Hettie - eine große Reise für einen kleinen Igel - Sybille Miller - E-Book

Hettie - eine große Reise für einen kleinen Igel E-Book

Sybille Miller

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Beschreibung

Im Garten von Oma Miller in Cornwall hat Igeldame Hettie ein neues Heim und gleichzeitig eine fürsorgliche Gastgeberin gefunden. Groß ist ihr Schreck als sie aus Ihrem Winterschlaf erwacht und die Hausherrin verschwunden ist. Dass Oma Miller für längere Zeit zu Ihrem Sohn nach Worms verreist ist, bringt Hettie ganz aus dem Häuschen. In ihrer Muttersprache Englisch versteht Hettie bei »Worms« nur »Würmer«, ihr Leibgericht. Eine Stadt, die schon »Würmer« heißt; das muss ein Schlaraffenland für Igel sein. Und Hettie denkt sich: Da muss ich hin! Für einen kleinen Igel ist so eine Reise ein gefährliches und aufregendes Unterfangen. Aber zum Glück kann Hettie auf die Hilfe vieler tierischer Freunde zählen.

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Seitenzahl: 153

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Inhaltsverzeichnis

Das sind wir

Ein Igel bei Oma

Eine Ungewöhliche Freundschaft

Hettie und Wasti

Ein neuer Frühling

Ein Igel auf Reisen?

Eine Reise will geplant sein

Es geht los

Hettie allein in der Stadt

Eine Kutschfahrt, die ist lustig

Auch Meeresfrüchte sind lecker

Am Abschleppseil

Luxusfahrt über den Kanal

Im Schweinsgalopp

Ronja - Auf Hunde kann man sich Verlassen

Ein Leben wie im Flug

Hettie auf dem Fluss

Worms - Ein Traum wird (un-) wahr

Manchmal ist ein Tierarzt doch zu etwas Nutze

Hettie ist angekommen

Epilog von Wastis bestem Freund

1 DAS SIND WIR

Hallo du, Ich bin Tilla und neben mir sitzt mein Bruder Krümel. Natürlich heißen wir nicht wirklich so. Ich heiße Sybille Miller und Krümel heißt eigentlich Sebastian, aber mit den Spitznamen fühlen wir uns wohler. Krümel sitzt auf dem Bett neben meinem Schreibtisch und gautscht hin und her.

Ich bin schon neun und gehe in die vierte Klasse, aber Krümel ist noch klein und kann nicht schreiben, deshalb schreibe ich. Aber Krümel will unbedingt mit an unserer Geschichte erzählen. »Ich bin nicht klein«, kräht Krümel dazwischen und ist jetzt auch noch böse dass ich »kräht dazwischen« geschrieben habe.

Er ist gerade aus meinem Zimmer gelaufen. So ein Mist - das fängt ja gut an mit unserer Geschichte. Der Co-Autor hat die Schreibstube verlassen. Er beschwert sich in der Küche bei Oma.

Ah, jetzt kommen beide, also Oma und Krümel, wieder in mein Zimmer. Oma streichelt Krümel über den Kopf und meint: »Tilla, Liebes, du kannst das doch sicher auch etwas anders formulieren, schreib doch ›schon 5 Jahre alt‹ und ›wirft ein‹ oder ›merkt an‹« und zwinkert mir zu wie unter zwei Großen, wenn es um Kinder geht. Also gut, dann nochmal anders: »Ich bin schon 5 Jahre alt«, merkt Krümel an; er geht aber noch in den Kindergarten und kann deshalb noch nicht vernünftig schreiben.

Wir haben vereinbart, dass wir Mama unseren Text immer wieder vorlegen und sie soll dann für alles einen Vorschlag machen, wie man es schöner schreiben kann und alles nett umformulieren, was Krümel nicht mag. »Mama ist nämlich Lehrerin«, wirft Krümel ein, »deshalb kann sie das besonders gut.«

Krümel und ich wohnen mit Mama und Papa in einem Vorort von Worms. Weil Mama sich den Arm gebrochen hat, wohnt jetzt eben Oma auch bei uns, und Hettie auch. Und Oma hat uns von Hettie erzählt, als Hettie zu uns kam. Oma kann so schön Geschichten erzählen. Ich und Krümel, und sogar Papa, haben gemeint, das kann man doch mal aufschreiben, aber Oma ist zu beschäftigt, sagt sie, und dann hat sie vorgeschlagen, dass ich das doch aufschreiben könnte, als Übung quasi, damit die Aufsätze besser werden.

Ich war gleich dabei und klaro, Krümel, der wollte natürlich auch mitmachen. Deshalb sitzen wir hier im Kinderzimmer und wissen eigentlich nicht so recht, wo wir mit der Geschichte von Hettie anfangen sollen. Am besten mit letztem Herbst bei Oma.

2 EIN IGEL BEI OMA

Unsere Oma wohnt normalerweise ganz weit weg nämlich in Cornwall. Das liegt in England. Papa ist dort aufgewachsen, aber als er sich im Studium in Mama verliebt hat, sind sie beide in Deutschland geblieben. Aber Oma wohnt noch da und zwar in einem Cottage. »Das ist ein kleines Haus auf Englisch«, sagt Krümel, »das müssen wir den Kindern, die das vielleicht lesen, doch sagen!«

Omas Cottage

Oma hat einen großen Garten und hat dort Büsche und Sträucher und auch Bäume, auf die man gut klettern kann. Und in ihrem Garten wohnte auch Hettie. Hettie ist eine Igeldame im besten Igelalter mit einem stolzen Gewicht von knapp 1000 Gramm. »Das wissen wir aber nur, weil Papa Hettie auf die Wage gelegt hat. Papa ist nämlich ein ganz toller Tierarzt, müsst ihr wissen« ruft Krümel.

Nachdem Hettie sich letztes Jahr im Sommer im Wald in der Nähe von Oma schön rund gefuttert hatte, war sie auf der Suche nach einem geeigneten Platz für ihren Winterschlaf. Papa hat uns erzählt, wenn es kalt wird, so unter 6 °C, dann legen sich die Igel zum schlafen hin, den ganzen Winter lang. Dabei schlägt das Herz viel langsamer und sie atmen auch ganz wenig. Sie brauchen dann zwar weniger aber immer noch Energie, also Essen oder einen Speckbauch als Reserve. Deshalb müssen sie sich im Herbst so richtig kugelig futtern, damit das bis zum Aufwachen im Frühjahr reicht. »So lange könnte ich nicht auf mein Essen verzichten, schon gar nicht auf Schokolade«, kichert Krümel. Aber, weil Hettie ein Igel ist, kann sie das.

Hettie krabbelt aus dem Laubhaufen hervor

Im Herbst letztes Jahr hat Hettie bei Oma im Garten ein Igelversteck für den Winter gefunden, in dem Laubhaufen neben und unter dem Kirschlorbeer.

Hettie kam einfach eines Abends durch die Hecken in den Garten marschiert, hat umher geschnüffelt und dann den Laubhaufen für prima befunden. Weil Igel nachtaktiv sind, schlafen sie am Tag und stehen erst zur Abenddämmerung auf. Als es dunkel wurde, krabbelte Hettie unter dem Laubhaufen hervor und ging noch auf die Suche nach etwas Nahrhaftem. Sie fandein paar Maden in den Äpfeln, die noch neben dem Apfelbaum lagen. Zwar waren diese Äpfel schon vor einiger Zeit heruntergefallen und etwas matschig, aber Hettie liebte den Geschmack von Made in Apfelaroma. Auf einem dieser Streifzüge hat Oma den Igel entdeckt. Und dann stellte sie am kommenden Abend ein Schälchen mit Milch unten vor die Terrasse und damit fängt die Geschichte von Hettie an.

3 EINE UNGEWÖHLICHE FREUNDSCHAFT

Hettie wachte am Abend auf, entkugelte sich und streckte sich zuerst ausgiebig. Sie reckte sich und legte ihre Stacheln eng an an ihren Körper an. Bedächtig schob sie die roten und gelben Blätter ihrer Schlafstätte mit der Spitze der Schnauze beiseite und kroch langsam aus dem Laubhaufen hervor. Es war noch nicht ganz dunkel und ein bisschen Tageslicht war noch übrig. Aber Hettie kümmerte sich nicht um die mangelnde Sicht. Mit ihrer präzisen Nase und dem feinen Tastsinn an den Pfötchen, kam sie auch locker bei Finsternis zurecht. Sie lief durch den Garten und spürte ein paar Regenwürmer auf und verputzte ihre Beute mit Hochgenuss. Ja, Essen ist neben Schlafen Hetties Lieblingsbeschäftigung.

Da schlich sich ein feiner leicht süßlicher Geruch in ihre Nase, frische Milch, oh wie sie das liebte. Nur leider vertrug die arme Hettie keine Milch. Hettie war laktoseintolerant. Sie hatte schon mal davon gekostet und es war ihr anschließend - naja - weniger gut gegangen. Im Bauch hatte es rumort, und sie hatte es noch nicht mal geschafft aus dem Schlafplatz zu krabbeln, als ihr ein kleines Malheur passierte und sie ein kleines Häufchen direkt auf den Boden am Schlafplatz machte.

Dabei war Hettie ein reinlicher Igel, die ihr Geschäft immer in einigem Abstand zur Schlafstätte erledigte. Damals hatte sie nur ein paar Tröpfchen Milch aufgeleckt - aber eine ganze Schale? Nein das war sicher nicht gut. Trotzdem lockte sie der Duft zum Schälchen hin. Nur mal gucken, dachte sie sich und lief zum Schälchen. Genüsslich zog sie den Duft in die Nase ein, aber sie wollte standhaft bleiben.

Hettie schnuppert an dem Milchschälchen

Um nicht weiter in Versuchung zu geraten und auch um der netten alten Dame, die in dem Haus dort wohnte, eine Freude zu machen, hob sie ein Pfötchen an und kippte das Schälchen etwas zur Seite, damit die Milch im Rasen versickern sollte.

»Was machst du denn da?« rief eine Stimme aus dem Schatten. Sofort igelte sich Hettie ein. Als kleiner runder Stachelball lag sie neben der Terrasse. Eine Weile blieb sie sicher eingekugelt, aber dann vernahm sie neben sich Trinkgeräusche und mit der Zeit wurde die Neugier stärker und sie schob das Näschen aus dem Stachelball heraus und guckte. Sie sah nur eine große schwarze Schnauze, die sie unverschämterweise abschnüffelte.

»Lass das«, fauchte Hettie und keckerte die Schnauze an. Die Schnauze zog sich zurück und nun konnte Hettie etwas aus ihre Stachelkugel hervorluken und den dazu gehöhrenden Hund erkennen. Zwar groß im Vergleich zu ihr, aber für einen Hund eher klein.

»Hallo Igel« brummte der Hund freundlich »ich bin Wasti, und lebe mit meinem besten Freund im Häuschen nebenan. Als du die Milch wegschütten wolltest, bin ich schnell rübergesprungen, weil ich eine solche Verschwendung nicht ansehen kann. Deshalb habe ich die Milch lieber selbst getrunken.« Wasti schmunzelte, wie eben nur ein Hund schmunzeln kann. »Keine Sorge - ich mach dir nichts; ich esse kein Igel; aber ich dachte vielleicht könnten wir Freunde werden und ich krieg die Milch, die dir Mrs. Miller hinstellt?«

Krümel ergänzt: »Mrs. Miller, das ist unsere Oma und sie heißt nicht Frau Miller, weil sie in England wohnt, da heißt man dann anders.«

Hettie überlegte sich kurz, ob sie dem Hund trauen konnte, sagte sich aber, man könne es ja mal versuchen. Und zur Not könnte sie sich schnell wieder einkugeln. Die Stacheln sind eine gute Verteidigung. Sie löste die Anspannung und entrollte sich und stand gleich wieder auf den Beinchen. Sie nahm den Geruch des Hundes wahr, und er roch eigentlich recht sympathisch, bisschen nach Hund halt, aber das gehörte wohl dazu.

»Wasti also« meinte Hettie »ich bin Hettie.« »Und was krieg ich wenn ich dir meine Milch überlasse?«

»Was hältst du von Nassfutter? Da bin ich nicht so scharf drauf, aber mein bester Freund, der Nachbar von Mrs. Miller, stellt mir das hin, und erst wenn es leer ist, bekomme ich die Schleckereien.« Bei dem Gedanken an Schleckereien, leckte sich Wasti mit der langen Zunge über die Schnauze.

»OK« antwortete Hettie, »dann lass uns Freunde werden.«

Und so kam es dass sich im fernen Cornwall eine Freundschaft entwickelte zwischen einem Braunbrustigel und einem Fox Terrier Mix.

4 HETTIE UND WASTI

Hettie und Wasti trafen sich im Frühherbst jeden Abend, sobald die Dämmerung hereinbrach; immer wenn Hettie gerade aufstand und Wasti vor dem Zubettgehen noch kurz den Rhododendron markieren ging.

Hettie ließ Wasti die Milch aufschlecken und Wasti brachte ihr immer ein paar Brocken seines Nassfutters mit. Einträglich saßen sie nach dem Essen zusammen und schauten wie die letzten Sonnenstrahlen am Horizont verschwanden.

Wasti erzählte von seinen Abenteuern, die er den Tag über zusammen mit seinem besten Freund erlebt hatte. Sein bester Freund war früher Zugführer gewesen und vor einem Jahr in den Ruhestand gegangen und hatte jetzt jeden Tag viel Zeit, um mit Wasti am Strand zu laufen oder durch die Klippen zu streunen.

Hettie erzählte von den Geheimnissen der Nacht, den Geräuschen im nahegelegenen Waldstück, von den Mäusen, die sie auf den abgeernteten Feldern traf und wie sie sich vor Fressfeinden immer in Acht nahm. »Beim kleinsten Geräusch, das nicht in die Umgebung passt, oder wenn der Untergrund etwas geringfügig mehr bebt, als es die Pfötchen von Kleinsttieren vermögen, muss man sich sofort einigeln«, sagte sie, und demonstrierte Wasti, wie das mit dem Einigeln geht. Wenn Hettie sich einigelte, musste Wasti immer über die Stachelkugel schmunzeln. Manchmal dachte er, er müsse Hettie ein bisschen beschützen, weil er so groß war. Aber in ihrer Abwehrhaltung, da war er sich sicher, konnte ihr nichts passieren. Wer wollte schon Stacheln im Gaumen haben.

Es war eine merkwürdige Freundschaft, die sich da entwickelte. Wer hatte schon jemals von Hunde-Igel Freundschaften gehört? Aber Hettie war ein agiler junger Igel, und Wasti schon ein etwas älterer, gemütlicher Hund, und damit waren sie ähnlich schnell und beide streiften manchmal noch ein paar Meter zusammen durch die anbrechende Nacht. Bei absoluter Dunkelheit war Wasti dann ein bisschen auf Hettie angewiesen, da er wegen seines Alters ein bisschen weitsichtig war und nicht mehr die beste Nase hatte. Dafür schob er Hettie gerne ein paar Äste beiseite, die ihr im Weg waren und die sie mit ihren kurzen Beinchen kaum überwinden konnte.

Wenn es ein besonders warmer Herbsttag gewesen war und der Abend noch lau, trafen sich Mrs. Miller und der Nachbar (Wastis bester Freund) öfter noch auf der Veranda. Mrs. Miller trank einen Tee mit Schuss und der Nachbar ein Bier und beide plauderten gemeinsam über das Rentnerdasein, die Kinder und Enkelkinder.

Wasti und Hettie schlichen sich dann heimlich in den Schatten der Thujabüsche neben der Terrasse und lauschten. Ab und zu lief Wasti schwanzwedelnd zu den beiden hin und holte sich bei Mrs. Miller Streicheleinheiten und ein bisschen Hackfleisch ab, das er anschließend mit Hettie teilte. Hettie war es zwar ein wenig suspekt, warum ein Hund sich gerne von den nach Seife riechenden Menschen streicheln lassen wollte, hielt das aber für einen Spleen, der eben manche Hunde befällt.

So hörten Hettie und Wasti auch von den Zwillingssöhnen und drei Enkeltöchtern des Nachbarn und von Mrs. Millers Sohn Peter, der in Deutschland wohne und Tierarzt sei.

Wasti stellte sein Fell auf als er das Wort "Tierarzt" vernahm.

»Schauerlich«, knurrte er. »Tierärzte das sind ganz komische Menschen. Die drücken auf den Bauch und stellen einen auf die Waage und schimpfen mit meinem besten Freund, wenn ich wieder zugenommen habe und dann gucken sie dir in die Ohren und den Mund und befühlen die Zähne.«

»Und wenn es ganz schlimm kommt«, er zitterte bei der Erinnerung, » dann wird man geimpft.«

»Was ist impfen?«, fragte Hettie, die sich dabei so gar nichts vorstellen konnte.

»Nun, also so richtig weh tut es eigentlich nicht, aber in der Tierarztpraxis riecht es schon so nach Angst, und dann kommt der Tierarzt mit einer kleinen Nadel und piekst einen kurz damit.« Da musste Hettie schmunzeln und rutschte etwas näher an Wasti heran.

»So etwa?«, fragte sie und piekte sehr vorsichtig mit einer Stachel hinter ihrem Ohr in die Bauchseite von Wasti. Erschreckt jaulte er auf und war sofort auf den Beinen und bereit zur Flucht. Aber als er sah, dass das nur seine Freundin Hettie war, die ihn bestimmt nicht impfen wollte, musste er lachen. Wenn ein Hund lacht, dann hört sich das ganz ulkig an. Das fanden auch Mrs Miller und der Nachbar, die das Hundelachen auf der Terrasse gehört hatten.

»Was hat denn dein Wasti?«, fragte Mrs. Miller den Nachbarn, »er macht so komische Geräusche.« Der Nachbar kratzte sich über die beginnende Glatze.

»Ich weiß nicht, aber manches mal gibt er solche Geräusche von sich, vor allem wenn wir fernsehen oder ich ihm vorlese.«

»Vielleicht buddelt er unter der Thuja herum und sucht Maulwürfe«, überlegte er, »soll ich mal schauen, nicht dass er deinen Garten umgräbt.

»Ach lass ihn ruhig«, grinste Mrs. Miller. »Maulwürfe gibt's bei mir keine im Garten und ein bisschen Umgraben täte den Thujabüschen vielleicht ganz gut.«

Unter den Thujabüsche murmelte Hettie: »Weist du was, Wasti, ich könnte mir vorstellen, dass du die Angst vorm Tierarzt ganz einfach verlierst, indem du dir vorstellst, die Nadel des Tierarztes ist ein kleiner Igel, dann musst du lachen und es tut gar nicht weh.« Die Idee gefiel Wasti, und so kam es, dass Wasti der einzige Hund war, der beim Impfen lachte.

Die Tage wurden kürzer und die Nächte kühler und eines Abends gähnte Hettie Wasti herzhaft an: »Ich glaube oaaahh, dass ich nun meinen Winterschlaf beginnen sollte.« Wasti schaute verdutzt: »Was willst du machen?«.

»Ich bin ein Igel und über Winter schlafe ich ein paar Monate, bis es wieder wärmer wird. Das ist so bei mir im Instinkt.« Sie rollte sich zur Seite und befühlte mit der Schnauze ihren runden Bauch. »Guck hier«, sagte sie, »ich bin dick genug geworden und kann dann im Schlaf von den Reserven zehren.« »Ich vergrabe mich tief in den Laubhaufen unter dem Kirschlorbeer. Der hält den Regen ab, und in den Blättern ist es dann gemütlich warm.«

Unter gemütlich warm stellte sich Wasti zwar eher vor, wie er neben seinem besten Freund auf dem Sofa neben dem prasselnden Kamin lag und sich ankuschelte, während sein bester Freund in einem Buch schmökerte dabei eine Hand auf Wastis Kopf legte und ein bisschen kraulte. Aber so sind Geschmäcker eben verschieden.

»Und wann stehst du dann wieder auf?«, fragte Wasti. »So gegen Frühling, wenn die ersten Schneeglöckchen und Krokusse wachsen und wieder viel Würmer unterwegs sind.«

»Au fein, ich passe auf den Laubhaufen auf, dass da kein Marder oder Waschbär zu nahe rückt. Und gegen Frühling achte ich darauf, wann die Schneeglöckchen und Krokusse blühen, und dann sehen wir uns wieder.«

»Was wirst du den Winter über machen?«, fragte Hettie.

»Mein bester Freund und ich werden wahrscheinlich viel auf dem Sofa sitzen, gemeinsam Weihnachtseinkäufe machen, wie jedes Jahr, zusammen Plätzchen backen und so. Wahrscheinlich kommen über die Winterferien die beiden Söhne von meinem besten Freund und die bringen dann ihre kleinen Mädchen mit. Das wird wieder lustig. Da spielen wir alle zusammen und alle wollen mir ständig Schleckereien geben, und mit mir schmusen und herumspringen.«

»Das hört sich ja auch nach einem richtig guten Plan an«, gähnte Hettie, »dann wünsche ich dir eine gute Nacht und bis ins nächste Jahr.« Beide beschnüffelten sich noch zum Abschied. Wasti ging zu seinem besten Freund. Und Hettie trottete zum Laubhügel, grub sich schön tief ein, rüttelte sich, bis die Blätter um sie herum bequem und einladend lagen und igelte sich ein und machte ihre Äuglein zu.

5 EIN NEUER FRÜHLING

Ein warmer Sonnenstrahl legte sich über den Laubhaufen und mit einem Mal kitzelte es der schlummernden Hettie in der Nase. Nicht nur in der Nase auch am Bauch, an den Öhrchen, die Beine entlang und sogar an der Schwanzspitze. Hettie gähnte ausgiebig und lies sich langsam aus der eingeigelten Haltung gleiten. Erst kam das Näschen aus der Stachelkugel zum Vorschein, dann der Kopf, dann die Vorderpfötchen und schließlich auch die Hinterpfötchen. Hettie drehte sich auf die Füße. Sie holte tief Luft und konzentrierte sich auf die einzelnen Dufteindrücke. Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihr aus - es war Frühling! - sie schauderte freudig. Tief aus íhrem Inneren drängte sich noch eine weitere Empfindung in den Vordergrund: Appetit!

Hettie legte ihre Stacheln an, damit sie besser durch die mittlerweile etwas zusammengefallenen Blätter kriechen konnte, und schob sich ganz aus ihrem Winterschlafquartier. Es war zwar Abend, aber noch etwas hell und sie konnte den Garten