Hot Summer - Megan Hart - E-Book

Hot Summer E-Book

Megan Hart

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Beschreibung

Sex zu dritt? Anne und James führen eine glückliche Ehe. Doch dann kommt plötzlich ein Jugendfreund zu Besuch. Und plötzlich ist nichts mehr, wie es einmal war. Denn Alex sieht nicht nur gut aus, er ist auch klug, sexy und einfach unwiderstehlich. Mehr und mehr fühlt Anne sich zu ihm hingezogen, es knistert ganz gewaltig. Bis sie nach einer heißen Nacht in einem angesagten Club endgültig seiner Faszination erliegt. Trotzdem darf ihr Ehemann natürlich nicht fehlen. Und so kommt Anne unverhofft in den Genuss, von zwei Männern gleichzeitig verwöhnt zu werden. Die leidenschaftliche Ménage à trois nimmt ihren erregenden Verlauf. Bis Anne beginnt, sich zu verlieben, und Alex ihr ein Geheimnis ihres Mannes verrät ...

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Seitenzahl: 606

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Alle Rechte, einschließlich das der vollständigen oder auszugsweisen Vervielfältigung, des Ab- oder Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten und bedürfen in jedem Fall der Zustimmung des Verlages.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Megan Hart

Hot Summer

Roman

Aus dem Amerikanischen von

Juliane Korelski

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Cora Verlag GmbH & Co. KG,

Valentinskamp 24, 20350 Hamburg

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Tempted

Copyright © 2007 by Megan Hart

erschienen bei: SPICE Books, Toronto

Published by arrangement with

HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Ivonne Senn

Titelabbildung: Harlequin Books S.A.

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN (eBook, PDF) 978-3-86278-019-8 ISBN (eBook, EPUB) 978-3-86278-018-1

www.mira-taschenbuch.de

eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Jenen, die mein Leben berührt und mich zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute bin, sage ich:

Eine andere Person hätte diese Geschichte erzählen können.

Aber nur die Frau, die ich bin, weil ich euch kenne,

1. KAPITEL

Licht und Schatten spielten auf ihm. Auf leisen Sohlen schlich ich, leicht wie Nebel, zu unserem Bett. Behutsam zog ich die Laken zurück und enthüllte seinen Körper.

Ich liebte es, ihn schlafen zu sehen, obwohl ich mich manchmal kneifen musste, um sicher zu sein, dass ich nicht träumte. Dass dieser Mann mein Ehemann war. Dies mein Haus, mein Leben war. Unser perfektes Leben. Dass es gute Dinge gab, die zu besitzen es sich lohnte. Und ich besaß diese Dinge.

James bewegte sich im Schlaf, ohne aufzuwachen. Ich schlich näher und stand nun über ihm. Der Anblick seiner langen, muskulösen Glieder und der weichen, von der Sonne gebräunten Haut ließen meine Finger zucken, weil ich bereits ahnte, wie es sich anfühlte, ihn zu berühren. Ich hielt inne, weil ich ihn nicht wecken wollte. Ich wollte ihn einfach nur eine Zeit lang ansehen.

Wach war James selten bewegungslos. Nur wenn er schlief, wurde er weicher, sanfter, schmelzender. Wenn er schlief, war es schwieriger zu glauben, dass er zu mir gehörte, aber es war auch einfacher, mich daran zu erinnern, wie sehr ich ihn liebte.

Oh, ich war gut darin, in uns zu vertrauen, aber es fühlte sich manchmal wie ein Spiel an. Ich trug den Ring und hörte auf den Namen Mrs. James Kinney. Ich hatte sogar einen Führerschein und Kreditkarten, die bewiesen, dass ich das Recht hatte, diesen Namen zu tragen. Die meiste Zeit über war unsere Ehe so sachlich, dass ich gar nicht an der Tatsache hätte zweifeln können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Jedenfalls nicht, wenn es an der Zeit war, die Wäsche zu waschen und einzukaufen, das Klo zu putzen oder sein Lunchpaket zu machen. Oder wenn ich seine Socken zusammenfaltete, bevor ich sie in den Schrank legte. Dann war unsere Ehe beständig und echt. Wie in Granit gemeißelt. Aber manchmal, wie in diesem Augenblick, da ich ihn im Schlaf beobachtete, wurde aus dem soliden Felsen bröckelnder Kalkstein, der sich unter dem steten Tropfen meiner Zweifel langsam auflöste.

Das Sonnenlicht wurde durch das Laub des Baums vor unserem Schlafzimmerfenster gefiltert und tupfte ihm ein Leuchten auf all jene Stellen, die ich küssen wollte. Die beiden dunklen Kreise seiner Brustwarzen, die Linie seiner Rippen, die sich unter der Haut schärfer abzeichneten, als er einen Arm hinter den Kopf warf, und das sanfte Haar, das seinen Bauch bedeckte und weiter unten mit dem dichten, krausen Haar zwischen seinen Beinen verschmolz. Alles an ihm war groß und mager. Versteckte Kraft. James sah dünn aus, manchmal sogar zerbrechlich, aber darunter bestand er nur aus Muskeln. Er hatte große, schwielige Hände, die es gewohnt waren, zu arbeiten, die aber auch spielen konnten. Und im Moment war ich mehr daran interessiert, zu spielen.

Ich beugte mich über ihn und blies leise gegen seine Lippen. Überraschend schnell griff er nach mir. Er konnte meine beiden Hände mit einer Hand festhalten, und das tat er jetzt, drückte mich auf das Bett und rollte sich auf mich. James ließ sich zwischen meinen Schenkeln nieder. Das Einzige, was uns nun noch trennte, war der dünne Stoff meines sommerlich leichten Nachthemds.

Er wurde bereits hart.

„Was hast du gemacht?“

„Ich hab dich beim Schlafen beobachtet.“

James schob meine Hände über meinen Kopf. Es tat ein wenig weh, aber das machte die Leidenschaft umso süßer. Seine freie Hand schob den Saum meines Nachthemds nach oben und strich über meinen nackten Oberschenkel.

Seine Fingerspitzen teilten das lockige Haar zwischen meinen Beinen, während er weiterfragte: „Warum hast du mich im Schlaf beobachtet?“

„Weil ich es mag, dich anzusehen, wenn du schläfst“, gestand ich. Seine suchenden Finger ließen mich scharf einatmen.

„Will ich wirklich wissen, warum du es magst, mich im Schlaf zu beobachten?“ Sein Grinsen berührte die Mundwinkel. Er wirkte selbstzufrieden. Seine Fingerspitze drückte sich gegen mich, aber er bewegte den Finger nicht. „Anne?“

Ich lachte. „Nein. Vermutlich nicht.“

„Ich denke schon.“

Sein Mund senkte sich auf meinen, aber er küsste mich nicht. Ich reckte meinen Hals, meine Lippen suchten seine, er ließ es jedoch nicht zu, dass unsere Lippen einander berührten. Sein Finger begann jenes langsame Kreisen, von dem er allzu gut wusste, wie sehr es mich erregte. Ich fühlte eine Härte und Hitze an meiner Hüfte, aber da er meine Hände noch immer festhielt, konnte ich mich nur protestierend unter ihm winden.

„Sag mir, was du willst. Was soll ich mit dir tun?“

„Küss mich.“

James’ Augen waren vom Blau eines Sommerhimmels, das von einem dunkleren Marineblau umzingelt wurde. Der Kontrast war im ersten Moment überraschend. Der dunkle Bogen seiner Wimpern senkte sich halb über die Augen, als er auf mich hinabblickte. Er leckte sich die Lippen.

„Wo?“

„Überall …“ Meine Antwort verlor sich in einem Seufzen und einem überraschten Keuchen, als er mich erneut streichelte.

„Hier?“

„Ja.“

„Sag es.“

Das würde ich nicht tun, jedenfalls nicht sofort. Obwohl ich wusste, dass er mich früher oder später dazu bringen würde, das zu tun, was er wollte. Das schaffte er immer. Es half, dass ich meistens das wollte, von dem er wollte, dass ich es wollte. In der Beziehung passten wir gut zusammen.

James biss mich in die sensible Stelle, wo der Hals in die Schulter überging. „Sag es.“

Stattdessen krümmte ich mich unter seiner Berührung. Sein Finger schob sich in mich, kreiste dort behutsam, wo ich von ihm härter angefasst werden wollte. Er quälte mich.

„Anne“, sagte James ernst. „Sag es mir. Sag mir, dass du von mir die Fotze geleckt haben willst.“

Ich hatte dieses Wort immer gehasst, bis ich seine Macht kennenlernte. Männer nannten Frauen so, die sie übertrafen. Wir Frauen nannten einander so, wenn wir die andere verletzen wollten. „Hure“ war beinahe zu einer Auszeichnung geworden, aber „Fotze“ klang noch immer schmutzig und hart. Und so würde es immer klingen.

Außer wir nehmen es zurück.

Ich sagte, was er von mir hören wollte. Meine Stimme war heiser, aber nicht schwach. Ich blickte in die Augen meines Ehemanns, die vor Begierde dunkel waren. „Ich will, dass du dein Gesicht zwischen meine Beine legst und mich kommen lässt.“

Einen Moment lang rührte er sich nicht. Seine Hitze und Härte bewegte sich an meiner Hüfte und wurde größer. Dann blinzelte er langsam, und das selbstgefällige Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich liebe es, wenn du das sagst.“

„Ich liebe es, wenn du es mir so besorgst“, flüsterte ich.

Dann redeten wir nicht mehr, denn er schob sich hinunter und hob mein Nachthemd an. Sein Mund fand genau die Stelle, wo ich ihn haben wollte. Er leckte mich lange und ausdauernd, bis ich zitterte und aufschrie, und dann rutschte er zu mir herauf. Er füllte mich ganz aus, als er in mich glitt, und er fickte mich, bis wir beide mit lauten Schreien kamen, die sich wie Gebete anhörten.

Das Schrillen des Telefons unterbrach die postkoitale Trägheit, der wir erlegen waren. Die Sonntagsausgabe des Sandusky Register war auf unserem Bett ausgebreitet. Als James sich über mich lehnte, knisterte und raschelte die Zeitung. Er nahm den Telefonhörer von der Gabel. Ich nutzte die Gelegenheit und leckte über seine Haut, hielt ihn fest und knabberte leicht an ihm, sodass er sich mir lachend entwand, als er das Gespräch annahm.

„Das hier ist hoffentlich wichtig“, sagte er zu seinem Gesprächspartner statt einer Begrüßung.

Pause. Ich schaute ihn neugierig über die Lifestyle-Beilage an. Er grinste.

„Du verdammter Hurensohn!“ James richtete sich auf und lehnte sich an das Kopfteil unseres Betts. Die nackten Knie ragten aus den Decken. „Was machst du so? Wo zur Hölle treibst du dich herum?“

Ich versuchte, seinen Blick aufzufangen, aber die Unterhaltung nahm ihn völlig in Anspruch. James ist ein Schmetterling, er flattert von einem Mittelpunkt seines Interesses zum nächsten und schenkt jedem seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Es ist schmeichelhaft, wenn er sich auf dich konzentriert. Nicht so schön, wenn er seine Aufmerksamkeit auf andere richtet.

„Du glücklicher Hurensohn.“ James klang beinahe neidisch, und meine Neugier wurde nur noch mehr angestachelt. Normalerweise war James derjenige, den seine Kumpel beneideten, weil er immer die neusten technischen Spielereien hatte. „Ich dachte, du bist in Singapur.“

Da wusste ich, wer unsere sonntagnachmittägliche Müdigkeit gestört hatte. Es musste Alex Kennedy sein. Ich schaute wieder in die Zeitung und lauschte, während James redete. In der Zeitung stand nichts Interessantes. Ich machte mir nichts aus der neuen Sommermode oder aus den schönsten Cabrios des Jahres. Noch weniger interessierten mich politische Nachrichten oder Berichte über Einbruchserien. Ich überflog die einzelnen Artikel und entdeckte, dass ich meiner Zeit weit voraus gewesen war, als ich letztes Jahr unser Schlafzimmer in einem blassen Melonenton anstrich. Anscheinend war die Farbe in diesem Jahr angesagt.

Wenn man nur die eine Seite eines Gesprächs belauscht, dann ist das, als versuchte man, ein Puzzle zusammenzusetzen, ohne auf die Verpackung zu gucken. Ich hörte, wie James mit seinem besten Freund aus Highschool-Zeiten redete, ohne auch nur das Geringste zu verstehen. Es gab keinen Bezugsrahmen, an dem ich die einzelnen Gesprächsfetzen ausrichten konnte. Ich kannte meinen Mann so gut und wusste so viel über ihn, wie eine Person nur über die andere wissen konnte. Aber über Alex wusste ich nichts.

„Ja, ja. Klar hast du das. Hast du immer.“

Die heftige Bewunderung war wieder da, zusammen mit einem Eifer, der neu war für mich. Ich blickte zu James herüber. Sein Gesicht strahlte Fröhlichkeit aus. Und noch etwas. Etwas, das beinahe melancholisch wirkte. Auch wenn James sich stets auf seine eigenen Angelegenheiten konzentrierte und selten einen Blick über den Tellerrand warf, konnte er sich doch für das Glück eines anderen freuen. Er war allerdings selten beeindruckt. Oder eingeschüchtert. Jetzt sah ich bei ihm von beidem ein bisschen, und ich vergaß die Einfallslosigkeit einer melonenfarbenen Schlafzimmerwand, weil ich ihm so konzentriert zuhörte.

„Ach, komm schon, Mann, du könntest die verdammte Welt regieren, wenn du wolltest.“

Ich blinzelte. Der aufrichtige, beinahe bewundernde Tonfall war ebenso neu für mich wie der Ausdruck auf seinem Gesicht. Das war überraschend. Ein bisschen auch beunruhigend. So redete ein Mann mit einer Frau, der er seine Liebe gesteht, auch wenn er weiß, dass sie ihn danach keines Blickes mehr würdigen wird.

„Ja, hier auch.“ Lachen. Leise und irgendwie geheimnisvoll. Das war nicht sein übliches, schallendes Gelächter. „Verdammt noch eins, das ist großartig. Freut mich, das zu hören.“

Eine weitere Pause, während er lauschte. Ich beobachtete, wie seine Finger über die geschwungene, weiße Narbe rieben, die sich direkt über seinem Herzen befand. Abwesend zeichnete er die Linie nach, wieder und wieder. Ich hatte schon oft beobachtet, wie er das tat. Er rieb diese Narbe wie einen Glücksbringer, wenn er müde war oder ihn etwas aufregte oder ärgerte. Manchmal war es nur eine kurze, gedankenlose Bewegung, als wenn er einen Krümel von seinem Hemd schnippte. Dann gab es diese Momente wie diesen, da das Streicheln seiner Finger beinahe hypnotisch wurde. Es faszinierte mich, ihm dabei zuzusehen, wie seine Finger über die Narbe strichen, die manchmal wie ein Halbmond aussah, oder wie ein Biss oder ein Regenbogen.

James hob die Brauen. „Nein. Wirklich? Was haben die sich dabei gedacht? Das ist echt Scheiße, Alex. Richtige, verdammte Scheiße. Verdammt, das tut mir leid.“

Von Begeisterung zu Bedauern in einer halben Sekunde. Das war ebenfalls ungewöhnlich für meinen Ehemann, der sich zwar mühelos von einem Mittelpunkt zum nächsten bewegte, es jedoch immer schaffte, seine Gefühle stabil zu halten. Seine Sprache veränderte sich, während er redete. Ich bin weiß Gott nicht prüde, aber er sagte ziemlich oft „verdammt“.

Im nächsten Moment erhellte sich sein Gesicht. Er setzte sich auf, streckte die Knie durch. Das Strahlen seines Lächelns brach hinter den stürmischen Wolken hervor, die sein Gesicht zuvor so finster hatten wirken lassen.

„Ja? Richtig so! Verdammt noch mal! Du hast es geschafft, Mann, das ist verdammtnocheins fantastisch!“

Bei diesem Ausbruch konnte ich meine Überraschung nicht länger zurückhalten, aber James sah es nicht. Er hüpfte ein wenig auf dem Bett, sodass die Zeitung raschelte und die wenig beachteten Teile zu Boden rauschten.

„Wann? Großartig! Das ist … ja, ja! Natürlich! Das ist in Ordnung. Das wird klasse! Natürlich bin ich mir sicher!“ Sein Blick glitt zu mir, aber ich war sicher, dass er mich nicht wirklich sah. Seine Gedanken waren zu sehr mit dem beschäftigt, was drüben in Singapur passierte. „Ich kann’s kaum erwarten! Lass mich wissen, wann. Mach’s gut, wir sehen uns!“

Mit diesen Worten legte er auf und warf sich mit einem so breiten und lebhaften Grinsen gegen das Kopfteil, dass er fast ein bisschen wahnsinnig aussah. Ich wartete, dass er anfing zu reden, um die großen Neuigkeiten mit mir zu teilen, die ihn so sehr in Erregung versetzten. Ich wartete etwas länger, als ich erwartet hätte.

Gerade als ich kurz davor war, ihn zu fragen, drehte James sich zu mir um. Er küsste mich heftig, vergrub eine Hand in meinem Haar. Sein Mund drückte sich hart gegen meinen, und ich wimmerte.

„Rate mal!“ Er antwortete, bevor ich Zeit hatte, zu einer Erwiderung anzusetzen. „Alex’ Unternehmen wurde von einem größeren Konzern aufgekauft. Er ist jetzt wohl so ein verdammter Millionär.“

Was ich über Alex Kennedy wusste, passte auf ein Blatt Papier. Ich wusste, dass er in Übersee arbeitete, genauer in Asien, und dort schon gewesen war, bevor ich James kennenlernte. Er hatte nicht zu unserer Hochzeit kommen können, aber uns ein schönes Geschenk geschickt, das unglaublich teuer gewesen sein musste. Ich wusste, dass er seit der achten Klasse James’ bester Freund gewesen war und dass sie sich verkracht hatten, als beide einundzwanzig waren. Ich hatte immer das Gefühl, die Kluft zwischen ihnen sei danach nicht wieder vollständig überwunden worden, aber dann erinnerte ich mich, wie anders die Beziehungen zwischen Männern sind. Wenn James kaum mit seinem Freund sprach, hieß das nicht, dass sie einander nicht vergeben hatten, was auch immer sie damals auseinandergetrieben hatte.

„Wow, wirklich? Ein Millionär?“

James zuckte mit den Schultern. Seine Finger schlossen sich in meinem Haar zur Faust, ehe er mich losließ und sich wieder an das Kopfteil lehnte. „Der Typ ist ein verdammtes Genie, Anne. Das kannst du dir nicht vorstellen.“

Nein, ich konnte es mir nicht vorstellen. „Das sind ja dann gute Neuigkeiten. Für ihn.“

Sein Blick verfinsterte sich. Er fuhr sich mit der Hand durch das dunkle Haar, das bereits von ersten blonden Strähnen durchzogen war, obwohl der Sommer kaum begonnen hatte. „Ja, aber die Bastarde, die ihn aufgekauft haben, haben entschieden, dass er in dem Unternehmen nicht länger gebraucht wird. Er ist seinen Job los.“

„Braucht ein Millionär Arbeit?“

James’ Blick schien zu fragen, ob ich denn überhaupt nichts verstünde. „Nur weil man nicht arbeiten muss, heißt das nicht, dass man nicht arbeiten will. Wie auch immer, Alex hat die Nase voll von Singapur. Er kommt nach Hause.“

Seine Stimme wurde bei den letzten Worten immer leiser. Er klang beinahe schwermütig, aber der kurze Moment verflog. Dann sah er mich wieder grinsend an. „Ich habe ihn eingeladen, uns zu besuchen. Er hat gesagt, er wird für ein paar Wochen bleiben, während er sein nächstes Geschäft aufzieht.“

„Ein paar Wochen? Hier bei uns?“ Ich wollte nicht abweisend klingen, aber …

„Ja.“ James’ Lächeln war klein und geheimnisvoll, als gelte es nur ihm und nicht mir. „Das wird großartig. Du wirst Alex lieben, Süße, glaub mir.“

Er schaute mich an. Einen Moment lang war er ein Mann, den ich nicht kannte. Er streckte die Hand nach mir aus, verschlang unsere Finger miteinander, ehe er meine Hand an seine Lippen hob und meinen Handrücken küsste. Sein Mund liebkoste meine Haut, und er blickte zu mir auf. Seine Augen waren dunkel vor Aufregung.

Aber nicht meinetwegen.

Ich war Evelyn und Frank Kinneys einzige Schwiegertochter. Obwohl ich von der Familie anfänglich kühl empfangen wurde, als James und ich begannen, miteinander auszugehen, und auch noch, als wir uns verlobten, wurde ich wie eine Kinney behandelt, seit ich eine Kinney war. Evelyn und Frank hatten mich an ihre Brust gedrückt, und damit gehörte ich zum Kinney-Clan. Und wie man im Treibsand versinkt, war ich bald schon so integriert, dass ich kaum entkommen konnte.

Wir kamen alle gut miteinander aus, jedenfalls meistens. James’ Schwestern Margaret und Molly waren ein paar Jahre älter als wir. Sie waren beide verheiratet und hatten Kinder. Ich hatte mit ihnen außer unserem Geschlecht wenig gemeinsam, und obwohl sie sorgsam darauf bedacht waren, mich zu jedem Mädchenabend einzuladen, den sie mit ihrer Mutter machten, standen wir einander nicht sehr nahe. Was aber anscheinend keinen störte.

Natürlich merkte James nicht, wie oberflächlich meine Beziehung zu seiner Mutter und seinen Schwestern war. Für mich war das in Ordnung. Die ganze Fassade war für mich in Ordnung. Die schimmernde Oberfläche, die verhinderte, dass irgendjemand sah, was darunter verborgen lag. Die Untiefen und Wirbel der Wahrheit. Ich war einfach daran gewöhnt.

Und das wäre auch alles nicht so schlimm gewesen, wenn Mrs. Kinney nicht gewisse … Erwartungen hätte.

Wo wir hingingen. Was wir dort machten. Wie wir es machten und wie viel es kostete. Sie wollte alles wissen, aber sie war nicht damit zufrieden, sie wollte immer mehr.

Es brauchte ein paar Monate kühler Telefonate mit ihr, bevor ich begriff, dass, wenn James ihr die Einzelheiten nicht verriet, ich es tun musste. Da sie diejenige war, die ihn aufgezogen und ihm eingeredet hatte, dass die Welt sich nur um ihn drehte, dachte ich, es sei ihr eigener Fehler, wenn er nicht mitbekam, dass die Welt sich eigentlich um sie drehen sollte. Es machte James nichts aus, seine Mutter vor den Kopf zu stoßen. Aber mich störte es. James schüttelte die gelegentlichen Anfälle von Märtyrertum seiner Mutter ab, doch ich konnte dem aufgezwungenen Schweigen oder den schmallippig vorgebrachten Kommentaren über Respekt nichts entgegensetzen. Oder den Vergleichen mit Molly und Margaret, die nicht niesen konnten, ohne danach ihr Taschentuch Mrs. Kinney hinzuhalten, damit sie die Farbe des Schnodders beurteilte. James kümmerte es nicht. Mich dagegen belastete es. Mrs. Kinneys Erwartungen zu begegnen wurde zu einer weiteren Front, an der es meine Aufgabe war, für Frieden zu sorgen.

„Ich wünschte, deine Mutter würde aufhören, mich zu fragen, wann wir der Rasselbande einen neuen Spielkameraden verschaffen.“ Ich sagte das mit ruhiger Stimme, die Glas hätte zerbrechen können.

James blickte zu mir herüber, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße richtete, die ein später Frühlingsregen in eine Rutschbahn verwandelt hatte. „Wann hat sie das gesagt?“

Natürlich hatte er das nicht mitbekommen. James hatte schon vor langer Zeit die Kunst perfektioniert, seine Mutter auszublenden. Sie redete, er nickte. Sie war zufrieden. Er war vergesslich.

„Wann sagt sie das nicht?“ Ich kreuzte meine Arme vor der Brust und starrte durch die Schlieren aus Wasser, die vom Fahrtwind auf der Windschutzscheibe zu abstrakten Mustern verzerrt wurden.

Er war schweigsam, während wir heimfuhren. Ein bewundernswertes Talent. Er wusste, wann es besser war, still zu sein. Es war etwas, das auch seine Mutter ihm beigebracht haben könnte, dachte ich trotzig. Tränen kitzelten in meinem Hals, doch ich schluckte sie herunter.

„Sie meint das nicht so“, sagte er schließlich, als wir in unsere Einfahrt bogen. Der Wind wurde stärker, als wir uns dem See näherten, und die Kiefern in unserem Garten schlugen wütend mit ihren Ästen.

„Sie meint nie irgendwas so, wie sie’s sagt, das ist das Problem. Sie weiß genau, was sie sagt, und sie sagt es immer mit diesem kleinen, albernen Lachen, als ob sie einen Witz macht. Aber sie macht keine Witze.“

„Anne …“ James seufzte und drehte sich zu mir, nachdem er den Motor abgestellt hatte. Die Scheinwerfer verloschen und ich blinzelte, um mich an die Dunkelheit vor uns zu gewöhnen. Das Klopfen der Regentropfen auf das Autodach schien jetzt viel lauter, wo die hereinbrechende Nacht uns umfing. „Reg dich nicht so auf.“

Ich drehte mich im Sitz zu ihm um. „Sie fragt immer, James. Jedes Mal, wenn wir zusammen sind. Es wird nur langsam etwas langweilig, das ist alles.“

Seine Hand streichelte meine Schulter und glitt an meinem geflochtenen Zopf hinab. „Sie wünscht sich für uns eben Kinder – was ist daran falsch?“

Ich sagte nichts. James zog seine Hand zurück. Ich konnte ihn jetzt sehen, eine undeutliche Silhouette, die Augen blitzten in dem schwachen Licht auf, das von der anderen Seite des Wassers herüberschien. Der Cedar-Point-Vergnügungspark leuchtete noch immer, obwohl es regnete und die Autos in einer langen Reihe über die Chaussee davonbrausten.

„Beruhige dich, Anne. Mach doch nicht so eine große Sache daraus …“

Ich schnitt ihm das Wort ab und öffnete die Beifahrertür. Der kalte Regen fühlte sich auf meinen erhitzten Wangen gut an. Ich hielt mein Gesicht dem Regen entgegen, schloss meine Augen und stellte mir vor, die Nässe auf meinen Wangen sei nur der Regen. James stieg aus dem Wagen. Seine Hitze umarmte mich, ehe er seinen Arm um meine Schulter legte.

„Komm mit rein. Du wirst noch völlig durchnässt.“

Ich ließ mich von ihm ins Haus führen, aber ich redete nicht mit ihm, sondern ging direkt in unser Badezimmer und drehte das heiße Wasser in der Dusche auf. Ich hinterließ einen Kleiderhaufen auf dem Badezimmerboden, und als der Raum sich mit heißem Wasserdampf gefüllt hatte, stellte ich mich unter das Wasser, das den Regen ersetzte.

Dort fand er mich, den Kopf gesenkt, damit das heiße Wasser über meinen Nacken und meinen Rücken fließen und die Verspannungen lösen konnte. Ich hatte meinen Zopf gelöst, und mein Haar hing in nassen Strähnen über meine Brüste.

Meine Augen waren geschlossen, aber der kalte Luftzug, als er die Glastür öffnete, sagte mir, dass er da war. Sekunden später fühlte ich seine Arme um meinen Körper. James hielt mich an seine Brust gedrückt. Es dauerte nur Augenblicke, bis seine Haut sich vom Wasser aufheizte. Ich drückte mein Gesicht an seine Brust, die heiß und nass war, und ließ mich von ihm halten.

Eine Zeit lang sagten wir nichts, während das Wasser uns liebkoste. Seine Finger zeichneten mein Rückgrat nach, rauf und runter, so wie er manchmal seine Narbe entlangfuhr. Wasser lief zwischen meine Wange und seine Brust und drang brennend in mein Auge ein. Ich musste mich abwenden, um das Wasser abzuschütteln.

„Hey.“ James wartete, bis ich zu ihm aufblickte. „Reg dich deswegen doch nicht auf. Ich mag es nicht, wenn du dich aufregst.“

Ich wollte ihm erklären, dass es ja keine große Sache war, wenn ich mich einmal aufregte, aber ich blieb stumm. Ich erklärte ihm nicht, dass ein Lächeln schmerzhafter sein konnte als ein Schrei. „Sie macht mich nur so wütend.“

„Ich weiß.“

Seine Hand streichelte mein Haar. Nein, er wusste nichts. Ich bin mir nicht sicher, ob ein Mann überhaupt verstehen kann, wie die komplizierten Beziehungen zwischen Frauen funktionieren. Er wollte es auch nicht verstehen. Auch James bevorzugte die glatte Fassade.

„Dich fragt sie nie.“ Ich neigte den Kopf und blickte ihn an. Wasser spritzte und drang mir ins Auge. Ich blinzelte.

„Das könnte daran liegen, dass sie von mir keine Antwort erwartet.“ Er folgte mit einer Fingerspitze meiner Augenbraue. „Sie weiß, dass du diejenige bist, die die Verantwortung trägt.“

„Warum bin ich es, die Verantwortung trägt?“, wollte ich wissen, aber ich kannte die Antwort bereits.

Es war einfach für ihn, unschuldig zu tun. „Weil du darin so gut bist.“

Ich runzelte die Stirn und zog mich von ihm zurück, um nach dem Shampoo zu greifen. „Ich wünschte mir einfach, sie würde damit aufhören.“

„Dann sag ihr das.“

Ich seufzte und drehte mich zu ihm um. „Ja, natürlich. Das funktioniert ja auch so gut bei deiner Mutter, James. Sie ist so offen für Ratschläge jeder Art.“

Er zuckte mit den Schultern und streckte mir die Hand hin, damit ich ihm Shampoo auf die Handfläche gab. „Na ja, dann ist sie halt ein bisschen angefressen.“

Was ich wollte, war, dass er seiner Mutter sagte, sie solle sich zurückhalten. Doch ich wusste, das würde nicht passieren. Er war der Sohn, der nichts falsch machen konnte, und ihn kümmerte es nicht, ob er seine Eltern wütend machte. Es ging ihn nichts an. Also schluckte ich meinen Ärger herunter und konzentrierte mich darauf, meine Haare zu waschen. Ich wusste nur zu gut, dass ich unfähig war, es ihr zu sagen. Und das war allein meine Schuld. „Uns geht das heiße Wasser aus.“

Das Wasser wurde bereits lauwarm. Wir wuschen uns schnell, teilten das Duschgel und den Schwamm, während unsere Finger sich immer wieder berührten und mehr taten, als den anderen zu säubern. James drehte das Wasser ab und ich griff zwei dicke, flauschige Handtücher von dem Stapel, der im Wandschrank neben der Dusche lag. Das eine Handtuch gab ich ihm, aber bevor ich mich in mein Handtuch wickeln konnte, griff er nach meinem Handgelenk und zog mich an sich.

„Komm schon, Liebes. Sei nicht so verärgert.“

Es war schwer, ihm länger böse zu sein. James mochte sich vollkommen im Recht fühlen und sicher sein, nichts Falsches zu tun, aber gerade das machte es ihm möglich, mit seiner Zuneigung großzügig zu sein. Er trocknete mich behutsam ab, quetschte die Nässe aus dem langen Haar, streichelte mit dem Handtuch meinen Rücken, meine Schenkel, meine Kniekehlen. Zwischen meinen Beinen. Er kniete vor mir und hob meine Füße nacheinander hoch, um sie abzutrocknen. Als er das Handtuch beiseitelegte, hatte sich mein Herzschlag bereits beschleunigt. Ich erwartete fast, dass meine von der Hitze des Wassers gerötete Haut leise dampfte. James legte seine Hände auf meine Hüften und zog mich sanft näher.

Als er das kleine Dreieck krausen Haars zwischen meinen Beinen küsste, entrang sich mir ein Seufzen. Er hielt mich dicht an sich gedrückt, seine Hände glitten zu meinen Hinterbacken und hielten mich fest, während seine Zunge hervorschnellte und meine Klitoris leckte. Ein, zwei kleine Zungenbewegungen und ich biss mir auf die Lippen, um ein Stöhnen zu unterdrücken.

Ich blickte hinunter auf seinen knienden Körper. Unter der Haut seiner Oberschenkel, auf denen sich das dunkle Haar kräuselte, zeichneten sich die Muskeln ab. Die dicken Locken seines Schamhaars, die seinen erigierten Penis umgaben, bildeten einen starken Kontrast zu den weichen Linien seines nahezu haarlosen Hinterns und seiner Brust. Nur auf dem Bauch kräuselten sich ein paar dunklere Haare. Seine Zunge streichelte mich, seine Lippen liebkosten mich. Sein Atem reizte mich.

Jede Frau, die nicht die Macht spürt, die sie ausübt, wenn ein Mann vor ihr kniet, um ihre Muschi anzubeten, muss sich selbst belügen. Ich legte meine Hand auf James’ Hinterkopf. Mit eifriger Gewandtheit bearbeitete sein Mund mein Fleisch und brachte mich dazu, ihm meine Hüften entgegenzuheben. Seine Hände massierten meinen Hintern, malten Kreise auf die Haut, die ich mit dem Kreisen meines Beckens beantwortete.

Als meine Knie weich wurden, benutzte er seine Hände, um mich halb umzudrehen, damit ich mich auf den Rand der auf Klauenfüßen stehenden Badewanne stützen konnte. Fast hätte ich erwartet, dass das kalte Metall zischte, als meine Haut es berührte. Der Badewannenrand grub sich unbequem in meinen Hintern, aber als James noch immer kniend meine Beine weiter spreizte und mit seinem Mund in meine Muschi tauchte, kümmerte ich mich um nichts anderes als unsere Lust.

Er seufzte unter seinem schnellen Atem, als er einen Finger in mich hineinschob. Ich stöhnte, als sich ein zweiter Finger zum ersten gesellte. James war ein Liebhaber mit einer langsamen Hand. Er berührte mich ganz ruhig.

Ich hatte nicht immer gewusst, wie ich auf ihn eingehen sollte. Seine langsamen und lässigen Liebkosungen schlugen anfangs bei mir fehl. Ich hatte nichts anderes erwartet. Ich ging mit James ins Bett, weil wir seit ein paar Monaten ausgingen und weil er es erwartete. Und weil ich ihn nicht enttäuschen wollte. Ich ging nicht mit ihm ins Bett, weil ich dachte, er könnte mich dazu bringen, zu kommen.

Nun leckte er mich langsam, während er sich in mir bewegte. Die Finger waren leicht gekrümmt, um die kleine, raue Erhebung meines G-Punkts zu streicheln. Ich griff nach der Badewanne, drückte den Rücken durch und spreizte die Schenkel so weit es ging. Es tat weh, aber das kümmerte mich nicht. Später würden meine Finger steif sein und wehtun, weil ich mich an den Wannenrand klammerte, und mein Po wäre durch einen roten Abdruck zweigeteilt, wo ich auf dem Metallrand der Wanne saß. Aber jetzt, mit James zwischen meinen Beinen, übernahm die Leidenschaft alles andere.

Als wir das erste Mal ins Bett gingen, fragte er mich nicht, ob ich gekommen wäre. Auch beim zweiten oder dritten Mal nicht. Zwei Monate später, diesmal im Bett eines Hotelzimmers, das wir fürs Wochenende gemietet hatten, ohne irgendwem zu erzählen, wo wir waren, machte er eine Pause beim Küssen und legte die Hand auf meine Mitte.

„Was möchtest du, dass ich mit dir tue?“ Er sprach die Frage leise, aber bestimmt aus, ohne Prahlerei.

Ich war mit Jungs zusammen gewesen, die glaubten, es würde reichen, mich einen Moment zu befingern, um mich zur Ekstase zu bringen. Mit ihnen ins Bett zu gehen hatte mir nichts bedeutet. Sie hatten mich nicht berührt. Lust vorzutäuschen wurde für mich zu der schillernden Fassade meines Sexlebens. Es wurde dadurch für mich einfacher, die Beziehung mit ihnen zu beenden und ihnen dennoch das Gefühl zu geben, die Trennung sei ihre Idee gewesen.

James meinte die Frage ernst. Er hatte verstanden, dass das, was er bisher mit mir gemacht hatte, für mich nicht funktionierte, obwohl ich es ihm nie sagte. Er streichelte sanft meine Vagina und die Klitoris, kitzelte mich. Er blickte hinab in meine Augen.

„Was muss ich tun, um dich kommen zu lassen?“

Ich hätte lächeln und gurren können, hätte ihm erzählen können, dass er perfekt im Bett war. Der beste Liebhaber, den ich je hatte. Ich hätte ihn anlügen können und einen Monat später hätte ich einen Grund gefunden, ihn glauben zu lassen, dass er mich nicht länger sehen wollte. Ich war mir später nie sicher, warum ich es in dem Moment nicht tat, warum ich in James’ markante Augen blickte und stattdessen sagte: „Ich weiß es nicht.“

Auch das war eine Lüge, aber eine ehrlichere Unehrlichkeit, als wenn ich ihm erzählt hätte, dass er alles richtig machte. Ich öffnete meinen Mund für seinen Kuss, aber James küsste mich nicht. Er sah mich nachdenklich an, während seine Hand in langsamen Kreisen meine Schenkel und meinen Bauch liebkoste und immer wieder hinab zu meiner Klitoris glitt, um sie zu streicheln.

„Ich liebe dich, Anne“, sagte er dann. Es war das erste Mal, dass er es sagte, auch wenn er nicht der erste Junge war, der es mir sagte. „Ich will dich glücklich machen. Lass es zu, dass ich dich glücklich mache.“

Ich war nicht überzeugt, ob ich das zulassen konnte, aber ich lächelte. Und er lächelte. Beugte sich über mich, küsste mich. Seine Lippen so flüsterweich auf meinen. Seine Hand blieb in Bewegung, leicht und langsam.

James verbrachte eine Stunde damit, mich zu lecken, zu küssen und zu streicheln. Ich leistete keinen Widerstand, ich protestierte nicht, sondern war zufrieden, ihn das tun zu lassen, was er wollte. Bis mein Körper schließlich nicht länger widerstehen konnte und die Leidenschaft mich überraschend doch noch überrollte.

Ich weinte beim ersten Mal. Nicht aus Kummer. Sondern völlig befreit. Erleichtert. James hatte mir einen Orgasmus geschenkt, aber ich hatte mich nicht in ihm verloren. Ich wusste noch immer, wer ich war. Ich konnte sagen, dass ich ihn liebte, und meinte es so. Es zehrte mich nicht auf. Ich musste keine Angst haben, mich in ihm zu verlieren.

Jetzt schob James mich vor sich zurecht, ohne dass sein Mund nur einen Augenblick von meinem Fleisch ließ. Die Atempause brachte mich zum Stöhnen, denn die Lust war noch intensiver, als seine Zunge wieder gegen mich schnellte. Seine Finger bewegten sich in mir. Ich wollte mehr. Seine andere Hand schloss sich um seinen Schwanz und bewegte sich auf und ab.

„Ich kann spüren, wie nah du bist.“ Seine Stimme war heiser und ein bisschen gedämpft, weil er den Mund an mich drückte. „Ich will dich kommen spüren.“

Ich hätte in diesem Moment kommen können, wenn er mich weitergeleckt hätte. Aber ich war gierig. „Ich will dich in mir spüren.“

„Steh auf. Dreh dich um.“

Ich gehorchte. Es hatte eine Zeit lang gedauert, bis ich lernte, wie ich auf James eingehen sollte, aber seit damals hatte er auch vieles über mich gelernt. Grob griffen seine Hände nach meinen Hüften und ich klammerte mich an die Badewanne und beugte mich vor. Ich bot mich ihm an.

James glitt mit einer fließenden Bewegung ganz in mich hinein. Ein Schrei blieb mir im Halse stecken. Er bewegte sich, stieß mit langsamer und konzentrierter Präzision in mich. Meine Vagina fühlte sich geschwollen an und umschloss seine Erektion, hielt ihn ganz umfasst. Von meiner Klitoris aus breitete sich ein lustvolles Kribbeln aus und raste über meinen Bauch und meine Beine bis in die Zehen, die sich auf der Badematte krümmten.

Mein Orgasmus schwebte in der Luft und wartete auf den richtigen Moment, über mir zusammenzubrechen. Ich hielt den Atem an. Dann schob ich mich gegen ihn, und das nasse Klatschen meines Hinterns an seinem Bauch ließ mich stöhnen. Mein Haar hing an beiden Seiten meines Gesichts herab. Ich schloss die Augen vor dem ablenkenden Bild der Spinne, die auf dem Boden der Wanne Harakiri begangen hatte.

James’ Hände umfassten meine Hüften härter. Seine Fingerspitzen stießen auf die Härte meiner Hüftknochen, die Daumen sanken in das weiche Fleisch. Sein Schwanz füllte mich ganz aus. Ich schob eine Hand hinunter, um einen Finger an meiner geschwollenen Klitoris zu reiben und konnte das leise Stöhnen nicht unterdrücken, das unkontrolliert über meine Lippen drang.

Das Telefon klingelte.

Ich riss die Augen auf. Augenblicklich verloren wir unseren Rhythmus. Sein Schwanz stieß schmerzhaft gegen meinen Gebärmutterhals. Ein stechender Schmerz ließ mich nach Luft schnappen, ehe wir wieder zueinanderfanden. Erneut klingelte das Telefon, eine schrille Ablenkung, die meine Konzentration störte und mich aus dem Takt brachte.

„Bin gleich da, Liebes“, murmelte James und nahm den Rhythmus wieder auf.

Ein erneutes Klingeln. Ich spannte mich an, aber James brachte mich zu ihm zurück, indem er die Hand auf meine Schulter legte. Seine Finger zerrten an mir, griffen an meinen Hals und pressten sich auf meinen Pulsschlag. Seine andere Hand glitt nach vorne und ersetzte meine. Gnadenlos rieb er meine Klit. Brachte mich näher.

Der Anrufbeantworter sprang an. Ich wollte nicht zuhören, schwebte auf dem schmalen Grat und schloss die Augen. Senkte den Kopf. Umfasste den Badewannenrand und stieß meinen Hintern gegen ihn, öffnete mich ihm ganz.

„Jamie“, sagte eine Stimme, die klang wie süß tropfendes Karamell. „Sorry, dass ich so spät anrufe, alter Junge, aber ich hab wohl meine Uhr verloren. Keine Ahnung, wie spät es ist.“

Ich ließ den Atem langsam aus, den ich angehalten hatte. James grunzte und stieß härter. Ich holte erneut Luft und kämpfte gegen die Benommenheit an. Meine Klit pulsierte unter seiner Fingerspitze.

„Wie auch immer, wollte bloß durchrufen und dich wissen lassen, wann ich komme und euch aufmische.“ Lachen, das ein Geheimnis barg, perlte aus dem Lautsprecher. Der Besitzer dieses Lachens klang betrunken oder high, vielleicht auch einfach erschöpft. Seine Stimme war tief und voll und ein wenig gelangweilt. Er hörte sich nach Sex an. „Ich mach mich jetzt auf den Weg, alter Junge, werde noch ein paar Abstecher machen, ehe ich meine Zelte abbreche. Ruf mich an, Bruder, die Nummer kennst du.“

Hinter mir stöhnte James leise. Seine Finger krallten sich in meinen Po und schickten mich im freien Fall über den Höhepunkt hinweg, der so heftig war, dass helle Farben hinter meinen geschlossenen Lidern explodierten.

„Und, Jamie“, sagte die Stimme, senkte sich und flüsterte, als teilte sie uns ein Geheimnis mit. „Es wird großartig, dich wiederzusehen. Lieb dich, Bruder. Bis dann.“

James schrie. Ich zitterte. Wir kamen gleichzeitig, sagten nichts, sondern lauschten Alex Kennedy, der auf der anderen Seite der Welt mit uns sprach.

2. KAPITEL

„Sie kommt zu spät.“ Meine Schwester Patricia rümpfte die Nase, während sie die Speisekarte las. „Lasst uns nicht auf sie warten.“

Meine andere Schwester Mary blickte von der Textnachricht auf, die sie auf ihrem Handy beantwortete. „Pats, sie ist noch nicht zu spät. Entspann dich.“

Patricia und ich wechselten einen Blick. Wir stehen uns im Alter am nächsten. Manchmal fühlt es sich so an, als gäbe es in unserer Familie zwei Sätze Töchter, die ein ganzes Jahrzehnt trennt und nicht die vier Jahre, die zwischen Patricia und Mary liegen. Zwei weitere Jahre liegen zwischen Mary und unserer jüngsten Schwester Claire. Ich bin nicht alt genug, um Claires Mutter zu sein, aber es gibt wirklich Zeiten, da fühle ich mich so.

„Gib ihr noch ein paar Minuten“, riet ich Patricia. „Kann schon sein, dass sie zu spät kommt, aber wir können doch noch ein paar Minuten warten, oder?“

Patricia blickte mich versteinert an und konzentrierte sich wieder auf die Speisekarte. Ich machte mir nicht mehr aus Claires Unpünktlichkeit als meine Schwester, aber Patricias Verhalten überraschte mich. Sie konnte starrsinnig und herrisch sein, aber sie war normalerweise nicht böse.

Mit einem Klicken schloss Mary ihr Telefon und griff nach dem Krug mit Orangensaft. „Wessen Idee war es denn, sich zum Frühstücken zu treffen? Ich meine, Leute … ihr wisst, dass sie nicht vor Mittag aufsteht, wenn es sich vermeiden lässt.“

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