Hunde erziehen ohne Schimpfen - Alexander Schillack - E-Book

Hunde erziehen ohne Schimpfen E-Book

Alexander Schillack

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Beschreibung

  Raus aus der Schimpf-Falle!  Schimpfen ist bei vielen Hundehaltern Teil der Erziehung. Wenn der Hund etwas angestellt hat oder nicht hören will, wird geschimpft. Aber kann Schimpfen auch schaden? Und geht es überhaupt ohne? Tatsächlich kann Schimpfen eine gegenteilige Wirkung haben: Unsere Hunde können unser Verhalten nicht richtig deuten und der Lerneffekt ist selten positiv. Die Hundetrainer Johanna Spahr und Alexander Schillack zeigen in diesem Buch wie unsere Hunde verstehen was wir von ihnen wollen und wie wir mit positiver Verstärkung zum Ziel kommen. Die Kommunikation steht dabei im Mittelpunkt, Regeln und Konsequenzen muss es aber auch geben. Mit Klarheit, Fairness und Konsequenz lassen sich Konflikte viel besser lösen als mit Lautstärke.  Eine 14-Tage-Challenge gibt Hundehalter Ideen an die Hand, mit denen sie aus der Schimpffalle heraus- und wieder in den grünen Bereich kommen.

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Seitenzahl: 217

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Impressum

© eBook: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Fabian Barthel

Lektorat: Gerdi Killer, booklab GmbH, München

Bildredaktion: Petra Ender; Natascha Klebl (Cover)

Korrektorat: Anne-Sophie Zähringer

Umschlaggestaltung: ki36 Editorial Design, München, Petra Schmidt

eBook-Herstellung: Maria Prochaska

ISBN 978-3-8338-8706-2

1. Auflage 2023

Bildnachweis

Coverabbildung: Elke Vogelsang

Illustrationen: 123RF

Fotos: Bella Illenberger; Johanna Spahr; Adobe Stock; Alexander Schillack; Fabia Tauerschmidt; Getty Images; Laura Herrmann; Shutterstock; Trio

Syndication: www.seasons.agency

GuU 8-8706 04_2023_01

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Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Tipps in diesem Buch basieren auf den Erfahrungen der Verfasser. Sie wurden von ihnen nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Weder die Autoren noch der Verlag können jedoch für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Hunde erziehen ohne Schimpfen

In diesem Buch erfahrt ihr …warum wir manchmal die Fassung verlieren und wie sich unser Stresslevel auf unsere Hunde auswirkt.wie wir richtig mit unseren Hunden kommunizieren und sie typgerecht erziehen.wie Hunde lernen und wie wir das für die Erziehung nutzen können.warum uns die Umsetzung von Erziehungsregeln oft schwer fällt und wie wir uns den Alltag mit Hund erleichtern können.wie wir uns aus festgefahrenen Verhaltensmustern befreien können und die schönen Momente mit unseren Hunden wieder in den Vordergrund rücken.

INNERE RUHE – NEUE WEGE

Wirft man einen Blick in den Duden, um dort das Wort »schimpfen« nachzuschlagen, so stößt man auf folgende Definition: »seinem Unwillen, Ärger mit heftigen Worten [unbeherrscht] Ausdruck geben«.

Welcher Hundehaltende hat nicht schon einmal im Alltag mit seinem Vierbeiner Unmut oder Ärger empfunden? Mit großer Wahrscheinlichkeit hat jeder auch schon einmal sein Tier unkontrolliert geschimpft – weil es wie verrückt an der Leine zog oder ohrenbetäubend an der Tür bellte, als es klingelte. Zu schimpfen und zu motzen, so scheint es, sind vermutlich die Reaktionen, die den allermeisten Menschen zuerst in den Sinn kommen, wenn ihre Hunde Dinge tun, die sie als problematisch empfinden.

Schimpfen ist nicht nachhaltig!

Doch warum löst all das Schimpfen und Meckern in den wenigsten Fällen ein Problem wirklich nachhaltig? Und warum ist es in den meisten Fällen sogar unfair den Hunden gegenüber? Wir haben in unserem Berufsalltag als Hundecoach nicht selten Vierbeiner vorgestellt bekommen, die auf so unterschiedliche Art und Weise von ihren Halter:innen korrigiert und gerüffelt wurden, dass sie kaum mehr auf irgendeine Art von Begrenzung reagiert haben. Man könnte meinen, diese Tiere seien im Lauf der Zeit regelrecht abgestumpft und resistent gegen jegliche Form der Zurechtweisung geworden.

In der Tat passiert das leider nicht mal selten. Daraus resultieren in den meisten Fällen dann nicht nur abgestumpfte Hunde, sondern vor allem auch frustrierte und verzweifelte Hundehaltende, die demotiviert und geplagt von Schuld und Scham den Weg zu uns ins Hundetraining finden.

Doch wie bekommt man sich in den Griff? Auf den folgenden Seiten zeigen wir Alternativen auf, die dazu beitragen sollen, den eigenen Emo- tionen nicht unkontrolliert zum Nachteil des Hundes Luft zu verschaffen.

In diesem Buch geht es aber bei Weitem nicht nur darum, einen Hund grenzenlos zu erziehen oder jeglichen Konflikt, der im Zusammenleben mit dem Vierbeiner aufkommen kann, zu umgehen. Vielmehr sollen die folgenden Kapitel die Hundehaltenden dafür sensibilisieren, den Sinn und die Wirksamkeit des eigenen Handelns, vor allem auch in Konfliktsituationen, zu hinterfragen.

Mehr Verständnis für den eigenen Hund

Das Ziel des Buches ist es, Hundehaltenden ein besseres Verständnis für das Lernvermögen ihrer Lieblinge zu vermitteln und Hinweise für ein faires Miteinander zu geben. Neben lerntheoretischen Inhalten und allerlei Trainingstipps werfen wir immer wieder einen Blick auf die Beziehung zwischen dem Menschen und seinem Vierbeiner, die im Hundetraining nicht selten eine viel zu geringe Rolle spielt.

Dieser Ratgeber hat nicht den Anspruch, eine individuelle Beratung für das Mensch-Hund-Team zu ersetzen. Dennoch werden unsere Ausführungen helfen, unterschiedlichste Trainingsmethoden und Ansätze zu hinterfragen und besser verstehen zu können.

Wer Konflikte mit seinem Hund gänzlich vermeiden oder seinen Hund ausschließlich mit Lob und Leckerli erziehen möchte, wird in diesem Buch nicht die passenden Antworten auf seine Fragen finden. Doch wer interessiert daran ist, einen ganzheitlichen Trainingsansatz mit seinem Hund zu verfolgen, und sich seinem vierbeinigen Liebling gegenüber fair und angepasst verhalten möchte, dem dient dieser Ratgeber als wertvolles Hilfsmittel.

Johanna Spahr

Alexander Schillack

1

»Und – wie läuft’s?«

WO WIR AKTUELL STEHEN

Wie siehst du deinen Hund und sein Verhalten? Wenn wir etwas verändern wollen, hilft es, wenn wir uns erst einmal ganz genau anschauen, wie eigentlich der Stand der Dinge ist. Wenn wir genau wissen, wo wir stehen, kommen wir schneller dorthin, wo wir sein wollen. Unser Fragenkatalog unterstützt dich dabei, das herauszufinden.

TEST: WO STEHE ICH? WO WILL ICH HIN?

Bevor wir im Lauf dieses Buches Licht in den »Hundeerziehungsdschungel« bringen, plädieren wir dafür, dass du dich zunächst mit ein paar grundlegenden Gedanken beschäftigst. Auf diese Weise findest du heraus, wo du gerade stehst. Was bedeutet etwa Hundeerziehung für dich? Wie soll das Zusammenleben mit deinem Vierbeiner aussehen? Welche Verhaltensweisen wünschst du dir von ihm und wo liegen aktuell noch Schwierigkeiten vor?

Was versteht man unter Hundeerziehung?

Liest man einschlägige Definitionen von Hundeerziehung, dann stehen das menschliche Einwirken auf das Verhalten des Hundes und technische Methoden zur Erziehung im Mittelpunkt. Es geht um gewünschte und unerwünschte Verhaltensweisen des Vierbeiners und vor allem auch darum, dass wir Hundehaltenden für die Erziehung unserer Vierbeiner verantwortlich sind.

WIR GLAUBEN, DAS IST FALSCH!

Hundeerziehung ist viel mehr als das! Ein großer Faktor, der in den meis- ten Definitionen fehlt, ist der MENSCH ALS FÜHLENDES WESEN. Unsere Emotionen, die Befindlichkeiten, die wir mitbringen, und die Faktoren, durch die wir uns in unserem Handeln beeinflussen lassen, spielen eine elementare Rolle, sobald wir einen eingehenderen Blick auf das Zusammenleben von Menschen mit Hunden werfen.

Wenn wir über Hundeerziehung sprechen, wollen wir den Druck, den gesellschaftliche Erwartungen oder Social Media auf uns ausüben, nicht ausklammern. Daher frage dich bitte einmal selbst, welche Erwartungen du an deinen Hund hast und ob sie auch wirklich gerechtfertigt sind. In erster Linie geht es darum, dass du SEIN VERHALTEN RICHTIG INTERPRETIERST, verstehst, woher es kommt, und weißt, wie sich die (unliebsamen) Gewohnheiten deines Hundes verändern lassen.

Doch betrachte dich dabei auch unbedingt selbst. Nur wenn du ehrlich zu dir bist, kannst du auch EHRLICH ZU DEINEM HUND sein. Auf dem Weg zum Verständnis deiner selbst sowie deines Hundes und seiner Verhaltensweisen solltest du dir zuerst ein paar grundlegende Gedanken machen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was Hundeerziehung für dich bedeutet.

Interessante Ergebnisse unserer Umfrage

Wir haben diese Frage an mehrere Hundert Hundehaltende gestellt, und eine große Vielzahl gab an, dass Hundeerziehung für sie vor allem die (WEITER)BILDUNG DES MENSCHEN bedeutet. Häufig wurde auch erwähnt, dass Hundeerziehung vor allem beinhaltet, den Vierbeiner in unserer menschengemachten Welt so anzuleiten, dass er uns SICHER UND GEFAHRLOS IN UNSEREM ALLTAG begleiten kann.Auch unsere eigenen Erfahrungen, die wir in der Erziehung unserer Hunde sammeln konnten, haben einen großen Einfluss auf uns und das Verhalten unseren Hunden gegenüber. Viele Hundehaltende gaben an, dass die Erziehung des eigenen Hundes einer Achterbahnfahrt gleiche. Die Erfahrungen, die sie sammeln konnten, scheinen aber sehr unterschiedlicher Natur zu sein. Während viele angaben, häufig überfordert gewesen und an ihre Grenzen gestoßen zu sein, sah eine andere Gruppe der Befragten Hundeerziehung als einen BEREICHERNDEN PROZESS DER EIGENEN WEITERENTWICKLUNG.

In einem Punkt waren sich die Befragten einig. Vor allem KONSEQUENZ und DURCHHALTEVERMÖGEN scheinen von großer Bedeutung für den durchschlagenden Erfolg in der Hundeerziehung zu sein. Doch was bedeutet es, KONSEQUENT zu sein? Dieser Frage werden wir im Lauf des Buches auf den Grund gehen, und damit lässt sich auch ein Bogen zu einer weiteren Erfahrung schlagen, von der uns bezüglich der Erziehung von Hunden berichtet wurde: MAN BENÖTIGT VIEL GEDULD!

Die Angst, Fehler zu machen, hindert uns daran, über uns hinauszuwachsen. Fehler sollten jedoch ein gewöhnlicher Bestandteil im Entwicklungsprozess sein.

Aus Fehlern lernen

Nicht selten spielen die GEDANKEN UND AUSSAGEN ANDERER eine große Rolle, wenn es darum geht, sich und den eigenen Hund zu bewerten. Doch was sagen diejenigen, die uns nahestehen, wirklich? Oft erleben wir in unseren Beratungen, dass sich Menschen ausschließlich mit jenen Dingen auseinandersetzen und diese infrage stellen, die fremde Personen über sie und ihre Hunde äußern. Manchmal machen sie sich sogar Gedanken darüber, was andere über sie denken, ohne überhaupt zu wissen, was genau das wirklich sein könnte.

Die Befragung von Hundehaltenden ergab, dass ihr Umfeld sie als deutlich »strenger« wahrnimmt, als sie selbst sich sehen. Außerdem scheinen die eigenen Probleme, die Menschen mit ihren Hunden als solche wahrnehmen, von Außenstehenden als deutlich weniger gewichtig eingeordnet zu werden als von den Hundehaltenden selbst. Vor allem ZU HOHE ERWARTUNGEN AN SICH UND DEN HUND sorgen bei den Befragten zu selbstsabotierenden Gedanken. Nicht zu vergessen ist der Druck, den man sich selbst macht, wenn es darum geht, in der Gesellschaft mit Hund nicht negativ auffallen zu wollen.

Des Weiteren gaben viele Hundehaltende an, ANGST VOR FEHLERN in der Hundeerziehung zu haben. Besonders der Wunsch nach Fairness würde zu Druck und teilweise Unsicherheit beim eigenen Handeln führen. Doch ist es nicht auch so, dass Fehler uns helfen, an uns zu arbeiten? Zeigen sie uns nicht sogar, wo Bedarf besteht, etwas dazuzulernen? Ein fehlerfreies Leben klingt auf den ersten Blick vermutlich verlockend, bedeutet in den allermeisten Fällen jedoch auch häufig Stillstand und begrenzte Möglichkeiten für persönliches Wachstum.

Das Wissen um die typischen Wesenseigenschaften des eigenen Hundes und um sein individuelles Ausdrucksverhalten trägt wesentlich dazu bei, den Vierbeiner besser zu verstehen.

Das Wissen über den Hund erweitern

Natürlich ist der Wunsch nach FAIRNESS DEM HUND GEGENÜBER eine tolle Prämisse. Sowohl unsere Befragung als auch die Erfahrungen aus unserer Arbeit als Hundetrainer:in lassen uns jedoch wissen, dass die Angst, falsch zu handeln, lähmen kann – frei nach dem Motto: »Bevor ich etwas falsch mache, mache ich lieber gar nichts.«

Doch es gibt eine erfolgversprechende Lösung für dieses Dilemma: SICH WISSEN ANEIGNEN! Wissen über den eigenen Hund ist die wichtigste Voraussetzung für ein erfolgreiches Miteinander. Um zu wissen, ob du deinem Hund gegenüber fair bist, musst du seine Bedürfnisse kennen. Du musts wissen, mit wem du es eigentlich zu tun hast. Dafür benötigst du ein Verständnis für das AUSDRUCKSVERHALTEN deines Vierbeiners, denn Hunde zeigen ihre Befindlichkeiten unmittelbar über ihr ERSCHEINUNGSBILD.

Zudem kann ein Perspektivenwechsel spannende Erkenntnisse liefern. Meist haben die Menschen, die zu uns in die Beratung kommen, ein sehr gutes Bauchgefühl, wie es ihrem Hund gerade geht und wie er so drauf ist. Dieses Bauchgefühl kannst du mit ein wenig Beobachtung kombinieren und dir die folgenden Fragen stellen, die den Grundstein dieses Buches legen sollen:

Wie fühlt sich mein Hund mit meiner Erziehung?Was hilft ihm und was würde er sich wünschen?Was braucht er?Wen braucht er?Was für ein Typ ist mein Hund?Welche Entscheidungen würde er treffen, die nicht hilfreich in meinem Alltag wären?

Einige dieser Fragen werden wir im Lauf des Buches noch genauer beleuchten und Antworten darauf liefern. Trotzdem kann es auch jetzt schon hilfreich sein, wenn du versuchst, AUS SICHT DEINES HUNDES ZU DENKEN. Dieser Perspektivwechsel ist unheimlich wichtig, denn oft schafft nur der genaue Blick auf den Vierbeiner bzw. die Betrachtung einer Situation aus dessen Sicht die Voraussetzung, gewisse Verhaltensweisen verstehen zu können. Dies betrifft vor allem die Frage, welche Motivation den Hund zu einem bestimmten Verhalten antreibt.

Positive Ziele helfen uns, fokussiert zu bleiben und nicht bei unseren Problemen oder Ängsten zu verharren. Überlege dir also, was du dir wünschst und wie es mit deinem Hund einmal sein soll– anstatt darüber nachzudenken, wie es nicht sein soll. Ohne Ziel kein Weg.

Was wäre, wenn …

Ein Blick in die Zukunft hilft uns zu prüfen, was unsere eigentlichen Ziele sind und wo unsere Prioritäten liegen sollten. Wir brauchen einen guten Antrieb, um gewisse Themen mit unserem Hund anzugehen. Was ist dein Antrieb? Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht?

Am Ende des Buches wirst du noch einmal die Möglichkeit bekommen, dir GENAUE ZIELE für dich und deinen Hund zu setzen. Hierbei werden dir TOOLS helfen, die wir dir in den folgenden Kapiteln an die Hand geben. Bis dahin kannst du dir aber schon einige Gedanken machen, was eine Lösung möglicher Probleme für dich und deinen Hund bedeuten könnte.

Warum ist das »Problem« eigentlich ein Problem? Wozu führt es und was wäre, wenn es plötzlich weg wäre? Wie würde sich das in deinem Alltag mit Hund bemerkbar machen?

Was würdest du anders machen können? Wie würde sich das anfühlen? Und was wäre, wenn es keine Möglichkeit gäbe, weiter an dem Problem zu arbeiten?

Wäre das schlimm? Würde es deinen Alltag so sehr beeinflussen, dass du nicht glücklich sein könntest?

Der Weg darf sich im Wachstumsprozess verändern, damit wir ein Ziel erreichen. Manchmal kann es auch während dieses Prozesses zu Rückschlägen oder Stagnation kommen. Das ist nicht ungewöhnlich und darf so sein. Lass dich davon bloß nicht entmutigen.

Sehr schön! Nun hast du dich mit einigen bedeutenden Fragen auseinandergesetzt, die grundlegend wichtig sind, um das eigene Handeln zu hinterfragen und herauszufinden, was für dich eine Rolle spielt.

Wenn wir unser Denken und Handeln nicht darauf ausrichten, wo es langgehen soll, werden wir zwar sicherlich irgendwo ankommen, aber nicht immer ist der Weg auch das Ziel, das wir uns gesetzt hätten. Im Lauf dieses Buches kann es passieren, dass sich deine Ziele verändern, sich Blickwinkel verschieben oder deine persönlichen Werte in Bezug auf die Erziehung deines Hundes eine andere Bedeutung gewinnen.

Mach dir diesen Prozess bei der weiteren Lektüre immer wieder bewusst und wirf gern auch einen Blick auf das, was du dir zu Beginn notiert hast. Das Aufschreiben von Gedanken und Überlegungen hilft uns, verbindlich zu sein. Nur das, was wir uns sichtbar machen, werden wir uns immer wieder vor Augen führen können.

»Ich schreibe, weil ich nicht weiß, was ich denke, bis ich lese, was ich sage.« FLANNERY O’ CONNOR

Wir wissen das nur zu gut aus eigener Erfahrung, denn wir haben nicht nur die jahrelange Expertise aus unserer Arbeit als Hundetrainer:in, sondern sind seit vielen Jahren selbst Hundebesitzer:in und immer wieder in den Genuss von Hundetrainings aus der anderen Perspektive, der des Hundehaltenden, gekommen.

So haben wir in den letzten Jahren auch gelernt, wie unheimlich wichtig es ist, die eigenen Strategien sowie das eigene Handeln zu überdenken und sich immer wieder vor Augen zu führen. Nur so gewinnt man eine bessere Wahrnehmung möglicher Probleme oder Fehler. Mit dieser wichtigen Grundlage wünschen wir dir nun viel Freude mit den folgenden Kapiteln, die voller Infos und nützlicher Tipps sind.

AUF EINEN BLICK

Hundeerziehung ist viel mehr als nur die Veränderung des Verhaltens unserer Vierbeiner. Unser eigenes Empfinden kann eine wichtige Rolle für den Erfolg des Trainings spielen.Dabei hilft uns die Selbstreflexion, um unsere Gefühle rund um das Verhalten unseres Hundes und dem eigenen Umgang mit den Erwartungen der Gesellschaft zu überprüfen.Oft sind wir selbst unsere größten Kritiker. Wir sind streng zu uns und selten großzügig, wir sind pingelig und limitieren uns häufig selbst – vor allem wenn wir zu wissen glauben, was andere Leute über uns und unseren Hund denken. Doch das sollte absolut keine Rolle in unserem Leben spielen.Um die Bedürfnisse unseres Hundes erfüllen zu können, müssen wir diese kennen. Verständnis für das Ausdrucksverhalten und die genetische Herkunft unserer Vierbeiner hilft ebenfalls weiter.

2

»Es reicht!«

WARUM WIR MANCHMAL AUSRASTEN

Wir alle kennen das Gefühl, gestresst zu sein. Manchmal setzen uns gewisse Situationen, Projekte, Entscheidungen oder andere Reize so zu, dass wir schneller aus der Haut fahren, als uns lieb ist – dabei meinen wir es gar nicht so. Wie kommt es dazu, dass die ursprünglich lebenswichtige Reaktion Stress heute überwiegend negativ auf uns wirkt?

SO TREFFEN WIR UNSERE ENTSCHEIDUNGEN

Wie kann es sein, dass uns unsere Hunde so auf die Palme bringen, dass wir sie anschreien oder ausschimpfen, obwohl wir genau wissen, dass sie kein Wort von dem verstehen, was wir da sagen? Und wieso können wir manchmal entspannt darüber lachen, wenn sie auf charmante Art und Weise versuchen, unsere Regeln und Grenzen auszuhebeln, während wir uns nur einen Tag später mächtig darüber aufregen?

Um das herauszufinden, befassen wir uns zunächst damit, wie wir Menschen Entscheidungen treffen. Das hängt von vielen Faktoren ab, denn die Entscheidungsfindung ist ein komplexer Vorgang, der sich in unserem Gehirn abspielt. Vereinfacht dargestellt läuft der Prozess in etwa folgendermaßen ab: Reize werden über die SINNESORGANE des Körpers wahrgenommen und als elektrisch-chemische Signale ans GEHIRN weitergeleitet. Von dort aus führen zwei verschiedene Wege zu einer Handlungsentscheidung. Der erste ist der langsame Weg. Über den Thalamus im Zwischenhirn gelangen die Reize in die Großhirnrinde, wo unser Bewusstsein sitzt. Auf diesem Weg finden BEWERTUNGSPROZESSE statt. Das heißt, die Reize werden auf Relevanz geprüft, ob sie bekannt oder unbekannt sind, ob eine Handlung notwendig ist oder nicht und, falls ja, welche Handlung Erfolg verspricht. Dieser Weg bietet viele Vorteile, denn wir beziehen unsere Erfahrungen, die wir schon einmal in einer ähnlichen Situation gemacht haben, mit in diese Entscheidungsfindung ein. So können wir jederzeit sinnvolle Entschlüsse treffen. Doch er hat einen entscheidenden Nachteil: Er ist vergleichsweise langsam.

Drohen akute Gefahren, brauchen wir sehr viel schnellere Lösungen. Hier kommt der zweite Weg der Entscheidungsfindung ins Spiel. Auf diesem gelangt der Reiz vom Thalamus über eine einzige Umschaltstelle in die Amygdala, den Mandelkern. Dort werden reflexhafte Angstreaktionen ausgelöst, noch ehe wir begriffen haben, um welchen Reiz es sich überhaupt handelt. Wir kennen diesen plötzlichen Anstieg von Adrenalin im Blut, wenn wir beispielsweise einen Stock im Gras mit einer potenziell tödlichen Schlange verwechseln. Diese Reaktion des Körpers ist eine STRESSREAKTION und hat uns über viele Jahrtausende der Evolution einen Vorteil gebracht. Wer lange darüber nachdachte, ob es sich wirklich um eine Schlange handelte und nicht nur um einen Stock, der wurde früher oder später von dem Reptil gebissen. Wer hingegen immer reflexhaft zur Seite sprang, auch wenn in 99 von 100 Fällen keine Schlange im Gras kroch, konnte einem Giftbiss entgehen und hatte so bessere Chancen zu überleben.

Kurz mal leistungsfähig durch Stress

Überleben ist ein gutes Stichwort. Charles Darwin gilt als Begründer der EVOLUTIONSTHEORIE. Sie besagt, dass eine Spezies, die sich besonders gut an die Umwelt anpassen kann, größere Chancen hat zu überleben und ihre Gene an die nächste Generation weiterzugeben. So setzen sich auf lange Sicht die besonders gut angepassten Arten durch. Da die Stressreaktion, die wir eben beschrieben haben, bei vielen Säugetieren ähnlich abläuft, können wir von einem evolutiven Vorteil ausgehen. Ein Blick auf die KÖRPERLICHEN FOLGEN DER STRESSREAKTION stützt diese Vermutung:

Ausschüttung von Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol machen uns wach, aufmerksam und bereit für Kampf oder Flucht.Unser Puls wird beschleunigt, damit die Muskeln mit genügend Blut und damit Sauerstoff versorgt werden.Die Blutgerinnung wird erhöht, damit bei Verletzungen weniger Blut verloren wird.Akut unwichtige Bereiche des Körpers wie das Verdauungssystem werden gedrosselt, damit dort keine wichtige Energie verloren geht.Unsere Fähigkeit für Mitgefühl wird herabgesetzt.

Der Mandelkern steuert diese Reaktion sehr schnell und unabhängig vom präfrontalen Cortex. Unser Körper ist für kurze Zeit EXTREM LEISTUNGSFÄHIG und kann auf die Bedrohung, die die Stressreaktion ausgelöst hat, sehr schnell reagieren.

GUT ZU WISSEN

Der präfrontale Cortex ist ein Teil der Großhirnrinde im vorderen Teil des Gehirns. Hier laufen sensorische Informationen zusammen. Die Reaktionen auf diese Informationsflut, in unserem Fall also das Verhalten unseres Hundes, wird von dort aus gesteuert.

Diese Abläufe im Körper sind hervorragend dazu geeignet, akut auftretendem Stress erfolgreich zu begegnen. Evolutiv gesehen hat uns diese Reaktion einen Vorteil verschafft. Doch in der jüngeren Vergangenheit hat sich UNSER LEBEN STARK VERÄNDERT. Situationen, in denen diese Stressreaktion vorteilhaft für das Überleben war, gibt es in unserer Gesellschaft vermutlich nicht mehr. Wir gehen in den Supermarkt, statt uns unser Essen durch Jagd zu sichern, wir werden nicht von konkurrierenden Nachbarn angegriffen und müssen unser Territorium verteidigen, und es lauern eher selten gefährliche oder gar potenziell tödliche wilde Tiere in unseren Stadtparks auf uns.

Lang anhaltender oder dauerhafter Stress, der mit der Zeit chronisch wird, kann Hunde genauso krank machen wie Menschen.

Chronischer Stress macht krank

Stress, dem wir heute ausgesetzt sind, sieht anders aus und wirkt anders. Es handelt sich seltener um akute Stressreaktionen, sondern eher um lang anhaltenden, manchmal sogar DAUERHAFTEN, CHRONISCHEN STRESS. Dieser wirkt sich ungesund auf unseren Organismus aus. Er sorgt für Kopfschmerzen, Krankheit, Schlafbeschwerden und Depressionen bzw. ein Gefühl des Niedergeschlagenseins. Zwischen 66 und 80 Prozent der Deutschen geben an, dass sie manchmal gestresst sind. JEDE:R VIERTE FÜHLT SICH HÄUFIGER GESTRESST. Hauptgründe sind die Belastungen durch Arbeit, Schule oder Studium. Unmittelbar darauf folgen die hohen Ansprüche an uns selbst. Und dieser Stress nimmt Untersuchungen zufolge immer mehr zu. Im Vergleich zu einer Studie aus dem Jahr 2013 hat sich besonders der Anteil der häufiger gestressten Menschen vergrößert.

Neben gesundheitlichen und psychischen Folgen andauernden Stresses treten zusätzliche Probleme auf: Bei CHRONISCHEM STRESS arbeitet der Verstand nicht mehr so effizient, und Entscheidungen werden an ihm vorbeigelenkt. Wir treffen andere Entscheidungen und handeln anders als im entspannten Zustand. Die Stressreaktion führt durch sogenannte NEGATIVE RÜCKKOPPLUNGSEFFEKTE dazu, dass die Stresshormone, die ins Blut freigegeben werden, eine hemmende Wirkung auf die Ausschüttung neuer Stresshormone hat. So stellt der Körper sicher, dass nicht zu viele Stresshormone im Blut umherschwirren. Die vorhandenen STRESSHORMONE werden vor allen Dingen durch Bewegung wieder abgebaut. Ursprünglich geschah das direkt in den Situationen, in denen es zur Ausschüttung von Stresshormonen kam, also zum Beispiel im Kampf oder auf der Flucht.

In unserem heutigen Alltag treffen wir bei diesem System auf zwei Probleme. Erstens bewegen wir uns in der Regel nicht so viel, dass unser Körper dadurch effektiv Stresshormone abbauen könnte, und zweitens fühlen sich immer mehr Menschen chronisch gestresst. So werden die Stresshormone nicht nur nicht abgebaut, es werden auch immer wieder neue produziert. Somit befindet sich der Körper im DAUERSTRESS.

Uns Hundemenschen verschaffen die Spaziergänge mit unseren Lieblingen zwar zusätzlich Bewegung, doch statt Entspannung kommt oft neuer Stress auf: der Hund, der ständig an der Leine zieht, die Begegnung mit Artgenossen, die mit viel Gebell vonstatten geht, oder der Vierbeiner, der ausbüxt und wegläuft – dies alles sind weitere Stressfaktoren.

Zurück zur Entscheidungsfindung

Ob wir nun also mit Gelassenheit oder Anspannung auf das Verhalten unserer Hunde reagieren, hängt von unserem inneren Zustand (»Wie gestresst sind wir?«) und unserer Veranlagung ab. Denn nicht jeder Mensch hat ein in gleichem Maß sensibel arbeitendes Stresssystem. Einerseits wird durch die Erlebnisse in den ersten Lebensjahren der Körper auf die Belastungen im Leben vorbereitet. Wer also in einem Lebensraum mit vielen Gefahren überleben will, sollte ein sensibleres Stresssystem haben, das schnell reagieren kann. Natürlich müssen wir heute keine Angst mehr davor haben, von wilden Raubtieren gefressen zu werden, doch zahlreiche Stressoren (stressauslösende Reize) sorgen in unserem Leben dafür, dass unser Stresssystem schon in der Kindheit auf ständige Gefahr gepolt ist.

Doch nicht nur selbst erlebter Stress sorgt für ein sensibles Stresssystem. In den letzten Jahren konnten Wissenschaftler:innen nachweisen, dass über Epigenetik Stresssysteme an die Nachkommen weitergegeben werden. Nagetiere zeigten Angstreaktionen auf negativ konditionierte Reize, die nur ihre Eltern, aber nicht sie selbst je erlebt haben. Wir können also davon ausgehen, dass wir auch die Belastungen der Stresssysteme unserer Großeltern und Eltern (Krieg, Hunger, Flucht) zumindest zum Teil in uns tragen.

Wenn wir sehr gestresst sind, treffen wir falsche Entscheidungen, sind tendenziell höher erregt und schimpfen eher mit unserem Hund. Dies ist eine logische Folge davon, dass unsere eigene Körperkontrolle nicht mehr so gut funktioniert und wir nicht mehr rational handeln können.

Wie sich unser Stress auf den Hund auswirkt

Übrigens haben Forscher:innen auch herausgefunden, dass unsere Hunde ALLEIN ÜBER DEN GERUCH mitbekommen, ob wir gestresst, verängstigt oder fröhlich sind. Für Hunde spielt die Welt der Gerüche eine wesentlich größere Rolle als für uns. Ihre Nasen sind so fein, dass sie die kleinsten Veränderungen unserer chemischen Ausdünstungen riechen können – mit der Folge, dass auch sie gestresster werden.

In Versuchen wurde gezeigt, dass Hunde in einer Situation gestresster reagieren, wenn ihre Menschen gestresst sind. Unser DAUERSTRESS ist also keine gute Voraussetzung für einen ENTSPANNTEN SPAZIERGANG mit dem Vierbeiner. Da wir den Hunden nichts vormachen können, was die eigene Stimmung betrifft, hilft es nur, unsere Stimmung zu ändern.

AUF EINEN BLICK

Stress ist eine ursprünglich sinnvolle Reaktion des Körpers zur (kurzzeitigen) Anpassung an die Umwelt.Chronischer Stress macht uns krank. Unser Verstand wird bei Entscheidungen umgangen. Das führt zu Fehlern und inkonsequentem Verhalten.