High Noon in Valognes - Tom Zola - E-Book

High Noon in Valognes E-Book

Tom Zola

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Beschreibung

Western trifft Weltkrieg in diesem bleihaltigen Abenteuer in Romanheft-Länge! Folgen Sie Riedel, einem Angehörigen der Spezialeinheit „Brandenburg“, der in die Normandie geschickt wird, um unter Halunken und Saboteuren aufzuräumen.

1943 im besetzen Frankreich: Um einer Gruppe von Saboteuren der Résistance das Handwerk zu legen, entsendet die Wehrmacht ihren besten Mann in die Normandie: Der „Brandenburger“ Riedel ist mit allen Wassern gewaschen und fürchtet weder Tod noch Teufel.

Kaum in Valognes angekommen, lässt er die Fäuste fliegen und seine Mauser sprechen. Ganz nebenbei bandelt er mit der schönen Bardame Bianca an. Als jedoch Biancas Bruder Pierre zwischen die Fronten gerät, sieht Riedel rot. Ab jetzt ist die Sache zwischen ihm und den Saboteuren persönlich … und Riedel wird erst ruhen, wenn er sie alle dingfest gemacht hat!

Freuen Sie sich auf einen einzigartigen Lesegenuss: In den staubigen Straßen des sommerlichen Valognes treffen deutsche Landser auf französische Revolverhelden. In bester Western-Manier lässt Action-Spezialist Tom Zola echte Männer und verführerische Damen auftreten. Bald schon fliegen die blauen Bohnen, und für Riedel geht es im fulminanten Showdown um alles.

Genießen Sie jetzt den ersten „Landser-Western“, der ein ganz neues Genre begründet.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Klappentext: Der deutsche UN-Soldat Rick Marten kämpft in dieser rasant geschriebenen Fortsetzung zu H.G. Wells »Krieg der Welten« an vorderster Front gegen die Marsianer, als diese rund 120 Jahre nach ihrer gescheiterten Invasion erneut nach der Erde greifen.

Deutsche Panzertechnik trifft marsianischen Zorn in diesem fulminanten Action-Spektakel!

 

Band 1 der Trilogie wurde im Jahr 2017 von André Skora aus mehr als 200 Titeln für die Midlist des Skoutz Awards im Bereich Science-Fiction ausgewählt und schließlich von den Lesern unter die letzten 3 Bücher auf die Shortlist gewählt.

 

»Die Miliz-Szenen lassen einen den Wüstensand zwischen den Zähnen und die Sonne auf der Stirn spüren, wobei der Waffengeruch nicht zu kurz kommt.«

André Skora über Band 1 der Weltenkrieg Saga.

 

 

 

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High Noon in Valognes

 

Es herrscht strahlender Sonnenschein in der Normandie. Der Frühsommer entfaltet sich in all seiner Pracht und taucht das Land in ein neues Farbenkleid. Das Singen der Vogelwelt und das Sirren der Zikaden wird nur vom Knattern eines Zweizylinder-Viertaktmotors begleitet. Ein Mann braust auf seinem BMW-Krad gen Nordwesten. Sein weißer Schal flattert im Fahrtwind.

Kurz darauf erreicht er seinen Bestimmungsort: ein winziges Kuhkaff südlich von Valognes, mehr eine Ansammlung von Scheunen als ein richtiges Dorf.

Die Fahne des Deutschen Reiches weht neben einer abgebrannten Kate. Der Neuankömmling steuert sein Krad zielstrebig auf den Flaggenmast zu und hält daneben. Er steigt ab und wischt sich mit der Rechten durch seinen Vollbart, der ihn trotz Uniform und Stahlhelm wenig soldatisch erscheinen lässt. Ihm ist das gleich.

Er legt eine Hand auf den Stahlrohrrahmen des Krads und klopft es ab, wie andere ein Pferd nach einem Ausritt anerkennend abklopfen würden. An seinem Koppel baumelt seine Mauser C96 im Holster.

»Braves Motorpferd«, wispert er, kaum hörbar.

Da stolpert auch schon ein blutjunger Oberschütze mit reichlich Sommersprossen im Gesicht aus einer Scheune, sieht den Neuankömmling und eilt auf ihn zu. Dann bleibt er ruckartig stehen, als er die Schulterklappen des Mannes registriert. Der Jungspund strafft seinen Leib derart raketenhaft, dass ihm beinahe der Stahlhelm vom Kopf fliegt. Sofort schnellt die rechte Hand zum Gruß an die Schläfe.

»Herr …«, beginnt er und wird gleich abgewürgt.

»Den Dienstgrad kannst’e dir in die Haare schmieren, Junge. – Ich bin der Riedel. Einfach Riedel. – Sag mal, wo steckt dein Chef, der Meier?«

»Sie meinen Hauptmann Meier?«

»Jawohl ja, der Meier.«

Der Oberschütze steht da wie bestellt und nicht abgeholt.

»Na, Bursche, wenn du noch länger mit offenem Mund herumstehst, fliegt dir noch eine gebratene Taube hinein. Also … der Meier?«

Der Oberschütze mustert Riedel. Der Mann von der Spezialeinheit Brandenburg ist ein wahrer Hüne, stämmig wie eine Eiche, mit Händen groß wie Bratpfannen.

Den möchte ich in einer Kneipenschlägerei erleben, denkt sich der Oberschütze und stellt sich bildhaft vor, wie Riedel einer Planierraupe gleich durch Reihen von betrunkenen Schlägern pflügt.

»Junge?« Riedels trübe Augen fixieren den Oberschützen. Er steckt sich eine Zigarre zwischen die Lippen – eine kubanische – und zündet sie mit einem Sturmfeuerzeug an. Gott allein weiß, woher Riedel die Glimmstängel hat.

»Äh … Meier … ich meine, der Herr Hauptmann erwartet Sie in seinem Gefechtsstand.«

»Erste Sahne.« Riedel pustet blauen Rauch in die Luft, lässt den Oberschützen links liegen und begibt sich in die Scheune, in der sich der Hauptmann offenbar häuslich eingerichtet hat. Neben Kartenständern, Munitionskisten und Funkausrüstung befinden sich ein paar edle Sessel und eine Sofagarnitur im Stroh. Ein untersetzter Kerl mit einer winzigen Brille auf der Nase kommt Riedel entgegen.

»Ah ja, Sie müssen der Spezialist sein, der mir angekündigt wurde.«

»Ich bin der Riedel«, erwidert er paffend und scheint sein Gegenüber zu irritieren. Der Hauptmann mustert Riedel ausgiebig und dabei bleibt sein Blick recht lange an dem schneeweißen Schal und dem Vollbart heften. Er scheint mit sich zu ringen, ob er diese Verstöße gegen die Kleiderordnung der Wehrmacht ansprechen soll, entschließt sich dann jedoch dagegen. Zumindest für den Vollbart besitzt Riedel eine offizielle Genehmigung, denn dieser verdeckt seine vernarbte linke Wange – eine alte Kriegswunde aus den frühen Feldzügen. Und der Schal? Soll mal jemand versuchen, ihn darauf anzusprechen …

»Gut … gut«, sagt der Offizier und schafft es, seine anfängliche Irritierung abzuschütteln. »Setzen Sie sich.«

Das ist selbst für den mit allen Wassern gewaschenen Riedel eine Premiere. Er saß noch nie auf einem sauteuren belgischen Sofa in einer Scheune, in der bis vor Kurzem noch Schweine gehaust haben mussten. Der Geruch legt diesen Schluss jedenfalls nahe.

Der Hauptmann scheint zu überlegen, ob er Riedel etwas anbieten soll. Dieser kommt aber lieber gleich zur Sache: »Sie haben ein Bandenproblem?«

»Ja, das ist wohl leider so. Seit einiger Zeit schon schneiden ein paar Möchtegern-Helden von der Résistance des nachts Verbindungskabel überall im Raum Valognes durch. Ich werde noch ganz wahnsinnig, weil ständig irgendwelche Leitungen tot sind. Wir können die Kabel gar nicht so schnell reparieren, wie diese Vögel sie beschädigen.«

Riedel stößt einen zustimmenden Laut aus.

»Aber wir kriegen sie einfach nicht zu fassen. Ich habe schon die Streifen und Wachposten verdoppeln lassen, aber bisher ist es Essig mit Fahndungserfolgen.«

»Wo haben die Jungs von der anderen Feldpostnummer zugeschlagen?«, fragt Riedel und drückt den Stummel seiner Zigarre im Aschenbecher aus. Der Hauptmann breitet eine Karte auf dem Tisch aus und zeigt ihm die Stellen rund um Valognes: »Hier, hier, hier und hier. Aber auch hier und hier.«

Riedel erkennt sofort ein Muster.

»Gut, ich kümmere mich darum.«

Der Hauptmann starrt ihn verdutzt an und braucht einen Moment, um seine Stimme wiederzufinden: »Brauchen Sie sonst … keine … Informationen?«

»Wie gesagt. Ich kümmere mich darum.«

»Wenn Sie Unterstützung brauchen …«

Riedel winkt ab. Meier schnauft

»Nun gut, das kommt mir eigentlich sogar ganz gelegen, wenn Sie erst mal allein zurechtkommen. Mir ist nämlich jüngst auch noch eine 20 Millimeter-Flak abhandengekommen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Da brauche ich jeden Mann, um die umliegenden Dörfer nach den Halunken zu durchkämmen. Sie sehen, hier in Frankreich findet man keine Ruhe. – Wie dem auch sei. Der Oberschütze Weber zeigt Ihnen Ihren Schlafplatz.«

Jetzt grinst Riedel. »Du, wenn ich in einer Scheune im Stroh hätte schlafen wollen, wäre ich Stoppelhopser geworden. Ich habe ein Zimmer in Valognes.« Er fasst sich an den Stahlhelm und deutet einen Gruß an. »Man sieht sich.«

Und damit ist Riedel schon wieder verschwunden und lässt einen völlig verdatterten Hauptmann zurück.

 

*

 

Es dunkelt bereits, als Riedel seine Unterkunft erreicht: das Le Poney Cabré, eine illustre Gaststätte im Zentrum von Valognes. Flotte Klaviermusik dringt durch die geschlossene Tür nach draußen, begleitet vom Gelächter der Gäste. Es ist ordentlich was los unten in der Wirtschaft. Vor der Tür parken zwei schweineteure Mercedes-Benz, die auf ein ganz bestimmtes Publikum schließen lassen. Riedel stellt sein Krad ab, wirft einen Blick auf den glänzenden Chrome der Fahrzeuge und lässt einen Seufzer entweichen. Dann nimmt er seine Tasche, marschiert auf die Eingangstür zu und öffnet diese. Er taucht umgehend in eine Welt aus Lärm, Zigarettenqualm, Parfümduft und Rasierwassergestank ein. Leicht bekleidete Kellnerinnen lavieren Wein und Spritzgebäck zwischen den Tischen hin und her. Ein bulliger Barkeeper steht hinter dem Tresen und faltet eine Bardame für irgendeinen Fehler zusammen. Gäste lachen schallend auf, an einem anderen Tisch wird verbissen Poker gespielt. Die zahlreichen Spielchips deuten an, dass die Männer, die schlichte Arbeitsanzüge tragen, ihren halben Lohn verzocken. An einem Tisch sitzen zwei Landser der Wehrmacht und blättern gelangweilt in der Speisekarte.

»Riedel!«, vernimmt er eine Fistelstimme, die ihm wohl bekannt ist – und auf deren Besitzer er gerne verzichtet hätte. Er dreht sich nach rechts um, wo unter zwei Hirschgeweihen und einem Gemälde von Edgar Degas mehrere SS-Offiziere eine Sitzecke für sich beansprucht haben. Breitbeinig sitzen die Männer da, als gehöre ihnen allein die Welt.

Vier leere Flaschen auf dem Tisch, vier leere Flaschen auf den Stühlen, denkt sich Riedel. Ein Grinsen zuckt über seine Mundwinkel, dann erhebt sich auch schon derjenige, dem die Fistelstimme gehört: Sturmbannführer Graf – die Welt ist klein!

»Riedel.« Dem Brandenburger schlägt nicht nur dieses Wort entgegen, sondern auch eine alkoholgeschwängerte Fahne. Sein Gegenüber ist etwas kleiner als Riedel, und schlanker, fast dürr. Das blonde Haar ist an den Seiten kurzgeschoren, doch oben lang und aalglatt nach hinten gekämmt. Geleckt, hätte Riedel beinahe gesagt.

»Was machen Sie denn hier?«, lallt der SSler. »Ist es Ihnen in Afrika zu langweilig geworden?« Er legt Riedel eine Hand auf die Schulter, die dieser sogleich unsanft entfernt.

»Ich bin nur auf der Durchreise, Graf.«

Die SS-Offiziere quittieren diese Aussage mit irritierten Blicken, und in Grafs Augen zieht etwas Raubtierartiges ein. Mit bedrohlichem Blick fokussiert er Riedel. Der lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.

»Es heißt immer noch Sturmbannführer Graf, Herr …«

Riedel winkt ab. »Lass mal. Dienstgrade sind was für Speichellecker. Das ist wie mit dem König, weißt du?«

Graf blickt ihn völlig verdattert an.

»Der König?«

»Der Mann, der von sich sagen muss, er sei König … na ja. Wie gesagt, ich habe Feierabend.«

Und mit diesen Worten lässt Riedel den SS-Sturmbannführer links beziehungsweise rechts liegen und bahnt sich einen Weg durch den mit reichlich Angetrunkenen gefüllten Raum zu einem Tisch auf der gegenüberliegenden Seite, der nur mit einem einzigen Stuhl aufwartet. Dort lässt er sich nieder. Tasche und Stahlhelm schiebt er unter den Tisch.

Graf spürt die Blicke der anderen SS-Offiziere auf sich. Er wirbelt herum, setzt ein künstliches Lachen auf und verkündet: »Der Riedel und ich … wir sind alte … alte … nun ja …« Er beeilt sich, Platz zu nehmen und seinen Mund mit Wein zu beschäftigen.

Eine Kellnerin erscheint an Riedels Tisch. Sie ist nicht ganz so blutjung wie die anderen Mädels, die in dieser Wirtschaft die Gäste umsorgen. In ihren butterweichen Gesichtszügen liegt eine Spur von Strenge. Ihre pralle Weiblichkeit sorgt dafür, dass sich ihre Schürze wölbt. Riedel mustert sie. Sie zwinkert ihm zu und zeigt – nur für den Bruchteil eines Augenblicks – ein Lächeln zum Dahinschmelzen.

»Was darf ich Ihnen bringen?«, fragt sie in stark akzentuiertem Deutsch.

»Wie heißen Sie, meine Dame?«, gibt Riedel in tadellosem Französisch zurück.

»Mademoiselle Bianca Marcotte.«

»Bianca … ein bezaubernder Name.« Ihre Blicke treffen sich und für einen Augenblick scheint es, als würde die Luft knistern. »Liebe Bianca, mein Stab hat ein Zimmer für mich arrangiert.« Er reicht ihr einen Zettel, den sie kurz studiert.

»Oui.« Sie nickt. »Darf es etwas zu trinken für Sie sein?«

»Whiskey.«

»Ein Glas?«

Riedel grinst. »Bringen Sie gleich die Flasche. Es könnten auch zwei oder drei werden …«

Bianca verschwindet und taucht kurz darauf mit dem Whiskey wieder auf. Die SS-Offiziere grölen derweil derart laut, dass sie teilweise den Pianisten am Klavier übertönen. Offenbar teilt einer von ihnen dreckige Witze mit seinen Kameraden. Die beiden Wehrmachtssoldaten zahlen und empfehlen sich – nicht ohne am Ausgang von den reichlich angetrunkenen SSlern aufgehalten zu werden. Diese lassen die beiden armen Männer zunächst unter Gelächter strammstehen. Dann beginnt einer der Offiziere hämisch zu grinsen und steckt seinen angeleckten Zeigefinger in ein halbgeleertes Bierglas.

»Hier – damit ihr mal was von unseren feinen SS-Genen abkriegt«, lallt er und hält einem der Landser das Glas zum Austrinken hin. Dieser zögert, da wird Graf laut, faselt etwas von Befehlsverweigerung und droht mit Konsequenzen. Mit einem Blick, der mehr sagt als tausend Worte, leert der Landser das Glas. Dann dürfen sie gehen.

Riedel zupft kopfschüttelnd sein zerschlissenes Kartendeck aus der Hosentasche, mischt es durch und legt es für eine Runde Solitaire aus. Dabei lässt er sich den Whiskey schmecken. Seine Gedanken kreisen um die Informationen, die Meier ihm gegeben hat. Und ihm kommt wieder das Muster in den Sinn. Die meisten seiner Landsleute tun die Résistance als einen Haufen von Taugenichtsen ab, die nicht zu koordinierten Aktionen in der Lage sind. Riedel aber weiß es besser. Valognes ist der Knotenpunkt, der die Hafenstadt Cherbourg mit der östlichen Normandie verbindet. Jeder Sabotageakt hat offenkundig gezielt Verbindungen zwischen Valognes und den im Umkreis stationierten Einheiten gekappt.

»Die Kerle testen unsere Reaktion«, murmelt er vor sich hin, während er die erste Runde Solitaire zu verlieren droht. Er gönnt sich noch einen Whiskey und ruft in seinem Geist die Lagekarte der Normandie auf, die er sich als Vorbereitung auf diese Mission eingeprägt hat. Alle bis auf drei Verbindungen sind in der letzten Zeit exakt einmal sabotiert worden …

Ein lauter Ausruf von der anderen Seite des Raumes reißt Riedel aus seinen Gedanken. Er blickt auf und muss beobachten, wie Bianca dem SS-Mann Graf eine scheuert und anschließend die Hände in die Hüften stemmt.

»Fass mich ja nicht nochmal an!«, brüllt sie.

»Na, keine Bange, ich mag es, wenn die Weiber sich wehren«, sagt Graf, fasst Bianca an den Hintern und zieht sie zu sich heran. Bianca quietscht, die anderen Offiziere jaulen wie die Brüllaffen und klopfen anerkennend auf die Tischplatte.

Bianca holt erneut aus, doch dieses Mal ist Graf schneller. Er greift ihre Hand und drückt zu, so dass sie vor Schmerz aufschreit. Dann presst er seine Lippen auf die ihren.

»Na, hab‘ dich nicht so, Kleine«, sagt er geifernd, während sie sich vergeblich wehrt. »Kannst froh sein, dass sich ein deutscher Offizier für dich begeistert!«

Sie hält kurz inne. Ihre nussbraunen Augen suchen ihn zu durchbohren. Dann spuckt sie ihm ins Gesicht.

»Na, hör mal!«, brüllt Graf wie ein verwundeter Tiger und ohrfeigt sie so heftig, dass sie gegen einen Tisch geschleudert wird. »Dir werde ich helfen! Euch Franzacken muss ich wohl mal klarmachen, wer der Herr im Hause ist.«

Graf stürzt auf Bianca zu, die sich halb aufgerichtet hat, und holt mit der Faust aus. Die Wut steht ihm ins puterrote Gesicht geschrieben. Die Faust fährt auf die Kellnerin nieder, die schon zusammenzuckt. Doch nichts geschieht. Riedel hat Graf am Arm gepackt. Seine Finger erweisen sich als so kräftig wie der Griff einer Anakonda. Graf stöhnt auf. Riedel schaut dem Sturmbahnführer tief in die Augen.

»Es reicht, man!«

Doch Graf reicht es nicht. Er holt mit der freien Hand aus, zielt auf Riedels Nase. Der hebt blitzschnell die andere Hand, in der er seinen Stahlhelm hält. Es scheppert fürchterlich, als Grafs Faust mit voller Wucht gegen den Stahl hämmert und hörbar zwei Fingerknochen brechen. Graf jault vor Schmerz auf und zuckt zurück.

»Du verfluchter Hund!«, stöhnt er. Die anderen SS-Offiziere springen auf und müssen erkennen, dass jeder von ihnen einen Kopf kleiner ist als Riedel.

»Schnappt euch den Casanova und seht zu, dass ihr Land gewinnt!«, knurrt Riedel in einem wuchtvollen Befehlston, der die SS-Männer offenkundig zu ihrem ersten Tag auf dem Kasernenhof zurückversetzt. Sie haken den unflätig fluchenden Graf unter und sind schon verschwunden.

Riedel wendet sich Bianca zu und hilft ihr auf.

»Es tut mir leid, Mademoiselle.«

Sie erscheint zunächst zerknirscht, setzt dann aber ein Lächeln auf.

»Ich habe zu danken!«

Riedel blickt auf die Uhr an der Wand.

»Es ist spät … und morgen wird ein langer Tag.« Er begibt sich zurück an seinen Tisch und packt sein Kartenspiel ein. »Wo finde ich mein Zimmer?«

Bianca, die ihm zu seinem Tisch gefolgt ist, zeigt ihre perlweißen Zähne.

»Das Haus ist sehr verwinkelt, da ist schon so mancher verlorengegangen. Ich zeige es Ihnen am besten.«

Riedel deutet mit einer Geste an, dass sie vorgehen soll. Sie führt ihn zu einer Treppe im hinteren Teil der Wirtschaft. Oben angekommen, finden sie sich in einem Flur mit exakt drei Türen wieder, die zu den einzigen drei Gästezimmern führen. Riedel hat das Zimmer mit der Nummer 1. Er hebt eine Augenbraue. Der Flur ist sehr eng, und so muss sich Bianca an ihn schmiegen, um die Tür zu öffnen. Ihr Parfüm steigt ihm in die Nase. Als das Schloss klackt, dreht sie sich wieder zu ihm um. Nur eine Daumenlänge trennt ihre Lippen noch voneinander. Er verliert sich in ihren nussbraunen Augen, die ihm eine offensichtliche Einladung schicken. Dann berühren sich ihre Nasenspitzen und sie presst ihre heißen Lippen auf die seinen. In dem Kuss entlädt sich die ganze Leidenschaft der beiden. Erst nach einer Minute löst sie sich aus seinen Armen.

»Meine Schicht läuft noch«, sagt sie betrübt, dann setzt sie wieder ihr astreines Lächeln auf. »Aber ich weiß ja, wo ich Sie finde.«

Sie dreht sich um und als sie zur Treppe stolziert, lässt sie ihren Hintern hin und her schwingen. Riedel grient und tritt dann in die Stube.

 

*

 

Die ersten Sonnenstrahlen, die durch das Fenster in den Raum fallen, wecken Riedel. Er schält sich aus dem Bett, kleidet sich rasch an und achtet darauf, leise zu sein, um Bianca nicht zu wecken. Minuten später schleicht er aus der Stube. Sein Frühstück besteht aus einer Zigarre und einer Scheibe Kommissbrot aus seiner Tasche, dann sitzt er auch schon auf seinem »Motorpferd« und rast zu seinem Ziel westlich der Stadt. Es gibt nur noch drei Kabelverbindungen, die die Résistance bisher nicht attackiert hat. Es ist unmöglich zu sagen, welche von ihnen sich die Kerle als Nächstes vorknöpfen werden, und so rät Riedel schlicht. Kaum ist er aus der Stadt, hat er das Verbindungskabel gefunden, das, eingeflochten in die zivile Stromtrasse, von Mast zu Mast verläuft. Riedel folgt den Masten gen Westen. Nach rund vier Kilometer Strecke stellt er fest, dass er zu spät kommt. Auf der Höhe eines Mastes ist das Kabel fein säuberlich durchtrennt worden. Riedel hält an, steigt ab und tätschelt den Alurohrrahmen seines Krads, dann begutachtet er die Sauerei aus der Nähe. Er steht nun unter dem Mast und kann gut erkennen, dass hier jemand mit einem Drahtschneider am Werk gewesen ist.

»Halt!«, tönt es plötzlich in seinem Rücken. »Sie da! Stehenbleiben oder wir schießen!« Der Ruf wird umgehend auf Französisch wiederholt. Riedel fährt herum und sieht mehrere Soldaten unter dem Kommando eines Oberfeldwebels auf sich zukommen.

Er greift sich in die Tasche, um sein Soldbuch hervorzuholen und in die Höhe zu halten – ein Fehler! Die Kameraden müssen auf die Entfernung die Bewegung als Griff an eine Waffe fehlinterpretiert haben. Schon peitschen zwei Karabinerschüsse über das trockene Land, das sich unter der aufsteigenden Sonne in rasendem Tempo erwärmt. Kleine Staubwölkchen platzen aus der Straße. Riedel flucht – und wirft sich bäuchlings hin.

»Feuer einstellen! – Verflucht, wer schießt denn da?«

Riedel hebt vorsichtig den Kopf und sieht, wie der Oberfeldwebel seine Männer zurechtweist. Die Sonne brennt ihm auf den Pelz, der Schweiß steht ihm auf der Stirn.

»Stehen Sie auf!«, sagt der Oberfeldwebel, an Riedel gewandt. Riedel folgt nur zu gerne dieser Aufforderung. Er erhebt sich und klopft sich den Staub von der Hose. Derweil kommen die Kameraden näher und erkennen jetzt wohl seine Uniform. Sofort entspannen sich die Männer.

Der Oberfeldwebel trifft Riedel unter dem sabotierten Mast und stellt sich als Harry Kornfelder vor.

»Ich gehöre zum Stab der Dritten in Brix«, erklärt er. »Heute früh ist dem Alten nach dem Frühstück aufgefallen, dass sein Telefon tot ist. Da wir die Nummer schon gewohnt sind, hat er mich gleich losgeschickt, um die Leitungen zu überprüfen.«

Riedel deutet mit einem Kopfnicken in Richtung des durchgeschnittenen Kabels.

»Mist, verdammter.« Kornfelder kratzt sich am Kopf. »Schon wieder. Und die Pioniere werden sich mit dem Reparieren wieder drei Tage Zeit lassen. Das wird die Laune des Alten nicht gerade heben.«

»Keine Bange, ich schnappe die Brüder schon.«

»Dein Wort in Gottes Gehörgang.« Kaum ist die letzte Silbe ausgesprochen, ertönt der Ruf eines Mannes aus Kornfelders Trupp: »Hey – du da!«

Er zeigt auf einen Busch, in dem nun ein Ast knackt. Riedel und Kornfelder fahren herum. Da hockt doch tatsächlich ein junger Kerl im Arbeitsoverall und mit Umhängetasche in einem Busch keine 30 Meter entfernt. In dem ganzen Tohuwabohu nahm Riedel bisher gar keine Notiz von ihm. Aus schreckgeweiteten Augen starrt der Mann die Deutschen an, dann wirbelt er herum und nimmt Reißaus.

»Halt!«, brüllt der Landser und legt den Karabiner zum Schießen an, doch Kornfelder greift ihm sogleich in die Waffe.

»Nicht schießen! Ich will ihn lebend.«

Riedel sitzt da bereits auf seinem Krad, der Zweizylindermotor kommt auf Touren. Die Räder wirbeln reichlich Staub auf, dann fliegt das Krad bereits über die Straße, dem Fremden hinterher. Dieser bemerkt seinen Verfolger, schlägt einen Haken und läuft nun über das Feld querab der Straße. Wenn er glaubt, seinen Verfolger auf diese Weise loszuwerden, hat er die Rechnung ohne den Riedel gemacht. Rücksichtslos reißt er den Lenker herum und hält auf das Feld zu. Kurz verlieren beiden Rädern gleichzeitig die Fühlung zum Untergrund, als Riedel über eine Bodenwelle neben der Straße aufs Feld übersetzt, dann landet er hart und hinterlässt eine monströse Staubwolke, in der sowohl der Flüchtige als auch er verschwinden. Zurück bleiben Kornfelder und seine Männer, die nun verdutzt auf die staubige Wand blicken, hinter der sich das Spektakel abspielt. Riedels Krad röhrt, der Fremde kreischt, dann folgt ein Knall, ein Stöhnen, darauf Ruhe. Eine Minute vergeht, ohne dass etwas geschieht. Die Landser blicken fragend zu ihrem Oberfeldwebel. Der will gerade einen Befehl erteilen, da spuckt die Staubwolke den Riedel wieder aus. Er schiebt sein Motorpferd, auf dessen Rücken, gefesselt wie ein Bandit, der Flüchtige sitzt. Auf dessen Stirn prangt nun eine Schürfwunde.

»Hab‘ ihn eingefangen«, sagt Riedel wie beiläufig, als er Kornfelder erreicht hat. Der mustert den zum Paket verschnürten und stöhnenden Mann.

»Ich habe nichts verbrochen!«, versetzt dieser nun auf Französisch.

»Warum bist du dann weggerannt?«, will Kornfelder wissen.

»Weil ihr mir eh nicht glaubt. Ich bin einfach zur falschen Zeit am falschen Ort!«

»Ach ja?«

»Als ich bemerkt habe, dass euer Kabel durchgeschnitten ist, kam schon dieser Irre auf seinem Motorrad angebraust.« Der Mann hebt nun, gegen den Strick ankämpfend, den Kopf und schaut Riedel und Kornfelder direkt an. »Ich weiß doch, dass ihr den Erstbesten nehmt und ihn abknallt!«

»Nun mal langsam«, beschwichtigt Riedel. »Du sagst, du hast nichts damit zu tun?«

»Ich bin unschuldig!«

»Das sagen sie alle«, sagt Kornfelder und grinst.

Riedel bleibt skeptisch. »Manchmal stimmt es aber auch«, meint er dann. »Wir haben schließlich nicht 45 Millionen Widerstandskämpfer in diesem Land.«

Kornfelder neigt den Kopf auf die Seite und denkt nach. Riedel knöpft sich derweil die Umhängetasche des Mannes vor.

»Und?«, fragt Kornfelder.

»Einen Seitenschneider hat er jedenfalls nicht bei sich.«

»Vielleicht hat er ihn fortgeworfen.«

»Ich habe nicht gesehen, dass er etwas weggeworfen hätte.«

Kornfelder weist zwei Mann an, im Busch nachzusehen, in dem sie ihn entdeckten. Doch auch dort finden sie nichts, womit man ein dickes Wehrmachtskabel durchtrennen könnte.

»Ich nehme ihn mit nach Valognes und sehe, was er mir verraten will«, verkündet Riedel schließlich.

»Dann begleite ich Sie.

---ENDE DER LESEPROBE---