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J. J.

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Beschreibung

Auf einer abgelegenen Ranch in der Sierra Nevada zerreißt ein rätselhaftes Signal aus den Tiefen des Alls die Stille, just an dem Tag, an dem der Saturn der Erde am nächsten ist. Es kündigt eine Veränderung an, die niemand begreifen kann. Ein Wesen, das zwei Welten in sich trägt, muss sein größtes Geheimnis wahren: die Liebe zu einem Menschen, den es vor einer unerbittlichen Wahrheit und den Schatten der eigenen Zukunft schützen will. In Sausalito gerät das Leben eines scheinbar gewöhnlichen Teenagers ins Wanken, als ein neuer Schüler in seine Welt tritt, geheimnisvoll, anders, unwiderstehlich. Eine Anziehung, so stark, dass sie alles infrage stellt. Doch hinter den vertrauten Fassaden lauert ein Netz aus Lügen, und jede Berührung, jeder Blick entfaltet ein Geheimnis, größer als sie selbst. Denn ihre Vergangenheit war nur eine Illusion. Ihre Zukunft bleibt ein offenes Versprechen. Und ihre Verbindung reicht weiter, als es die Sterne je erahnen könnten. Freundschaft, Familie, Vertrauen, alles steht auf Messers Schneide, während eine unaufhaltsame Kraft näherkommt. Eine Kraft, die nicht nur ihr Leben, sondern die gesamte Menschheit verändern wird.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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FÜR MARKUS, MEIN KOLLEKTIV.

Inhaltsverzeichnis

VORWORT

01 EUPHORIE

02 DIE DENKFABRIK

03 ES GESCHAH IN EINEM AUGENBLICK

04 NACHT

05 DER GUTE HIRTE

06 IM RÜCKBLICK

07 DAS RITUAL

08 DER NAMENLOSE

09 WACHE MOMENTE

10 DIE SCHWELLE

11 DAS WURMLOCH

12 BEWUSSTSEINSVERLUST

13 DAS SIGNAL

14 GEHEIMNISVOLLE INTELLIGENZ

15 RETTUNGSANKER

16 DAS UNGEWISSE DUNKEL

17 LIEBE INMITTEN DER STERNE

18 PON FARR

19 DAS WIRKLICHE LEBEN

20 ES WAR EINMAL

21 DER SCHWARZE VOGEL

22 FLASCHENPOST

23 PROTOTYP

24 ENDSTATION: VERGESSENHEIT

25 RÄTSELHAFTE VISIONEN

26 DAS OBERSTE GESETZ

27 EIN KLEINER SCHRITT

28 DER ZEITZEUGE

29 LEBENSANZEICHEN

30 RÄTSEL

31 DER MYSTERIÖSE NEBEL

32 VON ANGESICHT ZU ANGESICHT

33 DER FÜRSORGER

34 FLASHBACK

35 KÖRPER UND SEELE

36 VERHEERENDE GEWALT

37 23:59

38 ASCHE ZU ASCHE

39 IN FLEISCH UND BLUT

40 VERBORGENE BILDER

41 NIGHTINGALE

42 TATTOO

43 TAG DER EHRE

44 ELOGIUM

45 UNSCHULD

46 KONTRAPUNKT

47 DÄMON

NACHTRAG - DER ISOMORPH

VORWORTPERSÖNLICHES LOGBUCH

Sternzeit 2025

35 Jahre voller Gedanken, Zweifel und Inspiration.

35 Jahre, in denen dieses Werk immer wieder neu geboren wurde: geschrieben, verworfen, korrigiert, verbessert, perfektioniert.

Charaktere entstanden und wuchsen, Ideen wurden geschärft, der Geist der Zeit floss in jede Zeile.

Und nun ist endlich der Moment gekommen: Es ist vollbracht.

An dieser Stelle möchte ich euch ganz offen gestehen: Ich bin ein Trekkie – und das schon, seit ich denken kann. Ich bin mit der Vision von Star Trek aufgewachsen, mit den Geschichten über Zusammenhalt, über das Streben nach Wissen, über das Entdecken des Unbekannten und darüber, wie wir als Menschheit über uns selbst hinauswachsen können.

Besonders die USS Voyager hat mich in den 90ern geprägt. Sie war für mich nicht einfach nur ein Raumschiff in einer fernen Galaxie – sie war ein Sinnbild für Hoffnung, Durchhaltevermögen und die unerschütterliche Überzeugung, dass wir selbst in der größten Einsamkeit niemals wirklich allein sind.

Als Kind habe ich jede Folge aufgesogen, die Abenteuer mit der Crew miterlebt und mich immer gefragt, wie es wohl wäre, selbst Teil davon zu sein. Persönlich hatte ich mich damals mit dem Rebellen Tom Paris identifiziert, auch äußerlich erkannte ich gewisse Gemeinsamkeiten.

Dieses Gefühl, diese unbändige Begeisterung, habe ich in mein Werk einfließen lassen. HIVE ist von dieser Faszination inspiriert. Bedeutet es übersetzt einfach nur Bienenstock, wurde es im fiktiven Star Trek Universum dazu benutzt, das mächtige BORG Kollektiv zu benennen, aber dazu später mehr.

Die Kapitelüberschriften tragen bewusst die Originaltitel von Voyager Episoden, nicht als bloße Referenz, sondern als Verbeugung vor den Geschichten, die sich für immer in mein Gedächtnis eingeprägt haben. An manchen Stellen ist es sogar so weit gegangen, dass sich die Handlung ganz von selbst in Bahnen bewegt hat, die an Voyager erinnern – nicht geplant, sondern weil dieses Universum einfach in mir lebt.

Ich wollte diese Energie mit euch teilen, euch diese Welt zeigen, wie ich sie sehe – eine Welt, die von Star Trek inspiriert, aber dennoch eigenständig ist. Vielleicht entdeckt ihr beim Lesen diese kleinen Easter Eggs, die versteckten Verbindungen, und vielleicht spürt ihr sogar etwas von dem Staunen, das ich als Kind empfunden habe, als ich zum ersten Mal vor dem Bildschirm saß und dachte: Da draußen gibt es mehr – so viel mehr.

Dieses Buch ist meine ganz persönliche Hommage an ein Universum, das mich über Jahrzehnte begleitet hat – und es ist mein Geschenk an euch, damit ihr vielleicht auch ein Stück dieser Begeisterung fühlen könnt.

Nur um eines klarzustellen: Ihr müsst kein Trekkie sein, um dieses Buch zu verstehen oder zu genießen. Ganz und gar nicht. Die Anspielungen sind bewusst subtil gehalten, oftmals nur lose Sätze, kleine Gesten oder philosophische Gedanken, die ich irgendwo in den unendlichen Weiten über die Jahrzehnte aufgeschnappt habe. Für Fans sind es liebevolle Zwinkerer, für alle anderen einfach Teile der Geschichte, die völlig unabhängig funktionieren – und dennoch, wenn man sie erkennt, eine gewisse Tiefe mitbringen.

Manche Charaktere in meinem Buch tragen sogar Namen, die von Voyager Charakteren oder deren Schauspielern inspiriert sind. Es ist eine weitere, stille Hommage an etwas, das mich über mein Leben hinweg begleitet hat. Ein Dankeschön an diese Figuren und die Menschen, die sie zum Leben erweckt haben.

Und dann ist da noch das, wie zuvor bereits erwähnte, BORG Kollektiv. Für die, die es nicht kennen: Die Borg sind eine Gemeinschaft aus kybernetisch veränderten Lebensformen, die in einem gewaltigen, alles umfassenden Netzwerk miteinander verbunden sind – eine Einheit ohne individuelle Gedanken, ohne individuelle Ziele. Alles, was sie tun, tun sie als Schwarmintelligenz. Ihr Ziel? Perfektion. Sie assimilierten ganze Spezies, fügen biologische und technologische Einzigartigkeiten ihrer eigenen Struktur hinzu – „Widerstand ist zwecklos“ ist ihr berühmtester Satz. Die Borg sind mehr als nur Antagonisten; sie sind ein Spiegel für unsere eigene Angst vor dem Verlust von Individualität, vor dem Aufgehen in etwas, das größer ist als wir selbst, aber uns gleichzeitig völlig verschlingt.

Dieses Konzept, diese düstere und zugleich faszinierende Idee, zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Buch und wird auch in den folgenden Romanen fest verankert sein. Denn diese Geschichte ist so vielschichtig, so geheimnisvoll, dass ich sie gar nicht in nur einem Band erzählen könnte. Was ihr hier lest, ist nur der Anfang – das Fundament einer geplanten Trilogie, die die Grenzen von Identität, Freiheit, und vielleicht sogar von Menschlichkeit selbst hinterfragt.

Es ist mein Versuch, euch nicht nur zu unterhalten, sondern auch dieses Gefühl zu geben, das mich schon als Kind ergriffen hat, wenn ich in die unendlichen Weiten geblickt habe: Da draußen gibt es etwas Größeres. Etwas, das wir noch nicht verstehen.

Lasst mich euch noch schnell ein paar Hintergründe geben, bevor ihr in die Geschichte eintaucht: Einer der Orte, die im Buch eine besondere Rolle spielen, ist der Convict Lake. Vielleicht kennen einige von euch diesen See – er wurde in Star Trek: Der Aufstand berühmt, als Data dort abtaucht und ein getarntes Schiff der Föderation entdeckt. Mich hat diese Szene schon damals fasziniert – nicht nur wegen der Technik, sondern wegen der unberührten Natur, der schroffen Berge und des glasklaren Wassers. Diese Landschaft hat mich als Kind tief beeindruckt, und ich wollte dieses Gefühl von Weite, Ruhe und gleichzeitiger Spannung unbedingt in meine Geschichte einfließen lassen.

Auch San Francisco wurde von mir nicht als zufälliger Schauplatz gewählt. Die Stadt ist in Star Trek das Herzstück der Sternenflotte – hier stehen die Akademie und das Hauptquartier, hier beginnt für viele Captains und Offiziere ihr Weg zu den Sternen. Für mich war klar: Wenn meine Geschichte ein Fundament hat, dann muss San Francisco dazugehören. Es ist ein Ort, an dem Träume geboren werden und an dem das Unmögliche greifbar wirkt.

Und dann gibt es natürlich Zach, meinen Protagonisten – ein Teenager, der von klein auf von den Sternen fasziniert ist. Er ist selbst ein Trekkie, so wie ich es immer war, und diese Begeisterung zieht sich durch viele Dialoge und Gedanken im Buch. Zach ist jemand, der sich ständig fragt: Was ist da draußen? Wohin gehören wir? – und genau das ist ein Kernmotiv meiner Geschichte. Auch andere Hauptcharaktere tragen diese Sehnsucht in sich, dieses Bedürfnis, über das Alltägliche hinauszublicken und Teil von etwas Größerem zu sein.

Zu den Figuren in meinem Roman gibt es noch etwas, das mir besonders wichtig ist und das ich euch von Anfang an sagen möchte: Der männliche Anteil ist bewusst groß. Ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, die üblichen Hollywood Muster hinter mir zu lassen. In so vielen Filmen und Serien sind es immer Mann und Frau, die als klassisches Paar die Leitfiguren stellen – fast schon ein ungeschriebenes Gesetz. Ich wollte damit brechen.

In meiner Geschichte sind es homosexuelle Jungs und junge Männer, die zueinander finden, egal ob sie Menschen oder andere humanoide Wesen sind. Sie fühlen sich zueinander hingezogen, sie verlieben sich, sie streiten, sie lachen – so wie jedes andere Paar auch. Und genau darum geht es mir: Dass es im Kern vollkommen gleichgültig ist, wer welches Geschlecht bevorzugt. Liebe ist Liebe, Anziehung ist Anziehung, und es sollte nichts Außergewöhnliches mehr sein, darüber zu sprechen oder es darzustellen.

Darum wird es in diesem Buch auch kein großes Thema sein. Niemand wird für seine Liebe verurteilt, niemand muss sich dafür rechtfertigen, wen er liebt. Es ist selbstverständlich, so wie es in unserer echten Welt längst sein sollte. Und ja, vielleicht ist das ein bisschen mein Traum von einer besseren Realität – einer, in der wir nicht ständig über Unterschiede reden müssen, weil wir endlich erkannt haben, dass wir alle gleich wertvoll sind. (Star Trek lässt erneut grüßen)

Und, Hand aufs Herz: Sollte dieses Buch wirklich einmal die Schallmauer durchbrechen und international erfolgreich werden (ja, man darf und muss träumen dürfen), dann möchte ich, dass die Welt genau das erkennt: Dass Geschichten mit homosexuellen Hauptfiguren nicht nur ‚Nischen-Geschichten‘ sind, sondern Geschichten über das Menschsein an sich. Potential für Mainstream. Ich bin selbst queer und würde mich freuen, wenn auch queere Menschen öfter mal in Hauptrollen in Blockbustern oder Serien zu sehen wären. Vielleicht habe ich mit diesem Werk einen Grundstein gelegt. Für manchen könnte es auch etwas zu viel des Guten sein, aber – ganz ehrlich – das ist mir vollkommen egal. Ich mag meine Figuren so wie sie sind.

In den Beziehungen, die ich in diesem Buch beschreibe, geht es – wie im echten Leben – manchmal auch ordentlich zur Sache. Ich habe – mit Verlaub – keinen Porno geschrieben, das liegt mir fern, aber ich habe auch nicht versucht, etwas zu beschönigen oder so zu tun, als gäbe es körperliche Nähe nicht.

Die männlichen Protagonisten sind oft leicht bekleidet oder verlieren sich in Momenten, in denen die Anziehung so stark ist, dass sie übereinander herfallen – so, wie es in der Realität zwischen zwei Menschen, die sich begehren, nun einmal passieren kann. Und ja, ich habe diese Momente bewusst angedeutet, manchmal mit einem Augenzwinkern, manchmal auch sehr direkt, manchmal mit einem Schmunzeln, aber immer mit Würde.

Denn am Ende weiß jeder von euch: Auch das Sexuelle spielt eine Rolle in einer Beziehung. Es ist ein Teil des Lebens, ein Teil des Verbindens und ein Teil dessen, was diese Figuren glaubwürdig macht. Wenn wir Geschichten erzählen wollen, die sich wahr anfühlen, dann müssen wir auch die Intimität zwischen Menschen zulassen – nicht, um zu provozieren, sondern um ehrlich zu sein. Und genau das war mein Ziel: Ehrlichkeit, Wärme und eine Geschichte, die nahbar bleibt, auch wenn sie in den Sternen spielt.

Am Ende dieses Werkes steht mehr als nur eine Geschichte. Es ist eine Vision, ein Spiegel dessen, was wir sein könnten. Eine Menschheit, die nicht darauf wartet, von einer höheren Macht oder von fremden Wesen gerettet zu werden – sondern die den Mut findet, sich selbst zu retten.

Ich habe all mein Herz, mein Wissen und meine Leidenschaft hineingelegt, um eine Welt zu erschaffen, die inspiriert, die Fragen stellt und Antworten sucht. Vielleicht ist es gewagt, vielleicht auch naiv, aber in jeder Zeile steckt der Glaube daran, dass wir besser sein können – freier, gerechter, menschlicher.

Dieses Buch ist nicht nur eine Hommage an die Sterne, an große Science Fiction Vorbilder und an die Menschen, die mich geprägt haben. Es ist ein Ruf: Seht hin, denkt nach, fühlt, träumt – und lasst euch berühren von der Vorstellung, dass wir keine Helden von außen brauchen, wenn wir den Helden in uns selbst entdecken.

Es ist eine Geschichte über Verlust – den Schmerz, der uns zu Boden zwingt, und die Leere, die bleibt, wenn wir glauben, alles verloren zu haben. Über Hoffnung – das leise Flackern in der Dunkelheit, das uns weitergehen lässt, selbst wenn die Welt um uns zerbricht. Über Freundschaft – jenes unsichtbare Band, das uns hält, wenn alles andere zerreißt, und das stärker ist als Raum und Zeit. Über Familie – nicht nur jene, in die wir geboren werden, sondern auch jene, die wir auf unserem Weg finden und wählen. Über Liebe – in all ihren Formen, unperfekt und doch unendlich, der größte Antrieb unseres Daseins. Und über den ewigen Kampf mit uns selbst – gegen unsere Ängste, unsere Schatten, unsere Zweifel, aus denen wir am Ende vielleicht nicht unversehrt, aber gereift und stärker hervorgehen.

Dieses Buch ist wahrlich nicht für jedermann gedacht – und das soll es auch gar nicht sein. Es will nicht einfach nur Mainstream sein, aber ebenso wenig ausschließlich eine bestimmte Nische bedienen. Es ist eine andere Art von Coming of Age Geschichte, durchzogen von Mystery Elementen, vom Leben und den Gefühlen junger Menschen, mit einem Hauch Stranger Things und einer Prise Heartstopper.

Im Kern jedoch bleibt es Science Fiction, eng verbunden mit unserer Realität. Kein Thriller, kein Fantasy Märchen, sondern eine Geschichte, die tief im Menschlichen wurzelt und doch weit hinaus ins All greift – mit einer Menge Star Trek und all dem, was uns an den Weltraum fasziniert. Es geht um eine Menschheit, die langsam beginnt, sich selbst zu vergessen, und darum, was es bedeutet, wieder zu sich zu finden.

Um es mit eigenen Worten zu sagen, inspiriert von der einzigartigen Captain Kathryn Janeway: „Vielleicht ist das Universum nicht dazu da, verstanden zu werden. Vielleicht ist es nur dazu da, erkundet zu werden.“

- J. J. (Der Autor)

Nachtrag:

Alle im Buch enthaltenen Illustrationen, einschließlich des Covers, sind mit Unterstützung moderner KI-Technologien und Bildbearbeitungsprogrammen entstanden.

Diese Bilder sind das Ergebnis von kreativen Konzeptideen, die mithilfe künstlicher Intelligenz und meiner Kreativität in visuelle Form gebracht wurden. Ziel war es, die Atmosphäre der Geschichte auf eine einzigartige, manchmal fast surreale Art einzufangen – fernab klassischer Fotografie oder traditioneller Illustration.

Sie spiegeln die Vision und Stimmung wider, die ich beim Schreiben empfunden habe, und sind somit Teil des Gesamterlebnisses dieses Buches.

01EUPHORIE

An diesem frischen Frühlingsnachmittag zeigte sich die Natur rund um San Francisco von ihrer beeindruckendsten Seite. Die Sonne stand warm am Himmel und tauchte die Landschaft in ein goldenes Licht, das die sanften Hügel und zerklüfteten Küstenlinien der Marin Headlands – jene bergige Region nördlich der Golden Gate Bridge – wie aus einem Naturgemälde wirken ließ. Die klare Luft war erfüllt vom Duft blühender Wildkräuter und dem entfernten Rauschen des Pazifiks, der stetig gegen die felsige Küste schlug.

Zach und Hudson joggten Seite an Seite auf einem schmalen, gut befestigten Trail, der sich durch das hügelige Gelände schlängelte. Unter ihren Laufschuhen knirschte der feste Kies, während sie mit gleichmäßigem Rhythmus ihre Schritte setzten. Der Pfad führte sie immer wieder an Aussichtspunkten vorbei, von denen aus man einen atemberaubenden Blick auf die Golden Gate Bridge, die Bucht von San Francisco und das glitzernde Meer hatte. Der Wind wehte ihnen leicht ins Gesicht, kühlte die erhitzte Haut und ließ die Haare im Takt der Bewegung flattern.

Zach spürte, wie sich sein Körper forderte, wie sich Schweiß auf seiner Stirn bildete, und wie sich mit jedem Atemzug ein angenehmes Brennen in seiner Lunge ausbreitete – dieses Gefühl, lebendig zu sein. Hudson, eine Spur voraus, blickte über die Schulter und grinste, während er das Tempo leicht anzog. „Na los, du bist doch sonst nicht so träge!“, rief er keuchend, aber mit gutmütigem Spott, was Zach nur zu einem Augenrollen und einem energischeren Antritt veranlasste. Na, warte…

Die Natur um sie herum war lebendig wie immer. Vögel zogen in der Ferne ihre Kreise, ein Habicht stieg majestätisch über ihnen auf, und in den Wiesen bewegten sich Kaninchen und Rehe, verborgen zwischen hohem Gras und Gestrüpp. Alles wirkte friedlich, harmonisch, weit weg vom Lärm und der Hektik der Stadt, obwohl diese nur wenige Kilometer entfernt lag.

Je weiter sie liefen, desto mehr ließen sie ihre Gedanken hinter sich. Keine Sorgen, kein Stress – nur der Rhythmus ihrer Schritte, der Duft des Frühlings, der weite Himmel über ihnen und das Gefühl, für einen Moment vollkommen frei zu sein.

Als sie schließlich auf einer Anhöhe ankamen und kurz innehielten, um durchzuatmen, war der Blick auf die Brücke und die Stadt im Dunst der Nachmittagssonne schlicht überwältigend. Zach stützte die Hände auf die Oberschenkel und grinste Hudson an. „Ich weiß nicht, was heute los ist…“, sagte er atemlos, „…machen wir eine kurze Pause, okay?“

Hudson nickte und legte ihm den Arm um die Schultern. „Du kannst nur nicht zugeben, dass ich mehr Energie wie du habe.“

„Dafür bin ich im Wasser schneller.“, erwiderte Zach trocken.

Gemeinsam blieben sie einen Moment an einer hölzernen Bank stehen, die auf einem kleinen Plateau mit herrlichem Blick über die Bay Area thronte. Der Pfad verlief hier ein Stück weit an der Klippe entlang, und unter ihnen glitzerte das Wasser der Bucht in der warmen Frühlingssonne, als hätte jemand Millionen winziger Diamanten auf der Oberfläche verstreut.

Beide Jungs atmeten schwer, aber zufrieden, während sie sich mit routinierten Bewegungen dehnten. Hudson legte ein Bein auf die Lehne der Bank und beugte sich tief nach vorn, während Zach sich aufrecht hinstellte und seine Arme über dem Kopf verschränkte, um die seitlichen Muskelpartien zu dehnen. Ihre Schatten fielen lang über den hellen Kiesweg, und das Zirpen der Grillen mischte sich mit dem leisen Säuseln des Windes, der vom Ozean heraufzog.

„Ich bin dafür, dass wir das ab sofort jeden Tag tun.“, meinte Zach keuchend und zog sich sein durchgeschwitztes Tanktop über den Kopf. Mit einer flüchtigen Bewegung wischte er sich den Schweiß von Stirn und Nacken und ließ das Shirt achtlos über die Rückenlehne der Bank hängen. Für einen Fünfzehnjährigen hatte Zach eine beachtlich definierte Statur – nicht übertrieben muskulös, aber klar erkennbar trainiert. Seine Arme zeigten deutliche Konturen, die Bauchmuskeln zeichneten sich unter der leicht gebräunten Haut ab, und selbst an den Schultern schimmerte der Schweiß in der Nachmittagssonne. Sein Körper war das Resultat harter Arbeit, sportlicher Disziplin und einer gewissen genetischen Begünstigung.

Seine kurzen, dunkelblonden Haare waren feucht vom Schweiß, und ein paar Strähnen klebten ihm an der Stirn. Er strich sie mit einer Hand zurück, während seine eisblauen Augen über die Szenerie glitten – die grünen Hänge, die sich bis zur Küste zogen, das Blau des Meeres, das sich endlos bis zum Horizont erstreckte, und im Dunst der Ferne die vertrauten Umrisse der Golden Gate Bridge. Der Anblick war fast zu perfekt, wie aus einem Traum.

Neben ihm ließ sich Hudson mit einem tiefen Seufzen auf die Bank fallen. Auch er streifte sich nun sein Shirt über den Kopf, das ebenso feucht war wie das von Zach, und warf es neben sich. Dann lehnte er sich zurück, stützte die Arme auf der Rückenlehne ab und schloss für einen Moment die Augen, das Gesicht der Sonne entgegengestreckt.

Zach sah ihn kurz an – wie sein bester Freund da saß, entspannt, selbstbewusst, mit dieser Ruhe, die ihn oft so unerschütterlich wirken ließ – und konnte sich ein leises Grinsen nicht verkneifen. Ohne etwas zu sagen, ließ er sich ebenfalls auf der Bank nieder, atmete tief durch und genoss diesen einen Moment zwischen Himmel und Erde, zwischen Aufbruch und Ankommen. Die Sonne brannte ungewohnt stark für die Jahreszeit, aber keiner der beiden beschwerte sich. Im Gegenteil – es war einer jener Tage, die man sich im Gedächtnis bewahrte, weil sie leicht und bedeutungslos wirkten, aber doch so vieles in sich trugen.

„Ich liebe diesen Ort“, sagte Zach schließlich leise, mehr zu sich selbst als zu Hudson. Der nickte nur, sein Blick noch immer auf die Bucht gerichtet.

„Ich auch, Bruder.“, erwiderte Hudson, der nun sehr gelockert auf der Holzbank saß, die Arme hinter seinem schweißnassen Schädel verschränkt, während sein Blick über das endlos scheinende Panorama der Bay Area schweifte. Die Sonne stand nun etwas tiefer, warf ein warmes, goldenes Licht auf seine Haut und ließ jeden Muskel, jede Kontur seines Körpers klar hervortreten. Sein Atem war inzwischen ruhiger geworden, doch der feine Schweißfilm, der sich über seinen Oberkörper gelegt hatte, glänzte im Licht wie flüssiges Glas.

Mit beiden Händen strich er langsam über seinen durchtrainierten Oberkörper – erst über die Brust, dann über den Bauch bis zu den Flanken, als wolle er den letzten Schweiß abwischen, der sich nach dem intensiven Lauf dort gesammelt hatte. Die Bewegung war kraftvoll, aber gleichzeitig beiläufig, so selbstverständlich wie bei jemandem, der mit seinem Körper im Reinen war. Jeder Muskel, jede Bewegung verriet, dass Hudson viel Zeit in seinen Körper investierte – und dass er sich darin wohlfühlte.

Seine kurzen, braunen Haare – leicht heller geworden durch die kalifornische Sonne – standen etwas wirr vom Kopf ab und waren an den Schläfen noch feucht. Einige Strähnen klebten ihm auf der Stirn, doch das störte ihn nicht. Er schob sie mit einer schnellen Handbewegung zurück, während er tief die klare, nach Eukalyptus und warmem Staub duftende Frühlingsluft einatmete.

Seine grünbraunen Augen, oft ruhig und aufmerksam, funkelten jetzt lebendig im Licht. Sie wirkten beinahe goldgrün, je nachdem, wie die Sonne auf sie fiel – ein faszinierendes Wechselspiel zwischen Sanftheit und wacher Präsenz. Als er sich schließlich Zach zuwandte, lag ein kaum wahrnehmbares Lächeln auf seinen Lippen – ruhig, gelassen, wie jemand, der in sich selbst ruht und genau weiß, was um ihn herum geschieht.

Er sagte nichts, aber sein Blick sprach Bände – über die Schönheit des Moments, über die gemeinsame Zeit mit Zach, über die unausgesprochenen Gedanken, die zwischen ihnen hingen wie das Licht im Staub der Luft. Hudson war niemand, der viele Worte brauchte. Sein Schweigen war niemals leer – es hatte Gewicht, Bedeutung, Tiefe.

Und in genau diesem Moment war es, als würde die Welt für einen kurzen Augenblick stillstehen – nur zwei Freunde, der weite Himmel, der Ozean in der Ferne und das leise Rauschen des Windes zwischen den Gräsern.

Zach war es schließlich, der das Schweigen brach. Er setzte sich neben Hudson auf die Bank und beobachtete, wie unter der berühmten Brücke vor sich etliche Boote hin und her fuhren, während er tief durchatmete.

„Ich habe übrigens nochmal unseren Trainingsplan angepasst.“, begann er. „Miss Alvarado hat mir zwei zusätzliche Stunden in der Woche genehmigt, sodass wir Montagmorgen vor dem eigentlichen Unterricht noch in die Halle dürfen.“

Seit Wochen trainierten die beiden Jungs mit ihrem Team schon wie besessen. Jeder Tag begann mit Frühtraining, gefolgt von Unterricht, Hausaufgaben – und am Nachmittag wieder Training. Zach war mittlerweile nicht nur Captain der Dwight Dawson High Schwimmmannschaft, sondern auch ihr Motor, ihr Antrieb. Ihr unerschütterliches Bindemittel, das alles zusammenhielt und anspornte. Er spürte die Verantwortung auf seinen Schultern, die Erwartungen, die in jedem Blick seiner Teamkameraden lagen. Sie alle wollten zu den kalifornischen Meisterschaften, alle kämpften dafür – aber Zach hatte noch ein zusätzliches Ziel: die Qualifikation für die nationalen Wettkämpfe im Sommer.

Nicht nur für die Ehre, sondern für die Zukunft. Ein College Stipendium war nämlich mehr als nur eine Auszeichnung – es war vielleicht die einzige reale Chance auf ein selbstbestimmtes Leben, auf Fortschritt, auf etwas, das größer war als der Alltag. Und Zach wusste, dass es für Hudson genauso war. Die Zwei hatten große Pläne. Miteinander. Füreinander.

Zach blickte zu seinem Freund rüber, dem mittlerweile die Erschöpfung anzusehen war, aber dahinter lag dieser stille, verbissene Wille, der ihn schon immer ausgezeichnet hatte. Er schloss für einen Moment die Augen.

Beide kannten sich seit frühester Kindheit, das Schwimmen hatte sie zusammengeführt – und nie wieder losgelassen. Früher waren es Freibäder, kleine lokale Wettbewerbe, Spaß am und im Wasser. Heute war es knallhartes Training, Disziplin, Wettkampfdruck – aber die Begeisterung war geblieben. Mehr noch: Sie war gewachsen, gereift.

Zach dachte an das morgendliche Becken in der Schule. An die Stille unter Wasser, die Konzentration, die Sekunden, die über Sieg oder Niederlage entschieden. Hudson war dabei stets an seiner Seite gewesen, nie weit, nie locker – sie trieben sich gegenseitig an, forderten sich heraus. Und genau deshalb glaubte Zach daran, dass sie es gemeinsam schaffen konnten.

Der Wind zog sanft durch das Gras, irgendwo zirpte eine Grille. In der Ferne verlor sich das Licht über den Hügeln nördlich der Golden Gate Bridge, wo sich die Stadtgrenzen mit der Natur vermischten. Die Bay Area lag ihnen zu Füßen – weit, offen, kraftvoll. Und zwischen den beiden Teenagern auf der Bank lag eine stille Gewissheit: Der Sommer würde vieles verändern. Und sie waren bereit, sich ihm zu stellen – Bahn für Bahn, Schlag für Schlag.

Hudson war es dann, der den Gedanken laut machte, der wohl beiden schon länger im Kopf herumging. Er sprach ruhig, fast nachdenklich, während sein Blick über das Tal wanderte. Es klang nicht melancholisch, eher wie eine Feststellung, die plötzlich Gewicht bekam. „Es ging alles irgendwie schnell“, sagte er, mehr zu sich selbst als zu Zach. „Wir sind jetzt Teenager. Nicht mehr lange, dann sind wir erwachsen und für unser eigenes Leben verantwortlich.“

Zach nickte langsam, schwieg aber noch. Worte waren in diesem Moment gar nicht nötig. Die Jahre, die sie miteinander verbracht hatten – das Heranwachsen, das Lachen, die Wettkämpfe, der Trost nach Niederlagen, das Feiern nach den Siegen – all das sprach für sich.

Hudson lehnte sich ein wenig zur Seite, sein Oberkörper noch immer entblößt, und hob eine Hand, legte sie ganz selbstverständlich auf Zachs Oberschenkel. Nicht aus einer Geste der Unsicherheit, sondern als Ausdruck der Nähe, der Vertrautheit. Sein Blick ruhte nun wieder auf seinem Freund. „Deine Eltern wären verdammt stolz auf dich.“

Zachs Atem ging etwas langsamer, tiefer. Der Satz traf ihn direkt – aber nicht schmerzhaft. Eher wie eine Bestätigung dessen, was tief in ihm brodelte. „Danke, Mann.“ Er ließ die Worte einen Moment nachklingen, ehe er die Hand seines Freundes leicht drückte und mit leiser Stimme sagte: „Die ganze Quälerei wird sich lohnen, du wirst schon sehen, ich kann es spüren.“

Sie sahen sich kurz an, ohne etwas hinzufügen zu müssen. In diesem stillen Austausch lag mehr als bloße Freundschaft. Da war Vertrauen, ein gemeinsamer Traum, der beide antrieb – und eine Verbindung, die weder Zeit noch Umstände zu lösen vermochten.

Hudson ließ seinen Blick in die Ferne gleiten. Die salzige Brise des Ozeans wehte durch sein noch feuchtes Haar, und seine Augen verfolgten die geschwungenen Konturen der Bucht, die sich majestätisch vor ihnen ausbreitete. Unten glitzerte das Wasser wie flüssiges Silber, darüber schoben sich vereinzelt Schleierwolken über den strahlend blauen Himmel. Die Golden Gate Bridge spannte sich wie ein gewaltiger Bogen über das Meer – ein Sinnbild für Verbindung, für Weite und Aufbruch. Hudson atmete tief ein, sog die frische Frühlingsluft in sich auf, als würde sie ihm neuen Mut und neue Gedanken schenken.

„Man kann sich einfach nie sattsehen daran.“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu Zach, während sein Blick über die weiten Hügel, die Stadt am Horizont und die Inseln in der Ferne wanderte. Es war einer dieser seltenen Momente, in denen die Welt für einen Augenblick stillzustehen schien – als würde sie ihnen diesen Ort nur für sich allein schenken.

Doch dann veränderte sich die Szene ein wenig. Stimmen durchbrachen die Ruhe. Lachen, Gespräche in verschiedenen Sprachen. Einige Meter entfernt, direkt am Geländer eines kleinen Aussichtspunkts, hatten sich mehrere Touristen versammelt. Zwei von ihnen hielten ihre Smartphones in die Höhe, machten Selfies vor der atemberaubenden Kulisse, kicherten, tauschten einen innigen Kuss – so ehrlich und ungefiltert, dass Hudson automatisch lächeln musste. Es war ein vertrautes Bild in einer Stadt wie San Francisco, und doch berührte es ihn gerade in diesem Moment.

Er wandte sich Zach wieder zu, der mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken gelegt hatte, als wollte er sich das Sonnenlicht direkt ins Herz brennen lassen. Hudson räusperte sich leicht und sagte dann beiläufig, aber mit einem kleinen Seitenblick: „Also, für Freitag ist ja alles safe, oder?“

Zachs Augen rissen auf. Er richtete sich auf und sah Hudson mit gerunzelter Stirn an – nicht ablehnend, aber ehrlich verwirrt. „Äh… ich verstehe die Frage nicht. Natürlich ist alles safe für unser heiliges Ritual.“, erwiderte er und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Sein Ton war eine Mischung aus Zustimmung und einem stummen „Worüber reden wir gerade?“. Er lachte leicht, um die Irritation zu überspielen, doch in seinem Gesicht stand die Frage deutlich geschrieben.

Hudson hob eine Augenbraue, ein wenig belustigt über Zachs gespielt schockierte Reaktion. „Ich wollte nur sichergehen.“

Hudson grinste breit, während er den Blick weiterhin über die sanfte Silhouette der Hügel schweifen ließ, das warme Sonnenlicht auf der Haut genießend. „Ich freu mich jedes Mal mehr darauf.“, sagte er schließlich mit leiser Stimme, beinahe andächtig. Der Gedanke zauberte ein ehrliches, kindliches Strahlen in sein Gesicht.

Zach drehte sich zu ihm um, erwiderte das Lächeln und nickte. Sie beide wussten, wovon die Rede war – auch wenn niemand sonst um sie herum eine Ahnung hatte. Es war dieser eine Film, ihr gemeinsamer Kult-Klassiker, den sie zwar schon unzählige Male gesehen hatten, aber dennoch wie einen kostbaren Schatz behandelten. Wie eine heilige Zeremonie, ein fest verankerter Feiertag in ihrem privaten Kalender.

All die Leute, die sie an diesem Aussichtspunkt passierten, lächelnd, Selfies machend, in Urlaubsstimmung – sie hatten keine Ahnung, welcher epochale Tag bevorstand. Kein offizieller Feiertag, keiner, der auf irgendeinem Kalender stand. Und doch war er ihnen heilig.

„Wenn die wüssten, was in 33 Jahren passieren wird…“ murmelte Hudson schmunzelnd, mehr zu sich selbst. Doch in diesem Moment veränderte sich etwas.

Zach runzelte plötzlich die Stirn. Eine merkwürdige Starre überkam ihn. Seine Hand glitt zum Gesicht, und er blinzelte verwirrt. „Was ist—?“

Hudsons Satz blieb in der Luft hängen, als er sah, wie sich ein schmaler, dunkler Streifen Blut unter Zachs Nase seinen Weg bahnte. „Bruder… du blutest!“ sagte er sofort alarmiert und rückte näher.

Zach blickte benommen auf seine Hand, die nun rot verschmiert war. Noch bevor er reagieren konnte, durchzuckte ihn ein scharfer Schmerz – erst in der Stirn, dann wie eine Welle durch seinen gesamten Körper. Er keuchte, presste die Augen zusammen, seine Muskeln verkrampften sich, besonders in den Armen, und er wirkte für einen Moment wie eingefroren, unfähig zu sprechen oder sich zu bewegen.

„Zach?! Hey! Was ist los?!“ Hudsons Stimme war nun voller Sorge, seine Hand lag sofort auf Zachs Rücken.

Doch genau so plötzlich, wie es begonnen hatte, ließ die Verkrampfung nach. Zach stöhnte leise, atmete heftig durch, seine Augen flackerten kurz, bevor sie wieder klar wurden. Er beugte sich nach vorne, wischte sich das Blut mit dem Handrücken vom Gesicht und griff dann geistesgegenwärtig nach seinem Tanktop, das noch auf der Bank lag. Er presste es an seine Nase, noch immer außer Atem.

„Alles okay…“, murmelte er, obwohl es alles andere als okay war. Hudson ließ ihn nicht aus den Augen, sein Blick war wachsam und besorgt.

Zach lehnte sich mit dem blutverschmierten Tanktop an der Nase leicht zurück, sein Brustkorb hob und senkte sich spürbar, während er wieder zu Atem kam. Der Schmerz in seinem Kopf war abgeklungen, doch ein diffuser Druck hallte noch nach – wie ein Nachbeben. Seine stahlblauen Augen blickten zu Hudson, der ihn immer noch mit einem besorgten Gesichtsausdruck musterte.

„Vielleicht…“, begann Zach mit rauer Stimme, „haben wir’s doch etwas übertrieben heute. Wir sollten echt einen Gang runterfahren.“

Hudson schüttelte entschieden den Kopf, seine Stirn legte sich in Falten. „Nee, wir machen komplett Schluss, was hältst du davon?“, sagte er bestimmt. „Komm, gehen wir noch schnell zu Dylan, dann kann er nach dir sehen und ich geh mit Ricky den Trainingsplan für die Woche durch, guter Plan?“

Zach wollte widersprechen, doch stattdessen nickte er langsam. Er wusste, dass Hudson recht hatte. Die letzten Wochen hatten ihnen körperlich alles abverlangt, und auch wenn er selbst nie Schwäche zeigen wollte – heute war so ein Moment, in dem sein Körper ihm deutlich die Grenze gezeigt hatte.

Hudson erhob sich von der Bank, zog sich sein Shirt wieder über und reichte Zach die Hand. Mit einem leichten Ächzen kam dieser auf die Beine. Hudson stützte ihn unauffällig, ein Arm locker um seine Schultern gelegt, nicht aufdringlich, aber fest genug, um ihm Halt zu geben.

Gemeinsam begannen sie, den gewundenen Pfad hinauf zu schlendern, der sich durch das satte Grün und die knorrigen Sträucher zog. Hinter ihnen glitzerte die Bucht im hellen Licht des Nachmittags, doch ihr Ziel lag oberhalb: das alte Observatorium, das sich wie ein Wächter über die Hügel erhob.

Die Sonne stand inzwischen tiefer und warf lange Schatten über den Weg, während die beiden Teenager schweigend nebeneinander gingen. Hudson hielt Zach unauffällig gestützt, Schritt für Schritt. Keine Eile. Kein Druck. Nur das leise Zirpen der Grillen im Gras und der Wind, der durch das Geäst strich.

Je näher die beiden Jungen der mächtigen, weißen Kuppel kamen, desto imposanter und fast schon einschüchternd wirkte das Gebäude vor ihnen. Obwohl sie beinahe täglich hier oben unterwegs waren, hatte das Observatorium von Sausalito eine Präsenz, die man einfach nicht ignorieren konnte – besonders, wenn die Nachmittagssonne es in ein fast überirdisches Licht tauchte.

Die Hauptkuppel thronte auf einem flachen, terrassenartigen Plateau am Rande des Hügels, von wo aus man einen atemberaubenden Blick über die Bay Area hatte – von den sanften Hügeln Marin Countys bis zur glitzernden Skyline von San Francisco, über die sich die Golden Gate Bridge wie ein rotes Band spannte.

Die Architektur erinnerte entfernt an das berühmte Griffith Observatory in Los Angeles – klassisch, leicht futuristisch, im Stil des Art déco, aber kleiner, zurückhaltender, weniger von Menschenmassen überrannt. Das Sausalito Observatory war kein typischer Touristenmagnet. Es war eher ein versteckter Schatz, bekannt vor allem unter Schülern, Hobbyastronomen und Einheimischen, die sich für das Universum interessierten. Ein Ort, der seine Ruhe bewahrt hatte – ein Hauch von Ehrfurcht lag immer in der Luft, sobald man durch die breiten Eingangstüren trat.

Zwei breite Treppen führten hinauf zum Hauptportal, flankiert von alten Messinglampen, die bei Einbruch der Dunkelheit ein warmes Licht ausstrahlten. Die Wände aus weißem Stein waren glatt und kühl, mit eingelassenen Platten, auf denen die Namen berühmter Astronomen eingraviert waren.

Im Inneren verbarg sich ein überraschend modernes Herz: ein leistungsstarkes Teleskop, das in der großen Kuppel untergebracht war, dessen gewölbtes Dach sich öffnen konnte, um den Blick auf die Sterne freizugeben. Es war das eigentliche Herzstück des Observatoriums – geliebt, gepflegt und regelmäßig gewartet von einer kleinen Gruppe begeisterter Mitarbeiter. Daneben gab es ein kleines, aber beeindruckendes Planetarium, in dem regelmäßig Shows stattfanden – mit Laserprojektionen, Musik und Erklärungen über Galaxien, schwarze Löcher und die Geburt von Sternen.

Für Zach und Hudson war dieser Ort mehr als nur ein Gebäude. Es war ein Rückzugsort. Ein Denkraum. Ein Ort, an dem ihre Leidenschaft für das Universum Nahrung fand – und an dem sie oft stundenlang diskutierten, staunten oder einfach nur in den Himmel starrten, ohne zu sprechen.

Jetzt, an diesem warmen Frühlingstag, wirkte das Observatorium anders als sonst – nicht nur majestätisch, sondern beinahe übermächtig. Der Schatten der weißen Kuppel kroch langsam über den Hang, als wollten die Sterne selbst einen Moment innehalten. Und obwohl Zach sich immer noch leicht benommen fühlte, wurde sein Blick wacher, je näher sie dem Gebäude kamen.

Hudson warf ihm einen prüfenden Seitenblick zu. „Fast da“, sagte er leise, fast ehrfürchtig. Und in der Stille, die folgte, schien es, als würde das Observatorium sie beide willkommen heißen – oder vielleicht doch nur beobachten.

Kaum hatten die beiden Jungs die kühle Eingangshalle des Observatoriums betreten – mit ihren hohen Decken, dem polierten Steinboden und dem leisen Summen der Klimaanlage – wurden sie bereits von einer vertrauten Stimme begrüßt.

„Ey, was zum Teufel…?“ Ricky kam ihnen mit schnellen Schritten entgegen. Er war wie immer makellos gestylt: Das blütenweiße Poloshirt spannte sich über seinen muskulösen Oberkörper, als hätte es Angst, gleich zu reißen. Die dunkle Jeans saß tief auf der Hüfte, die dunklen Locken leicht gegelt, und seine haselnussbraunen Augen weiteten sich, als er Zach musterte. Vor allem sein Blick blieb an dem blutverschmierten Tanktop hängen, das Zach locker in der Hand hielt, während er oben ohne und nur in knappen Sportshorts dastand – die Haut verschwitzt, die Muskeln noch vom Verkrampfen gespannt, ein dünner Schweißfilm auf dem durchtrainierten Oberkörper glänzend.

„Alter, was ist passiert?“, fragte Ricky sofort, ernst, aber mit dem typischen Alarmton, den Freunde anschlagen, wenn etwas nicht stimmt.

Hudson, der Zach leicht stützte, verzog grinsend den Mund. „Er ist mir auf die Nerven gegangen, da hab ich ihm eine gescheuert.“

Ricky blinzelte einen Moment, dann lachte er trocken auf. „Ehrlich gesagt – absolut nachvollziehbar.“

Zach rollte die Augen, grinste aber trotz der leichten Übelkeit, die ihm noch in den Knochen steckte. „Ihr seid wahre Freunde.“, murmelte er, während Ricky neben ihn trat und ihm auf die Schulter klopfte.

„Komm, ich bring dich nach hinten. Im Personalraum ist noch 'ne Liege. Du siehst aus, als ob du gleich umfällst.“, sagte Ricky und warf Hudson dabei einen kurzen, ernsten Blick zu. Offenbar erkannte auch er, dass der Vorfall mehr war als nur ein bisschen Erschöpfung.

„Danke, Mann.“, erwiderte Zach leise, während sie losgingen – vorbei an Hologrammen, die Werbung für das Planetarium machten, vorbei an einem alten Modell des Sonnensystems, vorbei an einer riesigen Vitrine mit Meteoritenstücken. Und obwohl die kühle Luft des Observatoriums langsam seine Haut beruhigte, spürte Zach ein Prickeln unter seiner Oberfläche, das nicht nur vom Nasenbluten kam. Irgendetwas war anders. Etwas stimmte nicht. Und er wusste, tief in sich drin – das war erst der Anfang.

Im Personalraum des Observatoriums, der mit einer schlichten Ledercouch, einem alten Kühlschrank und einem niedrigen Tisch eher an ein improvisiertes Lehrerzimmer erinnerte, saß Dylan – lässig zurückgelehnt, ein Tablet auf den Knien. Er blickte auf, als die Tür aufging, und sein Gesicht veränderte sich sofort, als er seinen kleinen Bruder sah.

„Zach? Was ist passiert?“ Er sprang auf, sein Körper straffte sich, die Sorge deutlich in seiner Stimme. Mit seinen 19 Jahren wirkte Dylan oft wie ein Fels in der Brandung – groß, kantig, mit dem gleichen blonden Haarton wie Zach, doch etwas dunkler, fast honigfarben. Ihre eisblauen Augen – wachsam, durchdringend – ließen keinen Zweifel an ihrer Verwandtschaft. Auch die markanten Gesichtszüge, der athletische Körperbau: man hätte sie fast für Zwillinge halten können, wäre da nicht der Altersunterschied.

Zach hob abwehrend die Hand, als wolle er die Situation gleich entschärfen. „Halb so wild, Bro. Ich hab’s heute einfach ein bisschen übertrieben mit dem Laufen. Und bei der Hitze...“ Er zuckte die Schultern, verzog aber leicht das Gesicht. „Wahrscheinlich zu wenig getrunken. Und das Nasenbluten kam aus dem Nichts.“

Dylan ließ sich davon zwar nicht ganz beruhigen, aber er sagte nichts weiter, sondern griff sofort nach einer der Wasserflaschen auf dem Tisch. „Hier, dein Körper schreit ja schon förmlich danach.“

Zach nahm sie dankbar entgegen und setzte sie sofort an die Lippen. Der kühle Schluck war eine Wohltat – er trank in einem Zug fast die ganze Flasche leer, während sein Bruder ihn aufmerksam musterte. Es war nicht das erste Mal, dass Zach in den letzten Wochen über Müdigkeit oder Erschöpfung geklagt hatte, aber dieses plötzliche Nasenbluten war neu. Und das gefiel Dylan ganz und gar nicht.

„Ricky, kannst du mir bitte ein sauberes Handtuch bringen?“, sagte er, ohne den Blick von Zach abzuwenden. Ricky nickte und verschwand kurz aus dem Raum.

Hudson lehnte sich gegen den Türrahmen und sah schweigend zu, wie Dylan sich neben seinen Bruder kniete, ihm die Flasche abnahm und prüfend eine Hand auf dessen Stirn legte. Kein Fieber.

„Ich sag ja, alles gut“, murmelte Zach und lehnte sich zurück, den Kopf gegen die Lehne der Couch. Er fühlte sich schon etwas besser – zumindest körperlich. Doch innerlich rumorte es. Nicht nur wegen der seltsamen Schmerzen. Da war mehr. Eine Ahnung, ein Gefühl… als würde etwas kommen.

Etwa zehn Minuten später hatte sich die anfängliche Aufregung gelegt. Zach hatte eine zweite Wasserflasche geleert und sich ein frisches Shirt von Dylan übergezogen, auch wenn seine Haut noch leicht glänzte vom Schweiß und der körperlichen Anstrengung. Im Foyer des Observatoriums standen Hudson und Ricky nun an einem breiten Tisch, über dem ein Bildschirm hing, auf dem der aktuelle Trainingsplan eingeblendet war. Sie diskutierten eifrig, machten Notizen und tippten auf ihren Handys herum – ganz der Ernst und Eifer, der dem Schwimmteam in dieser Saison neuen Glanz verliehen hatte.

Währenddessen begleitete Dylan seinen kleinen Bruder in den hinteren Bereich des Observatoriums, wo sich das Herzstück der Einrichtung befand: der Kuppelsaal mit dem Teleskop.

Schon beim Betreten des Raumes veränderte sich die Atmosphäre. Die große, weiße Kuppel, die von außen bereits so eindrucksvoll gewirkt hatte, wirkte von innen fast noch gewaltiger. Sie spannte sich wie ein Himmel aus glattem Beton und Stahl über sie, unterbrochen nur von geschwungenen Stahlträgern, in denen versteckt LEDs eingelassen waren, die ein sanftes, planetenartiges Licht verbreiteten. In der Mitte des Raumes thronte das gewaltige Teleskop – ein modernes, computergesteuertes Hochleistungssystem mit weiß lackierter Stahlverkleidung, tiefschwarzer Optik und einer Plattform, die sich mit leisem Surren drehen ließ.

Ringsherum standen gebogene Sitzreihen und digitale Infotafeln, auf denen Galaxien, Sternenbilder und Planetenzyklen abgebildet waren. Große Fenster in der Kuppelwand ermöglichten einen freien Blick hinaus auf die Hügel von Sausalito, doch der eigentliche Blickfang war und blieb das Teleskop.

Vorne an der Plattform stand gerade eine Grundschulklasse, etwa ein Dutzend Kinder mit großen Augen und noch größeren Fragen. Ein Mitarbeiter des Observatoriums erklärte begeistert, was aktuell am Himmel zu sehen sei. Ein paar Kinder reckten neugierig die Hälse, ein Mädchen hatte bereits ein Notizbuch gezückt und versuchte, den Saturn zu skizzieren.

Dylan nickte dem jungen Guide kurz zu, bevor er Zach zu einer Seite des Raumes führte, von wo aus sie das Ganze gut überblicken konnten.

„Also, nur so viel“, begann Dylan mit einem vielsagenden Lächeln und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich hab für Freitag alles geregelt, das wird der Wahnsinn.“

Zach warf ihm einen neugierigen Blick zu. „Was bitte hast du vor?“

„Das bleibt mein Geheimnis, Kleiner.“, erwiderte Dylan mit einem Zwinkern. „Aber ich verspreche dir, du und Hudson werdet Augen machen. Mehr sag ich nicht. Lasst euch überraschen.“

Zach spürte sofort dieses aufgeregte Kribbeln, das er so gut kannte, wenn Dylan wieder etwas plante. Es war fast immer spektakulär. Und meistens sehr durchdacht.

„Jetzt machst du mich echt neugierig“, sagte er und grinste. „Ich kann’s kaum erwarten.“

Dylan legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte sie kurz. „Das glaub ich dir sofort.“

Dann sahen beide eine Weile still dem Spektakel der Kinder zu – staunend, lachend, lernend. Und zwischen all dem Wissen über Sterne, Lichtjahre und fremde Galaxien, spürte Zach plötzlich wieder ein kleines bisschen Normalität.

Dylan warf einen letzten Blick auf die Kindergruppe, die sich nun langsam auflöste, bevor er sich wieder seinem Bruder zuwandte. Seine Miene hellte sich auf, und mit einem dezenten Kopfnicken deutete er auf einen Nebenausgang des großen Kuppelraums.

„Komm mal mit,“, sagte er leise, aber mit spürbarer Vorfreude in der Stimme. „Ich will dir was zeigen.“

Zach hob leicht die Augenbrauen, sagte aber nichts. Er kannte diesen Tonfall – immer, wenn Dylan so klang, konnte er sich auf etwas Besonderes gefasst machen. Ohne zu zögern, folgte er seinem Bruder durch einen schmalen Gang, der zu einer breiten, doppelflügeligen Tür führte. Ein kleines Schild verriet, dass sich dahinter das Planetarium befand.

Als Dylan die Tür aufstieß, offenbarte sich ein weiterer beeindruckender Raum. Das Planetarium war modern gestaltet – ein kuppelförmiger Saal mit ansteigendem Boden und Reihen von bequemen, halb liegenden Sitzen, die alle zur gewölbten Decke ausgerichtet waren. In der Mitte des Raums thronte ein Projektor System der neuesten Generation, eine komplexe Konstruktion aus Linsen, Projektionsarmen und Sensoren. Rings um den Raum liefen LED Leisten, die aktuell nur schwach glimmten und dem Raum ein geheimnisvolles Dämmerlicht verliehen.

„Setz dich ruhig irgendwo hin, ich schwöre es dir, du wirst beeindruckt sein.“, meinte Dylan, während er ein paar Schritte zur Steuerkonsole machte, die etwas erhöht am Rand der Kuppel angebracht war.

Zach blieb erst einmal stehen und betrachtete ehrfürchtig die gewaltige Projektionsfläche über ihm. Er mochte das Planetarium. Nicht nur wegen der Technik, sondern wegen des Gefühls, das es auslöste – als wäre man für einen Moment irgendwo anders, draußen im All, frei von allem Irdischen.

Dylan tippte einige Befehle in das Touchpanel, ein leises Surren erfüllte den Raum, und das Projektor System erwachte langsam zum Leben. Einzelne Lichter pulsierten, Motoren bewegten sich geräuschlos, und die Kuppel über ihnen begann sich in eine digitale Leinwand zu verwandeln, zunächst noch dunkel, wie der Nachthimmel vor der Dämmerung.

„Du solltest jetzt lieber den Atem anhalten.“, sagte Dylan und drehte sich zu Zach um, mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Zach, der mittlerweile einen der mittleren Sitze eingenommen hatte, lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte nach oben. Seine Augen spiegelten bereits die ersten schwachen Sterne, die über ihm aufflackerten, während Dylan die Show vorbereitete.

Er wusste noch nicht, was ihn erwartete – aber allein das Strahlen in Dylans Gesicht genügte, um zu spüren: Es würde etwas Großes.

Kaum hatte Dylan den letzten Befehl eingegeben, erloschen die schwach glimmenden Lichter im Planetarium vollständig. Für einen Moment war es vollkommen dunkel – eine Stille lag über dem Raum, die fast andächtig wirkte. Dann, wie aus dem Nichts, flammte ein goldenes Leuchten über Zach hinweg, und im nächsten Augenblick erschien er: Saturn – in atemberaubender Größe und mit einer Präsenz, die den ganzen Raum zu füllen schien.

Zachs Augen weiteten sich, als er den kolossalen Gasriesen über sich thronen sah. Die Holografie war keine einfache Projektion, sondern ein visuelles Meisterwerk – in gestochen scharfer Auflösung, dreidimensional, lebendig. Es fühlte sich an, als würde der Planet direkt über ihm schweben.

Die Farben des Saturn waren weich und doch kraftvoll – Schattierungen von honigfarbenem Gelb, sanftem Ocker, goldener Bronze und kühlem Beige zogen sich spiralförmig über die gewaltige Oberfläche. Seine Atmosphäre wirkte wie in Bewegung, als ob sie tatsächlich tobte: ein endloses, sich drehendes Band aus Gasen, das in einem gewaltigen Sturm am Südpol gipfelte. Man konnte sogar den legendären sechseckigen Jetstream erkennen, ein geometrisches Phänomen, das auf mysteriöse Weise in der echten Atmosphäre des Saturn existierte – hier schien er sich leicht zu drehen, hypnotisch, majestätisch.

Doch das eigentlich Atemberaubende waren die Ringe.

Die Ringe des Saturn schwebten mit überirdischer Schönheit durch den Raum. Sie wirkten beinahe transparent, ein leuchtendes Netz aus Milliarden kleiner Eis- und Gesteinsbrocken, die im Licht der simulierten Sonne glitzerten. Jeder einzelne Ring war in seiner Struktur differenziert – von den dichten, silbernen Streifen bis hin zu feinen, beinahe durchsichtigen Bögen, die wie filigrane Schleier wirkten. Einige Partikel schienen in der Luft zu schweben, so nah, dass Zach den Impuls hatte, danach zu greifen.

Er saß wie versteinert in seinem Sitz, den Blick starr nach oben gerichtet, der Mund leicht geöffnet. Für einen Moment vergaß er zu blinzeln.

„Wow…“, entwich es ihm schließlich – kaum hörbar, aber voll tiefster Ehrfurcht.

Dylan, der ihn von der Konsole aus beobachtete, grinste breit. „Ich hab dir gesagt, du sollst den Atem anhalten.“

Zach lehnte sich zurück, ließ die Augen über die holografische Darstellung gleiten, die sich nun langsam drehte – majestätisch, mächtig, vollkommen real. Es war nicht nur eine Projektion, es war ein Erlebnis. Er konnte beinahe das Gefühl der Schwerelosigkeit spüren, als würde er sich wirklich in der Umlaufbahn dieses gewaltigen Planeten befinden.

Die Kombination aus Größe, Detailtreue und vollendeter Inszenierung nahm ihn völlig mit – er hatte viel erwartet, aber das hier übertraf alles. Für einen Moment gab es nur ihn, seinen Bruder, und diesen faszinierenden Blick in die Tiefe des Weltalls.

Dylan trat nun an Zachs Seite, beide standen im diffusen, fast magisch wirkenden Licht der gigantischen Saturn-Projektion, die sich langsam, wie schwerelos, durch den abgedunkelten Raum bewegte. Es war einer jener seltenen Augenblicke, in denen Zeit und Raum zu verschwimmen schienen – als hätten sie das Planetarium verlassen und wären tatsächlich hinaus in den Kosmos katapultiert worden.

„Ricky hat mir beim Programmieren geholfen“, sagte Dylan schließlich, mit einem Anflug von Stolz in der Stimme, während er die majestätische Erscheinung über ihnen betrachtete. „Ohne ihn hätte ich das nicht in dieser Qualität hinbekommen. Der Typ hat’s echt drauf.“

Zach warf ihm einen anerkennenden Blick zu. „Ja, ich weiß.“

Dieses Niveau war wirklich eine völlig andere Liga. Die Präzision, das Gefühl für Inszenierung, die atmosphärische Wirkung – es wirkte wie aus einem Museum der Zukunft.

Dylan verschränkte die Arme vor der Brust, als würde er nun den finalen Trumpf ausspielen: „Diese Projektion hier wird der Höhepunkt meiner Saturn Show am Samstag. Genau dann, wenn das astronomische Highlight unserer Generation eintritt, wenn nämlich dieser wunderschöne Planet unseres Sonnensystems der Erde so nah wie seit Jahrhunderten schon nicht mehr kommt. Die Bedingungen sind perfekt: klare Sicht, keine atmosphärische Störung, minimale Lichtverschmutzung.“

Er sah seinen Bruder an, die Begeisterung in seinen Augen war ansteckend. „Ich will, dass die Besucher das hier nicht nur sehen – sie sollen es fühlen. Den Giganten mit seinen einzigartigen Ringen, direkt über ihren Köpfen. Das hier wird ein echtes Erlebnis.“

Zach nickte langsam, immer noch mit dem Blick auf die Projektion gerichtet, die sich nun in sanftem Tempo drehte und dabei ihre ikonischen Ringe funkeln ließ. Es war, als würde der Raum atmen – mit jedem Moment ein Stück größer werden.

„Ihr habt ja wirklich eine Menge Zeit und Energie in dieses Projekt gesteckt, was?“, sagte er leise, aber mit fester Stimme. „Die Leute werden es lieben.“

Dylan lächelte. Kein breites Grinsen, kein selbstgefälliger Ausdruck – nur ein leises, dankbares, fast brüderlich zufriedenes Lächeln. „Du kommst ja vorbei, oder?“

„Das will ich um nichts in der Welt verpassen.“

Dylan trat ein paar Schritte zurück zum Kontrollpult, ließ die Finger über die Konsole gleiten und fuhr das System sanft wieder herunter. Mit einem leisen Surren verblasste das imposante Bild des Saturns, bis der Raum wieder in sein gewohntes, abgedunkeltes Licht zurückfiel. Die Magie der Simulation wich einer feierlichen Stille – ein Nachhall jener galaktischen Wucht, die sie soeben noch erfüllt hatte.

„Weißt du, Kleiner…“, begann Dylan, während er sich wieder neben seinen Bruder stellte, „…ich werde im Vortrag ein paar kleine Anspielungen auf deine Lieblingsserie einbauen. Nichts allzu Offensichtliches – eher subtile Hinweise. Du wirst sie garantiert direkt bemerken.“

„Dann bin ich ja mal gespannt.“ Sein Lächeln war breit, ehrlich und voller Begeisterung. Als leidenschaftlicher Trekkie konnte er solche Details mehr als nur wertschätzen. Es war, als würde sein Bruder ihm damit eine persönliche Widmung in den Sternen hinterlassen. „Hudson kommt ja auch mit, vielleicht erkennt er sie noch vor mir, immerhin hat er mich in dieses Universum gezogen.“

„Unnötig, mir Wissen beizubringen, über welches ich bereits verfüge.“ Dylan schnaubte amüsiert, klopfte seinem Bruder leicht auf die Schulter und schüttelte den Kopf.

Zach grinste und zuckte gespielt unschuldig mit den Schultern. Mit seinem großen Bruder verließ er anschließend das Planetarium durch die große Glastür, hinter der sich der warme Spätnachmittag bereits golden über das Gelände legte. Ein leichter Wind wehte vom Meer herauf, trug den Geruch von Salz, Eukalyptus und Sommer mit sich. Auf den Treppenstufen vor dem Observatorium saß bereits Hudson, der sich beim Anblick der beiden erhob, sich streckte und demonstrativ an seinem verschwitzten Shirt roch.

„Ich fang echt an zu stinken“, verkündete er mit einem schiefen Grinsen. „Lass uns nach Hause laufen, ich muss dringend unter die Dusche. Außerdem wartet ein Haufen Hausaufgaben auf uns.“

Dylan warf den beiden Jungs einen gutmütigen Blick zu und hob die Augenbrauen. „Dann wär’s vielleicht gar keine schlechte Idee, wenn du heute bei Hudson übernachtest, Zach. Ich arbeite heute noch bis spät in die Nacht an der Präsentation und zum Abendessen schaff ich’s sowieso nicht nach Hause.“

Hudson reagierte sofort, zog sein Smartphone aus der Hosentasche und tippte schnell eine Nachricht an seine Eltern. „Geht klar“, sagte er dann zufrieden, „meine Mom freut sich eh immer, wenn du da bist.“ Zach drehte sich zu seinem großen Bruder und nickte dankbar. Er zeigte ihm den vulkanischen Gruß mit der Hand, den Dylan direkt erwiderte.

Mit einem letzten Blick zurück auf das strahlend weiße Observatorium machten sich die beiden Freunde schließlich auf den Weg – erschöpft, aber erfüllt von einem ereignisreichen Tag, begleitet vom Gefühl, dass ihnen ein aufregendes und einzigartiges Wochenende bevorstand.

Die Abenddämmerung legte sich allmählich wie ein goldener Schleier über die Hügel nördlich von San Francisco. Der Himmel brannte in tiefem Orange, das sich langsam in Violett und schließlich in das dunkle Blau der Nacht verwandelte. Unter ihnen erwachte die Metropole in einem Meer aus Licht, als würden Tausende Sterne von unten heraufleuchten. Die Lichter der Golden Gate Bridge funkelten wie Glühwürmchen, während sich Nebelschwaden vom Ozean heranschoben, als wolle der Pazifik selbst der Szene ein wenig Magie verleihen.

Zach stand einen Moment still, blickte mit glänzenden Augen auf die Stadt, die sich vor ihnen ausbreitete, und spürte, wie sich seine Brust mit einem Gefühl füllte, das er kaum in Worte fassen konnte. Neben ihm grinste Hudson über beide Ohren, die Haare zerzaust, der Blick wach. Und Dylan, etwas abseits stehend, die Arme vor der Brust verschränkt, lächelte zufrieden, fast stolz, wie jemand, der wüsste, dass Großes bevorsteht.

Sie alle fühlten es. Etwas lag in der Luft – etwas Neues, Bedeutendes. Es war diese Mischung aus jugendlicher Unbesiegbarkeit, brüderlicher Verbundenheit und der Ahnung, dass die Welt vielleicht doch größer war, als sie es je für möglich gehalten hatten. Zwischen kosmischen Visionen, ehrgeizigen Träumen und tiefer Freundschaft standen sie am Beginn einer Reise – vielleicht nicht nur durch den Alltag, sondern durch Raum, Zeit und das eigene Erwachsenwerden.

02DIE DENKFABRIK

Die Sonne ging langsam über dem Central Valley auf und tauchte die weite Landschaft rund um Fresno in ein warmes, goldenes Licht. Die Stadt selbst – staubig, weitläufig, von Feldern und Plantagen umgeben – erwachte gemächlich. Erste Pendler fuhren über breite Straßen, vorbei an Olivenhainen, Obstplantagen und weiten Mandelfeldern, die sich in endlosen Reihen bis zum Horizont zogen. In der Ferne erhoben sich die sanften Konturen der kalifornischen Berge, von denen ein kühler, frischer Wind herabwehte – ein verheißungsvolles Versprechen auf eine Welt, die jenseits des urbanen Trubels lag.

Je weiter man sich nordöstlich aus der Stadt entfernte, desto mehr veränderte sich die Landschaft. Die Felder wichen langsam dichtem Buschwerk, Nadelwäldern und hügeligem Gelände, das allmählich in die beeindruckende Natur des Sierra National Forest überging. Hier begann der Frühling zu erwachen: Die Wiesen leuchteten in sattem Grün, durchzogen von wilden Lupinen und kalifornischem Mohn, der wie orangefarbene Tupfer aus dem Boden schoss. Die mächtigen Kiefern und Zedern reckten ihre schneefreien Spitzen in den wolkenlosen Himmel, während aus kleinen, klaren Bächen das Schmelzwasser der Berge hinunterplätscherte.

Zwischen diesen uralten Bäumen und Hügelketten lag sie – eine abgelegene Ranch, eingebettet in die raue, ungezähmte Schönheit der Natur. Der Morgen war still hier, beinahe ehrfürchtig. Ein leichter Nebel hing noch über den Weiden, in der Ferne das gedämpfte Wiehern eines Pferdes, das sich in der Kühle des Tages streckte. Ein paar Hühner liefen bereits gackernd über den Hof, während ein alter Hund auf der Veranda döste und nur gelegentlich die Ohren spitzte.

Das Ranch Haus, eine Mischung aus Holz und Naturstein, wirkte solide, fast ein wenig aus der Zeit gefallen – ein Rückzugsort am Rand der Wildnis. Im Osten war der Himmel nun vollständig aufgegangen, die Sonne warf lange Schatten über das Gelände, ließ den Morgentau auf dem Gras glitzern und die Hügel im goldenen Licht schimmern. Es war der Beginn eines neuen Tages – klar, vielversprechend und voller Möglichkeiten. Die Welt wirkte hier ein wenig weiter, ein wenig stiller und zugleich voller Leben.

In den oberen Etagen des Ranch Hauses war es noch still, nur das entfernte Rufen eines Hahns durchbrach die morgendliche Ruhe. Doch unter dem schweren Dach, im ausgebauten Dachgeschoss, wo die Hitze sich trotz Frühling bereits unangenehm staute, erwachte Jake Beltran langsam aus einem unruhigen Schlaf. Die Sonne strahlte durch die schräg stehenden Fenster, ließ den Raum in einem goldgelben Licht erglühen, das die Luft fast flirren ließ. Jake stöhnte leise, als er die Augen öffnete – ein dünner Film aus Schweiß klebte auf seiner Haut, das Laken war zur Seite geworfen, und das Kissen feucht von nächtlicher Hitze.

Er fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht, blinzelte kurz zur Digitaluhr auf dem Nachttisch. Noch war es früh, aber die Wärme war schon jetzt kaum auszuhalten. Er richtete sich langsam auf, atmete tief durch, ließ die Muskeln seines Oberkörpers anspannen, während er sich streckte. Jeder Muskelstrang unter seiner gebräunten Haut zeichnete sich deutlich ab – die vier Jahre College, durchtrainiert im harten Alltag des Football-Trainings, hatten sichtbare Spuren hinterlassen. Sein Körper war das Resultat aus Disziplin, Schweiß und Kraft: ein makelloses Sixpack, kräftige, definierte Oberschenkel, breite Schultern, massive Brustmuskeln und drahtige Unterarme, durchzogen von Sehnen und Venen.

Noch schläfrig schlenderte er in Boxershorts durch den knarrenden Holz Flur zum angrenzenden Badezimmer. Die Fliesen waren kühl unter seinen Füßen, eine willkommene Abwechslung zur stickigen Hitze des Schlafzimmers. Ohne lange zu zögern, zog er sich aus und stellte sich unter die Dusche. Das Wasser rauschte mit gleichmäßigem Druck auf seinen Körper herab, lief in Rinnsalen über Rücken, Brust und Beine, vermischte sich mit dem Schweiß und wusch die letzte Müdigkeit von ihm.

Jake schloss für einen Moment die Augen, ließ den Kopf nach hinten fallen und genoss die Erleichterung. Der Alltag auf der Ranch, sein Studium in Agrarwirtschaft an der California State University, das Leben zwischen Verantwortung, harter Arbeit, körperlichem Einsatz und der endlosen Weite der Natur – all das forderte seinen Tribut. Und doch war es genau dieses Leben, das er gewählt hatte. Hier, weitab der Städte, inmitten von Staub, Sonne und Erde, fühlte er sich lebendig.

Jake hatte das Ranch Leben im Blut – von klein auf war er mit dem Rhythmus der Natur aufgewachsen: dem Wiehern der Pferde im Morgengrauen, dem leisen Brummen der Kühe in der Ferne, dem Duft von frischem Heu und Leder. Die weiten Felder, die sich bis zum Horizont erstreckten, und die unberührte Wildnis des angrenzenden Sierra National Forest waren seine Heimat. Hier hatte er gelernt zu reiten, Zäune zu reparieren, Tiere zu versorgen – ein Leben voller Arbeit, aber auch voller Freiheit.

Seine Eltern, Nancy und John Beltran, waren einst selbst leidenschaftliche Rancher gewesen, doch ihr eigentlicher Traum reichte weit über die Grenzen ihres Grundstücks hinaus – weit über den blauen Himmel Kaliforniens. Schon seit ihrer Jugend hatten sie sich der Astronomie und der außerirdischen Forschung verschrieben. Ihre kleine Sternwarte, ein unscheinbarer, aber technisch ausgeklügelter Bungalow am Rande der Ranch, war ihr Heiligtum. Dort verbrachten sie Nächte voller Berechnungen, Auswertungen und Funkkontakte ins All, stets auf der Suche nach einem Zeichen von Leben jenseits der Erde.

Für Außenstehende wirkte das exzentrisch, fast verschroben. Doch für Jake war es selbstverständlich. Er war in einem Haushalt aufgewachsen, in dem zwischen der Versorgung von Kalbern und dem Wechseln von Pferdehufeisen auch über außerirdische Intelligenz diskutiert wurde – mit Ernsthaftigkeit, Weitsicht und wissenschaftlichem Eifer.

Seine Eltern hatten ihn früh gebeten, Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Agrarwirtschaft zu studieren. Nicht, weil sie das Ranch Leben aufgeben wollten – sondern weil sie wussten, dass jemand mit einem kühlen Kopf und wirtschaftlichem Sachverstand nötig war, um diesen Ort, ihren Rückzugsraum, ihre Verbindung zur Erde, langfristig zu erhalten. Jake war ihr Fels in der Brandung, ihr Anker, der das irdische Fundament bewahrte, während sie mit dem Blick zu den Sternen lebten.

Für Jake war das kein Opfer. Im Gegenteil: Es war eine Herausforderung. Er sah es als seine Aufgabe, den Rückhalt zu bieten, den seine Eltern brauchten – und zugleich eine Zukunft aufzubauen, die Tradition und Fortschritt vereinte. Zwischen Sattelkammer und Teleskop, zwischen der Erde unter seinen Stiefeln und dem Himmel über seinem Kopf, hatte er seinen Platz gefunden.

Und auch wenn er sich nicht eingestand, wie sehr ihn die geheimnisvolle Arbeit seiner Eltern faszinierte – ein Teil von ihm hoffte insgeheim, dass ihre Theorien eines Tages wahr würden.

Jake trat aus der Dusche, das heiße Wasser hatte seinen Körper entspannt, doch der Dampf hing noch dicht in der Luft des kleinen Badezimmers unter dem Dach. Er griff nach dem großen, flauschigen Handtuch am Haken, rieb sich energisch über den muskulösen Oberkörper, trocknete seine lockigen, dunklen Haare und schlang sich das Handtuch locker um die Hüften. Der Spiegel war vom Dampf beschlagen, doch mit einem Wisch seiner Hand offenbarte sich sein Spiegelbild – markant, entschlossen, älter geworden. Er hielt einen Moment inne, musterte sich kritisch, aber nicht ohne Stolz. Dann grinste er leicht.

„Aktiviere Roxy“, sagte er ruhig, aber mit einem vertrauten Unterton.