Hôtel du Nord - Eugène Dabit - E-Book

Hôtel du Nord E-Book

Eugène Dabit

4,9
14,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Das Hôtel du Nord, ein sogenanntes Wohnhotel, liegt jenseits der großen Boulevards am Quai de Jemmapes im 10. Arrondissement von Paris. Emile und Louise Lecouvreur haben es gepachtet. "Eine Zigarette im Mundwinkel, schlendert Lecouvreur durchs Viertel ... Immer der gleiche Spazierweg, gemächlich, beruhigend. Die Kulisse von Fabriken, Werkstätten, Fußgängerbrücken, Kippkarren, die beladen werden, dieser ganze Betrieb am Kanal stimmt Lecouvreur fröhlich." Eugène Dabit kennt das Milieu: 1923 übernehmen seine Eltern das Hôtel du Nord, er selber hilft oft als Nachtwächter aus. Die Geschichten seiner einfachen Bewohner faszinieren ihn. Der Roman endet mit dem Abriss des Hotels - im wahren Leben ist es zum Glück anders: Das Hôtel du Nord steht noch heute und ist nicht zuletzt durch Marcel Carnés Verfilmung des Romans zu einer Kultstätte geworden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 235

Bewertungen
4,9 (18 Bewertungen)
17
1
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

[Cover]

Titel

Zitat

Widmung

I. Kapitel

II. Kapitel

III. Kapitel

IV. Kapitel

V. Kapitel

VI. Kapitel

VII. Kapitel

VIII. Kapitel

IX. Kapitel

X. Kapitel

XI. Kapitel

XII. Kapitel

XIII. Kapitel

XIV. Kapitel

XV. Kapitel

XVI. Kapitel

XVII. Kapitel

XVIII. Kapitel

XIX. Kapitel

XX. Kapitel

XXI. Kapitel

XXII. Kapitel

XXIII. Kapitel

XXIV. Kapitel

XXV. Kapitel

XXVI. Kapitel

XXVII. Kapitel

XXVIII. Kapitel

XXIX. Kapitel

XXX. Kapitel

XXXI. Kapitel

XXXII. Kapitel

XXXIII. Kapitel

XXXIV. Kapitel

XXXV. Kapitel

Nachwort

Autorenporträt

Übersetzerporträt

Über das Buch

Impressum

»Nunmehr ist uns nicht einmal die Hässlichkeit anzusehen. Keiner von uns, der besonders wäre, unverwechselbar. An uns ist nichts, das die Blicke auf sich zieht, die Aufmerksamkeit und die Liebe weckt. Nicht einmal originell sind wir. Wir sind weder liebenswert noch rührend. Jeder von uns gäbe einen schlechten Romanhelden ab. Er ist unbedeutend, und unbedeutend ist sein Leben. Es entrinnt niemals dem Prinzip gewöhnliches Elend.«

Jean Guéhenno (Caliban spricht)

Für Doktor G.-H. Moll van Charante

I

Emile Lecouvreur zog seine Uhr hervor, sie stand auf zwanzig nach zwei. Monsieur Mercier, ein Immobilienmakler, hatte ihn für genau zwei Uhr zum Quai de Jemmapes bestellt, in die Nähe des Schleusenwärterhäuschens. Er suchte in Gedanken nach einer Entschuldigung für diese Verspätung und sagte zu seiner Frau und seinem Sohn, die langsam ungeduldig wurden:

– Der Typ versteht sich aufs Geschäft, dem können wir vertrauen.

Voller Begehrlichkeit sah er zum Hôtel du Nord, das auf der anderen Straßenseite lag.

Louise Lecouvreur schlug vor:

– Wir könnten doch schon hineingehen. Wir sagen den Goutays, dass wir die Käufer sind. In der Zwischenzeit ist Monsieur Mercier vielleicht da.

– Da kommt er doch schon!, rief Lecouvreur. Er zupfte an seinen Ärmeln und fasste unbeholfen nach seiner Mütze. Er wusste, dies war ein entscheidender Moment in seinem Leben. Er war ergriffen von der Bedeutung der Person, die da auf ihn zukam.

Monsieur Mercier hatte keinerlei Mühe, seine Verspätung zu erklären. Er schob sie auf eine Zweitversteigerung, die durch eine Hypothekenlöschung, eine Purge, erschwert worden war. Lecouvreur nickte ernst. Muss sich wohl um eine Krankheit handeln, dachte er.

Sie überquerten die Straße, Monsieur Mercier zusammen mit Lecouvreur, dahinter Louise mit ihrem Sohn Maurice. Monsieur Mercier öffnete die Tür zum Hotel, förmlich führte er Louise Lecouvreur hinein, die mit glühenden Wangen ihrem Mann folgte.

Philippe Goutay putzte am Tresen Gläser.

Man stellte einander vor. Madame Goutay erschien auf der Schwelle zur Küche. Sie entschuldigte sich für ihren Aufzug, wie eine Spülmagd sähe sie aus.

– Ich war gerade beim Abwasch. Ich binde bloß rasch eine andere Schürze um, dann komme ich mit.

Die Besichtigung des Hotels begann. Über eine schmale, steile Treppe, die auf halber Höhe abbog, um einem Fenster Platz zu machen, gelangte man in den ersten Stock. Auf den Treppenabsatz folgte ein Flur, von dem die Zimmer abgingen. Das Licht kam von einem kleinen Innenhof, den die Gruppe über einen Steg passierte, dahinter lag der Flur im Dunkel.

Lecouvreur fand das bedenklich:

– Sagen Sie mal … das ist ja wie in einem Tunnel hier.

Alles war stockfinster, unmöglich, an den Türen die Zimmernummern zu erkennen. Monsieur Goutay wies darauf hin, dass es im Februar schnell dunkel werde. Im Sommer sei es im Flur strahlend hell. Stolz fügte er hinzu:

– Außerdem haben wir hier überall elektrisches Licht …, und nach einer Pause: sogar auf dem Klo.

Die Besucher liefen hintereinander. Die Türen, in einem Abstand von zwei Metern, wirkten in der Dunkelheit wie Flecken von noch dichterem Schwarz. Lecouvreur zählte dreizehn, alle zu seiner Linken. Nachdem sie das Stockwerk besichtigt hatten, gingen sie wieder zurück und stiegen hinauf ins zweite. Nun bat Louise Lecouvreur, die Zimmer sehen zu dürfen.

Madame Goutay antwortete spitz:

– Aber sicher, Madame, sicher. Wir haben nichts zu verbergen … Philippe, hast du die Schlüssel?

Aufs Geratewohl, so schien es, öffnete Monsieur Goutay eine Tür. Das Zimmer war so klein, dass darin nur ein einziger Besucher Platz fand. Also gingen sie alle sechs nacheinander hinein. Louise Lecouvreur blieb einen Moment länger drin. Ein trübes Licht hing zwischen den zerschlissenen Vorhängen, die ausgeblichene Blümchentapete ließ die Wände trostlos wirken, das Bett stand eingezwängt zwischen einem hellen Holzschrank und dem Waschtisch, in der Ecke lag neben dem Toiletteneimer ein Paar alter Schuhe. Die Enge, die Ärmlichkeit, der Geruch dieses Ortes, das alles sorgte für Unbehagen. Louise Lecouvreur drehte sich um. Ihre Begleiter waren verschwunden. Sie hörte, wie sie sich im Flur unterhielten, vermutlich besichtigten sie andere Zimmer. Ihr genügte dieses hier vollauf.

Emile Lecouvreur wunderte sich nicht über diese Dürftigkeit. Im Krieg hatte er schon ganz anderes mitgemacht, all die Nächte in den Scheunen, in der »Herberge zum hellen Stern«, wie er es scherzhaft nannte. Außerdem musste man den Preis für die Zimmer bedenken: Konnte man in dieser Kategorie überhaupt Besseres erwarten? Im Übrigen bewies der Schmutz überall, dass die Mieter sich um Sauberkeit wenig scherten. Der mangelnde Komfort dürfte sie also kaum stören. Und wozu waren die Zimmer schließlich da? Doch nur zum Schlafen.

– Sie werden sich dran gewöhnen, meinte Monsieur Goutay. Man darf nichts Unmögliches verlangen. Bei den Fabriken hier im Viertel besteht Ihre Kundschaft vor allem aus Arbeitern, alles anständige Leute, die pünktlich zahlen. Geben Sie bloß nie Kredit, das ist der Tod in unserm Geschäft … Von außen macht das Haus nicht sonderlich viel her, klar … bräuchte mal einen ordentlichen Anstrich. Aber was solls, heutzutage können sich bloß die Stundenhotels einen Verputz leisten …

Er verstummte kurz und meinte:

– Das hier ist kein Stundenhotel …

Einstimmig sagten die Lecouvreurs:

– Selbstverständlich wollen wir kein Stundenhotel …

Monsieur Goutay pflichtete ihnen bei:

– Für diese Herrschaften gilt das Gleiche wie für uns. Denken Sie dran, wenn Sie mit solchen Frauen arbeiten, was man sich für Scherereien einhandelt, schon bei der kleinsten Kleinigkeit wühlt die Polizei in Ihren Papieren! So was läuft hier nicht! Die Arbeiter, ein paar junge Mädchen und im dritten Stock die Eheleute, natürlich ohne Bälger, das ist beinahe wie eine richtige Familie … Ach, fast hätte ichs vergessen, es gibt auch alte Mieter, die ihre letzten Tage hier im Hotel verbringen. Er senkte die Stimme:

– Saubande, eine verdammte Kundschaft, der man die Miete nicht erhöhen kann.

Die Gruppe gelangte in den dritten Stock. Ein Glasdach ließ großzügig Tageslicht herein. Auf diesem Absatz hatte man einen Wasseranschluss und die Toiletten installiert. Der Flur war recht hell. Bei den Geräuschen, die die Besucher machten, öffneten sich hier und da Türen einen Spalt weit.

– Die Eheleute! erklärte Madame Goutay.

Lecouvreur folgte Monsieur Goutay auf den Dachboden, der als Abstellraum diente. Die beiden Männer inspizierten die Kammern und hievten sich aufs Dach. Von hier aus sah man den Quai de Jemmapes und den Quai de Valmy, die durch eine schmale Fußgängerbrücke verbunden waren. Mit Sand beladene Wagen fuhren am Ufer entlang. Auf dem Kanal glitten Lastkähne dahin, gemächlich und massig wie Vieh.

Lecouvreur, den solche Dinge für gewöhnlich kaltließen, rief begeistert:

– Ah! Was für eine Aussicht! Sie haben wirklich eine schöne Lage …!

Dann fügte er hinzu:

– Ich bin eingefleischter Pariser, aber diese Ecke hier kannte ich nicht! Das ist ja wie am Meer hier.

Er war neben einem Schornstein stehen geblieben und dachte nach. Über seine Stirn lief eine Falte, die seinem Gesicht und den kleinen neugierigen Augen etwas Ernsthaftes verlieh. Rauchschwaden stiegen in den Abend, über dem Faubourg du Temple bedeckten dichte Wolken den Himmel. Der Lärm von Paris drang wie eine Art Aufforderung von überall herauf. Plötzlich war er fest entschlossen: Sie mussten das Hotel um jeden Preis kaufen.

– Kommen Sie mit nach unten, dann zeige ich Ihnen die Wohnräume, sagte Monsieur Goutay zu ihm.

Da aber überkam ihn Müdigkeit. Am Fuß der Treppe spürte er, wie ihm ein unerklärliches Gefühl die Kehle zuschnürte. Etwas Unfassliches fuhr ihm durchs Herz, der Gedanke an bevorstehende Abschiede, an das, was er zurückließ, und angesichts dieses noch fremden Ortes eine Mischung aus Hilflosigkeit und Zuversicht, eine Ahnung von Gefahr und Abenteuer, die so stark war, dass es ihm den Atem nahm. Nein, er hatte beim besten Willen nicht mehr die Kraft, das Haus noch länger zu besichtigen. Außerdem wurde es schon Abend, die Hotelgäste kamen langsam heim. Besser, man weckte ihre Neugierde nicht, solange noch nicht alle Vereinbarungen getroffen waren.

Er versprach dem Makler, ihm am nächsten Tag seine Entscheidung mitzuteilen. Und er war froh, sich an den Tresen lehnen zu können, als Monsieur Goutay ihm eine kleine Erfrischung anbot.

II

Auf dem Nachhauseweg sprechen die Lecouvreurs über die Ereignisse des Tages.

– Wirklich Bauern, diese Goutays, sagt Louise. In puncto Unordnung stehen sie ihren Mietern in nichts nach. Ich wette, sie verbringt ihre Zeit damit, mit den Gästen Karten zu spielen. Hast du ihren Haushalt gesehen? Der Abfalleimer mitten in der Küche! Und die Farbe des Gläsertuchs auf dem Tresen – da vergeht einem doch jede Lust, was zu trinken! Die Zimmer sind auch mächtig runter, aber mit einem ordentlichen Putzmittel und etwas Geschmack ließe sich was Hübsches draus machen. Und weißt du was? Madame Goutay trinkt! Die war völlig verkatert, nicht zu fassen!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!