Ich hasse alle, ganz besonders Menschen - Dominik Zöllner - E-Book

Ich hasse alle, ganz besonders Menschen E-Book

Dominik Zöllner

0,0

Beschreibung

Der Mensch hält sich ja gerne für die Speerspitze der Evolution und ist stolz auf seine zivilisatorischen Errungenschaften. Doch was, wenn dem gar nicht so ist? Scharfsinn, Ironie, Sarkasmus und Humor malt Dominik Zöllner ein anderes Bild des Menschen und der Gesellschaft. Anhand von alltäglichen Beispielen und Gedankenspielen zeigt er anschaulich, dass wir in vielen Fällen gar nicht so gut, nett, schlau und gerecht sind, wie wir es denken zu sein. In vielen Fällen werden wir schlicht getrieben von unserem Ego, das uns allzu gerne zu Narzissmus und gedanklichen Fehlern verleitet. Dieses Buch wird im Kern für viele Leser keine leichte Kost, auch wenn es sich noch so unterhaltsam liest. Selbstreflexion und Selbsterkenntnis machen eben nicht immer Spaß, auch wenn einige Aufreger und der ein oder anderen Lacher garantiert sind. Finden Sie es heraus, ob Ihre Ansichten und Überzeugungen dem standhalten. Was haben Sie zu verlieren außer vielleicht ihren Illusionen? Und das vielleicht wichtigste Argument zum Kauf: Der Autor ist jung und braucht das Geld!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 408

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ich widme dieses Buch einigen wenigen Menschen,

die hier jedoch nicht genannt werden müssen.

Vorwort

(Von Dr. A. Chodorkowski, Leitender Sozialökonom a. D.)

Welche Überraschungen mir dieses Buch bescheren würde, konnte ich nicht ahnen, als es mir der Autor ankündigte. Mit scharfer Feder und lockerer Zunge, stets entlang an den sozialen Themen und Tabus der heutigen Zeit. Wahrlich wird hier in viele Fettnäpfchen nicht nur getreten, sondern vielmehr so gestampft, dass das Fett an der Decke kleben dürfte. Jedoch keinesfalls dumpf oder dumm; stets scharf kombiniert und oft Fragen stellend, in dem Wissen, dass der Leser sie wohl zu beantworten wissen wird – oder in der Hoffnung.

Der Spiegel wird der Gesellschaft nicht nur vorgehalten. Es werden sogar die Konsequenzen des Besitzes eines Spiegels erklärt, bevor einem dieser Spiegel sprichwörtlich übergezogen wird. So er denn beim Überziehen zerbräche, brächte er wohl sieben Jahre Unglück, aber auch damit könnte der Autor wahrscheinlich gut leben.

Ein großer Wurf scheint ihm da gelungen zu sein, zumindest wünsche ich es ihm, dem Autor, meinem Freund. Ein Freund, von dem man manchmal monatelang nichts hört und sieht. Und mit dem man dann, wenn es wieder so weit ist, wieder exakt da weitermacht, wo man vor einem halben Jahr aufgehört hat. Bei einem Gläschen Wein und einer Partie Schach zum Beispiel. Und wenn dann ein König schachmatt gesetzt und das Glas Wein geleert wurde, zieht er wieder von dannen.

In diesem Sinne: Bis zur nächsten Schachpartie, mein Freund.

Vorwort des Autors

Warum ein Buch? Warum schreibt ein Mann wie ich überhaupt ein Buch?

Eigentlich sollte ich doch gerade Fernsehen schauen, Fast Food in mich hineinstopfen, mein Geld sinnlos verprassen oder meine Freundin betrügen.

Nun ja, sagen wir, ich war schon immer etwas anders als die anderen.

Das dachte ich zumindest längere Zeit. Dass Sie jetzt nur kein falsches Bild bekommen: Es ist bei Weitem nicht so, dass ich wie der typische Außenseiter schon in der Schule allein sitzen musste. Dem war noch nicht so und dem wird, hoffe ich, auch nie so sein. Freunde, soziale Kontakte, Hobbys, Ausbildung, Beruf, Frauen, Spaß etc. Alles eigentlich, wie es sein sollte. Und alles gut so weit!

Allerdings konnte und kann ich das Verhalten der meisten meiner Mitmenschen irgendwie nie wirklich nachvollziehen. Und die Anzahl dieser Menschen steigt beinahe täglich, auch wenn das jetzt wahrscheinlich völlig arrogant klingen mag.

Ich bin nicht anders als die anderen. Ich war nur gefühlt immer ein kleines Stück weiter als die meisten anderen. Nicht meilenweit entfernt weiter, aber immer ein kleines Stück. Immer ein ausreichend großes Stück zu weit, sodass es gerade zum Problem für mich wurde. Ich bin weiß Gott nicht hochbegabt oder irgendwie besonders. Eher im Gegenteil: Ich bin zeitweise ein echter Trottel und manchmal sogar überrascht, wie ich es jeden Morgen überhaupt schaffe, aufzustehen, zu arbeiten, meinen Hobbys nachzugehen, und das alles, ohne mich durch meine eigene Dummheit selbst umzubringen.

Allerdings ist das Ganze zeitweise sehr anstrengend für mich. Allein jeden Morgen aufs Neue sein Auto suchen zu müssen, weil man nicht mehr weiß, wo man es am Vortag abgestellt hat, kann schon einmal nerven. Und dann noch der alltägliche Wahnsinn. Ich stoße mir meine kleine Fußzehe zum hundertsten Mal an derselben Tischkante, mir fallen Geburtstage grundsätzlich ein bis zwei Tage zu spät ein.

Von meiner sozialen Inkompetenz ganz zu schweigen. Ich bin wahrlich kein Genie. Nicht einmal im Ansatz!

Dennoch ticke ich scheinbar anders. Mein Gehirn arbeitet irgendwie anders. Nicht schneller oder besser, nur eben ein wenig anders.

Meine ersten Erfahrungen, als ich zum ersten Mal merkte, dass ich nicht so bin wie der Rest meiner Mitmenschen, liegen noch in meiner Schulzeit. Es muss so ab der neunten Klasse gewesen sein. Ich ging damals noch auf das Gymnasium. Immer das gleiche Prozedere: Man nahm eine Aussage bzw. Meinung, kaute sie den Leuten bzw. Schülern vor und die Leute schluckten sie. Denken unerwünscht! Keine Diskussion, keine Nachfragen.

Ganz traurig wurde es, als ich mangels Eifer die neunte Klasse wiederholen durfte und sich alles nochmals wiederholte. Die gleichen Vorträge, die gleichen Folien, die gleichen Reaktionen. Überhaupt fand ich es interessant und auch irgendwie traurig, zu sehen, dass sich alles wiederholte. Die Lehrer machten die gleichen Witze. Alles wiederholte sich in Dauerschleife. Sei es drum. Ab dieser Zeit wurde es mein Hobby, hinter die Kulissen zu blicken und Fragen zu stellen, die eigentlich keiner hören will. Eines Tages z. B. gab es in meiner Schule eine „Aktion gegen rechts“. Eine Menschenkette sollte ein Zeichen setzen gegen rechts. Eigentlich eine nette Idee, sollte man meinen. Die Teilnahme war laut unserem Lehrer aber verpflichtend! Ein guter Freund und ich fanden es damals nicht in Ordnung, uns instrumentalisieren zu lassen, und protestierten. Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen. Man wollte ein Zeichen setzen gegen rechts und verpflichtete die Schüler zur Teilnahme, weil auf den Zeitungsfotos möglichst viele Menschen zu sehen sein sollten. In Wahrheit ging es nicht gegen rechts. Es ging um die Befriedigung des Egos mancher Lehrer. Die Schüler, die sich keine Gedanken gemacht hatten, gingen hin, ohne sich etwas dabei zu denken. Die wussten nicht einmal, dass eine Absage gar nicht geduldet worden wäre. Man sagte ihnen, was sie tun sollten, und begründete das Ganze mit „Signalwirkung“ und „demokratischer Pflicht“. Und alle gingen mit.

Ich war dann letztendlich auch dabei, weil ich nicht noch mehr Ärger wollte und man an diesem Tag nicht in die Schule musste. Mein Kumpel hingegen hatte den Protest durchgezogen und weigerte sich, zur Veranstaltung zu gehen, was ihm die Lehrer noch für sehr lange Zeit übel nahmen und es ihn natürlich auch spüren ließen.

Denn ab diesem Zeitpunkt hatte er den inoffiziellen „Nazistempel“, obwohl er nichts in dieser Richtung war. Einmal fragte ihn einer der Lehrer sogar, ob er ein Nazi sei, weil er seine Hausaufgabe nicht gemacht hatte. Wir nannten diese Gruppe von Lehrern seither immer nur noch „Radikaldemokraten“. Immer schön sozial und tolerant, solang es nach ihrer Nase geht. Sobald man aber eine eigene, abweichende Meinung hatte, fiel die Maske. Demonstrativ zur Schau gestellte Toleranz ist manchmal eben auch nur eine Maske für Intoleranz. Verstehen Sie mich auch hier bitte nicht falsch. Ich habe grundsätzlich etwas gegen Dummheit, Ignoranz und Fremdenfeindlichkeit. Allerdings lasse ich mich, eben weil ich etwas gegen Dummheit habe, nicht einfach mit einem, wenn auch manchmal gerechtfertigten, Feindbild ködern, nur damit sich jemand anderes als guter Mensch profilieren kann.

Es gab beinahe täglich Ereignisse, die mir klarmachten, dass ich hier auf verlorenem Posten war. Ein Beispiel ist mir hier noch besonders gut in Erinnerung. Einer unserer Lehrer wies z. B. beinahe täglich darauf hin, wie wichtig Bildung doch sei: Bildung hier, Forschung und aktuelles Wissen da. Lustigerweise hasste dieser Lehrer Kaugummi kauende Jugendliche. Also dachte ich mir, diesen Lehrer müsste man doch fachlich überzeugen können. Dazu suchte und fand ich eine Studie, in der ganz klar belegt wurde, dass das Kauen von Kaugummi durch die Kaubewegungen die Durchblutung und somit die Konzentration fördert. In diesem Fall waren dann die Fakten wohl nicht so wichtig, wie es uns unser Lehrer doch jeden Tag eintrichterte. Kaugummikauen in Unterricht blieb verboten, schlicht weil er es nicht mochte! Zugegeben war das jetzt schon ein eher banales Beispiel und ich damals wahrscheinlich auch ein kleines Arschloch.

Allerdings könnte ich tatsächlich noch ein weiteres Buch schreiben, voll mit demotivierenden Beispielen aus meiner Schulzeit: Lehrer, bei denen man gar nichts lernte, was aber irgendwie auch keinen störte. Schüler, die völlig zu Unrecht bestraft wurden und beinahe von der Schule flogen. Ein Lehrer mit Alkoholproblemen, was aber auch irgendwie niemand zum Anlass nahm, mal etwas zu unternehmen.

Und eine Vertrauenslehrerin, die derart lehrbuchmäßig versuchte, Vertrauen aufzubauen, dass man nur lachen konnte. Ein Schulkollege von mir erzählte dieser Lehrerin einmal etwas im Vertrauen. Zehn Minuten später wusste es der Klassenlehrer und am Ende des Tages die Eltern. So viel zum Thema Vertrauen.

Einmal im Unterricht war das Thema „das deutsche Rechtssystem“. Die Lehrerin wollte im Rahmen einer pädagogisch korrekt geführten Diskussion zum Ergebnis kommen, dass Gesetze für jeden Bürger absolut bindend seien und eigentlich auch nicht hinterfragt werden sollten. Schließlich seien es nicht umsonst Gesetze, an die man sich ohnehin halten müsse, was ein Hinterfragen unnötig mache. Ich sah, Sie können es sich denken, auch das etwas differenzierter. Ich äußerte also meine Meinung, dass es neben den Gesetzen sehr wohl eine „übergeordnete“ moralische Instanz geben müsse, die jeder Bürger auch täglich berücksichtigen müsse. Denn wie könnten Politiker sonst überhaupt Gesetzesänderungen vornehmen, wenn Gesetze als in Stein gemeißelt gelten würden? Warum sollten Leute überhaupt zum Wählen gehen, wenn man Gesetze nicht hinterfragen dürfe? Und dann brachte ich noch das Argument, dass man den Menschen, z. B. im Dritten Reich, dann ja praktisch auch wenig vorwerfen könne, denn schließlich waren viele der damaligen Ungerechtigkeiten durch Gesetze verankert bzw. „legitimiert“. Der Rest der Klasse gab mir nach und nach recht, was unsere Lehrerin irgendwie gar nicht gut fand.

Genau genommen war sie ziemlich sauer, was ich ihr im Nachhinein irgendwie auch nicht verübeln konnte. Nach dem Unterricht wurde mir nämlich bewusst, was ich angerichtet hatte. Ich hatte meinen Mitschülern, einer Klasse halbstarker und pubertierender Jugendlicher, eine Argumentation an die Hand gegeben, Gesetze und Regeln ganz nach dem eigenen Geschmack auszulegen, zu deuten und sich daran zu halten oder eben nicht. Meine Lehrerin bereitete das Thema nochmals auf und wir diskutierten in der nächsten Stunde erneut über die Thematik. Hier hielt ich mich dann aber zurück. Auch im darauffolgenden Jahr, als ich die Klasse wiederholen musste und die Lehrerin die gleiche Diskussion erneut führte, habe ich dann nichts mehr gesagt und lieber geschwiegen. Denn nun wusste ich, wie einfach man eine Gruppe von Menschen durch geschicktes Argumentieren aufwiegeln konnte. Außerdem ging es in diesem Schuljahr um gute Noten und ich stand bei dieser Lehrerin ja bereits auf der Abschussliste. Aber genug von meiner Schulzeit. Ich möchte Sie nicht noch länger mit meiner Schulzeit langweilen, auch wenn es noch einige lustige Geschichten zu erzählen gäbe. Und wie gesagt, vielleicht war bzw. bin ich einfach nur ein kleines Arschloch, das gerne querschießt.

Für mich war und ist die Schule eine Mischung aus Gehirnwäsche und Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Eine Horde von Politikern und Pädagogen überlegen sich Themen, von denen sie sich einreden, dass sie von Bedeutung für das Leben sind, und drücken sie den Schülern auf. Das meiste davon ist, und das weiß jeder, der die Schule abgeschlossen hat, absolut irrelevant für das restliche Leben. Was würde wohl passieren, wenn man die Abiturprüfung einfach nach ein paar Jahren wiederholen ließe? Auch die Diskussion „G8 oder G9“ war und ist aus meiner Sicht eine Farce. Es gibt immer mehr Schüler mit stressbedingten psychologischen Problemen. Nachhilfe ab Grundschulalter, Ganztagsschulen, Kinder werden im Kindergarten schon durchorganisiert und gefördert. Absoluter Bullshit.

Lasst Kinder Kinder sein. Nehmt den Lehrplan und streicht 25 bis 30 Prozent davon. Keine Sau wird es merken! Dann wäre auch wieder Zeit für die im Leben relevanten Dinge. Oder haben Sie nach Ihrem Schulabschluss noch einmal ein Gedicht auf Stilmittel analysiert oder sich mit gebrochen-rationalen Funktionen in der Mathematik befasst? Nicht?! Komisch, denn irgendwie ist doch jeder Lehrer der Meinung, dass ausgerechnet das Fach, das er unterrichtet, wichtig für das spätere Leben sei. Wie auch immer. Die Schule hat in mir einiges ausgelöst. Das System in der Schule war ganz klar: Schnauze halten, Ja sagen und schön machen, was einem gesagt wird. Dann kommt man gut durch. Und ich verstand das System, leider! Ich habe ab der siebten Klasse keine Hausaufgaben mehr gemacht und trotzdem mit guter mittlerer Reife das Gymnasium nach der zehnten Klasse verlassen. Jedoch wurde mir schon damals klar, dass man einfach seinen Mund halten sollte. Denn die Meinung interessiert eh keinen, selbst wenn danach gefragt wird. Aber dazu komme ich später noch einmal.

Die Schule hat bei mir definitiv zumindest zeitweise auch einiges kaputt gemacht.

Sie hat meine Motivation und meine Wissbegierde gebrochen. Das ganze System war mir einfach zuwider. Wenn man als Jugendlicher fünf Tage die Woche den halben Tag etwas machen muss, das man eigentlich hasst, kann einen das schon ein wenig demotivieren. Es hat einige Jahre gedauert, bis ich diesbezüglich wieder voll genesen war. Jetzt könnte man denken, ein pubertierender Teenager kann schon mal die Schnauze voll haben von der Schule. Klar kann man das, aber das war nicht das Problem bei mir.Ich schlucke nur nicht einfach, was man mir als wahr verkauft! Ich denke viel nach, wahrscheinlich zu viel. Ich bin neugierig, ich ziehe Vergleiche und ich interpretiere. Und das kommt in der heutigen Zeit einfach nicht gut an.

Kaum war ich aus der Schule heraus und begann meine Lehre, änderte sich alles. Ich war plötzlich motiviert und meine Noten praktisch nur noch im guten bis sehr guten Bereich. Auch im Privaten: Wenn man die Bremsen an seinem Motorrad repariert, haben die Anzugsdrehmomente von Schrauben und Reibwerte von Metallen plötzlich eine andere Bedeutung, als wenn einen der Physiklehrer irgendeinen theoretischen Schwachsinn berechnen lässt.

Während meiner Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger kam ich auch zum ersten Mal mit den Themen Psychologie und Psychiatrie in Kontakt. Der Umgang mit Krankheit und dem Tod wurde zum Thema. Ein mehrwöchiger Einsatz in einer geschlossenen Psychiatrie folgte. Und ich kam in Kontakt mit Hunderten Menschen und musste mich näher, wenn auch nur kurzfristig, mit ihnen befassen. Ich sah Patienten, denen man den Kehlkopf entfernt hatte und die durch das Loch in ihrem Hals weiter rauchten. Ich sah cholerische Ärzte, die herumbrüllten. Ich sah Krankenschwestern, die sich weinend mit Schmerzen auf Arbeit schleppten, weil sie sich für unersetzbar hielten. Das alles faszinierte mich irgendwie. Ich begann also, mich nebenbei und ganz ungezwungen mit Psychologie zu beschäftigen. Ich hatte zeitweise natürlich wesentlich bessere Dinge zu tun, als mich mit so hochtrabenden Themen zu befassen. Man musste ja neben der Arbeit auch noch feiern, Geld ausgeben, Urlaub machen und die Sau rauslassen.

Jedoch kommt man bei so ziemlich allem, was man in seinem Leben macht, ununterbrochen mit anderen Menschen in Kontakt. Und da mich dieses Thema nach wie vor ziemlich interessierte, habe ich begonnen, mich tiefer damit zu befassen.

Ich begann Bücher zu lesen, darunter viele Fachbücher. Man analysiert sich und sein Verhalten selbst, was manchmal sehr ernüchternd ist. Man bekommt einen anderen Blick für die Welt. Mittlerweile arbeitete ich ausschließlich im Operationssaal. Und jeder, der in diesem Bereich schon einmal gearbeitet hat, weiß, dass es sich hier neben der fachlichen und körperlichen Belastung um ein Sammelbecken an Emotionen handelt. Menschen sterben in einem Raum, und nebenan werden Babys geboren. Enormer Stress, viele Charaktere auf einem Haufen. Hochexplosiv und auch hochinteressant. Jeden Tag gab und gibt es etwas zu lernen. In jeglichem Bereich. Ich trauere dieser Zeit irgendwie nach. Was sich seit Jahren nicht ändert, ist die Tatsache, dass ich viele Dinge und Sachverhalte anders und differenzierter sehe als viele meiner Mitmenschen. Genau genommen verstehe ich die Menschen um mich herum kaum noch und ich muss zugeben, es interessiert mich auch immer weniger.

Ich lege mittlerweile auch immer weniger Wert darauf, mit Menschen ins Gespräch zu kommen oder neue Leute kennenzulernen.

Es ist das Verhalten meiner Mitmenschen. Es wiederholt sich in einer nicht enden wollenden Dauerschleife: eine Dauerschleife von Unwissenheit, Dummheit, Ignoranz und eingespieltem Sozialverhalten. Ich habe mir eine Zeit lang einen Spaß daraus gemacht, das Verhalten bzw. die Argumentationen der Leute vorauszusagen. Am Anfang freut es einen, am Ende frustriert es einen eher, dass alles so vorhersehbar ist. Die Menschen sind nichts Besonderes – eher im Gegenteil. Ich mag Menschen tendenziell nicht! Natürlich gibt es Ausnahmen, die mich überraschen. Und das freut mich jedes Mal. Allerdings geschieht dies sehr selten und vor allem immer seltener.

Die Aussagen der Menschen sind identisch, das Verhalten ist identisch, das Denken ist identisch. Der Mensch nutzt sein geistiges Potenzial nur noch innerhalb eines vorgegebenen Rahmens. Es ist wie ein Hochleistungscomputer, auf dem nur noch Videospiele laufen. Der Mensch ist nichts Besonderes, denkt aber leider, er wäre es.

Keiner hinterfragt, was er tut. Aber auch das stört niemanden, denn man will eigentlich auch gar nichts wissen. Um dieses Verhalten geht es in diesem Buch. Ich möchte vielleicht ein paar Leute zum Nachdenken inspirieren. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern geht es in diesem Buch nicht darum, Ihnen ein Ergebnis zu präsentieren. Sie werden in diesem Buch keine fertige Erkenntnis bekommen. Auch werde ich Ihnen hier keine Meinung vorkauen, die Sie am besten annehmen sollten.

Ich werde auch nicht groß mit Zahlen und Fakten argumentieren, denn das bringt nichts. Wir werden den ganzen Tag mit Fakten, Pseudofakten und Argumentationen „vollgemüllt“. Und da wir uns ja einreden, rationale Wesen zu sein, denken wir tatsächlich, Fakten hätten eine Bedeutung.

Ich sage es hier ganz deutlich:

Fakten sind nichts! Fakten sind gar nichts!

Fakten sind nichts weiter als ein Instrument unseres Egos und unseres Unterbewusstseins, um unser Bewusstsein dazu zu bringen, etwas zu tun. Nicht mehr und nicht weniger.

Der Mensch ist kein rationales Wesen, sondern ein rationalisierendes!

Der Mensch will (unbewusst) etwas tun und sucht sich dann seine Fakten, sodass es dem ursprünglichen Wunsch zuträglich ist.

Und dann, rein zufällig, decken sich die Fakten mit dem, was wir sowieso gerne tun würden. Dann ergibt sich ein stimmiges Bild und man kann sich einreden, man hätte eine gute, eine rationale Entscheidung getroffen. Ich jedoch sage, Sie hätten die Entscheidung auch getroffen, wenn die Fakten komplett andere gewesen wären. Nehmen Sie z. B. die Politik. An und für sich sind die Argumentationen der einzelnen Parteien in sich schlüssig und logisch geschlussfolgert. Die eine Partei nennt Zahlen und sagt, man müsse nach links gehen, die andere Partei nennt Zahlen und sagt, man müsse nach rechts gehen. Beide haben aus Sicht der Fakten erst einmal absolut recht.

Ich bin mir jedoch sicher, dass die eine Partei immer Fakten finden wird, um nach links zu gehen. Und genauso verhält es sich mit der Partei, die nach rechts möchte.

Und bei jedem Einzelnen von uns verhält es sich genauso. Die Argumentationen hinter den Entscheidungen sind reine Augenwischerei. Die Fakten sind nur ein Vorwand, mehr nicht! Nachweisen kann ich das natürlich nicht. Wenn wirklich die Fakten entscheidend wären, dürfte es auf der Welt ja kaum noch Konflikte geben, oder?

Denn dann müsste ja alles klar sein, oder? Dem ist natürlich nicht so.

Suchen wir uns unsere Lebenspartner aus, weil es Sinn macht? Haben Sie Ihren Beruf gewählt, weil es Sinn macht? Machen Ihre alltäglichen Sorgen und Ängste Sinn? Rauchen Sie Zigaretten, weil es Sinn macht? Machen Ihre Träume Sinn?

Macht ein Sportwagen Sinn? Macht der Sport, den Sie betreiben, wirklich Sinn?

Ich denke, Sie kennen die Antwort.

Sie machen all diese Dinge, weil Sie sie insgeheim tun wollen. Es ist eine Entscheidung, die getroffen wurde. Vielleicht im Grundsatz nicht einmal eine bewusste Entscheidung – aber eine Entscheidung. Andere Menschen treffen andere Entscheidungen. Fakten und Argumente rechtfertigen nur. Aber sie ändern nichts.

Ich werde keine psychologischen Fakten nennen, keine Statistiken aufzählen. Denn das wären ja wieder nur Fakten, ohne Relevanz. Sie könnten sie glauben oder nicht glauben oder glauben und einfach komplett ignorieren. Bei Erfahrungen sieht es anders aus. Erfahrungen und Gefühle lassen sich schlechter ignorieren und prägen sich tiefer ein. Wie sagt man so schön: „Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.“ Das trifft es sehr gut. Sie können einem Kind hundertmal mit Fakten erklären, dass ein Gegenstand sehr heiß ist. Letztendlich verinnerlichen wird es die Tatsache aber erst, wenn es sich, hoffentlich nicht zu sehr, die Finger verbrennt. Bei den Erwachsenen verhält es sich nicht anders. Ich könnte Hunderte Fakten und Zahlen nennen. Für Sie wären es nur Zahlen. Gehen Sie lieber nach draußen, schauen Sie sich Ihr Leben und Ihre Umwelt an. Davon haben Sie mehr. Und dann machen Sie sich Ihre Gedanken. Gedanken über sich, das Leben, die eigene Person. Mein Ziel ist also schon erreicht, wenn Sie anfangen, sich Gedanken zu machen, und beginnen, Dinge zu hinterfragen. Und ich meine richtig hinterfragen. Nicht alles schlucken, was einem vorgesetzt wird. Das kann natürlich auch schmerzhaft sein. Vor allem, wenn man selbst erkennen muss, welch schlechter Mensch man vielleicht eigentlich ist.

Und das Ganze beginnt hier und jetzt. Was möchte ich wirklich mit diesem Buch? Überlegen Sie. Ich schreibe ein Buch und schreibe, ich möchte die Welt und Ihr Leben verbessern! Habe ich das wirklich geschrieben? Selbst wenn, glauben Sie das wirklich? Warum?! Nur, weil ich es hier schreibe?! Der Titel des Buches lautet: Misanthropia! Das heißt doch wohl, dass ich nicht der größte Menschenfreund sein dürfte. Dementsprechend würde es ja wohl auch wenig Sinn machen, zu versuchen, irgendetwas zu verbessern, wo man eh nichts mehr verbessern kann. Vielleicht nenne ich auch keine Zahlen und Fakten, weil ich diese schlicht nicht kenne und ein fauler Hund bin? Vielleicht bin ich selbst nur ein Egomane, der nach Anerkennung sucht? Oder schlicht und ergreifend nach Geld? Und genau da liegen Sie goldrichtig! Ich will Geld. Und zwar so viel wie möglich. Ich bin kein Gutmensch. Ich will Geld, ich will ein großes Haus, einen schicken Sportwagen und zwei bis drei „Playboymiezen“, die bei mir wohnen. Und das Ganze erreiche ich, indem ich Ihnen ein Buch andrehe, in dem ich vorgebe, Ihr Leben verbessern und die Menschheit aufwecken zu wollen!

Sie haben mich erwischt. Sie haben sich von der Aufmachung des Buches blenden lassen und haben Geld ausgegeben – dafür, dass ich hoffentlich bald stinkreich bin. Vielen Dank.

Willkommen in der Wirklichkeit.

Vielleicht habe ich diese Zeilen gerade auch nur geschrieben, um Sie ein wenig anzustacheln. Um Sie neugierig zu machen. Vielleicht möchte ich die Welt tatsächlich verbessern? Vielleicht halte ich Ihnen auch einfach nur den Spiegel vor? Genau genommen weiß ich das selbst nicht! Vielleicht alles und vielleicht nichts von all dem. Wie auch immer: Finden Sie es heraus. Lesen Sie dieses Buch. Danach sind Sie hoffentlich schlauer und ich hoffentlich reicher! Viel Spaß.

Gebrauchsanweisung

Sie fragen sich vielleicht, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe, für ein Buch eine Gebrauchsanweisung zu verfassen. Das frage ich mich ehrlich gesagt auch gerade.

Allerdings möchte und muss ich hier vorab einige Dinge klarstellen, bevor Sie sich mit den eigentlichen Inhalten dieses Buches befassen, damit hinterher nicht das Geschrei wieder groß ist oder Dinge falsch verstanden werden. Ich möchte hier auch grob umreißen, warum und wie ich manche Sachverhalte darstelle.

Beginnen wir mit dem Einfachsten. Das hier ist ein Buch, das Sie informieren und zum Nachdenken anregen soll. Es darf und soll Sie jedoch auch unterhalten. Dementsprechend habe ich einige Dinge etwas überspitzt und / oder übertrieben formuliert, um z. B. eine Pointe zu setzen oder eine Aussage zu unterstreichen.

Für mich gelten harte Worte eben auch als Stilmittel. Sie werden also ggf. auch Schimpfwörter und Beleidigungen lesen.

Es kann auch vorkommen, dass ich Sachverhalte nicht nur überspitzt, sondern auch entgegengesetzt zu meiner tatsächlichen Meinung darstelle. Das nennt man dann Ironie.

Sie sollten also nicht alles auf die Goldwaage legen, was Sie in diesem Buch lesen.

Letztendlich ist es eben auch nur ein Buch.

An dieser Stelle noch ein Hinweis an alle Lehrer, Orthografiefetischisten und Grammatikfans: Sie werden in diesem Buch eventuell einige Fehler finden. Mir egal, aber schön für Sie. Für jeden Fehler, den Sie finden, dürfen Sie sich in Ihrer Existenz bestätigt fühlen. Und wenn Sie mehr als zehn Fehler finden, dürfen Sie sich einen Lutscher nehmen.

Wie schon angekündigt, werde ich viele Sachverhalte nicht mit Fakten, Quellenangaben oder Studien hinterlegen. Zum einen haben Studien eine begrenzte Halbwertszeit. Zum anderen ist mir die Gefahr zu groß, mich in Zitatfehlern zu verheddern, so wie es vielen Politikern bei ihren Doktorarbeiten erging.

Und zu guter Letzt bin ich schlicht und ergreifend zu faul, um für einen auf der Hand liegenden Sachverhalt irgendeinen Beweis zu suchen, nur damit ich sagen kann, jemand anderes, der schlauer war als ich, hat das auch schon einmal gesagt.

Des Weiteren erhebe ich nicht den Anspruch, ein Fachbuch oder ein Standardwerk geschrieben zu haben, sondern nur ein x-beliebiges Buch.

Wäre das hier ein Roman, hätte meine Hauptfigur auch Superkräfte.

Ich werde hier auch keine expliziten Studien nennen und zitieren, selbst wenn es diese vielleicht gibt. Das Problem bei Studien ist nämlich, dass eigentlich nur der, der selbst schon ein Experte oder zumindest fachkundig auf diesem Gebiet ist, bewerten kann, wie gut eine Studie ist. Auch funktioniert es nicht, das Ergebnis einer Studie nur in zwei kurzen Sätzen zusammenzufassen, was jedoch leider täglich in den Medien geschieht. Letztendlich muss man immer die komplette Studie lesen und verstehen und dann kann man bewerten, ob daraus überhaupt ein sinnvolles Ergebnis abzuleiten ist. Und wer liest heutzutage wirklich eine komplette Studie?

So funktioniert das nicht; zumindest nicht für mich! Entweder man liest eine Studie komplett, was jedoch den Rahmen dieses Buches sprengen würde, oder man lässt es bleiben. Ich lasse es bleiben!

Ein weiteres Problem mit Studien ist, dass sich das Ergebnis einer – von mir aus auch seriösen – Studie oft nicht in einen kausalen Zusammenhang bringen lässt mit den Schlussfolgerungen, die aus dieser Studie gezogen werden. Klingt kompliziert, ist es nicht!

Nehmen wir an, eine Studiengruppe untersucht über einen gewissen Zeitraum, wie viele Patienten, bei denen Krebs diagnostiziert wurde, gleichzeitig Brillenträger sind. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass 80 Prozent der Krebspatienten gleichzeitig Brillenträger waren. Die vermeintlich logische Konsequenz wäre demnach, dass das Tragen einer Brille das Krebsrisiko um 80 Prozent erhöht. Auf den ersten Blick klingt das an sich logisch kombiniert. Auf den zweiten Blick ist das natürlich totaler Schwachsinn, weil der kausale Zusammenhang nicht oder nur sehr schlecht hergestellt werden kann.

Der kausale Zusammenhang müsste hier z. B. über das Alter der Patienten hergestellt werden. Die meisten Krebspatienten sind einfach in einem Alter, in dem man häufig schon eine Brille braucht. Das Alter wird vordergründig jedoch gar nicht erwähnt.

Zugegeben ist dieses Beispiel konstruiert und sehr banal. Unterm Strich lässt sich für einen Laien jedoch in der Regel nicht erkennen, ob die Schlussfolgerungen aus einer Studie überhaupt Sinn ergeben. Wenn man dem Laien dann sogar nur noch das Ergebnis einer Studie mitteilt, wird es unmöglich. Ich könnte Ihnen etliche Studien nennen, die in sich zwar korrekt durchgeführt wurden, aber praktisch keinen Nutzen brachten. Deshalb erspare ich Ihnen Studien weitestgehend.

Ähnlich verhält es sich mit Statistiken. Sie werden in diesem Buch zwar einige Zahlen und Fakten lesen, jedoch keine oder kaum Statistiken finden. Denn genau wie bei Studien kann jemand, der sich auskennt, durch geschicktes Drehen und Tricksen beinahe jede Statistik so aussehen lassen, wie er möchte.

Das Ganze muss nicht einmal in betrügerischer Absicht erfolgen. Eine Statistik ist letztendlich nur ein komprimiertes Zerrbild der Wirklichkeit.

Die Art, wie und mit welchen Filtern ich dieses Bild erstelle, entscheidet darüber, wie das Ergebnis aussieht. Und genau wie bei einer Studie muss ich über eine Statistik eigentlich alles wissen und auch alles verstehen, um zu beurteilen, wie aussagekräftig eine Statistik ist. Am Ende des Tages ist auch eine Statistik nichts außer heiße Luft.

Nehmen wir z. B. an, Sie müssten sich einer Operation unterziehen, die in 99 Prozent der Fälle absolut problemlos verläuft, jedoch in einem Prozent der Fälle zu einer Querschnittslähmung führt. Diese Statistik hilft Ihnen vielleicht bei der Entscheidung. In die Zukunft sehen kann sie jedoch nicht. Und wenn Sie dann das eine Prozent sind, bei dem alles schiefläuft, hilft Ihnen die Statistik auch nicht weiter. Das bringt mich noch auf einen weiteren Punkt: Eine Statistik (genau wie eine Studie) ist im Prinzip immer retrospektiv! Sie kann also nur abbilden, was in der Vergangenheit liegt.

Die Menschen vergessen jedoch, dass das Leben nicht mit der Studie endet. Bleiben wir bei unserem o. g. Beispiel.

Nehmen wir an, Sie benötigen eine Operation. Die Operation wurde zuvor schon an 99 Patienten durchgeführt. Bei diesen 99 Patienten kam es zu absolut keinen Problemen. Das heißt, dass bisher 100 Prozent der Operationen ohne Komplikation verlaufen sind. Nun sind Sie an der Reihe, und alles, was schiefgehen kann, geht schief und Sie sterben. Vor Ihrer OP lag die Statistik bei zu 100 Prozent positiven Ausgängen. Nach Ihrer OP liegt die Statistik nur noch bei 99 Prozent.

Nach Ihnen hat sich die Statistik eben nur leicht verändert. Eine Statistik behält aber immer ihre Richtigkeit, unabhängig davon, ob Sie überleben oder sterben.

Worauf ich hinaus will, ist, dass Sie Teil einer immerwährenden Statistik sind, die Sie mitgestalten, ob Sie wollen oder nicht. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob Ihnen jemand eine Statistik vorlegt, in der steht, wie es bis jetzt lief. Die Frage ist doch, wie die Statistik aussieht, nachdem Sie an der Reihe waren. Und das kann keine Statistik vorhersagen, egal wie seriös sie ist.

Das ist den meisten Menschen jedoch nicht bewusst! Ich könnte zudem auch noch an zig anderen Stellschrauben drehen, sodass ich am Ende genau das Ergebnis bekäme, das ich möchte. Ich behaupte sogar, dass 99 Prozent der Leute, die mir gegenüber mit einer Statistik argumentieren, selbst nicht wissen, wovon sie eigentlich reden. Dies ist ganz einfach, weil diese Leute die Statistiken nicht selbst erstellt haben, sondern diese nur z. B. von ihren Vorgesetzten als Verkaufsargument mitbekommen haben. Ich habe durch gezieltes Nachfragen schon so manchen Makler, Bankmitarbeiter o. Ä. in Erklärungsnot gebracht. Fragen Sie beim nächsten Mal doch einfach nach anderen Statistiken. Fragen Sie, wie dieser Wert X überhaupt zustande kommt. Wenn Ihnen der Verlauf von fünf Jahren gezeigt wird, dann fragen Sie nach den Verläufen von zehn Jahren. Wenn die Statistik schon bei einem Wert von 10 beginnt, dann lassen Sie sich die Statistik noch einmal zeigen, wenn sie bei einem Wert von 0 beginnt. Jede dieser Änderungen wird die optische und spontane Wahrnehmung komplett verändern, ohne an der Wirklichkeit etwas zu verändern oder gar zu lügen.

Es sieht nur anders aus, und genau darum geht es. Aus einem steilen Anstieg wird, zumindest optisch, plötzlich nur noch eine leichte Steigung. Langer Rede kurzer Sinn:

Statistiken sind, wenn man wirklich etwas herauslesen möchte, einfach zu komplex, als dass ich Ihnen einfach ein Schaubild zeigen könnte, das nach dem einfachen Schwarz-Weiß-Prinzip funktioniert. Das gilt im Übrigen auch allgemein für Zahlen, die ja die Basis einer jeden Statistik sind.

Wer nicht genau weiß, worum es geht, der kann eigentlich nicht einmal eine einfache Zahl richtig einordnen. Ich behaupte deshalb sogar, dass die meisten von den wenigen Menschen, die heute noch Nachrichten sehen, diese nicht einmal richtig verstehen.

Nehmen wir z. B. Berichte von Erdbeben. In den Nachrichten heißt es dann zum Beispiel: „Das Beben in der Region X hatte die Stärke 6 auf der nach oben offenen Richterskala.“ Und eine Woche später: „Das Beben in der Region Y hatte die Stärke 5 auf der nach oben offenen Richterskala.“ Aber was heißt das nun? Für die meisten Menschen bedeutet das, dass das Beben in der Region X schlicht ein wenig (ca. 14,3 Prozent) stärker war als in der Region Y.

Aber das ist schlicht und ergreifend falsch! Zum einen leitet sich die Richterskala nämlich aus einem sog. dekadischen Logarithmus ab. Das heißt nichts anderes, als dass ein Beben der Stärke 6 eben zehnmal so schwer ist wie ein Beben der Stärke 5, und hundertmal so schwer wie ein Beben der Stärke 4. Zum anderen ist die Richterskala praktisch gar nicht nach oben offen, sondern endet bei ca. 9,5. Und „last, but not least“ erfasst die Richterskala zwar die Stärke eines Bebens, nicht jedoch seine Zerstörungskraft.

Demnach ist die Information über die Stärke eines Bebens in aller Regel eh sinnlos, weil sie fehlinterpretiert wird. Und wenn sie richtig interpretiert wird, ist sie nutzlos, weil die alleinige Stärke nichts über die Zerstörung aussagt.

Aber die Leute dürfen sich informiert fühlen! Toll!

Deshalb spare ich Ihnen bzgl. Zahlen, Fakten und Studien die Verarsche und mir die Arbeit.

Außerdem leben wir ja in Zeiten des Internets. Und wenn Sie einen Sachverhalt nicht glauben können oder nähere Informationen möchten, dann googeln Sie doch einfach. Unterschätzen Sie hierbei jedoch bitte nicht, inwieweit Google die Suchergebnisse für Sie individuell „vorfiltert“. Ihnen wird nichts anderes übrig bleiben, als wissbegierig und neugierig zu bleiben.

Und wer zu faul ist zu googeln, der wäre auch zu faul, etwas nachzuschlagen, nur weil es im Quellenverzeichnis steht. Sie sollten grundsätzlich, vor allem in der heutigen Zeit, nichts einfach so glauben und annehmen. Das gilt im Übrigen auch für dieses Buch.

Ich bin nicht Ihr Freund und ich habe meine Motive für dieses Buch. Motive, die Sie nicht kennen! Demnach sollten Sie auch hier zumindest vorsichtig sein. Ein gesundes Misstrauen, auch mir gegenüber, kann nicht schaden.

Im Übrigen sind Fakten, und das weiß die Psychologie heute sehr genau, in den aller seltensten Fällen der Grundstein für eine Entscheidung oder Meinung.

Fakten sind nichts! Fakten sind nur ein Werkzeug unseres Unterbewusstseins, um unserem Bewusstsein etwas aufzudrücken.

Die Entscheidung steht eigentlich schon fest, bevor die Fakten ins Spiel kommen!

Gelegentlich spreche ich Sie auch persönlich an. Sie werden merken, wenn das geschieht (... so wie jetzt gerade). Dann dürfen Sie sich auch angesprochen fühlen.

Ich könnte jetzt auch schreiben, dass ich mit diesem Buch niemanden angreifen oder verletzen möchte. Doch genau das tue ich hin und wieder. Hier habe ich nämlich das Problem, dass ich mit diesem Buch ja eigentlich anregen möchte, über sich, seine Mitmenschen und das Leben nachzudenken. Leider muss man die Leute manchmal etwas lauter oder direkter angehen, wenn man sie aufwecken möchte. Dementsprechend kann es natürlich passieren, dass Sie sich eventuell wiedererkennen, wenn ich eine Person oder einen Personenkreis z. B. etwas übertrieben negativ darstelle. Wenn ich also von einem Personenkreis spreche, und Sie merken, dass ich gegen dessen Lebensstil etwas habe, dann wird das wohl auch so sein!

Ich möchte grundsätzlich natürlich niemanden und Sie natürlich auch nicht beleidigen oder irgendwie angreifen. Letztendlich sind Sie mir dafür auch viel zu egal. Allerdings liegt das am Ende nicht in meiner Macht.

Wenn ich jemandem sage, dass seine Schnürsenkel offen sind, wird das der eine einfach als sachlichen Hinweis verstehen. Der andere wird das vielleicht als persönlichen Angriff auf seinen Kleidungsstil werten.

Letztere Person ist dann aus meiner Sicht einfach ein Idiot.

Und wenn Sie sich in obigem Beispiel zu der Personengruppe zählen, die es als Eingriff in ihre Persönlichkeitsrechte einstuft, wenn man sie auf offene Schnürsenkel hinweist, dann sind Sie eben auch ein Idiot bzw. ein von mir absolut respektiertes Mitglied unserer Gesellschaft und ein liebenswertes Geschöpf Gottes.

Ich hoffe, Sie haben verstanden?! Nun noch einmal Spaß beiseite.

Ich schildere in diesem Buch öfters Tatsachen, benenne Sachverhalte und nenne Beispiele. Meine Aussagen in diesem Buch dürfen Sie bitte niemals als absolut und „in Stein gemeißelt“ betrachten. Letztendlich geht es immer im Leben, also nicht nur in diesem Buch, um Wahrscheinlichkeiten. Das darf man niemals vergessen! Es gibt keine Garantien im Leben.

Wenn Sie eine Garantie möchten, kaufen Sie sich eine Waschmaschine.

Sie können alles richtig machen und sterben! Sie können alles falsch machen und leben!

So ist es nun einmal. Es geht um Wahrscheinlichkeiten und Tendenzen. Ich habe in diesem Buch meine persönlichen Erfahrungen und mein begrenztes Fachwissen mit einfließen lassen. Allerdings gibt es natürlich immer auch eine Ausnahme.

Und jeder, der von sich behauptet, ein einigermaßen intelligentes Wesen zu sein, sollte seine Entscheidungen an Wahrscheinlichkeiten orientieren und Ausnahmen realistisch bewerten. Leider tun dies die wenigsten.

Wenn ich also z. B. schreibe, Sie sollten moderat Sport treiben, damit Sie länger und gesünder leben, dann dürfte das aller Wahrscheinlichkeit nach in den meisten Fällen zutreffen.

Wenn Sie jetzt das Beispiel vom Jogger bringen, der stolpert und sich das Genick bricht, so haben Sie (leider) auch recht! Die Frage ist, wie wir Wahrscheinlichkeiten bewerten. Ernährung, Gesundheit, soziale Kontakte, ... – alles im Leben beruht auf Wahrscheinlichkeit. Wenn Sie also der Kettenraucher sind, der darauf beharrt, dass auch Sportler sterben, dann haben Sie zwar objektiv betrachtet recht, dürfen jedoch von sich trotzdem nicht behaupten, intelligent zu handeln.

Wenn ich also im Nachfolgenden von Frauen, Männern, Fleischfressern, Vegetariern oder sonst wem berichte, so beruht dies auf meinen Erfahrungen. Sollten Sie anderer Meinung sein, so ist das absolut kein Problem! Ob Ihre Meinung, sofern sie nicht meiner entspricht, jedoch Sinn ergibt, steht dann auf einem anderen Blatt.

Und allen, die versuchen, meine Meinungen und Thesen zu widerlegen, indem sie sagen, ich würde verallgemeinern und zu oft „alle über einen Kamm scheren“, denen sei gesagt, dass das durchaus stimmt! Es gehört letztendlich zu der traurigen Wahrheit, dass jegliche Arten von Normierung, Regulierung, Standardisierung, Meinungsbildung usw. auch eines gewissen Maßes an Verallgemeinerung bedürfen.

Ohne Verallgemeinerung funktioniert das Leben nicht, weil es einfach unendlich viele Faktoren gibt, die zu berücksichtigen wären. Es lässt sich natürlich immer ein Szenario bzw. eine Ausnahme erdenken, in dem eine Erfahrung oder Regulierung eben nicht zutrifft. Das ist nun einmal so. Die Frage ist dann nur, wie realistisch und sinnvoll dieses Szenario ist. Hierzu noch ein kurzes Beispiel. Ich war in den letzten Jahren auf etlichen Vorträgen, Weiterbildungen und Meetings. Diese Treffen fanden jeweils mit den unterschiedlichsten Personengruppen statt: Vorträge von Ärzten und Anwälten oder ein schlichtes Gespräch mit Handwerkern. Immer das gleiche Muster. Ein Arzt, ein Anwalt, ein Handwerker präsentiert den aktuellen Stand der Technik bzw. Wissenschaft und was seiner Meinung nach zu tun ist. Danach wird gefragt, ob noch Fragen offen sind. Und dann geht es los. Die Leute melden sich und schildern, dass es bei ihnen genau anders war.

Und jetzt?

Ein Beispiel gefällig: Der Arzt sagt, dass bei einer Diagnose X eine Operation Y am Erfolg versprechendsten ist.

Dann meldet sich Herr Mustermann und sagt, dass bei ihm die Operation Y aber nicht ginge, weil er ja einen Gendefekt und Diabetes habe und in einem Beruf arbeite, den er nach einer Operation Y nicht mehr machen könne, und überhaupt sei bei ihm alles anders und schwierig. Ja schön, und jetzt?! Herr Mustermann ist die Ausnahme! Applaus für Herrn Mustermann! Herr Mustermann argumentiert über die Ausnahmen der Regel. Das ist falsch und das ist dumm! Seien Sie nicht wie Herr Mustermann.

Was jedoch auch falsch und dumm wäre, wäre es, Menschen zu bewerten und zu klassifizieren, wie auch immer das aussehen mag. Ich bewerte in diesem Buch ausdrücklich nichts und niemanden. Ich stelle fest, ich benenne Dinge, ich interpretiere und ich stelle Fragen. Ich bewerte aber nicht.

Jeder Mensch und jedes Tier gilt als Individuum, das es zu respektieren gilt. Eine Bewertung wäre hier außerdem sehr anmaßend, da sich der Bewerter ja praktisch immer über die Bewerteten stellt.

Mit der Klassifizierung wird es da schon etwas schwieriger. Eine gewisse Verallgemeinerung und Einordnung gewisser Verhaltensweisen ist, wie bereits erwähnt, in gewissem Maße notwendig. Sonst wäre ein Buch oder eine Diskussion gar nicht möglich. Gleichzeit beinhaltet jede Form der Einteilung und Klassifizierung immer auch eine gewisse Denkfaulheit. Ich bin mir dessen bewusst und lehne Denkfaulheit grundsätzlich ab. Ich bemühe mich demnach, diesen Spagat möglichst gut hinzubekommen. Sehen Sie es mir bitte nach, falls es mir hier und da einmal nicht gelungen sein sollte.

Da wir gerade von Denkfaulheit sprechen. Jedes der von mir behandelten Themen kann in Zusammenhang gebracht werden mit einem anderen von mir behandelten Thema. Alle Themen beeinflussen sich praktisch gegenseitig. Deshalb werden Sie am Ende des jeweiligen Kapitels nicht unbedingt ein abschließendes Fazit finden. Man kann ein Thema nämlich gar nicht abschließend betrachten. Es wird Ihnen also nichts anderes übrig bleiben, als gedanklich jedes gelesene Thema nochmals in Bezug zu setzen mit den anderen Themen, die Sie bereits gelesen haben.

Die kurzen Einschübe und Gedankensprünge, die Sie in manchen Kapiteln finden werden, sind solche Beispiele. Demnach empfehle ich auch, dieses Buch nicht auf ein- oder zweimal zu lesen, sondern sich Zeit zu lassen. Wer dieses Buch zu schnell liest, im Nachhinein nicht darüber nachdenkt, interpretiert und es im Alltag prüft, dem entgehen eventuell die wichtigsten Inhalte.

Gedankenspiel

Wer sind wir? Was ist der Sinn unserer Existenz? Was ist der Sinn des Lebens? Kaum eine Frage beschäftigt die Menschheit seit Jahrtausenden mehr.

In der Regel werden nun selbstgerechte, hochtrabende Reden geschwungen.

Ein Beispiel hierfür wäre z. B. der Satz: „Der Sinn des Lebens ist es, dem Leben einen Sinn zu geben.“ Sätze wie dieser ergeben selten wirklich Sinn und sind praktisch nie zielführend. Ginge es z. B. nach dem gerade genannten Satz, müsste ja praktisch alles erlaubt sein, solange man es zum Sinn seines Lebens macht.

Dann könnte man ja praktisch auch betrügen, täuschen, verletzen oder vergewaltigen als Sinn seines Lebens benennen, und alles wäre in Ordnung?!

Religionen haben natürlich auch versucht, Antworten zu geben. Im Christentum sieht man sich gleich als Wesen, das Gott nach seinem Vorbild geschaffen hat und das sich die Welt zum Untertan machen solle. Na, wenn das mal nicht ziemlich narzisstisch ist.

Ich für meinen Teil bevorzuge es grundsätzlich, erst einmal zuzusehen, zu analysieren und zu vergleichen, ohne zu bewerten. Getreu dem Motto:

„Wenn es aussieht wie ein Hund, bellt wie ein Hund und scheißt wie ein Hund, dann ist es wahrscheinlich ein Hund!“
Und wenn man sich nun die Menschheit so ansieht, kommt man nun nicht gerade auf ein positives Ergebnis. Eher im Gegenteil.

Ich habe lange überlegt, verglichen und versucht, Parallelen zu finden. Letztendlich kam ich leider zu der Überzeugung, dass es sich bei der Menschheit am ehesten um eine Krankheit handeln muss. Eine Krankheit, die nicht von außen kam, wie z. B. ein Bakterium, sondern aus sich selbst entstand, wie beispielsweise Krebs.

Zuerst muss man sich überlegen, was nun eine Krebszelle von einer normalen, gesunden Zelle unterscheidet.

Krebszellen unterscheiden sich von gesunden Zellen v. a. in folgendem Verhalten bzw. haben folgende Eigenschaften:

exponentielles Wachstumdestruktives Wachstumgrenzüberschreitendes WachstumNeigung zur Metastasierungabnormal verlängertes Leben der einzelnen ZelleEinschmelzen von TumormassenVerlust der FunktionNeubildung von Blutgefäßen (Angioneogenese)Bildung von ToxinenGesteigerter Energie- / NährstoffbedarfErhöhung der Temperatur

1. exponentielles Wachstum:

Es gibt ganz klare Zahlen zum Thema Bevölkerungszahlen, Bevölkerungsentwicklung, Sterberaten, Durchschnittsalter usw. Sie können es jederzeit gerne selbst recherchieren, nachrechnen oder googeln. Alle Zahlen und alle Fakten belegen ohne jeden Zweifel, dass die Entwicklung der Weltbevölkerung nicht nur exponentiell, sondern sogar superexponentiell vonstattenging und -geht.

Ich bemühe mich zwar, möglichst wenig mit Statistiken zu belegen, da Statistiken eine sehr große Vielzahl an Fallstricken mit sich bringen, jedoch kann man die Weltbevölkerungsentwicklung eben nur schlecht erfahren und diese Zahlen sind nun einmal eindeutig, und zwar von allen Seiten.

Die Zellen in einem bösartigen Tumor verhalten sich exakt genauso!

Durch verschiedenste Ursachen passiert es, dass eine Zelle plötzlich „umschaltet“ und beginnt, sich ungebremst zu vermehren. Wenn das Wachstum außer Kontrolle geraten ist, wird es kritisch für den Organismus. Ob der Tumor sich am Ende „gutartig“ oder „bösartig“ verhält, spielt hier erst einmal noch gar keine Rolle.

Dies findet übrigens täglich, ja sogar andauernd, bei jedem Menschen statt. Auch bei Ihnen, jetzt, während Sie dieses Buch lesen, bilden sich ständig Zellen, die zumindest aus der Norm ausbrechen und zur Gefahr werden können. Zum Glück haben wir jedoch noch unser Immunsystem, das diese Zellen hoffentlich erkennt und umgehend unschädlich macht. Schwierig wird es allerdings, wenn das Immunsystem die entartete Zelle, also den Feind, nicht als solche erkennt. Dann kann es passieren, dass der Feind die Oberhand gewinnt und nicht mehr eingefangen werden kann. Bei den Menschen haben wir diesen Punkt weit überschritten. Wir sind bereits zu viele und wahrscheinlich nicht mehr aufzuhalten.

2. destruktives Wachstum:

Unter destruktivem Wachstum versteht man in der Medizin, dass eine Zelle nicht nur wächst, sondern im Rahmen des Wachstums andere Zellen beschädigt und zerstört.

Dieser Umstand ist u. a. ein entscheidendes Kriterium, um einen gutartigen von einem bösartigen Tumor zu unterscheiden.

Nun wird wohl niemand ernsthaft bestreiten, dass die Menschheit in allen Bereichen, in die sie sich ausdehnt, für Tod und Zerstörung sorgt. In diesem Fall werde ich nun auch keine Statistik bemühen. Denn jeder sieht es eigentlich. Man muss nur die Augen öffnen. Bäume werden für neue Straßen gerodet, Tunnel werden durch die Berge getrieben, Felder angelegt, Wiesen gepflastert, Flussläufe begradigt, Kanäle gezogen, Seen gestaut, Autobahnen gebaut, Flughäfen errichtet. Jäger schießen auf alles, was sich bewegt, und nennen das dann aktiven Naturschutz.

Man könnte diese Aufzählung bis zum Ende dieses Buches fortführen.

Doch sehen Sie sich einfach in Ihrem Umfeld um. Ein neuer Parkplatz fürs Auto, eine neue Halle für ein Unternehmen, ein Baum im Garten muss weichen für einen Sandkasten, Urwald muss Plantagen weichen. Selbst wenn jemand im Garten unschuldig eine Blume pflanzt, werden vorher etliche Regenwürmer von der Gartenschaufel zerteilt. Danach gibt es noch eine Hand voll Dünger und ein wenig „Schneckenkorn“, damit auch alles schön aussieht.

Ich bewerte das alles nicht, ich stelle nur fest, dass es so ist. Egal in welche Richtung sich der Mensch ausdehnt, er sorgt für Zerstörung, Elend und Tod.

3. grenzüberschreitendes Wachstum:

Unter grenzüberschreitendem Wachstum versteht man ein Wachstum, welches über seine natürlichen Begrenzungen hinausgeht. So können manche Krebsarten die Grenzen des ursprünglich befallenen Organs überschreiten und benachbarte Organe und Strukturen infiltrieren. Das kann so weit gehen, dass sogar die Haut durchbrochen wird.

Es gibt z. B. Arten von Brustkrebs, die im fortgeschrittenen Stadium sogar durch die Haut nach außen wachsen.

Beinahe jeder bösartige lokale Tumor zeigt dieses Kriterium, Grenzen zu überschreiten. Die Prognose für den Patienten hängt entscheidend davon ab, ob der Tumor seine Grenzen schon überschritten hat oder nicht.

Und nun zur Menschheit: Hat sich der Mensch je an eine natürliche Grenze gehalten? Klare Antwort: Nein! Egal wie weit der Weg, wie tief die See oder wie hoch der Berg. Wir waren da und sind geblieben. Wir legten Sumpfland trocken, bauten Dämme, z. B. damit man Städte sogar unterhalb des Meeresspiegels errichten konnte. Der Grundwasserspiegel wird mit Pumpen künstlich abgesenkt, damit die Keller nicht mit Wasser volllaufen. Wir leben in Regionen, in denen es -50 °C und kälter ist. Und auf der anderen Seite entstanden Städte inmitten der Wüste.

Bestes Beispiel hierfür ist die Stadt Las Vegas. Kein Wasser, aber Hauptsache viele Casinos. Keine natürliche Grenze hat den Menschen jemals davon abgehalten, sich auszudehnen. Aber okay! In der Bibel steht ja schließlich, wir sollten uns die Welt auch Untertan machen.

4. Neigung zur Metastasierung:

Metastasierung bedeutet, dass ein Krebsgeschwür an einer unter Umständen völlig andere Stelle im Körper eine Metastase, also eine Tochtergeschwulst, bildet. Die Wege der Metastasierung können vielfältig sein. So kann der Weg über die Blutbahn, die Lymphbahn, durch direkten Kontakt oder auf anderem Wege erfolgen.

Ein Pathologe kann dann genau die Art von Zelle in der Metastase nachweisen, die auch im sog. Primärtumor vorkommt. Hierbei werden wiederum natürliche Begrenzungen übergangen. Ein Beispiel hierfür wäre z. B. ein Tumor, der in das Gehirn metastasiert. In diesem Fall wird sogar die sog. Blut-Gehirn-Schranke überwunden. Eine Schranke, die z. T. die Pharmaindustrie vor schwierige Aufgaben stellt, weil Medikamente zwar im Blut, aber nicht im Gehirn ankommen.

Auch hier steht außer Frage, dass der Mensch mittlerweile in jede noch so entlegene Region der Erde vorgedrungen ist, um dort zu leben. Wir sind zu Wasser, zu Land und zu Luft in jede Region vorgedrungen. Es leben heute Menschen im tiefsten Dschungel, in der Wüste, auf der entlegensten Insel und im Gebirge. Und dies nicht einmal angepasst, sondern genau wie eine Tochtergeschwulst identisch zu ihrem Ausgangstumor. Mit heutigen Gentests lässt sich einwandfrei nachweisen, dass z.B. eine Frau, die heute in den USA lebt, eigentlich aus Europa stammt und dort auch noch zumindest entfernte Verwandtschaft hat. Wir bringen Handys, Computer, Autos und Plastik mit. Jeder sieht, dass man aus der Zivilisation stammt.

Und der nächste Schritt ist ja schon in Planung. Auf dem Mond waren wir schon, auf den Mars wollen wir demnächst. Und langfristig wird es uns wahrscheinlich auch gelingen, die Erde zu verlassen und uns auf einem anderen Planeten anzusiedeln, sofern wir diesen erreichen. Aber der Mensch ist ja bekanntlich zäh und wenn die Erde einmal unbewohnbar ist, bleibt schließlich auch keine andere Wahl.

5. abnormal verlängertes Leben:

Jede Zelle, jedes Organ, jedes Lebewesen ist bestimmt für eine gewisse Zeit auf dieser Erde. Jede Zelle im menschlichen Körper hat, genetisch festgelegt, eine grob vorgegebene Lebensdauer. Man weiß z. B., dass ein rotes Blutkörperchen in etwa 120 Tage lebt, bis es vom Körper wieder aussortiert wird. Das gilt so für jede Zelle. Wenn eine Zelle ihr Lebensende erreicht hat, geht sie unter oder wird unschädlich gemacht. Das ist bei den Tieren nicht anders. Wenn ein Tier alt genug ist, stirbt es von allein oder andere Raubtiere kümmern sich um „das Problem“. Nebenbei dämmen Raubtiere so sogar Krankheiten ein, was wiederum den Beutetieren zugutekommt. Der Kreislauf des Lebens, wenn man so möchte.

Manche Zellen im Körper, wie z. B. Nervenzellen, halten ein ganzes Menschenleben lang. Manche Bakterien leben keine zehn Minuten, manche Fliegen nur einen Tag, manche Schildkröten über hundert Jahre und manche Bäume über tausend Jahre.

Das absolute Alter an sich ist nicht das entscheidende Kriterium. Wie erwähnt gibt es bei den Lebewesen sehr große Unterschiede, was das einzelne Leben angeht. Auch dass sich hier im Laufe der Evolution Änderungen ergeben, ist an sich völlig normal. Entscheidend ist, wenn sich die individuelle Lebenserwartung in kurzer Zeit stark nach oben verschiebt. Dies kann auf Zellebene ein Zeichen von Krebs sein.

Sieht man sich die Lebenserwartung in den Industrieländern einmal an, sieht man, worauf ich hinauswill. Die Lebenserwartung lässt sich statistisch nur schwer erfassen. Jedoch dürfte klar sein, dass man in grauer Vorzeit froh sein konnte, wenn man seinen 40. Geburtstag erleben konnte, und dann war man ein uralter Greis.

Und wie sieht es heute aus? Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt statistisch betrachtet für ein Kind, das heute in Deutschland auf die Welt kommt, mittlerweile schon jenseits der 90! Tendenz steigend!

6. Einschmelzen der Tumormassen:

Chirurgen kennen das Phänomen, wenn sich bei der Entfernung eines Tumors eine übel riechende Flüssigkeit entleert. Der Tumor zerfällt von innen, die übel riechende Flüssigkeit besteht aus Abbauprodukten und toten Tumorzellen. Was passiert hier? Tumoren, die extrem schnell wachsen, haben schlicht das Problem, dass sich nicht so schnell neue Blutgefäße bilden können, wie der größere Tumor Nährstoffe für sein Wachstum benötigt. Die äußeren Schichten des Tumors wachsen rasant weiter und die inneren Schichten sterben, aufgrund mangelnder Nährstoffe, wieder ab und verbleiben als braune, übel riechende Flüssigkeit im Tumor. Die Menschen kennen dieses Phänomen auch, und zwar in großem Maßstab.

Sie müssen sich nur diverse Großstädte der Welt ansehen, z. B. in Afrika, Indien oder Südamerika. Die Bevölkerungszahlen steigen aufgrund mangelnder Verhütungsmittel, die Städte wachsen rasant. Was aber ebenso, wenn nicht noch schneller, wächst, sind inmitten der Städte riesige Slums! Für diese Millionen von Menschen gibt es keine Arbeit, nicht genug zu essen, keine Kanalisation. Sie sind gezwungen, im Dreck zu leben und in der Regel auch nach kurzer Zeit zu sterben.

Wer schon einmal in einem Slum war, weiß, dass der Vergleich mit bräunlicher, stinkender Flüssigkeit wegen fehlender Kanalisation nicht sehr weit hergeholt ist.

7. Verlust der Funktion:

Jede Zelle, und sei sie noch so klein und unbedeutend, hat eine bestimmte Funktion im menschlichen Körper. So hat z. B. die Schilddrüse entscheidenden Einfluss auf den Stoffwechsel. Und zwar jede Zelle für sich. Wenn nun ein Zellhaufen plötzlich seine Funktion verändert oder sogar einstellt, ist dies zumindest krebsverdächtig!