Hochzeit im Café am Meer - Phillipa Ashley - E-Book
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Hochzeit im Café am Meer E-Book

Phillipa Ashley

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Beschreibung

Es wird Frühling auf Kilhallon: Nach einem heftigen Sturm kehrt langsam wieder der Alltag ein. Demi und Cal geben alles, damit ihre frisch renovierte Ferienanlage weiterhin viele Gäste anzieht. Ihr kleines Café am Meer läuft fantastisch. Auch ihre Beziehung wird zunehmend enger und vertrauter, obwohl es für die beiden nicht immer leicht ist, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Derweil steht ein großes Fest ins Haus: Die Schauspieler Lily und Ben wollen ihre Hochzeit auf Kilhallon feiern – eine große Chance für Demi und Cal, diesen Ort noch bekannter und erfolgreicher zu machen. Als endlich der große Tag vor der Tür steht, kommt allerdings alles anders als geplant … Phillipa Ashleys ›Hochzeit im Café am Meer‹ ist die perfekte Urlaubslektüre – unterhaltend, vergnüglich und voller Herzenswärme. Die Reihe um das Café am Meer: Band 1: Hinter dem Café das Meer Band 2: Weihnachten im Café am Meer Band 3: Hochzeit im Café am Meer

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Es wird Frühling auf Kilhallon: Nach einem heftigen Sturm kehrt langsam wieder der Alltag ein. Demi und Cal geben alles, damit ihre frisch renovierte Ferienanlage weiterhin viele Gäste anzieht. Ihr kleines Café am Meer läuft fantastisch. Auch ihre Beziehung wird zunehmend enger und vertrauter, obwohl es für die beiden nicht immer leicht ist, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Derweil steht ein großes Fest ins Haus: Die Schauspieler Lily und Ben wollen ihre Hochzeit in Kilhallon feiern – eine große Chance für Demi und Cal, diesen Ort noch bekannter und erfolgreicher zu machen. Als endlich der große Tag vor der Tür steht, kommt allerdings alles anders als geplant …

Phillipa Ashleys ›Hochzeit im Café am Meer‹ ist die perfekte Urlaubslektüre – unterhaltend, vergnüglich und voller Herzenswärme.

Phillipa Ashley

Phillipa Ashley

Hochzeit im Café am Meer

Roman

Aus dem Englischen von Marion Herbert

Von Phillipa Ashley sind bei DuMont außerdem erschienen:

Hinter dem Café das Meer

Weihnachten im Café am Meer

eBook 2018

Deutsche Erstausgabe

DuMont Buchverlag, Köln

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © Phillipa Ashley 2017

Die englische Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel ›Confetti at the Cornish Café‹ bei Maze, London.

© 2018 für die deutsche Ausgabe: DuMont Buchverlag, Köln

Übersetzung: Marion Herbert

Umschlaggestaltung: Lübbeke Naumann Thoben, Köln

Umschlagabbildung: Meer: ©AL Hedderly/Gettyimages; Haus: © xxsalguodxx – Fotolia.com; Sonnenschirme: © eyetronic – Fotolia.com

Satz: Angelika Kudella, Köln

eBook-Konvertierung: CPI books GmbH, Leck

ISBN eBook 978-3-8321-8405-6

www.dumont-buchverlag.de

Für John,

alles Liebe zum 30.

»Mein Herz gehört dir und wird immer dir gehören.«

Prolog

Kilhallon Park, Cornwall

Ende Februar

Demi

»Guten Morgen und …«

Ich strecke die Hand nach dem Radiowecker aus, treffe aber etwas anderes. Nicht das kalte Plastik des Radios, sondern warme Haut … behaarte Haut … und ich weiß, dass es nicht mein Hund Mitch ist, denn diese Haut fühlt sich menschlich an.

»Demi, bist du wach?«

Beim Klang von Cals Stimme öffne ich die Augen, und nach einem kurzen Moment gelingt es mir, im trüben Licht dieses Februarmorgens sein Gesicht auszumachen. Auf einen Ellbogen gestützt lächelt er zu mir herunter, während ich langsam aus einem tiefen Schlaf in unserem Bett erwache. Ja, unserem Bett. Cals und meinem. Ich bin vor mehr als acht Wochen zu ihm ins Haupthaus der Farm gezogen. Kaum zu glauben, was alles passiert ist, seit ich letztes Jahr an Ostern in Kilhallon Park ankam.

Cal Penwith war – und ist – mein Chef, aber jetzt ist er auch mein … »Freund«? Das klingt, als wären wir noch in der Schule, und »Partner« hört sich an, als würden wir gemeinsam in einer Kanzlei arbeiten. »Liebhaber«? Definitiv, aber auch noch viel mehr. Ich schätze, wir sind »offiziell ein Paar«. Weihnachten war der Wendepunkt in unserer Beziehung, und jetzt teilen wir uns nicht nur ein Bett, sondern auch ein Zuhause und vielleicht einige Hoffnungen und Sorgen.

»Hast du geträumt?«, fragt Cal mit einem amüsierten Glitzern in seinen dunkelbraunen Augen. Der Blick mag ihn charmant und verführerisch erscheinen lassen, aber ich weiß, wie gefährlich Cal Penwith in Wirklichkeit ist. Wer glaubt, er würde keinen Ärger bedeuten, kann sich wohl genauso wenig vorstellen, dass sich an einem Sommertag die sanften Wellen der Kilhallon-Bucht, in der man eben noch gebadet hat, erheben und einen gegen die Felsen schleudern.

»Ähm, ich dachte, ich wäre im Cottage und der Wecker hätte geklingelt.«

Er grinst. »Tja, dein Wecker bin jetzt ich.« Seine Finger wandern ans obere Ende meiner Decke. »Und mit mir aufzuwachen macht viel mehr Spaß als mit Radio St Trenyan.«

Ich schnaube und zögere mit meiner Antwort, um ihn zu ärgern, obwohl er weiß, dass ich weiß, dass er absolut recht hat. »Hmm. Vielleicht. Ein kleines bisschen.«

»Mehr als ein kleines bisschen, hoffe ich.« Cal schiebt die Decke zurück und drückt mir einen Kuss auf die Schulter. Ich spüre gleichzeitig die Wärme seiner Lippen und wie kühle Luft meine Haut trifft. Das Farmhaus stammt aus dem siebzehnten Jahrhundert, und die Zentralheizung wurde seit dreißig Jahren nicht auf Vordermann gebracht, weil Cal alles Geld, das er zusammenkratzen konnte, investiert hat, um Kilhallon von einem schäbigen alten Campingplatz in ein »schickes Öko-Ferienresort« zu verwandeln. Unsere Gäste laufen auf ihrer Fußbodenheizung barfuß, wir dagegen holen uns nachts noch eine zusätzliche Decke ins Bett, aber das ist okay für mich. Das Geschäft geht vor, und mir macht das nichts aus, vor allem, wenn ich Cal hier neben mir habe.

»Brrr.«

Schneeregen prasselt gegen das Schiebefenster, der Wind treibt ihn direkt vom Atlantischen Ozean herüber. Dass ich zittere, liegt aber vielleicht nicht ausschließlich an den Minusgraden draußen. Ich ziehe mir die Decke bis ans Kinn.

»Wenn du willst, wärme ich dich«, sagt Cal mit einem durchtriebenen Grinsen und schiebt die Decke wieder weg. Er zieht die Augenbrauen hoch angesichts dessen, was zum Vorschein kommt, und mein Körper fängt an zu kribbeln, während meine Augen sich ans Wachsein gewöhnen und ich Cal ausgiebig betrachte. Selbst mitten im Winter ist er am Hals und den Armen noch gebräunt, und auf seiner Haut schimmert ein Hauch sommerliches Gold. Er verbringt die meiste Zeit im Freien und arbeitet bei jedem Wetter an den Cottages und dem Zeltplatz. Natürlich will ich, dass er mich wärmt. Mein Bett und Cal zurückzulassen, um in den Winterschneeregen hinauszugehen, ist etwa so verlockend, wie den Stall von Cals »lebhaftem« Pferd Dexter auszumisten, aber die Arbeit geht vor, oder?

»Wir haben eine Menge zu tun. Hast du etwa vergessen, dass heute ein superwichtiger Tag für Kilhallon Park und Demelza’s Café ist?«

Bei dem Gedanken an unseren großen – besser gesagt: gigantischen – Tag läuft mir ein Schauer über den Rücken. Für Demelza’s Café bin ich verantwortlich: Es war meine Idee. Das Café liegt direkt am Küstenpfad, der nach Kilhallon führt, Cals neuer, schicker Ferienanlage an der Westküste Cornwalls. Cal hat einen Batzen Geld hineingesteckt und es nach mir benannt. Was mich natürlich überhaupt nicht unter Druck setzt … Aber das Café zu führen macht mir mehr Spaß als alles, was ich je in meinem Leben getan habe.

Wir haben letztes Jahr ein paar heftigen Stürmen standgehalten und mussten ziemlich darum kämpfen, die Anlage und das Café aufzubauen. Manchmal, wenn ich hinter der Theke stehe und mir bewusst wird, dass ich die Managerin meines eigenen Cafés bin, kann ich es immer noch nicht fassen. Als ich Cal kennenlernte, hatte ich gerade meinen Job in einem Café in St Trenyan, der nächstgelegenen Stadt, verloren. Ich hatte keine Arbeit, kein Zuhause, keinen Kontakt mehr zu meiner Familie und keine Ahnung, was ich tun sollte, aber dann hörte ich von einer Stelle als »Assistentin« in einer neuen Ferienanlage an der Küste …

Und jetzt bin ich hier, weniger als ein Jahr später, und soll zwei berühmten Schauspielern Kilhallon als »alternative Hochzeitslocation« präsentieren.

Ich hole tief Luft. »Unsere VIP-Gäste kommen und ich will, dass alles perfekt ist. Nenn mich verrückt, aber ich werde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit alles gut läuft.«

Cal streicht mir über die Wange. »Ich weiß. Ich weiß, wie viel Demelza’s dir bedeutet und wie hart du für den Erfolg gearbeitet hast, aber wir haben noch ewig Zeit, bis sie kommen, und ich werde sie mit dir zusammen begrüßen.«

»Eigentlich bist sowieso du für sie verantwortlich«, necke ich ihn. »Lily Craig und Ben Trevone sind Freunde von Isla.«

Cal brummt und streicht mit den Fingern über meinen Oberkörper. »Mit Isla hat das hier nichts zu tun«, sagt er und schiebt den Gedanken an seine Exfreundin damit beiseite. Cals Geschichte ist kompliziert. Er war früher Krisenhelfer in Syrien und ist letztes Jahr an Ostern nach einer Reihe traumatischer Ereignisse nach Kilhallon Park zurückgekehrt. Er war am Boden zerstört, als er erfuhr, dass Isla sich mit Luke verlobt hatte, aber er hat mir geschworen, dass er jetzt über sie hinweg ist, und ich denke, ich glaube ihm. Isla ist Fernsehproduzentin und hat ihre Schauspielerfreunde Ben und Lily überredet, ihre Hochzeit in Kilhallon Park zu feiern, um uns bekannter zu machen. Sie waren so sehr mit ihren Filmen und Interviews beschäftigt, dass sie bisher noch keine Zeit hatten, Kilhallon zu besuchen oder den Hochzeitstermin endgültig zu bestätigen. Aber ich hoffe sehr, dass sie das heute tun. Es ist unser erstes Event dieser Art und wird das Prestige der Anlage und des Cafés wahnsinnig steigern, falls alles gut geht.

»Wie gesagt, ich werde die beiden mit dir zusammen begrüßen. Du machst dir viel zu viele Sorgen, und außerdem ist nichts so wichtig, wie deinen Chef bei Laune zu halten«, sagt Cal frech.

»Du hast versprochen, bei mir nie einen auf Chef zu machen.«

»Nicht öfter als unbedingt notwendig.« Er schiebt mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich werfe einen Blick in den rostfleckigen Spiegel auf dem Frisiertisch. Ich habe auf jeden Fall eine Bettfrisur.

»Hab ich dir schon mal gesagt, dass du unheimlich süß aussiehst, wenn du gerade aufgewacht bist? Irgendwie verknittert und wild und …« Er lässt meine Haare los und küsst mich in die Kuhle über meinem Brustbein.

»Du sagst solche Sachen nur, wenn du was vorhast …«, murmele ich und schaffe es nicht, stillzuhalten. »Mitch muss bestimmt gleich raus …«

Cal streicht mit seiner warmen Zunge auf meiner Brust nach unten. »Ein Grund mehr, die Feste zu feiern, wie sie fallen …«

»Noch gibt es kein Fest«, protestiere ich schwach.

Das Kratzen und Winseln vor der Tür sagt mir, dass Mitch wach und schon ungeduldig ist. Krähen krächzen laut in den Bäumen hinter dem Farmhaus, wie um mich zu warnen. Cal verschwindet unter die Decke. »Mitch passiert schon nichts, und was die Sache mit dem Feiern angeht«, murmelt er mit gedämpfter Stimme, während ich unter seinen Berührungen erschaudere, »werde ich schon dafür sorgen, dass hier eine Party steigt.«

Also ignoriere ich meinen Hund und die Tatsache, dass wir uns für einen Meilenstein in der Geschichte Kilhallons bereit machen müssen, und gebe mich dieser Privatparty hin. Schließlich bin ich auch nur ein Mensch, und ich habe ja gesagt, Cal ist gefährlich.

1

»He! Demi! Ich glaube, sie kommen!«, ruft Polly, als ich gerade versuche, im Schlafzimmer des Farmhauses eine Kingsize-Bettdecke in einen Bezug zu stopfen. Unser Mädchen für alles arbeitet seit Jahrzehnten für die Penwiths und wohnt in einem Cottage hinter dem Haupthaus. Jetzt ist es fast zehn Uhr vormittags, und ich bin seit sieben auf, um meine ellenlange To-do-Liste abzuarbeiten – abgesehen von der ersten halben Stunde heute Morgen, die Cal und ich anders genutzt haben.

»Demi! Komm schnell her!«

Die Tür knallt gegen den Eichenrahmen, sodass ich vor Schreck zusammenzucke. Pollys Stimme kann zwar Mauern erschüttern, die seit dreihundert Jahren stehen, aber ich glaube nicht, dass sie diesen Luftzug verursacht hat. Ich lasse die Decke fallen – vor lauter Nervosität hatte ich sie sowieso verkehrt herum bezogen – und eile über den Treppenabsatz ins Gästezimmer. Das Fenster steht weit offen, und Polly beugt sich mit einem Fernglas hinaus. Offensichtlich hat sie nicht bemerkt, dass der Wind ums Haus faucht und Schneeregen aufs Fensterbrett weht.

Ich stelle mich zitternd neben sie. »Was machst du da?«

»Nach ihnen Ausschau halten. Was du auch tun solltest.«

»Sie sollten noch lange nicht hier sein, und es ist eiskalt hier.«

Polly lässt das Fernglas sinken, das um ihre Augen rote Abdrücke hinterlassen hat. »Die Jugend von heute. Alle aus Zucker. Was seid ihr empfindlich.«

»Gib mir mal das Fernglas. Bitte.« Ich nehme es Polly ab und riskiere, zu einem Eiszapfen zu erstarren, als ich mich aus dem Fenster lehne, um besser sehen zu können.

»Ach du Sch…«

»Was hab ich dir gesagt?«, höre ich Polly hinter mir.

Ein großer, schwarzer Pick-up mit verdunkelten Scheiben schaukelt über den Weg, der von der Hauptstraße herunter nach Kilhallon Park führt. Zum Glück ist es kein protziger Sportwagen, also wird er wohl nicht in dem riesigen Schlagloch stecken bleiben, das die Überschwemmungen um Weihnachten herum hinterlassen haben. Cal hatte immer noch keine Zeit, es aufzufüllen … Ich muss ihm Bescheid sagen, dass unser Hochzeitspaar früh dran ist.

»Das müssen sie sein: Bonnie und Clyde«, sagt Polly. Sie benutzt die Decknamen, die sie sich für Lily und Ben überlegt hat.

Mein Herz schlägt schneller. »Noch nicht. Ich bin noch nicht fertig.« Durch das Fernglas kann ich das Nummernschild und den Fahrer erkennen. Er trägt einen Bürstenschnitt, hat den Körperbau eines Rugby-Spielers und ist definitiv nicht Ben. Der Beifahrersitz ist leer, und durch die hinteren Fenster kann man nicht durchgucken, aber dort müssen die Stars sitzen. Das Auto gehört keinem unserer Winterferiengäste, und mein Café, Demelza’s, hat heute offiziell nicht geöffnet. Später erwarte ich zwar eine Lieferung gefrorener Meeresfrüchte, aber ich glaube eher nicht, dass der Fischhändler seinen Van gegen einen BMW-Geländewagen eingetauscht hat.

Ich lasse das Fernglas sinken und versuche, meine Aufregung unter Kontrolle zu bringen, aber mein Magen verknotet sich. »Vielleicht ist es ein Geschäftspartner oder ein potenzieller Gast, der sich einmal umschauen will. Ich kenne das Auto nicht.«

Polly schnaubt. »Ich wette mit dir um einen Zehner, dass es Bonnie und Clyde sind.«

»Wenn wir unter uns sind, musst du sie nicht Bonnie und Clyde nennen. Du kannst ihre richtigen Namen benutzen.«

Polly stemmt die Hände in die Hüften. Sie ist nicht besonders groß, und ihr aschblonder Bob macht sie jünger als ihre sechsundfünfzig Jahre. Wenn man sie nicht kennt, kann ihre schroffe Art einschüchternd wirken. Wenn man sie kennt, übrigens auch. »Für mich bleiben sie Bonnie und Clyde«, erklärt sie. »Ich kann sie nicht mehr anders nennen – und warum sie hier ihre Hochzeit feiern wollen, ist mir unbegreiflich. Bei diesem Wetter werden sie nur einen Blick auf Kilhallon werfen und dann direkt wieder umkehren und zurück nach London fahren.«

»Danke, dass du an uns glaubst.«

»Ich sage nur, was ich denke.«

»Es ist ja keine richtige Hochzeit, sondern ein keltisches Hochzeitsritual. Lily und Ben nennen es ›Handfasting‹. Wir dürfen in Kilhallon keine standesamtlichen Trauungen durchführen. Wenn der ganze Medienrummel abgeebbt ist, werden die beiden an ihrem Wohnort offiziell heiraten.«

»Hmm. Eine ziemlich seltsame Art, die Dinge anzugehen, wenn du mich fragst.« Polly grummelt weiter vor sich hin, während sie versucht, bei dem Sturm das Fenster zu schließen. Sie ist fleißig und macht sich um alles und jeden viel zu viele Gedanken. Leider auch um Cal und mich, was ein bisschen anstrengend sein kann. Außerdem hat sie kein Problem damit, ihre Meinung zu sagen, ob es uns passt oder nicht.

Der heulende Wind lässt nach, und Polly wirft mir ein grimmiges, aber ermutigendes Lächeln zu, als würde mir meine Hinrichtung bevorstehen. »Dann geh ihnen besser mal entgegen, aber bring sie lieber nicht zur Rezeption. Die streunende Katze, die immer hier herumläuft, hat vorhin auf den Fußboden gemacht, und ich bin noch nicht zum Putzen gekommen, weil ich ja nach diesen Schauspielern Ausschau halten musste.«

Ich verziehe das Gesicht. »Hast du eine Ahnung, wo Cal steckt?«

Polly wirft mir einen durchdringenden Blick zu. »Nein. Ich hab ihn seit gestern Abend nicht mehr gesehen. Eigentlich solltest du besser wissen als ich, wo er sich herumtreibt …«

Dazu muss ich anmerken, dass Polly mit der Beziehung zwischen Cal und mir nicht ganz einverstanden ist. Was, glaube ich, nicht daran liegt, dass er mein Chef und der Besitzer von Kilhallon ist. Oder daran, dass sie moralische Bedenken hätte. Aber sie ist anscheinend fest davon überzeugt, dass »es« – also das mit uns – eines Tages böse enden wird. Außerdem fühlt sie sich mitunter dazu berufen, sich wie Cals Mum aufzuführen. Seine Mutter ist vor einigen Jahren gestorben. Und in gewisser Weise ist Polly auch für mich zu einer Art Ersatzmutter geworden, obwohl ich sie nicht darum gebeten habe. Meine Mum lebt ebenfalls nicht mehr, und ich hatte eine Weile keinen Kontakt zum Rest meiner Familie. Ich weiß, dass Polly es nur gut meint, aber …

Vielleicht wird es böse enden, vielleicht auch nicht. Cal und ich reden nicht über die Zukunft. Wir haben beide im Leben schon Erfahrungen gemacht, die uns gelehrt haben, lieber nicht zu weit vorauszuplanen und keine Versprechen zu geben, die wir nicht halten können.

Und im Moment läuft alles gut.

Zumindest wird alles gut laufen, wenn ich ihn finde.

»Seit er nach dem Frühstück zur Mülldeponie gefahren ist, hab ich ihn nicht mehr gesehen. Er hat versprochen, wieder in Kilhallon zu sein, bis Bonnie und Clyde ankommen – ach, ich meine Lily und Ben, jetzt hast du mich auch schon angesteckt.«

Polly grinst zufrieden über meinen Versprecher.

»Kannst du bitte aufpassen, dass Mitch im Farmhaus bleibt, während ich Lily und Ben begrüße?«, frage ich und versuche meinen Ärger über Cal und mich selbst zu unterdrücken. »Er hatte schon Auslauf und Frühstück, also kann er schön im Warmen warten, bis sie wieder weg sind.«

Nicht jeder mag Hunde, und ich will nicht, dass Mitch unsere Gäste allzu »überschwänglich« begrüßt oder verloren geht wie in dem Nebel letzten Herbst. Das war schrecklich, und am Ende sind Mitch und ich in eins der alten Minenlöcher an den Klippen gefallen. Zum Glück haben wir uns beide jeweils nur am Bein verletzt, aber es hätte viel schlimmer kommen können.

»Ich kann wohl ein Auge auf den Köter haben, während ich meine übrigen Aufgaben erledige«, brummt Polly.

»Danke!«

Während Polly weiter über »verwöhnte Schoßhündchen und Möchtegern-Promis« vor sich hin schimpft, laufe ich die Treppe hinunter und schnappe mir eine alte Wachsjacke aus der Diele. Ich eile durch die Rezeption hinaus auf den Parkplatz, um unsere Gäste zu empfangen. Der Wind pfeift ums Farmhaus und lässt mich frösteln. Auf dem Kies haben sich kleine Pfützen Schneematsch gebildet, und Hagelkörner prasseln auf die alten Farmgebäude, die wir jetzt als Lagerräume nutzen. Es würde mich nicht wundern, wenn Pollys Hühner Thermounterwäsche tragen würden. Lily und Ben hätten sich kaum einen ungünstigeren Zeitpunkt für ihren Besuch aussuchen können. Ich hoffe nur, sie haben viel Fantasie.

Während ich darauf warte, dass sie auf den Parkplatz fahren, sehe ich mich kurz im Hof um. Cal muss irgendwo in der Nähe sein, denn sein verbeulter, alter Land Rover steht auf seinem üblichen Platz vor der Scheune, die uns als Werkstatt dient. Aber ich habe den Verdacht, dass er diesem Treffen absichtlich aus dem Weg geht. Promis und ihr Leben findet er etwa so spannend wie ich einen Traktormotor. Ich meine, ist es denn zu fassen, dass er von Lily Craig und Ben Trevone noch nicht mal gehört hatte?

Allerdings hat Cal in den letzten Jahren auch nicht viel Fernsehen oder Filme gesehen. Er war in Syrien in sein eigenes Drama verwickelt, das für seine gute Freundin Soraya und ihre Tochter Esme tragisch endete. An Weihnachten erzählte Cal mir schließlich von den schrecklichen Ereignissen, die zu Sorayas Tod und Esmes Verschwinden während des Kriegs führten. Ich war schockiert, aber ich glaube, wir sind einander auch nähergekommen dadurch, dass er seine Last mit mir geteilt hat.

Tatsächlich mussten in der Zeit um Weihnachten und Neujahr alle in und um Kilhallon zusammenrücken, nachdem eine Sturmflut viele Häuser in St Trenyan zerstört hatte. Wir haben einige der obdachlosen Familien kurzzeitig hier aufgenommen, auch meinen Dad und seine Frau Rachel und ihr neugeborenes Baby Freya. Im Moment wohnen sie in einer Mietwohnung in St Trenyan, während ihr Haus nach der Überschwemmung renoviert wird.

Das Gute an der schrecklichen Katastrophe war, dass ich dadurch wieder mit meinem Vater in Kontakt gekommen bin. Seither hat Freya uns allen viel Anlass geboten, uns zu treffen und Differenzen zu überbrücken. Sie ist zum Anbeißen, und es ist seltsam – auf eine positive Art – zu sehen, wie vernarrt mein Dad in sie ist. Ich frage mich, ob es mit ihm und mir auch mal so war, bevor alles den Bach runterging. Und ich habe mich auch bei meinem großen Bruder Kyle gemeldet. Er ist in der Army, und ich hatte ihn seit Ewigkeiten nicht gesehen, aber inzwischen haben wir einander ein paar E-Mails geschrieben, also ist das Eis gebrochen.

Im Lauf des Winters haben wir auch in anderen Bereichen Fortschritte gemacht. Cal hat die Renovierung unserer letzten Cottages abgeschlossen, also haben wir jetzt insgesamt acht, plus acht Jurten, die wir vor der Saisoneröffnung zu Ostern wieder auf unserem Komfort-Zeltplatz aufstellen werden. Der Hauptzeltplatz hat weitere dreißig Plätze und wird ebenfalls ab Ostern geöffnet sein. Es kommt mir komisch vor, das Cottage, in dem ich gewohnt habe, umgestaltet zu sehen. Der Stil ist schlicht, aber modern. Die Blümchentapete aus den Siebzigern wurde in neutralen Farben überstrichen und die knarrenden Möbel wurden durch tintenblaue Sofas und praktisches Holzinventar ersetzt. Cal hat trotz knappem Budget großartige Arbeit geleistet, aber ich finde dennoch, dass ein bisschen zu viel des schrulligen Charmes meines ersten Zuhauses nach Jahren verschwunden ist. Es zu verlassen und zu Cal ins Farmhaus zu ziehen war ein großer Schritt für mich, weil ich dabei einen Teil meiner schwer erarbeiteten Unabhängigkeit aufgeben musste.

Der BMW fährt auf den Parkplatz. Cal lässt sich immer noch nicht blicken und antwortet nicht auf meine hektischen Textnachrichten. Zum Glück weiß ich, dass Nina, eine meiner Mitarbeiterinnen, schon früh ins Café gekommen ist, um mit den Getränken zu helfen, damit Cal und ich uns auf Ben und Lily konzentrieren können. Ich habe ihr geschrieben, um sie zu warnen, dass sie früh dran sind, also sollten wir ihnen wenigstens im Demelza’s ein gemütliches Willkommen bereiten können.

Immer noch keine Spur von Cal, also bin ich wohl auf mich allein gestellt – mal wieder. Atmen.

Der glänzende BMW hält neben Cals ramponiertem Defender. Ich setze mein fröhlichstes, strahlendstes Lächeln auf und marschiere los, während sich ein Berg von einem Mann aus dem Fahrersitz erhebt und aussteigt.

Er öffnet die hintere Tür und tritt zur Seite.

Zwei lange, schlanke Beine in einer schwarzen Skinny-Jeans kommen zum Vorschein, dann springt ein Typ, der nur wenige Jahre älter ist als ich, lässig grinsend auf den Kies. Er trägt eine schwarze Lederjacke über einem schwarzen Pulli und hat Stan Smiths an den Füßen, die fast so weiß sind wie seine Zähne. Er sieht sich um. Seine Pilotenbrille verdeckt seine Augen, zeigt mir aber dafür mein eigenes Spiegelbild: Mein Gesicht ist leichenblass und meine Haare fliegen völlig zerzaust um den Pelzrand meiner Kapuze.

Ich schiebe mir die Kapuze vom Kopf und stehe Ben Trevone gegenüber, dem unfassbar gut aussehenden Actionhelden aus Knife Edge, Mädchenschwarm aus Desperate Poets und Sprecher eines tapferen Seeotters in dem oscarnominierten Animationsfilm Ocean Furries. Im Gegensatz zu Cal gehe ich schon mit Freunden ins Kino, aber ich gebe zu, dass ich mir Ocean Furries von einem der Kinder, die nach den Weihnachtsüberschwemmungen hier untergebracht waren, geliehen habe, um über Ben Trevones neusten Film Bescheid zu wissen.

Mit einem Lächeln, von dem mir der Kiefer schmerzt, strecke ich Ben die Hand entgegen. »Willkommen in Kilhallon!«

Er ignoriert meine Hand und schaut sich weiter um. Seine blendend weißen Zähne strahlen neben einer Bräune, die definitiv nicht von einem Strand in Cornwall stammt. Er sieht sehr gut aus, auf eine glatte »Boyband«-Art, nicht ganz so attraktiv wie in Knife Edge. Andererseits bin ich froh, nicht damit rechnen zu müssen, dass er gleich sein AK-47 zieht.

»Das hier isses also, was?«, fragt er mit einem Akzent, in dem sich seine Herkunft aus Cornwall mit einem amerikanischen Näseln mischt – was man nicht oft zu hören bekommt, erst recht nicht in St Trenyan.

Ich werde leicht panisch und schiebe die Hände in die Taschen. »Na ja, ähm … also, ja.«

Er richtet seine Aufmerksamkeit von mir auf das Farmhaus, dann auf die Scheune und Cals Land Rover. Wir haben an Kilhallon vieles verschönert, aber auf einmal sticht mir jedes schiefe Brett, moosbewachsene Dach und rostige Blechteil ins Auge.

»Aha«, sagt er.

»Ben, sind wir schon da?«, meldet sich eine piepsige Stimme von der Rückbank. Oh, dann ist Lily Craig vielleicht doch nicht mitgekommen, sondern er hat seine kleine Schwester mitgebracht.

»Sieht so aus«, antwortet er, ohne sich umzudrehen, während der Aufpasser mit seinem Bikerstiefel an einer Pfütze herumpatscht.

»Kann ich dann jetzt aussteigen?«, ruft das zarte Stimmchen aus den Tiefen des Autos.

»Wenn du willst, Babe, aber es ist arschkalt«, ruft Ben zurück und reckt den Hals, um an mir vorbei aufs Meer zu schauen.

»Heute ist es sehr kalt. Aber im Sommer ist es hier oben wunderschön, und bei eurer Hochzeit wird das Wetter sicher fantastisch sein.«

»Handfasting«, spuckt Ben mit seiner Knife-Edge-Stimme aus. Was ich etwas verstörend finde, immerhin hat er einen roboterhaften Ex-Soldaten gespielt, der darauf programmiert war, sich an seinen Feinden zu rächen.

»Handfasting. Natürlich. Aber lasst uns das doch im Demelza’s besprechen, das ist unser Café hier auf dem Gelände. Hier draußen ist es doch … ein bisschen kühl«, schlage ich vor. »Mein Team hat schon heiße Schokolade und Kuchen vorbereitet.«

»Sag ihr, dass ich keine Milchprodukte vertrage«, meldet sich die Stimme wieder.

Oh Gott, es muss Lily sein.

»Lily verträgt keine Milchprodukte«, wiederholt Ben eindringlich.

»Ich weiß, das habe ich schon berücksichtigt. Es gibt eine große Auswahl an laktosefreier Kost im Café, und wir können dort in Ruhe über die Speisen und die Dekoration für eure Feier sprechen. Dort haben wir es viel gemütlicher. Ihr müsst noch nicht mal aus dem Auto steigen, ich zeige euch den Weg«, rufe ich laut gegen einen erneuten Windstoß, damit mich auch die zarte Stimme hört.

Ben blickt über meinen Kopf hinweg in Richtung des Wegs, der zum Demelza’s hinunterführt, und dann zu seinem Aufpasser.

»Ist das okay, Harry?«

Harry nickt langsam. Sein Schädel ist rasiert wie Jake Gyllenhaals in Jarhead, aber er ist mindestens einen Kopf größer und schätzungsweise zwanzig Kilo schwerer, als Jake es wahrscheinlich ist. Der Stoff seines langärmeligen grauen Shirts spannt sich über seinem riesigen Bizeps, als hätte er dort eine Grapefruit hineingesteckt. Neben ihm wirkt Ben wie ein Zwerg.

»Okay, Leute, packen wir’s an«, sagt Ben, als müsste er sich nun den Mächten der Dunkelheit stellen, nicht einer heißen Schokolade und einem meiner Scones.

Ben steigt wieder in den BMW, und Harry schließt die Tür hinter ihm, sodass ich bibbernd auf dem Hof zurückbleibe. Dann öffnet Harry die Beifahrertür. Er sagt nichts, sondern wendet mir nur sein schwarzes Sonnenbrillengesicht zu und nickt. So richtig viel sieht er durch die Brille wohl nicht, der Winter in Cornwall ist ziemlich dunkel. Aber wer weiß, vielleicht versteckt er dahinter ja Eyeliner und falsche Wimpern, das wäre schon sehr, sehr lustig.

Ich unterdrücke ein Kichern, das auf jeden Fall mehr von Nervosität als von Freude zeugt, folge seiner Aufforderung und steige in den BMW. Während ich in den Ledersitz sinke, deutet Harry mit einem Finger auf den Weg, der vom Parkplatz hinunter zum Café führt. Warum sagt er nichts? Vielleicht kann er nicht sprechen? Für den Fall, dass er wirklich stumm ist, nicke ich energisch und deute in dieselbe Richtung.

Und schon schaukeln wir sanft den kurzen Pfad zum Café entlang. Niemand sagt etwas, aber innerlich schreie ich. Erstens: Wenn Cal nicht bald auftaucht, bringe ich ihn um. Und zweitens: Wenn er auftaucht, bringe ich ihn trotzdem um, weil er uns diese bescheuerte Hochzeit aufgehalst hat.

Ich drücke alle Daumen, Zehen und Sonstiges und tröste mich damit, dass es nach diesem Anfang nur besser werden kann. Demelza’s war ein paar Tage lang geschlossen, weil um diese Jahreszeit wenig los ist. Zum Glück habe ich die Hochzeitspräsentation schon gestern Abend fertig gemacht und nicht erst heute. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass Nina und Shamia Zeit hatten, die Sachen vorzubereiten, die ich unseren Gästen versprochen habe.

Lichter leuchten einladend in den Fenstern des Cafés, das letzten Sommer noch eine alte Lagerscheune war. Die starken Steinmauern trotzen den schäumenden Wellen und dem wilden Tosen des Atlantiks, der direkt davorliegt. Harry stoppt den Wagen und springt hinaus. Er hält einen riesigen Regenschirm über Ben und Lily, während sie im heftigen Schneeregen vom Auto zum Café laufen. Ich hoffe, Demelza’s kann unser frostiges Paar verzaubern wie schon so viele Leute, aber ich fürchte, diese beiden sind eine ziemlich harte Nuss.

2

»Bitte macht es euch gemütlich. Der Kaffee und die anderen Getränke sind sofort fertig. Tut mir leid, wir haben euch nicht ganz so früh erwartet, aber wir kriegen das schon hin. Wir freuen uns, dass ihr es überhaupt einrichten konntet, Isla hat uns schon erzählt, wie beschäftigt ihr seid.« Ja, ich weiß, dass ich wirr vor mich hin plappere, um meine Nervosität zu überspielen, als wir das Café betreten, aber das Treffen hat nicht gerade optimal begonnen – und wo zum Teufel bleibt Cal?

»Sonst kommen wir immer zu spät, stimmt’s, Babe?«, meint Ben und lässt Lily den Vortritt. Sie ist vielleicht eins fünfundfünfzig groß, und ihr dicker, silberner Puffa-Mantel reicht ihr bis an die Zehen. Mit ihren zierlichen spitzen Stiefeln wirkt sie wie eine sehr glamouröse Elfe. Ihre pelzbesetzte Kapuze verdeckt ihre Gesichtszüge, aber sie lächelt auf jeden Fall.

»Immer«, kichert sie. »Wir sind berüchtigt dafür, aber wir dachten uns, heute überraschen wir mal alle.«

Na toll, denke ich. Aber irgendwie mag ich Lilys Humor, denn er macht mir Hoffnung, dass sie vielleicht doch aus Fleisch und Blut ist wie wir anderen auch.

Wie gesagt, Demelza’s ist mein Café, aber auch nach sechs Monaten kommt mir dieser Ort immer noch besonders vor, es ist so gemütlich hier, man fühlt sich direkt wohl. Wir haben alles gegeben, damit es an diesem kalten Wintermorgen möglichst einladend ist, in Tonkrügen auf den Fenstersimsen stehen für ein paar Tupfen gelben Sonnenschein sogar frühe Narzissen. Bunte Freesien schmücken alle Tische, und wir haben die Plätze direkt am Fenster mit dem Vintage-Porzellan gedeckt, das ich letzten Sommer im Farmhaus gefunden habe. Von den Fenstertischen aus sollten Lily und Ben den Meerblick genießen können. Die Kaffeemaschine gurgelt schon, und der Raum ist erfüllt vom Duft frischen Gebäcks. Im Hintergrund spielt leise Folkmusik aus Cornwall. Ich bin sehr gespannt und hoffe, es gefällt ihnen.

Ben lässt sich auf eine Bank fallen und greift nach einer Tasse, als hätte er so etwas noch nie gesehen. Lily bleibt in der Mitte des Raums stehen. Sie streift sich die Kapuze ab, und ihre glänzende, rote Mähne fällt ihr über den Rücken. Obwohl sie kaum Make-up trägt und in dem schimmernden Mantel fast verschwindet, ist sie dennoch atemberaubend. Als wäre sie kein richtiger Mensch, sondern eine Fee in einem Kinderbuch. Sie dreht sich langsam um sich selbst und hebt die Arme, als würde sich das Café mitdrehen, wenn sie es nur befiehlt.

Ich halte den Atem an. Sie könnte sich ganz einfach in diesem Moment gegen Kilhallon entscheiden, und das wär’s. Denn das Café und diese Anlage sind nicht besonders glamourös, selbst wenn wir uns kaputtschuften und unser Bestes geben. Letztendlich ist das hier nur ein Ort zum Wohlfühlen im wilden, schönen Cornwall.

Lily seufzt tief, als hätte sie gerade eine besonders anstrengende Yogastunde beendet. Mein Herz rast. Ich kämpfe gegen den Drang an, mir die schwitzigen Hände an der Jeans abzuwischen, während ich das Urteil dieses großen Stars über mein kleines Café abwarte.

Lily sieht mich direkt an, mit einem traurigen, aber liebenswürdigen Lächeln.

»Dieser Ort hat etwas … Beruhigendes. Es ist, als würde man in eine dicke, kuschelige Decke gehüllt werden. Sehr authentisch. Ja, es gefällt mir hier. Es gefällt mir sehr.«

Ich würde am liebsten einen tiefen Seufzer der Erleichterung ausstoßen, auch wenn sich ein Teil von mir wünscht, Lily, Ben und Harry würden sofort wieder in ihr »Schauspielermobil« steigen und aus Kilhallon verschwinden. Ja, es ist aufregend, dass sie hier sind, und es wäre eine tolle Reklame für die Anlage und das Café, aber ich habe jetzt schon genug von der Anspannung bei dem Versuch, ihren Erwartungen gerecht zu werden. Beruhige dich, würde Cal sagen, sei einfach du selbst.

Aber er ist ja nicht hier, oder?

Lily setzt sich neben Ben auf eine unserer alten Eichenbänke. Sie nimmt sich ein Vintage-Gobelinkissen, das ich aus dem Farmhaus »recycelt« habe, und drückt es an sich. Ben beschäftigt sich mit seinem Handy. Harry hat sich mit verschränkten Armen an einem Tisch in der Nähe niedergelassen. Wenn er auf einem Stuhl sitzt, wirkt der wie ein Kindergartenmöbelstück.

»Was dürfen wir euch allen denn bringen, bevor wir über die Menüs und das Essen sprechen? Ich dachte, wir wärmen uns erst mal hier auf und drehen später eine Runde durch die restliche Anlage und zum Ort der Hochzeitsfei…«

»Handfasting«, murmelt Ben, ohne von seinem Handy aufzuschauen. »Den offiziellen Teil machen wir ein paar Wochen später im Standesamt bei uns zu Hause. Das wird niemanden mehr interessieren, nachdem wir hier groß gefeiert haben.«

»Isla hat gesagt, ihr wollt eine einfache Zeremonie, so ganz ungekünstelt?«, taste ich mich heran.

»Oh ja, wir wollen nichts Großes, stimmt’s, Ben? Ich finde diese Hochzeiten mit zigtausend Leuten ganz schrecklich, bei denen Braut und Bräutigam auf Thronstühlen sitzen und alle im Hubschrauber anreisen.«

»Gibt es einen Hubschrauberlandeplatz?«, wirft Ben ein.

»Nein, tut mir leid. Es gibt ein Feld, das Rettungsdienste zur Not nutzen können, aber keinen Hubschrauberlandeplatz.«

»Oh.« Er schaut wieder auf sein Handy.

Lily streicht sich über den Rock. »Isla hat gesagt, einen schöneren Ort könnten wir nicht finden, vor allem, wenn die Sonne scheint.«

»Ich hoffe, dass sie scheint. Aber wir werden ein Zelt haben, also sind wir für alle Eventualitäten gerüstet.« Wenn wir Glück haben, denke ich und erinnere mich daran, wie Islas Verlobungsparty fast einem Sommergewitter zum Opfer fiel. Diesen Tag werde ich aus diversen Gründen nicht vergessen; zum Schluss musste ich Cal aus dem Ozean retten, denn er hatte den Anblick, wie Isla und sein bester Freund Luke ihr Glück feierten, nur mit reichlich Alkohol ertragen können. Das ist jetzt gerade mal acht Monate her, und so vieles hat sich verändert. Ich glaube wirklich, dass Cal inzwischen über Isla hinweg ist, obwohl er gesagt hat, er könne sich niemals »entlieben«.

Nina wartet hinter der Theke und starrt zu den Gästen, als glaubte sie zu träumen.

»Also, was darf ich euch zum Trinken anbieten?«, frage ich lächelnd. Am liebsten würde ich noch mal versuchen, Cal zu erreichen, aber ich will mir vor unseren Gästen nicht anmerken lassen, dass ich ganz leicht panisch bin.

Lily bestellt einen Kamillentee und Ben einen doppelten Espresso.

»Was ist mit dir, Harry?«, frage ich. Jetzt muss er etwas sagen, er muss.

Er brummt.

»Er nimmt einen Earl Grey mit Zitrone. Ohne Milch«, antwortet Ben, der immer noch auf seinem Handy herumtippt.

»Oh … Okaaay.« Ich bin überrascht, dass Harry keine geschmolzenen Stahlträger trinkt. »Nina? Würdest du dich bitte um die Bestellung kümmern?«

Nina wirkt noch eine Sekunde lang wie erstarrt und macht sich dann eilig hinter der Theke zu schaffen. Sie dreht die Musik etwas lauter, und das, zusammen mit dem Zischen und Blubbern der Kaffeemaschine, führt dazu, dass es sich fast nach einem ganz »normalen« Café-Tag anfühlt.

Ich unterhalte mich mit Lily über die Fahrt hierher, während sich Ben weiter auf sein Handy konzentriert und Harry ein Lifestylemagazin aus Cornwall durchblättert. Harry war mit dem Auto vorausgefahren, um die beiden heute Morgen am Flughafen Newquay abzuholen, aber sie sind nicht mit Flybe oder einer anderen gewöhnlichen Airline geflogen. Sie haben einen Privatjet von einem Flugplatz in den Cotswolds gechartert, wo sie laut Lily ein »niedliches kleines Cottage« mieten, das ihrer Beschreibung nach aber eher wie ein Mini-Landschloss klingt. Sie scheint sich für das Kochbuch mit Hundeleckerli zu interessieren, das ich diesen Winter geschrieben habe – allerdings hatte ich gar nicht so viel damit zu tun, denn den Großteil des Schreibens haben meine Co-Autorin Eva Spero und ihr Team übernommen. Lily war schon mal in Evas Restaurant in Brighton und wirkt beeindruckt, dass ich einen Promi kenne. Außerdem hat sie auch einen Hund, eine französische Bulldogge namens Louie.

Ich weiß nicht, wie viel von Lilys heiterem Geplauder echt ist und wie viel nur Fassade. Sie hat einen Instagramaccount mit Hunderttausenden Followern. Ihre Finger schweben über einem strassbesetzten iPhone. Bestimmt kann sie es gerade gar nicht erwarten, irgendetwas Neues zu posten, also entschuldige ich mich und helfe Nina, die Getränke und das Gebäck zu servieren.

Sobald ich mit einer beladenen Etagere an den Tisch zurückkehre, legt Lily ihr Handy weg. »Das hier ist eine Auswahl von Mini-Gebäckstücken und Kuchen. Natürlich bekommt ihr an dem Tag ein Menü ganz nach euren Wünschen, und wir können mit einer Cateringfirma aus der Region zusammenarbeiten. Aber ich dachte mir, heute habt ihr vielleicht Lust auf einige unserer besten hausgebackenen Spezialitäten.«

Harry nimmt sich eine Scheibe mit Zucker bestreutes Rosinengebäck. Er beäugt es und zieht die Nase kraus, als würde er den Geruch testen. Aber er wird doch wohl nicht im Ernst das Essen unserer Gäste vorkosten … oder? Er beißt ein Stück ab, kaut, schluckt es hinunter und seufzt genüsslich.

»Dürfte ich vielleicht erfahren, was das ist? Es schmeckt köstlich«, sagt er in einem sehr vornehmen Tonfall.

Ich bin so erstaunt, dass er überhaupt eine Stimme hat, und dann auch noch eine solche, dass ich bei meiner Antwort ins Stocken gerate. »Ähm … das ist Figgy ’obbin.«

»Foggy was?«

»Figgy ’obbin – hauchzarter Blätterteig mit saftigen Rosinen, Zitronensaft und Zucker. Das ist das traditionelle Rezept, aber ich habe noch ein paar getrocknete Cranberrys hinzugefügt, um es interessanter zu machen. Genau das Richtige für den Winter in Cornwall.«

»In der Tat. Vorzüglich. Erinnert mich an den Strudel, den es früher bei meiner Großmutter gab.«

»Hat sie viel gebacken?«, frage ich immer noch verblüfft angesichts seines Akzents. Genauso reden die feinen Damen und Herren in Pollys Lieblingsserie Downton Abbey.

Er lacht. »Ach Gott, meine Großmutter hat nie gebacken. Sie hat sich selten in die Küchen gewagt, wahrscheinlich wusste sie nicht mal, was ein Ofen ist. Für so etwas hatte sie eine Köchin und eine Haushälterin. Nein, unser Kindermädchen hat an Feiertagen und in den Schulferien für uns gebacken. Sie kam aus Salzburg und war eine fantastische Bäckerin. Ihren Strudel mochte ich immer am liebsten, aber so schmeckt er auch sehr lecker.«

Harry nimmt die Sonnenbrille ab. Er braucht keine künstlichen Wimpern oder Eyeliner. Seine Augen sind schon beeindruckend genug: meeresgrün mit traumhaften natürlichen Wimpern. Wow. Ich überlege fieberhaft, warum jemand, der einmal ein Kindermädchen hatte, wohl jetzt als Bodyguard für ein Promipärchen arbeitet.

»Dürfte ich bitte noch ein Stück haben?«

Ich mag ihn jetzt schon. »Natürlich«, antworte ich und reiche ihm noch einen Teller.

Während Harry sich den Figgy ’obbin schmecken lässt, knabbert Lily an einem Stückchen eines Mini-Zimt-Scones. Ich halte den Atem an und warte auf ihr Urteil. Sie legt den Rest auf ihren Teller und schiebt ihn von sich weg, als könnte er sie zurückbeißen. Oh je, das sieht nicht gut aus. Doch nachdem sie sich mit einer Serviette den Mund abgetupft hat, lächelt sie.

»Mmm. Das war köstlich, aber ich darf nicht noch mehr essen. Ich nehme so schnell zu, nicht wahr, Ben?«

»Keine Ahnung. Musst du wissen.« Ben beißt in einen Fairing, ohne von seinem Bildschirm aufzuschauen.

»Möchtest du den Rest von diesem leckeren Scone, Harry?«

Harry hält den Griff seiner Tasse mit gekrümmtem kleinen Finger und nippt an seinem Tee. »Danke.«

Lily bringt ihm den Teller und stellt ihn vor ihn hin. »Du kannst es dir ja erlauben, was?«

Harry setzt sich die Sonnenbrille wieder auf. »Du musst dir auch keine Sorgen machen«, murmelt er und studiert eine Demelza’s-Speisekarte, während er den Scone mit einem einzigen Bissen hinunterschluckt.

Ben wischt immer noch über sein Handy. Ich hoffe, er ist gerade bei Instagram, nicht auf Tinder.

Nina nimmt ihren Mut zusammen und kommt hinter der Theke hervor, um sich mit Lily zu unterhalten, die ihr vorschlägt, mit ihr und Ben ein Selfie zu machen. Ich nutze die Gelegenheit, um nach draußen zu verschwinden und noch mal bei Cal anzurufen. In Kilhallon hat man nicht überall Empfang, also bin ich nicht überrascht, als sich seine Mailbox meldet. Nicht überrascht, aber sauer.

»Mein Partner Cal muss gerade etwas Dringendes erledigen, aber er kommt so bald wie möglich nach. Er kann es gar nicht erwarten, euch den wunderbaren Platz für eure Zeremonie zu zeigen. Ich glaube, der Regen hört langsam auf. Möchtet ihr vielleicht schon mal ein paar Menü-Ideen durchsprechen, während wir auf Cal und die Sonne warten? Bei eurem nächsten Besuch machen wir dann ein Probeessen, und es wird Frühling sein.«

»Das klingt wunderbar, nicht wahr, Ben?«

Endlich legt Ben sein Handy weg, beugt sich zu Lily und drückt ihr einen Kuss auf den Kopf. »Was immer du möchtest, Babe. Harry, kannst du Lilys Schal aus dem Auto holen? Ich will ja nicht, dass sie friert, wenn wir rausgehen, was, Babe?«

»Es geht schon, Ben, wirklich.«

»Harry macht das nichts aus. Dafür ist er doch da«, sagt Ben.

Wortlos verlässt Harry das Café mit dem Rest eines Figgy ’obbin in seiner riesigen Hand.

»Harry war früher beim Militär. Fallschirmjäger. Seine Familie hat mal einen riesigen Schuppen in den Cotswolds besessen, aber dann ging’s bergab und sie mussten verkaufen«, erzählt mir Ben.

Lily runzelt die Stirn. »Keinen Schuppen. Ein schönes altes Herrenhaus.«

»Ja, aber jetzt gehört es ihnen nicht mehr, oder? Sie konnten es nicht mehr halten«, erklärt Ben. »Wie auch immer, kann ich noch Kaffee haben?« Er hält seine Tasse hoch.

»Natürlich.« Ich springe auf und bin froh, mich nützlich machen zu können. Trotzdem tut Harry mir leid, weil er das Zuhause seiner Familie verloren hat und jetzt Ben und Lily bedienen muss. Ehrlich gesagt frage ich mich, wie er es erträgt, sich von Ben herumkommandieren zu lassen.

»Also, was für Essen hättet ihr denn gern beim Empfang nach der Zeremonie?«

Während wir die Menüs durchsprechen, kehrt Harry zurück, postiert sich in einer Ecke und blättert einen Cornwall-Reiseführer für Hundebesitzer durch. Jetzt sind Lily und Ben schon eine halbe Stunde hier, und ich hoffe, Cal taucht bald auf. Er behauptet zwar, er sei nicht der PR-Typ, aber er kann seinen Charme spielen lassen, wenn er will, und oft springen die Leute darauf an. Ich hoffe, er kann zumindest Lily bezaubern, wenn auch nicht Ben.

Cal lässt sich immer noch nicht blicken, aber immerhin ist die Sonne herausgekommen und scheint nun direkt durch die Fenster des Cafés. Wir haben zwar erst Februar, doch die Sonnenstrahlen scheinen schon etwas Kraft zu haben. Die Wolken haben sich verzogen, um die Leute weiter im Osten zu belästigen, und uns einen schönen vergissmeinnichtblauen Himmel hinterlassen. Cal oder kein Cal, ich weiß, dass ich diesen Moment nutzen muss, um für Kilhallon zu werben. Ich hoffe, wenigstens Lily wird sich von der Umgebung begeistern lassen, so anspruchsvoll sie auch ist. Bei Ben bin ich mir nicht sicher, aber ich schätze, er ist mit allem einverstanden, was sie will, und das macht es mir auf jeden Fall einfacher.

»Soll ich euch jetzt die Aussicht von der Caféterrasse zeigen, wo der Regen aufgehört und der Wind ein bisschen nachgelassen hat?«

Lily klatscht begeistert. »Oh ja, sehr gerne.«

Harry hat noch immer ihren Schal in der Hand und bietet ihn ihr an. Sie bindet ihn sich um und steckt ihn unter ihren Mantelkragen. Auch ich ziehe den Reißverschluss meiner Jacke zu. Wir bedanken uns bei Nina und verabschieden uns bis zum Mittagessen. Harry und Ben wagen sich ohne zusätzliche Kleidungsschichten ins Freie. Aber ich nehme mal an, nicht einmal ein Sturm hier in Cornwall könnte Harry umhauen.

Wir treten hinaus auf die Terrasse des Cafés und stellen uns der Atlantik-Brise. Die schweren Tische und Stühle haben den Winter überlebt und sehen allmählich etwas verwittert aus, aber das ist nichts Schlechtes. Wir gehen durch die Öffnung in der niedrigen Steinmauer, die die Terrasse einfasst, und stellen uns auf den Grasstreifen zwischen dem Grundstück Kilhallon und dem Küstenpfad. Dicke, blassgraue Wolken jagen über den Himmel. Lily fliegen die Haare ins Gesicht, und sie streicht sich die Strähnen aus den Augen. Ich schmecke das Salz auf meinen Lippen.

»Wow.«

Lily holt tief Luft wie vorhin, als sie Demelza’s betreten hat.

»Das ist eine wundervolle Aussicht. Ich mag auch den Ausblick aus dem Haus von Bens Eltern über die Mount’s Bay, aber der Nordwesten ist so herrlich wild.«

»Schwer zu sagen, was schöner ist«, erwidere ich, weil Ben neben uns steht, aber es scheint ihn sowieso nicht besonders zu interessieren, denn er spielt wieder mit seinem Handy.

»Gibt es hier oben kein Netz?«, fragt er und hält das Gerät hoch.

»Nur stellenweise«, gebe ich zu. »Aber es gibt WLAN im Café und in den Cottages. Vor eurer Hochzeit wollen wir noch den ganzen Zeltplatz und den Eventbereich daran anschließen.«

Er antwortet nicht, sondern brummt nur und steckt das Handy in seine Jackentasche. Dann folgt er Lily, die die paar Meter von unserem Grundstück bis zum Küstenpfad gegangen ist. Es ist immer noch windig, aber es geht einigermaßen.

»Hier sieht es aus wie in einer Szene aus Die Geliebte des französischen Leutnants, findest du nicht, Ben?«

»Ja«, antwortet er, stellt sich hinter sie und legt die Arme um ihre Taille.

»Das sagt mir gar nichts«, gestehe ich.

»Das ist ein Buch, das vor Ewigkeiten mal verfilmt wurde. Isla will eine Neuverfilmung machen, aber es spielt in Lyme Regis, nicht in Cornwall. In einer Szene steht die Heldin im tosenden Sturm und wird fast von der Hafenmauer geweht. Ich hoffe, Ben wird darin ihren Helden spielen.«

Wow. Ich glaube, Ben könnte tatsächlich gelächelt haben. Vielleicht hat er nur so miese Laune, weil er nervös ist wegen der Hochzeit oder im Job so viel Druck bekommt. Ich würde nicht so unter dem Mikroskop leben wollen wie er und Lily, auch wenn die Publicity natürlich gut für sie ist. Bestimmt müssen sie auch eine Menge Sachen machen, auf die sie keine Lust haben.

Der Verlag unseres Hunde-Kochbuchs möchte, dass meine Co-Autorin Eva Spero und ich ein paar Radio- und Fernsehtermine wahrnehmen, wenn es später dieses Jahr erscheint. Ehrlich gesagt bekomme ich schon bei dem Gedanken weiche Knie, aber ich werde mich wohl daran gewöhnen. Cal und ich sind immer noch ganz baff, dass wir im Herbst in der Sonntagsbeilage einer Zeitung vorgestellt wurden – dank Eva, die letztes Jahr zur Eröffnungsparty von Kilhallon gekommen und von unserer Arbeit beeindruckt gewesen war.

»Sollen wir zur Hochzeitswiese gehen? Dort unten ist es geschützter«, frage ich, als ich Ben in der Meeresbrise zittern sehe.

Lily hakt sich bei ihm unter. »Ist dir kalt?«

»Ich frier mir die Eier ab«, murmelt Ben.

»Kommt weg aus dem Wind«, sage ich und wünschte, Ben hätte sich dem Wetter entsprechend angezogen.

Auf dem Weg zur Wiese läuft Harry links, ein wenig hinter uns, und schaut sich immer wieder um. Vielleicht denkt er, ein Attentäter könnte sich hinter den Mülltonnen des Cafés oder den hohen Hecken verstecken, die den Campingplatz zumindest ein bisschen vor den Atlantikstürmen schützen.

Gruppen von Schneeglöckchen schütteln ihre zarten Köpfchen in der Brise, und frühe Primeln blühen entlang des Wegs zu den Cottages und am Rand des Wäldchens. Ich liebe die ersten Anzeichen des Frühlings. Als ich eine Weile keinen festen Wohnsitz hatte, ging es mir immer nur darum, einen geschützten Unterschlupf zu finden, aber jetzt habe ich das Glück, den Wechsel der Jahreszeiten von einem warmen Bett und einem Zuhause aus genießen zu können.

Plötzlich springt ein Junge mit einem Plastiksäbel aus dem Wäldchen neben uns auf den Weg.

»Hey hoooo! Achtung! Ich bin ein Pirat!«

»Gott! Was zum …« Ben stützt Lily, als der Junge sie am Arm berührt.

»Verzeihung!«, ruft der Junge, rennt aber säbelschwingend weiter den Abhang hinunter zur Jurtenwiese. Obwohl er einen Piratenhut und eine Augenklappe trägt, kommt er mir irgendwie bekannt vor.

»Alles in Ordnung, Baby?«, fragt Ben Lily.

Lily lächelt. »Ja, nichts passiert.«

»Schnell! Schwarzbart ist hinter uns her!« Ein kleines Mädchen in einem Piratenkostüm stürmt aus dem Wäldchen und streift Ben. Er versucht das Gleichgewicht zu behalten, rutscht aber auf der feuchten Erde aus und landet mit dem Hintern mitten in einer Pfütze.

Das Mädchen ruft ebenfalls »Verzeihung!« und ist sofort weg. Es rast seinem Piratenfreund hinterher den Abhang hinunter.

»Scheiße«, knurrt Ben und versucht, sich aus der Pfütze aufzurappeln. »Ihr kleinen Mistkerle!«, ruft er ihnen nach.

»Alles okay, Ben?« Lily streckt ihm eine Hand entgegen, um ihm hochzuhelfen.

Er winkt ab. »Meine Jeans ist ruiniert. Die kleinen Scheißer hätten mich ernsthaft verletzen können.«

Ich sehe ihn betroffen an. »Das tut mir leid. Es war bestimmt ein Versehen.«

»Wessen Kinder sind das?«, fragt er schroff.

»Sie sind aus St Trenyan.« Ich überlege verzweifelt, warum sie hier sind, und bin ehrlich gesagt ziemlich verärgert darüber, wie Ben über die Kinder gesprochen hat. Inzwischen habe ich sie auch erkannt: Sie gehören zu einer der Familien, die nach der Überschwemmung um Weihnachten herum hier untergebracht waren. Letzten Monat haben sie Kilhallon verlassen und sind in Übergangswohnungen gezogen, also habe ich keine Ahnung, warum sie heute als Piraten verkleidet durch die Anlage rennen.

»Sie haben das nicht mit Absicht gemacht, Schatz«, sagt Lily und stützt Ben am Arm, während er aufsteht. Ich schlucke. Seine Designerjeans ist matschbeschmiert, die Stan Smiths ruiniert. Und wo zum Teufel steckt Cal?

Die Antwort darauf erhalte ich einen Sekundenbruchteil später, als Schwarzbart persönlich, mit Dreispitz und Augenklappe, aus dem Wäldchen herausläuft und ruft: »Kommt her, ihr räudigen Schiffsratten. Ich lass euch über die Planke gehen!«

3

»Tut mir leid, Kumpel!«

Cal kommt nur wenige Zentimeter vor Ben zum Stehen. Lily stößt ein Kichern aus, aber Ben funkelt ihn mit offener Verachtung an.

»Sind das deine Kinder? Pass auf die kleinen Drecksäcke mal besser auf«, schimpft er.

Cals Lächeln verschwindet, und er schiebt sich die Augenklappe auf die Stirn. »Das sind keine kleinen Drecksäcke. Sie spielen Piraten.«

Ben schnaubt. »Piraten? Ich hätte mir den Hals brechen können. Und schau dir meine Jeans an. Die hat der Designer speziell für mich hergestellt. Das ist ein Unikat.«

»Tja, spätestens jetzt ist es das auf jeden Fall, Kumpel.« Cal blickt finster auf die schlammbespritzte Hose, und ich sterbe fast vor Scham. »Und das sind nicht meine Kinder, aber ich werde deine Erziehungsratschläge an ihre Eltern weitergeben. Die werden sie sicher zu schätzen wissen.«

»Cal!«, unterbreche ich ihn. Bei der unverhohlenen Drohung in seiner Stimme würde ich am liebsten im Erdboden versinken. »Das sind Ben Trevone und Lily Craig. Unsere Gäste.«

Cal blickt von Ben zu Lily und holt dann tief Luft, bevor er ihnen seine erdverschmierte Hand entgegenstreckt. »Oh, ach so. Na dann, freut mich, euch kennenzulernen. Tut mir leid, dass die Kinder bei ihrem Piratenüberfall ein bisschen überschwänglich waren.«

Ben ignoriert Cals Hand und schnaubt. »Überschwänglich? Sie haben meine Jeans ruiniert und dafür gesorgt, dass ich mit dem Arsch im Matsch gelandet bin, was mir natürlich egal ist, aber sie hätten auch Lily fast umgerannt.«

»Haben sie aber nicht. Mir ist nichts passiert und dir auch nicht. Die Jeans wird’s überleben. Mir hat sie sowieso nie gefallen«, widerspricht Lily. »Du bist also Cal. Warum bist du als Pirat verkleidet?«, fragt sie ihn sichtlich fasziniert.

»Ich hatte den Kindern versprochen, dass sie nach Kilhallon kommen und Piraten spielen dürfen. Ich wusste nur nicht, dass sie heute auftauchen würden.«

Ben ist erfreulicherweise sprachlos, und Cal schenkt Lily ein herzerweichendes Lächeln. »Tut mir leid, dass ich nicht früher da war. Die Kinder haben jetzt Ferien und sind spontan zu Besuch gekommen, und ich habe völlig die Zeit vergessen. Sie sind ein bisschen wild, aber sie haben eine schwere Zeit hinter sich – über Weihnachten hat eine Sturmflut ihr Zuhause überschwemmt.«

Lily zieht die Nase kraus. »Oh Gott. Wie schrecklich für sie. Wir haben davon gehört. Ben ist in Penzance zur Schule gegangen. Das wisst ihr wahrscheinlich, oder?«

»Ja«, sage ich. »Da kann er sicher nachvollziehen, wie schlimm der Sturm für die Region war.«

»Wir haben es in den Nachrichten gesehen, nicht wahr, Ben? Meine Cousins wohnen auch in der Gegend und mussten ihr Haus verlassen, und Ben hat ihnen ein paar Wochen lang ein Hotel bezahlt. Er ist sehr fürsorglich, nicht wahr, Ben?«

Ben ringt sich zu einem Lächeln durch und legt Lily einen Arm um die Schultern. »Für dich tue ich alles.«

»Polly würde dir bestimmt die Jeans waschen, Kumpel, und du könntest dir so lange eine alte von mir leihen«, schlägt Cal vor.

Ben verzieht das Gesicht. »Danke, aber nicht nötig.«

»Wir haben Sachen zum Wechseln im Auto«, erklärt Lily. »Von hier aus fahren wir weiter zu Bens Mum in Penzance. Einer der Gründe, weshalb wir in Kilhallon feiern wollen, ist, dass Bens Familie in der Nähe wohnt und meine im Südwesten verstreut ist, also haben sie es nicht sehr weit.«

Sie küsst Ben, und er brummt.

»Willst du ins Haus gehen, um dich umzuziehen?«, frage ich ihn.

»Nein. Ich behalte die Sachen lieber an, bis wir auf diesem Acker fertig sind … falls mich sonst noch jemand umrennen will«, antwortet er.

»Wahrscheinlich eine kluge Entscheidung«, sagt Cal. »Soll ich euch Gummistiefel holen?«, wendet er sich an beide.

»Ich brauche keine«, erwidert Lily mit einem Lächeln, das das härteste Herz zum Schmelzen bringen würde und vermutlich sogar Cals erweicht. Ihre schwarzen Lederstiefel sollten die Nässe abhalten.

»Ich bleibe, wie ich bin«, sagt Ben, der wahrscheinlich lieber von einer Klippe springen würde, als sich in Gummistiefeln blicken zu lassen.

Lily hakt sich bei ihm unter und küsst ihn. »Mir gefällst du so matschig und nass.«

Endlich lächelt Ben.

»Deine Augenklappe ist verrutscht«, flüstere ich Cal zu, während Ben Lily hilft, den rutschigen Abhang zum »Festplatz« hinunterzugehen.

Cal nimmt den Dreispitz ab und schiebt sich die Augenklappe vom Kopf, bevor er mir ein Küsschen auf die Wange drückt. »Tut mir leid, dass ich so spät dran bin. Du bist bestimmt fast durchgedreht, weil du dich allein um die beiden da kümmern musstest.«

»Ich hab gar nicht gemerkt, dass du nicht da warst.«

»So schlimm?«, fragt Cal besorgt. »Ich wusste nicht, dass die Kinder heute kommen; ihre Eltern haben sie hergebracht. Sie wollten sich bedanken, und ich konnte sie nicht wegschicken. Dann bin ich irgendwie in einen Piratenüberfall geraten und habe ganz die Zeit aus den Augen verloren.«

»Einen Piratenüberfall? Na toll. Schön, dass du dir über deine Prioritäten im Klaren bist.«

Er grinst. »Du bist aber nicht wirklich sauer, oder?«

Während ich fassungslos den Kopf schüttele, muss ich lächeln. Cal mag Kinder, was wohl daran liegt, dass er innerlich selbst ungefähr zwölf ist. Auch während seiner Zeit als Krisenhelfer in Syrien hat er viele Kinder betreut. Vor allem ein Mädchen namens Esme und ihre Mutter Soraya sind ihm dabei ans Herz gewachsen. Sorayas Tod bei einem Angriff auf die Stadt hat Cal stark zugesetzt, und ich weiß, dass er sich zum Teil schuldig fühlt. Seit er mir an Weihnachten davon erzählt hat, haben wir nicht mehr darüber gesprochen, aber ich weiß, dass er ständig an Esme denkt und sich fragt, ob sie überlebt hat.

Wir gesellen uns wieder zu Lily und Ben und bleiben in der Mitte des sanften Abhangs stehen, der zu einer runden Grasfläche führt. Links grenzt sie an das Wäldchen, wo wir in der Campingsaison die Jurten aufbauen. Die kleinen Piraten sitzen jetzt weiter unten auf einer der Bänke aus Baumstämmen, die wir auf unsere »Hochzeitswiese« gestellt haben. Die Fläche kann von den Gästen in den Zelten und Wohnmobilen genutzt werden, wenn sie nicht für eine Hochzeit oder Party gebucht ist.

»Dies ist der Ort, wo ihr eure … ähm … Handfasting-Zeremonie abhalten werdet.« Cal hält sich eine Hand ans Ohr. »Psst. Hört mal.«

Der Wind hat nun so weit nachgelassen, dass das schwache Rauschen der Wellen, die sich an den Felsen unter den Klippen brechen, bis zu uns dringt. Möwen kreisen über uns, segeln durch die Luft und kreischen in den Frühlingshimmel.

»Stellt euch das alles an einem strahlenden Sommertag vor – dort in der Senke würde die Zeremonie stattfinden«, sage ich erleichtert, dass Kilhallon endlich etwas von seiner Schönheit erkennen lässt. »Für den Fall, dass es nachts etwas kühler werden sollte, wollen wir ein schickes Zelt aufstellen«, fahre ich bei dem Gedanken an den Sturm letzten Juni fort. »Ihr könnt draußen in der Sonne Getränke servieren lassen, und am Abend können wir Kohlenbecken aufstellen oder Lagerfeuer anzünden. Das Zelt und den Ort der Trauung dekorieren wir ganz nach euren Wünschen … mit Lampions, als Feengrotte, im marokkanischen Stil …«

»Das klingt traumhaft«, seufzt Lily.

»Schau es dir mal genauer an«, schlägt Cal vor und führt sie hinunter in die Mitte der Senke. Sogar ich bin immer wieder beeindruckt davon, was wir aus Kilhallon machen können, und ich weiß noch, wie wundervoll die Jurten an unserem Eröffnungstag letzten September aussahen. Jetzt, nachdem die Sonne herausgekommen und Cal hier ist, bin ich zuversichtlicher, dass wir etwas auf die Beine stellen werden, was sogar Ben gefallen könnte. Hoffentlich bekommen wir bald Hilfe von einer Hochzeitsplanerin, sodass ich mich auf das Catering konzentrieren kann. Als wir uns den Kindern nähern, laufen sie johlend in das Wäldchen, was wohl für alle besser so ist.

Ben und ich folgen Cal und Lily. Cal setzt sich mit ihr auf eine Holzbank, und sie unterhalten sich über eine Produktion, bei der sie mit Isla zusammengearbeitet hat.

»Habt ihr schon Ideen für ein Motto?«, frage ich Ben, der immer wieder auf sein Handy schaut.

»Keine Ahnung. So was überlasse ich Lily.«

Er verzieht das Gesicht und umrundet eine Pfütze.

»Okay. Wenn wir wieder im Café sind, können wir noch mal darüber reden. Ich denke, wir sollten mit der Planung beginnen, denn der Hochzeitstermin, den ihr anpeilt, ist der letzte Samstag im Mai – das ist schon recht bald.« Ich hoffe nur, dass sie nicht irgendwas Ausgefallenes wollen, was man Jahre im Voraus buchen muss.

»Harry wird mit euch über die Sicherheitsvorkehrungen sprechen«, bemerkt Ben.

»Oh, ja. Natürlich«, erwidere ich. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Zum Glück haben wir bereits das ganze Maiwochenende für Ben und Lily reserviert, und sie zahlen sehr gut, also ist das kein Problem. Ich werde dann das Café schließen müssen, vielleicht auch schon ein paar Tage vorher.

Nachdem wir ihnen den Veranstaltungsort gezeigt haben, machen wir einen kleinen Spaziergang bis zum Rand der Ferienanlage. Hin und wieder bleiben wir stehen, um die Aussicht zu genießen. Die Campingwiese ist natürlich leer und kahl nach dem Winter. Die Hecken bestehen noch aus nackten Ästen, aber ein paar grüne Knospen sprießen schon zwischen all dem Braun. Hinter den Steinmauern glitzert das Meer im Sonnenlicht. Von hier oben wirken die Wellen wie zart gekräuselte Rüschen, aber man sieht, dass die Strömung stark ist. Jedenfalls wäre ich heute nicht gern draußen auf dem Wasser.

»Wir können euch eine freiberufliche Hochzeitsplanerin empfehlen, aber ich vermute, ihr habt schon jemanden?«, frage ich Lily, als wir die Lichtung erreichen, wo die Jurten aufgestellt werden.

»Nein, wir verlassen uns gern auf euch.« Sie strahlt. »Ihr habt bestimmt jemand absolut Großartiges an der Hand.«

Mir läuft ein richtiger Schauder über den Rücken. Wir müssen eine Hochzeitsplanerin finden, und zwar schnell. »Hast du schon eine Idee für euer Motto?«, frage ich, damit sie sich nicht nach dem Namen dieser absolut großartigen Person erkundigt.

»Na ja …« Sie schaut kurz zu Ben. »Wir stellen uns eine wilde, windumtoste Landhochzeit vor, aber nicht zu windumtost, hoffe ich«, sagt sie, als eine Windbö ihr die langen roten Haare ums Gesicht peitscht. »Die Feier soll bodenständig sein, ganz entspannt, als wären wir einfach mit einem Haufen Freunde hier hereingeschneit und hätten ganz spontan entschieden zu heiraten und alle würden mithelfen und etwas improvisieren.«

Ich setze ein Lächeln auf, während mein Magen sich dreht wie ein Küchenmixer. »Improvisieren? Oh, ich glaube, das kriegen wir hin.«

»Sehr schön. Weißt du, wir möchten, dass es so wirkt, als hätte ich einfach einen Strauß hübsche Wildblumen gepflückt und sie mit einem Band zusammengebunden und mir daraus einen Haarkranz geflochten. Und die Mädchen hätten auch alle Blumen gepflückt für die Dekoration, und die Jungen hätten aus Ästen, die sie im Wald gefunden haben, einen schönen Hochzeitsbogen gebunden. Und alle hätten etwas zu essen mitgebracht: du weißt schon, gesunde Sachen und dazu eine Menge raffinierte Leckereien wie in altmodischen Teestuben. Und es kann auch Cider geben, neben dem Champagner natürlich …« Lily seufzt. »Also etwas total Schlichtes, Unkompliziertes und gar nicht Abgehobenes.«