Herzdame vs. Schmerzdame - Michael B. Sharp - E-Book

Herzdame vs. Schmerzdame E-Book

Michael B. Sharp

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Beschreibung

Auf der Suche nach einer kultivierten gebildeten Frau, die sich auf eine spezielle Weise um sein äußerst delikates Problem kümmert, trifft Peter auf die dominante stilvolle Prokuristin Ariane. Er gesteht ihr seine geheimste Fantasie, von einer Frau wie ihr keusch gehalten zu werden. Mit Arianes Erfahrung überwindet er seine anfängliche Zurückhaltung und Scheu und gewinnt schnell Einblick in ein Leben mit sexueller Kontrolle. Dann lernt er ihre Freundin Babette kennen, die nicht nur dominant, sondern auch sehr sadistisch ist und keine Tabus kennt. Um seine Herzdame nicht durch Babette in Misskredit geraten zu lassen, muss Peter seine Grenzen überwinden und sich der fremden Dame vierundzwanzig Stunden bedingungslos ausliefern. Schonungslos berichtet er von den wohl eindrucksvollsten und härtesten Stunden seines Lebens und wie ihm seine Liebe zu Ariane geholfen hat, diese zu überstehen.

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Seitenzahl: 190

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Hinweis
Die erste Begegnung
Anprobe
Die Eingewöhnung
Das Essen
Die Belohnung
Der Club
Altlasten
Ausgeliefert
Spott, Schmerz und andere Gemeinheiten
Besuch und ein Andenken
Epilog
Buchvorstellungen
Impressum

Michael B. Sharp

Herzdame vs. Schmerzdame

Die Lust an der Keuschhaltung (Femdom)

ISBN 978-3-94596-749-2

(c) 2018 Edition Dirty-Talk

www.schwarze-zeilen.de/EDT

Alle Rechte vorbehalten.

Die auf dem Coverfoto abgebildeten Personen stehen in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt dieses Buches!

Hinweis

Dieses Buch ist nur für Erwachsene geeignet, die sadomasochistischen Praktiken offen gegenüberstehen. Alle beschriebenen Handlungen erfolgen in gegenseitigem Einverständnis zwischen Erwachsenen.

Bitte achten Sie darauf, dass das Buch Minderjährigen nicht zugänglich gemacht wird.

Viel Spaß beim Lesen dieses Buches.

Die erste Begegnung

Für unser erstes Treffen am Dienstagabend hatte Ariane einen kleinen Jazzclub vorgeschlagen. Ich kann zwar nicht sagen, dass ich ein wahrer Fan bin, dieser Musikrichtung konnte ich jedoch schon immer etwas abgewinnen, zudem überraschte mich die Vorliebe einer Frau für Jazz durchaus positiv. Was mein Outfit anging, entschied ich mich für schwarze Schuhe, schwarze Anzughosen, weißes Hemd und eine schwarze Lederjacke. Jackett oder Krawatte hatte ich mit dem Gedanken, dass es sich schließlich nicht um ein Vorstellungsgespräch handele, verworfen. Ich muss allerdings einräumen, dass ich mich schon ein wenig wie ein Bewerber fühlte.

Aber wie war ich eigentlich hier gelandet? Nach der Trennung von meiner Frau, jetzt Ex-Frau, hatte ich eine ganze Weile erst einmal die Nase voll von Beziehungen an sich gehabt und das anderweitig kompensiert, aber dazu später mehr. Nun hatte ich es erstmals gewagt, mich wieder mit einer Frau zu treffen, dazu noch mit einer sehr besonderen und damit meine ich ihrer Vorlieben wegen besonders.

Aber zurück zur Geschichte. Das Auto hatte ich stehen lassen und war Viertel nach sechs mit der Straßenbahn in die Stadt gefahren, da ich nicht ausschließen wollte noch ein Glas Wein an diesem Abend zu trinken. Ich betrat den Club überpünktlich fünf Minuten vor sieben. Für den Eintritt hatte ich fünf Euro zu zahlen und fragte eine der Kellnerinnen nach einer Dame, die auf ihre Begleitung warte. Wie sich herausstellte, war mein »Date« noch pünktlicher als ich und erwartete mich bereits an einem von der kleinen Bühne etwas abgelegenerem Tisch. Ich hing meine Jacke an die Garderobe und ging mutigen Schrittes in Richtung des mir von der Kellnerin angewiesenen Tisches. Dort erwartete mich eine hochgewachsene Frau, mit den Absätzen war sie ebenso groß wie ich. Ihr etwas mehr als schulterlanges, kastanienbraunes, glattes Haar hatte sie zu einem Zopf gebändigt. Aus einem Gesicht mit feinen Zügen und Stupsnase heraus musterten mich durchdringend grüne Augen mit langen Wimpern hinter einer Brille mit schmalen Gläsern und halbem Rand. Ihre eher feinen Lippen hatte sie farblich mit ihrem Haar abgestimmt. Was ihren Körperbau anging, war sie eher zierlich mit mäßigen, aber alles andere als unattraktiven, Kurven gebaut. Letztere wurden durch das knielange schwarze Kleid, das sie trug, hervorragend zur Geltung gebracht. Ich muss gestehen, dass ich mich schon beim ersten Anblick zu dieser Frau durchaus hingezogen fühlte. Abgesehen von ihrer ansprechenden Figur habe ich grundsätzlich ein Faible für stilvolle Frauen mit Brille. Ich kann nicht genau sagen, was es ist, aber auf eine gewisse Weise haben diese Frauen eine intellektuelle Ausstrahlung, die mich anspricht. Bei vielen Damen verpufft dieser Effekt allerdings bereits, nachdem sie zwei Sätze mit einem gewechselt haben. Ich war mir aber sehr sicher, dass dies hier nicht der Fall sein würde. Als ich mich ihrem Platz näherte, stand sie auf, reichte mir ihre Hand und begrüßte mich: »Guten Abend, ich bin Ariane. Freut mich, dass das mit dem Treffen geklappt hat.«

Als sie sich mir mit ihrem Vornamen vorstellte, ging mir unwillkürlich durch den Kopf, dass sie die Anmache, sie sei ebenfalls eine wahre Rakete, sicher schon eine gefühlte Millionen Male gehört haben musste. Ich verkniff mir daher einen entsprechenden Kommentar und erwiderte: »Guten Abend, mein Name ist Peter. Ich freue mich auch, Sie persönlich kennenzulernen.«

»Das mit dem Sie solltest du schleunigst vergessen«, korrigierte Sie mich. »Bei einem solch intimen Thema, wie wir es heute zu besprechen haben, sollte man meiner Meinung nach auf übermäßige Förmlichkeiten verzichten.«

Ich nahm das nickend zur Kenntnis und setzte mich auf ihren einladenden Wink zu ihr an den Tisch. Kaum hatte ich mich gesetzt, erschien die junge Kellnerin am Tisch und fragte mich nach meinem Getränkewunsch. Ich deutete auf Arianes Rotweinglas und bestellte das gleiche, auch auf die Gefahr hin, dass man mir vielleicht einen lieblichen Wein vorsetzen könnte, der erfahrungsgemäß alles andere als nach meinem Geschmack wäre. Als ich mich wieder meinem weiblichen Gegenüber zuwandte, begann sie sogleich munter drauf los zu plaudern; sie erzählte, dass sie als Prokuristin in einem größeren mittelständischen Unternehmen der Region arbeite. Sie sei zudem von Haus aus vermögend und habe es eigentlich nicht nötig zu arbeiten. Von Zeit zu Zeit überlege sie daher, vielleicht irgendwann einmal ihre Arbeitsstunden zu reduzieren, ganz ohne Beschäftigung wäre es ihr aber auf Dauer mit Sicherheit zu langweilig. Was ihre Familie anging, war Ariane vollkommen ungebunden. Ihre Eltern waren bereits gestorben und Geschwister hatte sie nicht, lediglich eine Tante in Übersee war ihr geblieben zu der sie, abgesehen von den obligatorischen Geburtstags- und Weihnachtskarten, allerdings keinen Kontakt habe. Sie wohnte in einer geräumigen 4-Zimmer Maisonette Wohnung in der Stadt. In ihrer Freizeit liebe sie es, vor allem kulturellen Zerstreuungen nachzugehen: Theater, Oper, Musical, oder z.B. der Besuch eines Jazzclubs. In diesem Moment brachte mir die Kellnerin mein Glas und wir nutzten die Gelegenheit, miteinander anzustoßen. Der Rotwein war ausgezeichnet, sodass ich Ariane sogleich für ihren Weingeschmack lobte. Sie ging allerdings nicht darauf ein und forderte mich stattdessen auf, etwas über mich zu erzählen. Ich hielt einen Augenblick inne, und entschloss mich dann mit dem professionellen Teil zu beginnen. Ich hatte an der hiesigen Universität ein naturwissenschaftliches Studium absolviert und promoviert. Nach Erlangung des Doktortitels hatte ich mich zunächst in der freien Wirtschaft nach einer Anstellung umgesehen, war dann aber doch an der Hochschule verblieben, wo ich nach fünf Jahren auf projektgebundenen Zeitverträgen schließlich eine Festanstellung in der zentralen Analytik der Universität ergattern konnte. Karriere hatte ich somit nicht wirklich gemacht, aber ich war zufrieden, denn, so versicherte ich meinem Gegenüber, als Wissenschaftler eine Festanstellung an der Hochschule zu bekommen war heutzutage fast wie ein Sechser im Lotto. Ich hätte entsprechend vor, auf dieser Stelle alt zu werden. Als ich nun zum privaten Teil überleitete, wurde ich sichtlich nervöser. Ich erzählte, dass ich während des Studiums geheiratet hatte, meine Ehe aber wegen unseres unerfüllten Kinderwunsches gescheitert sei. Nach der Trennung vor einem guten Jahr war ich in eine 2-Zimmer Wohnung unweit des Campus gezogen. Bevor ich den nächsten Satz beginnen konnte, unterbrach mich Ariane mit einem kurzen Einwurf: »Peter, warum hast du mir geschrieben?«

Das warf mich für einen Moment aus der Bahn und bevor ich den Faden wieder aufgreifen konnte, begann das Jazz-Trio auf der Bühne zu spielen. Ariane blickte mich direkt an und ihre tiefgrünen Augen strahlten in diesem Moment angenehme Ruhe aus, die mich wieder etwas herunterkommen ließ. Sie legte ihre rechte Hand beruhigend auf meine linke und flüsterte: »Nach der Musik ...«

Ich kann ihnen nicht mehr genau wiedergeben, wovon die Songs handelten, aber der Frontmann, der einige bemerkenswerte Soli auf seiner Trompete ablieferte und dabei von seinen Musikerkollegen auf Kontrabass und Schlagzeug begleitet wurde, gab mit wenigen Ausnahmen vor allem melancholisch-traurig angehauchte Songs zum besten. Nach vier oder fünf Songs begaben sich die drei an die Bar um sich mit einem eisgekühlten Bier etwas zu erfrischen. Nun war ich wieder an der Reihe, ich überwand mich, und begann zu erzählen. Ich erzählte ihr, wie ich nach meiner Scheidung, dem Umzug und einigen Monaten »Abkühlphase« eines Abends beim Surfen im Internet zu Hause bei einem Glas Wein auf einer einschlägigen pornografischen Webseite gelandet war. Ich hatte mir einige Videos verschiedenster Kategorien angesehen und musste mir bald eingestehen, dass vor allem dominantere Frauen eine gewisse Erregung in mir hervorriefen, unabhängig davon ob in den Videos nun Cuckolds, Strapons, erzwungene bisexuelle Handlungen oder andere Praktiken oder Fetische thematisiert wurden. Arianes Blick wirkte interessiert, was in diesem Moment in ihrem Kopf vorging, konnte ich aber nicht im geringsten Abschätzen. Ich fuhr also fort und erklärte ihr, dass ich zu diesen Videos auch masturbierte. Mehrmals in der Woche setzte ich mich daheim hin, konsumierte Pornografie und befriedigte mich selbst. Jedoch blieb nach dem kurzen Höhepunkt immer etwas zurück, ein Ekel vor mir selbst und dem, was ich gerade getan hatte. Ich hatte lange versucht, darüber hinwegzukommen, musste mir aber eingestehen, dass ich nicht stark genug war, um standhaft zu bleiben. Daher hatte ich einschlägige Foren durchforstet und auch Kontaktanzeigen auf den entsprechenden Webpräsenzen gelesen. Alles mit dem Gedanken, dass mir vielleicht jemand in dieser Hinsicht helfen könne. Ich hatte viele Annoncen von dominant veranlagten Frauen gelesen, aber ich war weder scharf darauf geschlagen noch gedemütigt, beleidigt oder ausgenutzt zu werden. Ich hatte währen dieser Ausführungen immer wieder den Blick nach unten gerichtet, denn ich schämte mich für meine Schwäche, die ich in Bezug auf meinen Trieb entwickelt hatte. Nun nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, richtete den Blick auf die attraktive Frau, die mir gegenüber saß, blickte ihr tief in ihre Augen und sprach sie ganz direkt an: »Deine Anzeige, Ariane, war anders! Ich las sie wieder und wieder und fühlte, trotz ihrer Kürze, regelrecht, wie eine Art von Hoffnung in mir aufflammte. Ich denke, du kannst mich verstehen, sodass ich dir nun diese wichtige Frage stellen möchte. Kannst und willst du mir helfen?«

Nachdem ich geendet hatte, war mir klar, dass dies der Schlüsselmoment war. Ariane nippte an ihrem Glas, lehnte sich auf ihrem Stuhl leicht nach vorne und legte ihre Hände ineinander verschränkt vor sich auf den Tisch.

»Erst einmal, Peter, danke ich dir für deine Offenheit. Ich kann mir nun in etwa vorstellen, was in dir vorgeht und was du dir für dich selbst wünschst«, begann sie. »Ich denke, es ist wahrscheinlich am einfachsten, wenn ich dir nun ausführe, was ich möchte und suche. Dann können wir gemeinsam entscheiden, ob das für uns beide in Frage kommt.« Diese Frau strahlte eine große Selbstsicherheit aus und wusste, im Gegensatz zu mir, offensichtlich ganz genau, was sie suchte und wollte. Ich war ungemein gespannt, mehr Details zu erfahren. Ich erwiderte daher sehr knapp, dass ich das für eine sehr gute Idee halte, und gab das Wort direkt wieder an sie ab.

»Meine Sexualität«, begann sie, »ist eine äußerst komplexe Sache. Zum einen gibt es gewisse Männer, mit denen ich gelegentlich Geschlechtsverkehr habe. Gelegentlich bedeutet in diesem Fall, wenn ich es möchte. Das ist ein Aspekt. Zum anderen aber, so muss ich gestehen, bin ich in gewisser Weise ein kleiner Kontrollfreak und die absolute Kontrolle über das, beziehungsweise in diesem Fall ein, männliches Glied verschafft mir eine völlig andere Form der Befriedigung. Ich bin keine Psychologin, aber vielleicht läuft da bei mir so eine Art Freud’sches Penisneid-Ding ab, wer weiß. Wenn wir also zusammen kommen, so würde das für dich bedeuten, dass du einen Keuschheitsgürtel zu tragen hast. Dieser wird dann mit einem Schloss versehen, zu dem alleine ich den Schlüssel besitze. Es ist wie bei der Mietwohnung, du bist noch der Eigentümer und ich bin die Besitzerin. Ich bin somit auch die Einzige, die das Schloss wieder öffnet, sei es nun für Körperpflege oder auch das Erfahren eines Orgasmus. Wenn du nun zum Beispiel duschen und deinen Intimbereich gründlich säubern möchtest, so musst du mich fragen, ob du bei mir vorbeikommen kannst. Ich öffne deinen Keuschheitsgürtel und nach der Dusche lege ich ihn wieder an. Dass ich mich von dir beschlafen lasse«, sie benutzte wirklich dieses Wort, »kann ich an dieser Stelle zu 99 Prozent ausschließen. Und ich sage nur aus dem Grund nicht 100 Prozent, weil ich das in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen für eine bei Weitem zu große Zahl halte. Im Ergebnis wärst du also die Verantwortung über deinen Geschlechtstrieb, dessen Kontrolle dir, wie du sagst, so große Probleme bereitet los. Ich könnte mir vorstellen, dass du dadurch auch ein gutes Maß an Selbstwertgefühl und Selbstrespekt zurückgewinnst. So, das ist, denke ich, der zweite Aspekt. Ich möchte an dieser Stelle auch betonen, dass ich alles, was mit Gewalt und Demütigung, die ein spielerisches Level überschreiten, zu tun hat, verabscheue. Eine langfristige Beziehung dieser Art kann, wie ich finde, nur funktionieren, wenn wir uns einig und beide mit allem, was geschieht, einverstanden sind. Das bedeutet, wenn dir etwas unangenehm ist oder du etwas nicht willst, dann sage: Nein! Das sollte dir immer klar sein, ich werde dich niemals dafür verurteilen und werde es selbst auch nicht anders machen. Zu guter Letzt wäre da noch ein dritter Punkt, der nichts mit Sexualität zu tun hat. Ich bin, wie ich anfangs schon erzählt habe, ein sehr vielseitig kulturell interessierter Mensch. Ich suche schon eine Weile jemanden, mit dem ich diese Interessen teilen kann, denn weder meine Liebhaber noch meine Freundinnen sind dafür zu begeistern. Daher hatte ich in meiner Anzeige explizit geschrieben, dass ich nach einem gebildeten und kulturell interessierten Mann suche. Ich hatte bisher zwei Partner, die diese Rolle ausfüllten. Zuletzt ein Assistenzarzt, der um einige Jahre jünger war als ich, und nun im Ausland eine lukrative Stelle gefunden hat, derer zuliebe er unsere Beziehung beendete. Da heutzutage jeder sehen muss, wo er bleibt, bin ich ihm aber nicht nachtragend. Was dich angeht, Peter, muss ich sagen, dass mein erster Eindruck durchaus positiv ist. Ich gebe auch zu, dass mich die Tatsache, dass du noch auf einer Art Selbstfindungsweg zu sein scheinst, mich zusätzlich reizt. Die Frage ist nun, ob du dich mit dem, was ich ausgeführt habe, anfreunden kannst und ob du den Willen, vielleicht auch den Mut hast, es zu versuchen. Korrigiere mich, wenn es nicht stimmt, aber du hast zuletzt eine recht gewöhnliche Beziehung geführt und hast keinerlei Erfahrungen in diesem Bereich. Der Weg zur Keuschheit und zur Abgabe der sexuellen Freiheit an eine Frau, die zuweilen mit anderen Männern schläft, ich sage das an dieser Stelle noch mal ganz offen, ist alles andere als ein leichter. Du solltest dir das also gut überlegen, ansonsten ist es für uns beide nicht mehr als eine Zeitverschwendung.«

Ariane schien nun eine Antwort von mir zu erwarten. Das, was sie mir gesagt hatte, war wahrlich starker Tobak, sodass ich mich erst einmal räuspern musste um überhaupt einen Ton herauszubekommen: »Das war sehr ausführlich«, begann ich, »Es zeigt mir nur allzu deutlich, dass du genau zu wissen scheinst, was du willst, während ich, wie du richtig sagst, noch nicht sicher bin, wohin meine Reise geht und was ich mir eigentlich für mich und meine Sexualität wünsche, beziehungsweise wonach ich suche. Dafür, dass du es in Betracht ziehst, ein so unbeschriebenes Blatt wie mich in deine Obhut zu nehmen, bin ich dir schon einmal vorab dankbar. Wo ich nun also schon einmal an diesen Punkt gekommen bin, denke ich, dass es feige und dumm von mir wäre diese Chance verstreichen zu lassen. Daher ist meine Antwort: Ja. Ich werde mir größte Mühe geben, um weder deine noch meine Zeit zu verschwenden.«

»Gut«, erwiderte Ariane knapp und nahm ihre Handtasche hervor. Sie kramte einen Moment darin und fischte dann eine Visitenkarte daraus hervor, auf deren Rückseite sie ihre Privatadresse notierte. »Ich freue mich, dass du diesen Schritt wagen möchtest. Alles Weitere besprechen wir bei mir daheim. Ich erwarte dich kommenden Samstag um 16 Uhr.« Sie reichte mir die Karte und ich ließ sie in der Brusttasche meines Hemds verschwinden. Kurz darauf begannen die Musiker wieder zu spielen. Nach drei Liedern stand Ariane auf, meinte, der Wein gehe auf sie und legte einen Fünfzigeuroschein auf den Tisch. Sie verabschiedete sich und verließ das Lokal. Meine Augen hafteten an ihr, bis sie außer Sicht war, sie jedoch drehte sich nicht noch einmal um. Der Schein erklärte in jedem Fall, warum der Wein so gut gewesen war, diese Frau schien auch in diesem Fall keine Abstriche zu machen. Ich blieb noch etwa eine halbe Stunde sitzen und ließ das Treffen noch einmal vor meinem inneren Auge Revue passieren, bevor ich mich auf den Heimweg machte. Schlafen konnte ich an diesem Abend nicht.

Anprobe

Die nächsten Tage verstrichen geradezu schneckengleich. Das Treffen vom Dienstag wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen und entfachte in meinem Kopf allerlei Fantasien und Gedankenspiele. Ich fragte mich beispielsweise, wie es wohl sein würde, von einer derart attraktiven Frau keusch gehalten zu werden, und das in dem Wissen, dass sie mit anderen Männern schlief und man selbst nicht zum Zuge kam – niemals kommen würde. Ich nahm mir vor, mich bis zu unserem zweiten Treffen am kommenden Samstag nicht selbst zu befriedigen. Auf diese Weise wollte ich vor allem vor mir selbst beweisen, dass ich es ernst meinte. Wenn ich nicht einmal ein paar Tage durchhalten konnte, ohne zu masturbieren, dann war ich ihrer nicht wert; so dachte ich jedenfalls persönlich darüber. Ich versuchte meine Energie anderweitig zu kanalisieren, unternahm nach der Arbeit, auch wenn ich müde war, noch längere Spaziergänge oder ging auswärts essen, einfach nur um direkt erschöpft ins Bett zu fallen.

Am Freitag war ich bereits sehr aufgeregt und unkonzentriert bei der Arbeit. Dies führte dazu, dass ich einige Analysen zweimal durchführen musste, was in schlechter Laune bei meinen Kollegen resultierte. Normalerweise wäre ich selbst über meine Schlamperei am ärgerlichsten gewesen, aber ich war mit meinen Gedanken ganz woanders. An diesem Abend musste ich zwei Gläser Wein trinken, um überhaupt einzuschlafen.

Endlich kam der Samstag, den ich so ersehnt hatte und vor dem ich mich nicht minder fürchtete. Als ich erwachte, stellte ich erleichtert fest, dass es bereits 10 Uhr war. Das Warten auf das neuerliche Treffen würde sich ohnehin wieder schmerzhaft lange ziehen, daher war ich für jede Stunde dankbar, die mir erspart wurde. In gemütlichem Tempo erledigte ich meine Morgentoilette und nahm ein spätes Frühstück ein. Nach dem Duschen überlegte ich kurz, ob ich meine Intimbehaarung stutzen oder gar abrasieren sollte, entschied mich dann aber dagegen. Ich schätzte die intelligente Prokuristin nicht so ein, dass sie mich deswegen vor die Tür setzen würde. Wenn es sie störte, würde sie es einfach ansprechen. Den Vormittag nutzte ich, um noch einige Einkäufe zu erledigen, und war gegen 13 Uhr wieder daheim. Ich kochte eine Kleinigkeit und war eineinhalb Stunden später mit dem Essen und dem Abwasch fertig. Für mein heutiges Treffen wählte ich schwarze Schuhe, schwarze Jeans und ein hellblaues Hemd. Da es ein sehr warmer, fast schon sommerlicher Tag im Mai war, ließ ich meine Jacke am Haken hängen. Außerdem hatte ich noch ein, sagen wir, Mitbringsel für Ariane, das ich in einem Stoffbeutel verstaute. Gegen 15:30 Uhr setzte ich mich in mein Auto, einen blauen Mondeo, und fuhr zu der Adresse, die mir Ariane gegeben hatte. Ich brauchte eine Weile, bis ich einen kostenfreien Parkplatz gefunden hatte, und ging dann zu ihrem Wohnhaus. Es war ein sechsstöckiges, recht schmales und äußerlich gut gepflegtes und sauberes Gebäude mit nur sechs Parteien. Ich ging davon aus, dass jeweils zwei Maisonettewohnungen zwei Stockwerke belegten, ähnliches hatte ich bisher noch nicht gesehen, wunderte mich aber dennoch nicht übermäßig darüber. Ich drückte auf die Klingel neben dem Namen Krapp, er hatte auf ihrer Visitenkarte gestanden und die Tür wurde mir geöffnet, ohne dass ich eine Stimme aus der Sprechanlage vernahm. Da sich im Erdgeschoss keine Tür öffnete, stapfte ich mutigen Schrittes zwei Stockwerke höher, den Fahrstuhl wollte ich nicht benutzen. Bei den nächsten beiden Türen wurde ich fündig, im Türrahmen der linken Wohnung stand sie und lächelte mir freundlich zu. »Hallo Peter, schön dass du pünktlich kommst«, begrüßte sie mich, machte einen Schritt beiseite und lud mich mit einem Wink ein, ihre Wohnung zu betreten. Wegen des Parketts musste ich meine Schuhe mit einem Paar Gästepantoffeln vertauschen. Meine Gastgeberin schloss die Tür und ging voraus. Neugierig blickte ich mich in der mir unbekannten Umgebung um. Neben der Garderobe auf der rechten Seite war eine Gästetoilette gelegen, links ging es direkt in die Küche, auf die ich im Vorübergehen nur einen kurzen Blick werfen konnte. Der kurze Flur führte in den Wohn-Ess-Bereich. Direkt hinter dem Eingang war auf der linken Seite die Essgruppe gelegen, ein großer Massivholztisch mit insgesamt acht dazu passenden Stühlen mit braunem Polster. Direkt gegenüber auf der rechten Seite wendelte sich eine Treppe mit schwarzen steinernen Stufen und ebenso schwarzem Geländer empor. Den übrigen Teil des Raumes, den Wohnbereich, nahmen eine imposante u-förmige Couch aus schwarzem Leder, ein schwarzer Marmorcouchtisch, und gegenüber eine geschmackvolle dunkelbraune Wohnwand, die auch Fernseher sowie das übrige Multimediagerät enthielt, ein. Die städtische Aussicht war zwar nicht sehr bemerkenswert, aber die großen Fenster zur Südseite ließen viel Licht in den Raum, außerdem gab es einen recht großen Balkon. Ariane ging vorne weg und setzte sich auf die Couch. Auf ihre Geste hin setzte ich mich zu ihr, immer noch die mitgebrachte Tasche in Händen haltend.

»Hast du mir etwas mitgebracht?«, fragte sie mich direkt.

Nicht ganz sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, nahm ich den Inhalt heraus.

»Weißt du«, begann ich unsicher, »ich bin mir darüber im Klaren, dass ich noch an meiner Willensstärke arbeiten muss und darum wollte ich dich bitten mir ein wenig, sagen wir, unter die Arme zu greifen. Natürlich nur wenn das für dich in Ordnung ist.«

Ich nahm eine schwarze Box aus der Tasche und reichte sie ihr.

»Würdest du, so lange«, ich überlegte kurz und suchte den richtigen Begriff, »meine Eingewöhnung dauert, mein Modem in Verwahrung nehmen? Diese Woche habe ich zwar durchgehalten, aber ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob ich stark genug bin. Auf diese Weise wird die Schwelle, die ich überschreiten muss, wenn ich schwächele, ein gutes Stück angehoben und das würde mir, so glaube ich zumindest, helfen.«

Ich war mir alles andere als klar darüber, wie sie wohl reagieren würde, und blickte sie entsprechend unsicher an. Ihre tiefgrünen Augen musterten mich einen Moment, bevor sie etwas erwiderte.

»Weißt du Peter, ich kenne viele Männer. Vor allem solche, die sich und ihre Eigenschaften maßlos überschätzen. Ich bin immer der Meinung gewesen, dass es nichts Schlimmes ist, um Hilfe zu bitten. Und die Tatsache, dass du mir dein Modem bringst«, sie konnte ein Lachen nicht vollständig unterdrücken, »zeigt mir, dass du es Ernst meinst, zumindest jetzt noch.«