How to Slay a Demon Lord and get away with it - Devi Letalis - E-Book
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How to Slay a Demon Lord and get away with it E-Book

Devi Letalis

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Beschreibung

Damien steht am Rande des Abgrunds. Er kämpft mit der Bürde seines kürzlichen Verlustes und ist hin- und hergerissen zwischen seiner Schuld gegenüber Lariza und seiner Verantwortung als Anführer von Lamia Vult. Gerade als er denkt, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann, sammelt sich ein wütender Mob vor ihren Toren, der den Kult für mysteriöse Träume verantwortlich macht, die nicht nur die Mitglieder von Lamia Vult, sondern auch die Bürger der Stadt plagen. Und als ob das nicht schon genug wäre, wird Damien das Gefühl nicht los, dass Damnatio in den Schatten lauert und auf den perfekten Moment wartet, um zuzuschlagen. Angesichts des Drucks der Polizei und der Zweifel seiner Verbündeten an seinen Führungsqualitäten muss sich Damien seinen Dämonen stellen – im wahrsten Sinne des Wortes – und hoffen, dass er sich selbst retten kann, bevor alles aus den Fugen gerät. Wird er den Albtraum überstehen, oder verliert er sich selbst darin? In diesem mitreißenden Dark Urban Fantasy-Thriller geht es um weit mehr als bloßes Überleben. Damien steht vor der existenziellen Frage, wer er wirklich ist, und muss entscheiden, wo seine Loyalität liegt: soll er seiner Menschlichkeit oder dem verführerischen Ruf seines dämonischen Erbes folgen? Diese Entscheidung wird nicht nur seine Zukunft bestimmen, sondern auch das Schicksal all derer, die ihm wichtig sind.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Contents
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Noch nicht genug Dämonen, Dunkelheit und Chaos?
Danksagung
Impressum
Copyright © 2025 Sophie Ivanka
All rights reserved
The characters and events portrayed in this book are fictitious. Any similarity to real persons, living or dead, is coincidental and not intended by the author.No part of this book may be reproduced, or stored in a retrieval system, or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, or otherwise, without express written permission of the publisher.Cover Design by: Devi Letalis & Manufaktur WestCostume and Model: Devi LetalisDevi Letalis neither uses nor supports the use of AI in artsAll illustrations by Devi LetalisSophie IvankaWiener [email protected]
Für die, die kühn die Wahrheit suchen,Du hältst nun das dunkelste und intensivste Kapitel der Inferno’s Forbidden Archives in deinen Händen. Diese Geschichte ist nichts für schwache Nerven, und während du ihre Seiten durchschreitest, wirst du vielleicht feststellen, dass der einzig wirklich hilfreiche Leitfaden hier nicht eine Aussprachehilfe, sondern das DSM-5 ist.Detaillierte Triggerwarnungen findest du auf der Rückseite des Buches. Betrachte dies als deine letzte Warnung: Diese Erzählung führt dich in die tiefsten Schatten. Wenn du bereit bist, die Dunkelheit zu akzeptieren, schlag die nächste Seite auf und beginne.Mit tiefstem Dank an meinen dämonischen Hofstaat:An meinen vertrauten Vertrauten, Herrn Schwefel, eine Striga, die seit unzähligen Jahren an meiner Seite steht; an eine Dämonin, deren außergewöhnliche magische Begabung die faszinierendsten visuellen Illusionen erschafft; an die betörenden Wesen aus anderen Reichen; und an all die anderen treuen Mitglieder, die die Hegemonie meines Clans aufrechterhalten.Mit euch allen wäre selbst die Verbannung in eine andere Dimension durchaus erträglich.Meine Verdammung gilt dem Imp namens Oster und seinem weitverbreiteten Syndrom.
Kapitel 1
Ein Blitz zerriss die Dunkelheit und enthüllte für einen Moment die Gestalt, die trotz des Gewitters ohne große Hast zum Eingangstor des Anwesens schritt. Sie war bereits komplett durchnässt und die wenigen Minuten machten keinen Unterschied mehr. Als sie die Handvoll breite Stufen erreichte, die zum Portal hochführten, an dem ein auffälliges Wappen prangte, zögerte sie einen Moment und hob den Kopf, um das alte Gebäude genauer in Augenschein zu nehmen. Seine Glanzzeiten lagen schon lange zurück, doch es hatte Charakter und war sicher gemütlicher als alles, wo sie in letzter Zeit die Nächte verbracht hatte. Sie erkannte, dass trotz der fortgeschrittenen Stunde hinter einigen der hohen Fenster noch Licht brannte und hob die Hand, um anzuklopfen.
Es dauerte ein wenig, ehe sie hören konnte, wie ein schwerer Riegel zurückgeschoben wurde und eine Tür, die ins Portal eingelassen worden war, aufschwang. Sie nahm einen tiefen Atemzug und trat ein. Wasser tropfte von der Kapuze ihrer Jacke und hinterließ ein glitzerndes Muster auf dem abgewetzten, dunklen Parkett. Mit einer nachlässigen Handbewegung zog sie die Kapuze zurück und enthüllte den Blick auf kurzgeschnittenes Haar von ausgewaschenem Magenta. 
Schüchtern musterte sie den hochgewachsenen Mann, der ihr geöffnet hatte. Trotz des harten Zugs, der sich um seinen Mund spannte, wirkte er nicht unfreundlich. Und er schien zum Glück nicht verärgert zu sein, dass sie ihm mitten in der Nacht noch Umstände machte. 
„Es tut mir leid, dass ich so spät komme. Mein Zug hatte ein Problem und ich habe meinen Anschluss verpasst. Ich hatte kein Geld für ein Taxi und musste den Rest des Weges zu Fuß …“ Sie unterbrach sich, als sie das schiefe Lächeln auf seinem Gesicht wahrnahm. 
„Und all das ausgerechnet bei diesem Wetter, sodass du jetzt den ganzen Boden voll tropfst.“ Er strich sich sein wirres, silbernes Haar hinter die Ohren zurück und sie erhaschte einen Blick auf ein paar Piercings und die Ausläufer eines Tattoos, das unter seinem Hemdkragen hervorblitzte. Er warf einen Blick nach draußen, ein flüchtiges Lächeln über sein Gesicht huschend, als er eine getigerte Katze erblickte, die schnell auf ihn zulief und Zuflucht im trockenen Haus suchte. Irgendwie hatte das Tier es geschafft, weniger durchnässt als sie selbst zu sein. 
Langsam schloss der Mann die Tür, drehte den Schlüssel im Schloss. Das Geräusch, mit dem er den schweren Riegel vorlegte, hatte ein Gefühl von Finalität und die junge Frau wurde kurz nervös. Ihre Augen suchten die Katze, die auf den breiten Stufen zu sitzen gekommen war und sich gelassen putzte, direkt unter einem eindrucksvollen, alt aussehenden Gemälde in einem protzigen Rahmen. Ihr Blick wanderte langsam weiter, über ihre Schulter zum Fenster hinter sich. Das Gewitter hatte kaum an Intensität abgenommen. Erst als sie sich wieder umwandte, durchschaute sie anhand des schelmischen Funkelns in seinen eisgrauen Augen, dass er ihr nicht ernsthaft Vorwürfe machte. 
„Ich bin Damien.“ Ausdruckslos musterte er ihre abgerissene Gestalt. „Gib mir deine Jacke, ich hänge sie auf zum Trocknen.“ 
„Ich heiße Helen.“ Eilig streifte sie ihre Jacke ab. Darunter trug sie zerschlissene Jeans und ein viel zu weites T-Shirt. Sie senkte verlegen den Blick und versuchte unauffällig, die Blutergüsse an ihren Armen zu verdecken. Ein schwieriges Unterfangen. 
„Willkommen bei Lamia Vult, Helen.“ Es schien ihn nicht zu kümmern, dass ihre Jacke triefend nass war. Damien nahm das abgetragene Kleidungsstück entgegen und warf es beiläufig über seinen Arm. „Hast du kein Gepäck?“ 
Sie traute sich, den Blick zu heben. Er traf direkt auf seinen und sie zuckte zusammen. Eilig schüttelte sie den Kopf, um seine Frage zu beantworten. Helen hatte bloß einen Rucksack geschultert, der all ihr Hab und Gut beinhaltete. 
„Mach dir keine Gedanken deswegen. Viele sind mit nicht mehr als dem, was sie am Körper haben, hierhergekommen“, erklärte er. „Und wir sind ausgestattet.“
Ihr war bewusst, dass sie ihm aufgefallen sein mussten. Die Einstiche, die Hämatome. Sie hatte es für einen Moment in seinen Augen aufblitzen sehen. Er wusste, in welcher Position sie sich befand; er hatte es vermutlich schon zur Genüge gesehen. Und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen schien Damien von ihrem Anblick weder schockiert noch abgestoßen zu sein. Verlegen rückte sie ihren massiven, schwarzen Brillenrahmen zurecht.
Nach einem weiteren Moment wandte Damien sich um und durchmaß mit großen Schritten die Eingangshalle, um die ersten Stiegen ins obere Geschoss zu erklimmen. „Ich bringe dich zu deinem Zimmer … Helen.“ Er zögerte kurz, ihren Namen auszusprechen. „Du siehst aus, als könntest du ein heißes Bad gebrauchen, um dich aufzuwärmen. Ich lasse dir auch frische Kleider und etwas zu essen bringen.“ Sie sah aus, als hätte sie es bitter nötig.
Helen schloss schnell zu dem hochgewachsenen Mann auf und folgte ihm ins obere Stockwerk, wo er sie einen langen Flur entlangführte, vorbei an den Gemälden einer ausnehmend schönen Frau, über einen weichen Teppich, der ihre Schritte dämpfte. Schließlich blieb er vor einer der Türen stehen und machte eine einladende Handbewegung.
„Wann kann ich sie sehen?“ Ihre Frage kam leise und sie war sich nicht sicher, ob sie angebracht war. 
„Später, meine Liebe, später. Zunächst solltest du dich erholen und etwas stärken.“ 
Als er ihr ausgezehrtes Gesicht musterte, die dunklen Ringe, die unter ihren Augen lagen, tat sie so, als würde sie ihre Umgebung eingehender in Augenschein nehmen, die Hände vor der Brust verschränkt, als würde sie noch frieren. Dann musste er wenigstens etwas genauer hinsehen, um die Einstiche an ihren Armbeugen wahrzunehmen. 
Damien öffnete die Tür und forderte sie mit einer knappen Geste auf, einzutreten. „Glaub mir, du wirst dich dann bereits wie ein neuer Mensch fühlen.“ Ein Lächeln huschte über seine Züge, als er den erstaunten Ausdruck wahrnahm, mit dem sie das Zimmer betrachtete. „Und vergiss nicht, du möchtest ein Heiligtum betreten. Du weißt bestimmt, dass man in manchen Kulturen eine lange Phase des Fastens und der rituellen Reinigung über sich ergehen lassen muss, ehe man bereit ist.“ Sie warf ihm einen erschrockenen Blick über die Schulter zu. „Keine Sorge, das ist bei ihr nicht notwendig. Sie verurteilt nicht. Ich denke trotzdem, dass es besser ist, wenn du dich ausruhst; du solltest ihre Wirkung auf Menschen nämlich nicht unterschätzen.“ Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Du findest das Bad dort hinten“, erklärte er und deutete auf eine Tür im rückwärtigen Teil des Raums. „Es sind bereits einige Kleider im Kasten. Du solltest alles finden, was du benötigst. Wenn sie nicht passen, oder du andere Wünsche hast, lass es jemanden von uns wissen.“
Helen sah ihn ungläubig an. „Das hier soll alles für mich sein?“ Sie ließ ihren Rucksack auf das Bett sinken und steckte schnell ihre Hände in ihre Hosentaschen, in der Hoffnung, dass ihm ihr Zittern nicht auffiel.
Damien nickte bestätigend. „Wir haben gerade etwas Platz frei, aber es könnte passieren, dass du früher oder später das Zimmer teilen musst. Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich.“ Sie beeilte sich zu nicken. „Morgen werde ich dir das Anwesen zeigen. Doch für heute solltest du dich hier einrichten. Ich hoffe doch, dass du länger bleibst.“
Sie konnte ein Zusammenzucken nicht unterdrücken. Ihnen beiden war bewusst, dass sie keinen anderen Ort hatte, an den sie gehen konnte. Deswegen war sie hierhergekommen, hatte die weite Reise auf sich genommen, die die bescheidenen Reste ihres wenigen Bargelds aufgefressen hatten, um SIE zu finden. Lamia Vult war ihre einzige Hoffnung. 
„Na … natürlich“, antwortete sie leise. 
„Gut. Ich lasse dir gleich etwas zu essen bringen. Gute Nacht.“ Ohne auf eine weitere Reaktion von ihr zu warten, schloss Damien die Tür hinter sich. 
Seine Schritte führten ihn zurück in die Eingangshalle. Nur kurz blieb er vor dem Gemälde stehen, das die Wand an der Stelle zierte, wo die Treppen von beiden Flügeln zusammentrafen und sich zur Eingangshalle hin vereinten. Es war das Erste, was man wahrnahm, wenn man das Anwesen betrat; deswegen hatte er diese Stelle dafür ausgewählt. Es war sein liebstes Gemälde von ihr, und da es sich im Privatbesitz eines Kunstsammlers befunden hatte, hatte es eine beträchtliche Summe gekostet. In typischer Manier des Klassizismus zeigte es eine Szene aus der antiken Mythologie. Circe, umgeben von wilden Tieren. Der Künstler hatte sich wohl dagegen entschieden, darzustellen, wie sie Odysseus Männer in Schweine verwandelte. Damien wusste, dass sie die Muse für dieses Gemälde gewesen war. Hauchdünne, durchscheinende Stoffe waren um ihre Silhouette drapiert, ihr Haar und ihr Körper waren mit Gold verziert. Zahlreiche Raubtiere aller Art lagen zahm und friedlich zu ihren Füßen. Sie schien einen mit einer einladenden Geste am Eingang zu ihrem Tempel in Empfang zu nehmen. Damien betrachtete für einen weiteren Moment die Zartheit ihres Gesichts. Der Künstler musste sie auf die Art und Weise gesehen haben, wie die meisten Menschen, die sich in sie verliebten, sie wahrnahmen. Als ätherisches Wesen, einladend, verführerisch …
Er riss sich von ihrem Anblick los und hängte Helens Jacke über einen verkleideten Heizkörper. Schnell bat er die kleine Gruppe, die noch in der Küche zusammensaß, sich um Helen zu kümmern, ehe er sich zum Salon wandte. 
Prudence saß noch genauso vor dem Kamin, wie er sie zurückgelassen hatte. Eingehüllt in flackernde Schatten und eine Decke, die sie sich über ihre nackten Schultern geworfen hatte, kaute sie auf einem Stift herum, während sie konzentriert in dem Buch las, das sie in ihrer linken Hand hielt. Sie blickte erst auf, als er die Türe hinter sich schloss. 
„Schon wieder ein Neuzugang?“, erkundigte sie sich und ließ Stift und Buch sinken. 
Er nickte. „Dieselbe alte Geschichte. Ein junges Mädchen, wahrscheinlich gerade alt genug, um als erwachsen zu gelten. Blaue Flecken, vermutlich ein Drogenproblem.“ Er ließ sich neben ihr zu Boden sinken und überkreuzte die Beine im Schneidersitz. „Sie ist ganz versessen darauf, sie zu sehen.“ Es schmerzte noch zu sehr, ihren Namen auszusprechen. 
„Hast du ihr gesagt, dass sie sich etwas gedulden muss?“, fragte Prudence und legte in einer vertrauten Geste ihre Hand auf seine Brust. 
Er nickte. „Sie schien es problemlos zu akzeptieren.“ 
„Gut“, bemerkte sie. „Hoffen wir, dass ihr nicht aufgefallen ist, dass du dein Hemd falsch zugeknöpft hast.“ 
Damiens Blick wanderte nach unten. Er fluchte leise. „Erste Eindrücke sind nicht mein Ding“, seufzte er. 
„Weil du auch immer so ernst sein musst. Am Ende hast du das Mädchen noch verschreckt mit deiner bitteren Miene“, tadelte Prudence ihn scherzhaft.
Damien korrigierte die Knöpfe an seinem Hemd. Hätte er sich nur nicht so gehetzt, ihr die Türe zu öffnen. 
„Hör auf, dich über mich lustig zu machen“, erwiderte er kalt. Er hob den Blick und musterte sie aus seinen eisgrauen Augen, strich sich abwesend das silberne Haar hinters Ohr.
„Oh, sieh mich nicht so an, ich werde noch schwach.“ Prudence beugte sich vor, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu hauchen, doch er schob sie bestimmt zurück. 
„Nicht jetzt, Prudence.“ Vor seinem inneren Auge sah er immer noch den einladenden Blick ihrer grünen Augen, seiner Circe. 
Enttäuscht zog Prudence sich von ihm zurück, doch sie verstand, was jetzt in ihm vorging. Sie kannte Lariza vielleicht nicht so lange wie er, doch ihre Liebe zu ihr war tief und aufrichtig und sie fühlte sich durch ihre gemeinsamen Gefühle zur Vampirin mit ihm verbunden. 
Sie legte ihre Hand auf seine und streichelte sie zärtlich. „Wir werden sie zurückholen, Damien. Wir sind ganz dicht dran, ich fühle es.“
Er betrachtet sie im Schein des Kaminfeuers, das goldene Reflexe auf ihr dunkles Haar zauberte und fühlte sich plötzlich sehr einsam. Er wollte nicht an ihren Worten zweifeln. Eine Lösung zu finden, um sie wiederzubeleben, war der Grund, weshalb sie sich zusammengeschlossen und ihren Kult wieder aufgebaut hatten. 
„Wer hält heute Abend Wache?“ Rastlos stand er auf. „Ich muss sie sehen.“
Prudence sah zu ihm auf und nickte. Sie hatte sich bereits gedacht, dass das kommen würde. Immer, wenn er in dieser melancholischen Laune war, zog er sich in den Schrein zurück. 
„Ich denke Jael ist heute eingeteilt“, antwortete sie und ließ sich nicht anmerken, dass sie eigentlich lieber mit ihm über den Büchern gebrütet hätte, um eine Lösung für ihr Problem zu finden. 
Ohne ein weiteres Wort wandte sich Damien ab und ging zurück in die Eingangshalle. Er trat an die Holzvertäfelung unter der Haupttreppe und betätigte einen versteckten Schalter, der eine darin eingelassene Tür öffnete.  
Die Stufen dahinter führten in einen geheimen Teil des Kellers, der Zugang dazu war nur wenigen Eingeweihten bekannt. Alle anderen wurden nur mit verbundenen Augen in diesen Teil des Hauses geführt. Damien tippte einen Code in ein kleines Panel neben einer schweren Tresortüre, um diese zu öffnen. Sie hatten keine Kosten und Mühe gescheut, um diesen Teil des Hauses so sicher wie möglich zu gestalten. Trotz ihrer übernatürlichen Fähigkeiten war er ohne großen Aufwand nicht einmal für Dämonen zugänglich. 
Die Tür schwang lautlos auf und er trat ein. Jael blickte auf und legte das Buch, in dem er bis eben gelesen hatte, aus der Hand. 
„Etwas Neues?“, erkundigte Damien sich. 
Der Engel schüttelte den Kopf. „Und oben?“ 
„Ein Mädchen ist vor Kurzem eingetroffen. Helen. Ich habe ihr gesagt, dass sie sie nicht sofort sehen kann. Ich wollte sie nicht sofort nach ihrer Ankunft mit unseren Sicherheitsvorkehrungen erschrecken.“ Damien schmunzelte. „Sonst denkt sie am Ende noch, wir wären einer DIESER Kulte.“
Manche Kulte wussten eben nicht, sich angebracht zu benehmen. Diese ganzen altmodischen Einstellungen von wegen Jungfrauenopfer, um möglichst mächtige Dämonen zu beschwören, in deren Dienst man sich dann verschrieb, lag ihm nicht sonderlich. Er führte diesen Kult lieber nach Möglichkeit in ihrem Angedenken weiter, so wie sie es getan hatte.  
Bei dem Gedanken, einer jungen Ausreißerin gleich nach ihrer Ankunft die Augen zu verbinden, um sie in einen geheimen Raum im Keller zu führen, fühlte sogar Damien sich unwohl und er war bereit, vieles zu tun, wenn SIE davon profitierte.
Er trat an den hüfthohen Sockel heran, der das innerste Heiligtum für ihren Kult darstellte. Auf rote Seide gebettet lag ihr regungsloser Körper, unverändert seit Monaten. 
Er legte seine Hand an ihre kalte Wange. „Lariza“, sprach er ihren Namen, als könne er sie dadurch wecken. 
Es war ihnen bis jetzt nicht möglich gewesen festzustellen, ob sich eine Form von Leben oder Seele oder was auch immer in ihrem Körper befand. Sie war so makellos wie immer, schrecklich blass, wie eine Märchenprinzessin in ihrem gläsernen Sarg, die nur darauf wartete, dass jemand das Richtige tat, um sie ihre Augen wieder aufschlagen zu lassen. Mittlerweile waren zumindest Prudence und er zu der Überzeugung gekommen, dass sie in irgendeiner Form noch hier war. Wenn man sie berührte, nahm sie Lebenskraft in sich auf; auch einer der Gründe, wieso er Helen zuvor aufgefordert hatte, Geduld zu haben und sich zuerst auszuruhen. Sie wäre nicht die Erste, die in Larizas Gegenwart kollabiert wäre. 
Damien hauchte in einer Geste, die beinahe andächtig wirkte, einen Kuss auf ihre Stirn. 
„Hast du etwas Harmloses gefunden, das wir unseren Sponsoren verkaufen können?“, fragte er, ohne sich von Larizas Anblick loszureißen. 
„Fordern sie immer noch mehr?“, erkundigte Jael sich enerviert. 
„Sie werden es auch weiterhin tun. Larizas Talent, Leute dazu zu bringen, in sie zu investieren, war größer als meines. Und wir hatten in den vergangenen Wochen so viele Neuzugänge.“ Damien verstummte für einen Moment, ehe er sich zum Engel umwandte, der auf einem der Stühle saß, die aufgereiht in dem Schrein standen. „Wir können von Ex-Junkies und Ausreißern kein Geld nehmen, um sie hier unterzubringen. Lariza hätte jeden aufgenommen, der für ihre Sache einstehen will, ohne über etwas wie Geld überhaupt nachzudenken.“ 
Als er den Kult nach bestem Wissen wieder aufgebaut hatte, war ihm nicht bewusst gewesen, wie viel Arbeit er sich damit aufhalsen würde. Doch er war gerne bereit, es für sie zu tun. 
„Du machst sie besser, als sie war, Damien.“
Etwas Dunkles blitzte in seinen Augen auf und gemahnte Jael zur Vorsicht. Damien beruhigte sich jedoch sofort wieder. „Du hast recht. Sie war keine Heilige, sie war nur … sie. Und sie hat vielleicht manchmal aus Versehen Gutes getan. Zumindest für diese Leute hier, die Stein und Bein schwören würden, dass Lariza eine Wunder wirkende Märtyrerin ist, die starb, um sie zu schützen.“ Ein Grinsen huschte über Damiens Züge. Es war einfach, diese Geschichte aufrechtzuerhalten und auch an neue Mitglieder ihrer stetig wachsenden Gemeinschaft glaubhaft weiterzugeben, denn die meisten, die den Angriff vor wenigen Monaten überlebt hatten, waren geblieben – ihretwegen. Und sie alle hatten interessante Geschichten über die Vampirin zu erzählen. Selbst in diesem Zustand, in dem sie sich nun befand, war ihr Einfluss auf ihr Umfeld beeindruckend. Lariza schaffte es sogar im Tod, so viele Menschen und Dämonen zusammenzuführen, und der Zusammenhalt von Lamia Vults Mitgliedern, die sich selbst scherzhaft Impurati nannten, war jenseits von allem, was Damien in Inferno je erlebt hatte. Jeder einzelne von ihnen war im Gegenzug bereit, für Lariza sogar das eigene Herzblut zu geben. Damien selbst hätte alles für sie geopfert, so wie sie es ohne zu zögern für ihn getan hatte. 
Er riss sich von ihrem Anblick los, während ihre Nähe sich an seiner dämonischen Essenz nährte – das Einzige, das es schaffte, Damien zu beruhigen und ihm das Gefühl gab, dass seine Bemühungen nicht vergebens waren. Doch es war ermüdend, es kostete ihn so viel Kraft, sich jeden Tag aufs Neue um Lamia Vult zu kümmern und sich Nacht für Nacht seinen magischen Experimenten zu widmen. Doch es gab eine Möglichkeit, sich Abhilfe zu verschaffen.
„Könntest du mir einen schnellen Energieschub verpassen?“, fragte Damien beinahe beiläufig, als handle es sich um einen kleinen, nichtigen Gefallen.
Zweifel standen in Jaels Gesicht geschrieben. „Wir sollten das nicht zu oft tun, Damien“, wies er ihn besorgt hin. 
Damien musterte Jaels Züge sehr aufmerksam, den wehmütigen Ausdruck in seinen obsidianen Augen. „Heute wird eine lange Nacht und ich kann alle Energie brauchen, die ich in die Finger kriegen kann. Ich bitte dich.“
Der Silberschmuck, den der Engel in seinem langen, schwarzen Haar trug, klingelte, als er sich Damien näherte. Damien wich nicht zurück, er erwiderte nur kühl den Ausdruck des Engels. 
„Muss ich dich nochmal über die Risiken aufklären?“
„Wenn dir dabei wohler ist“, murmelte Damien. 
„Meine Magie, meine Regeln, Damien“, erwiderte Jael streng. „Deine Reaktion darauf ist vollkommen anders, als ich es von vollblütigen Dämonen gewohnt bin, deswegen will ich auf Nummer sicher gehen.“
Damien seufzte, ehe er zustimmte. „In Ordnung. Frisch meine Erinnerungen auf.“ 
„Meine Magie wird den Dämon in dir für ein paar Stunden nicht nur unterdrücken, sie wird ihn förmlich ersetzen. Du bist in Sicherheit, solange sie wirkt, wenn sie aber anfängt, abzuflauen, musst du besonders vorsichtig sein. Ich kann dir nicht garantieren, dass sie nicht mit deiner eigenen Magie interferiert. Ich kann dir nicht garantieren, was mit deinen Selbstheilungskräften passieren wird. Ja, solange meine Magie in deinem Körper ist, wird sie dich schützen, dich heilen, dir mehr Energie geben, aber danach?“ Er zuckte mit den Schultern. „Hast du verstanden?“ 
Damien nickte.
„Willst du das Risiko trotzdem in Kauf nehmen?“
„Natürlich. Mehr Energie für mich, mehr Energie für Lariza“, antwortete der Dämon. 
Jael seufzte dramatisch, dann trat er an den jüngeren heran, der ihn um einen halben Kopf überragte. „Gibt es jemanden in Nishas Clan, der mit nicht Nackenstarre verpasst? Los, setz dich“, forderte er Damien auf. 
Statt etwas zu entgegnen, biss Damien sich auf die Zunge und tat, wie Jael ihn geheißen hatte. Er wollte den Engel jetzt nicht verärgern, sonst würde er ihm am Ende noch sagen, er solle zum Teufel gehen und hinausstürmen, aufgehend in einer der theatralischen Gesten, die er so liebte. 
Als Jael, ihn nun überragend, vor ihn trat, wusste Damien nicht, wo er hinsehen sollte, so schloss er einfach die Augen und versuchte sich zur Geduld zu zwingen. Es war in Ordnung, sagte er sich. Nur ein wenig länger und er hätte alle Kraft, die er brauchte, um die nächsten paar Nächte durchzustehen – auch ohne Schlaf. 
Er fühlte Jaels Blick auf sich, war sich sicher, er war überaus kritisch. „Diese Tattoos sind im Weg, Damien. Ich will meine Segnung nicht direkt auf deine gebündelte Magie wirken. Man darf nie die Strahlen kreuzen!“
Damien seufzte, lehnte sich etwas im Sessel zurück und sah zum Engel auf. „Tu nicht so, als würde ich dich dazu überreden wollen, mich sonst wo anzufassen. Ich hab’ genug freie Stellen, Jael.“ Er deutete etwas gereizt auf die rechte Seite seines Körpers. „Hier, mehr als genügend Platz, um …“ Jaels Berührung brachte ihn zum Verstummen. Sie war wie ein elektrischer Schlag. Von einem Moment auf den anderen knisterte Energie über Damiens Haut, stellte die feinen Härchen auf seinen Armen auf und ließ ihn schauern. Seine Erschöpfung fiel von ihm ab, der Schmerz, der seine anderen Gefühle so betäubte, wanderte in den Hintergrund seiner Wahrnehmung. Endlich, endlich fühlte es sich an, als könnte er alles, mit dem ihm das Schicksal konfrontierte, bewältigen.
„Verdammt, das ist …“, murmelte Damien, seine Stimme leicht zittrig, halb vor Verzückung, halb überwältigt von der Intensität der Kraft, die durch seinen Körper floss. 
Jael zog seine Hand zurück, räusperte sich verlegen. „Aber das ist alles, was du bekommst, verstanden?“
„Es ist vollkommen ausreichend“, antwortete Damien. 
„Wenn du jetzt alles in Lariza hineinpfefferst, wird es schneller vergehen, Damien. Vergiss das nicht. Und ich kann dich nicht gleich morgen wieder segnen. Dein Körper braucht seine Zeit, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Versprich mir, keine leichtsinnigen Aktionen.“
Damien nickte langsam, seine Sinne mit den neuen Eindrücken überfordert, die die veränderte Energiesignatur auf ihn einprasseln ließ. Die Magie eines Engels war gänzlich anders beschaffen als die eines Dämons; sie fühlte sich rein an, unbefleckt von all den fragwürdigen Bedürfnissen, die Damien manchmal nur mit viel Mühe und Willenskraft unterdrückte. Er fühlte sich befreit von allem, das ihn als Dämon einengte. 
Er atmete die Luft ein, die sich kristallklar anfühlte, durchdrungen von Larizas Duft, der ihn in seine schützende Wärme einhüllte. 
„Ich werde mich benehmen“, versicherte er dem Engel, „und nun lass mich alleine mit ihr.“
Jael machte keine Anstalten, seiner Aufforderung Folge zu leisten. 
„Du kannst dich für heute zurückziehen“, sagte Damien mit mehr Nachdruck und machte eine auffordernde Handbewegung. 
Der Engel entfernte sich langsam, einen undeutbaren Ausdruck auf den gut geschnittenen Zügen, und rieb sich über seinen sorgfältig getrimmten, schwarzen Bart. „Aber tu ja nichts, was ich nicht auch tun würde.“
Damien rieb sich enerviert mit Daumen und Zeigefinger über die Augen. „Was denkst du, was ich vorhabe?“
„Ich will es eigentlich nicht wissen, Nekromant. Mir fallen auf Anhieb zu viele Leute ein, die sich verhalten, als sei ihre Vagina magisch oder so.“ Jael beeilte sich, den Tresor-Raum zu verlassen, ehe Damien endgültig seine Geduld verlor. 
„Du verwechselst Nekromantie mit Nekrophilie“, rief Damien ihm hinterher. 
Er seufzte, ehe er sich zu Larizas aufgebahrtem Körper umwandte. Er gönnte sich den Moment, die Schönheit des Kontrasts zwischen dem Rot, auf dem sie gebettet war, und ihrer blassen Haut zu bewundern. Dann ließ er sich vor dem Sockel auf ein Knie sinken und betätigte einen Knopf, der in die kunstvolle Verzierung, die den Stein schmückte, eingelassen war. Ein verstecktes Fach sprang mit einem Klicken auf. Darin verbargen sich die wichtigsten seiner Utensilien. Damien entnahm, was er benötigte, ehe er sich wieder aufrichtete und die Schale und einen Pinsel neben der Einkerbung ihrer Taille ablegte, während er den Dolch in der Hand behielt. Er hatte das Ritual so oft durchgeführt, dass er keinen Blick mehr in den magischen Kodex werfen musste. 
Ihm war bewusst, dass die Vampirin ein natürliches Talent für Blutmagie besessen hatte, und diese nicht nur an Layla, sondern auch an Matthew angewandt hatte. 
Damien zog den Dolch über seinen Unterarm, um die Schale ausreichend mit Blut zu füllen, und presste den Schnitt zusammen. Es dauerte nur wenige Lidschläge, bis er sich geschlossen hatte. Er wollte Larizas Liegestatt nicht mehr als notwendig verschmutzen. Er ergriff den Pinsel und tauchte ihn in sein Blut. Seit Damien das letzte Mal jemanden von den Toten zurückgebracht hatte, war fast ein Jahr vergangen, und er hatte die verstrichene Zeit gut genutzt, um weiter zu recherchieren – ein Fakt, den er wohlweislich vor seinem Vater und Lariza geheim gehalten hatte. 
Er zog den Pinsel über Larizas Haut, zeichnete Sigillen auf ihre Stirn und Brust. Seine Lippen spannten sich kurz, als ihn dabei die genähten Wunden an ihrem Hals und ihrem Brustbein an die Nacht erinnerten, in der Damnatio sie getötet hatte. Der Zauber, der ihre jugendliche Gestalt verhüllte, schmiegte sich immer noch an ihre Kehle. Er wusste, wie unangenehm es ihr gewesen wäre, ihn nicht zu tragen. 
Damien konnte fühlen, wie sich die Finsternis, die er in sich entdeckt hatte, zusammenballte und verdichtete, bevor sie sich zurückzog. Er hatte sie an dem Abend entdeckt, als Jael seine Magie auf ihn gewirkt hatte. Sie war immer da, ein stummer Begleiter. Er wusste nicht, ob es vielleicht einfach sein dämonischer Teil war, der auf die Engelsmagie reagiert hatte, doch er konnte nicht leugnen, dass etwas in dieser Nacht mit ihm passiert war. 
Fertig mit seiner Arbeit, legte er den Pinsel zur Seite und betrachtete sein Werk. Er konnte Bewegung um sich herum wahrnehmen, ein samtenes Wispern und Zerren an seiner schwarzen Kleidung. Als Damien den Blick hob, schienen die Schatten um sie belebt zu sein. Doch das, was ihm passiert war, als er Danya und mit ihr Damnatio zurückgebracht hatte, würde bei Lariza nicht passieren. Wenn sie sich noch in diesem Körper befand, dann wäre es für eines der körperlosen Schattenwesen beinahe unmöglich, ihn zu übernehmen. Lariza war immer schon stur gewesen. Und außerdem hatte er aus seinen Fehlern gelernt und sich weiter abgesichert. 
Damien drehte eine schnelle Runde durch den Raum, um all die Bannkreise und Sigillen, die er dort angebracht hatte, auf ihre Unversehrtheit zu kontrollieren und trat zufrieden an den Altar zurück. Zärtlich strich er über Larizas Haar, während er anfing, die Worte zu sprechen, die ihm in den vergangenen Monaten zu guten Bekannten geworden waren. 
Das Rauschen in der Schwärze, die ihn umgab, nahm zu, wurde langsam zu einem drängenden, ungeduldigen Wispern. Seine Lippen verzogen sich vor Anspannung und Konzentration. Die Kerzen um ihn begannen zu flackern, um dann vollends zu erlöschen, doch er schenkte der heran kriechenden Finsternis keine Aufmerksamkeit. Es gab nur ihn und Lariza.
Kapitel 2
Jael wollte sich gerade den Stiegen zum oberen Stockwerk zuwenden, um sich für den Rest der Nacht zurückzuziehen, als ein Klopfen die Stille zerriss. Irritiert verhielt er und lauschte dem Geräusch. Es war zwar nicht ungewöhnlich, dass mitten in der Nacht neue Mitglieder ankamen, jedoch war das Klopfen unregelmäßig. Es klang irgendwie unkontrolliert. 
Langsam wandte der Engel sich der Tür zu und stellte fest, dass das Klopfen in Bodennähe verursacht wurde. Vielleicht hatte der Sturm etwas herangetragen, das nun gegen die Türe schlug? 
Zögerlich drehte er den Schlüssel, der innen im Schloss steckte, schob den schweren Riegel zurück und legte seine Hand auf die Türklinke, um sie langsam nach unten zu drücken. Kaum, dass sich die Verriegelung aus dem Schloss zurückzog, spürte er den Druck gegen die Tür, der wohl von mehr als nur dem Sturm verursacht wurde. Das Eingangstor schwang ein Stück weit auf und etwas Dunkles, kniehohes zischte an ihm vorbei in die Eingangshalle. Jael wandte sich fassungslos um, um den Eindringling auszumachen, der ziellos durch den Raum stakste und gegen eine Kommode stieß. 
„Puschel?“
Jemand schob ihn mit festem Griff aus der Türöffnung. „Sie ist einfach weggelaufen und kam zielstrebig hierher“, erklang eine vertraute Stimme hinter ihm.
Jael wandte sich mit einem Seufzen um. „Du weißt, dass du hier nichts verloren hast, Dante. Ich darf dich eigentlich gar nicht hier reinlassen. Keine Dämonenjäger in Lamia Vult.“ 
„Sag das Puschel. Ich konnte sie nicht einfach alleine durch die Stadt rennen und Leute anknabbern lassen“, verteidigte Dante sich. 
Das Schaf blökte bestätigend – ein schauriger Laut, der direkt den tiefsten Kreisen der Hölle zu entstammen schien. 
Der Dämonenjäger war seit jener schicksalsträchtigen Nacht nicht mehr im Anwesen gewesen und maß es nun mit einem beiläufigen Blick, der seine Neugierde unterdrücken sollte. Er betrat die Eingangshalle, wobei er Jael mühelos zur Seite schob und selbst einen eiligen Schritt zur Seite machte, um sein Gleichgewicht zu finden, als dieser nachgab und ihm auswich, um ihn ins Haus zu lassen.
„Bist du betrunken?“, erkundigte Jael sich in unterschwellig vorwurfsvollem Ton. Es würde Damien ohnehin nicht gefallen, sich mit seinem Vater auseinanderzusetzen, aber so? 
Dante zuckte nur mit den Schultern. „Du bist betrunken!“, beschuldigte er Jael.
Der Dämon betrachtete das Gemälde, das von seiner Position von der Flucht der breiten Stiege jeden Besucher sofort zu begrüßen schien. Er war sich sicher, dass Damien es ausgesucht hatte, denn es würde ihm ähnlich ehen, Lariza so zu idealisieren und romantisieren. Seine Besessenheit mit der Vampirin schien sich seit ihrem Tod nur weiter gesteigert zu haben. Seine Versuche, ihn die letzten Jahre von ihr fernzuhalten, um zu verhindern, dass er von ihr verletzt wurde, waren somit völlig umsonst gewesen. 
Dante deutete auf das Gemälde. „Ist das das Bild, das ihr eurem Kult von ihr präsentiert?“
Jael lachte amüsiert auf. „Ich meine, ja, genau das Bild präsentieren wir. Offensichtlich, denn es hängt an einer Wand. Wie viel auffälliger …“
„Das ist nicht, was ich gemeint habe, und das weißt du.“ Dante legte mit großen Schritten die paar Stiegen zum Gemälde zurück und blieb davor stehen. „Ja, so war sie vielleicht manchmal.“ Er musterte ihre hübschen Züge. So unschuldig hatte sie nur selten dreingesehen – lediglich, wenn sie etwas wollte und glaubte, einen über ihre wahren Absichten hinwegzutäuschen. „Aber wo ist das Blut, das sie überall verteilt hat, obwohl sie weiß, dass sie hinter sich sauber machen sollte? Und die Leichenteile im Eiskasten, obwohl sie genau weiß, dass der für Essen gedacht ist – und zwar meines und nicht Puschels!“ Dante deutete aufgebracht auf das untote Schaf, das dachte, dass niemand bemerkte, wenn es an einem der Vorhänge kaute und es zuwege brachte, überraschend ertappt dreinzusehen, als die Aufmerksamkeit sich für einen Moment auf es verschob. 
Damien konnte hören, wie Jael lautstark mit jemandem in der Eingangshalle diskutierte. Er unterbrach die Rezitation der Formel und lauschte.
„Dante?“ Mit einem Seufzen wandte er sich von Lariza ab, nicht ohne erneut einen Blick über die Schulter zurückzuwerfen. Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Dass sie nun endlich erwachte, weil genau heute die Voraussetzungen stimmten und das Ritual endlich funktionierte. Enttäuscht verließ er den Raum und verschloss die Tresortür hinter sich, um schnell nach oben zu eilen, ehe die beiden mit ihrem Gezanke noch das halbe Haus weckten. 
Geräuschlos drückte er die geheime Tür, die in die Holzvertäfelung unter der Stiege eingelassen war, hinter sich ins Schloss und verhielt für einen Moment in seiner Position, um dem anschwellenden Monolog seines Vaters zu lauschen. 
„All die Dates, die sie mir streitig machen wollte, nur um mich zu ärgern. Die Frau auf diesem Bild sieht nicht annähernd so aus, als würde sie irgendetwas in diese Richtung tun. Sie sieht … devot aus und vornehm.“
Damien umrundete langsam den Stiegenaufgang und tauschte einen vielsagenden Blick mit Jael aus. 
Doch Dante fuhr, ohne seine Anwesenheit zu bemerken, fort: „Als würde sie dir von ihren Dienern Tee und schicken, bunten Kuchen servieren lassen. Dienern, die sie mit Geld bezahlt, nicht mit sexuellen Gefälligkeiten. Lariza würde dich nie zu Snacks einladen, außer du bist der Snack. Ihr belügt diese Leute hier. Das ist nicht, wer sie war.“
Jael seufzte leise. „Gepriesen sei Lariza und ihre magische Vagina“, murmelte er.
Damien warf ihm einen wütenden Blick zu, ehe er sich an seinen Vater wandte. „Wir belügen sie nicht, Dante. Sie wissen genau, wer sie ist. Die meisten von ihnen kamen noch persönlich in den Genuss ihrer … Aufmerksamkeit“, unterbrach Damien ihn kalt. Er verstand nicht, was seinen Vater an dem Gemälde so aufgebracht hatte. 
Dante betrachtete indessen weiterhin Larizas Bildnis. Die Frau darauf ähnelte der Vampirin, die voller Unfug und Charme und Witz gewesen war, nur äußerlich. Ihre Ausstrahlung kam Larizas niemals nahe. Es kam ihm falsch vor, sie auf diese Art und Weise zu idealisieren. Ihr Aussehen war bei weitem nicht das Interessanteste an ihr gewesen. Dieses Bild war oberflächlich und konnte ihre Essenz nicht einfangen. 
„Lariza hat über die Jahrhunderte viele Leben geführt, viele Identitäten angenommen.“ Damien unterbrach Dante mit einer unwirschen Handbewegung, als dieser etwas einwenden wollte. „Circe war eine Verführerin und Magierin, die Männer in ihr Verderben gelockt hat. Ich finde, dass das durchaus eine Darstellung ist, die ihr gerecht wird.“
Der Dämon wandte sich zu Damien um. „Das ist nicht, wer sie war, auch wenn ihr diese Rolle in der Mythologie zusagen würde.“
Damien war nicht gewillt, mit seinem Vater weiter über Lariza zu diskutieren. „Wieso bist du hier? Vermisst du sie so sehr?“
Dante beeilte sich, auf Puschel zu zeigen. „Ich denke, Puschel war einsam und hat sie vermisst.“
Damien wurde langsam ungeduldig. Er war ohnehin nicht begeistert davon, dass Dante unangemeldet hier im Anwesen erschien, aber er machte ihm nun auch noch das Leben unnötig schwer. 
„Ich hab’ dir gesagt, überlass das Schaf Gideon und Finja, wenn du nicht damit zurechtkommst, dich um sie zu kümmern.“
Dante beeilte sich, den Kopf zu schütteln. „Das ist es nicht. Du kennst Puschel. Sie ist Lariza durch Epochen und Kontinente immer eigenständig gefolgt. Früher oder später sucht sie nach ihr und das scheint nun der Fall zu sein.“
Damien verschränkte die Arme vor der Brust und zog kritisch eine Augenbraue hoch. „Willst du mich darum bitten, Puschel zu ihr zu lassen?“
„Vielleicht versteht sie dann auch, dass sie endlich loslassen und mit Lariza abschließen muss“, antwortete Dante. 
Wenn er seinem Vater diesen Gefallen nicht tat, würde er ihn wohl nicht mehr in Frieden lassen. Damien seufzte. „Wir reden gerade nicht über das Schaf, oder?“ Damien machte eine wedelnde Handbewegung zu Jael. „Ich kann mich alleine darum kümmern. Gute Nacht.“ 
Ohne auf eine Reaktion des Engels zu warten, ging er Dante voran zur geheimen Tür unter der Stiege, um ihn die versteckten Stufen in den Kellerraum hinunterzuführen. Als er mit einer genervten Bewegung den Code eintippte, um den Tresorraum zu öffnen, wirkte sein Vater zunehmend mehr beeindruckt. 
„Du hattest zwar versprochen, sie sicher zu verstecken, doch das hatte ich mir darunter nicht vorgestellt.“
„Wieso? Es funktioniert und ich kann mir kaum einen Ort vorstellen, der besser abgesichert wäre“, antwortete Damien etwas gekränkt. „Ein paar Eingeweihte wechseln sich mit der Wache ab.“ Er warf Dante einen Seitenblick zu, um seine Reaktion bei den nächsten Worten genau zu beobachten. „Auch für den Fall, dass sie noch am Leben ist und aufwachen sollte.“ Falls er damit auf etwas gestoßen sein sollte, ließ sein Vater sich nichts anmerken.
Lautlos öffnete sich die schwere Sicherheitstür, und sie traten ein. Dante verhielt mitten im Schritt bei dem Anblick, der sich ihm bot. Dieser Raum glich mehr einem okkulten Heiligtum als einem Grab und er verstand nun, wieso Damien es bei Larizas Anhängern darauf abgesehen hatte, dieses Bild von ihr zu erzeugen. 
Ihr lebloser Körper war eindeutig der eines ätherischen Wesens. Ohne ihren lasziven Blick und den süffisanten Zug um ihre vollen Lippen, schien sie unschuldig und … liebreizend und sie wirkte so klein, so zerbrechlich und unendlich kostbar, wie sie hier aufgebahrt lag. Ihr Anblick mochte in Menschen, die sie nicht kannten, durchaus etwas wie religiöse Ehrfurcht auslösen. 
Bereits jetzt stach Dante der Geruch von kaltem Blut in die Nase. Langsam trat er näher an die Vampirin heran, betrachtete schweigend die roten Sigillen, die ihre Stirn und Brust zierten. 
„Was hast du getan, Damien?“, fragte er leise. 
„Ich werde sie zurückbringen, koste es, was es wolle.“ Leiser Trotz klang aus Damiens Stimme. 
„Muss ich deine Erinnerung auffrischen, was mit Danya passiert ist? Nekromantie ist zu gefährlich. Du könntest andere Wesen mitziehen und Larizas Körper ist zu mächtig, um ihn einem herumirrenden Dämon zu überlassen.“ Dante hatte bei seinem kompletten Vortrag die Vampirin nicht aus den Augen gelassen. Sie sah nicht aus, wie jemand, der seit Monaten tot war. Es drängte ihn, ihre Hand zu berühren, um zu sehen, ob sie ihnen nicht einfach nur einen perversen Streich spielte. 
„Es ist Lariza, Damien. Sie hat Jahrhunderte überlebt, sie lässt sich schon aus Prinzip nicht von Damnatio töten – dafür ist sie zu stur“, sagte er, wie um sich selbst davon zu überzeugen, dass sie noch am Leben war. 
Damien nickte bloß. Sie würde sich nicht geschlagen geben und ihnen auf diese Art und Weise einfach wegsterben und seinem Vater schien dieser Umstand genauso bewusst zu sein, wie ihm selbst. Vielleicht mussten sie sich das auch einfach nur einreden, um die Hoffnung nicht zu verlieren. 
„Ist es sehr einsam ohne sie?“, erkundigte Damien sich leise.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ruhig es ist. Ich kann ungestört schlafen, muss keine Leichen loswerden oder werde nicht mehr ständig in Kämpfe verwickelt, weil Lariza jemanden angepisst hat. Es ist einfach entsetzlich langweilig.“ Zögerlich legte Dante nun doch seine Hand auf ihre Wange. Larizas Haut fühlte sich zart und kühl an, doch das war auch der Fall gewesen, als ihr Körper noch belebt gewesen war, außer sie hatte gerade getrunken und fremdes Blut erwärmte sie kurzfristig. Er zog einen Flachmann aus der Futtertasche seines Mantels und bot ihn Damien an. Als dieser jedoch ablehnte, setzte er sich auf einen der Sessel, die kapellenartige Sitzreihen bildeten, den Blick weiter auf Lariza geheftet und schraubte ihn auf. 
„Ich verfolge eine Spur, die mich zu ihm führen könnte.“ Dante nahm einen großzügigen Schluck. 
Damien trat an Lariza heran und betrachtete die Wunden, die Damnatio ihr zugefügt hatte. „Du bist immer noch hinter Damnatio her?“
„Selbstverständlich. Das bin ich ihr“, Dante zögerte einen Moment und blickte auf den Flachmann in seinen Händen und dachte kurz an Finja und das Kind, das sie erwartete, „uns schuldig.“
Damien wandte sich um und lehnte sich an den steinernen Sockel. „Gut.“ 
Er hatte seinem Vater in keinem Moment einen Vorwurf gemacht, dass er Damnatio hatte gehen lassen. Jeder wusste, dass Dante es getan hatte, um zu versuchen, Lariza zu helfen. Und sie konnten sich seiner Meinung nach jederzeit um den Dämon und seine Anhänger kümmern, doch Lariza hatte Priorität. 
Dante trank einen weiteren Schluck, ehe er fortfuhr. „Er hat sich garantiert etwas von Lizs Methoden abgeschaut. Mit dem nötigen Kleingeld und über das verfügt er dank dieser dreckigen, kapitalistischen Bastarde, die ihm die Stiefel lecken, ist es einfach, regelmäßig den Standort zu wechseln und sich ausreichend Kampfkraft zu kaufen.“ Er seufzte und lehnte sich im Sessel zurück. „Wir durften das Ergebnis gepflegten, gut ausgerüsteten Söldnertums in der Nacht erleben, als sie …“, er brach ab und deutete auf Lariza. 
Er konnte bis jetzt nicht fassen, dass Damnatio Saint-Germain, das zu einem großen Teil aus seinen speichelleckenden Anhängern bestand und weltweit leider über nicht irrelevanten Einfluss und beachtliche Finanzen verfügte, dazu benutzt hatte, sich eine kleine, private Armee aus Dämonenjägern zusammenzustellen. Und obendrauf hatte er ihnen auch noch Informationen sowohl über Lariza und ihre Tochter zugespielt, als auch über die Mitglieder ihres eigenen Kults und deren Fähigkeiten. Wer Damnatio nützlich erschienen war, war verschleppt worden, alle anderen waren entweder exekutiert worden, oder gehörten zu dem glücklichen Rest, den sie retten konnten und der heute den treuesten Kern von Larizas Anhängern ausmachte. 
„Es tut gut zu wissen, dass sie bei dir sicher ist“, bemerkte Dante nach einer längeren, unangenehmen Pause. Er erhob sich von seinem Sessel und schraubte den Flachmann zu. „Ich verbringe zu viel Zeit bei der Arbeit, um mich auch noch darum zu kümmern, dass sie nicht in die falschen Hände fällt.“ Es war ihnen nicht schwergefallen, sich darauf zu einigen, was mit Lariza passieren musste. Damien hatte sich sofort bereit erklärt, auf sie achtzugeben. Er hatte die Zeit und im Falle eines weiteren Angriffs durch Damnatios Söldner auch nichts mehr zu verlieren. Finja hingegen …
Dante wandte sich zum Gehen. „Und keine dämlichen Spielereien mit Nekromantie mehr, okay?“ 
Kapitel 3
Jael, der sich bemüßigt gefühlt hatte, seine Nützlichkeit und Unterstützung unter Beweis zu stellen, hatte behelfsmäßig die Scherben zusammengekehrt und war damit beschäftigt, die schlimmsten Spuren vom Kampf, der kurz zuvor hier stattgefunden hatte, zu entfernen. Sie konnten den Engel drinnen rumoren hören, leises Fluchen und Klirren und das Schaben von Holz, als er versuchte, zerstörte Möbel zur Seite zu schaffen.
Das, was von ihrer Familie übrig war, hatte sich auf dem Balkon vor Larizas Zimmer versammelt. Es wäre ihnen wie Blasphemie vorgekommen, in Larizas Anwesenheit darüber zu beraten, wie sie weiter mit ihr verfahren sollten. Und selbst, wenn Dante und Damien ihr Bestes gegeben hatten, sie vom Blut zu reinigen und ihre Wunden zu versorgen, ertrug keiner von ihrer kleinen Gruppe ihren Anblick. Trotzdem wollten sie sich nicht zu weit von ihr entfernen. Jeder von ihnen hoffte noch auf eine Art Wunder und dass sie einfach aufwachte, erholt und regeneriert. 
„Wir können sie nicht begraben“, murmelte Gideon. 
„Ein Mausoleum oder eine Gruft gingen vielleicht“, antwortete Finja und blickte stur auf den Boden. „Aber wenn sie aufwacht und feststellt, dass wir sie beigesetzt haben, ist sie sicher wütend.“ Sie schluckte schwer, als sie über ihre Worte reflektierte und ihr so richtig bewusst wurde, wovon sie sprach. Sie hob den Kopf und begegnete Dantes Blick, als er sie besorgt musterte. 
„Ich mache mir gerade mehr Sorgen um deine Sicherheit, Finja. Sie wissen, dass du schwanger bist und wenn Damnatio es nicht ausreicht, Lariza getötet zu haben, dann werden sie versuchen, dich aufzuspüren.“ Er erwähnte nicht, was der Dämon ihm bei einem letzten Blick über seine Schulter gesagt hatte, ehe er vom Balkon sprang, um im aufziehenden Nebel des Morgens zu verschwinden. Ius Talionis. Er vergalt das, was Lariza ihm Jahre zuvor angetan hatte, und er sah sich dabei im Recht, weil sie ihn verraten hatte. Doch sie hatte nicht nur Damnatio damals ausgeschaltet, sondern auch die meisten seiner Anhänger und seinen Bruder. Wer von ihnen wusste schon, an welchem Punkt er Larizas Schuld als getilgt sah?
Finja schüttelte entschlossen den Kopf. 
„Ich werde auf deine Mutter aufpassen.“ Damien, der bis jetzt ein stummer Beobachter gewesen war, meldete sich endlich zu Wort und ließ sie somit das erste Mal seit Stunden ahnen, was in ihm vorging. „Es ist meine Schuld. Ich muss Verantwortung übernehmen.“
„Damien, du hast nichts …“, wollte Finja aufbegehren, wurde jedoch gleich von Damien unterbrochen
„Ich war es, der Damnatio zurückgebracht hat.“ 
Dante seufzte und machte einen Schritt Richtung Brüstung. Er hatte immer noch Damnatios Worte im Ohr. „Ich werde mich damit jetzt sicher bei euch unbeliebt machen. Aber Lariza wusste, worauf sie sich einlässt. Wir hatten eine Abmachung, aber sie musste Matthew ja unbedingt behalten. Sie sagte, wenn Damnatio zum Problem wird, kümmert sie sich darum. Sie trug ganz bewusst die Verantwortung.“ 
Oh Liz, wieso hast du ihn nicht gleich erledigt, dachte er bitter. Und woher kam diese verdammte Risikobereitschaft der Vampirin, die mit Damnatio ihren Höhepunkt zu finden schien? Er hätte es wissen müssen. Verdammt, er hatte gewusst, dass sie nicht in Ordnung war, dass sie versuchte, etwas zu bewältigen und deswegen etwas über die Stränge schlug. Doch das hier trotzte jeder Beschreibung. Es war sogar für Lariza extrem. 
Finja hatte bereits geahnt, dass das nun von ihm kommen würde. „Sie hätte ihn nicht alleine töten können. Oder hätte sie?“ Unbewusst legte sich ihre Hand auf ihren Bauch. 
Dante musterte sie einen Moment, ehe er sich abwandte, um über den Garten hinauszublicken, durch den der Dämon nur wenige Stunden zuvor geflohen war. „Damnatio kann in Matthews Körper nicht seine gesamte dämonische Kraft entfalten und Lariza ist … war stark. Keiner von uns weiß, wie stark eigentlich. Sie hätte ihn vermutlich leicht ausschalten können. Unter anderen Umständen.“
„Ohne Magie hätte er nie …“ Finja brach ab, als ihre Kehle sich zuzog und sie das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. „Nichts davon war deine Schuld, Damien“, beeilte sie sich, ihm zu versichern, als sie seinen düsteren Gesichtsausdruck sah. Sie konnte sich nur vorstellen, was gerade in ihm vorging. All das war zu viel, um es einfach so unbeschadet wegstecken zu können. Damnatio hatte ihm alles genommen, und zwar immer und immer wieder. 
„Er ist gefährlich. Wir wissen nicht, wie er weiter vorgehen wird. Bitte, Finja, es ist anzunehmen, dass du... ihr sein nächstes Ziel seid“, versuchte Dante weiterhin, sie zur Vernunft zu bringen. 
„Aber wo sollten wir denn hin? Damnatio ist ein Dämon. Er kann in die Dämonenwelt wechseln und uns auch in unserer Wohnung finden“, wandte die junge Frau tonlos ein. Für sie war gerade ein Weltbild zusammengebrochen und dass sie nun auch noch von einem unberechenbaren Dämon und seiner kleinen Privatarmee gejagt werden sollte, war zu viel für sie. 
„Menschen können nicht ohne weiteres hinüberwechseln“, antwortete Gideon gefasst. Seine ruhige Art war eigentlich nur vorgeschoben. Jedem der Anwesenden war das bewusst. Seine Hände waren unruhig, seine Schritte rastlos. Auch er fühlte sich aufgerührt und nervös und wusste, mit der drohenden Gefahr, die wie ein Damoklesschwert über ihnen schwebte, nicht wirklich umzugehen. Er wusste nur, dass sie schnell eine Lösung finden mussten. „Du musst mit uns kommen, Dante. Für den Fall, dass er ihnen ein Portal öffnet und den Kampf zu uns bringt.“
Dante zögerte einen Moment, ehe er den Kopf schüttelte. Er löste sich von der Brüstung und trat zurück in den kleinen Kreis der Gruppe. „Jemand muss Damnatio aufhalten. Er hat nicht umsonst all diese Dämonen entführt. Er führt etwas im Schilde.“
Gideon legte seine Arme um Finja und zog sie beschützend an sich, als kurz Wut in ihren Augen aufblitzte, die die Ähnlichkeit zu ihrer Mutter erneut bemerkbar machte. 
„Es wird euch nicht gefallen, aber ihr solltet bei Victor und Hannah unterkommen – zumindest für eine Weile“, beeilte Dante sich hinzuzufügen, als sie aufbegehren wollten. „Ich weiß, ich wäre auch lieber bei euch und würde euch beschützen. Aber ihr wisst, ich bin in einem Lidschlag bei euch, wenn notwendig. Jemand muss hier nach dem Rechten sehen. Auch wegen Lariza“, unauffällig machte er eine Kopfbewegung in Damiens Richtung. 
Finja musterte den jungen Mann, den sie seit ihrer Kindheit kannte. Er wirkte verändert und sie verstand. Dante konnte ihn nicht im Stich lassen, dafür hatte er zu viel ertragen müssen. Ihn völlig alleine hier mit der Aufgabe zurückzulassen, ihre Mutter zu beschützen, klang nach mehr Verantwortung, als er vermutlich übernehmen konnte.  
„Sie werden euch nicht abweisen, zumindest Hannah nicht. Und sie ist eine Hexe, sie wird eure Anwesenheit vor Damnatio verschleiern können und Victor ist …“ Dante räusperte sich. Natürlich, sein Bruder könnte ein Problem darstellen. Er war von Lariza nie begeistert gewesen, außer manchmal, wenn ihn gewisse Bedürfnisse … es war besser, das in der Vergangenheit zu lassen. Aktuell zählte es nur, Finja und ihr Kind in einem sicheren Umfeld unterzubringen, und für den Moment erschien ihm das als die beste Lösung.
Gideon ergriff Finjas Hand und hob sie an seine Lippen. Die beiden tauschten einen vielsagenden Blick aus. „In Ordnung. Aber sobald Lariza auch nur ein Haar verliert, will ich darüber informiert werden.“
Gideon betrachtete sein Elternhaus kritisch. Er hatte den Großteil seiner Kindheit hier verbracht, nach den Regeln seines Vaters gelebt, bis zu dem schicksalshaften Tag, als Finja in sein Leben getreten war. Die letzten sieben Jahre kamen ihm jetzt wie ein verrückter Traum vor und sein Schicksal schien untrennbar mit ihrem verschlungen zu sein und er war froh darüber. Egal, wie er jetzt zu seinen Eltern stand, sie war das alles wert. Und ihr Vater, Damien und auch Lariza waren für ihn mehr Familie gewesen, als Hannah und Victor es jemals gekonnt oder gewollt hätten. Natürlich hatte er seine Mutter im Laufe der letzten Jahre immer wieder besucht, doch nur, wenn sein Vater nicht Zuhause war. Seine Zusammentreffen mit Victor beschränkte er auf den Palast, wo es unvermeidbar war, ihm zu begegnen. Der Fakt, dass er Finja einfach nicht akzeptieren wollte, weil sie Larizas Tochter war, hatte eine große Kluft zwischen Gideon und ihn getrieben. 
Anstatt anzuklopfen, ergriff er Finjas Hand und atmete tief ein. Gideon warf seiner Partnerin einen aufmunternden Blick zu. Finja war seit ihrer Entscheidung, bei seinen Eltern unterzukommen, außergewöhnlich schweigsam gewesen. 
„Ich hab' nicht endlos Zeit, um zu warten, bis ihr euch traut, mit Victor zu reden“, warf Dante ungeduldig ein und trat an den beiden vorbei, um anzuklopfen. Es war vermutlich ohnehin besser, wenn er es tat. 
Er legte sich die Worte zurecht und hob die Hand, als Hannah die Tür öffnete, ehe sie sich bemerkbar machen konnten. Hannah musterte überrascht die Gesichter ihrer Besucher. Gerade Finja und Dante hatte sie hier nicht erwartet, doch war sie sichtlich froh ihren Sohn zu sehen. 
„Was verschafft uns die Ehre?“, fragte sie zögerlich. 
Dante und Hannah waren sich nicht mehr gegenübergestanden, seit Lariza in Inferno untergekommen war und sich an Victor gestärkt hatte. Finja hatte sie noch um vieles länger nicht gesehen. Es lag nicht daran, dass die beiden Frauen nicht miteinander zurechtkamen. Victor war nur keine einfache Gesellschaft. Er hatte immer dafür gesorgt, dass Finja sich in seiner Gegenwart unwohl fühlte. Noch ein Grund, weswegen Gideon seinem Vater lieber aus dem Weg ging. 
„Hallo, Hannah.“ Ein zartes Lächeln stahl sich auf Finjas Lippen. „Können wir reinkommen? Wir haben einiges zu bereden.“ Finja deutete auf einige rasch gepackte Koffer hinter sich. 
Hannah warf einen flüchtigen Blick über ihre Schulter ins Haus, ehe sie den Weg freigab und ihren Gästen bedeutete einzutreten. Drinnen hatte sich nichts verändert. Es war geräumig, luxuriös eingerichtet und vollkommen still. Einsamkeit hing wie ein Leichentuch über den zahlreichen Zimmern.
Hannah war sichtlich unwohl dabei, ihre Gäste in den Wohnraum zu führen, wo sich Victor aufhielt. Als Finja den Dämon erblickte, war sie kurz davor, wieder umzudrehen, doch Gideon ließ ihre Hand nicht los. Er warf Dante nur einen verzweifelten Blick zu, den dieser nicht ignorieren konnte. Der Dämonenjäger hatte ihre Koffer ergriffen, umrundete seinen Bruder und stellte die Gepäckstücke vor ihm ab. 
„Erinnerst du dich an Larizas Tochter? Sie wohnt jetzt hier.“
„Bist du von allen guten Geistern verlassen?“ Victor erhob sich eilig und wandte sich seinem Bruder und Hannah zu, die neben ihm stand und etwas unschlüssig wirkte. 
„Vielleicht solltet ihr erst einmal erklären, was geschehen ist?“, forderte sie ihn auf und lächelte ihren Sohn aufmunternd an. Sie mied es, Victor anzusehen. 
„Lariza ist tot, jemand ist hinter Finja her. Sie bleiben hier und wenn ihr sie auch nur irgendeiner Gefahr aussetzt, finden wir endgültig heraus, wer von uns beiden der bessere Kämpfer ist, verstanden?“ Dante trat an Finja heran und küsste sie auf die Wange. „Wenn Victor dich auch nur seltsam ansieht, dann ruf mich, in Ordnung? Das überlebt er nicht.“
„Lariza ist tot?“, wiederholte Hannah erschrocken. „Wie? Sie kann doch gar nicht … sterben?“
Niemand beantwortete Hannahs Frage, doch das unbehagliche Schweigen sprach für sich selbst. 
„Wir wissen es offen gestanden nicht“, antwortete Dante schließlich. „Euer Haus ist groß, ihr habt doch sicherlich genügend Platz, um die beiden unterzubringen, oder? Immerhin ist Gideon euer Sohn. Übernehmt einmal Verantwortung.“ Dante wusste, dass das zumindest bei Hannah einen wunden Punkt treffen würde. „Und du, Bruderherz, grins nicht so abfällig. Am Ende kommt Lariza zurück, um dich persönlich dafür in den Hintern zu treten.“
Es war seltsam, an die beiden mit diesem Anliegen heranzutreten, erst recht, da es so sehr daran erinnerte, dass sie nicht das erste Mal wegen Damnatio ihren Haushalt als sicherste Unterkunft eingestuft hatten. 
Victor sah seinen Bruder abfällig an, ehe er Finja eingehender musterte. „Wieso sollte ich Larizas Tochter einen Gefallen erweisen? Wenn deine Ancilla selbst nicht stark genug war, ihr Kind zu beschützen, sollte mir diese Aufgabe nicht anfallen.“
Hannah musterte Victor skeptisch. „Gideon ist uns immer willkommen“, antwortete sie auf Dantes Seitenhieb hin. Zaghaft lächelte sie Finja an. „Und du bist mir auch immer willkommen.“ Missbilligend wandte sie sich Victor zu. „Wir haben mehr Platz als notwendig, und du betonst immer wieder, wie sicher es hier ist. Nur weil etwas Lariza getötet hat, kann es noch lange nicht deine Sicherheitsvorkehrungen umgehen. Predigst du nicht seit Jahrzehnten, dass du stärker wärst als sie?“ Herausfordernd verschränkte sie die Arme vor der Brust. 
„Gut, dass eure Sicherheitsvorkehrungen so herausragend sind. Dann sollte Damnatio ja kein Problem für euch darstellen“, bemerkte Dante kleinlaut. „Aber wohin, wenn nicht zu euch, hab’ ich gesagt. Hier kann er sie sicher nicht finden, hab’ ich gesagt.“
Als Victor seinen Bruder musterte, war sein Gesichtsausdruck alles andere als begeistert, doch sowohl Hannah als auch Dante hatten an seinem Stolz gekratzt. 
„Damnatio hat Lariza getötet?“, erkundigte Victor sich mit unterdrückter Neugier. Die Tatsache, dass Damnatio es gewesen war, der sie getötet hatte, erleichterte es ihm, ein Grinsen zu unterdrücken. Er wünschte nur, dass er es gewesen wäre, der sie in einem direkten Kampf überwältigt hätte. 
Finja machte einen Schritt auf Victor zu, wobei sie Gideons Hand losließ. „Wie Dante bereits gesagt hat, wir wissen es nicht, Victor, und es spielt auch keine Rolle. Fühlst du dich in der Lage, es mit Damnatio und seiner privaten Armee an Dämonenjägern aufzunehmen? Meine Mutter hat es ohne zu zögern getan.“ 
„Natürlich fühle ich mich in der Lage. Damnatio ist bloß Larizas höriges Schoßhündchen. Es ist ihr Fehler, wenn er sie das Leben gekostet hat“, antwortete Victor kühl. 
„Nichts anderes hatte ich von dir erwartet, Vater. Und genau deswegen war ich dagegen, dass wir zu euch kommen.“ Gideon ergriff Finjas Hand und zog sie zu sich. „Dante, es sieht aus, als müsstest du uns jetzt beschützen.“ Der Blick, mit dem er Victor maß, war abwertend und eiskalt. Seit Gideon Finja kennengelernt hatte, war sein Vater gegen ihr Verhältnis gewesen und genau jetzt, als er notwendig gewesen wäre, dass Victor das Bedürfnis verspürte, seine Familie zu schützen, stellte er wieder die Problematik seiner Persönlichkeit unter Beweis. „Ich war darauf vorbereitet, dass du dich über Lariza lustig machen würdest. Was übrigens wirklich unangebracht ist, nachdem meine Frau gerade ihre Mutter verloren hat. Und Lariza starb wenigstens, als sie versucht hat, ihre Tochter und ihr Enkelkind zu beschützen, Vater. Etwas, das dir nie im Leben einfallen würde.“
Victors Lippen spannten sich, während Dante nur einen Schritt vor Finja machte. 
„So, Lariza ist nicht nur tot und hat die Wut eines Dämons auf sich und ihre Tochter gelenkt, sondern ihre Tochter ist auch noch schwanger von meinem Sohn?“, erkundigte Victor sich in charakteristischer Gefasstheit. 
Hannah schnaubte verächtlich und versetze Victor einen Hieb in die Seite. „Ein Enkelkind?“ Freudestrahlend lächelte sie Finja an. „Ich freue mich sehr für euch. Was für eine schöne Überraschung.“ 
Finjas Blick blieb an Victor hängen, ehe sie Hannah antwortete: „Danke, aber Damnatio weiß es. Und er will Rache an Lariza nehmen, indem er jeden, der ihr nahesteht, tötet.“ 
„Es war meine Idee, sie bei euch unterzubringen“, gestand Dante. 
„Ihr werdet selbstverständlich hierbleiben. Ich bin Nishas direkter Nachfolger. Die Sicherheit des Clans und vor allem eines hilflosen Mitglieds zu gewährleisten, fällt unter meine Pflicht. Dante hat nicht die Kompetenz, sich der Situation richtig anzunehmen“, sagte Victor entschlossen. 
Dantes Kiefer spannte sich, doch er schluckte die scharfe Erwiderung herunter. Dass Victor Damnatio noch nie gegenübergestanden hatte, dass es ihn einen Dreck interessierte, was mit Lariza geschehen war, dass es ihm nur um den Fortbestand und die Sicherheit des Clans ging. Doch wenn er jetzt Streit mit seinem Bruder anfing, würde Finja sich vermutlich weigern, zu bleiben. Er musste dafür sorgen, dass es friedlich ablief, sosehr es ihm auch gegen den Strich ging. 
„Dein altes Zimmer und Damien und“, Hannah zögerte, “Danyas Zimmer sind frei. Ihr könnt das Stockwerk nutzen, wie ihr möchtet. Es macht sicher Sinn, dass ihr ein wenig Platz für euch habt.“ Sie warf Victor einen flüchtigen Blick zu. „Privatsphäre kann nicht schaden!“
Dante grinste zufrieden. Das war exakt, wie er die Situation eingeschätzt hatte. Niemand wäre so herzlos, den eigenen Sohn und dessen schwangere Freundin auf die Straße zu setzen, auf dass sie von Damnatio und seinen Anhängern gejagt würden – nicht einmal Victor. 
Hannah machte eine Handbewegung, auf die hin Gideon die schweren Taschen ergriff. Sie bedeutete Victor, ihnen zu folgen, als sie ihren Sohn nach oben begleitete. Nach kurzem Zögern ging der Dämon auf die Aufforderung ein und ließ Finja und Dante alleine im Wohnzimmer zurück. 
„Mach dir keine Sorgen, meine Kleine. Niemand weiß, dass du hier bist. Wir werden das richten und ihr könnt bald nach Hause.“
„Ich weiß nicht, wie wir irgendwas richten könnten. Mum ist …“ Finja blieben die Worte im Hals stecken. „Du willst mich nur trösten, ich weiß. Aber nichts könnte es gerade besser machen.“ Ihr Blick glitt unstet durch das Zimmer, über die wenigen Möbel, die wenigen persönlichen Gegenstände, die dieses Haus füllten. Es war so vollkommen anders als Dantes etwas chaotische und abgewohnte, aber heimelige Unterkunft. 
„Ich weiß“, gestand Dante leise ein. „Es gefällt mir wirklich kein bisschen, dich hierzulassen.“
„Geh, Dad. Ich habe Gideon hier, aber Damien hat niemanden. Ich mache mir Sorgen um ihn.“
Dante zögerte zu antworten. Er dachte an das zurück, was Damnatio gesagt hatte, dass er die Dunkelheit in Damien erkannt hätte und er hatte recht, er hatte sie auch gesehen. Was, wenn diese Dunkelheit die Überhand gewann? Damien brauchte alle Unterstützung, die er im Moment bekommen konnte. Und komme was wolle, er würde Damien beschützen. Im schlimmsten Fall vor sich selbst
„Du hast wie immer recht, meine Kleine. Halt mich unbedingt auf dem Laufenden. Wenn du irgendwas brauchst, bin ich sofort hier“, versicherte er ihr. 
„Was wirst du jetzt tun?“, erkundigte Finja sich leise. Sie zupfte nervös an ihrem Ärmel herum und senkte den Blick. Dante wusste, dass sie Angst vor dieser Antwort hatte und er hatte sie genaugenommen auch. 
„Ich muss Layla Bescheid sagen.“ 
Finja nickte wissend. „Oh, verdammte Scheiße.“ Sie rang merklich mit den Tränen, und Dante zog sie in eine vorsichtige Umarmung. 
„Es wird gut werden, Finja. Hab’ etwas Vertrauen in mich. Ich werde es Layla vorsichtig beibringen und mein Bestes tun, um Damien zu unterstützen“, versprach er ihr. 
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