Ich bin anders, ich bin ich - Chantal Gössel - E-Book

Ich bin anders, ich bin ich E-Book

Chantal Gössel

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Beschreibung

Leona ist vierzehn. Ihr Leben ist nicht immer einfach, denn Leona leidet an Mukoviszidose und ist auf beiden Ohren taub. Dank eines Implantats kann sie jedoch bald wieder hören. Aber ihre Mitschüler machen ihr das Leben nicht gerade leichter: immer wieder bekommt sie doofe Sprüche zuhören. Vor allem die Tussi Karla ist ihr ein Dorn im Auge. Zum Glück hat Leona ihre beste Freundin Mila – die beiden sind unzertrennlich. Aufgrund des Mobbings beschließen Leonas Eltern jedoch, ihre Tochter auf eine andere Schule zu schicken. Leona hat zunächst Bedenken, da sie fürchtet, Mila zu verlieren – doch die neue Schule gefällt ihr gut. Sie merkt endlich, dass sie nicht die einzige mit einem Handicap ist und fühlt sich von Beginn an wohl. Besonders ein Schüler hat es ihr dabei angetan: Jan. Sie kann nicht aufhören an ihn zu denken und beginnt, über ein Netzwerk mit ihm zu chatten. Als Leona eines Tages mit Mila auf eine Party geht, traut sie ihren Augen nicht: Vor ihr steht ausgerechnet Jan …

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CHANTAL GÖSSEL

ICH BIN ANDERS, ICH BIN ICH

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

1. Auflage 2017

© 2017 by riva (powered by 100 FANS), ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlaggestaltung: Isabella Dorsch

Umschlagabbildung: Aniwhite/Shutterstock.com, Artem Musaev/Shutterstock.com

Satz: Cindy Peprny

Druck: Sowa Sp. z. o. o., Polen

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-95705-014-4

ISBN E-Book (PDF): 978-3-95708-020-2

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-95708-021-9

Weitere Informationen zum Verlag finden sie unter

www.100FANS.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

INHALT

Vorwort

Letzter Ausweg: Schulwechsel

Der Krankenhausaufenthalt

Die Schulbesichtigung

Der schönste Tag in meinem Leben

Mein erster Schultag in der neuen Schule

Da habe ich etwas verpasst

Wird alles gut?

Die Urlaubsplanung und der Geburtstag

Urlaub, wir kommen!

Der Urlaub

Dieses Buch wurde mit Hilfe folgender Fans verwirklicht:

Christine Sprenger (Alamaya)

VORWORT

Liebe Leserin/Lieber Leser,

ich bin Chantal Gössel, ein junges Mädel, das mit der Krankheit Mukoviszidose lebt. Als wäre die Krankheit nicht schon genug, verlor ich mein Gehör im Jahr 2006 auf beiden Ohren, aufgrund eines Ärztefehlers. Ich hatte Nierenversagen und wäre beinahe gestorben. Ich war eine ganze Zeit lang zusammen mit meinen Eltern in psychologischer Behandlung und hatte höllische Angst vor Ärzten. Auch heute noch bin ich Ärzten gegenüber misstrauisch. Mein Leben ist sehr steinig und ich habe schon vieles erlebt. Trotzdem verliere ich mein Lachen und meinen Lebensmut nicht. Mit meinem Buch möchte ich den Leserinnen und Lesern einen Einblick verschaffen, wie es eigentlich ist, wenn man krank ist.

Und vielleicht fühlen sich die einen oder die anderen Leserinnen und Leser, die auch krank sind, verstanden, wenn sie dieses Buch lesen. Außerdem möchte ich andere Betroffene auch einfach ermutigen.

Die Geschichte ist erfunden, jedoch all das, was mit der Krankheit zu tun hat, sind meine eigenen Erfahrungen.

Ich wünsche dir viel Spaß und viel Freude beim Lesen!

Du findest mich auch bei Facebook unter @Meinlebenmitcf

Liebe GrüßeChantal Gössel

LETZTER AUSWEG: SCHULWECHSEL

Es muss sich etwas ändern, auf dieser Schule kann ich unmöglich bleiben.

Ständig pöbeln sie einen an, wie zum Beispiel: »Na, schon wieder die Schule geschwänzt gestern, oder ging es dir etwa wieder nicht gut? Haha!« Oder: »Häää? Hast du taubes Huhn mich schon wieder nicht verstanden? Hahahaha.« Oder Ähnliches. Ich kenne meine Mitschüler schon seit der ersten Klasse und anfangs war das noch annähernd nicht so schlimm wie jetzt, aber man kann 7-Jährige nicht mit 14-Jährigen vergleichen. Diese grausame Pubertät … Die Mädels tragen sich tonnenweise Make-up auf und achten extrem auf ihr Aussehen, die Jungs reden den ganzen Tag über »geile Mädels« und werfen manchen Mädchen Papierschnipsel in den Ausschnitt, welche sie dann selber wieder herausholen wollen.

Ich frage mich immer, warum ich so »anders« bin als die anderen in meinem Alter? Ich schminke mich fast gar nicht, ich brauche keine Oberteile mit Ausschnitt und ich achte auch gar nicht darauf, den Jungs zu gefallen, ich denke mir immer, es hat noch Zeit mit einem Freund, aber warum denke ich so? Bin ich reifer als die anderen? Ich weiß es nicht … Jedenfalls finde ich das Verhalten meiner Mitschüler einfach erbärmlich und lächerlich, obwohl ich doch eigentlich selbst ein pubertierender Teenager bin.

Ich lass es mir eigentlich nicht anmerken, aber innerlich verletzt es mich, wenn meine Mitschüler mich hänseln … Meine Eltern sagen immer: »Ach, lass dir solche Kommentare nicht gefallen und sag ihnen deine Meinung.« Aber als würde das etwas bringen, nicht im Geringsten interessiert es diese »Ekelpakete«, was ich denke oder fühle, ich würde mich höchstens bis aufs Letzte blamieren und sie würden mich auslachen. Ich habe schon mit sämtlichen Lehrern darüber gesprochen, aber alle Lehrer sagen, sie haben keinen Einfluss darauf, die Schüler nehmen gar nicht mehr ernst, was die Lehrer ihnen erzählen, und im Unterricht tippen sie heimlich auf ihrem Smartphone herum oder tuscheln mit den Mitschülern, während der Klassenarbeiten schauen sie bei ihren Mitschülern ab oder denken sich irgendetwas aus. So ist meine Klasse eben und nicht nur meine Klasse, sondern auch andere Klassen sind so. Es gibt immer mal Ausnahmen von Schülern, die anders sind, so wie ich zum Beispiel. Ich versuche im Unterricht aufzupassen und für die Arbeiten lerne ich, so gut es geht, aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich enorme Fehlzeiten durch meine Erkrankung habe und ich mich anstrengen muss, um im Unterricht mitzukommen.

Meine Eltern haben sogar schon mit dem Schulleiter über meine Probleme in der Schule geredet, aber leider erzählt der auch das Gleiche wie die Lehrer, er habe keinen Einfluss auf das Verhalten der Schüler, es sei die unberechenbare Pubertät, mit der selbst die Lehrer zu kämpfen haben. Außerdem könne er nichts unternehmen, damit ich trotz meiner Fehlzeiten gut in der Schule mitkomme. Also was tun? Richtig, die Schule wechseln. Meine Eltern setzen sich gerade mit dem Schulamt in Verbindung, um zu klären, welche Schule für mich geeignet ist, denn das Mobbing wird von Jahr zu Jahr schlimmer und mittlerweile ist es nicht mehr auszuhalten. Der Schulstoff wird immer anspruchsvoller und da es auf dieser Schule ja keine Möglichkeit gibt, dass ich besser mit dem Schulstoff mitkomme, geht es nun mal nicht anders. Ich bin gespannt, was es für Neuigkeiten gibt, wenn ich nachher von der Schule wiederkomme.

Kaum komme ich in der Schule an, da stürmt Mila auf mich zu. Mila und ich gehen in dieselbe Klasse, anfangs hielt ich sie für eine blöde Kuh, aber irgendwann bemerkte ich, wie nett sie ist. Sie wohnt nur zwei Straßen weiter und trotzdem haben wir uns die Jahre davor nie gesehen. Nach der Schule gehe ich entweder zu ihr oder sie kommt mit zu mir, so machen wir das schon seit drei Jahren, also schon so lange, wie wir befreundet sind, und so lange, wie wir in dieselbe Klasse gehen. Wir machen gemeinsam die Hausaufgaben und verbringen zusammen unseren Nachmittag. Mila ist meine einzige Freundin, sie hält zu mir, wenn unsere Mitschüler mal wieder versuchen, dumme Sprüche zu »kloppen«. Mila findet das Verhalten der Mitschüler schrecklich und ihrer Meinung nach schätzen die Jugendlichen gar nicht, dass sie gesund sind. Die Gesundheit ist unendlich kostbar und das Wichtigste im Leben, aber sie machen sich auch keine Gedanken über das, was sie sagen. Sie machen die Schwächeren immer nur fertig, um »cool« zu sein, das hat Mila schon oft beobachtet. Aber mal ehrlich, Mila könnte doch genauso sein wie die anderen Jugendlichen, oder? Ist sie aber zum Glück nicht. Ihre Mama Rita erzählte mir mal, dass Mila schon immer sehr sozial war, bereits im Kindergarten ging sie dazwischen, wenn jemand geärgert wurde, das finde ich einfach toll.

Die Mitschüler waren anfangs verwundert, als sie erfuhren, dass Mila sich mit mir angefreundet hat. Mila ist nämlich sehr beliebt in der Schule, aber es interessiert sie nicht, was die anderen von unserer Freundschaft halten, sie ist eben eine wirklich gute Freundin und sie findet die anderen sowieso nicht cool. Sie meint, wer cool sein möchte, muss nachdenken können und sollte seine Mitmenschen nicht mobben.

»Hey Süße!«, ruft sie durch die halbe Halle. »Wo warst du? Ich hab dich auf dem ganzen Weg bis hierher gar nicht gesehen.« Ich: »Ach weißt du … mein Papa hat mich gefahren, ich bekomme schon wieder schlecht Luft, ich brauche wieder eine Infusionstherapie.«

Schon wieder diese Fehlzeiten …

Zwei Wochen lang keine Schule und einen Haufen Schulkram nachholen, die Lehrer nehmen keine Rücksicht, entweder man ist in der Schule oder man hat Pech. Bei so vielen Schülern kann man einfach nicht den Überblick behalten, dass auch alle gut mitkommen.

Mila versucht mich zu trösten: »Mensch, Leo! Das schaffst du, ich bin bei dir und ich bringe dir doch immer die Materialien mit und erkläre es dir, wenn du es nicht verstehst.«

»Ohne dich wäre ich wirklich aufgeschmissen, ich meine, DU ganz alleine bist dafür verantwortlich, dass ich in der Schule mitkomme. Es ist nun mal nicht deine Aufgabe, für mich zu sorgen, aber du bist halt die Beste!«, sage ich zu Mila, sie freut sich immer so, wenn ich solche netten Worte für sie übrig habe, es macht sie unglaublich glücklich, für mich zu »sorgen«, und ich finde das ja wirklich süß.

Aber mal ganz ehrlich: Ohne Mila wäre ich hier, auf dieser Schule, wirklich absolut aufgeschmissen. Ich bin wirklich sehr froh, dass ich sie kennengelernt habe, natürlich nicht nur, weil sie mich in der Schule so unterstützt, sondern auch, weil sie immer ein offenes Ohr für mich hat und mich immer wieder aufbaut, wenn ich ganz tief da unten bin. Außerdem steht sie auch hinter mir, wenn die anderen versuchen, mich zu ärgern. Solche Freunde findet man nur sehr, sehr selten und diese sollte man sich wirklich gut halten, und was das angeht, habe ich wahnsinnig Glück gehabt.

Als ich nach der Schule zu Hause ankam, erwarteten mich meine Eltern bereits.

Mila ist dieses Mal nicht mit zu mir gekommen, denn heute habe ich Krankengymnastik (KG). Die KG ist wichtig für mich, denn mithilfe der KG lockert sich das Sekret in meiner Lunge, das rausmuss, weil es schädlich für meine Lunge ist.

Ganz aufgeregt frage ich meine Mama, was bei dem Telefonat mit dem Schulamt herausgekommen ist.

Mama: »Leona, ich habe heute mit dem Schulamt telefoniert und sie verstehen gar nicht, warum du nicht schon von Anfang an auf eine Behindertenschule gehst, immerhin hast du in deinem Schwerbehindertenausweis auch 100 Grad der Behinderung.«

Was hat Mama da eben gesagt?! Eine Behindertenschule??? Bin ich jetzt etwa sooo krank? Und warum ich nicht von Anfang an schon auf so eine Schule gehe, das weiß, glaube ich, auch niemand so genau. Aber es ist auch gut so, dass es nicht so ist, sonst hätte ich Mila wahrscheinlich nicht kennengelernt. Ich habe keinerlei Vorstellungen von solch einer Schule, ich recherchiere ein wenig im Internet und finde eine Menge heraus, aber irgendwie finde ich solch eine Schule ein wenig übertrieben für mich, denn bei dem, was ich dort lese, läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter, und ein bisschen Angst vor der Schule habe ich schon, ich weiß nicht, was ich dort zu Gesicht bekommen werde, vor allem weil ich so sensibel bin. Ich rede mit meinen Eltern über meine Sorgen, sie sagen, dass ich mir nicht solche Gedanken machen soll, manche Behinderungen sehen vielleicht viel schlimmer aus, als sie sind. Wobei alle Behinderungen doof sind und ich würde mich ja daran gewöhnen. Diese Menschen sind genauso wie wir alle, erklären mir meine Eltern, das stimmt ja auch und schließlich kann niemand etwas für sein Handicap …

Mama sagt, dass die Schule sich schriftlich bei uns melden wird und uns einen Besichtigungstermin mitteilt. Ich kann es gar nicht abwarten, ich möchte endlich wissen, wie es dort so ist, auch wenn mir schon ein bisschen mulmig ist.

Nach der Krankengymnastik kommt Mila zu mir nach Hause, ich erzähle ihr von den tollen Neuigkeiten. Sie findet es total aufregend, aber sie ist auch ein bisschen traurig, dass ich die Schule wechseln werde, jedoch hat sie Verständnis dafür und kann es auch nicht mehr ertragen, wie unsere Mitschüler versuchen, mich zu ärgern.

DER KRANKENHAUSAUFENTHALT