die Verkrampfungen in der Lunge. Ein Tee aus den Blättern erleichtert das Abhusten, weil die Pflanze gleichzeitig die Bronchialmuskulatur stärkt. Gerb- und Bitterstoffe entziehen Entzündungen den Boden. Während die in anderen Pflanzen enthaltenen Pyrrolizidin-Alkaloide in hoher Dosis die Leber schädigen und krebserzeugend sind, belegen aktuelle Untersuchungen, dass die im Huflattich enthaltenen Stoffe ungiftig sind. Dennoch gilt die Empfehlung, Huflattich-Tee nicht länger als 4–6 Wochen pro Jahr zu trinken und nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit.
> Giftige Doppelgänger
© Frank Hecker
Die Blätter kann man mit denen der Gewöhnlichen Pestwurzverwechseln. Deren Blätter sind dünner, dunkler grün und werden im Lauf des Sommers sehr viel größer – bis über 60 cm breit. Die Leitbündel sind im Querschnitt zerstreut. Der Gehalt an Pyrrolizidin-Alkaloiden ist sehr viel höher.
Frühling
Knoblauchsrauke
Alliaria petiolata Kreuzblütler
H 20-90 cm April–Mai 2-jährig oder Staude
© Frank Hecker
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Merkmale Stängel im unteren Teil abstehend behaart. 2 Blattformen: Grundblätter nierenförmig, lang gestielt, am Rand buchtig gekerbt; obere Blätter wechselständig, herzförmig, zugespitzt, kurz gestielt, am Rand unregelmäßig gezähnt. Blüten weiß, in Büscheln an der Stängelspitze, Kronblätter bis zu 6 mm lang. Früchte Schoten, kurz gestielt, aufrecht abstehend, bis zu 7 cm lang. Samen klein, schwarz, scharf. Pflanze riecht und schmeckt nach Knoblauch.
Fundort Gebüsch, Weg- und Waldränder.
Ernte und Verwendung Die Pflanze enthält viel Vitamin C und Provitamin A und kräftigt damit den frühjahrsmüden Körper. Geben Sie die Blätter an Salate, in Kräuterbutter oder fein geschnitten auf Suppen. Die Senfölglykoside sind verantwortlich für den scharfen Geschmack und gleichzeitig für die keimhemmende und pilzbekämpfende Wirkung. Außerdem regen sie in Frühjahrskuren die Entschlackung des Körpers über die Nieren an. Es lohnt sich nicht, die Blätter zu trocknen, denn Wirkung und Geschmack sind bei frischen Blättern am besten. Außerdem sind sie fast das ganze Jahr über zu finden. Die reifen Samen können Sie wie Senfkörner als scharfes Gewürz verwenden.
> Giftige Doppelgänger
© Frank Hecker