Homunculi - Uwe Schwartzer - E-Book

Homunculi E-Book

Uwe Schwartzer

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Beschreibung

Mit Hilfe ihrer paranormalen Fähigkeiten wollen Peter und Julia Schmidt den drohenden Untergang der Menschheit verhindern. Allein durch reine Gedankenkraft können sie andere Menschen suggestiv beeinflussen, sich an jeden Ort der Erde teleportieren und in der Zeit reisen. Die Bekanntschaft mit der Bionidin Dreiés aus der Andromeda Galaxie, die in einem Geheimlabor der Area 51 in der Mohave Wüste festgehalten wird, verändert ihr Leben. Als sie in das Jahr 2053 reisen um ihre bisherigen Aktivitäten zu überprüfen, bietet sich ihnen ein entsetzliches Bild. Die Erde ist völlig übervölkert. Durch die Klimaerwärmung sind beide Polkappen abgeschmolzen. Der Anstieg des Meeresspiegels hat die bewohnbare Landmasse erheblich reduziert. Weltweite Kriege um die verbliebenen Ressourcen sind ausgebrochen. Peter reist zurück ins Jahr 2013, wo es ihm gelingt aus einem Waffenarsenal in Richmond USA einen Virus zu entwenden und freizusetzen, der den größten Teil der gebärfähigen Frauen einer Generation sterilisiert. Gleichzeitig entdeckt er in den Tresoren der Chase Manhattan, einer Bank des Rockefeller-Clans, den Prototypen eines Kalten-Fusions-Reaktors, den er der Öffentlichkeit zugänglich macht, wodurch eine kostenlose Energieversorgung der Erdbevölkerung sichergestellt ist. Hiermit beendet er auch das Monopol der Energiekonzerne. Gegen den erbitterten Widerstand globaler Interessengruppen kämpfen sie verzweifelt um die Durchsetzung ihrer Ziele.

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Seitenzahl: 479

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Uwe Schwartzer

HOMUNCULI

Impressum:

© 2012 Uwe Schwartzer

Autor: Uwe Schwartzer

Verlag: tredition GmbH, Hamburg ISBN: 978-3-8491-1983-6 Printed in Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhalt
Impressum
Homunculi
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel

Homunculi

Ursprünglich bezeichnete Homunculus einen künstlich geschaffenen Menschen, einen dämonischen Helfer bei magischen Praktiken. Heute stellt sich die Frage ob wir nicht alle Homunculi sind, geschaffen um industriell gefertigte Nahrung sowie die manipulierten Informationen der staatlichen Massenmedien zu konsumieren, bis wir alle gleichgeschaltet sowie jeder Individualität beraubt sind und damit einer globalen Elite hilflos ausgeliefert wären.

1. Kapitel

Auch als sie später darüber nachdachte fand sie keine wirkliche Erklärung dafür, warum sie überhaupt in dieser fürchterlichen Spelunke ein Getränk geordert hatte. Tatsache war jedoch, sie saß am schmierigen Tresen des rechten Szenetreffs „Zum Henker“ und bestellte beim kahlköpfigen Wirt eine Cola. Vorsicht Feind hört mit las sie auf einem angeschlagenen und verbeulten Blechschild, offensichtlich ein Relikt aus einem der vielen Luftschutzbunker vergangener Tage, mit inzwischen beträchtlichem Sammlerwert. Gedankenfetzen drangen auf sie ein: Peter, Iver, Kälte, Tod, unendliche Traurigkeit. Sie hatte etwas Unverzeihliches getan oder Erforderliches unterlassen, sie wusste es nicht. Sie spürte auch nichts. War sie ein gefühlloses Neutrum? Ihr war nur klar, sie musste etwas tun, etwas tun gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt. Irgendwie erstaunte es sie, sich über andere Menschen Gedanken zu machen; oder war sie selbst ungerecht behandelt worden? Fragen, immer nur Fragen. Dieser Satz erinnerte sie wiederum verschwommen an ein Ereignis in ihrer Vergangenheit. An was nur? Dann sah sie wieder dieses zermürbende Bild vor sich: Drei glatzköpfige, feiste Gestalten in Springerstiefeln mit weißen Schnürriemen und Bomberjacken schlagen mit ihren Baseballschlägern ungebremst auf eine am Boden liegende zerlumpte Person ein, die bereits kein Lebenszeichen mehr von sich gibt. Dabei tritt der größte und schwammigste von ihnen dem hilflosen Opfer mit seinen genagelten Stiefeln voll ins ungeschützte Gesicht. Ein Penner oder Berber hatte sie instinktiv gedacht, der wahrscheinlich schon Mühe hatte seine Flasche Bier fest im Griff zu halten. Niemals hätte der diese drei Schläger angegriffen. So beschloss sie dann sich nachhaltig einzumischen. Um die Täter an der Flucht zu hindern brach sie ihnen vorerst die Oberschenkelknochen direkt unter dem Hüftkopf, so dass sich ihnen die kantigen Bruchstellen ins rohe Fleisch bohrten. Ihres Wissens hatte sie das noch nie gemacht, sie kannte nicht einmal die Mittel die dazu erforderlich waren; sie hatte es sich nur intensiv gewünscht und schon wälzten sich die Skinheads laut schreiend am Boden. Da sie nicht wusste wo sie sich befand, teleportierte sie die blutenden Überreste von dem, was auch schon vorher ein hilfebedürftiger Mensch gewesen war in die Notaufnahme des Universitätskrankenhauses Eppendorf in Hamburg, das ihr aus einem früheren Leben irgendwie vertraut vorkam. Dann umrundete sie, die sich auf dem Pflaster windenden, nach Hilfe rufenden Figuren, so dass sie diesen Monstern in die schmerzverzerrten Gesichter sehen konnte. Die Gedanken die auf sie einströmten waren desolat, voller Wut und Hass, trist und düster. Diese fast alles überwuchernde Trostlosigkeit wurde nur noch übertroffen von einer in Selbstmitleid getränkten Stupidität, die ihr in dieser Form noch nie im Leben begegnet war. Sie schätzte den kumulierten aktiven Wortschatz dieser drei Kameraden, denn es war ihr inzwischen klar, dass sie von Neonazis angeglotzt wurde, auf maximal hundert einfache Wörter. Erstaunt war sie vor allem über die sinnentfremdete Benutzung von Zahlen. Die 18 stand für den ersten und achten Buchstaben des deutschen Alphabets und wurde als Synonym für die Initialen Adolf Hitlers verwendet. 13/4/7 entsprach den Buchstaben MdG, Abkürzung für die verfassungsfeindliche Grußformel Mit deutschem Gruß. Am intensivsten jedoch war in diesen rudimentären Gehirnen die 88 verankert, die Abkürzung für Heil Hitler und, zählt man das Alphabet von hinten ab, für die Buchstaben SS. Schließlich empfing sie noch die 3x11, also KKK, das Kürzel für den Ku-Klux-Klan.

„Geh zum Henker, hol Hilfe Alte, dann helf ich Dir auch beim Mutterkreuz“, stöhnte plötzlich der Hundertfünfzig-Kilo-Mann. Da sie jedoch nicht die geringste Absicht hatte sich mit diesem menschlichen Abschaum verbal auseinanderzusetzen, der inzwischen wie prähistorische Dinosaurierscheiße auf sie wirkte, wendete sie sich angewidert ab. An einer Hauswand stand Brückenstraße.

„Du verdammte Türkenhure“, brüllte der Anführer der Schlägertruppe, und sie musste erstaunt feststellen, dass selbst die hundert Wörter dieser Kreaturen imstande waren ihren eigenen Wortschatz zu bereichern. Erst jetzt wurde ihr bewusst, in welch trostloser Gegend sie sich befand. Vernagelte Schaufenster, blinde Scheiben, leer stehende Geschäfte. Wenn sie bloß wüsste in welcher Stadt sie sich aufhielt. Dann las sie auf dem Nummernschild eines entgegenkommenden Kleinlasters das `B`. Also nach Berlin hatte es sie verschlagen. Was in Gottes Namen mache ich hier, fragte sie sich erneut, ging aber weiter als müsste sie ein bestimmtes Ziel erreichen. Es roch hier nach Armut und politischem Radikalismus. Dann sah sie das Schild. Fast hätte sie die Bruchbude für ein weiteres gescheitertes Geschäft gehalten. Die Fenster waren mit milchigem Sichtschutz verklebt, durch den ein tiefrotes Licht nach außen drang. Zum Henker las sie. Was hatte dieser Haufen Biomüll in Stiefeln zu ihr gesagt? Geh zum Henker…, warum nicht? Einen Teil deren Wortschatzes beherrschte sie ja bereits. So hatte sie diesen düsteren Raum betreten, in dem Kerzen auf rustikalen Holztischen standen und ein Hirschgeweih von der Wand grüßte, wahrscheinlich ein Sinnbild für die vielen gehörnten Gäste hier, war es ihr durch den Kopf gegangen. Von der Decke hingen Wikinger-Leuchten mit Lampen in Kerzenoptik. An einem rostigen Zimmermannsnagel baumelte ein Strick und aus einer Stereo-Anlage dröhnte eine Rechts-Rock-Band mit der Forderung `Deutschland den Deutschen`. Einige Kahlköpfe hatten sich wortlos nach ihr umgedreht als sie zum Tresen ging, aber weiter war nichts geschehen.

Sie nippte weiter an ihrer Cola, dieser braunen Brühe, die so perfekt zur Gesinnung dieser Sippschaft passte. Unvermittelt spürte sie eine zupackende Hand an ihrem Hintern, gleichzeitig schlug ihr ein übelriechender Wrasen von abgestandenem Bier und halbverdauten Bouletten entgegen, als sich einer dieser Typen über sie beugte.

„Du bist ja noch fest im Fleisch, Süße. Komisch ich hab Dich hier noch nie gesehn.“ Dabei versuchte er ihr an die Brüste zu greifen.

„Schieß ab Du Wichser“, entgegnete sie höflich, da ihr nicht nach Konversation zumute war.

„Halts Maul Schwester, ich kann auch anders. Ich geb Dir jetzt n Zehner und Du bläst mir einen.“ Dabei versuchte er sie von ihrem Hocker zu zerren. Sie sah jetzt zum ersten Mal das Gesicht ihres Angreifers. Die übliche geistlose Leere in den rotumränderten Augen, dazu einige Pickeln, die obligatorische Platte und als Zugabe ein schadhaftes Gebiss.

„Mach Dich vom Acker und besorg es Dir selbst Du Schwuchtel.“ Dabei löste sie mühelos seinen Griff um ihren Arm, wobei sie ihm zwei Finger brach.

Der Wirt, bekannt als Liebhaber eines geselligen Plausches hatte inzwischen die Lautstärke der musikalischen Darbietung reduziert um kein Wort dieser Unterhaltung zu missen. Den entsetzten Aufschrei des sexbedürftigen Verehrers hätte er allerdings selbst bei der höchsten Phonzahl mitbekommen.

„Ich mach Dich alle, Du linke Zecke, Du Judensau!“, brüllte der abgewiesene Freier vor Schmerz und holte zu einem mächtigen Rundschlag aus, der jedoch auf wundersame Weise sein Ziel verfehlte und in einer Ansammlung schmutziger Biergläser landete, die durch die Wucht zersplitterten und tiefe Schnittwunden in Hand und Unterarm verursachten. Das jetzt zu hörende, gellende Wutgebrüll fand eine Oktave höher und fünfzig Phon lauter statt. Sämtliche Kahlköpfe waren inzwischen aufgesprungen, obgleich eine gewisse Ratlosigkeit herrschte. Einerseits gebot das Zusammengehörigkeitsgefühl einem Kameraden in Not zu helfen, andererseits war es unvorstellbar, dass einer der Ihren, ernsthafte Schwierigkeiten mit einer Schickse bekam, die unbeweglich auf ihrem Hocker saß, offenbar in der Absicht sich zu ihren Hartz 4 Bezügen noch etwas dazuzuverdienen. Auf dem Tresen hatten sich kleine Blutlachen, auf der Stirn des Wirts Sorgenfalten gebildet, denn in seinem Führertempel duldete er keine Schweinereien.

Zu diesem völlig unpassenden Zeitpunkt fiel ihr plötzlich ein, dass sie Julia hieß und mit einem Mann namens Peter verheiratet war, den sie heiß und innig liebte. Glücklich über dieses Erfolgserlebnis lächelte sie ihren Aggressor freundlich an, worauf dieser mit schmerzverzerrter Grimasse unter sein Lonsdale Sweatshirt griff und ein Klappmesser zum Vorschein brachte, mit dem er auf sie einzustechen versuchte. Sie kam darauf zu dem Schluss, dass selbst bei wohlwollender Beurteilung, diese Kreatur nicht mehr als zur menschlichen Rasse gehörig, betrachtet werden konnte. So ließ sie diesen Hautkopf an eine drei Meter entfernte Wand klatschen, von der er sicher auf den Boden gerutscht wäre, hätte sich dort nicht schon der dreißig Zentimeter lange Zimmermannsnagel befunden, der in ihn eindrang und an Ort und Stelle fixierte. Da der Aufgespießte jedoch nicht bewusstlos oder tot war, begann er umgehend zu ächzen, laut zu stöhnen und gutturale Töne von sich zu geben, die an verzweifelte Hilferufe erinnerten.

Sämtliche Insassen dieses Schulungsheims für stumpfsinnigen Nazi-Nachwuchs stierten ungläubig und völlig erstarrt auf das, was sich da vor ihren Augen abspielte. Wie konnte einer der Ihren, ohne sichtbare äußere Einwirkung auf diese Weise kampfunfähig gemacht werden, und das auch noch von einer Frau, die sich dazu nicht einmal von ihrem Hocker erhoben hatte? Der Wirt war der Erste, der zurück ins reale Leben fand und hinter seinem Tresen hervorkam.

„Kameraden, holt ihn da runter und schafft ihn ins Lazarett! Bewahrt vor allem die Ruhe, um diese Dame kümmere ich mich persönlich.“ Er wendete sich Julia zu. „Warst Du das?“

Sie drehte sich um und sah zum ersten Mal die wütende Meute vor sich stehen, die sie feindselig und mordlustig anstarrte. Sie sendete einige beruhigende Impulse aus, wodurch sich die Spannung deutlich reduzierte. Dabei fiel ihr auf, dass durchaus nicht alle dieser Dumpfbacken kahlgeschoren waren und ihre Füße in Springerstiefel gesteckt hatten. Es wurden auch Che Guevara-T-Shirts sowie Palästinenser Tücher getragen, dazu hatte man rote Fahnen im Gepäck, die ihres Wissens bisher doch eigentlich den Linken vorbehalten waren. Vielleicht hatten sich einige Führungskameraden ja daran erinnert, dass man ebenfalls eine sozialistische Arbeiterpartei im Namen trug, die sogar den 1. Mai Feiertag gesetzlich eingeführt hatte. Die Auflockerung der Kleiderordnung schien jedoch dem Gruppengefühl dieser Horde gleichgesinnter Gewalttäter keinen Abbruch zu tun. Vier von ihnen hatten inzwischen den verletzten Kameraden von der Wand gehängt, wobei dieser tierische Schreie ausstieß – da der breite Nagelkopf sich als Widerhaken erwies – bis er die Besinnung verlor. Jetzt lag er stark blutend auf einem der Tische und gab keinerlei Geräusche und Unmutsäußerungen mehr von sich.

„Der Notarzt ist gleich da“, schrie jemand.

„Was ist nun? Antworte gefälligst wenn ich Dich was frage!“ Julia sah den Wirt angewidert an. Als sie seine Gedanken las, wurde ihr speiübel.

„Die Gedanken sind frei“, hörte sie sich sagen.

„Was?“ Die Augen des Wirts weiteten sich. „Bist Du eine von uns?“

„Dazu müsste man mich erst lobotomieren.“ Sie schüttelte sich angewidert.

„Pass auf was Du sagst. Ich weiß zwar nicht wie Du das mit ihm gemacht hast,“ er sah in Richtung des auf dem Tisch liegenden Verletzten, „aber wenn ich meine Leute auf Dich loslasse, dann haben sie Dich platt gemacht bevor Du Heil mein Führer sagen kannst.“

Julia lächelte ihn milde an. „Dann bist Du der nächste Kandidat für den Nagel da.“ Der Wirt blickte unwillkürlich zu der bewussten Stelle der Wand und sah deutlich, dass sich der Nagel rot verfärbt hatte. Nach einer Weile meinte er nachdenklich. „Was willst Du hier eigentlich?“

Auf die Antwort musste er einige Minuten warten, da inzwischen ein Rettungswagen der Feuerwehr eingetroffen war, in den der Bewusstlose von zwei Weißkitteln auf einer Bahre verfrachtet wurde, nachdem ein Notarzt dies angeordnet hatte. Als auch die beiden zum Schutz des Krankenhauspersonals abgestellten Polizisten den Henker wieder verlassen hatten, fragte er nochmals: „Also, was willst Du?“

„Fünf Minuten hier die Straße hoch habe ich drei von Euch ruhig gestellt, die einen Obdachlosen sehr unfein behandelt haben. Es sollte mal jemand nach ihnen sehen. Aber ich sage Euch jetzt schon, für Marscheinsätze werden sie nie wieder zur Verfügung stehen.“

„Und mit solchen Neuigkeiten traust Du Dich hier reinzukommen?“ Der Wirt rang nach Fassung.

„Ja, was soll ich machen? Ich will doch schließlich nicht, dass sie sich erkälten, da draußen auf dem kalten Pflaster in dem zugigen Hinterhof.“

Zitternd vor Wut gab der Wirt einige Anweisungen, worauf vier Skinheads den Henker verließen, nachdem sie sich mit Baseballschlägern versorgt hatten, die in einem Schirmständer deponiert waren. Nun sah er sie hasserfüllt an. Julia fühlte, gleich würde er die Kontrolle über sich verlieren.

„Ich überlege noch, was ich jetzt mit Euch machen soll,“ bemerkte sie ungerührt, „Ihr seid eindeutig eine Gefahr für Behinderte, Homosexuelle und alle die nicht weißer Hautfarbe sind. Aus welchen Gründen bezeichnet Ihr Euch bloß als Herrenrasse? Wenn ich hier in die Runde blicke, sehe ich ausschließlich hirnlose, degenerierte Gestalten, die sich Unmengen an Bier reinschütten um sich den Mut anzusaufen den man braucht um zu Dritt einen kranken Berber platt zu machen. Was seid Ihr bloß für Weicheier! Wenn das der Führer wüsste, er würde Euch alle im Viehwaggon nach Ausschwitz verfrachten lassen.“

Der Wirt explodierte, denn er musste seinen Frust über diese Tempelschändung loswerden; das heißt er wollte es, aber er war gelähmt, konnte sich weder bewegen noch einen Ton von sich geben, so dass der Druck der sich in seinem Innern aufgebaut hatte keinen Weg nach außen fand. In seinem hochroten Kopf pulsierten sichtbar die Stirnadern, er rang nach Luft, an den Schläfen begannen die ersten Äderchen zu platzen; aus seiner Nase floss stoßweise Blut. Schließlich quollen die Augen hervor bis er wirkte wie ein von der Glotzaugenkrankheit Befallener mit Schilddrüsenüberfunktion, die einst von Herrn Basedow so treffend beschrieben wurde. Als er hinter dem Tresen zusammenbrach ging es wie ein Ruck durch sämtliche Mitglieder der versammelten Kameradschaft. Der Drang aufzuspringen, Hilfe zu leisten sowie diese Schmach zu rächen, beseelte alle, aber niemand war imstande sich auch nur im geringsten von der Stelle zu bewegen. Nicht einmal durch Beschimpfungen oder Wutgebrüll konnten sie sich Luft verschaffen.

Julia erhob sich von ihrem Barhocker; während sie noch überlegte, welche nachhaltigen Maßnahmen sie zur Gesundung dieser kranken Hirne ergreifen sollte, hörte sie eine Stimme hinter sich: „Versuch es gar nicht erst, es ist hoffnungslos.“

Sie drehte sich erschrocken um. „Wer sind Sie? Wie kommen Sie hier überhaupt her?“

„Julia bitte, ich bin Dein Mann.“ Peter Schmidt, ein 25jähriger, athletisch gebauter, blonder Typ, lächelte seine Frau freundlich an.

„Aber das müsste ich doch wissen. Mir ist zwar eben auch wieder eingefallen, dass ich verheiratet bin und mein Mann Peter heißt, aber Sie habe ich noch nie gesehen.“

„Wenn wir miteinander reden wirst Du Dich schon erinnern. Aber bitte nicht hier. Dieser braune Abschaum ist fast so ekelerregend wie dieses linksradikale Gesindel. Beide verherrlichen Gewalt und wollen den Staat abschaffen der sie ernährt. Sie haben mehr Gemeinsamkeiten als Ihnen lieb ist, denn beide sind doch nur primitive Amateur-Terroristen. Wir werden uns später einmal um sie kümmern.“ Er sah sich um. „Du hast sie aber gut im Griff, sie hören alle brav zu. Weißt Du noch wie Du es gemacht hast?“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe es mir einfach gewünscht und schon klappte es.“

„Ich werde diesen kleinen Zwischenfall aus Ihren Gedächtnissen streichen. Gibt es noch weitere dieser Figuren die Du auf besondere Weise beeindruckt hast?“

„Einer liegt im Krankenhaus, drei weitere in einem Hinterhof zu denen vor kurzem ein Rettungstrupp mit vier Hilfswilligen aufgebrochen ist.“

„Das ist weiter kein Problem“, Peter sah sich prüfend um. „Gut, dass Du nicht morgen gekommen bist, da ist hier wesentlich mehr los. Dann versammelt man sich am 30. April um Hitlers Todestag zu begehen. Aus diesem Grund haben wiederum die hiesigen Antifaschisten zum Protest gegen Nazi-Kneipen wie den Henker aufgerufen. Randale ist also vorprogrammiert, besonders da alles ansatzlos in den 1. Mai übergeht.“ Er schüttelte sich angewidert. „Wusstest Du eigentlich, dass sich am anderen Ende dieser Straße das Ortsbüro der Linken befindet, die Nachfolgepartei der SED und PDS? Es ist das Wahlkreisbüro von Gregor Gysi, einem der führenden Funktionäre dieser Leute. Wir befinden uns hier in den verwahrlosten Armenvierteln der Stadt. Ein Stück weiter die Spree runter bist Du schon in Kreuzberg, dem linksalternativen, anatolischen Bezirk.“

„Wo wollen Sie mit mir reden?“ Julia blickte etwas verstört um sich, als würde ihr erst jetzt so richtig bewusst wo sie sich befand.

„Ich habe ein Zimmer im Adlon gebucht, das ist ein Hotel am Brandenburger Tor. Wir können uns dort in der Hotelbar unterhalten, wenn es Dir recht ist.“

„Ja gern, ich komme mit, allein schon um diesen Cola-Geschmack loszuwerden. Einen Augenblick noch“, fügte sie hinzu als der ihr Fremde hinter dem Tresen hervortrat. „Ich möchte diesen freundlichen Herrschaften noch ein immerwährendes Andenken hinterlassen.“

„An welche Art Souvenir hattest Du gedacht?“

„Vielleicht an Rollstühle?“

„Daran würden sie in der Tat sehr lange denken und nicht nur das. Aber es würde auch große Unruhe in der Szene hervorrufen und dadurch unschuldigen Menschen Schaden zufügen.“

„Gut, dann sollen sie sich weiter auf eigenen Füßen fortbewegen, aber keiner von ihnen wird je wieder in der Gegend herumbrüllen oder auch nur ein Wort sagen. Mit diesem Ich mach dich platt Alte muss endlich Schluss sein.“

„Sehr gut, so soll es geschehen. Komm jetzt bitte.“

„Aber ich muss doch erst …“

Peter schüttelte den Kopf. „In fünf Minuten werden sie sich wieder bewegen können; sie haben dann keine Erinnerung an das Geschehene und bleiben für den Rest ihres Lebens stumm.“ Er ergriff ihre Hand und teleportierte sich und Julia zum Brandenburger Tor. Da er bereits vorher im Adlon eingecheckt hatte, setzten sie sich gleich in die Bar der Lounge. Nachdem ihre Drinks serviert waren begann Peter: „Vielen Dank, dass Du mir vertraut hast …“

„Ich verstehe nach wie vor überhaupt nichts. Selbst wenn alles so ist wie Sie sagen, wie konnten Sie mich finden? Ich weiß selbst nicht einmal wieso ich hier bin und auf welche Weise das geschehen ist. Erst an den Autokennzeichen habe ich festgestellt, dass ich in Berlin bin. Aber wieso Niederschöneweide im Osten der Stadt? Ich bin hier noch nie gewesen, was soll mich also in dieses Elendsviertel gezogen haben?“ Sie leerte ihr Glas in einem Zug. „Im Übrigen nervt es mich, dass Sie mich duzen und ich Sie sieze.“

„Na, dann sag doch auch Du, vor fünfzig Jahren hast Du es auch schon getan.“

„Quatsch! So alt bin ich noch gar nicht.“

„Das war auch in einem anderen Leben. Damals hatten wir uns im Job kennengelernt. Wir waren Kollegen. Dann verloren wir uns irgendwann aus den Augen. Mit weit über siebzig sind wir uns wieder begegnet. Fehlt Dir denn jede Erinnerung an diese Zeit?“ Julia schüttelte deprimiert den Kopf. „Die Art auf die ich Dich vom Henker zum Adlon transportiert habe, scheint Dich in keiner Weise zu beeindrucken.“

„Warum?“ Sie zuckte mit den Schultern, „das kann ich auch.“

„Ja? Woher? Wer hat Dir das beigebracht?“

„Fragen immer nur Fragen, Du wolltest mir doch Antworten liefern.“

„Wer hat das zum ersten Mal zu uns gesagt? Erinnere Dich!“ Ihre Augen weiteten sich. „Thusa“, stieß sie hervor.

„Ja, richtig. Wer war das? Wie haben wir ihn kennengelernt?“

Sie sackte erneut in sich zusammen. „Ich weiß nicht.“

„Gut, beginnen wir ganz von vorn. Welche Erinnerungen hast Du überhaupt an Deine Vergangenheit? Ich meine, weißt Du wer Deine Eltern waren, hattest Du Geschwister, wo habt Ihr gelebt?“

„Meine Erinnerung reicht zurück bis zu dem Zeitpunkt als ich drei Skinheads die Oberschenkel gebrochen habe, weil sie einen Stadtstreicher so gut wie totgetreten hatten.“ Er legte seine Hand auf Ihre. „Ich werde jetzt einiges erzählen, sollte Dir irgendetwas bekannt vorkommen unterbrich mich bitte.“ Sie nickte stumm.

„Wiedergetroffen haben wir uns in Deiner Hamburger Wohnung. Du warst einverstanden mit mir ein Seminar zu veranstalten. Da habe ich Dir so dies und das beigebracht: Telepathie und Teleportation waren die ersten Fachbereiche. Wir haben später die Queen Mary 2 auf die Binnenalster und den Eifelturm auf den Petersplatz versetzt. Mmh, dämmerts schon bei Dir, nein? Ich habe Dir dann auch gezeigt wie man in der Zeit reisen kann. Wir haben mehrfach die Vergangenheit besucht und uns eine ferne Zukunft angesehen. Davor sind wir noch von Godot, einem außerirdischen Geistwesen gemeinsam verjüngt worden. Unsere Lebenserwartung ist unvorstellbar hoch. Wir haben Thusa kennengelernt, unseren Lehrmeister. An seinen Namen, den wir ihm selbst gegeben haben, hast Du Dich doch eben bereits erinnert. Richtig hieß er Ahasver, der ewige Jude.“ Peter stellte fest, dass ihre Augen jetzt glänzten und eine gewisse Erregung ausstrahlten. „Dann gab es da noch Chan und Long“, fuhr er fort, „zwei chinesische Freunde, die inzwischen wohl längst die kommunistische Partei Chinas übernommen haben. Mit ihnen haben wir gegen parasitäre Wesen gekämpft, die in die Gehirne von Menschen eindringen. Wir sollten unbedingt mal wieder nach Peking reisen. Vielleicht kommt Dir ja der Name Iver bekannt vor, ein taubstummer und blinder Sami-Junge, der sich mit uns telepathisch unterhalten hat. Er ist in Kiruna vor einem Krankenhaus erfroren.“

Julia stieß einen Schrei aus, sprang auf, ihr Glas fiel vom Tisch und zerbrach. Einige Gäste sahen verstört zu der Quelle der Geräusche die hier nicht hingehörten. Augenblicklich eilte ein Ober herbei und behob den Schaden. Peter bedankte sich und bestellte neue Drinks. Julia setzte sich wieder. Sie war kreidebleich. „Iver, ich habe ihn umgebracht.“

„Hast Du nicht. Du warst monatelang sehr krank seinetwegen. Wir haben diese Zeit zusammen in Kovalam in Südindien verbracht. Irgendwann schienst Du Dich erholt zu haben und warst wieder ansprechbar. Am nächsten Tag bist Du dann verschwunden.“

„Wie hast Du mich gefunden?“

„Ich kann die Spuren im Zeitstrom lesen.“ Sie sah ihn verständnislos an. „Kann ich das auch?“

„Nein,“ lachte er.

„Dann will ich es lernen. Mir ist es unerträglich, dass Du Dinge beherrscht von denen ich keine Ahnung habe.“

„Du bist beinah schon wieder wie früher. Kommt die Erinnerung zurück?“

„Es stürzt so vieles auf mich ein. Wie konntest Du mir von Südindien nach Berlin folgen? Das scheint mir völlig unmöglich.“

Peter leerte sein Glas. „Ich suche nach brauchbaren Analogien. Wenn Du durch frischgefallenen Schnee stapfst, hinterlässt Du eine Spur, der jeder folgen kann. Wie man aus den Lederstrumpf Romanen weiß konnten indianische Fährtensucher früherer Zeiten Spuren über Tage verfolgen, die sonst überhaupt niemand wahrnahm. Ich kann die Spuren lesen, die wir durch unsere Art zu reisen im Zeitstrom hinterlassen haben.“

„Aber durch die Unzahl der Spuren ist der Schnee, um in Deinem Beispiel zu bleiben, doch völlig zertrampelt. Wie lässt sich da eine bestimmte identifizieren?“

„Es bewegen sich nur sehr wenige Wesen so wie wir. Es gibt da keinen Massentourismus. Selbst wenn es noch einige andere gäbe würde ich Deine Spur immer wiedererkennen, genau wie Deine Stimme oder Deine Gestalt.“

„Womit haben wir uns vorzugsweise beschäftigt, wenn wir nicht gerade Luxusdampfer durch die Lüfte transportierten?“

„Wir haben gelernt, immer nur gelernt. Gemessen an unserem Ausbildungsstand sind wir beide noch Kinder. Wenn die Gesamtheit dessen was sich zu wissen lohnt durch einen Apfel verkörpert wird, haben wir noch nicht einmal die Schale durchdrungen. Außerdem wollten wir die Welt retten, die Glaubensrichtungen vereinheitlichen sowie eine Planetenregierung herbeiführen. Du kannst doch unseren Trip in die internationale Raumstation ISS nicht vergessen haben?“

Sie nickte. „Es war noch einer dieser Mainstream-Journalisten dabei.“

„Richtig, Antonio Kowalski, Dein spezieller Freund.“

„Er war nicht mein Freund“, protestierte sie trotzig.

„Nein, Du konntest ihn nie leiden, ich habe Dich nur gelegentlich mit ihm aufgezogen.“

„Haben wir uns früher schon einmal geliebt?“

Peter sah sie entsetzt an. „Mit dieser überflüssigen Frage hast Du soeben die spärlichen Überreste meines männlichen Selbstwertgefühls irreparabel zerstört.“

„Wieso, bist Du ein Macho der von den Eindrücken lebt, die er bei Frauen hinterlassen hat?“

„Wieso, warum.. was meinst Du …?“

„Du umklammerst ständig meine Hand. Ist das eine Art Ritual?“

Peter sah sie erstaunt an. Sie hatte sich deutlich verändert. „Ich brauche das“, sagte er mutlos, „es gibt mir Kraft.“

„Das verstehe ich nicht.“

„Seit Monaten habe ich Dich immer nur angesehen, mit Dir gesprochen und versucht Dich zu heilen. Jetzt brauche ich selbst Hilfe.“

„Und wenn Du mich berührst hilft Dir das?“

„Ja, sehr sogar.“ Als er ihr verständnisloses Schulterzucken bemerkte fügte er noch hinzu: „Kennst Du Dich aus in der griechischen Mythologie? Es gibt da einen gewissen Antaios, ein Sohn von Poseidon und Gaia, der Mutter Erde. Er war von unbezwingbarer Stärke und zwang jeden vorbeiziehenden Reisenden mit ihm zu kämpfen. Aus den Schädeln der Besiegten baute er für seinen Vater einen Tempel. Seine Stärke aber bezog er aus der Mutter Erde auf der er stand.“

„Du glaubst jetzt also, durch meine Berührung Kraft zu finden? Aber ich bin doch nicht Deine Mutter.“

Er sah sie böse an.

„Du kannst in Deinem jetzigen Zustand überhaupt nicht ermessen was wir füreinander sind.“

„Was ist denn mit Antaios geschehen?“

„Herakles der große Held hob ihn von der Erde in die Luft, beraubte ihn dadurch seiner Kräfte und erwürgte ihn.“

Julia sah Peter tief in die Augen. „Also gut, ich möchte mir keine Mitschuld an Deinem vorzeitigen Ende vorwerfen müssen. Fass mich ruhig weiter an, aber bitte nicht immer nur an die Hand, wenn Du verstehst was ich meine.“

„Wenn wir später in unserem Zimmer einen Good Night Drink zu uns nehmen kannst Du mir das ja noch einmal im Detail erklären. Vorerst sollten wir jedoch ein Diner genießen, Du kannst nicht immer nur trinken.“

Im Gourmet-Restaurant Lorenz Adlon delektierten sie sich dann an den kulinarischen Genüssen eines 5-Gang-Menüs, das sich gewaltig in die Länge zog da in Julias Bewusstsein ständig neue Erinnerungen auftauchten von denen sie unbedingt berichten musste.

„Ich kann wahrscheinlich nie wieder gutmachen was Du in Kovalam alles für mich getan hast,“ grübelte sie später, als sie in ihrem Zimmer saßen und diesen ereignisreichen Tag ausklingen ließen. „Wie hast Du es bloß mit mir ausgehalten? Wie lange war ich nicht ansprechbar, sagtest Du?“

„Über acht Monate und ich möchte keinen Tag davon missen.“

„Aha, Du schätzt mich also mehr wenn ich den Mund halte und Dir nicht dazwischen rede.“

„Julia, ich habe täglich versucht mit Dir mentalen Kontakt aufzunehmen; die gesamte Gefühlsskala habe ich abgeklappert, von Mitleid über Liebe, Provokationen, bis hin zu seelischen Grausamkeiten. Nichts ist zu Dir durchgedrungen. Was weißt Du über diese Zeit?“

„Absolut nichts.“

„Mich hast Du also auch nicht wahrgenommen?“

„Nein. Was schließt Du daraus?“ Sie sah ihn ängstlich an.

„Mach Dir keine Sorgen. Du hattest Dich wahrscheinlich völlig abgeschaltet um nicht an Deinen Schuldgefühlen gegenüber Iver zu zerbrechen. Nur Dein Lebenserhaltungssystem funktionierte noch.“

„Wahrscheinlich hast Du recht. Was hast Du eigentlich in dieser Zeit sonst noch so alles getrieben?“, fragte sie argwöhnisch.

„Was man so macht als Strohwitwer. Täglich neue Frauen, die Inderinnen sind übrigens auf diesem Gebiet sehr phantasiebegabt. Dann natürlich …“

„Hör sofort auf Du gemeiner Kerl, sonst erwürge ich Dich. Außerdem glaube ich Dir kein Wort. Du bist doch völlig von mir abhängig, das hast Du selbst mal gesagt.“

Er musste sich bemühen nicht in Tränen auszubrechen. „Fass mich um.“

„Erst will ich wissen was Du gemacht hast.“

„Ich hatte viel Zeit mich mit unseren Zielen zu beschäftigen, Du weißt schon von der Geburtenkontrolle, über ein globales Finanz-und Wirtschaftssystem bis hin zur neuen Weltordnung. Ich bin Dir auf diesem Sektor jetzt nicht nur meilenweit voraus, sondern habe auch überraschende Erkenntnisse sammeln können.“

„Um welche Erkenntnisse handelt es sich dabei Peter?“

„Das erfährst Du vielleicht morgen, nachdem ich überprüft habe, dass Dein Erinnerungsvermögen wieder einen akzeptablen Stand erreicht hat.“

„Machos“, murrte sie, nur scheinbar wütend, „immer wollt ihr uns dumm halten, um allein mit eurem elitären Wissen renommieren zu können.“

„Wie recht Du hast, ich bin geradezu prahlsüchtig.“

„Du nimmst mich schon wieder nicht ernst.“

„Nicht mit diesem Emanzengeschwätz. Komm wir gehen schlafen. Außerdem wolltest Du mich noch darüber aufklären an welchen Deiner Körperteile Du meine Hände am liebsten hast.“

2. Kapitel

Sie beschlossen so lange im Adlon zu bleiben bis sie ein schlüssiges Konzept für ihr weiteres Vorgehen entwickelt hatten. Auch Julia wusste inzwischen wieder, dass Hamburg ihre Heimatstadt war und wäre gern dahin zurückgekehrt. Sie vermuteten jedoch, dass dort bei der anhaltenden Suche nach ihnen immer noch jeder Stein umgedreht wurde, da die Behörden davon ausgingen, sie würden sich weiterhin sehr bodenständig verhalten.

„Nun fang endlich an“, drängelte Julia, als sie nach dem Frühstück wieder in ihrem Zimmer saßen, „was für überraschende Erkenntnisse gibt es denn?“

„Ach weißt Du, irgendwie ist es schon etwas desillusionierend. An sämtlichen unserer Zielsetzungen wird bereits intensiv gearbeitet.“

Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Aber das hätte man doch merken müssen, so etwas findet doch nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.“

„Eben doch, durch Etikettenschwindel. Schon die einzelnen Bereiche sind für die Mehrzahl der Menschen nicht erkennbar, da sie scheinbar ganz anderen Zwecken dienen. Das übergeordnete Gesamtziel, eine neue Weltordnung zu schaffen ist nur einem kleinen Kreis elitärer Globalisierer bekannt.“

„Du sprichst in Rätseln, würdest Du bitte etwas konkreter werden.“

„Gut, nehmen wir beispielhaft die Bevölkerungsexplosion, die wir für die Wurzel allen Übels halten. Es gibt da eine sogenannte Gender-Mainstreaming-Strategie; ist Dir das ein Begriff?“

„Nein, sollte ich davon wissen?“

„Ja meine Liebe, das solltest Du. Offiziell handelt es sich hierbei um ein gesetzlich festgelegtes Staatsziel der Gleichstellung von Mann und Frau. Tatsächlich ist es eine besondere Form staatlichen Totalitarismus in Sachen Sex und Geschlechterbeziehung. Das Credo lautet: Frauen in den Beruf und an die Macht, also in Führungspositionen in Politik, Wirtschaft und Kultur. Männer an den Herd und in die Pflege. Kinder in die Krippen zur Umerziehung. Man propagiert Patchworkfamilien, temporäre Lebenspartnerschaften, Abschaffung der Monogamie und die Lockerung der festen Bindungen zu den eigenen Kindern. Diesen werden die verschiedenen Arten der Geschlechterausübung nahegebracht. Sie lernen, dass es weder ein festes männliches noch weibliches Geschlecht gibt, sondern dass dazwischen weitere Möglichkeiten bestehen wie Bi-, Homo-oder Transsexualität, die auch durchaus normal seien. Dass die jeweiligen Neigungen wechseln können wird als ebenso normal dargestellt. Du siehst hier ein globales Programm zur Einebnung der Geschlechterunterschiede und zur Abschaffung der Mutter-und Vaterrolle. Dies versucht man zu erreichen durch eine aggressive Propagierung einer neuen Frauenrolle in welcher der Beruf im Mittelpunkt steht und durch die Werbung für Homosexualität und gleichgeschlechtliche Ehen. Irgendwann werden dadurch die westlichen Populationen zusammenbrechen, denn durch Konsum, Karriere, Selbstverwirklichung und Verzicht auf Kinder begeht man gewissermaßen demografischen Selbstmord.

Völlig anders ist die Situation noch bei den Muslimen für die Kinder ein wichtiger Lebensbestandteil sind. Einerseits hat man Angst vor den Islamisten, ist aber gleichzeitig auch entrüstet und wütend über jeden zu groß geratenen Neubau einer Moschee. Diese Wut ist die der Ignoranten, die Nachwuchs durch Autos, Auslandsreisen, Egotrips, Haustiere und beruflichen Aufstieg ersetzt haben, und die das Ideal der Familie mit Kindern inzwischen verachten.“

„Was ist dagegen zu sagen? Das Bevölkerungswachstum reduziert sich, ebenso wie der Einfluss der Kirche. Das sind doch genau unsere Zielsetzungen.“

„Ja und eben das beunruhigt mich.“

„Es ist doch so, dass die Macht der Kirche mit steigender Anzahl der Gläubigen zunimmt, und somit ein fundamentaler Interessenkonflikt mit denen besteht, die eine Reduzierung der Menschheit betreiben.“

„Genau. Ich frage mich doch wozu das alles, und wer hat ein Interesse daran oder genauer den Nutzen davon?“

„Das dürften dann wahrscheinlich die Globalisierer sein. Wer sind diese Leute?“

„Ihre Ansichten verbreiten sie in den Mainstream-Medien. Kannst Du Dich noch an die Medien-Jagd auf den katholischen Bischof Mixa erinnern? Er wurde öffentlich hingerichtet. Im Grunde handelte es sich um einen Angriff auf den Papst und die katholische Kirche generell. Zurzeit läuft dieses Umerziehungsprogramm zum Austausch der gesellschaftlichen Führungsschicht, sprich Frauenquote. Was sagt Dir der Begriff Political Correctness?“

„Das ist der Versuch die Diskriminierung von Minderheiten mit Hilfe neutraler Sprache zu verhindern. Also statt Zigeuner, Sinti und Roma, statt Neger, Farbiger.“

„Schön ist auch die sprachliche Karriere des Fremdarbeiters zum Gastarbeiter, ausländischem Arbeitnehmer, Immigranten, ausländischem Mitbürger bis zum heutigen Mitbürger mit Migrationshintergrund. Aber Spaß beiseite. Heute ist PC ein Instrument der geistigen Gleichschaltung mit eingebauten Tabu-Themen. Niemand wagt es von dieser vorgegebenen Linie abzuweichen, aus Angst vor den Konsequenzen. Es gibt inzwischen die politisch korrekte Hautfarbe, Herkunft oder das politisch korrekte Geschlecht, was nichts anderes heißt als das bei der Besetzung einer Position, für die früher ausschließlich die Qualifikation entscheidend war, Frauen, Schwule und Migranten bevorteilt werden, koste es was es wolle.“

„Dann hätte ich also beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt?“

„Dich scheint das zu amüsieren, aber es gibt inzwischen Ausländerquoten für unsere regionalen Parlamente und wenn die Entwicklung so weiter geht muss bald in jeder Fußballmannschaft mindestens eine Schwuchtel spielen. Das scheinst Du mir nicht so recht zu glauben“, fügte er erklärend hinzu, „aber wir sind doch inzwischen schon so weit, dass beim HSV kein Hamburger mehr dabei ist und beim FC Bayern in manchen Spielen kein einziger Deutscher. Es gibt Spiele in der Bundesliga da bekommt man den Eindruck als spielten Kongo gegen Kamerun.

Frederick Forsyth hat mal gesagt: Während meiner Lebenszeit ist Deutschland dreimal von Tyrannei heimgesucht worden; vom Nationalsozialismus, Kommunismus und der Political Correctness. Ich denke inzwischen genau so.“

„Du weichst vom Thema ab. Wer sind denn nun diese Globalisten?“

„Ja, sorry, aber ich musste erst meinen Frust loswerden. Globalisten sagst Du, na gut jetzt wird es erst richtig kriminell. Stell Dir einmal vor einmal im Jahr würden sich die hundert mächtigsten und reichsten Leute der Welt in einem Hotel treffen um über das Schicksal der Menschheit zu entscheiden, ohne dass die Öffentlichkeit etwas davon erfährt. Hältst Du das für möglich?“

Normalerweise wäre das völlig ausgeschlossen; sämtliche Medien würden darüber berichten, in einer Welt wo die Paparazzi ständig hinter den Promis herjagen.“

„Das sollte man eigentlich annehmen, aber Tatsache ist, dass sich diese sogenannten Bilderberger – man nennt sie so nach dem gleichnamigen Hotel in den Niederlanden in dem sie sich 1954 zum ersten Mal trafen – einmal im Jahr an den unterschiedlichsten Orten auf diesem Globus zusammenkommen um über die politische und wirtschaftliche Zukunft der Menschheit zu beraten. Diese Treffen geschehen nie öffentlich, sie sind geheim. Man mietet ganze Hotelkomplexe, die sich gut hermetisch abschirmen lassen. Sämtliche Konferenzteilnehmer verpflichten sich zu absoluter Geheimhaltung. Die gleichgeschalteten Medien hüllen sich ebenfalls in Schweigen. Weder TV-Anstalten noch Zeitungsverlage berichten über diese Zusammenkünfte. Daraus wird schon deutlich welch großen Einfluss diese Gruppe auf die Mainstream Medien ausübt. Weißt Du Julia, diese Leute sind eine Ansammlung elitärer Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Medien und Militär. Sie haben die Aufgabe ihre jeweiligen Institutionen auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören: Die neue Weltordnung.“

„Gibt es auch deutsche Teilnehmern bei den Bilderbergern?“

„Na klar. Josef Ackermann, Roland Koch und Angela Merkel und noch viele mehr.“

„Wie will man sie denn durchsetzen, diese neue Weltordnung?“

„Man ist bereits fleißig dabei. Das Ziel ist die totale Kontrolle der Massen. Die Hauptwaffe ist die Angst der Bevölkerung vor internationalem Terrorismus, Klimaerwärmung, Wirtschaftskrisen, Inflation und Energieknappheit, deren Verursacher sie häufig selbst sind. Hinzu kommt die unglaubliche Medienmanipulation, denn über welche Wege ist die breite Masse für eine kleine Elite am besten kontrollierbar? TV, Telefon und PC. So werden wir beispielsweise überschwemmt mit amerikanischen TV-Serien, die in alle Welt verkauft werden. Wie müssen sich Menschen fühlen wenn sie mit Wertvorstellungen einer Kultur die nicht die ihre ist, bombardiert werden? Weil jedoch die Unterhaltungs-und Lifestyle-Industrien der Vereinigten Staaten weltweit Marktführer sind, ist die Globalisierung kaum von einer Amerikanisierung zu unterscheiden. Darüber hinaus bietet der Computer den direktesten Weg in unser Privatleben und dessen Überwachung.“

„Das hört sich ja gar nicht gut an. Wir befinden uns also in einem riesigen Gleichschaltungsprozess.“

„Ja, Gleichschaltung und Konditionierung. Neben den Bilderbergern gibt es noch weitere innere Zirkel in denen daran gearbeitet wird.“

„Irgendwann sollten wir uns darum kümmern, Peter, das läuft doch eindeutig auf eine Diktatur hinaus.“

„Genau so ist es geplant. Man hat sogar schon Anleihen beim Kommunismus in Erwägung gezogen, denn der ist in der Praxis ein System in dem die Regierung die totale Gewalt besitzt, nicht nur die politische sondern auch die Gewalt über die Wirtschaft, Kommunikation, Erziehung und so weiter. Nun ist das amerikanische System des freien Unternehmertums eher das Gegenteil vom Kommunismus, da es Wettbewerb bedeutet. Die heutigen und zukünftigen Monopolisten versuchen aber ebenfalls den Wettbewerb zu eliminieren.“

„Das heißt, die heutige EU ist eine Vorstufe der NWO. Nationen büßen freiwillig Teile ihrer Souveränität ein und werden in immer größere Machtblöcke integriert.“

Peter nickte. „Völlig richtig. Ich lese Dir jetzt vor“, er schlug einen Ordner auf, „was David Rockefeller, für mich der mächtigste Mann der Welt, im Rahmen der Bilderberger Konferenz in Baden-Baden schon 1991 gesagt hat:

– Wir sind der Washington Post, der New York Times, dem Time Magazine und anderen großen Publikationen dankbar, dessen Direktoren seit beinahe vierzig Jahren teilgenommen und ihre Versprechen zur Diskretion gehalten haben. Es wäre für uns unmöglich gewesen, unseren Plan für die Welt zu entwickeln, wenn wir während dieser Jahre dem Licht der Öffentlichkeit ausgesetzt worden wären. Doch ist die Welt mittlerweile höher entwickelt und darauf vorbereitet, einer Weltregierung entgegenzugehen. Die supranationale Souveränität einer intellektuellen Elite und der Weltbankiers ist einer nationalen Selbstbestimmung ganz gewiss vorzuziehen. –“

Er sah auf. „Warte es geht noch weiter. Bereits am 14. September 1994 hat er vor dem Wirtschaftsausschuss der UN höchstpersönlich erklärt: – Alles was wir brauchen, ist die richtig große Krise, und die Nationen werden die Neue Weltordnung akzeptieren. – Na wie klingt das für Dich?“

„Dieser Mann strebt eine Weltmonarchie an zu deren Gründung eine umfassende Krise erforderlich ist um sich die künftigen Untertanen durch große Not gefügig zu machen. Aber wie stellt er sich diese ideale Neue Welt vor?“

„Es gibt eine Unmenge an Szenarien, auch solche in denen die Weltbevölkerung um 80-90% reduziert wird. Es wird in jedem Fall eine komplett vereinte Welt sein, ohne nationalstaatliche Differenzen, ohne Kriege und geleitet von Führern die von Bilderbergern ausgewählt wurden. Die Welt ist gleichgeschaltet mit einer Universalkirche und einer gemeinsamen globalen Gottesvorstellung um sie auch konfessionell auf die Philosophie der NWO abzurichten. Nationale Bemühungen werden im Keim erstickt, lediglich globale Werte haben eine Existenzberechtigung. Die Industrie wird völlig in Billiglohnländer ausgegliedert. Es gibt nur eine Währung, überlegt wird das Bargeld abzuschaffen um Steuerhinterziehung und andere Wirtschaftsdelikte durch die

Massen abzuschaffen.“

„Wie unterscheidet sich nun diese Vision von der unsrigen?“

„Das meinst Du hoffentlich nur scherzhaft. Ich habe zum Beispiel immer an eine Demokratie gedacht und nicht an eine Feudalherrschaft.“

„Dann warten wir also jetzt auf die große Krise.“

„Ja und sie wird kommen. Insider glauben schon jetzt, dass die letzten sämtlich hausgemacht waren. Diese verdammten Homunculis.“

„Woher dieser Sinneswandel in der Namensgebung? Das sind doch schließlich die Opfer.“

„Weil ich mich über sie ärgere. Was ich Dir eben erzählt habe steht als Information jedem Menschen zur Verfügung. Aber es interessiert sie überhaupt nicht was mit ihnen geschehen soll. Sie lassen sich lieber wie eine Schafherde auf die Futterplätze treiben, die der Schäfer für sie ausgesucht hat, obgleich dieser bei ihrem Anblick nur leckere Koteletten, Filets und Keulen sieht.“

„Das glaubst Du nur, weil Du selbst immer ans Essen denkst.“

„Etwas mehr sittlicher Ernst, meine Liebe. Sie tun doch wirklich alles was man ihnen sagt. Sie essen und trinken die im Fernsehen beworbenen Produkte, tragen was die Mode ihnen diktiert, äußern ihre politischen Meinungen zu Tagesereignissen erst, nachdem sie Bild gelesen haben, erfreuen sich an den banalsten TV-Serien weil die anderen es ebenfalls tun, zu denen man schließlich auch gehören möchte. Individualität ist out; man muss ein akzeptierter Teil der großen Gemeinschaft sein um Überleben zu können. So füllt man Fragebogen für den Zensus aus, die den hauptsächlichen Zweck haben eine bessere Kontrolle zu ermöglichen, geht wählen, weil man ihnen eingebläut hat, nur auf diese Weise könnten sie mitbestimmen; eine geradezu lächerliche Vorstellung. Sie unterwerfen sich klaglos der Diktatur der Mehrklassenmedizin in einem maroden Gesundheitssystem, lassen sich impfen wenn man ihnen wieder einmal eine Pandemie vorgegaukelt hat …“ Peter schüttelte sich. „Weißt Du bei Impfen fällt mir Longs Geschichte ein, von dem kommunistischen Parteifunktionär in der Provinz, der einen neuen Wagen brauchte und da er nicht das nötige Kleingeld besaß hunderte Kindern eine Zwangsimpfung verordnete, deren überhöhten Preis von den Eltern zu zahlen war.“

„Ja, Du hast sicher Recht, aber die breite Masse war schon immer ahnungslos. Wenn dafür gesorgt wurde, dass es ihr gut ging, diente sie willig jeder übergeordneten Instanz. Wo liegt auch der Unterschied zwischen Kaisern, Diktatoren und Präsidenten? Jetzt ist es eben die Finanzaristokratie, mit ihren unersättlichen Oligarchen, Besitzer unerschöpflicher Vermögen und Machtbefugnisse. Neu ist lediglich, dass man nicht mehr so genau weiß, wer nun eigentlich der Chef ist, der hinter den Regierungen steht und die Richtung vorgibt.“

„Richtig, die Mehrzahl lässt sich durch steigenden Konsum und die staatstragenden Massenmedien einschläfern. Außerdem ist sie blind geworden für die Zeichen mit denen sie manipuliert wird. Schließlich glauben alle, täglich durch die Medien umfassend informiert und nicht belogen zu werden. Ist Dir auch schon mal aufgefallen Julia, dass die Nachrichten bei ARD und ZDF praktisch identisch sind? Da könnte man doch locker eine Redaktion einsparen inklusive der ungezählten Auslandskorrespondenten, die stets zum jeweiligen Ort des Geschehens transportiert werden, um dort live belanglose Statements abzugeben. Zig-Millionen könnten eingespart und in Gebührensenkungen investiert werden.“ Peter stellte erfreut fest, wie sich Julia wieder für ihre gemeinsamen Aufgaben begeisterte.

„Hat uns Thusa eigentlich jemals erklärt warum er die Menschen Homunculi nannte?“ Julias Gedanken schienen sich in andere Richtungen zu bewegen.

„Nein das hat er nicht. Ursprünglich bezeichnet der Begriff einen künstlich geschaffenen Menschen, der bei magischen Handlungen behilflich ist. Später wird in der Philosophie des Geistes mit dieser Bezeichnung auf die Idee Bezug genommen, dass es im menschlichen Kopf nochmals ein Wesen gäbe, das Reize wahrnähme und Erlebnisse habe.“

„Das glaube ich weniger; ich denke, er hat die Menschen so genannt weil Milliarden von ihnen sich durch eine verschwindend kleine Minderheit kontrollieren und gängeln lassen, als hätten sie selbst keinen eigenen Willen mehr.“ Julia sah Peter traurig an. „Was meinst Du, was für eine Krise wird es sein, und wer wird sie auslösen?“

„Irgendetwas wirklich Großes wird auf uns zukommen, beziehungsweise eine größere Anzahl kleinerer militärischer oder wirtschaftlicher Zwischenfälle die die Menschen rund um den Erdball in Angst und Schrecken versetzen. Krisenherde wie Israel, Iran, überhaupt Nahost wären geeignete Auslöser dafür. Schließlich hat uns Hitler mit seinem Weltkrieg die EU beschert. Aber auch das massive Auftreten von Naturkatastrophen wie zum Beispiel künstlichen Erdbeben würden den Boden für einen Kollaps bereiten.“

„Jetzt siehst Du aber Gespenster Peter. Ist das wieder eine Deiner geliebten Übertreibungen?“

„Leider nicht, denn immer mehr kritische Geister gehen inzwischen davon aus, dass die USA über tektonische Waffen verfügen. Lies mal im Internet nach über das HAARP-System, das durch gigantische Energieschleudern die Ionosphäre aufheizt und sogenannte ELF-Wellen auslöst, die an festgelegten Orten klimatische Störungen wie Dürre, Schnee, Regen, Kälte, Orkane, Erdbeben und Tsunamis hervorrufen. Auf diese Weise soll auch das Erdbeben in Haiti ausgelöst worden sein. Haiti wurde kurz danach ja auch von Tausenden GI`s regelrecht okkupiert.“

„Und wieso hört man davon überhaupt nichts?“

„Das müsste Dir doch inzwischen klar sein; weil es nicht im Interesse bestimmter Kreise liegt, dass wir uns mit diesem Wissen belasten. Man beschäftigt uns lieber mit CO2 Ausstoß und einer imaginären Klimakatastrophe.“ Peter lächelte als wäre ihm etwas Lustiges eingefallen. „Über den Welthandel ließe sich die Krise ebenfalls hervorragend auslösen. Das globale Wirtschaftsund Finanzsystem ist nämlich gescheitert. Sämtliche Staaten dieser Welt sind so hoch verschuldet, dass Rückzahlungen völlig ausgeschlossen sind. Wenn die Geldblase platzt, nimmt die Wirtschaftskrise ungeahnte Ausmaße an. Eine Hyperinflation wird dann sämtliche Staatsschulden beseitigen, leider aber auch die privaten Vermögen vernichten. Nehmen wir als Beispiel einmal die USA. Die US-Regierungen haben fast so viele Schulden aufgehäuft wie sämtliche anderen Länder dieser Welt zusammen. Genauso verhält es sich bei den Militärausgaben; die USA wendet dafür so viel Geld auf wie der Rest der Welt insgesamt. 40% der US-Bevölkerung besitzen weniger als 1% des nationalen Vermögens; 40% der Amerikaner arbeiten in Billigjobs. Denen steht das Wasser bis zum Hals. Um ihre Bürger davon abzulenken zetteln sie auch immer wieder neue Kriege an.“

„Das klingt ja ganz entsetzlich.“

„Ja, im Grunde ist alles vorprogrammiert. Es wird jede Menge kriegerischer Auseinandersetzungen geben. Die Unruhen in Nordafrika werden mit den dadurch ausgelösten Migrantenströmen – die aus diesen Staaten zu uns kommen und nach einem besseren Leben suchen – auch nach Europa getragen. Dies wiederum wird zu neuerlichem Rassismus, Nationalismus und zunehmender Ausländerfeindlichkeit führen. Energie-und Lebensmittelpreise werden horrend anziehen. Es wird soziale Unruhen geben, Auseinandersetzungen zwischen Arm und Reich, Proteste und Streiks gegen die Regierungen die ständig nur die Steuern erhöhen weil sie bankrott sind, und so weiter. Insbesondere die perspektivlose Jugend wird sich in vielen Ländern erheben.“ Peter holte tief Luft. „Auch Deine Freunde aus dem Henker werden ein Revival erleben.“

„Wenn Du das noch mal sagst, erwürge ich Dich.“ Julia gab sich empört. „Und das alles wird gesteuert sagst Du, durch eine Finanzoligarchie die auf Krieg spekuliert, weil sie von höheren Öl-und steigenden Lebensmittelpreisen sowie von Waffenverkäufen profitiert.“ Sie starrte ihn immer noch ungläubig an.

„Ja Julia, ganz genau so ist es.“

„Aber wie kannst Du da so sicher sein?“

„Ich war da und habe es mir angesehen in der Zukunft.“

Sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Wann beginnt diese schreckliche Entwicklung?“

„Wir sind bereits mitten drin, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren; noch in diesem Jahr geht es richtig los!“

3. Kapitel

Wang Long, Buddhist und überzeugter Kommunistenhasser, der anlässlich der Überführung der Queen Mary 2 in die Hamburger Binnenalster, in Kontakt zu Peter und Julia gekommen war, hatte gemeinsam mit ihnen , sowie seiner Frau Li Chan, in einem gewagten Handstreich die Führung der kommunistischen Partei Chinas übernommen. Zu Viert waren sie in die laufende Plenarsitzung des Zentralkomitees der KPC im China World Hotel eingedrungen. Wang Long selbst hatte dabei die von parasitären Urwesen befallenen Mitglieder des Politbüros eliminiert und durch mentale Beeinflussung der Versammlung durchgesetzt, dass Han Zheng, Bürgermeister von Shanghai, zum neuen Vorsitzenden des Politbüros gewählt wurde. Da er Han Zheng völlig in seiner Gewalt hatte, war er, Wang Long, der kleine, unbedeutende Konsulatsmitarbeiter, nun de facto der mächtigste Mann Chinas. Er hatte damals diesen Augenblick genossen wie nichts zuvor in seinem Leben. Jetzt, ein knappes Jahr später steigerte sich seine Unzufriedenheit darüber, dass niemandem außer seiner Frau diese Tatsache bekannt war. Wenn er wirtschaftliche Erleichterungen für die notleidende Landbevölkerung durchsetzte oder die Willkür der regionalen Parteifunktionäre beschnitt und in gesetzliche Bahnen lenkte, jubelte das Volk Han Zheng zu und nicht ihm. Dieser wurde mit Ehren und Orden überhäuft, er selbst stand unbeachtet im Hintergrund obgleich es doch seine Ideen waren, die Han Zheng verkündete. So dachte er vierundzwanzig Stunden am Tag darüber nach, wie er diesen unerträglichen Zustand beenden und sich in eigener Person als der wahre Führer des chinesischen Volkes der Öffentlichkeit präsentieren konnte.

Wang Longs Frau Li Chan liebte ihren Mann und bewunderte dessen sozialen und politischen Aufstieg, obgleich dieser für niemanden direkt sichtbar wurde, aber sie kostete ihre neuen finanziellen Möglichkeiten voll aus und schuf sich erhebliche wirtschaftliche Sicherheiten für eine mögliche Zeit danach. Andererseits hatte sie aber keineswegs die Absicht sich mit der Zubereitung von Speisen oder der Aufzucht etwaiger Kinder Meriten zu erwerben. Sie war eine ehrgeizige Frau, aus einer streng konservativen Familie, die die Kommunisten ebenso hasste wie ihr Mann und eigene Vorstellungen darüber besaß wie man diese kriminelle Brut, die das Vermögen und den Landbesitz ihrer El-tern enteignet hatte, vernichten konnte. Seit einiger Zeit unterstützte sie im geheimen die von der Partei verbotenen und verfolgten Falun Gong, offiziell eine buddhistische Qigong-Schule zur Kultivierung von Körper und Geist, deren Lehre auf den allgemeingültigen Prinzipien von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht beruhte. Diese Bewegung hatte in China bereits hundertmillionen Anhänger und wurde außerdem in achtzig Ländern der Welt praktiziert. Der Begriff Qi, der Lebenskraft oder Energie bedeutet, wird bei Falun Gong durch eine hochenergetische Substanz namens Gong ersetzt. Denn während das Qi allen möglichen Umwelteinflüssen unterliegen kann, ist das Gong eine höhere Energie aus dem Universum, die den Körper innerlich stärkt.

Chan praktizierte täglich die fünf Übungen, welche die Kultivierung und Veredelung des Körpers unterstützten. Ihren Mann Long hatte sie bisher noch nicht von den Vorzügen dieser Lehre überzeugen können, obgleich ihm ihre Aktivitäten bekannt waren, auch dass mit ihrer finanziellen Unterstützung das Buch der Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas vertrieben wurde. Dieses Buch hatte bereits zu massenweisen Parteiaustritten geführt. In Hongkong wurden regelrechte Parteiaustritts-Veranstaltungen und –Paraden organisiert. Die Parteikader waren sehr besorgt, geradezu entsetzt und sprachen von der ersten lebensbedrohenden Krise der KPC in ihrer gesamten Geschichte. Die Neun Kommentare schilderten die ungezählten Verbrechen während der sechzigjährigen Gewalt-und Terrorherrschaft der KPC, wodurch die Führung, Autorität und Rechtmäßigkeit der kommunistischen Ideologie infrage gestellt wurden.

Die Falun Gong lehnt die staatliche Autorität Chinas ebenfalls ab und arbeitet auf einen Umsturz hin, behauptet die KPC und verfolgt seitdem deren Anhänger. Obgleich Long mit ihnen sympathisierte, sah er sich gezwungen sie zu bekämpfen; jede andere Politik hätte Han Zheng, den Vorsitzenden des Politbüros, und seine persönliche Marionette, das Amt kosten können. Deshalb hatte er auch Chan immer wieder eingeschärft ihre geheimen Aktivitäten nicht publik werden zu lassen, da sie dann beide – die doch als engste persönliche Berater Han Zhengs galten – diskreditiert, angeklagt und verurteilt würden.

Long hatte an einem informellen Gespräch zwischen ausgewählten Mitgliedern des Politbüros teilgenommen, dessen Ergebnisse Han Zheng später als unwiderrufliche Entscheidungen verkünden würde. Da fast alle Gesprächsteilnehmer im Regierungsviertel Zhongnanhai wohnten hatte das Treffen auch hier stattgefunden. Themen waren, die Öffnung des Landes zur Welt und die Wirtschaftspolitik, mit dem Ziel verstärkt ausländische Investoren zu gewinnen. Abschließend hatte man noch über Probleme mit dem Drei-Schluchten-Damm am Jangtse gesprochen. Den Provinzen flussabwärts fehlte es in der gegenwärtigen Dürre an Wasser, außerdem mussten weitere dreihunderttausend Personen umgesiedelt werden, obgleich bisher schon mehr als 1,3 Millionen Menschen für das sechshundert Kilometer lange Reservoir ihre Häuser, Felder und ihre Heimat zwangsweise verlassen hatten. Bislang wurden dreizehn große und hundertvierzig kleinere Städte, sowie eintausenddreihundertfünfzig Dörfer von den Wassermassen überflutet. Die jetzigen Probleme wurden verursacht durch Erdbeben, ständige Erdrutsche, die eine Sicherheitszone erforderlich machten, sowie durch die zunehmenden Forderungen der Umgesiedelten nach einer sicheren Existenzgrundlage. Long hatte Han Zheng, gegen den Widerstand der anderen, dazu veranlasst für die Betroffenen mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Danach war die Sitzung beendet.

Chan und Long lebten ebenfalls im Regierungsviertel, da sie dem Vorsitzenden Tag und Nacht zur Verfügung stehen muss-ten; so jedenfalls hatte Long es seinem Chef suggeriert. Als Long sich jetzt in seiner Wohnung auf eine Leder-Couch fallen ließ – sie hatten sich für eine westliche Wohnungseinrichtung entschieden – stöhnte er genervt auf und wendete sich beschwörend an Chan.

„Wir müssen dringend aktiv werden, meine Lotosblüte. Ich habe eben wieder Gelder für die Jangtse-Vertriebenen bewilligt, sie werden Han Zheng dafür anhimmeln. Je beliebter er wird, desto schwerer wird es für mich selbst offiziell die Macht zu übernehmen. Man kann schließlich keinen Heiligen vom Thron stoßen.“

„Long, was uns fehlt ist ein schlüssiges Konzept, das uns zum Ziel führt.“ Chan beharrte auf ihrer Ansicht, die sie schon oft vorgetragen hatte. „Du musst Han Zheng Fehler machen lassen und danach als Retter in der Not auftreten; Du musst gegen ihn intrigieren, die wichtigsten Mitglieder des Politbüros auf Deine Seite ziehen. Du musst dafür sorgen, dass Dein Name und Deine Verdienste häufiger in den Medien erscheinen. Die Menschen wissen so gut wie nichts von Dir, von mir gar nicht zu reden.

Vielleicht wäre es gut Peter und Julia zu besuchen, die könnten uns sicher helfen.“

„Wahrscheinlich sind die immer noch sauer auf uns, weil wir die Pläne zur Eliminierung der Alien damals einseitig verändert haben. Außerdem kann ich hier nicht weg. Ich muss Han Zheng unter ständiger Kontrolle behalten.“

„Verordne ihm einige Tage Urlaub oder besser noch, lass ihn kurzfristig krank werden. Am besten etwas Ansteckendes, so dass sich niemand zu ihm traut. Du musst wieder aggressiver und durchsetzungsfreudiger werden Long, so wie Du es früher warst.“ Es war Chan deutlich anzumerken, dass sie mit ihrer augenblicklichen Situation sehr unzufrieden war, da sie auch selbst gern im Rampenlicht gestanden hätte.

„Du hast wie immer Recht Chan. Ich kenne da einen Virologen, der uns schon einmal behilflich war, ohne es heute noch zu wissen, der hat mit Sicherheit einen passenden Virus in seinem Laborbestand.“

„Hat der damals die fünfundzwanzig bewusstlosen Alien ins Jenseits befördert?“

„Genau Chan, wir sollten aber nicht mehr darüber reden.“

„An was für einen Virus hast Du denn gedacht Long?“

„Ich weiß nicht. Er darf nicht tödlich sein aber für die Quarantänestation sollte er schon reichen.“

„Und wenn Du Han Zheng sterben lässt?“

„Dann wird ein Nachfolger gewählt, aber das werde nicht ich sein, selbst wenn ich das gesamte Politbüro indoktriniere. Da fällt mir ein, bei meinen regelmäßigen Überprüfungen der anderen Politbüromitglieder in Bezug auf Han Zheng und mich ist eine Person auffällig geworden.“

„In welcher Hinsicht?“

Fast alle denken positiv und akzeptieren die Rolle unseres Vorsitzenden, lediglich Liu Jing, der für die Öffentliche Sicherheit und das Büro 610 verantwortlich ist, misstraut Han und kann

besonders mich nicht leiden.“

„Büro 610, was ist das?“

„Das gibt es im ganzen Land. Seine Hauptaufgabe ist die Verfolgung von Organisationen die von der KPC zu Sekten erklärt worden sind; wie zum Beispiel die Falun Gong. Es handelt sich um eine riesige Organisation mit eigenen Polizeikräften, die …“

„Dann ist Liu Jing ein sehr mächtiger Mann.“

„Das ist er. Ich werde ihn veranlassen sich vom Zentralen Fernsehturm zu stürzen. Zuvor wird er im Drehrestaurant fürstlich speisen, zu viel dabei trinken und danach den Abflug machen. Die Medien werden von einem tragischen Unfall berichten; Han Zheng wird Staatstrauer anordnen.“ Long sah Chan zweifelnd an. „Dir scheint das Szenario nicht zu gefallen?“

„Nein, ganz und gar nicht. Ich halte es für eine Vergeudung begrenzter Ressourcen.“

„Ich fürchte, ich kann Dir nicht folgen Chan.“

„Wenn Liu Jings Lebensweg demnächst endet, könnte er doch vorher noch etwas für mich erledigen. Ich meine, Du kennst doch die Schwierigkeiten die ich mit Peng Peijun, der Vorsitzenden des Gesamtchinesischen Frauenbundes, habe. Sie verweigert mir nach wie vor, obgleich ich sie mehrfach indoktriniert habe, den Karrieresprung zur stellvertretenden Vorsitzenden. Ich hasse sie.“

„Und Du meinst …“

„Ja, Liu Jing soll sie umbringen bevor er selbst stirbt. So ein Szenario solltest Du entwerfen, dann spart ihr auch die Kosten für ein Staatsbegräbnis.“

„Frauen und Geld, regieren die Welt“, seufzte Long.

„Was meinst Du damit?“

„Ach, das ist nur ein altes Sprichwort, was ich von Peter habe.“

„Heißt das, Du erfüllst mir meinen Wunsch?“

„Ja meine Lotosblüte, wie könnte ich Dir etwas abschlagen?“

„Also besuchen wir jetzt auch Julia und Peter?“

„Gedulde Dich noch einige Tage bis ich alles abgewickelt habe.“

„Ich freue mich schon auf Berlin, da war ich noch nie.“

„Wieso Berlin?“

„Weil sie sich dort aufhalten. Das weiß ich ganz bestimmt. Wir werden mit Ihnen vor dem Hotel Adlon zusammentreffen.“

„Deine präkognitiven Fähigkeiten scheinen sich ja rasant weiterzuentwickeln. Kennst Du auch schon das Ergebnis unserer Besprechung?“

„Nein, aber wenn wir sie günstig stimmen kann besonders Peter uns helfen. Gemeinsam mit ihm lösen wir unsere Probleme im Nu.“

„Ja, haben sie nicht auch versprochen uns in die Geheimnisse der Zeitmanipulation einzuführen?“

„Nein, nicht direkt, aber vielleicht tun sie es ja.“

„Es würde uns die Arbeit sehr erleichtern.“ Long machte sich lang auf seiner Couch. „Komm her zu mir, Spenderin körperlicher Freuden. Wieso bist Du eigentlich noch nicht schwanger? Du hattest doch versprochen die Pille abzusetzen.“

Als Peter und Julia nach einem längeren Bummel über die Prachtstraße Berlins, Unter den Linden, der sie zu einigen bekannten Bauwerken und Plätzen geführt hatte, ins Hotel Adlon zurückkehrten, standen plötzlich – wie aus dem Nichts – Long und Chan vor ihnen. Die Verblüffung war total. Selbst Julia hatte anfängliche Sprachstörungen und begnügte sich daher damit Chan wortlos in die Arme zu nehmen. Peter, der eigentlich nie die Absicht gehabt hatte den unaufgearbeiteten Vorfall in Peking so einfach auf sich beruhen zu lassen, schlug dann doch in die Hand ein, die Long ihm entgegenstreckte.

„Es ist wohl sinnlos Euch zu fragen, wie Ihr uns gefunden habt.“ Peter zauberte ein Lächeln in seine Gesichtszüge.

„Das war Chan, sie wird immer besser darin, die wahrscheinlichste Zukunft vorauszusehen.“

„Oh Long, lass Dich umarmen!” Julia löste sich von Chang und umklammerte Long. Es war für Peter unübersehbar, wie sie sich nach den wenigen Freunden sehnte die sie besaßen. Unabgesprochen unterhielten sie sich wie früher auf telepathischer Basis. Es wurde nichts gesagt, die Münder hatten Sendepause. Es ging zu wie auf einem Taubstummenkongress.

„Und wer küsst mich?“ Chan sah Peter vorwurfsvoll an

„Ich bin untröstlich“, reagierte dieser sofort, „komm an meine Kapitalistenbrust, Du rote Blüte des Sozialismus.“

„Er muss immer gleich so übertreiben“, wendete Julia indigniert ein, „dabei macht er sich überhaupt nichts aus Geld.“

„Wenn immer ausreichend vorhanden ist, mache ich mir auch nichts draus“, grinste Long.

„Also lasst uns reingehen Leute, wir wohnen hier und die Bar ist wirklich sehr empfehlenswert.“ Peter dirigierte seine Gäste in die Lobby. Um die anderen Gäste nicht zu irritieren zwangen sie sich immer wieder gelegentlich auch verbal zu kommunizieren. Long und Chan erzählten begeistert von ihrem glücklichen und erfüllten Leben in Peking.

„Du glaubst nicht Peter“, konkretisierte Long, „was ich denke wird durch Han Zheng verkündet und ist damit sofort Realität in ganz China. Diese Machtfülle gibt mir eine ungeheure Befriedigung gegen die alles andere verblasst. Natürlich nicht die Liebe zu Chan“, beeilte er sich hinzuzufügen als er ihren fragenden Blick bemerkte.