Holly. Wenn die Mode fremdgeht - Anna Friedrich - E-Book

Holly. Wenn die Mode fremdgeht E-Book

Anna Friedrich

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Beschreibung

Holly: Jede Frau hat ein Geheimnis.

Keine Zeit für Frühlingsgefühle bei Holly. Simone Pfeffer weiß nicht, wer der Vater ihres ungeborenen Kindes ist. Und ihr Netzwerk aus Freundinnen – die Spyders –, die in kürzester Zeit alles über jeden herausfinden können, verschweigen ihr etwas. Etwas, das den neuen Mann in Simones Leben betrifft. Annika Stassen versteckt sich in Grunewald. Doch weiß wirklich niemand, dass die ehemalige Chefredakteurin wieder in Berlin ist? Und wie lange kann Elisabeth Salditt noch die Geschicke der Menschen lenken, ehe sie selbst auf die falsche Bahn gerät?

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Buch

Keine Zeit für Frühlingsgefühle bei Holly. Simone Pfeffer weiß nicht, wer der Vater ihres ungeborenen Kindes ist. Und ihr Netzwerk aus Freundinnen – die Spyders –, die in kürzester Zeit alles über jeden herausfinden können, verschweigen ihr etwas. Etwas, das den neuen Mann in Simones Leben betrifft. Annika Stassen versteckt sich in Grunewald. Doch weiß wirklich niemand, dass die ehemalige Chefredakteurin wieder in Berlin ist? Und wie lange kann Elisabeth Salditt noch die Geschicke der Menschen lenken, ehe sie selbst auf die falsche Bahn gerät?

Autorin

Anna Friedrich ist ein Pseudonym. Gäbe es sie wirklich, würde sie in Hamburg leben.

Anna Friedrich

HOLLY

Wenn die Modefremdgeht

Band 4

Neuveröffentlichung Juni 2016Copyright © 2015 by Anna Friedrich Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2015by Wilhelm Goldmann Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbHCovergestaltung: UNO Werbeagentur, MünchenCovermotiv: FinePic®, MünchenMR · Herstellung: JBSatz: DTP Service Apel, HannoverISBN: 978-3-641-20524-9V001www.goldmann-verlag.deBesuchen Sie den Goldmann Verlag im Netz

Die Hauptpersonen

– und was bisher geschah.

Simone Pfeffer

Fängt mit einer Tasche und viel Mut einen ganz neuen Job in der Holly-Redaktion an. Sie soll die Ordnung in Holly einführen – und dann geht das seelische Chaos los: eine neue Liebe, die ein Ultraschallbild zur Folge hat – und eine Chefin, die bösartige Absichten hat. Oder ist alles ganz anders?

Annika Stassen

Ist die Chefredakteurin, um die sich alles dreht – erst recht, als sie dann plötzlich nicht mehr da ist. Und eine Spur nach Frankreich führt. Dort steht sie nach Recherchen in ihrer eigenen Vergangenheit an einem Grab – und fasst einen Entschluss.

Elisabeth Salditt

Die Besitzerin des Verlages: laut, reich, großherzig, rot, gelb, blau, schnell, gemein, umwerfend, kalt, empfindsam, hinterlistig und fair. Sie hat einen Plan, von dem fast nur sie weiß, einen abenteuerlichen, gewaltigen, gemeinen, umwerfenden Plan, der allerdings nicht recht aus den Startlöchern kommt.

Georg »Schorsch« Bender

Schreibt die besten Texte, hat seine feste Freundin verlassen, nur die zwei Hasen mitgenommen. Ein Mann, der den Frauen leicht gefährlich wird. Aber diesmal ist es umgekehrt.

Sibel Yolan

Recherchiert Kontakte ins Jenseits – und hat schnellen, geilen Sex. Glänzende Journalistin. Frau von einem anderen Stern. Sie recherchiert möglicherweise die Geschichte ihres Lebens, obwohl sie vom Tod handelt. Und verliebt sich.

Larissa Werner

Herrscht in dem Reich, in dem jeder Berliner Prominente einen Platz haben möchte. Schwebt auf Stilettos, kann fünf Sprachen – und schickt einflussreiche Männer und Frauen nach Sibirien. Die neue Partnerin von Elisabeth Salditt.

Christa von Hutten

Wird in der Not gerufen, um zu helfen. Kehrt zurück an den Ort ihrer Niederlage und übernimmt die Macht. Wird sie sich nun rächen? Oder Holly aus der Krise führen?

Carla Rosenberg

Hat lange das Psychologie-Ressort von Holly geleitet, sich dann aber von den Seelendingen dem Körperlichen zugewandt. Sie beginnt im Escort-Service eine abenteuerliche neue Karriere. Scheint so, jedenfalls.

Michael Keplin

Freund von Annika Stassen, intelligent, gutaussehend und ausgestattet mit besten Kontakten ins Jenseits. Er ist an Sibel Yolan interessiert und daran, mit Holly und dem Verlag »Salditt & Hansen« ins Geschäft zu kommen.

Max Wiesel

Dick, umwerfend, ein Geschichtenerzähler und in Geschäftsdingen ein Mann fürs Grobe. Doch die Geschäfte laufen schlecht, und ihm wird klar: Das Toten-Projekt mit Michael Keplin könnte seine letzte Chance sein.

Michael Freund

Ein Cyber-Mann, ein Hacker, ein Phantast – und ein Mann mit einer verletzten Seele. Er fängt an bei Holly zu arbeiten, als IT-Experte, als Computerfachmann. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Bess Schmidt

Die legendäre Modechefin von Holly. Glamourös, klug und schön. Kann mit ihrem Humor töten. Aber nicht deshalb droht gerade von ihr plötzlich Gefahr für die Welt von Holly.

Steve Frommen

Der Verbündete aller Frauen. Pilates-Trainer mit Geheimrezepten und Geheimnissen.

Franziska und Pascal

Diese Liebe muss beschützt werden, nicht weil sie noch so zart ist, sondern weil sie so stark ist. Und weil sie einen Abgrund überbrücken muss.

Und als Special Guest:

Die Kamera

Sie sieht immer mehr als alle anderen. Kennt die Vergangenheit, linst in die Zukunft.

»Heute wird Luxus nur als Ausdruck der Dekadenz gesehen. Dabei liegt in ihm das Versprechen auf ein großes Gefühl. Es ist das Gefühl von Geborgenheit. Dieses Gefühl zurückzuerobern, das ist unsere Aufgabe.«

Bess Schmidt

Prolog

Er: »Kann es sein, dass uns doch jemand gesehen hat?«

Sie: »Wer? Wo? Wie kommst du darauf? Wann denn?«

Er: »Das letzte Mal. Da haben wir zusammen das Hotel verlassen.«

Sie: »Das war unvorsichtig, ja.«

Er: »Ich kriege plötzlich so vielsagende Blicke, wenn ich deinen Namen sage.«

Sie: »Vielleicht sagst du ihn zu oft?«

Er: »Quatsch. Aber ich muss ihn ja manchmal sagen.«

Sie: »Wir müssen besser aufpassen.«

Er: »Schöne Unterwäsche. Ist dein Busen größer geworden?«

Sie: »Ich hab dich vermisst.«

Er: »Könntest du dir eigentlich vorstellen, mit mir auch andere Sachen zu machen, als zu ficken?«

Sie: »Wie meinst du das?«

Er: »Ist das deine Antwort?«

Sie: »Was möchtest du denn machen?«

Er: »Vergiss es.«

Sie: »Ich will nicht mit dir ins Kino gehen.«

Er: »Aha.«

Sie: »Ist dein Schwanz kleiner geworden?«

Er: »Vielleicht will er mal ins Kino.«

Sie: »Ich glaube, Holly geht den Bach runter.«

Er: »Mit dieser Meinung bist du nicht allein.«

Sie: »Ach ja?«

Er: »Die Leute sind nicht blind.«

Sie: »Niemand darf von uns erfahren. Niemand. Gar niemand.«

Er: »Wir könnten mal ein Wochenende wegfliegen.«

Sie: »Denk nicht mal dran.«

Freitag, 8. Mai

1

Holly-Redaktion, Freitagnachmittag, 15:00 Uhr.

Simone Pfeffer sitzt an ihrem Schreibtisch. Ihr Auftrag, die Analyse der Workflows in Deutschlands wichtigstem Frauenmagazin, ist abgeschlossen, jetzt müssen die Ergebnisse und ihre Protokolle nur noch in eine Präsentation eingearbeitet werden. Sie hat sich vorne am Automaten einen doppelten Espresso geholt, auf dem Schreibtisch liegen in geordneten Haufen ihre ausgedruckten Unterlagen, der Rechner ist an, der Duft des Kaffees löst Tatendrang aus. Simone ist guter Stimmung, vorhin hat das Büro der Verlegerin angerufen und für Montag ein Abendessen mit Elisabeth Salditt in Hamburg vereinbart. 20:00 Uhr Restaurant Cox. Eines der Lieblingsrestaurants von Frau Salditt, das weiß jeder im Verlag.

Die Gänge und Zimmer in der Holly-Redaktion sind um diese Uhrzeit schon wie ausgefegt. 36 ½-Stunden-Woche, das heißt für die meisten: Freitagnachmittag um 14:30 Uhr ist Feierabend. Sabine Penckwitz, Redakteurin in der Reise, hat letztens beim Mittagessen mal wieder gesagt: »Ich weiß nicht, ob ich ohne meinen freien Freitagnachmittag leben könnte. Der ist so wichtig für mich! Für meine Inspiration, meine innere Ruhe, für mich ein Moment des Innehaltens …«, und dann kommt immer ein Zitat, ihr Zitat von Nietzsche: »Die größten Ereignisse – das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.«

Sabine Penckwitz und viele andere aus der Redaktion sind jedenfalls schon nach Hause gegangen. Und wenn Simone Pfeffer sich so ihre Workflow-Analyse anschaut, ist sie sich nicht sicher, ob sie für die Momente des Innehaltens noch garantieren kann. Nietzsche hin oder her. Aber darum werden sich dann andere kümmern müssen.

Sie wird ihre Analyse Ende nächster Woche in großer Runde im Verlagshaus in Hamburg präsentieren. Eine PowerPoint-Präsentation soll es sein, mit Beamer an die Wand geworfen. Frau Salditt hat Chefredakteure und Verlagsleiter anderer Blätter dazugebeten, »damit die gleich sehen, was auch auf sie zukommt.«

Eigentlich hasst Simone Pfeffer PowerPoint-Präsentationen. In Gedanken hat sie die arbeitende Bevölkerung schon oft in zwei Gruppen eingeteilt. Menschen, die in ihrem Job PowerPoint-Präsentationen machen – und Menschen, die das eben nicht tun. Und manchmal stellt sie sich vor, wie es wohl wäre, wenn Gruppe 1 und Gruppe 2 einfach mal tauschen würden, vielleicht für ein Jahr. Na ja, wie auch immer, in diesem Jahr jedenfalls zeigt sie selbst eine PowerPoint-Präsentation, und zwar eine sehr wichtige.

In diesem Moment kommen die Kolleginnen aus der Beauty an ihrem Schreibtisch vorbei: »Ciao Simone, mach nicht mehr so lange, und mach dir ein schönes Wochenende, hast du was Spannendes vor?«

Simone und die Beauty-Mädels tauschen noch ein paar Tipps fürs Wochenende aus. »Das ›House of Small Wonder‹ hat in Berlin-Mitte eröffnet, da gehen wir hin am Sonntag«, sagt Gina, Assistentin im Beauty-Ressort.

Das »House of Small Wonder« ist ein Restaurant/Café, das es im Big Apple bereits geschafft hat. Die beiden Besitzer haben ihren äußerst beliebten Laden in Brooklyn kürzlich verkauft und sind nun dabei, in Berlin-Mitte ein kleines Haus der Wunder zu schaffen.

»Hört sich gut an«, sagt Simone, »vielleicht sehen wir uns da.« Wenn die wüssten, denkt sie, wenn die wüssten, dass ich mir gerade selbst ein Haus der kleinen Wunder baue.

Kleines Wunder Nummer 1: Ein neuer Job, wieder als Journalistin. Kleines Wunder Nummer 2: Ein neuer Mann. Und wunderbar zum Dritten: Ein Baby mit ebendiesem neuen Mann. Was heißt hier kleine Wunder, house of big wonders, das baut sie gerade.

Georg liebt sie, und sie liebt Georg, und sie bekommen ein Baby. So ist das. So hat sie es Georg gesagt, so hat sie es sich selbst so oft gesagt, dass es jetzt auch für sie Gewissheit ist. Nur Georg kann der Vater sein, das sagt ihr Gefühl, das will sie so.

Petra, die Freundin von Georg, ist schon eine Ex, und Frank, Simones Freund, wird bald ein Ex sein. Petra hat Georg bereits rausgeschmissen, und sie, Simone, fährt Montag nach Hamburg, geht zu dem Abendessen mit Elisabeth Salditt. Und danach am Abend, oder am nächsten Tag, mal sehen, wie es so läuft mit Frank, wird sie es ihm sagen.

Auf das Essen mit Elisabeth Salditt freut sie sich, es kann dabei nur um ihre Zukunft gehen, vielleicht will die Verlegerin vor der Präsentation noch die wichtigsten Ergebnisse mit ihr unter vier Augen besprechen, aber Simone vermutet, dass es um das kleine Wunder Nummer 1 gehen wird, den neuen Job. Sie hatte sich bei Christa von Hutten um den Job Ressortleitung-Psychologie von Holly beworben. Carla Rosenberg hatte ganz unerwartet gekündigt, und es wird eine Nachfolgerin gesucht. Für Simone die Chance, ihrem »House of Wonder« das Fundament zu geben. »Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder. Ich glaube an Letzteres.« Das sagte Albert Einstein. Und Simone Pfeffer sagt das auch, zumindest heute.

Sie möchte wieder Redakteurin sein, sie möchte wieder schreiben. Sie möchte in Berlin schreiben. Berlin, Holly, Georg und das Baby. Eine wunderbare Zukunft, in die sie da schaut.

Als sie gegen sechs Uhr den Computer runterfährt, beschließt sie, zu Fuß nach Hause zu gehen, der Weg von der Holly-Redaktion entlang der Spree zum Hackeschen Markt ist in den frühen Abendstunden besonders schön, vor der Kulisse der Museumsinsel, an der Spree entlang, am Monbijoupark vorbei. Sie schlüpft in ihre neue Lederjacke, die hat sie in letzter Minute noch im Sale auf der Ralph-Lauren-Website erstanden, ein Schnäppchen. Die ersten Tage in diesem Mai sind mild, die Bäume sind grün, die Luft riecht nach Sommer. Vor ihr liegt ein freier Freitagabend. Sie geht noch zu Butter Lindner, »Die feine Art, Genuss zu leben«, der Slogan von Lindner ist heute Abend auch ihr Slogan. Sie kauft sich eine Tüte voller Köstlichkeiten: Scampisalat, frische Brötchen, französische Salamipralinen, Macarons framboises und eine Flasche La Mortuacienne Pampelmusenlimonade. Bald wird sie zusammen mit Georg solche Abende zelebrieren. Wobei sie sagen muss, Georg ist weniger der Typ Butter Lindner, sondern eher der Typ Esso-Tankstelle: Snickers, Haribo, Dosenravioli. Aber das kann man ja ändern. Sie hat mal gelesen, dass im Moment der Trauung 70 Prozent der Bräute hoffen, dass sich der Mann im Lauf der Ehe ändert. Und 70 Prozent der Bräutigame hoffen, dass sich die Frau im Laufe der Ehe nicht ändert. Ist vielleicht ein gutes Thema, dieser Gegensatz, wenn sie dann im Psychologie-Ressort ist.

Sie genießt den Abend in der Wohnung, die bald nicht mehr ihre sein wird. Der Verlag braucht die Wohnung sicher wieder für andere Menschen, Simone könnte sich die auch gar nicht leisten. Georg ist heute Abend für sein Porträt des Außenministers unterwegs, er geht Abendessen mit einem früheren Weggefährten, der jetzt in Köln lebt. Später wird er sich vom Hotel aus melden.

Französische Salamipralinen und Macarons framboises gleichzeitig, das schmeckt super! Wie Gummibärchen und Lakritz-Schnecken auf einmal, hat sie als Kind schon geliebt. Irgendwie ist sie vielleicht auch der Esso-Typ?

Sie weiß noch ganz genau, was sie gemacht hat an dem Tag, damals, als der Anruf kam vom Verlagshaus Salditt & Hansen aus Hamburg, genauer gesagt, vom Chefredakteur des Reisemagazins »Global Travel«. »Global Travel« ist eine Line Extension des Magazins »Global«. Die Magazinfamilie »Global« steht für »tief gehende, von kompetenten Reportern vor Ort recherchierte Reportagen«, so steht es in einer Broschüre, die das Magazin erklärt und für Abonnenten wirbt.

Und der Chefredakteur von »Global Travel« persönlich hatte sie angerufen, um ihr einen Job als Redakteurin anzubieten. Sie erinnert sich noch genau an seine Worte: »Frau Pfeffer, ich verfolge Ihre Kolumne ›Die Welt in einem Schuhschrank‹ schon seit längerer Zeit. Das hat was Frisches, Junges, Modernes«, hat er ihr am Telefon gesagt. »Sie sind eine junge, moderne und intelligente Frau, genau das, wonach ich gerade suche.«

Simone steht auf dem Standpunkt, um über etwas zu schreiben, muss man nicht in die Welt hinaus, die Welt kommt heute zu einem. Alles ist da, während man an seinem Schreibtisch sitzt, im Café oder auf dem Sofa zu Hause. Skypen, googeln, twittern, facebooken. Streetview, Instagram … es ist alles da. Mehr noch als alles. Man muss es nur zu nehmen wissen. Und die Alten nennen das dann schlau, modern, intelligent, jung und frisch. Frisch ist besonders lustig, findet Simone. »Sehen Sie, Frau Pfeffer«, sagte der Chefredakteur damals, »genau das suchen wir hier bei uns! Leute wie Sie, Highperformer.«

Und schon nach einem Dreivierteljahr Redakteurin bei »Global Travel« kam dann der Anruf von Frau Salditt, sie persönlich hat bei ihr angerufen und um ein Mittagessen gebeten. Sie saßen im Café Paris.

»Frau Pfeffer, ich verfolge Ihre Arbeit bei ›Global Travel‹ mit großem Interesse. Das hat was sehr Intelligentes, Frisches, Junges, Modernes, und sehen Sie, ich frage mich, ob Sie mit Ihrem Talent nicht noch zu ganz anderen Aufgaben fähig sind.«

Simone wusste zunächst gar nicht, was sie dazu sagen sollte, als der Begriff »Change-Managerin« fiel, als von der Zukunft des ganzen Verlages die Rede war, vom großen Wandel. Print, Online, Mobile, vom großen Umbau, vom House of Future. Schließlich sagte Elisabeth Salditt: »Change-Managerin im House of Future: Was halten Sie davon?«

Simone sagte: »Change-Managerin im House of Future?«

Am Ende des Essens sagte Elisabeth Salditt: »Ich freue mich auf eine tolle Zusammenarbeit mit Ihnen, Frau Pfeffer.«

Simone war ja in Hamburg noch gar nicht richtig angekommen, deshalb war es auch nicht so schlimm, dass sie zwei Wochen später schon ihre Tasche die vier Stockwerke in diese Verlagswohnung in Berlin hochschleppte, um ihren ersten Auftrag anzugehen: die Workflow-Analyse bei Holly.

Und nun, am Montag: Abendessen mit Frau Salditt. Ihren ersten Job hat sie am Telefon bekommen, den zweiten beim Mittagessen, den dritten wird sie beim Abendessen bekommen. Simone Pfeffer spürt, wie sich in ihrem Bauch ein warmes, weiches, wohliges Gefühl ausbreitet.

Berlin, Georg, Holly – und das Baby. Sie hätte so gern eine Zigarette geraucht oder wenigstens ein Glas Wein getrunken. Aber das geht natürlich nicht, schon klar. Sogar Wunder haben ihren Preis.

ENDE DER LESEPROBE