Himmel der Zauber (Der Ring der Zauberei — Band 9) - Morgan Rice - E-Book

Himmel der Zauber (Der Ring der Zauberei — Band 9) E-Book

Morgan Rice

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Beschreibung

In HIMMEL DER ZAUBER (Band #9 im Ring der Zauberei) findet Thorgrin endlich zu sich selbst zurück und muss sich ein für alle Mal seinem Vater stellen. Ein epischer Kampf entbrennt, als sich zwei Titanen gegenüberstehen und Rafi nutzt seine Kräfte um die Armee der Untoten zur Hilfe zu rufen. Nachdem das Schwert des Schicksals zerstört wurde und das Schicksal des Rings auf dem Spiel steht, müssen Argon und Alistair all ihre magischen Kräfte heraufbeschwören, um Gwendolyns mutigen Kriegern zu helfen. Doch selbst mit ihrer Hilfe wäre beinahe alles verloren, wenn nicht etwas Unerwartetes geschehen würde.Luanda kämpft gegen ihren Entführer Romulus die Oberhand zu gewinnen, als das Schicksal des Rings auf dem Spiel steht. Währenddessen kämpft Reece damit, mit Seleses Hilfe die Männer wieder aus dem Canyon herauszuführen, und ihre Liebe wird stärker. Gwendolyn bekommt die Gelegenheit, persönliche Rache an McCloud zu nehmen; Es gibt einen guten Grund zu feiern, als der Ring seine Rache am Empire nimmt. Und als die neue Königen des Rings, verwendet Gwen ihre Macht dazu, die MacGils und die McClouds zum ersten Mal in der Geschichte zu vereinen um die gewaltige Aufgabe in angriff zu nehmen das Land, die Armee, die Silver, die Legion und King's Court wieder aufzubauen. Gwen wird versuchen, die Stadt ihres Vaters noch glorreicher zu gestalten, als er es sich je erträumt hatte, und währenddessen wird sie Gerechtigkeit suchen und ihren Bruder Gareth zur Rechenschaft ziehen.

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Seitenzahl: 349

Veröffentlichungsjahr: 2014

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H I M M E L   D E R   Z A U B E R

(Band #9 IM RING DER ZAUBEREI)

Morgan Rice

Ausgewählte Kommentare zu Morgan Rices Büchern

“DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die für sofortigen Erfolg nötig sind: Anschläge und Gegenanschläge, Mysterien, Edle Ritter und blühende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, Täuschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie über Stunden in ihrem Bann halten und sind für alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Ergänzung für das Bücherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten.”

--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos

“Rice hat das Talent den Leser von der ersten Seite an in die Geschichte hineinzusaugen. Mit ihrer malerischen Sprache gelingt es ihr ein mehr als nur ein Bild zu malen – es läuft ein Film vor dem inneren Auge ab. Gut geschrieben und von wahnsinnig schnellem Erzähltempo.”

--Black Lagoon Reviews (zu Verwandelt)

“Eine ideale Geschichte für junge Leser. Morgan Rice hat gute Arbeit beim Schreiben einer interessanten Wendung geleistet. Erfrischend und einzigartig, mit klassischen Elementen, die in vielen übersinnlichen Geschichten für junge Erwachsene zu finden sind. Leicht zu lesen, aber von extrem schnellem Erzähltempo... Empfehlenswert für alle, die übernatürliche Romanzen mögen.”

--The Romance Reviews (zu Verwandelt)

“Es packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und ließ nicht los…. Diese Geschichte ist ein erstaunliches Abenteuer voll rasanter Action ab der ersten Seite. Es gab nicht eine langweilige Seite.”

--Paranormal Romance Guild (zu Verwandelt)

“Voll gepackt mit Aktion, Romantik, Abenteuer und Spannung. Wer dieses Buch in die Hände bekommt wird sich neu verlieben.”

--vampirebooksite.com (zu Verwandelt)

“Eine großartige Geschichte. Dieses Buch ist eines von der Art, das man auch nachts nicht beiseite legen möchte. Das Ende war ein derart spannender Cliffhanger, dass man sofort das nächste Buch kaufen möchte um zu sehen, was passiert.“

--The Dallas Examiner (zu Geliebt)

“Ein Buch das den Vergleich mit TWILIGHT und den VAMPIRE DIARIES nicht scheuen muss. Eines, das Sie dazu verleiten wird, ununterbrochen Seite um Seite bis zum Ende zu lesen! Wer Abenteuer, Liebesgeschichten und Vampire gerne mag, für den ist dieses Buch genau das Richtige!”

--Vampirebooksite.com (zu Verwandelt)

“Morgan Rice hat sich wieder einmal als extreme talentierte Geschichtenerzählern unter Beweis gestellt… Dieses Buch spricht ein breites Publikum an, auch die jüngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Es endet mit einem unerwarteten Cliffhanger der den Leser geschockt zurücklässt.

--The Romance Reviews (zu

Über Morgan Rice

Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie für junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei Büchern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn Büchern besteht und die Bestsellerlisten anführt.

Morgans Bücher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holländisch, Türkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen.

Morgan freut sich, von ihren Lesern zu hören, darum besuchen Sie bitte www.morganricebooks.com um sich für Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch!

Bücher von Morgan Rice

DER RING DER ZAUBEREIQUESTE DER HELDEN (Band #1)MARSCH DER KÖNIGE (Band #2)

LOS DER DRACHEN (Band #3)

RUF NACH EHRE (Band #4)

SCHWUR DES RUHMS (Band #5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6)A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7)A GRANT OF ARMS - GEWÄHR DER WAFFEN (Band #8)

A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9)demnächst auf Deutsch erhältlich

A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10)A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11)A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12)

A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13) 

DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENSARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)demnächst auf Deutsch erhältlich

ARENA TWO --  ARENA ZWEI (Band #2)

DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire)

VERGÖTTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire)

VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire)

BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire)

BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire)

demnächst auf Deutsch erhältlich

BETROTHED -- VERMÄHLT (Band #6)

VOWED -- GELOBT (Band #7)

FOUND  -- GEFUNDEN (Band #8)

RESURRECTED  – ERWECKT (Band #9)CRAVED  – ERSEHNT (Band #10)

FATED  – BERUFEN (Band #11)

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Copyright © 2013 by Morgan Rice

Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder über jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielfältigen, zu verteilen oder zu übertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern.

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Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zufällig

©iStock.com/RazoomGames

INHALT

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHNI

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

KAPITEL DREISSIG

“Uns wen'ge, uns beglücktes Häuflein Brüder:

Denn welcher heut sein Blut mit mir vergießt,

Der wird mein Bruder.”

--William Shakespeare

Henry V

KAPITEL EINS

Thor stand Gwendolyn gegenüber. Er hatte das Schwert gesenkt und zitterte am ganzen Körper. Er sah sich um und bemerkte all die Gesichter, die ihn in betretener Stille ansahen – Alistair, Erec, Kendrick, Steffen und etliche seiner Landsleute – Leute die er kannte und liebte. Seine Leute. Dennoch stand er ihnen hier mit dem Schwert in der Hand gegenüber. Er war auf der falschen Seite der Schlacht.

Endlich erkannte er es.

Thors Schleier hatte sich gelüftet als Alistairs Worte in seinem Kopf widerhallten und ihm erlaubten, wieder klar zu sehen. Er war Thorgrin, Angehöriger der Legion, Bürger des Westlichen Königreichs des Rings. Er war kein Krieger des Empire. Er liebte seinen Vater nicht. Er liebte all diese Menschen.

Am meisten von allen jedoch liebte er Gwendolyn.

Thor sah auf sie herab und sah ihr Gesicht, mit so viel Liebe zu ihm aufsah. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Voller Scham und Abscheu erkannte er, dass er ihr mit dem Schwert gegenüberstand. Sein Körper brannte vor Schmach und Reue.

Er ließ das Schwert fallen. Dann ging er einen Schritt auf Gwen zu, ließ sich vor sie auf die Knie fallen, und umarmte sie.

Gwendolyn nahm ihn fest in die Arme, und er hörte ihr Schluchzen und spürte ihre Tränen, die seinen Nacken hinunter liefen.

Thor war überwältigt von Reue und er konnte nicht fassen, wie all das geschehen war. Die Erinnerung lag im Nebel. Er war heilfroh wieder er selbst zu sein, klar denken zu können und zurück bei seinen Leuten zu sein.

„Ich liebe Dich“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Ich werde dich immer lieben!“

„Ich liebe Dich von ganzem Herzen“, antwortete Thor.

Krohn kam zu ihnen hinüber gehinkt, winselte, und leckte Thor die Hand; Thor beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn auf die Nase.

„Es tut mir leid“, sagte Thor zu ihm, und erinnerte sich, dass er Krohn geschlagen hatte, als er Gwendolyn beschützen wollte. „Bitte vergib mir.“

Die Erde, die eben noch gebebt hatte, lag plötzlich wieder ruhig da.

„THORGRIN!“, durchschnitt ein Schrei di Luft.

Thor drehte sich um und sah Andronicus. Mit böser Miene und vor Wut rotem Gesicht trat er auf die Lichtung. Beide Armeen sahen in gespannter Stille zu, wie sich Vater und Sohn gegenüberstanden.

„Ich befehle dir!“, sagte Andronicus. „Töte sie! Töte sie alle! Ich bin dein Vater. Du gehorchst mir! Mir allein!“

Doch dieses Mal sah Thor Andronicus an und es fühlte sich anders an als zuvor. Etwas hatte sich in ihm verändert. Er sah Andronicus nicht mehr länger als seinen Vater, ein Familienmitglied, jemandem dem er gehorchen musste und für den er sein Leben geben würde. Er sah ihn als Feind, als das Monster, das er war. Er fühlte sich diesem Mann nicht mehr verbunden. Im Gegenteil: er spürte eine brennende Wut. Vor ihm stand der Mann, der den Angriff auf Gwendolyn befohlen hatte; der Mann, der seine Landsleute umgebracht hatte;  der in sein Heimatland eingefallen war und es geplündert hatte; hier stand der Mann, der seinen Geist unter seine Kontrolle gebracht hatte, der ihn mit seiner finsteren Magie gefangen gehalten hatte.

Er liebte diesen Mann nicht, im Gegenteil. Mehr als alles andere wollte er ihn töten.

Thor spürte eine unbändige Wut in sich aufsteigen.

Langsam hob er sein Schwert auf, sah seinen Vater an, und stürzte sich ohne zu zögern auf ihn.

Andronicus sah Thor erschrocken an, als er mit hoch erhobenem Schwert auf ihn zu gerannt kam. Thor hielt das Schwert mit beiden Händen, holte aus und hieb nach Andronicus Kopf.

Im letzten Augenblick riss Andronicus seine riesige Kriegsaxt hoch drehte sich zur Seite und wehrte den Schlag mit dem eisernen Schaft der Axt ab.

Thor gab nicht nach: Wieder holte er mit dem Schwert aus, und wieder, und immer wieder. Funken flogen. Er wollte ihn töten. Doch jedes Mal wehrte ihn Andronicus mit seiner Axt ab. Das Scheppern ihrer Waffen schallte über die Ebene und die Krieger beider Armeen betrachteten gebannt das Schauspiel.

Thor schrie und stöhnte, setzte alles ein, was er je gelernt hatte und hoffte, seinen Vater töten zu können. Er musste es tun, für sich selbst, für Gwendolyn, für all jene, die jemals unter der Hand dieses Monsters leiden mussten.

Mit jedem Schlag wünschte sich Thor mehr als alles andere, seine Herkunft auszulöschen, seine Vergangenheit, und noch einmal von vorne anfangen zu können. Einen anderen Vater wählen zu können.

Andronicus wehrte Thors Schläge nur ab und griff nicht an. Er hielt sich offensichtlich zurück.

„Thorgrin!“, rief Andronicus zwischen zwei Schlägen. „Du bist mein Sohn. Ich will dich nicht verletzen. Ich bin dein Vater. Du hast mir das Leben gerettet. Ich will dass du lebst!“

„Und ich will dass du stirbst!“, schrie Thor.

Thor hieb immer wieder auf ihn ein, und trieb Andronicus trotz seiner Größe und Stärke über die Lichtung zurück. Andronicus griff immer noch nicht an. Es schien als hoffte er, dass Thornicus zurückkehren würde.

Doch diesmal würde er nicht zurückkommen. Thorgrin wusste endlich wer er war. Andronicus‘ Worte hatten keine Wirkung mehr auf ihn, und Thor würde lieber sterben, als das noch einmal zu erleben.

„Thorgrin, hör auf!“, schrie Andronicus. Funken flogen an seinem Gesicht vorbei, als er einen besonders harten Schlag mit der Axt abwehrte. „Du zwingst mich dazu dich zu töten. Und das will ich nicht. Du bist mein Sohn. Dich zu töten ist so, als ob ich einen Teil von mir selbst töten würde.“

„Dann töte dich selbst!“, knurrte Thor. „Doch wenn du das nicht willst, werde ich es gerne für dich tun!“

Mit einem lauten Schrei sprang Thor mit beiden Füssen gegen die Brust seines Vaters. Andronicus verlor das Gleichgewicht, stolperte ein paar Schritte zurück und fiel zu Boden.

Er blickte zu Thor auf, überrascht, dass das passieren konnte.

Thor stand über ihm und holte mit dem Schwert zum letzten Schlag aus.

„NEIN!“, kreischte eine Stimme. Es war eine grässliche Stimme, die klang, als käme sie direkt aus den tiefsten Tiefen der Hölle. Thor sah sich um und sah, dass ein Mann die Lichtung betreten hatte. Er trug einen langen scharlachroten Mantel und sein Gesicht war tief unter der Kapuze verborgen. Ein Grollen, das nicht von dieser Erde zu sein schien, kam unter der Kapuze hervor.

Es war Rafi.

Irgendwie hatte es Rafi nach dem Kampf mit Argon auf das Schlachtfeld zurück geschafft. Er stand da, und streckte beide Arme aus. Seine Ärmel rutschen zurück, als er die Arme hob, und entblößten seine blasse, faltige Haut, die aussah, als hätte sie nie die Sonne gesehen. Er gab ein fürchterliches Geräusch von sich, dem Knurren eines Tieres gleich, und als er seinen Mund weit aufriss wurde es lauter und immer lauter, bis es über das Schlachtfeld hallte und Thors Ohren schmerzen ließ.

Die Erde begann zu beben. Thor verlor das Gleichgewicht. Er folgte mit dem Blick Rafis Händen, und was er dann sah, würde er niemals vergessen:

Eine breite Spalte tat sich auf, die sich immer weiter fortsetzte und breite wurde. Krieger von beiden Seiten rutschten und fielen hinein. Unter panischen Schreien fielen sie in den Abgrund.

Ein orangefarbenes Leuchten kam aus dem Abgrund, und ein fürchterliches zischendes Geräusch, begleitet von Dampf und Nebel.

Eine Hand kam aus dem Abgrund und hielt sich am Rand fest. Die Hand war schwarz, wie verbranntes Holz und entstellt und eine grauenvolle Kreatur zog sich aus der Tiefe empor. Sie hatte menschliche Form, doch sie war schwarz und hatte große rote Augen, lange gelbe Fangzähne. Und eine schwarzen Schwanz. Ihr Körper war seltsam deformiert, fast wie der einer verwesenden Leiche.

Die Kreatur warf den Kopf in den Nacken und antwortete Rafis Knurren mit einem tierischen Brüllen. Es war ein untotes Wesen, das Rafi aus den Tiefen der Hölle heraufbeschworen hatte.

Hinter der Kreatur kroch eine weitere hervor, und noch eine.

Immer mehr dieser Wesen kamen aus den tiefsten Eingeweiden der Hölle hervor, eine Armee von tausenden von Untoten. Rafis Armee.

Langsam bauten sie sich neben Rafi auf und standen Thor und den anderen gegenüber.

Thor betrachtete schockiert die Armee, die ihm gegenüber stand. Andronicus nutzte den Augenblick, rollte zur Seite und zog sich zu seiner Armee zurück – er wollte offensichtlich die Auseinandersetzung mit Thor vermeiden.

Plötzlich fluteten die Kreaturen die Lichtung und stürmten auf Thor und seine Leute zu.

Thor erwachte aus seiner Starre und riss sein Schwert hoch, als die erste Kreatur sich knurrend und mit ausgefahrenen Krallen auf ihn stürzen wollte. Thor fuhr herum, schwang sein Schwert und schlug ihr den Kopf ab.

Die Kreaturen waren schnell und stark, doch im Kampf Mann gegen Mann waren sie Thor und den Kriegern des Rings nicht gewachsen. Thor kämpfte hart und die Kreaturen fielen zu allen Seiten. Doch die Frage war, wie viele der Kreaturen konnte er auf einmal bekämpfen. Tausende fluteten auf das Schlachtfeld und umringten ihn und die anderen.

Thor, Erec, Kendrick, Srog und die anderen kämpften Seite an Seite und gaben einander Deckung während sie oft zwei oder mehr der Kreaturen gleichzeitig töteten. Einer der Kreaturen gelang es jedoch, durch die Deckung zu dringen und Thor mit seinen Krallen am Arm zu verletzen. Er schrie kurz auf, fuhr herum und rammte ihm einen Dolch ins Herz. Thor war ein überlegener Kämpfer, doch seine Muskeln zitterten bereits vor Anstrengung und er wusste nicht, wie lange er diesen Kreaturen noch standhalten konnte.

Doch zuallererst wollte er Gwendolyn in Sicherheit wissen.

„Bring sie hier raus!“, schrie er und schob Steffen, der gerade selbst gegen eines der Monster kämpfte, auf Gwen zu. „JETZT!“

Steffen griff Gwen beim Arm und zerrte sie davon, zurück durch die Armee und weg von den Kreaturen.

„NEIN!“, protestierte Gwen. „Ich will bei dir bleiben!“

Doch Steffen gehorchte und zerrte sie vom Schlachtfeld weg, wo tausenden von MacGils und Silver ritterlich gegen die Kreaturen kämpften.

Thor war froh, dass sie in Sicherheit war und warf sich zurück in die Schlacht mit den Untoten. Er versuchte seine druidischen Mächte anzurufen, mit seinem Geist und dem Schwert gleichzeitig zu kämpfen, doch es gelang ihm nicht. Er war zu erschöpft von seinen Erlebnissen mit Andronicus, von der Kontrolle, die Rafi über ihn ausgeübt hatte, und brauchte Zeit, sich zu erholen. Er würde mit konventionellen Waffen kämpfen müssen.

Alistair trat neben Thor und hob eine Hand in Richtung der Untoten. Ein gleißendes Licht trat hervor und äscherte dutzende von ihnen auf einmal ein. Sie zielte mit beiden Händen immer wieder auf die Kreaturen um sich herum und Thor spürte sich inspiriert, die Energie seiner Schwester gab ihm Kraft. Er versuchte noch einmal den anderen Teil seiner Persönlichkeit anzurufen, um nicht mit dem Schwert, sondern mit dem Geist zu kämpfen: Als die nächste Kreatur näher kam, hob er die Hand und versuchte den Wind anzurufen.

Thor spürte, wie der Wind durch seine Handfläche wehte, und plötzlich wurden dutzende von Kreaturen durch die Luft gewirbelt und zurück in die Erdspalte geworfen.

Kendrick, Erec und die anderen kämpften ritterlich an Thors Seite. Jeder von ihnen tötete dutzende von Kreaturen. Unter lautem Schlachtgeschrei gaben die Männer alles. Die Krieger des Empire hatten sich zurückgezogen und ließen Rafis Armee der Untoten die Schlacht für sich schlagen und Thors Männer müde machen.

Der Plan ging auf. Bald waren Thors Männer erschöpft und wurden langsamer. Doch der Strom der Untoten aus den Tiefen der Hölle riss nicht ab.

Thor atmete schwer und sah, dass es den Untoten gelang, ihre Linien zu durchbrechen und einige seiner Männer fielen. Es waren einfach zu viele. Um Thor herum erhoben sich die Schreie derer, die von den Untoten zu Boden gedrückt wurden. Die Kreaturen schlugen den Männern ihre Fangzähne in den Hals und tranken ihr Blut. Mit jedem Krieger, den die Kreaturen töteten, schienen sie stärker zu werden.

Thor wusste, dass schnell etwas geschehen musste. Sie brauchten große Macht um sich gegen die Kreaturen zu wehren, mehr als er oder Alistair hatten.

„Argon!“, rief Thor Alistair zu. „Wo ist er? Wir müssen ihn finden!“

Thor sah sie an und bemerkte, dass ihre Kräfte schwanden. Eines der Monster versetzte ihr einen Schlag und sie fiel zu Boden. Als sich die Kreatur auf sie stürzen wollte, sprang Thor dazwischen und rammte dem Monster sein Schwert in den Rücken.

Thor reichte ihr die Hand und half ihr schnell auf die Beine.

„Argon!“, schrie er. „Er ist unsere einzige Hoffnung. Wir müssen ihn finden.“

Alistair warf ihm einen wissenden Blick zu und stürmte davon.

Eine Kreatur stürzte sich auf Thor und wollte ihre Krallen in Thors Hals schlagen, doch Krohn sprang an fauchend an ihr hoch und warf sie zu Boden. Eine weitere Kreatur sprang auf Krohns Rücken, doch Thor schlug ihr mit dem Schwert den Kopf ab.

Eine andere Kreatur sprang Erec von hinten an und Thor riss sie mit beiden Händen los, hob sie hoch über seinen Kopf und warf sie auf mehrere andere Kreaturen. Ein weiteres Monster stürzte sich auf Kendrick, der es nicht kommen gesehen hatte und Thor fuhr herum und rammte ihm seinen Dolch in den Hals, gerade als es seine Fangzähne in Kendricks Schulter bohren wollte.

Thor war froh, dass er so wieder gut machen konnte, dass er sich vorher im Kampf gegen Erec und Kendrick und all die anderen gestellt hatte. Es fühlte sich gut an, wieder auf ihrer Seite zu kämpfen, auf der Seite der Gerechten; es fühlte sich gut an, wieder zu wissen wer er war und wofür er kämpfte.

Während Rafi mit weitausgestreckten Armen dastand und vor sich hin summte, krochen tausende der Kreaturen aus den Eingeweiden der Erde und Thor wusste, dass sie ihnen nicht viel länger standhalten konnten. Ein Schwarm schwarzer Kreaturen umringte ich und die anderen, und Thor wusste, dass sie bald sterben mussten.

KAPITEL ZWEI

Luanda schlug und trat um sich als Romulus sie über die Brücke und mit jedem Schritt weiter von ihrer Heimat davon trug. Sie schrie und schlug wild um sich, grub ihre Nägel in seine Haut und tat alles, um sich von seinem Griff zu befreien. Doch seine Arme waren zu stark, wie Felsen, seine Schultern zu breit und er hielt sie so fest umschlungen wie eine Würgeschlange. Sie konnte kaum atmen und ihre Rippen schmerzten.

Trotz allem machte sie sich keine Sorgen um sich selbst. Am anderen Ende der Brücke sah sie vor sich eine gigantische Armee von Empirekriegern, die in Habachtstellung dastanden und warteten. Sie warteten darauf, dass der Schild fallen würde, damit sie auf die Brücke stürmen konnten. Luanda sah Romulus an und bemerkte den seltsamen Umhang den er trug. Er schien zu vibrieren und zu leuchten, und sie spürte, dass sie auf irgendeine Art und Weise der Schlüssel war, um den Schild zu zerstören. Es musste mit ihr zu tun haben. Warum hätte er sie sonst mitgenommen?

Luanda war wild entschlossen: Sie musste sich befreien – nicht für sich selbst, sondern für ihr Königreich, für ihr Volk. Wenn es Romulus gelingen würde, den Schild zu zerstören, würden die Männer auf der anderen Seite der Brücke wie Heuschrecken über das Land herfallen und alles, was noch von ihrer Heimat übrig war für immer zerstören. Sie konnte das nicht zulassen. Sie spürte den Wind auf ihrem kahlgeschorenen Kopf und sie stöhnte, als sie sich daran erinnerte, dass sie ihr die Haare abgeschnitten hatten, wie sie sie erniedrigt hatten. Sie würde jeden einzelnen von ihnen töten, wenn sie die Gelegenheit dazu bekäme.

Als Romulus sie aus Andronicus Lager befreit hatte, hatte sie zunächst geglaubt, dass er sie vor einem schrecklichen Schicksal gerettet hatte.  Doch Romulus schien noch schlimmer als Andronicus zu sein. Sie war sich sicher, dass er sie töten würde, sobald sie die Brücke überquert hatten. Vielleicht würde er sie vorher sogar noch foltern.

Sie musste einen Weg finden, wie sie ihm entkommen konnte.

Romulus beugte den Kopf zu ihr herunter und flüsterte ihr mit seiner gutturalen Stimme ins Ohr:

„Nicht mehr lange, Schätzchen. Nicht mehr lange.“, und ihre Haare sträubten sich.

Sie musste sich schnell etwas einfallen lassen. Luanda war keine Sklavin, mit der man tun konnte, was man wollte. Sie war die erstgeborene Tochter eines Königs. Königliches Blut floss durch ihre Adern, das Blut von Kriegern, und sie fürchtete niemanden. Sie würde alles tun was nötig war um einen Feind zu bekämpfen – jeden Feind – selbst wenn er so grotesk und mächtig war wie Romulus. 

Luanda sammelte ihre verbliebenen Kräfte und in einer schnellen Bewegung warf sie den Kopf in den Nacken fuhr herum und biss Romulus in den Hals. Sie biss mit aller Kraft zu bis sein Blut spritzte und er sie fallen ließ. Luanda sprang auf, drehte sich um und rannte davon, zurück über die Brücke in Richtung ihres Heimatlandes.

Sie hörte seine schweren Schritte hinter sich. Er war viel schneller als sie gedacht hatte und als sie einen Blick zurück über ihre Schulter warf konnte sie sehen, dass in seinem Gesicht blanke Wut stand.

Sie wandte den Blick wieder nach vorn auf den festen Boden, der nur noch zehn Meter von ihr entfernt war und rannte so schnell sie konnte.

Nur wenige Schritte vom Brückenkopf entfernt spürte Luanda plötzlich einen fürchterlichen Schmerz in ihrem Rücken als Romulus sich auf sie stürzte und seinen Ellenbogen auf ihre Nacken heruntersausen ließ. Sie hatte das Gefühl, dass er sie zerschmetterte, als sie mit dem Gesicht voran im Dreck landeten. Einen Augenblick später war er über ihr und versetzte ihr einen Schlag ins Gesicht. Er schlug sie so hart, dass ihr Kopf vom Boden abprallte und hart zurückfiel. Der Schmerz vibrierte durch ihren Kiefer, ihren ganzen Kopf und sie war am Rande der Bewusstlosigkeit.

Luanda spürte, wie Romulus sie hochzerrte, sie hoch über seinen Kopf hob und auf das Brückengeländer zustürmte. Er schrie wie ein Tier als er vor dem Geländer stand und sich anschickte, sie herunterzuwerfen.

Luanda blickte hinab in die Tiefe und war sich sicher, dass sie bald sterben würde.

Doch Romulus hielt sie mit vor Wut und Anstrengung zitternden Armen in die Höhe, und schien zu überlegen. Natürlich hätte er sie am liebsten in der Luft zerrissen und über die Brüstung geworfen – doch das konnte er nicht tun. Er brauchte sie, damit er sein Schicksal erfüllen konnte.

Schließlich ließ er sie herunter, umgriff ihre Taille noch fester als zuvor und eilte wieder auf die andere Seite des Canyons zu.

Diesmal hing Luanda schlaff in seinen Armen, benebelt von den Schmerzen, und konnte nichts tun. Sie hatte es versucht – und war gescheitert.

Nun war alles was ihr blieb, abzuwarten, was das Schicksal für sie vorherbestimmt hatte, Schritt für Schritt, als er sie über den Canyon trug und die wabernden Nebelschwaden sie einhüllten und genauso schnell wieder verschwanden. Luanda fühlte sich, als ob er sie in eine andere Welt brachte, an einen Ort, von dem sie nie wieder zurückkommen würde.

Schließlich erreichten sie die andere Seite, und als Romulus den letzten Schritt machte, um die Brücke zu verlassen, vibrierte sein Mantel laut hörbar und glühte rot. Romulus ließ Luanda wie einen Sack Kartoffeln zu Boden fallen. Sie schlug mit dem Kopf voran auf und blieb regungslos liegen.

Romulus Krieger standen am Rande des Brückenkopfes und starrten zur Brücke. Jeder von ihnen hatte Angst, dass er derjenige sein würde, der testen sollte, ob der Schild tatsächlich zerstört war.

Romulus hatte die Nase voll, griff einen der wartenden Krieger, hob ihn hoch und warf ihn auf die Brücke, direkt in den unsichtbaren Schild hinein. Der Krieger hob seine Hände vors Gesicht und schrie – er war sich sicher, dass ihm nur wenige Augenblicke blieben.

Doch diesmal geschah etwas anderes. Der Krieger flog in hohem Bogen durch die Luft und schlug hart auf der Brücke auf. Die Menge betrachtete gespannt wie er abrollte und liegen blieb. Er war am Leben.

Die Krieger sahen sich ungläubig an und am meisten von allen schien derjenige von ihnen zu sein, der lebendig auf der Brücke hockte und sich den Staub von den Kleidern klopfte. Er war am Leben. Der Schild war zerstört.

Romulus Armee jubelte und stürmte los. Sie schwärmten auf die Brücke in Richtung des Rings. Luanda kauerte sich an das Brückengeländer in der Hoffnung nicht von den Männern zertrampelt zu werden. Mit Schrecken sah sie zu, wie sie wie eine Herde wild gewordener Tiere sie auf ihre Heimat zustürmten.

KAPITEL DREI

Reece stand am Rande der Lavagrube und starrte ungläubig hinein während die Erde unter seinen Füssen heftig bebte. Er konnte kaum fassen, was er gerade getan hatte. Seine Muskeln schmerzten noch immer von der Last des Felsblocks, von der Anstrengung, als sie ihn mitsamt dem Schwert des Schicksals in die Grube geworfen hatten.

Er hatte gerade eben die mächtigste Waffe innerhalb des Rings zerstört, die Waffe um die sich die Legenden rankten, das Schwert, das seit Generationen in seiner Familie war, die Waffe des Auserwählten, die Quelle des Schildes. Er hatte es in die Lavagrube geworfen und mit eigenen Augen angesehen, wie es schmolz, in einen rotglühenden Feuerball aufging und im Nichts verschwand.

Für immer verloren.

Der Boden hatte seitdem unaufhörlich gebebt. Reece und die anderen, die mit ihm um die Lavagrube herum standen hatte Mühe, die Balance zu halten. Als er langsam von der Grube zurückwich hatte er das Gefühl, als ob die Welt um ihn zusammenbrach. Was hatte er nur getan? Hatte er den Schild zerstört? Den Ring? Hatte er etwa gerade den größten Fehler seines Lebens gemacht?

Reece versuchte sich zu beruhigen indem er sich einredete, dass er keine andere Wahl gehabt hatte. Der Felsblock mit dem Schwert war schlicht und einfach zu schwer gewesen, als dass sie ihn so einfach hätten davontragen können. Ganz zu schweigen davon, dass sie ihn nie die Felswand hinaufbekommen hätten. Wie hätten sie außerdem mit der Last auf den Schultern vor diesen Wilden fliehen sollen? Er war in einer verzweifelten Situation gewesen. Und verzweifelte Situationen verlangen nach verzweifelten Maßnahmen.

Ihre verzweifelte Situation hatte sich noch nicht verändert. Reece hörte die Schreie um sich herum die von tausenden dieser kleinen Kreaturen kamen, die nervenaufreibend mit den Zähnen klapperten, knurrten und lachten. Sie klangen wie ein Heer von Schakalen.

Sie hatten sie verärgert; sie hatten ihr wertvolles Objekt gestohlen und nun wollten sie Rache.

So schlimm die Situation Augenblicke zuvor schon war, sie wurde immer schlimmer. Reece sah die anderen – Elden, Indra, O’Connor, Conven, Krog und Serna – die sich verzweifelt umsahen. Tausende von Faws kamen aus allen Richtungen auf sie zu gestürmt. Reece hatte dafür gesorgt, dass niemand das Schwert auf die andere Seite des Canyons bringen konnte. Doch er hatte nicht darüber hinaus gedacht. Er hatte keinen Plan, wie er sich und die anderen außer Gefahr bringen sollte. Sie waren umzingelt und es gab keinen Weg heraus.

Reece war fest entschlossen einen Ausweg zu finden, und nun, ohne das Schwert. konnten sie sich zumindest wieder schnell bewegen.

Reece zog sein Schwert und ließ es zischend durch die Luft schwirren. Warum sollte er warten, bis diese Kreaturen angriffen? Zumindest würde er kämpfend untergehen.

„ANGRIFF!“, schrie er.

Sie zogen ihre Waffen und sammelten sich hinter ihm. Sie folgten ihm als er von der Lavagrube weg mitten unter die Faws stürmte, und mit seinem Schwert einen nach dem anderen ummähte. Elden neben ihm schwang seine Axt und schlug zweien gleichzeitig die Köpfe ab. O’Connor spannte seinen Bogen während er lief und traf mehrere Faws in seiner Bahn. Indra hatte ihr Kurzschwert gezogen und einem ins Herz gerammt, während Conven beide Schwerter schwang und sich wie ein Wahnsinniger schreiend mitten unter die Faws stürzte. Serna schwang seinen Streitkolben und Krog seinen Speer.

Sie kämpften in perfektem Einklang und bahnten sich ihren Weg durch die dichte Menge in ihrem verzweifelten Versuch zu entkommen. Reece führte sie auf einen kleinen Hügel. Die Erde bebte noch immer, der Boten war matschig und der Hügel steil. Ein paar Faws gelang es, auf ihn zu springen. Sie schlugen, kratzten und bissen ihn. Er schlug wild um sich und es gelang ihm, sie mit Tritten abzuwehren und zu erstechen, bevor sie erneut angreifen konnten. Mit Kratzwunden und Bissen übersäht kämpfte Reece weiter, und sie stürmten um ihr Leben den Hügel hinauf.

Als sie endlich die Spitze des Hügels erreicht hatte, hatten sie einen Vorsprung und konnten kurz durchatmen. Reece stand da und rang keuchend um Atem, und in der Ferne konnte er die Wand des Canyon erkennen, bevor sie wieder im Nebel verschwand.

Er wusste, sie war da, ihr einziger Weg nach oben, und er wusste, dass sie sie schnellstens erreichen mussten.

Reece warf einen Blick über die Schulter und sah tausenden von Faws die mit klappernden Zähnen, knurrend und fauchend den Hügel hinaufgestürmt kamen.

„Was ist mit mir?“, hörte er eine Stimme.

Reece fuhr herum und sah Centra am Fuße des Hügels. Er war immer noch ihr Gefangener und stand neben dem Anführer, der ihm seinen Dolch an den Hals hielt.

„Lasst mich nicht zurück!“, schrie er. „Sie werden mich töten!“

Reece stand unentschlossen da. Er war unglaublich frustriert. Natürlich hatte Centra Recht: Sie würden ihn töten. Reece konnte ihn nicht zurücklassen, das verstieß gegen alles was Reece gut und heilig war. Immerhin hatte Centra ihnen zuvor auch geholfen.

Reece zögerte. Er sah sich um und sah in der Ferne die Wand des Canyons, ihren Weg nach draußen.

„Wir können nicht zurück“, sagte Indra panisch. „Sie werden uns alle töten!“

Sie trat mit dem Fuß nach einem Faw und er fiel den Hügel hinunter.

„Wir haben so schon Glück, am Leben zu sein.“, rief Serna.

„Er gehört nicht zu uns!“, sagte Krog. „Wir können nicht die ganze Gruppe für ihn in Gefahr bringen!“

Reece überlegte. Die Faws kamen immer näher und er musste eine Entscheidung treffen.

„Du hast Recht“, gab Reece zu. „Er ist keiner von uns. Doch er hat uns geholfen. Er ist ein guter Mann. Ich kann ihn nicht in den Händen dieser Kreaturen zurücklassen. Wir lassen niemanden im Stich!“, sagte Reece fest.

Reece rannte den Hügel hinab in Centras Richtung – doch bevor er unten ankam, war Conven schon vorausgestürmt, rutschte und rannte den Hügel hinab und bahnte Reece einen Weg. Er schlug mit seinen Schwertern wild um sich und stürmte zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Furchtlos warf er sich in eine Gruppe von Faws und irgendwie gelange es ihm mit seiner wilden Entschlossenheit sich seinen Weg durch sie hindurch zu schlagen.

Reece folgte ihm dicht auf den Versen.

„Ihr anderen bleibt hier!“, rief Reece. „Wartet auf uns!“

Reece folgte Convens Beispiel und schlitzte und hieb rings um sich auf die Faws ein. Schließlich holte er Conven ein und sie gaben sich gegenseitig Deckung, bis sie Centra erreichten. Conven stürmte voran zu Centra, der ihn mit vor Angst weit aufgerissenen Augen ansah. Ein Faw wollte seinen Dolch an Centras Hals legen, doch Reece gab ihm keine Gelegenheit: Er holte mit dem Schwert aus, zielte und warf es mit aller Kraft.

Das Schwert flog durch die Luft und durchbohrte schließlich den Hals des Faw, einen Wimpernschlag bevor dieser Centra töten konnte. Centra schrie erschrocken auf, als das Schwert nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt vorbeisauste.

Zu Reeces Überraschung stürmte Conven nicht auf Centra zu, sondern rannte stattdessen an ihm vorbei einen kleinen Hügel hinauf. Reece blickte auf und sah schockiert zu. Conven stürmte den Hügel hinauf und bahnte sich seinen Weg durch eine Gruppe von Faws, die ihren Anführer umringten, der hoch oben auf seiner Plattform saß und von dort dem Kampf zusah. Conven tötete einen nach dem anderen. Sie hatten nicht mit ihm gerechnet, und es geschah zu schnell, als dass sie reagieren konnten. Reece erkannte, dass Conven auf ihren Anführer zustürmte.

Conven kam näher, sprang hoch, holte mit dem Schwert aus, und als der Anführer ihn bemerkte war es schon zu spät. Conven stach ihm ins Herz. Der Anführer schrie – und plötzlich hörten sie um sich herum tausende von Schreie von den anderen Faws, gerade so, als ob sie selbst erstochen wurden. Es war, als ob sie alle ein gemeinsames Nervensystem verband – und Conven hatte es zerstört.

„Das hättest du nicht tun sollen“, sagte er zu Conven, als er zurück an seiner Seite war. „Du hast einen Krieg angefangen“

Reece sah schockiert zu, wie ein kleiner Hügel schier explodierte und aus ihm tausende und abertausende von Faws hervorkrochen, wie Ameisen aus einem Hügel. Reece erkannte, dass Conven ihren König getötet hatte, und damit den Zorn des ganzen Volkes auf sich gezogen hatte. Die Erde erzitterte unter all den Füssen und sie klapperten bedrohlich mit den Zähnen, während sie auf Reece, Conven und Centra zustürmten.

„RENNT!“, schrie Reece.

Reece versetzte Centra, der noch immer schockiert dastand, einen Stoß  und sie kämpften sich zu den anderen auf dem Hügel vor.

Reece spürte, wie ein Faw ihm auf den Rücken sprang und zu Boden riss. Er zerrte ihn an den Knöcheln den Hügel hinunter und riss das Maul auf, um ihn zu beißen.

Ein Pfeil segelte an Reeces Kopf vorbei und rette Reece. Oben auf dem Hügel stand O’Connor, der ihnen Deckung gab.

Reece rappelte sich auf während Centra und Conven die Faws abwehrten. Schließlich schafften sie es zu den anderen auf den Hügel.

„Schön, dass ihr wieder da seid!“, sagte Elden, holte mit seiner Axt aus und hieb nach ein paar Faws.

Reece blinzelte in den Nebel und überlegte, welcher Weg der richtige war. Der Pfad vor ihm gabelte sich, und er wollte gerade nach Rechts gehen, als Centra an ihm vorbeirannte und nach Links ging.

„Folgt mir!“, rief Centra. „Das ist der einzige Weg!“

Während tausende von Faws begannen, den Hügel hinaufzuklettern, rannten Reece und die anderen Centra hinterher, und Reece war mehr als froh, dass er ihn aus den Händen der Faws befreit hatte.

„Wir müssen es zur Canyonwand schaffen“, rief Reece und war sich nicht sicher, wo Centra sie hinführte.

Sie rannten durch den dichten Wald und bemühten sich, Centra zu folgen, als er dem Waldweg durch den Nebel folgte und dabei geschickt dicken Wurzeln auswich, die über den Weg wuchsen.

„Es gibt nur einen Weg diese Kreaturen loszuwerden!“, rief Centra über seine Schulter. „Folgt mir!“

Sie folgten Centra so dicht sie konnten, stolperten über Wurzeln, wurden von Ästen zerkratzt. Reece versuchte krampfhaft etwas durch den immer dichter werdenden Nebel zu erkennen und stolperte mehr als einmal auf dem unebenen Boden.

Sie rannten bis ihre Lungen schmerzten, doch das schreckliche Geschrei der Faws hinter ihnen schien eher näher zu kommen. Elden und O’Connor halfen Krog, was sie deutlich verlangsamte. Reece hoffte und betete, dass Centra wusste, wo er sie hinführte; er konnte die Wand des Canyon durch den Nebel nirgends erkennen.

Plötzlich blieb Centra stehen, und Reece rannte in seine ausgestreckte Hand.

Reece sah nach unten und sah einen Schritt vor sich einen steilen Abhang, der zu einem reißenden Fluss hinunter führte.

„Wasser“, erklärte Centra und schnappte nach Luft. „Sie haben Angst vor Wasser.“

Die anderen blieben neben ihnen stehen und sahen hinab zu den schäumenden Stromschnellen.

„Es ist unsere einzige Chance“, fügte Centra hinzu. „Wir müssen den Fluss überqueren. Sie werden uns nicht folgen und wir gewinnen Zeit.“

„Aber wie sollen wir da rüber kommen?“, fragte Reece und blickte über das Wasser hinweg.

„Die Strömung wird uns töten!“, sagte Elden.

Centra schmunzelte.

„Das ist unsere geringste Sorge“, sagte er. „Das Wasser ist voller Fourens – das tödlichste Tier auf hier unten. Fall hinein und sie zerreißen dich in Stücke.“

„Dann können wir nicht schwimmen“, stellte O’Connor fest. „Und ich sehe kein Boot.“

Reece sah sich um und bemerkte, dass die Faws immer näher kamen.

„Das ist der einzige Weg.“, sagte Centra und griff nach einer langen Liane, die von einem Baum hing, dessen riesige Äste bis weit über den Fluss hinaus ragten. „Wir müssen uns auf die andere Seite schwingen. Versucht nicht abzurutschen und lasst um Himmels Willen nicht los, bevor ihr über dem Ufer auf der andern Seite seid. Dann werft die Liane zurück zu den anderen.“

Reece sah hinunter in den reißenden Strom und bemerkte eine hässliche gelbe Kreatur, die aus dem Wasser sprang. Sie sah aus wie ein Sonnenfisch, und schien fast ausschließlich aus Zähnen zu bestehen. Sie schnappte und machte seltsame Geräusche. Er entdeckte immer mehr von ihnen, die aussahen, als warteten sie auf ihre nächste Mahlzeit.

Reece warf noch einmal einen Blick über die Schulter, und sah, dass die Faws schon über den nächsten Hügel schwappten.

Sie hatten keine andere Wahl.

„Geh du zuerst“, sagte Centra zu Reece.

Reece schüttelte den Kopf.

„Ich gehe zuletzt.“, sagte er. „Falls wir es nicht alle rechtzeitig schaffen. Geh du als erster. Du kennst den Weg.“

Centra nickte.

„Das musst du mir nicht zweimal sagen.“, antwortete er mit einem Lächeln und beobachtete nervös, wie die Faws immer näher kamen.

Centra griff die Liane, schwang sich mit einem Schrei über das Wasser und landete schließlich sicher auf der anderen Seite.

Er hatte es geschafft.

Centra lächelte und schickte die Liane mit Schwung zurück über den Fluss.

Elden griff danach und streckte sie Indra hin.

„Damen zuerst.“, sagte er.

Sie schnitt eine Grimasse.

„Ich lasse dir gerne den Vortritt. Du bist groß und schwer. Bring es hinter dich und fall nicht rein. Sonst müsste ich dich retten.“

Elden verzog das Gesicht und hielt sich an der Liane fest.

„Ich wollte nur nett sein“, sagte er.

Mit einem Schrei sprang auch er hoch und stolperte am anderen Ufer neben Centra. Er schickte die Liane zurück und nacheinander schwangen sich auch O’Connor, Serna, Indra und Conven hinüber.

Nur noch Reece und Krog waren übrig.

„Damit sind nur noch wir zwei hier.“, sagte Krog zu Reece. „Geh und rette dich“, sagte Krog als er ängstlich einen Blick über seine Schulter warf. „Die Faws sind zu nah. Wir können es nicht beide schaffen.“

Reece schüttelte den Kopf.

„Wir lassen niemanden im Stich.“, sagte er. „Wenn du nicht gehst, gehe ich auch nicht.“

Sie standen am Ufer und sahen einander stur an. Krog sah immer nervöser aus und schüttelte den Kopf.

„Du bist ein Narr. Warum sorgst du dich so sehr um mich. Wenn ich an deiner Stelle wäre, wäre es mir gerade egal ob du lebst oder stirbst.“

„Ich bin jetzt euer Anführer, und das macht mich verantwortlich“, sagte Reece. „Du bist mir gleich, aber meine Ehre nicht. Und meine Ehre gebietet es mir, niemanden zurückzulassen.“

Sie fuhren herum, als die ersten Faws sie erreichten. Reece hieb mit seinem Schwert auf sie ein und tötete einige von ihnen.

„Wir gehen zusammen!“, rief Reece.

Ohne noch mehr Zeit zu verschwenden nahm Reece Krogs Arm über die Schulter, griff die Liane und beide schrien als sie genau in dem Augenblick losflogen, als die nächste Gruppe von Faws sie erreichte.

Sie flogen dicht über dem Wasser durch die Luft.

„HILFE!“, schrie Krog.

Krog rutschte von Reeces Schulter ab und griff nach der Liane; doch sie war feucht von der Gischt und vom Nebel und sie rutschte durch seine Hand während er fiel. Reece griff nach ihm, doch es geschah zu schnell. Reece musste geschockt mitansehen, wie Krog in den reißenden Fluss fiel.

Reece landete am Ufer und rollte ab. Er sprang auf und wollte zurück ins Wasser laufen, doch bevor er reagieren konnte war Conven schon mit dem Kopf voran ins Wasser getaucht.

Reece und die anderen sahen atemlos zu. War Conven wirklich so mutig? Oder war er suizidal?

Conven schwamm durch die schäumenden Fluten. Aus irgendeinem Grunde wurde er nicht von den Kreaturen angegriffen, erreichte Krog, der Wild um sich schlug, und zerrte ihn gegen die Strömung zurück in Richtung des Ufers.

Plötzlich schrie Krog auf: „Mein Bein!“

Krog bäumte sich vor Schmerzen auf als ein Fouren sich in seinem Bein festbiss. Seine glänzenden gelben Schuppen waren bis an die Oberfläche zu sehen.