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In ICH TRAGE EIN FEUER IN MIR versammelt Anna Otto ihre Gedichte der letzten 17 Jahre. Während sie sich in ihren ersten Texten noch auf die technischen Finessen ihrer Lyrik konzentriert, nehmen ihrer Gedanken schnell immer größeren Raum ein. Dichten wird zum Flow. Als One Line Lyrik fließen ihre Gedanken und Emotionen nun ungefiltert und als fertiges Gedicht aus einem Guss direkt aufs Papier.
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Seitenzahl: 45
Veröffentlichungsjahr: 2021
Anna Otto
Ich trage ein Feuer in mir
© 2021 Anna Otto
Umschlag, Illustrationen: Nadine Migesel
Klappentext: Jennifer Gerber
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback
978-3-347-32747-4
Hardcover
978-3-347-32748-1
e-Book
978-3-347-32749-8
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
In Liebe und Dankbarkeit.
Für meine wunderbare, große und bunte Herzensfamilie, weil Liebe viel dicker als Blut und Wasser zusammen ist.
Insbesondere für meine Söhne, die mich wachsen lassen, jeden Tag. Für Gabriel, meinen Komplizen Tag und Nacht. Für meine Mutter, die mich stets daran erinnert, dass die Kraft in der Ruhe liegt. Für meinen Vater, mein Vorbild dafür, jeden Tag zu genießen. Für meine Großeltern, meine Wurzeln und das Gefühl von Zuhause.
Und nicht zuletzt für meine Schwestern, die blutsverwandten und die, die das Leben mir geschenkt hat: Fridi, Lisi und Clara, ihr seid mein wunderschönes Chaos. Jenny, Nessi, Fridi und Maren, ihr seid meine Musketiere und Insider-Queens.
Frei nach Juan Ramón Jiménez
Ich bin nicht ich
ich bin auch jene an meiner Seite
Ich bin jede
die vor mir ging
und jede
die nach mir kommt
und ich bin die
die immer bei mir ist
schon immer war
und immer sein wird
die die mit mir geht
spricht
schweigt
schreibt
und liebt
vor allem liebt
und die bleibt
Der Wind
Einsam weht der Wind
durch Bäume
voll bunter Blätter
geheimnisvoll hindurch
scheint die Sonne
Es ist nur
ein leises Rauschen
doch
es fallen
gefärbte Blätter
in Ruhe
weht der Wind
Ein Beben
Die Nacht ist tief
Der Himmel grau
Dichter Nebel
Nass wie Tau
Kein einziger Stern
Sein Lichtlein sendet
Auch der Mond ist fern
Hat sich abgewendet.
Das Ächzen der Bäume
Tönt durch die Nacht
Der Tod der Waldessäume
Bald grell auflacht.
Verschwunden die lichte Herrlichkeit
Gewichen dem göttlichen Tun
Geschwunden auch all die Ehrlichkeit
Mag sie in Ewigkeit ruhen!
Geblieben allein ist Dunkelheit
Verschlingt was war und ist
Wider Licht und wider der Zeit
Hat sie ihr Banner gehisst
Stürzt den höchsten Baume
Zerstört den dicksten Stamm
Nagt am schönsten Traume
Zerfetzt das kleinste Lamm.
Bis mitten in den Tag hinein
Wütet das Gewitter
Bis zerstört der ganze Hain
Verstorben der letzte Ritter.
Dann allmählich die Wolken durchbricht
Ein erster goldener Strahl
Die Sonne tritt hervor und schafft nun Sicht
Auf das neu entstandene Tal.
Aus Asche, Tod und aus Verderben
Entstanden ist ein neues Leben
In Manningfalt und reich an Erben
Wie viel Veränderung schafft ein Beben!
Waldmusik
Große Bäume
Dichtes Laub
Schönste Träume
Ohne Staub
Grenzenlose Fantasie
Wandelnde Wolkengestalt
Erfasst von der Unendlichkeit Symphonie
Vogelsang erschallt
Der Sonne Licht
Gedämpft durch grüne Blätter dringt
Im Tautropf sich bricht
Jeder Sonnenstrahl dir winkt.
Waldesklang
Erfüllt die Luft
Nymphengesang
Und Blumenduft
Stille
Alsbald, wenn sich der Tag zur Gänze neigt
Und sich das Licht in Dämmerung verflüchtigt
Wenn sich die Welt nur noch im Schatten zeigt
So macht die stille Traurigkeit mich süchtig.
Dieses Geräusch der Stille in der Nacht
Erweckt in mir das wahre Leben
Der Klang des Nichts entfacht die Macht
Bald nichts, bald alles mir zu geben.
Gleich einem Strudel, voll von Farben
Zieht mich der Reigen jener Dunkelheit
Beständig lockend fort von meinen Klagen
Und steckt mich in ein neues Kleid.
Im Licht vermag ich nicht zu sehen
So lass mich denn ins Dunkel gehen.
Einfach der Mensch
Einfach geht der Mensch durchs Leben
Einfach fühlt er, hofft und denkt
Einfach kann er Liebe geben
Einfach er sein Schicksal lenkt
Einfach glaubt er an die Seele
Oder einfach an Vernunft
Einfach gibt er sich Befehle
Doch wie einfach ist Zukunft?
Einfach hasst er sich und jeden
Einfach kann zerstören er
sich und einfach alles Leben
Und dann wird dies einfach schwer
Schwer ist es zu unterscheiden
zwischen Instinkt und Moral
Schwerlich kann Gewalt er meiden
Fragt sich, wer den Frieden stahl.
Einfach ist der Mensch ein Tier
Doch einfach leugnet er dies auch
Sein Instinkt wird hier zur Gier
Nach wahren Lügen und vollem Bauch.
Sein Wissen, das ist seine Macht
Drum sammelt er es Tag und Nacht
Dann schiebt er es zu seinem Heim
Wie einfach kann das Leben sein!
Wenn Menschen sich wie Tiere geben
Mit ihrem Wissen im Regen stehen
Das Wetter verfluchen
Und Flüge in den Süden buchen
Wenn sie glauben, alles zu wissen
Und doch alltäglich die Dummheit küssen …
Dann, lieber Mensch musst du erkennen,
dass alles um die Wette rennen
so mir nichts, dir nichts, gar nichts bringt
und dich das Mittel zum Zwecke zwingt
Denn wer es sich zu einfach macht
ist bestimmt nicht der, der zuletzt ganz einfach lacht.
Schifffahrt
Die Sonne auf der Haut
Den Wind in den Haaren
Das Meer ist nicht laut
klingt leis´ und wir fahren
Eines Tages
Eines Tages kommt der Tag
an dem das Meer die Sonne fragt
warum der Mond nur im Dunkeln scheint
während der Regen Bögen weint
Der Weg nach Santiago
Das Herz von Sehnsucht zerrissen
Die Füße vom Gehen zerschlissen
Der Mut im Winde verweht;
Statt meiner ein Geist vor Dir steht.
Stillleben
In dem Kelch noch etwas Wein
Abendsonne bricht herein
beleuchtet sanft den kleinen Tisch.
Ihr letzter Strahl berührt nur zart
was einst des Geistes Heimat ward.
Wind weht leise durch den Raum