Holly. Ende der Lügen - Anna Friedrich - E-Book

Holly. Ende der Lügen E-Book

Anna Friedrich

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Beschreibung

Holly: Jede Frau hat ein Geheimnis.

Hollys Starreporterin, die Frau für die großen Geschichten (wenn sie nicht gerade in ihrer Therapiestunde sitzt), bekommt einen merkwürdigen Auftrag. Sie soll sich mit dem Leben nach dem Tod beschäftigen: mit Frauen, aus denen Geister sprechen, mit Menschen, die die Grenzen zwischen Leben und Tod anzweifeln. Im Mittelpunkt steht dabei ein rätselhafter Mann, der der verschwundenen Chefredakteurin sehr nahestand. Apropos Annika Stassen – auf welch schreckliches Geheimnis ist sie in Frankreich gestoßen? Und was hat der Außenminister damit zu tun? Was für abgründige Pläne schmiedet die Verlegerin Elisabeth Salditt in New York? Und bedeuten sie das Ende für Holly?

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Seitenzahl: 171

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Buch

Hollys Starreporterin, die Frau für die großen Geschichten (wenn sie nicht gerade in ihrer Therapiestunde sitzt), bekommt einen merkwürdigen Auftrag. Sie soll sich mit dem Leben nach dem Tod beschäftigen: mit Frauen, aus denen Geister sprechen, mit Menschen, die die Grenzen zwischen Leben und Tod anzweifeln. Im Mittelpunkt steht dabei ein rätselhafter Mann, der der verschwundenen Chefredakteurin sehr nahestand. Apropos Annika Stassen – auf welch schreckliches Geheimnis ist sie in Frankreich gestoßen? Und was hat der Außenminister damit zu tun? Was für abgründige Pläne schmiedet die Verlegerin Elisabeth Salditt in New York? Und bedeuten sie das Ende für Holly?

Autorin

Anna Friedrich ist ein Pseudonym. Gäbe es sie wirklich, würde sie in Hamburg leben.

Anna Friedrich

HOLLY

Ende der Lügen

Band 3

Neuveröffentlichung Juni 2016Copyright © 2015 by Anna FriedrichCopyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2015by Wilhelm Goldmann Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbHCovergestaltung: UNO Werbeagentur, MünchenCovermotiv: FinePic®, MünchenMR · Herstellung: JBSatz: DTP Service Apel, HannoverISBN: 978-3-641-20523-2V001www.goldmann-verlag.deBesuchen Sie den Goldmann Verlag im Netz

Die Hauptpersonen

– und was bisher geschah.

Simone Pfeffer

Fängt mit einer Tasche und viel Mut einen ganz neuen Job in der Holly-Redaktion an. Ausgerechnet jetzt. Der Job ist klar definiert: Sie soll die Ordnung in Holly einführen – und dann geht das seelische Chaos los. Eine neue Liebe, ein spektakuläres Interview und eine Kleinigkeit, die es wirklich in sich hat.

Annika Stassen

Ist die Chefredakteurin, um die sich alles dreht – erst recht, als sie dann plötzlich nicht mehr da ist. Und eine Spur nach Frankreich führt. Dort steht sie nach Recherchen in ihrer eigenen Vergangenheit an einem Grab.

Elisabeth Salditt

Die Besitzerin des Verlages: laut, reich, großherzig, rot, gelb, blau, schnell, gemein, umwerfend, kalt, empfindsam, hinterlistig und fair. Und sie hat einen Plan, von dem fast nur sie weiß, einen abenteuerlichen, gewaltigen, gemeinen, umwerfenden Plan, der allerdings nicht recht aus den Startlöchern kommt.

Georg »Schorsch« Bender

Schreibt die besten Texte, hat eine feste Freundin, zwei Hasen und ein hinreißendes Muttermal auf dem Augenlid. Gefährlicher Mann, der gerne erst handelt und dann denkt. Aber diesmal ist er machtlos gegen sein Gefühl.

Sibel Yolan

Recherchiert Kontakte ins Jenseits – und hat schnellen, geilen Sex. Glänzende Journalistin. Frau von einem anderen Stern. Sie recherchiert möglicherweise die Geschichte ihres Lebens, obwohl sie vom Tod handelt. Und verliebt sich.

Larissa Werner

Herrscht in dem Reich, in dem jeder Berliner Prominente einen Platz haben möchte. Schwebt auf Stilettos, kann fünf Sprachen – und schickt einflussreiche Männer und Frauen nach Sibirien. Die neue Partnerin von Elisabeth Salditt.

Christa von Hutten

Wird in der Not gerufen, um zu helfen. Kehrt zurück an den Ort ihrer Niederlage und übernimmt die Macht. Wird sie sich nun rächen? Oder Holly aus der Krise führen?

Carla Rosenberg

Leitet das Psychologie-Ressort von Holly, kennt sich aber nicht nur in Seelendingen gut aus. Sie studiert leidenschaftlich gerne Körper, auch ihren eigenen. Man könnte auch Sex dazu sagen. Und der eröffnet plötzlich eine abenteuerliche neue Karriere. Scheint so, jedenfalls.

Michael Keplin

Freund von Annika Stassen, intelligent, gutaussehend und ausgestattet mit besten Kontakten ins Jenseits. Er ist an Sibel Yolan interessiert und daran, mit Holly und dem Verlag »Salditt & Hansen« ins Geschäft zu kommen.

Max Wiesel

Dick, umwerfend, ein Geschichtenerzähler und in Geschäftsdingen ein Mann fürs Grobe. Doch die Geschäfte laufen schlecht, und ihm wird klar: Das Toten-Projekt mit Michael Keplin könnte seine letzte Chance sein.

Michael Freund

Ein Cyber-Mann, ein Hacker, ein Fantast – und ein Mann mit einer verletzten Seele. Er fängt an bei Holly zu arbeiten, als IT-Experte, als Computerfachmann. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Ute Halma

Eine Sekretärin, das Holly-Urgestein, alle lieben sie, dabei ist sie eine Chronistin der menschlichen und wirtschaftlichen Abgründe. Bis sie eines Tages tot aufgefunden wird. Aber ihre geheimnisvollen Tagebücher beginnen zu sprechen.

Lars Meier

Der Artdirector. Ein bunter Vogel, ein Meister des Perspektivwechsels. Ach ja, und er ist homosexuell. Oder?

Und als Special Guest:

Die Kamera

Sie sieht immer mehr als alle anderen. Kennt die Vergangenheit, linst in die Zukunft.

»Trösten heißt nicht immer reden. Worte haben ihre Grenzen. Trösten heißt vor allem: da sein und da bleiben. Wer trösten will, braucht Zeit.«

Robert Pfeffer

Prolog

Er: Wo fahren wir hin?

Sie: In den Wald.

Er: In den Wald?

Sie: In eine Mühle in den Wald.

Er: Du fährst gut Auto.

Sie: Achte mal darauf, mein Lieber: Wenn sich heute ein Auto besonders verpennt, unsicher und ungleichmäßig bewegt, ist immer ein Typ am Steuer, meistens sogar ein junger.

Er: Was machen wir in der Mühle?

Sie: Man kann dort gut essen und gut vögeln. Die haben Separees, die man mieten kann.

Er: Eine Stundenmühle …

Sie: Nachts sind die tatsächlich ein Swingerclub.

Er: Woher weißt du das alles? Ich denke, du musst so viel arbeiten, weil bei Holly alles drunter und drüber geht.

Sie: Das weißt du doch besser als ich.

Er: Ich weiß gar nichts.

Sie: Solltest du aber.

Er: Kannst du auch mit einer Hand fahren?

Sie: Oh, das fühlt sich gut an.

Er: Sind eigentlich alle Männer so scharf auf dich wie ich?

Sie: Soll ich da vorne in den Waldweg abbiegen?

Er: Dann lerne ich die Mühle nicht kennen.

Sie: Wir können danach dort essen.

Er: Wenn du gekommen bist, willst du immer schnell weg von mir.

Sie: Das ist nur mein schlechtes Gewissen.

Er: Es gibt Leute, die sagen, du bist ein Mensch ohne jedes Gewissen.

Sie: Und es gibt Leute, die sagen, du fickst jede Frau, die bei drei nicht im Gebüsch ist.

Er: Dann wäre es ja doch gar nicht so schlimm, wenn all diese Leute uns jetzt sehen könnten.

Sie: Ich biege jetzt ab.

Er: Na dann.

Montag, 13. April

1

Die Bürotür von Thea Liebhardt steht immer offen, wahrscheinlich hat sie die Hoffnung aufgegeben, in diesem Leben noch jemals Ruhe zu finden. Es ist neun Uhr fünfundvierzig, das Leben in der Holly-Redaktion beginnt langsam, zumindest nach dem Klappern der Kaffeetassen auf den Fluren zu schließen.

Carla Rosenberg steht in der Tür. »Ich brauche einen Termin bei Christa, nur kurz, zehn Minuten, am besten jetzt sofort.« Thea greift zum Telefon. »Frau von Hutten, Carla Rosenberg wäre hier, sie bräuchte Sie mal kurz. Geht das jetzt?« Sie legt den Hörer auf, sie nickt. »In fünf Minuten.« Kleine Pause. »Magst du einen Kaffee?«

»Gerne.«

»Milch, Zucker?«

»Zucker? Ich weiß gar nicht mehr, was das ist.«

Thea dreht sich an der Kaffeemaschine, Nespresso natürlich, kurz um und scannt Carla von oben bis unten. »Du bist viel zu dünn. Das mögen Männer nicht.«

»Echt? Da habe ich andere Erfahrungen.« Carla lacht. Tut gut, denn sie ist doch ziemlich nervös. »Wie geht’s den Kindern?« Kleine Pause. »Den süßesten Zwillingen der Welt?«

»Ich warte auf Katastrophennachrichten. Tom hatte heute früh Ohrenweh, und Ohrenweh heißt eigentlich: nix Kita. Deshalb habe ich einen Deal mit ihm gemacht: Er darf sich am Wochenende was wünschen, wenn er sein Ohrenweh verschweigt. Ist das die richtige Erziehung?«

»Ach, ich finde schon. Geld gegen Wahrheit. Gute Schule.« Beide lachen.

Thea blickt auf die Uhr. »Jetzt. Geh rein.«

Carla stellt ihre Kaffeetasse ab. Klopft an die Tür.

»Bitte, kommen Sie rein.«

Christa von Hutten sitzt mit dem Rücken zu ihrem Schreibtisch, wie versunken in ihrem Drehstuhl. Ist nicht zu erkennen warum. Denkt sie? Hat sie was gesucht in dem Regal hinter ihr? Dann dreht sie den Stuhl nach vorne. Müde sieht sie aus, sehr müde. »Bitte, nehmen Sie Platz. Was gibt es?«

Carla sagt: «Wie soll ich es sagen? Ich kündige.«

»Ach«, sagt Christa von Hutten. Es klingt fast ein wenig amüsiert.

Beide schweigen.

»Wollen Sie vielleicht noch ein Wort dazu sagen, warum Sie kündigen möchten?«

»Ich möchte nicht kündigen, ich kündige. Ich habe hier meine schriftliche Kündigung, sie liegt auch schon in der Personalplanung.« Carla zieht ein Kuvert aus ihrer Jackentasche und legt es auf den Schreibtisch. Ihre Hände zittern ein wenig.

»Sie klingen so wütend, was ist los?«, fragt die Chefredakteurin.

»Nein, nein, ich bin nur aufgeregt, nicht wütend. Wissen Sie, Holly bedeutet mir was, und … das gilt nicht für so viele Dinge in meinem Leben. Deshalb fällt mir der Moment so schwer. Aber ich habe meine Entscheidung getroffen, es gibt nichts mehr zu reden.«

»Und was tauschen Sie für Holly ein? Ich meine«, fragt Christa von Hutten, »was sind Ihre Pläne? Sind Sie schwanger? Machen Sie eine Weltreise?«

»Nein, ich bin nicht schwanger. Und eine Weltreise ist es auch nicht. Ich habe einen neuen Job, der ist ziemlich gut bezahlt, ich kann aber darüber noch nichts sagen. Und: Es hat nichts mit Journalismus zu tun. Es ist ganz etwas anderes.« Carla spürt die Unruhe in ihren Beinen, sie möchte aufstehen und raus, endlich raus.

»Ist es das Geld?«

»Hört sich vielleicht doof an, aber ja, das Geld ist es auch«, sagt Carla.

»Das hört sich gar nicht doof an. Sagen Sie, ich habe gehört, Sie fragten vor einiger Zeit beim Verlag, ob Sie einen billigen Kredit bekommen könnten. Das wurde abgelehnt.«

Carla nickt.

»Ein Angebot: Sie nehmen die Kündigung zurück, und Sie bekommen noch heute einen zinslosen Kredit in Höhe von 30.000 Euro. Das garantiere ich Ihnen.« Christa von Hutten schaut sie an. »Wäre das was?«

»Das klingt toll, und … danke, aber es ändert nichts mehr, nichts. Ich habe mich entschieden zu kündigen, das ist endgültig. Es gibt nichts zu verhandeln, glauben Sie mir.«

»Sagen Sie mir in einem Satz, was an dem neuen Job so toll ist?«

»Es ist ein Abenteuer.«

»Sie wirken wirklich nervös.« Christa von Hutten blickt ihr lange in die Augen. »Ich finde es außerordentlich schade, ich mag Sie. Wenn Sie sich beruhigt haben, lassen Sie uns bald reden. Wie stellen Sie sich Ihre Nachfolge vor, zum Beispiel?«

Carla steht auf und gibt ihr die Hand: »Dann bis bald.« Christa von Hutten sucht weiter den Blickkontakt, den Carla verweigert. Carla steht schon in der Tür, als von Hutten mit erstaunlich wackliger Stimme sagt: »Ich hoffe, Ihre Kündigung hat nichts mit meiner Person zu tun.«

Carla dreht sich um. »Nein«, und jetzt schießen ihr die Tränen in die Augen, »nein, Frau von Hutten, das hat mit Ihnen gar nichts zu tun, im Gegenteil, ich finde es schade, weil ich Sie für eine sehr spannende Frau halte, gibt nicht so viele … Bitte, ich muss gehen.«

Sie verlässt den Raum, geht schnell durch das Sekretariat, Gott sei Dank ist Thea gerade nicht da. Sie geht zum Aufzug. Richtung nach unten. Im Lift steht Max Wiesel. Wehe, denkt sie, er bemerkt die Tränen. Aber auf Wiesel ist Verlass, er checkt gar nichts.

»Frau Rosenberg, darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?«

»Aber gerne.«

»Was halten Sie von Tattoos bei Männern in meinem Alter?«

Sie antwortet irgendwas in Richtung: »Finde ich mutig und toll.« Und dann steht sie auf der Straße, endlich. Frische Luft. Sie macht das oft während der Redaktionsarbeit. Ein paar Minuten draußen auf der Straße laufen. Jetzt geht sie vor an die Ecke, über die Spree rüber zu dem kleinen italienischen Restaurant. Sie kennen sie da. Sie kriegt an der Theke immer einen Espresso, gratis, weil sie so nett und schön ist, wie die Kellner sagen. Die Kellner sagen wieder irgendwas, und sie merkt, wie sie ruhiger wird, trotz des Espressos. Sie merkt, wie sich langsam alles gut anfühlt.

Sie schickt Sibel eine SMS: »Habe gekündigt. Alles gut.«

Die Antwort kommt sofort: »Ich hasse dich. Trotzdem Kuss.«

Carla schickt noch eine SMS an Sibel. Sie ist gestern nach England geflogen, zu ihrem Totentrip. »Wie ist es bei dir? Kuss zurück.«

Wieder kommt die Antwort: »Schaurig. Wie bei Dracula.«

2

Tränen können Thea Liebhardt schon lange nicht mehr nervös machen. Wenn wieder eine weint, zupft sie eben ein paar Tissues aus der Packung auf ihrem Schreibtisch. Und die tröstenden Worte gibt es gratis dazu.

Ach Mensch. Du Arme. Nimm es nicht so ernst. Morgen ist wieder alles anders. Ja, ich weiß, das ist gemein …

Thea Liebhardts Nerven werden jeden Tag aufs Neue durch zwei Jobs geschmiedet. Der erste: Sie ist alleinerziehende Mutter von Zwillingen, Max und Tom, vier Jahre alt. Und wer bei dieser Aufgabe an süßes Dutsidutsi denkt, kann von Thea Liebhardt gern den Kopf massiert bekommen – mit einem Flammenwerfer. Der zweite Job: Thea Liebhardt ist seit einem Jahr die Sekretärin der Chefredakteurin des Magazins Holly. Die Bezeichnung »Assistentin«, auf die alle so scharf sind, hat sie abgelehnt. »Ich bin echte Hamburgerin«, hat sie bei den Vertragsverhandlungen gesagt. »Und Protestantin. Ich weiß gern, was Sache ist und woran ich bin. Dieser Job ist der einer Sekretärin.« Eingestellt wurde sie von Annika Stassen, die jetzt seit acht Wochen verschwunden ist. Christa von Hutten, die frühere Stellvertreterin und neue Interimschefin ist ein ganz anderer Typ. Andere Prioritäten, andere Vorlieben, andere Eigenschaften …

Christine aus dem Ressort Job und Karriere, eine kleine Frau mit einem komplizierten isländischen Nachnamen, weint nicht. Aber sie ist so blass wie ihre weiße Bluse. Wie eine Frau unter Schock sieht sie aus, findet Thea Liebhardt. Unlängst hat sie eine gestürzte Radfahrerin auf der Straße sitzen sehen, die hatte dieselbe Gesichtsfarbe.

»Ich soll einen Termin mit Frau von Hutten machen«, sagt Christine und steht kerzengerade neben Theas Schreibtisch. In der Hand hat sie die ausgedruckten Seiten ihres Themas »Und wenn ich plötzlich doch Karriere machen will? Fünf Mütter erzählen«. Offensichtlich sind die Seiten bei der Abnahme im Konferenzraum nicht gut angekommen. Thea Liebhardt setzt ihr tröstendes Gesicht auf und blickt auf den kleineren der beiden Bildschirme vor sich, wo der Kalender der Chefredakteurin geöffnet ist. »Wann?«, fragt sie. »Heute noch? Und wie lange? Eine Viertelstunde?«

Christine zuckt die Achseln. »Sie hat gesagt, sie will mit mir ein ernstes Wort reden – über mein merkwürdiges Frauenbild.«

Die »Abnahme« ist der wichtigste und stressigste Termin bei der Produktion von Holly. Er findet jeden Morgen um zehn Uhr statt – im Konferenzraum, der direkt an das Zimmer der Chefredakteurin anschließt. Die Abnahme läuft ab wie eine Prüfung. Auf der einen Seite des Tisches sitzen die Prüfer: die gesamte Führungsspitze des Magazins. In der Mitte die Chefredakteurin, rechts und links neben ihr zwei Stellvertreterinnen, der Artdirector, die Textchefin und die Chefin vom Dienst. Zur Prüfung betreten den Raum der Reihe nach diejenigen Redakteurinnen, die ihr Thema für die nächste Ausgabe des Magazins fertig haben. Sie legen die Seitenlayouts auf den Tisch vor die Prüfer, treten zurück und harren der Dinge. Die neuen Trends bei Abendkleidern liegen dann auf dem Tisch oder die Reportage über das Training der Frauenfußball-Nationalmannschaft, das Porträt einer Menschenrechtsanwältin in Syrien ebenso wie die zehn Tricks, wie man in zwei Wochen eine Bikinifigur erlangt.

ENDE DER LESEPROBE