Heute ist Backtag - Hildegund Dellwig - E-Book

Heute ist Backtag E-Book

Hildegund Dellwig

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Beschreibung

Gundi Dellwig und Verena Mendrina sind entflammt – von der Leidenschaft zum eigenen kleinen Backhäuschen im Garten. Voller Begeisterung backen sie duftendes Holzofenbrot, krossen Kräuterbraten, saftigen Pflaumenkuchen, gedörrte Apfelringe und viele andere Leckereien. Mit handfesten Anleitungen zur Vorbereitung von Backtagen, dem richtigen Einheizen sowie Temperaturangaben für Holzbackofen und Haushaltsherd. Zahlreiche Ideen für Feste und Feiern sowie stimmungsvolle Impressionen runden das Buch ab und lassen die gute alte Backtradition in der Gemeinschaft wieder aufleben.

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Seitenzahl: 187

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Gundi Dellwig · Verena Mendroina

Heute ist

Backtag

Rezepte, Feste und

Geschichten rund um

den Holzbackofen

Das steckt im Buch

Die Tradition lebt

Sie möchten auch ein Backhäuschen? Neu errichten oder ein vorhandenes wiederbeleben? Alles ist möglich …

Sparsamkeit wird belohnt

Vom Brot zum Braten

Ein Backhaus wiederbeleben

Ich will auch ein Backhaus

Erste Schritte mit „dem Neuen“

Der Backtag rückt näher

Gut geplant ist halb gebacken. Mit der richtigen Vorbereitung kann am Backtag selbst eigentlich nichts schiefgehen.

Der Backes lebt nicht vom Ofen allein

Der schlaue Bäcker kennt sich aus

Vom Heizen und den Hitzen

Damit die Party steigen kann

Endlich, heute backen wir

Wer an einen Holzbackofen denkt, denkt zuerst an normales Brot. Denken Sie weiter!

Ein ganz normaler Backtag

Spaziergang durch das Jahr

Rezepte im Temperaturverlauf

So klingt der Backtag aus …

Nach dem Backen ist vor dem Backen. Auch backfreie Tage lassen sich nutzen.

Zuschauen und lernen

Bezugsquellen

Leidenschaft

„Backes“

Der Duft von frischem, selbstgebackenem Brot, würzigem Braten und leckerstem Kuchen durchzieht regelmäßig unseren Garten – die Familienbacktage sind heißgeliebt.

Als junge Familie, Verena war damals noch nicht geboren, fuhren wir nach Österreich in den Urlaub. Unsere Pension lag direkt neben dem elterlichen Bauernhof der Wirtsleute. Diese Bauersleute waren noch im Besitz eines funktionierenden Holzbackofens und schürten ihn auch regelmäßig an. Der Ofen wurde gehegt und gepflegt, und jedes Geräusch, das er beim Aufheizen von sich gab, konnte die Familie exakt deuten.

Hier wurde zum ersten Mal mein Interesse am Brotbacken und den Holzbacköfen geweckt. Damals ahnte ich noch nicht, was sich daraus entwickeln sollte. Nur eines war mir sofort klar: Diesen Duft würde ich nicht mehr missen wollen.

Wieder daheim, fand ich in Oma Änneken aus der Nachbarschaft meine liebevolle und geduldige Lehrerin. So oft ich wollte, durfte ich ihr beim Brotbacken über die Schulter schauen. Mit weißer Emailleschüssel, Holzlöffel und Kohleherd lernte ich bei ihr ganz traditionell, ohne elektrische Hilfsmittel, die Teigherstellung, das Kneten und Backen.

Das Backen wurde mein größtes Hobby und ein eigener „Backes“, so heißt der Holzbackofen bei uns, mein größter Traum.

Inzwischen ist der Traum wahr geworden. Bei uns im Garten steht „Gundis Backes“, und aus dem Hobby „Holzbackofen“ ist eine große Leidenschaft geworden. Seit Jahren teilt Verena die Liebe zum duftenden, selbstgebackenen Holzofenbrot mit mir. Inzwischen wächst die nächste Generation heran. Aus dem Mutter-Tochter-Gespann wird immer öfter ein Drei-Generationen-Team …

Gundi Dellwig mit Verena Mendrina

Sparsamkeit wird belohnt

Die Geschichte des Brotes beginnt fast wie im Märchen. Deshalb beginnen auch wir ganz märchenhaft: Es war einmal vor vielen, vielen Jahren, als ein Zufall den Menschen zu Hilfe kam …

Es war, wie gesagt, vor vielen Jahren, genauer gesagt vor mindestens 4000 Jahren, als in Ägypten beim Kochen ein Missgeschick passierte. Davon profitieren wir noch heute. Was war passiert? Hätten die Menschen damals den Sauerteig nicht „erfunden“, bissen wir uns noch heute an harten Fladen die Zähne aus. Bis zu jenem Missgeschick nämlich hatten die Menschen die Körner entweder im Ganzen gekaut, zu Brei verkocht oder zwischen Steinen zu Mehl zerrieben. Gebacken wurde, indem dieser Getreidebrei auf heiße Steine gestrichen oder in die Asche gelegt wurde. Dort garte er mehr recht als schlecht und trocknete zu einem Fladen. Der war zwar knüppelhart und zäh, aber man konnte ihn gut aufbewahren, deshalb war diese Zubereitungsform das Mittel der Wahl.

Dann passierte eines Tages jenes Missgeschick: Ein angerührter Körnerbrei wurde mehrere Tage einfach vergessen. Als man ihn entdeckte, warf er schon Blasen: Der Gärprozess war in vollem Gange. Weil er aber nicht ganz unangenehm roch, warf man ihn nicht achtlos fort, sondern backte damit die altbekannten flachen Fladen. Und wie staunte der Bäcker oder die Bäckerin da ob des Ergebnisses: Anstelle eines harten Fladens war ein lockeres, voluminöses Brot entstanden. Weich und duftend. Die Menschheit hatte erstmals Bekanntschaft mit dem Sauerteig gemacht.

Dieser Teig ist nie mehr in Vergessenheit geraten, auch als andere Triebmittel, die Hefe etwa, zu ihrem Siegeszug ansetzen. Doch noch immer ist Sauerteig beliebt und wird häufig genutzt. Das liegt auch daran, dass sein Brot lecker und herzhaft schmeckt und sich gut hält.

Teamarbeit der Hobbybäckerinnen in Marbeck.

Neuigkeiten verbreiten sich rasend schnell

Ägypter, später Griechen und Römer verbesserten Brot und Backtechnik im Lauf der Jahrtausende. Zum Beispiel, als sie erkannten, dass Brot in einem warmen, geschlossenen Raum, sprich Ofen, besonders gut gelingt. Im antiken Rom gab es bereits Großbäckereien, die die Stadt versorgten.

Jenseits der Alpen, im kühlen Mitteleuropa, wurde allerdings noch bis zum Mittelalter Fladenbrot gegessen. Es waren die Glaubensleute in den Klöstern, die die Kunst des Brotbackens hierzulande weiterentwickelten. Erst in den letzten Jahrhunderten backten auch die „normalen“ Bauern Brot in ihren Holzbacköfen. Das Brot hatte den Getreidebrei abgelöst und war zum Grundnahrungsmittel geworden.

Sicherheit steht an erster Stelle

Wie sagt der Volksmund so treffend? Alles hat zwei Seiten? Das trifft auch hier zu! Die häuslichen Öfen brachten nicht nur Segen, sondern auch immense Gefahren mit sich. Immer wieder kam es zu verheerenden Brandkatastrophen, bei denen manchmal ganze Dörfer in Schutt und Asche gelegt wurden. Ja selbst beim großen Stadtbrand von London – anno 1666 – war ein Ofen des königlichen Hofbäckers in der „Pudding Lane“ die Ursache.

Überall wurden die Brandschutzbestimmungen verbessert, um das Leben (und das Brotbacken) sicherer zu machen.

In den Dörfern wurden zum Beispiel Gemeinschaftsbackhäuser gebaut. So wurde Holz gespart und die Zahl der vielen einzelnen Feuer reduziert. In den Sicherheitsvorschriften war oftmals festgelegt, dass das Backhaus entweder völlig frei und weit genug entfernt von anderen Häusern zu stehen hatte oder es musste als Eckhaus in einer Straßenzeile gebaut werden. Beides diente dazu, einen Brand schneller von mehreren Seiten zu löschen. Beliebt waren auch Standorte in der Nähe von Gewässern. So hatte man im Brandfall keine Probleme mit dem Löschwasser.

Backhäuser wurden (und werden) je nach Region auch Backhäusle, Backhues oder Backes genannt. Eines hatten sie alle gemeinsam: Es handelte sich immer um Zweckbauten. Entweder wurden sie einzig und allein zum Backen verwendet oder sie hatten mehrere Funktionen: Es war durchaus üblich, sie gleichzeitig als Waschhaus oder Viehstall zu nutzen.

Gut organisiert ist halb gebacken

Um einen reibungslosen Ablauf der Backtage zu gewährleisten, ersannen die Ortsgemeinschaften verschiedene Methoden. Bei den einen gab es eine Vertrauensperson, die sich um alles kümmerte. Sie koordinierte und überwachte die Termine und Zeiten, bei ihr mussten sich die Familien zum Backen anmelden. In anderen Dörfern versammelten sich die Familien am Abend vor dem Backtag, ließen das Los entscheiden und jeder wusste, wer wann den Ofen zur Verfügung hatte. Das war nicht unwichtig, denn war man in aller Herrgottsfrühe an der Reihe, musste man notgedrungen den kalten Ofen einheizen – und brauchte natürlich viel mehr Holz als derjenige, der danach nur noch nachheizen musste.

Dann wurde das Feuerholz auf einem Bollerwagen zum Backes gezogen. Den Teig in den Brotkörbchen hingegen trug man auf der Hand oder in Brottragen, damit er auf den holprigen Wegen nicht zu sehr erschüttert wurde und zusammenfiel. In einigen Backhäusern sind diese Brottragen noch erhalten, auf denen viele Teigkörbchen gleichzeitig transportiert werden konnten.

Damit die Hitze voll ausgenutzt werden konnte, bemühte man sich darum, auch den freien Platz im Ofen voll auszulasten. Deshalb kam es immer wieder vor, dass die Brote mehrerer Familien gleichzeitig in den Ofen geschoben wurden. Jede Bäckerin wollte hinterher aber ihr eigenes Brot nach Hause tragen. Damit es nicht zu Verwechslungen kam, kennzeichneten die Frauen ihre Brote. Wer keinen Brotstempel hatte, ritzte mit einem Messer ein Muster in den Teig oder stach mit einer Gabel eine Markierung hinein.

Gestempelt oder markiert? Brote mit „Erkennungszeichen“ …

Backes-Erben

Bei den Backgenossenschaften in Westfalen ging es etwas unkomplizierter zu. Hier war nicht ein ganzes Dorf der Eigentümer des gemeinsamen Backes, sondern ein Zusammenschluss von ungefähr einem Dutzend Familien. Diese Gemeinschaft nannte man allgemein „Backes-Erben“.

Der Wochentag, an dem einzelnen Familien der Backes-Erben den Backes nutzen durften, wurde jährlich ausgelost. Da es aber eine überschaubare Anzahl von Mitgliedern war, konnte problemlos getauscht werden. Schriftlich wurde hier nichts festgehalten, das Wort jedes Einzelnen zählte.

Vom Brot zum Braten

Backtage sind heute mehr als nur Tage, um Brot zu backen. An den Backtagen werden Neuigkeiten ausgetauscht. Es wird gemeinsam gelacht oder, wenn es sein muss, auch geweint. Und längst duftet nicht mehr nur Brot im Ofen.

So also war es früher. Backhäuser und Backgemeinschaften entstanden aus ganz praktischen Gründen. Weil man gemeinsam günstiger backte. Weil die Feuergefahr besser in den Griff zu bekommen war. Und weil am Brotbacken ohnedies kein Weg vorbeiführte. Denn Brot war ja ein Grundnahrungsmittel.

Und heute? Heute werden die Backhäuschen zum Backen nicht mehr zwingend gebraucht. Jede Einbauküche hat ihren eigenen Backofen und an jeder Ecke gibt’s frisches Brot zu kaufen. Trotzdem haben viele Holzbacköfen nicht ausgedient. Im Gegenteil: Rund um ihre Backhäuschen herrscht reger Betrieb. Viele sind der Mittelpunkt ihres Dorfes geblieben oder wieder geworden.

Für die, die heute dort backen, steht die Freude am Brotbacken im Vordergrund, nicht mehr das Muss.

Immer mehr Menschen begeistern sich für dieses schöne Hobby und angesichts der lecker duftenden Brote ist bei vielen Hobbybäckern eine flammende Leidenschaft entstanden. Deshalb herrscht an Backtagen reger Austausch: Tipps und Tricks rund um das Thema Brot, Backen und Kochen dürfen natürlich nicht fehlen.

Das führt dazu, dass oft Neues ausprobiert wird. Fremde, unbekannte Rezepte sind ein immer willkommenes Thema. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass heute viel mehr als nur Brot im Holzbackofen duftet.

Jeder Ofen heizt anders

Fürs Backen braucht man Erfahrung. Da es unterschiedliche Öfen gibt, gibt es auch unterschiedliche Backzeiten und unterschiedliche Idealtemperaturen. Deshalb können die Angaben in unserem Buch nur Anhaltspunkte sein. Testen Sie Ihren Ofen und passen Sie Temperatur und Backzeit einfach an.

Buntes Treiben am Backes.

Damals und Heute

Zuerst ging es aus Sparsamkeit oder Zeitmangel an den Backtagen darum, die Restwärme im Ofen zu nutzen. So brachte die pfiffige Hausfrau nach dem Backen einen Fleischtopf, den sie mit in den Ofen geschoben hatte, als warme Mahlzeit mit nach Hause. Während alle Backutensilien gereinigt und das Backhäuschen wieder hergerichtet wurde, garte nebenbei das Essen für die Familie.

Heute ist das Backhäuschen der Mittelpunkt vieler gemütlicher Stunden und gemeinsamer Feste. Kein Wunder, dass da nicht nur Brot gebacken wird. Aus dem Holzbackofen kommen auch Pizzen und Kuchen. Und es garen darin Eintöpfe und Fleischgerichte, die in der Hitze des Ofens zu unvergesslichen Delikatessen werden.

Selbst die glühende Kohle, die nach dem Einheizen aus dem Ofen geräumt wird, wird genutzt: Über ihr kann man ganz ausgezeichnet grillen. Zusammen mit einem frisch gebackenen Baguette aus dem Backofen und etwas Salat gibt das ein leckeres Essen! Mit anderen Worten: Wer sich mit seinem Ofen gut auskennt, kann immer neue Ideen verwirklichen. Bald spannt sich der Bogen von ganz traditionellen Rezepten bis hin zu raffinierten Fest- oder Partydelikatessen. Ihnen ist eines gemeinsam: Ihr Aroma ist unvergleichlich.

Die Zutaten für ein knuspriges Brot warten schon …

Rustikales Landbrot

Das brauchen Sie

350 g Roggenmehl, Type 1150

300 g Weizenmehl, Type 550

700 g Sauerteig

20 g Salz

1 Würfel Hefe

1 TL Zucker

300 g warmes Wasser

Und so geht’s

Beide Mehlsorten und Salz vermischen.

Hefe in handwarmem Wasser mit Zucker auflösen und 20 Minuten gehen lassen.

Sauerteig und Hefe zu dem Mehl geben.

Alle Zutaten solange kräftig durcharbeiten, bis der Teig nicht mehr klebt.

Den Teig zugedeckt an einem warmen Ort etwa eine Stunde gehen lassen.

Den Teig danach ein zweites Mal kurz durchkneten.

Jetzt den Teig wie im Kapitel „Rund oder oval, das ist hier die Frage“ beschrieben zu einem länglichen oder runden Brotlaib formen.

Den geformten Teig in ein leicht bemehltes Gärkörbchen legen und nochmal etwa eine halbe Stunde zugedeckt ruhen lassen.

Holzbackofen: einschießen bei 270 °C, ca. 60 Minuten

Haushaltsherd: 180 °C Umluft, 60–65 Minuten

Klassisches Hefebrot

Das brauchen Sie

1 kg Mehl, Type 405

20 g Salz

600 ml Wasser

1 Würfel Hefe

1 TL Zucker

50 ml Sonnenblumenöl

Und so geht’s

Aus den Zutaten einen Hefeteig, siehe Rezept „Hefeteig: Auf traditionelle Weise hergestellt“, herstellen.

Teig rund ausformen und auf der Oberseite leicht einschneiden.

Teigling an einem warmen Ort nochmal eine halbe Stunde gehen lassen.

Holzbackofen: einschießen bei 270 °C, ca. 50–60 Minuten

Haushaltsherd: 175 °C Umluft, 55–60 Minuten

Deftiges Bauernbrot mit Hefe

Das brauchen Sie

1 kg Mehl, Type 550

20 g Salz

500 ml lauwarme Milch

1 Würfel Hefe

1 TL Zucker

40 g Schmalz

Und so geht’s

Hefe und Zucker mit 6 EL der lauwarmen Milch in einer Tasse anrühren.

Mehl und Salz mischen und in eine Schüssel geben.

In der Mitte eine Mulde in das Mehl drücken und die Hefemilch hineingießen.

Schmalz leicht erwärmen, damit es flüssig, aber nicht heiß wird.

Das aufgelöste Schmalz an den Rand des Mehles geben.

Den Teig zur Seite stellen, bis die Hefe aufgegangen ist.

Dann die restliche Milch hinzugeben und alle Zutaten zuerst verrühren. Sobald der Teig zu schwer wird, auf der Arbeitsfläche weiter kneten.

Teig an einem warmen Ort gehen lassen, bis er fast doppelt so groß ist.

Jetzt den Teig kurz durchkneten und zu einem länglichen Brotlaib formen.

Die Teigoberfläche mehrmals schräg einschneiden.

Nochmal 30 Minuten gehen lassen.

Holzbackofen: einschießen bei 270 °C, 50–60 Minuten

Haushaltsherd: 175 °C Umluft, 55–60 Minuten

GUNDIS TIPP

Für diese Brote habe ich nur Grundzutaten verwendet. Sie können aber natürlich experimentieren: Geben Sie Kräuter, Gewürze, Nüsse oder Früchte dazu. Erlaubt ist, was schmeckt!

Knabbelstuten

Früher mussten bei uns zu Hause immer genügend Knabbeln im Schapp sein. Schapp, so nennt man in unserer plattdeutschen Sprache einen Schrank; und Knabbeln, die mochte der Opa so gerne. Ein Stuten ist ein meist längliches Weißbrot, das sowohl in einer Kastenform als auch ohne gebacken werden kann.

Große Kastenform

Das brauchen Sie

1 kg Mehl, Type 405

600 ml lauwarme Milch

1 Würfel Hefe

1 TL Zucker

20 g Salz

40 g flüssige Butter

Und so geht’s

Aus den angegebenen Zutaten einen Hefeteig, siehe Rezept „Hefeteig: Auf traditionelle Weise hergestellt“, herstellen.

Teig zu einem länglichen Brotlaib formen.

In eine gefettete Kastenform legen.

Oberfläche mehrmals mit einer Gabel einstechen.

Ca. 20–30 Minuten gehen lassen.

Holzbackofen: einschießen bei 270 °C, 50–60 Minuten

Haushaltsherd: 175 °C Umluft, 55–60 Minuten

GUNDIS TIPP

Gekneteten Brotteig können Sie entweder mit oder ohne Form im Ofen backen. Brote, die nicht geknetet werden und bei denen der Teig eine breiige Konsistenz hat, brauchen unbedingt eine Backform.

Knabbelstuten auseinanderbrechen können die beiden schon richtig gut.

Ein Plausch am Nachmittag macht mit Knabbeln und Milchkaffee doppelten Spaß.

Opas Knabbeln

Grundlage für die Knabbeln ist ein einfacher Stuten. Damit Sie aus dem Stuten Knabbeln machen können, brechen Sie ihn noch ofenwarm in grobe Stücke.

Auf einem Blech werden die Brotbrocken dann in die Nachwärme des Backofens geschoben. Hier sollen die Knabbeln nur trocknen und dabei kaum Farbe nehmen. Je nach Größe der abgebrochenen Brotstücke und der verbliebenen Restwärme im Ofeninneren variiert die Trockenzeit. Zum Verzehr werden die Knabbeln klein gebrochen und ordentlich mit Zucker bestreut.

Opa hat seine Knabbeln dann mit heißer Milch oder mit Milchkaffee, der zu gleichen Teilen aus Milch und Kaffee bestand, übergossen. So konnte er die Knabbeln mit einem Löffel essen. Manchmal hat er sie aber auch nur in den Milchkaffee eingetaucht, dann weichten sie nicht so stark durch. Egal wie: Wann immer er Lust darauf hatte, holte er die verbeulte Blechkanne mit dem Prüttkaffee vom Herd und machte sich seine Knabbeln fertig.

Apfelkuchen nach westfälischer Art: Appelkauken

26iger Springform

Das brauchen Sie …

… für den Teig

250 g Margarine

225 g Zucker

5 Eier

275 g Mehl, Type 405

2 TL Backpulver

1 kg säuerliche Äpfel

2 EL Aprikosenmarmelade

… für die Glasur

100 g Puderzucker

3 EL Zitronensaft

Und so geht’s

Fett schaumig rühren.

Langsam den Zucker hineinrieseln lassen.

Die Eier nacheinander dazugeben.

Backpulver mit dem Mehl mischen, sieben und löffelweise unterrühren.

Äpfel schälen, entkernen und achteln.

Den Boden der Springform fetten und die Hälfte des Teiges einfüllen.

Teig glattstreichen und die Äpfel in zwei Lagen darauf verteilen.

Den restlichen Teig über die Äpfel geben und ebenso glattstreichen, backen.

In der Zwischenzeit Marmelade erhitzen.

Den fertigen Kuchen sofort nach dem Backen damit bestreichen und auskühlen lassen.

Den gesiebten Puderzucker mit so viel Zitronensaft verrühren, dass eine streichfähige Masse entsteht.

Sollte der Saft nicht ausreichen, können Sie ihn mit einigen Tropfen Wasser verlängern.

Den Kuchen damit überziehen und trocknen lassen.

Holzbackofen: einschießen bei 220 °C, 40–50 Minuten

Haushaltsherd: 165 °C Umluft, ca. 60 Minuten

Knackig frische Äpfel für den Appelkauken.

Pfefferpotthast

Dieses schmackhafte Gericht aus alter Zeit verrät seine wesentlichen Merkmale bereits in seinem Namen. Pfeffer steht für eine ordentliche Schärfe, Pott deutet auf die Zubereitung in einem Topf hin und Hast ist gekochtes oder in alter Sprache gesottenes Fleisch. Viele lieben das Fleisch, wenn es wie Ragout zerkleinert ist.

So schmeckt der Sommer: Pfefferpotthast, über der Glut gegart.

Ergibt 5–6 Portionen

Das brauchen Sie

1 kg mageres Rindfleisch

1 TL Salz

600 g Zwiebeln

60 g Schmalz

½ TL Pfefferkörner

½ TL Kümmel

3 Nelken

1 Lorbeerblatt

1 l Fleischbrühe

1 unbehandelte Zitrone

100 g Semmelbrösel

1 Prise Zucker

Und so geht’s

Fleisch in mundgerechte Würfel schneiden.

Pfefferkörner im Mörser zerstoßen.

Zwiebeln schälen und in Scheiben schneiden.

Zitronenschale abreiben und Zitronensaft auspressen.

Schmalz in einer Kasserolle erhitzen.

Darin Fleischwürfel unter ständigem Wenden leicht anbraten.

Zwiebeln dazugeben und mit anrösten.

Wenn Sie die Glut des Ofens nutzen möchten, können Sie das Fleisch jetzt in einen großen Suppentopf umfüllen, den Sie über die Glut hängen. Diese Variante eignet sich hervorragend für größere Mengen.

Pfeffer, Kümmel, Nelken und Lorbeerblatt hinzugeben.

Fleischbrühe angießen, die Fleischwürfel sollten gut bedeckt sein.

90 Minuten über der Glut köcheln lassen, bis das Fleisch weich ist. Bei Bedarf noch Brühe nachgießen.

Semmelbrösel vorsichtig einrühren und einmal kurz aufkochen lassen.

Mit Zitronenschale, Zitronensaft und Zucker abschmecken.

Zu diesem Gericht schmeckt ein herzhaftes Brot sehr gut. Alternativ Salzkartoffeln mit eingelegten Gurken und Silberzwiebeln reichen.

Holzbackofen: die Glut aus dem Ofen nutzen und den Topf darüber hängen

Haushaltsherd: 90 Minuten bei kleiner Hitze köcheln lassen

GUNDIS TIPP

Ich stecke die Gewürze in eine Gewürzkugel und hänge sie mit in den Topf, dann muss ich die Stücke hinterher nicht einzeln wieder herausfischen.

Schmeckt immer lecker: Brot und Braten aus dem Ofen.

Aromatischer Kräuterbraten aus dem Ofen

Für 6 Personen

Das brauchen Sie

1,5 kg Schweinerollbraten

6 Rosmarinzweige

½ Bund Thymian

3 Knoblauchzehen

Salz und Pfeffer

Etwas Butterschmalz

Etwa je 400 ml Wein und Wasser

Und so geht’s

Knoblauchzehen schälen und fein hacken.

Kräuter nur waschen und trocken tupfen.

Fleisch mit Salz, Pfeffer und Knoblauch gut würzen.

Kräuter rundum hinter das Bratennetz schieben und so am Braten fixieren.

Etwas Butterschmalz in einer Kasserolle erhitzen.

Das Fleisch darin von allen Seiten gut anbraten und mit Wasser und Wein angießen, in den Ofen schieben.

Während der Bratzeit den Braten hin und wieder mit Flüssigkeit übergießen und einige Male wenden.

Für eine Soße den Bratensud nach Ende der Bratzeit durch ein feines Sieb schütten und die Flüssigkeit auffangen.

Reicht die Menge nicht aus, mit Wasser und Wein zu gleichen Teilen nach Bedarf auffüllen.

Flüssigkeit einmal gut durchkochen lassen, mit Mehlbutter, siehe Rezept „Irenes Nummer Eins: Sauerbraten“, leicht andicken, abschmecken und falls nötig nochmal nachwürzen.

Holzbackofen: einschießen bei 270 °C, etwa 90–100 Minuten

Haushaltsherd: 185 °C Umluft, etwa 90–110 Minuten

Ein Backhaus wiederbeleben

Hallo! Wach auf, kleines Backhaus! Du wirst wieder gebraucht. So sollte es immer öfter heißen! In die Jahre gekommene Backhäuser verdienen nämlich eine zweite Chance. Es lohnt sich, Zeit und Mühe zu investieren. Sie werden Ihre Freude daran haben.

Backen Sie gern? Auch in Gesellschaft? Oder träumen Sie sogar vom eigenen Backhaus? Wenn ein Wunsch in den Träumen langsam Gestalt annimmt, kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem er Sie nicht mehr loslässt. Ihre Gedanken kreisen nur noch um dieses eine Thema.

Hier in diesem Buch hat der Wunsch einen Namen: er heißt Backhäuschen. Doch jeder, der ihn hegt, muss sich dann dieser Frage stellen: „Aktiviere ich ein altes Objekt oder baue ich neu?“

Um Ihnen diese Entscheidung zu erleichtern, erzählen wir Ihnen, wie es bei anderen Backhäusern gelaufen ist. Dazu haben wir einige Backhäuser besucht. Und wir haben uns die Geschichten erzählen lassen, wie die Backhausbetreiber ihren Traum vom Backhäuschen verwirklichen konnten.

Jedes dieser in die Jahre gekommenen Backhäuschen hatte seine eigene Vergangenheit, seine eigene Geschichte und hat jetzt auch seine eigene Zukunft. Oft war das „Projekt Wiederbelebung“ mit einer Menge Arbeit und handwerklichem Geschick verbunden.

Wenn auch Sie ein solches Projekt anpacken wollen, sind Familie, Freunde und Helfer wichtig. Je mehr Hände tatkräftig mithelfen, desto leichter wird es. Auch Vereine machen sich manchmal daran, ein Backhaus mit neuem Leben zu erfüllen. Das hat durchaus Vorteile: So vielzählig die Mitglieder eines Vereins sind, so vielfältig sind auch die kostbaren Fähigkeiten der einzelnen Personen. Ungeahnte Talente aus den eigenen Reihen müssen nur aktiviert werden. Heimatvereine oder Museen erhalten auf diese Weise Traditionen lebendig.

Frischgebackene Braut aus dem Backhaus

An vielen alten Backhäusern hat im Laufe ihres Daseins der Zahn der Zeit genagt. Sie sind vom Verfall bedroht. Manchmal sind sie auch gar nicht mehr oder nur noch teilweise zu retten. So ist es auch zu erklären, dass in einigen dieser Backhäuschen nur noch die Hülle vorhanden ist und der Ofen komplett fehlt. Dennoch handelt es sich bei diesen Gebäuden nicht selten um architektonische Kleinode. Alle sind sie erhaltenswert und bezaubern mit ihrem Charme. Einige stehen sogar unter Denkmalschutz.

So bleiben die Gebäude stehen, aber ihr Verwendungszweck ändert sich: Wo Brot gebacken wurde, finden heute kulturelle Veranstaltungen oder Vereinstreffen statt. In das ein oder andere Backhäuschen ist sogar eine Kneipe eingezogen. Ja, selbst Eheschließungen sind möglich. Manchmal fragen wir uns, was so ein altehrwürdiges Gemäuer wohl schon alles erlebt hat? Was es erzählen würde, wenn es könnte? Ob es wohl staunt, wenn plötzlich Braut und Bräutigam aufziehen? Ob es wohl anfängt zu träumen, wenn in seinen vier Wänden der oft lang ersehnte Satz: „Sie dürfen die Braut jetzt küssen“ zu hören ist? Wir werden es wohl nie erfahren. Aber eins ist sicher: Dank der kreativen Ideen ihrer Betreiber sind diese Backhäuser mit neuem Leben erfüllt und bilden wieder einen kommunikativen Treffpunkt in der Dorfgemeinschaft.

Ottmarsbocholt

Aus Alt mach Neu – das Ottmarsbocholter „Backhues“.

Ein „Backhues“ für Ottmarsbocholt. Bei unserem Besuch fiel uns gleich die Inschrift auf dem hölzernen Schild oberhalb der Tür auf. Von Brezeln eingerahmt prangt dort der Schriftzug „Backhues“. Es ist die plattdeutsche Bezeichnung für Backhaus.

Uns war sofort klar: Hier werden alte Sprache und Handwerk gepflegt. Die Leute vom Heimatverein Ottmarsbocholt in Westfalen erzählten gerne, wie es zu dem „Backhues“ kam: Es war die Erinnerung an vergangene Zeiten, die sie dazu brachte, ein Backhäuschen mit Leben zu erfüllen. Und warum? Die Familien erinnerten sich an die „gute alte Zeit“, die in Ottmarsbocholt in Sachen Backhäuschen noch in die fünfziger, sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts reichte. Diese Tradition wollte der Verein erhalten und an die nächste Generation weitergeben. Aber wie sollte das gehen?