Hin und Weg - Varanasi - Helen Christopher und Michael Christopher - E-Book

Hin und Weg - Varanasi E-Book

Helen Christopher und Michael Christopher

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Beschreibung

"Maja, ist Dir aufgefallen, dass wir uns hier stets wen einfangen?" "Echt?", antwortet sie schnippisch. "Doch, jetzt wo du es sagst …" Sie schaut Silvie lächelnd an... Paul und Maja besuchen bei ihrer Indienreise Varanasi, die heilige Stadt am Ganges. Doch anstatt sich von der Atmosphäre der exotischen Stadt begeistern zu lassen, haben sie die fesche Silvie am Hals. Und die treibt beide fast zur Verzweiflung..., aber nur fast. Hin und Weg - Varanasi ist eine abgeschlossene Kurzgeschichte, die sich um die beiden Protagonisten aus dem Roman "Sonne, Meer und Bea" dreht.

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Seitenzahl: 56

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Helen Christopher und Michael Christopher

Hin und Weg - Varanasi

Kurzgeschichte

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

e-book-version

Varanasi

Außerdem erhältlich:

Impressum neobooks

e-book-version

Helen und Michael

Christopher

Hin und Weg

Varanasi

Kurzgeschichte 

|

Die Autoren:

Helen Christopher ist Musikethnologin und Michael Christopher Filmwissenschaftler. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in Südindien.

Text: © 2014 Helen Christopher und Michael Christopher

Titelbild: © 2014 Michael Christopher

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Alle Orte, Personen und Handlungen sind relativ fiktiv und basieren nicht unbedingt auf realen Begebenheiten.

Diese Kurzgeschichte ist Teil des Romans:

Sonne, Meer und Bea

Varanasi

Maja

»Maja, komm! Schneller!« Paul rennt fünf Schritte vor mir. Ich hetze in der Dunkelheit hinter ihm her und versuche, sein Tempo mitzuhalten. Wir rennen auf den Bahnhof zu und stürmen durch das Eingangsportal. Ich habe Seitenstechen. Mit einem eleganten Sprung hüpft Paul über die Taschen einer Großfamilie, die sich auf dem Bahnhofsboden ausgebreitet hat. Ich umrunde die Familie und falle noch weiter zurück. Paul erreicht das Gleis, auf dem sich der Zug bereits langsam ruckelnd in Bewegung gesetzt hat.

»Das ist jetzt aber nicht unserer?«, schreie ich ihn an.

»Doch! Nimm die Beine in die Hand! Das schaffen wir!«

Was sollen wir schaffen? Meint Paul im Ernst, wir springen noch auf den Zug auf?

»Komm endlich, der ist doch noch ganz langsam!« Paul läuft mit großen Schritten neben dem Zug her. Er greift nach einem Metallbügel an einer offenen Tür und schwingt sich leichtfüßig auf das Trittbrett. Mir drückt die Last meines Rucksackes schwer auf den Schultern und ich komme kaum voran. Ich stolpere vorwärts und versuche das Tempo anzuziehen, damit ich auf die Höhe der Tür komme. Paul hat inzwischen seinen Rucksack in den Wagen geschmissen und hält mir seine Hand entgegen.

»Super, Maja, gleicht hast du es geschafft!«

Ich blicke stur auf seine rettenden Finger, ignoriere den stechenden Schmerz in meinen Eingeweiden und mobilisiere ein letztes Mal meine Kräfte. Ich greife nach seiner Hand, meine Füße stoßen sich wie von selbst ab, Paul zieht einmal kräftig und ich erreiche mit einem Satz das rettende Trittbrett. Noch ein großer Schritt und ich stehe im Waggon. Ich lasse meinen Rucksack zu Boden krachen und ringe um Atem.

»Wow, Maja, das war großartig! Fantastisch hast du das gemacht!« Mein Freund strahlt mich begeistert an und klopft mir anerkennend auf die Schulter. Er ist mächtig stolz auf mich! Ich sehe an seinem Blick, dass er mich am liebsten fest in die Arme schließen würde, aber das geht leider nicht. Um uns herum stehen mehrere junge Männer und starren uns an. Keuchend winke ich ab.

»Ach, das war doch nichts!«, grinse ich und merke, wie der Stolz auch von mir Besitz ergreift. Das habe ich wirklich toll gemacht! Von mir selbst beflügelt schultere ich erneut meinen Rucksack und wir machen uns auf, unsere Sitzplätze zu suchen.

Der Zug hat inzwischen sein Höchsttempo erreicht und rattert behäbig vor sich hin. Wir kämpfen uns durch die vollen Abteile, an Pilgerern und allerlei Touristen vorbei. Alle strömen sie zum heiligen Fluss.

Nach einer Ewigkeit stoßen wir endlich auf unsere Fensterplätze. Ich bin klatschnass. Meine Bluse klebt an meinem durchschwitzten BH und meine Hose schrubbelt bei jedem Schritt an meinen Beinen. Schnell verstaue ich meinen Rucksack und lasse mich erschöpft auf meinen Platz fallen.

Ich lehne mich gemütlich zurück und lege meine Füße gegenüber an Pauls Seite. Er rümpft seine Nase.

»Oh, sorry. So schlimm?« Ich ziehe meine Beine zurück.

»Ach Quatsch. Nach deiner Heldentat dürfen deine Füße ruhig etwas muffeln. Komm, gib sie mir zurück! Dann lege ich meine zu dir.«

Gesagt, getan. Jedoch geht von seinen riesigen Füßen ebenfalls ein unschöner Geruch aus. Ich halte es kaum aus. Aber mich jetzt deswegen zu beschweren ist wohl nicht angebracht. Ich leide still.

Paul lächelt mich glücklich an und schaut danach zum Fenster raus. Gedankenverloren spielt er mit meinen klebrigen Zehen. Das muss Liebe sein. Gerne würde auch ich rausschauen, aber dazu müsste ich meine Nase direkt über Pauls Füße halten. So begnüge ich mich damit, in den Gang zu blicken und die anderen Fahrgäste zu beobachten. Es ist sowieso dunkel draußen. Die Nacht kann lang werden.

Die Familie gegenüber vom Gang packt gerade ein großes, in Zeitungspapier eingeschlagenes Paket aus. Zum Vorschein kommt ihr Abendessen, über das sich alle Familienmitglieder sogleich hermachen. Der kleine Junge bekommt von seiner Mama Stücke vom Chapati abgerissen, ins Essen getaucht und in den Mund geschoben. Er schmatzt zufrieden.

Während die Familie sich zu elft in einem Abteil stapelt, wird das Nebenabteil von drei Italienern belagert. Einer liegt oben auf einer der beiden Pritschen, auf der anderen sind drei Rucksäcke und mehrere Taschen deponiert. Während der Obere bereits schläft, blättern die beiden anderen auf den Bänken lustlos im Reiseführer.

Paul hält derweil ein kleines Nickerchen. Ich versuche mich auch zu entspannen und rutsche im Sitz nach unten. Gelangweilt beobachte ich weiter die Szenerie und bin froh über die Ablenkung, als der Kontrolleur erscheint und ich Paul anstupsen muss, damit er unser Ticket vorzeigt.

Gewissenhaft kontrolliert der Schaffner unsere Fahrkarte und hakt uns auf seinem Klemmbrett ab. Anschließend wendet er sich der Familie neben uns zu. Er blickt auf seinen Zettel, schaut zu den Italienern und diskutiert mit dem Familienvater. Der winkt ab und sagt wiederholt: »no problem!«

Der Kontrolleur gibt sich damit nicht zufrieden. Mit finsterer Miene wendet er sich den Touristen zu: »You have a problem! No ticket! Go, go!«

Die Traveller protestieren und zeigen ihre kleinen Pappkarten vor.

»You have to go!« Der Kontrolleur versucht zu erklären, dass sie lediglich Tickets für die 3. Klasse haben, ohne Reservierung. Das heißt, sie müssen in die völlig überfüllte Holzklasse umsiedeln. Schlaf werden sie dort nicht bekommen. Das wird eine harte Nacht!

Auch wenn die indische Familie auf ihre Reservierung verzichten möchte, lässt sich der Zugbegleiter nicht beirren. Er beginnt, die Rucksäcke von der Pritsche zu zerren und weist die Italiener zum Gehen an. Sie gestikulieren verzweifelt und versuchen zu verhandeln. Sie zeigen auf uns. Der Kontrolleur grinst in unsere Richtung: »They have the right ticket! Good, good!« Er schenkt uns ein Lachen. Ja, es geht doch, wir haben es schließlich auch geschafft, den richtigen Fahrschein zu besorgen. Da wollten die Drei wohl am falschen Ende sparen. Ich bin stolz auf meinen Freund, dass er alles so gut im Griff hat! Wir haben für die Nacht jeder eine eigene Pritsche übereinander und können es uns gemütlich machen.

Da ist die Fahrt doch noch unterhaltsam geworden. Pauls Füße sind vergessen und ich bekomme sogar Appetit, als Paul von einem vorbeilaufenden Händler Samosas ordert.