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Beschreibung

Konzentriert, kreativ, gelassen: Was den Geist wirklich stärkt! Gehören Sie zu den Menschen, die einen gewissen geistigen Optimierungsdrang verspüren? Wollen Sie wissen, was hilft die Kreativität zu fördern und die Konzentration zu erhöhen? Oder welchen Einfluss Schlafen und Träumen auf Ihre Leistungsfähigkeit hat? In diesem Heft stellen wir verschiedene Methoden vor, mit denen Sie genau dies erreichen können. Das Spektrum reicht von der elektrischen Hirnstimulation über die Achtsamkeitsmeditation hin zu Steigerung der Leistungsfähigkeit durch Sport, Nahrungsergänzung oder auch Fasten. Lassen Sie sich von dieser Artikelzusammenstellung inspirieren und sammeln Sie einige Anregungen zur Verbesserung Ihres Gehirns. Vielleicht hilft Ihnen dazu auch das Lebensmotto von Chade-Meng Tan dabei: "Das Leben ist zu wichtig, um es ernst zu nehmen."

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Seitenzahl: 189

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EDITORIAL

Zen und das Gehirn

Chade-Meng Tan (Meng genannt) hat ein bescheidenes Ziel: die Welt retten. Das sei harte Arbeit, erklärt der 46-Jährige, aber zu schaffen. Meng gilt zwar als witziger Typ, ist jedoch kein Spinner. Der Computerwissenschaftler mit einem IQ von 157 half bei Google mit, die erste Suchmaschine zu entwickeln. Jahre später wechselte er dort in die Personalentwicklung. Seine überaus coole Stellenbeschreibung: »Bewusstsein erleuchten, Herzen öffnen, Weltfrieden schaffen.«

Katja Gaschler

Redakteurin

[email protected]

Es geht Meng darum, die Menschen »emotional intelligenter« zu machen. Rund 20 000 Mitarbeiter von Google und anderen Softwarefirmen sollen seine siebenwöchige Schulung »Search inside yourself« inzwischen durchlaufen haben. Letztlich beruht sie auf der Achtsamkeitsmeditation – Übungen, die das Gehirn zur Hochform auflaufen lassen und es sogar strukturell verändern, wie Neurowissenschaftler bewiesen (S. 22). Meditation macht produktiver, sie verbessert Konzentration und Kreativität. Und obwohl eigentlich zur karriereförderlichen Selbstoptimierung eingesetzt, entwickeln die Teilnehmer Freude und mehr Mitgefühl: »Das sind Bedingungen für den Weltfrieden!«

Nun ist es nicht jedermanns Sache, sich mit schmerzenden Knien auf seinen rasselnden Atem zu konzentrieren. Aber es gibt ja noch andere wirksame Methoden, seine grauen Zellen auf Trab zu bringen. Sport etwa soll der altersbedingten Schrumpfung des Gehirns vorbeugen (S. 66). Auch die richtigen Superfoods lassen neue Nervenzellen sprießen und verbessern das Gedächtnis (S. 58). Wem der wöchentliche Lachs zu teuer ist, der probiere es mit Fasten! Die akute Kalorienrestriktion schützt das Gehirn, fand Agnes Flöel von der Berliner Universitätsklinik Charité heraus (S. 56).

Klingt Ihnen alles zu anstrengend? Dann bestellen Sie sich im Internet ein Neurofeedback-Headset, wie es unser Autor Christian Wolf getan hat. Einfach aufsetzen und zack: schlau. Na ja, nicht ganz. Vielleicht lesen Sie zuerst seinen Artikel ab S. 12, dann können Sie sich womöglich den Gang zum Rechner sparen. Also, wenn Sie nichts tun wollen, um Ihr Gehirn zu verbessern, und am liebsten nichts denken und das auch noch schaffen … dann sind Sie vermutlich Zen-Meister und müssen dieses Heft selbstverständlich nicht lesen!

Falls Sie aber wie ich zu den bedauernswerten Kreaturen gehören, die einen gewissen geistigen Optimierungsdrang verspüren, so wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre. Vielleicht hilft Ihnen das Lebensmotto von Chade-Meng Tan dabei: »Das Leben ist zu wichtig, um es ernst zu nehmen.«

Ihre

IN DIESER AUSGABE

Hirnstimulation

Hightech für Selbstoptimierer

Neurofeedback und elektrische Hirnstimulation sollen jedermann konzentrierter oder entspannter machen. Aber funktionieren die Geräte für den Hausgebrauch überhaupt?

Von Christian Wolf

Stromleitung ins Schülerhirn

Wissenschaftler untersuchen, ob die transkranielle Gleichstromstimulation Kindern mit Lernschwierigkeiten auf die Sprünge hilft. Dabei weiß noch keiner, ob das reifende Gehirn dabei Schaden nehmen könnte.

Von Linda Geddes

Gute Frage

Macht Kreatin schlau?

Der Neurologe Thomas Klopstock erklärt, ob Kreatin-Pillen auch die Hirnmuskeln wachsen lassen.

Mentales Training

Drei Wege zum Nirwana

Konzentration, Achtsamkeit, Mitgefühl – das sind die wichtigsten Meditationsformen. Jede verändert das Gehirn auf eigene Weise.

Von Matthieu Ricard, Antoine Lutz und Richard J. Davidson

Wo ein Wille ist …

Die Fähigkeit zur Selbstdisziplin ist nicht angeboren. Laut Forschern fällt sie immer leichter, je mehr wir uns darin üben.

Von Roy Baumeister

Auftauchen aus der Traumwelt

Wer bewusst träumen lernt, kann sogar eine Sportart im Schlaf trainieren.

Von Irene Habich

Eine Lesehilfe für den Kortex

Wenn das Nahsehen immer schwererfällt, hilft ein optisches Training, die Sehschwäche auszugleichen.

Von Karl Anders Ericsson und Robert Pool

Lebensführung

Futter fürs Hirn

Hilft »Brainfood« wirklich beim Denken? Eine Vielzahl von Studien belegt: Unsere Essgewohnheiten beeinflussen die Psyche ebenso wie die kognitive Leistungsfähigkeit.

Von Bret Stetka

Interview

Gesund essen – und öfter mal fasten

Die Neurologin Agnes Flöel von der Berliner Charité erklärt, wie Nahrungsergänzungsmittel und Hungerphasen das Gehirn fit halten.

Nahrung für neue Nervenzellen

Auch bei Erwachsenen sprießen im Kopf noch frische Nervenzellen. Mit der richtigen Ernährung lässt sich diese »Neurogenese« offenbar sogar ankurbeln.

Von Mascha Elbers

Infografik

Was Sport im Gehirn bewegt

Ein Ausdauertraining für den Körper bringt auch die grauen Zellen auf Trab.

Schlaf drüber!

Nachts analysiert das Gehirn die Erfahrungen des Tages und verstärkt relevante Gedächtnisinhalte. Deshalb erinnern wir uns am nächsten Morgen besser und profitieren von neuen Einsichten.

Von Robert Stickgold

Gute Frage

Was passiert bei Zeitdruck im Gehirn?

Der Professor für Kognitionspsychologie Lars Schwabe erklärt, wie sich Zeitdruck auf neuronaler Ebene auswirkt.

Kreativität

Flieg, Gedanke, flieg!

Was tun wir, wenn wir nichts tun? Meistens: tagträumen! Die Gedanken schweifen zu lassen, lässt laut Psychologen und Hirnforschern die Ideen sprudeln.

Von Steve Ayan

Kreativ denken – die sieben besten Strategien

Gute Einfälle lassen sich oft nicht spontan aus dem Ärmel schütteln. Wir geben wirkungsvolle Tipps, die Ihre Gedanken beflügeln.

Von Daniela Zeibig

Boten der Inspiration

Wie hängen Kreativität und der Hirnbotenstoff Dopamin zusammen? Manche Menschen mit medikamentös erhöhtem Dopaminspiegel entwickeln jedenfalls erstaunliche Schöpferkraft.

Von Patricia Thivissen

Editorial

Geistesblitze

u. a. mit diesen Themen: Charmante Blitzdenker / Armut verlangsamt Denken / Diät gegen Migräne / Gefühle lesen – aber wie?

Impressum

Bücher

u. a. mit John Kounios, Mark Beeman: Das Aha!-Erlebnis / Christiane Stenger: Wer denken will, muss fühlen / Guy Meadows: Schlaf gut! Das Geheimnis erholsamer Nachtruhe

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GEISTESBLITZE

Denkvermögen

Am Tablet fehlt Tiefgang

Abstraktes Denken fällt uns vor dem Computerbildschirm offenbar schwerer. Das berichten Geoff Kaufman von der Carnegie Mellon University und Mary Flanagan vom Dartmouth College nach einer Versuchsreihe mit mehr als 300 Probanden. Diese mussten sich jeweils identischen Lesestoff zu Gemüte führen – entweder ausgedruckt auf Papier oder in digitaler Form am Laptop beziehungsweise auf dem Tablet. Danach stellten die Wissenschaftler ihnen Fragen zum Inhalt.

Jene Probanden, die die Texte am Bildschirm gelesen hatten, waren deutlich schlechter darin, die Informationen zu interpretieren. In einem Versuch bekamen die Teilnehmer etwa eine Beschreibung von vier fiktiven japanischen Autos vorgelegt und sollten anschließend einschätzen, welches Fahrzeug den anderen in Bezug auf die genannten Daten überlegen war. Dies gelang rund 66 Prozent der Teilnehmer, die die Beschreibung auf Papier gelesen hatten – aber nur 43 Prozent von denen, die am Computer lesen mussten. Umgekehrt verhielt es sich dagegen bei konkreten Fragen zum Text: So erinnerten sich Bildschirmleser zum Beispiel an mehr Details aus einer Kurzgeschichte als Papierleser.

Der Effekt rühre unter anderem daher, so vermuten Kaufman und Flanagan, dass wir beim mobilen Lesen auf Tablet und Smartphone viele Texte nebenbei konsumieren und sie lediglich überfliegen. Aus diesem Grund würden wir bei digitaler Lektüre gewohnheitsmäßig auf weniger anstrengende Denkprozesse zurückgreifen und die Informationen nicht so tief verarbeiten. (dz)

Proceedings of the 2016 CHI Conference on Human Factors in Computing Systems, S. 2773–2777, 2016

Anzug und Kostüm lassen einen nicht nur seriöser wirken, sondern helfen auch den grauen Zellen auf die Sprünge. Sind wir im Business-Outfit statt in Freizeitkleidung unterwegs, fällt uns abstraktes Denken offenbar leichter.

Soc. Psychol. Person. Sci. 6, S. 661–668, 2015

Ernährung

Diät gegen Migräne

Eine Ernährungsumstellung kann möglicherweise helfen, Kopfschmerzattacken zu lindern. Das legt zumindest eine Studie von Cherubino di Lorenzo von der Universität Rom und seinen Kollegen nahe. 96 übergewichtige Frauen, die regelmäßig unter Migräne litten, unterzogen sich dafür zwei verschiedenen Däten: Die eine Hälfte der Frauen aß einen Monat lang fett- und proteinreich, aber kohlenhydratarm (»keto gene Diät«). Darauf folgte eine fünfmonatige Phase, während der sich dieselben Probandinnen gemischt, aber kalorienarm ernährten. Die übrigen Versuchspersonen erhielten hingegen von Anfang an über sechs Monate hinweg lediglich eine kalorienreduzierte Kost.

Zahl und Ausmaß der Migräneanfälle nahmen in beiden Gruppen ab. Bei den Frauen, die zunächst eine ketogene Diät machten, fiel der Rückgang jedoch stärker aus: Während die Probandinnen zuvor im Mittel fünf Tage im Monat unter Kopfschmerzattacken litten, war dies in dem Monat, in dem sie sich vor allem fett- und proteinreich ernährten, im Schnitt nur an weniger als einem Tag der Fall. Als sie nach dem ersten Monat zur normalen Diät wechselten, häuften sich die Attacken wieder; ihre Zahl blieb allerdings weiterhin unter dem Ausgangsniveau.

Warum die ketogene Kost Migräneanfälle minderte, ist noch unklar. Prinzipiell sorgt sie dafür, dass der Körper effizienter mit seinen Ressourcen umgehen muss: Er wird durch die Ernährungsumstellung in eine Art leichten Hungermodus versetzt. Dadurch verringert sich etwa der oxidative Stress, der die Zellen angreifen kann. Eine ketogene Ernährung hat allerdings auch Nachteile. Sie kann zumindest anfänglich müde machen und Übelkeit auslösen; außerdem verursacht sie einen typischen Mundgeruch.

Den Migräneforscher Markus Dahlem von der Humboldt-Universität zu Berlin überraschen die Ergebnisse – zumindest auf den ersten Blick: »Bislang hieß es, dass man sich als Migränepatient regelmäßig kohlenhydratreich ernähren solle. Deswegen müsste es eigentlich sogar eine schädliche Diät sein. Doch so einfach scheint die Sache nicht zu sein.« Denn womöglich hängen Migräneattacken mit plötzlichen, starken Stoffwechselschwankungen zusammen. »Diese treten wohl nicht mehr auf, wenn die Betroffenen dann auf solch eine Diät umstellen«, so der Wissenschaftler. (dl)

Eur. J. Neurol. 22, S. 170–177, 2015

Gesellschaft

Armut verlangsamt das Denken

Wer über längere Zeit arm war, schneidet bei einigen geistigen Aufgaben schlechter ab als Menschen, die nie finanzielle Härten erfahren mussten. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher um Adina Zeki Al Hazzouri von der University of Miami nach einer Untersuchung von knapp 3400 US-Amerikanern, die seit den 1980er Jahren an einer Langzeitstudie über Herzkrankheiten teilnehmen.

Al Hazzouri verglich die Resultate kognitiver Tests aus dem Jahr 2010 mit Daten über die finanziellen Verhältnisse der Teilnehmer. Dabei stieß sie auf einen deutlichen Zusammenhang zwischen anhaltender Armut und der Geschwindigkeit beim Lösen bestimmter Aufgaben. Zudem schnitten Menschen, die zwischenzeitlich Geldsorgen hatten, zum Beispiel schlechter in puncto Impulskontrolle und Arbeitsgedächtnis ab.

Gegenüber früheren Studien hat die neue Untersuchung den Vorteil, dass nicht allein das Einkommen der Teilnehmer zum Untersuchungszeitpunkt in die Analyse einfloss, sondern deren wirtschaftliche Situation über drei Jahrzehnte hinweg. Entsprechend bilden die Ergebnisse auch den kumulativen Effekt von wiederholter Armut ab, so die Neurowissenschaftlerin. Zusätzlich fand Al Hazzouris Team den Effekt auch bei Menschen mit hoher Bildung und akademischem Hintergrund, weshalb die Forscher eine umgekehrte Kausalität – schlechtere Testergebnisse führen zu mehr Armut – für unwahrscheinlich halten. (lf)

Am. J. Prev. Med. 52, S. 1–9, 2017

Eine Zehntelsekunde braucht unser Gehirn, um aus Lachen und Weinen die zu Grunde liegenden Gefühle herauszulesen – am schnellsten gelingt es ängstlichen Menschen.

Biol. Psychol. 111, S. 14–25, 2015

Vorurteile

Wann Frauen besser räumlich denken

Beim räumlichen Vorstellungsvermögen schneiden Frauen schlechter ab, etwa wenn sie sich im Raum orientieren oder Gegenstände im Geist drehen müssen. Fachleute hegen allerdings schon lange den Verdacht, dass viele derartige Befunde eher auf methodische Probleme zurückgehen als auf echte Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Für diese These hat nun ein Team um Margaret Tarampi von der University of California in Santa Barbara ein weiteres Indiz gefunden.

Tarampi und ihre Kollegen konzipierten einen Test, bei dem verschiedene Gegenstände wie etwa ein Haus, ein Verkehrsschild oder ein Baum relativ zueinander angeordnet waren. Ihre 135 Versuchspersonen – 65 Männer und 70 Frauen – sollten sich dann in eines dieser Objekte hineinversetzen und so schnell wie möglich angeben, in welcher Richtung die anderen Objekte von diesem aus lagen. Wie in vielen ähnlichen Experimenten schnitten Frauen dabei stets etwas schlechter ab als Männer. Es sei denn, das Objekt, in das sie sich hineinversetzen sollten, war eine mensch liche Figur: Dann ließ sich kein Unterschied zwischen den Geschlechtern ausmachen.

Die Wissenschaftler vermuten, dass dieses Phänomen einem Effekt geschuldet ist, den Forscher schon in zahlreichen Studien entdeckten. Konfrontiert man Menschen mit einem negativen Klischee über sich selbst, schneiden sie bei einer Aufgabe, die mit diesem Stereotyp verknüpft ist, schlechter ab. Das gilt auch für das verbreitete Vorurteil, Frauen könnten nicht räumlich denken. Tarnt man solche Aufgaben wie in Tarampis Studie allerdings durch eine menschliche Komponente als »sozial«, ein Gebiet, auf dem Frauen vorgeblich besser sind, verschwindet der Nachteil wieder. (lf)

Psychol. Sci. 27, S. 1507–1516, 2016

Kreativität

Gefühl prägt den Schöpfergeist

Der Akt des kreativen Schöpfens kann im Gehirn sehr verschiedenen Aktivitätsmustern folgen. Das zeigte ein Versuch mit Jazzpianisten. Wissenschaftler um Malinda McPherson von der Johns Hopkins School of Medicine stellten ihnen die Aufgabe, im Magnetresonanztomografen auf einem speziellen Keyboard ein Musikstück zu improvisieren. Das spontan ersonnene Lied sollte dabei zur Stimmung eines Bilds passen, das die Forscher ihren Probanden zuvor präsentiert hatten. Darauf war entweder eine glückliche oder eine betrübte Frau zu sehen.

Abhängig davon, ob die Teilnehmer entsprechend ein fröhliches oder trauriges Musikstück komponierten, spielten sich auch in ihrem Gehirn unterschiedliche Dinge ab: So ging etwa die Aktivität des dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC), der unter anderem an Planung und Verhaltenskontrolle beteiligt ist, stärker zurück, wenn die Probanden zu dem positiven Porträt improvisierten. Sie tauchten also vermutlich tiefer in einen so genannten Flow-Zustand ein, wie die Forscher schreiben. Bei trauriger Musik regte sich dagegen das Belohnungszentrum vermehrt, was den Künstlern vielleicht dabei half, auch die trüben Klänge als angenehm zu empfinden und gleichzeitig die Distanz zu ihnen zu wahren.

McPherson sieht das als Hinweis darauf, dass der Schaffensprozess im Gehirn in Abhängigkeit von den Gefühlen auf unterschiedliche Art und Weise angekurbelt wird – und die neurobiologischen Grundlagen der Kreativität damit noch komplexer sind, als man bisher annahm. (dz)

Sci. Rep. 6, 18460, 2016

Persönlichkeit

Charmante Blitzdenker

Was brauchen wir, um charismatisch zu wirken? Vor allem soziale Kompetenz – sollte man meinen. Doch in einer Untersuchung an der University of Queensland in Australien erwies sich eine Facette der Intelligenz als bedeutsamer: die Geschwindigkeit, mit der wir Informationen verarbeiten.

Ein Team um den Psychologen Bill von Hippel testete dazu, wie schnell Studierende auf Fragen zum Allgemeinwissen antworteten und am Computer instruktionsgemäß auf Symbole und Muster reagierten. Intelligenz und Persönlichkeit der rund 400 Versuchspersonen erfassten die Forscher mittels Test und Fragebogen; Charisma und Sozialkompetenz ließen sie von Freunden der Probanden bewerten. Je flinker sich die Teilnehmer in den Geschwindigkeitstests erwiesen, desto eher attestierten ihre Freunde ihnen Charisma, und dieser Zusammenhang zeigte sich unabhängig davon, wie intelligent und gebildet die Probanden insgesamt waren und welche Charaktereigenschaften sie sonst noch kennzeichneten.

Menschen, die schnell denken, wirken also charismatischer als geistig langsamere Zeitgenossen. Dagegen hingen andere soziale Fertigkeiten zum Erstaunen der Forscher nicht vom mentalen Tempo ab. Sie vermuten, dass flotte Denker auch in einem kurzen Zeitfenster auf geistreiche und inspirierende Antworten kommen. (cg)

Psychol. Sci. 27, S. 119–122, 2016

Textverständnis

Lieber langsam lesen

Bücher, E-Mails oder Arbeitsunterlagen im Turbogang lesen und trotzdem alles bis ins kleinste Detail verstehen? Das klingt verlockend, funktioniert aber nicht – auch wenn Schnelllese-Trainingsprogramme das gerne versprechen. In einer Übersichtsarbeit nahmen Wissenschaftler um Elizabeth Schotter von der University of California in San Diego zahlreiche Studien unter die Lupe, die sich in den vergangenen Jahrzehnten mit dem Thema Lesen befassten. Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass Lesen im Eilverfahren in den allermeisten Fällen zu Lasten des Textverständnisses geht. Geübte Leser erfassen bereits unter normalen Bedingungen zwischen 200 und 400 Wörtern pro Minute. Wer diesen Output mit speziellen Techniken noch einmal um das Doppelte bis Dreifache steigert, bekommt im Zweifelsfall auch nur ein Drittel oder die Hälfte vom Inhalt mit.

Das sei etwa bei Programmen der Fall, bei denen die einzelnen Wörter blitzschnell hintereinander genau im Zentrum eines Bildschirms eingeblendet werden, schreiben die Forscher. Der Hintergedanke sei in aller Regel, die vermeintlich Zeit raubenden Augenbewegungen beim Lesen auf ein Minimum zu reduzieren. Tatsächlich machen diese aber nur zehn Prozent der Zeit aus, die wir über einer einzelnen Seite brüten, so Schotter und Kollegen. Dafür fehlt uns die Möglichkeit, noch einmal zu Sätzen zurückzuspringen, die wir nicht verstanden haben.

Für das Textverständnis sind Wort erkennung und Satzverständnis ohnehin wichtiger als unsere visuellen Fähigkeiten, glauben die Wissenschaftler. Die beste Methode, Lesefähigkeiten zu trainieren, sei demnach, sie schlicht und einfach besonders häufig anzuwenden und am besten eine Vielzahl verschiedenster Texte zu lesen – in welchem Tempo auch immer. (dz)

Psychol. Sci. Public Interest 17, S. 4–34, 2016

Gemeinsame Zeit mit Freunden macht normalerweise zufrieden. Das gilt aber nicht für besonders intelligente Menschen: Sie sind im Schnitt glücklicher, wenn sie mehr Zeit für sich haben.

Br. J. Psychol. 107, S. 675–697, 2016

Schlaf

Waches Hirn im Hotel

In fremden Betten schläft man anfangs selten so erholsam wie daheim. Laut Yuka Sasaki von der Brown University und ihrem Team ist daran unsere linke Hirnhälfte schuld, die in der ungewohnten Umgebung zunächst keine Ruhe findet und wachsamer bleibt als die rechte. Diesen so genannten Ein-Hemisphären-Schlaf kennt man bislang vor allem von Delfinen und Vögeln. Sie wappnen sich damit gegen Angriffe, die sie im Schlaf überraschen könnten.

Sasaki und ihre Kollegen baten 35 Freiwillige für mehrere Nächte in ihr Schlaflabor und überwachten die Hirnaktivität ihrer schlafenden Teilnehmer in der ersten sowie der achten Nacht. Dabei entdeckten sie, dass die linke Hirnhälfte der Probanden in der ersten Nacht während der normalerweise erholsamen, langwelligen Tiefschlafphase besonders leicht ansprechbar war und sensibler auf Geräusche reagierte. Besonders deutlich zeigten sich diese Unterschiede im so genannten Default-Mode-Netzwerk, das sich tagsüber vor allem beim Nichtstun regt und mit Tagträumen in Verbindung gebracht wird. Nach mehr als einer Woche im Schlaflabor hatte sich die nächtliche Hirnaktivität der Teilnehmer schließlich wieder normalisiert.

Warum nur die linke Seite aktiver ist, wissen die Forscher noch nicht – womöglich, weil sie stärker vernetzt sei, so eine Hypothese. Da Sasaki und ihr Team nur die erste Tiefschlafphase ihrer Probanden näher überwachten, wäre es aber auch denkbar, dass sich die Hirnhälften im Lauf der Nacht schlicht abwechseln.

Wer auch im Hotel besser schlafen möchte, sollte sich daher vielleicht ein eigenes Kissen von zu Hause mitbringen, empfehlen die Forscher. Außerdem könne es helfen, stets in ähnlichen Zimmern zu übernachten. So entstehe für unser Gehirn auch in fremder Umgebung ein gewisses Gefühl der Vertrautheit. (dl)

Curr. Biol. 26, S. 1190–1194, 2016

Emotionale Intelligenz

Gefühle lesen – aber wie?

Sich in andere hineinversetzen, ihre Freude, Trauer oder ihr Leid erkennen – dazu braucht es Intuition, glauben viele Menschen. Tatsächlich scheint aber genau das Gegenteil zu stimmen, wie ein Team um Jennifer Lerner von der Harvard University entdeckte: Wir können die Emotionen unserer Mitmenschen offenbar besser deuten, wenn wir systematisch denken und Informationen sorgsam gegeneinander abwägen.

Die Wissenschaftler untersuchten in vier Studien das Einfühlungsvermögen von mehr als 900 Probanden. Zuerst wollten sie wissen, worauf die Versuchspersonen selbst setzen würden, wenn es darum geht, die Gefühle anderer möglichst gut einzuschätzen: auf analytisches Denken oder auf ihr Bauchgefühl? Der Großteil der Befragten plädierte für Letzteres. Im nächsten Durchgang machten die Forscher die Probe aufs Exempel. Sie baten ihre Teilnehmer, paarweise ein fiktives Bewerbungsgespräch zu führen, wobei per Zufall ein Partner zum Chef und einer zum Jobanwärter bestimmt wurde. Dann sollten die Versuchspersonen in einem Fragebogen angeben, wie sie sich selbst gefühlt hatten und wie es ihrem Gegenüber bei dem Gespräch gegangen war.

Unter anderem mit einer berühmten Knobelaufgabe klopften die Forscher zudem ab, wie analytisch die Probanden dachten: »Ein Schläger und ein Ball kosten zusammen 1,10 Euro. Der Schläger kostet einen Euro mehr als der Ball. Wie viel kostet der Ball?« Diejenigen, die auf die Frage hereinfielen und intuitiv mit »10 Cent« antworteten, konnten auch die Emotionen ihres Partners schlechter einschätzen als jene, die sorgsamer über die Aufgabe nachdachten. Dieser Effekt zeigte sich übrigens unabhängig von Alter, Geschlecht und auch von der Intelligenz.

In einem finalen Experiment stießen die Forscher dann gezielt bestimmte Denkstrategien bei den Probanden an, indem sie sie zuvor Situationen aufschreiben ließen, in denen ihnen Bauchgefühl respektive analytischer Geist besonders geholfen hatte. Auch hier zeigte sich: Wer entsprechend eingestimmt strategischer dachte, bewies besseres Gespür für seine Mitmenschen.

Lerner glaubt, dass das Ergebnis vor allem für Menschen in Führungspositionen wichtig sein könnte: Sie sollten sich immerhin besonders gut in ihre Angestellten hineinversetzen können – und demnach wohl lieber ihrem Kopf als ihrem Bauch vertrauen! (dz)

J. Pers. Soc. Psychol. 10.1037/pspi0000063, 2016

HIRNSTIMULATION

NEURO-GADGETS Elektronische Hirntrainer für jedermann: Die Geräte sollen uns konzentrierter, entspannter und fröhlicher machen. Aber funktioniert das auch?

Hightech für Selbstoptimierer

VON CHRISTIAN WOLF

Auf einen Blick: Heimtraining für die grauen Zellen

1 Mit Neurofeedback und Gleichstromstimulation (tDCS) können Hirnforscher im Labor die Funktionen unseres Gehirns vielfältig beeinflussen, um sie zu studieren. Mitunter verbessern sich dabei einzelne Fähigkeiten.

2 Geräte für den Hausgebrauch versprechen solche Effekte für jedermann. Die Hersteller beteuern, es handle sich um Lifestyle-Produkte ohne medizinische Relevanz – und unterlaufen so das Medizinproduktegesetz.

3 Experten sind skeptisch: Beim Neurofeedback halten sie anhaltende Effekte nach Anwendung durch Laien für unwahrscheinlich; bei tDCS warnen sie vor Risiken und ungeklärten Langzeitfolgen.

Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit.« Ich wiederhole das Wort wieder und wieder in meinem Kopf. Gleichzeitig schaue ich auf den Computerbildschirm vor mir, meinen Aufmerksamkeitswert fest im Blick, der als Balken grafisch dargestellt ist. Bloß mit der Kraft meiner Gedanken versuche ich, ein darüber befindliches Fass heftiger zum Brennen zu bringen (siehe Bild). Je aufmerksamer ich bin, desto schneller brennt das Fass leer – das einzige Ziel dieses simplen Spiels.

Nein, ich bin nicht unter die Jedi-Meister gegangen. Ganz profan werden für das Spiel meine Hirnwellen ausgelesen. Ich sitze auch nicht im Labor eines Forschers mit zig Elektroden am Schädel, sondern bequem zu Hause. Ausgerüstet bin ich lediglich mit dem Gerät MindWave der US-amerikanischen Firma NeuroSky. Das 90 Gramm schwere Headset besteht aus einem Kopfbügel, einem Ohrclip und einem Sensorarm mit der EEG-Elektrode. Sie wird mittig auf der Stirn platziert. MindWave misst nach Angaben des Herstellers Hirnwellen unterschiedlicher Frequenzen, die mit verschiedenen Bewusstseinszuständen einhergehen.

In den vergangenen Jahren ist eine Reihe von Geräten auf den Markt gekommen, mit denen man vermeintlich ganz einfach zu Hause sein Gehirn auf Trab bringen kann – per Neurofeedback oder Hirnstimulation. Im umgangssprachlichen Englisch wird diese Art der Selbstoptimierung als »Neurohacking« bezeichnet. Darin klingt etwas Verbotenes, möglicherweise Riskantes an, als dringe man in Bereiche vor, die Unbefugten aus gutem Grund unzugänglich sind. Aber was ist dran an diesem Trend? Halten die Geräte, was ihre Hersteller versprechen? Und wie steht es tatsächlich um Risiken und Nebenwirkungen?

Das MindWave auf meinem Kopf beruht auf Neurofeedback. Das Prinzip: Der Nutzer erhält auf Basis seiner EEG-Wellen (siehe »Kurz erklärt«) eine grafische oder akustische Rückmeldung. Die soll ihm helfen, seine Hirnaktivität in eine gewünschte Richtung zu beeinflussen, etwa die Aufmerksamkeit zu steigern oder zu entspannen. Denn die Hirnwellen hängen vom aktuellen Bewusstseinszustand ab. Von Schlaf über Dösen und ruhige Entspanntheit bis hin zu geistiger Anspannung steigt die Frequenz. Thetawellen etwa liegen per Definition zwischen vier und acht Hertz und gehen mit tiefer Entspannung und Tagträumen einher. Die schnelleren Betawellen hingegen, die von 13 bis 30 Schwingungen pro Sekunde reichen, werden von Aufmerksamkeit und mentaler Wachheit begleitet.

Lernen durch Versuch und Irrtum

Wie genau ich meinen Aufmerksamkeitswert steigere und damit das Fass auf dem Bildschirm schneller brennen lasse, bleibt mir überlassen. Beim Neurofeedback lernt man per Versuch und Irrtum, probiert verschiedene Strategien aus und registriert über die Rückmeldung, was funktioniert. Für das gewünschte Verhalten, genauer gesagt die »richtigen« Hirnwellen, werde ich mit einem besseren Abschneiden belohnt.