Ida Conrath - De Hunsrick is mei Welt -  - E-Book

Ida Conrath - De Hunsrick is mei Welt E-Book

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Beschreibung

Das Buch beinhaltet die schönsten Gedichte und Erzählungen von Ida Conrath, teils in Hunsrücker Mundart sowie in hochdeutsch. Die Natur, der Alltag und die stillen Augenblicke des Lebens werden behandelt. Das ländliche Leben mit seinen Sitten und Gebräuchen der 50er Jahre wird lebendig.

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© 2022 – e-book-AusgabeRHEIN-MOSEL-VERLAGZell/MoselBrandenburg 17, D-56856 Zell/MoselTel 06542/5151 Fax 06542/61158Alle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-89801-919-4Redaktion + Hrsg: Josef Peil, Wilfried TheißAusstattung: Stefanie ThurTitelfoto Ida Conrath: Aus dem Sammelband »Wir bergen die Ernte«, 1959, TrierHintergrundfoto Umschlag: Arne HoubenZeichnungen: Helmut Haack

Ida Conrath

De Hunsrick is mei Welt

Ihre schönsten Gedichte und Erzählungen

Rhein-Mosel-Verlag

Vorworte

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

es war wohl vor zwei Jahren, als Wilfried Theiß mich erstmals auf Ida Conrath aufmerksam machte. Ida Conrath, eine Hunsrückerin, die genau wie ich in Völkenroth aufgewachsen ist. Es war mir nicht bewusst, dass eine so renommierte Dichterin in Völkenroth gelebt hat. Ich habe dann nachgefragt und nachgeforscht, um zu erfahren, wer Ida Conrath war. Da Frau Conrath bereits 1965 verstorben ist, habe ich sie nicht mehr persönlich kennengelernt. Allerdings kenne ich das Haus, das alte Försterhaus, in dem sie gewohnt hat und habe Erinnerungen an ihre Schwester Lina, die als Gemeindeschwester in Völkenroth tätig war. Diese Erinnerungen sind sehr positiv, da sie sich oft um unsere Wunden, die wir uns beim Toben und Spielen auf dem nahegelegenen Schulhof zugezogen haben, gekümmert hat. Sie hatte immer die Kleidung der Diakonieschwestern an und alle kannten sie nur als Schwester Lina. Neugierig geworden, habe ich mich nun mit den Gedichten von Ida Conrath beschäftigt und festgestellt, dass sie eine außergewöhnliche Dichterin war, die ihre Heimat, den Hunsrück, über alles liebte. In ihren Gedichten beschreibt sie die Hunsrücker Landschaft, die Menschen, die Sitten und Gebräuche sowie den Alltag der Menschen auf’s Vortrefflichste. Ich kann dieses Buch, das in Gedichten und Geschichten das frühere Leben im Hunsrück lebendig beschreibt, sehr empfehlen. Beim Lesen kann man sich in die »gute, alte Zeit« hineinversetzen.

Viel Spaß bei der Lektüre.

Michael Boos

(Bürgermeister der Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen)

Vorwort

In der Landjugend spielten wir Anfang der 60er Jahre Laienspiele von Ida Conrath und lasen ihre Gedichte bei Veranstaltungen vor. Seither ist sie mir im Gedächtnis geblieben und darum habe ich es auf mich genommen, sie als Hunsrücker Persönlichkeit in den Hunsrücker Heimatblättern zu dokumentieren.

Bei den Recherchen dazu stieß ich auf Herrmann Bruckers Nachruf im Hunsrück-Kalender 1966. Darin schreibt er:

»Aus den Gedichten von Ida Conrath kommt die ganze Spannkraft zwischen schalkhaftem Humor und zarter Besinnlichkeit durch die Sprachmittel der uns so vertrauten Hunsrücker Mundart zum Ausdruck. In besonderer Weise die lyrische Beschaulichkeit und das besinnliche Verweilen in der Natur und in den stillen Augenblicken des Lebens.«

Und er meint, dass uns die »Verpflichtung auferlegt ist, Sorge zu tragen, dass all die dialektliterarischen Kostbarkeiten aus ihrer Hand und die nicht minder wertvollen hochdeutschen Dichtungen gesammelt und in irgendeiner Form gedruckt erscheinen.«

Besonders ihre Gedichte in Mundart spiegeln das ländliche Leben der 50er Jahre wieder und machten sie bekannt.

Ich suchte danach, doch ein Gesamtwerk Ida Conraths gibt es bis heute nicht. In ihrem Heimatdorf Völkenroth bewahren Leute Abschriften eines Teils ihrer Gedichte auf. Frau Elisabeth Scherer stellte mir ihren Fundus zur Verfügung. Die vorliegende Gesamtausgabe ist aber Idas Schwester Lina zu verdanken, die 1982 auf Vermittlung von Josef Peil und Horst Hohl den gesamten literarischen Nachlass dem Rhein-Hunsrück-Archiv übereignete.

So kann Hermann Bruckers Anregung nach mehr als 50 Jahren verwirklicht werden. Es wird auch wahrhaftig Zeit, dem Hunsrück eine große Dichterin an Rottmanns Seite zu stellen.

Wilfried Theiß

Dichterin des Hunsrücks

Ich wurde am 3. Dezember 1902 als viertes Kind des Volksschullehrers Peter Conrath in Völkenroth im Kreise Simmern geboren. Schicksalhaft für mein späteres Leben wurde nach der Versetzung meines Vaters in den hohen Westerwald das Klima der dortigen Gegend, das rauer als das des Hunsrücks ist, und das ich nicht vertrug, so dass ich von meinem vierten Lebensjahre an in dem Hause des Großvaters, in dem Försterhause in Völkenroth heranwuchs und so ein wirkliches Hunsrückkind wurde. Das von dem Großvater und der mich umgehenden ledigen Tante geplante Studium wurde durch eine Hüftgelenkentzündung in meinem 10. Lebensjahre unmöglich, eine Kerbe in meinem Leben, an der ich jahrelang litt. Ich schrieb und fabulierte schon gerne in früheren Lebensjahren und das stille Försterhaus bot Anregung dazu. Meinen ersten Vers schrieb ich mit 12 Jahren. 1918 starb meine Mutter. Der Großvater, der nach strengen Lebensgrundsätzen lebte, und in dessen Händen meine Erziehung lag, billigte es nicht, dass ich als junges Mädchen nach dem politischen Zusammenbruch 1918 in das turbulente Treiben der damaligen Zeit hinausging, und so blieb ich im Haushalt, lernte kochen, nähen und handarbeiten und ein wenig musizieren. Und heimlich dichtete ich … Bis die damalige Inflation hart herankam, den letzten Rest des Familienvermögens, der nicht als Kriegsanleihe gezeichnet worden war, auffraß und man allenthalben auf die Notwendigkeit gestellt wurde, sich auch als Mädchen einem festen Beruf zuzuwenden. Ich besuchte 1923/24 die Dr. Zimmermannsche Handelsschule in Koblenz und schuf mir die Grundlage für meine Berufstätigkeit, die ich von da ab bei den verschiedensten kaufmännischen und behördlichen Dienststellen finden sollte. Es entstanden weitere Gedichte, besonders in harten Lebenssituationen erlöste ich mich oft durch ein Gedicht von seelischem Druck. Obwohl ich früher immer in Städten außerhalb des Hunsrücks lebte, blieb die Liebe zu meinem Hunsrück immer wach.

Die Mundartdichtung begann ich erst 1948. Einige Scherz­gedichte aus Anlass kleiner Feste gefielen so gut, dass ich angespornt wurde, weiter Mundart zu schreiben und Gedichte zu veröffentlichen. Und so wurde ich bekannt.

So stellte sich Ida Conrath in dem 1959 in Trier erschienenen Sammelband damals lebender Dichter im Trierer Land »Wir bergen die Ernte« selbst vor. Auch in den Südwestfunk hat sie es 1962 noch geschafft, damals gab es noch Sendungen mit Mundart, auch Karl Windhäuser war dort zu hören. Häufig wurde sie in den Hunsrücker Dörfern zum Vortrag eingeladen. Der Simmerner Elektromeister Edmund Baumgarten lernte sie auf dem Nunkircher Markt kennen, hat sie daraufhin mit seinem Tonbandgerät in ihrem Haus in Völkenroth aufgesucht und acht ihrer Gedichte aufgenommen. Das Originalband hat er 2014 O-Ton-Hunsrück übereignet, so dass Ida Conraths Stimme 50 Jahre nach ihrem Tod im Internet für die Öffentlichkeit hörbar wurde.

Ida Conrath war zu ihrer Zeit ähnlich populär wie Rottmann. Hätte sie nur wie er zu Lebzeiten ein Buch herausgeben können, wir sind sicher, es wäre heute keine Frage: Ida Conrath zählt zu den Großen der Hunsrücker Dichtung.

Josef Peil

Der Dialekt ist die einprägsamste Sprache.

Mit meinen Zeichnungen habe ich – vermutlich erstmals – analog dem Dialekt eine freie Form der bildlichen Darstellung gewählt, die ebenso anschaulich im Ausdruck sein möge.

Helmut Haack

De Hunsrick is mei Welt

Die Welt is groß, die Welt is weit

Un vielerorts gar scheen,

eich wääß dat ganz genau, deer Leit,

un hon aach neist dege’n;

eich kenne se un saa’n auuch all,

dat meer de best gefällt

de Hunsrick, wo eich sin gebor –

de Hunsrick is mei Welt!

Liweckercher (Lerchen) die singe do

Dem Wannerschmann en Lied,

dat klingt so froh, kummt laustert nor!

Et geht ää’m in’d Gemiet. –

Un ritscht dann noch mit Majestät

Die Sunn sanft hinner’m Berich,

dann falte still sich zum Gebet

mei Hänn wie in der Kerich. – –

En Winterdaach mit Glitzerschnee

Un hellstem Sunneschein

In jedem Daal, uf jeder Heh –

Kann ebbes scheener sein?

De Hiemel is so bloo un hoch,

die Luft so frisch un rään.

Dau bist beglickt – un fiehlst dich doch

A’s Mensch so winzig klään.

Do werd et äänem sunnerbar,

un kimmt jemand deher,

– en Bauerschmann wahrscheinlich gar –

Dann grießt mer froh un ger’.

Un guckt mer in sei Au’e nin,

dann wääß mer ganz genau:

En Hunsrickbauer duut kä Sinn,

dofor is de zu schlau!

So losse eich auuch allegar

Die Musel, Noh, de Rhein,

de Taunus, Westerwald, die Ahr,

un warr’ et aach ma’ sein!

Eich saa’n auuch hie noch äämol nor,

dat meer de best gefällt

de Hunsrick, wo eich sin gebor,

de Hunsrick is mei Welt.

De Hunsrick grießt!

Zur 1200-Jahr-Feier des Dorfes Biebern

Willkumm Auuch all, der liewe Gäst,

uf uusem Hunsrick-Heimatfest!

Willkumm Auuch all in großer Zahl

In uusem stille Biewerdaal!

Die Zeit steht haut hie scheint’s mol still,

weil se sich mol besinne will,

wat uusem Dorf 1200 Johr

geschenkt un aach genumm is wor!

Losst uus de alte Eichbääm lausche,

wat die dovun uus haut noch rausche;

et wisse v’leicht vun den’n noch paar,

wie’t frieher uf dem Hunsrick war!

Jo – wißt-deer, wer lo-hie-her kimmt,

sich bißje Zeit for alles nimmt,

un lausche kann, recht still un fein,

de wird erscht mit dem Hunsrick Frein’(d)!

Die Mensche duun uf schwerem Land

Hie still ehr Arwet, oft verkannt,

denn ehr Gesetz hot streng un schlicht

ään äänzig Wort – un dat hääßt – Pflicht!

Dat hon meer Hunsricker im Blut

Vun Altersch her – un so is’t gut!

So sall et immerdar aach bleiwe,

wie aach de Zeitelaaf ma’t treiwe!

De Herrgott sull an jerem Enn

Sei »Jo« dem Hunsrick dozu genn,

dat mer an seine Kinn stets speert:

ehr Heimat, die is Guldes wert!

Brief an en Bekannte

Storem! Meer sin jo ganz gut kundant,

seit meiner Kindhäät mit’nanner bekannt –

dau host de Hunsrick scheint’s arich ger’

un kimmst a’s Gast ald zeitlich hie-her!

De bist wierer do! Eich heere Dei’ Lache

Un an alle Ecke Dich Streiche mache,

De sauscht im Doref im Giewel un Dächer

Un schierelst an alde un naue Gefächer …

Un die Leit’ die krie’e so langsam Ängst,

wann Dau das Uwe un Unne vermengst –

un wann se nau saa’n, Dau werscht bißje gruub,

dann bist Dau am Enn noch stulz uf dat »Luub«!

Storem! Heer mich en Weilche mol aan,

eich will Deer hordig mol hie ebbes saa’n:

Gastfreindlich sin meer Hunsricker jo,

awer gell, Dau bleibst doch nit gar so lang lo!

Dähääm dat is dähääm

Dat eich uf’m Hunsrick sin gebor

Un nit v’leicht an dem Rhein,

nä – uf dem klääne Buckel nor,

dat hot so mieße sein!

Wat steert mich nau dat Drimherim,

eich dausche mit kä Ää’m!

Eich saa’n Auch all mit froher Stimm:

Dähääm dat is dähääm.

Vermacht mer meine Hunsrick nit

Un nit sei stille Leit!

Dat hie et guld’ne Quelle gitt,

merkt jerer mit der Zeit!

Wer zweiwelt, de kumm nor hie-ruf,

meer wehren-et kä Ää’m,

dann gehn ihm Wunnerliechtcher uf

bei uus lo-hie – dähääm!

De Deiwel wullt mich lo die Johr

Domit emol verfehre,

dat eich wo annerscht – dat is wohr –

kinnt meh wie hie doch wer’e.

»Dau Schwarzer, mach dich nore fort

Un pack dei Mantelsääm«

Hon eich ihm nor dehien geschnorrt

»Dähääm dat is dähääm!« – –

Solang eich läwe, will ich so

Et immer nore halle,

weil meer et doch jo annerschtwo

niemols däät lang gefalle!

Un noher rausche dann in’d Grab

Die alte Linnebääm

Mit ehrem scheene, fette Laab:

Dähääm dat is dähääm!

Die Schmamele sin wierer do!

Deer Määd un Bu’e laustert mo

Die Schmamele sin wierer do!

Beim No’ber is im Stall en Nist,

do sin se wierer drin seit gist.

Do wo die Häiser sin am Enn

Horr’t äämol en Gezwatscher genn –

Un wie eich do mol hon geguckt,

do hot de Droht ganz vull gehuckt.

Jo – uf de Droht for dorch se schwätze

Do duun se sich am liebste setze,

do sin se scheint’s besunnersch kinnich

un mache den zor Note-Linnich.

Dat is en Bild so friedlich, scheen – –.

Un wann se kumme, wann se gehn,

dann taagt de Doref-Schmalme-Root

nor immer uf dem ääne Droht.

Eich hon-en häämlich ufgebasst –

Un wißt deer wat, eich määne fast,

se dääre et in viele Sache

genau wie aach die Mensche mache.

Dat Weibche kam deerscht dehien

For’t Nist beim No’ber insesiehn –

Tschi-tschi, tschi-tschi, dat war sei Wort

Un dono is es wierer fort.

Dann horr’t dat Männche mitgebraacht.

Do hon se eifrig iewerlaacht

Un allerhand verdiskureert – –;

Et hot jo niemand se gesteert.

Die Schääk hot nor mol korz gemuht,

so wie se dat jo meh’mols duut

als zwischedorch vun Zeit zu Zeit,

wann satt se is un trucke lei’t.

Dat Nist – soviel hon eich verstan’ –

Is noch, dat mer drin wohne kann,

et sall – so werd dat sich aach heere –

nor nochmol nau gepulstert wer’e.

»Hätt nor« – hon eich gedaacht dobei –

»manch Menschepärche ’t wie die zwei:

En Wohnung gleich for inseziehe,

dobei aach Flie’el for se flie’e!«

Nau geht-et raus un wierer rin,

dat Nistche werd ball feerdig sin –

un wann eich in paar Wuche gucke,

dann werd dat Schmalme-Weibche hucke

uf seine Eier brav un trei.

Eich frei’e mich jo schun awei,

wann noher geele Schnäwel sperre

un junge Schmalmestimmcher gerre. –

Deer Bu’e loßt se nor in Ruh –

Un macht de Lare nit fest zu

Un seid aach nit so will un rauh!

Die Väälcher merke dat genau …

Denkt nor ganz still mol driewer no:

Die Schmamele sin wierer do,

jed Paar im alte Nist sogar –

is dat nit äänfach wunnerbar?

Mei Blumegärtche

Mei Blumegärtche vor dem Haus

Dat is mei herzigst Frääd,

it micht sich, guck eich nore naus

so recht zum freie bräät.

Scheints horr’t die Blume all gehääs

Sehr freindlich meich se grieße,

weil eich, wie it vun jeher wääßt,

sie flä’e un aach gieße.

So kann eich an dem Blumedank

Dat ganz rund Johr mich frei’e,

eich sorje ihne ehre Trank.

Sie bliehe un gedeihe.

De-eerscht im Friehjohr kumme raue

Schneeglöckcher, for se leire,

dann folgt en bunter Krokus-Strauß,

mer duut mich drim beneire.

Un dono kumme, Sproß for Sproß

Die Luft wird dann jo linner –

Wie aus dem Borem rausgeschoss

Die ann’re Blumekinner.

Dat sin so viel, so iewerviel,

dat eich se nit kann nenne,

aach spiele eich so’n extra Spiel,

dat deer jo nit werd kenne.

Eich sin allään, so ganz allään,

mei Mann de is schun doot

un Kinner hon eich läärer kään,

eich sin im Dorf »die Goot!«

Nau hon mei Blume eich bedaacht

Mit lauter Kinner-Name,

eich hatt mer alles iewerlaacht

un brauch mich net se schame.

Kä äänzig Bliemche hot gemauxt,

die Blume sin jo willig,

un eich hon innerlich gejauxt:

Nau hon aach eich Famillich!

Dat is mei häämlich Blumespiel,

et is doch brav un rään

un eich hon nau erreicht mei Ziel

un sin nit meh allään.

Guckt, wenn mer alt un äänsam werd,

Nit jerer kann’t ermesse –

Dann kann mer, dat is sehr viel wert,

bei Blume Lääd vergesse!

Drim is mei Gärtche vor em Haus

Meer noch mei herzigst Frääd.

Gell, niemand lacht meich wei meh aus,

deer wißt jo nau Beschääd!

Am Feldrand

De Wind steht still iewerm Bauereland.

De Herrgott geht selwerscht awei

Mit ausgestreckter un segnender Hand

An de Koresticker vorbei.

Dau siehst ihn nit, nä, dau ahnst ihn nor,

wann dei Herz beräät is dezu.

De streichelst behutsam die Ähre vom Kor’

schmackst Brot un Heimat un Ruh!

Die Sunn lacht mit bräärer Behäbigkäät

Wie hie-se-lann mer et duut

Un nimmt mit warmer Mitterlichkäät

Die guldreife Äcker in Hut.

T’kann sein, dat bei so viel lichtfrohem Schein

Dei Aue sich schließe vielleicht,

un dat se von häämlichem Glicklichsein

hernoch sin e klä bißje feiicht.

Eich wääß am Feldrand en Väälches-Nist

Oft flattert dat Väälche do uf

Un trillert, a’s wann et nur Seligkäät wißt,

riecht in die Wulke enuff.

Un lauster eich dann mit bewechtem Gemiet

Un de Daach, de werd v’leicht schun spät,

dann wääß eich nit, is dat en Jubellied,

orer is et am Enn en Gebet!

Erwesse un Sauerkraut.

Erwesse un Sauerkraut,

Meerrettich un Schinke

duun uff jerem Imb’s noch haut

wie aach frieher winke.

Erwesse un Sauerkraut

werd a’s Hunsrick-Esse,

wer mit Land un Leit vertraut,

niemols meh vergesse …

Hei, dat schmackt bei jerem Schmaus!

Guck nor wie se kaue.

Un wie sich an jerem Haus

all die Gäst erbaue

an der kräftig Bauerekost,

die et immer gitt

Wann aach dau verschmackt se host,

ißt de ger’e mit. –

Allo – frimder Wannerschmann,

meer gehn an de Disch.

Hul derr’n Stuhl un setz dich an!

Wierer girr-et frisch

Erwesse un Sauerkraut –

un eich wääß genau:

Wat hie jerermann verdaut

dat vertree’st ach dau!

De Ferkelskaaf

De Feerkelshännler is rimgefahr,

weil’t wierer mol die Zeit devun war.

Die Krumbeere-Er’e de war am Enn

Un et hatt so soviel Krumbeere genn,

do kunnt de Feerkelshännler vun Karde

nadeerlich gure Geschäfte erwarte. –

In em klääne Doref do kam er dann aach

Mit seine Feerkel hien an em Daach,

hot se mit Hännlersch-Maneere gepries,

kam en Bauer druf zu, se dem aach gewies!

Do kam aach de Meertese August dehien,

for die Feerkel sich emol aansesiehn.

Die Meertese hon so en naue Stall,

de sich jo nau aach rendeere sall.

Se harre sich’t allerhand koste geloss

Un ware allesamt nau entschloss

Zu em große, beachtliche Feerkelskaaf.

Do is de krobbich Bu mitgelaaf.

Die Feerkelcher ware weerklich en Pracht.

Dem August dem hot dat Herz gleich gelacht

Un de Enkel, de Hans, de Bauere-Jung

Is wie verrickt im dat Auto gesprung:

»Großvadder, Großvadder, kaaf se doch all!

Meer hon doch aweile en große Stall!«

Do hot de Hännler die Ohre gespitzt –

So Hännler sin sowieso jo gewitzt!

Er hot dem August de Preis genannt,

sich unuffällig dem Bu zugewandt

un saa’t mit Blinzele dann zu dem Kinn:

»Wann Deer sechs kaaft, Jung, dann krie’st Dau ent in!«

De Hans hot gemäänt, er hätt sich verhoort.

Er hot sich mol in de Ohre gebohrt,

awer do hot de Hännler dat wiererhult,

womit er de Bu begoogele wullt:

»Such der sechs scheene Feerkelcher aus,

eich brenge se noher an Auer Haus!«

De August de hot mit der Hand bedeit’t

Zu schwei’e, er schennt nit ger’ mit de Leit.

Zu dem Hännler saar-er: »Wann de willst, dann kumm,

meer wohne gleich im die Eck erum!

Awer hall Dei Woort un mach kääne Schmuus,

sust michst-de kääne Hannel mit uus!«

De Hännler hot die sechs Feerkelcher braacht.

De August horr’t Geld uf de Disch gelaacht:

»Nau brengst Dau dem Jung, Dau host et versproch

Dann aach dat siewet Feerkelche noch!

Daß Dau mer dat awer nit vergisst,

aach wenn de en Feerkelshännler bist!«

De August hatt längst schun de Broore geroch,

do hot de Enkelsuhn immer noch

mit große Au’e am Finster gestann

un mit kindlichem Herze gewart’t uf de Mann,

de nit, wie er versproch hatt, is kumm

un dem Kind en Seligkäät hatt genumm!

Die Wuch druf war de Hännler, de Rich’,

uf äämol wierer in Meertese Kich,

er hatt wierer naue Feerkelcher krie’t

un hot mit viel Geschwätz sich bemieht,

de August nochmol se chloroformeere,

un noch en Schwung Feerkelcher loss se were.

De awer hot stur uf dem Stuhl gehuckt

Un nor in sei Bauere-Zeirung geguckt.

Dann war’t ihm zu dumm. Do saar-er: »For Leit,

die ehr Wort nit halle, hon eich kä Zeit!

Aach en Bauerschmann hot sei Reecht un sei Ehr,

un wann et aach bei dem Feerkelskaaf wär!«

»Och Vidder, eich kann doch im Eerscht nit draan denke,

so’m Krobbsack so’n deiier Feerkel se schenke!

Dat määnt Deer doch sicher! Is dat dann en Sinn? (Sünde)

Mer micht doch mehmol en Witz mit de Kinn!

Eich kumm doch wieviel Johr schun loher,

un hon nie neist gehoort vun Bauere Ehr!«

»Gut«, saa’t de August bedäächtig un eerscht,

»dass Dau et dann vun meinem Enkelkind leerscht,

saa’n eich Deer awei, er hot mich gefroot:

Kann de Mann noch nit dat neiinte Gebot?

Wääß de dann aach nit, dat Gott alles sieht

Un darr-er aach heert, wann ääner so lie’t?«

»Meer brauche noch Feerkel! Dau kannst awer gehn!

Dem Annere sein sin genau so scheen!

Dau host dem Jung seine Spaß verdoreb

Un in seinem Seelche is viel gestoreb!

Wenn de hemmfeerscht, dann denkst-de mol driewer no!

Et is noch Bauere-Aanstand do!«

En haleb Stun’ späärer – dat Hänsje kam grad

Aus der School langst de Bach dorch de Wiese-Paad –

Do hatt sich de Rich scheints annerscht besunn,

er kam mit hehliche Schrieht dorch die Sunn

(se war for die Johreszeit freindlich un warem)

Un hatt jo en Feerkelche uf dem Arem!

»Eich will ebbes gut mache, wann et noch geht!

Gell nä, et is doch noch nit zu spät!«

So saar-er. De August kam grad aus dem Stall,

die Peif is-em ball aus dem Maul gefall!

»Enää«, saa’t de August, »dann sin mer all froh!

Eich gehn in die Schauer un hule gleich Stroh.«

»Duu dat Feerkelche gleich in de Stall enin!

Meer wille dann aach wierer äänig sin!

Un breng dann aach noch sechs annere her!

Awer wääßte, dat mit der Bauere-Ehr

Dat iewerleest Dau der grindlich emo!

Et is weerklich noch Bauere-Aanstand do!«

Die Mutter

Se hot ehr Lewe lang geschafft,

un Kinner groß gezo’;

aweile awer lißt ehr Kraft,

so langsam, langsam no!

»Och«, heere eich se eifrig saa’n,

»eich kann jo ald noch nutze,

wann nor dem Kläänste in dem Waa’n

dat Näsje eich duun butze.«

Eich kann-em aach sei Fläschche gee’n,

wann’t wierer an der Zeit,

eich kinnt-et aach noch drucke lee’n,

wann’t nit meh’ ruht un’ schreit’.

Sei Mudder awer mäant jo nau,

dat Kind war meer zu schwer;

eich f’ro’e deich; wat mäanst dann dau?

Eich duun dat doch so ger!

Eich hon in uusem Haus doch nor

Die Kinner groß gezo’ –

Un sin doch allezeit gewor’

Mei Hänn die stehn deno’!

Wann eich aach achtzig Johr wei’ sin’,

un Orgroßmudder schunn,

mei Alles, Alles sin die Kinn’,

bis zu der letzte Stunn;

Ehr Aue wer’e bisje naß,

et glitzert in der Ecke,

a’s wann Vergißmeinnichtcher, blaß,

mim Bach sich manchmol necke.

Die Sunn schickt en paar Strahle her,

die moole sanft un mild,

dat Orgroßmidderche vor meer,

zum scheenste Mutterbild!

Eich kann der Fraa kää Antwort genn’,

a’s die nor of ehr Fro’;

eich gucke uf ehr Mudderhänn’,

un greife still deno’.

De Lohn

Et Johr war trucke, hääß un schwer –

Dat Bauersein war kä Plässeer,

t’ war wenig in de Sticker –

die Sunn die hot geschien, geschien,

kä Wilikche host de gesiehn –

die Hitz kam immer dicker.

Uf ämol war de Adam krank.

Kä Pilwerche un kääne Trank

Hot do noch helfe kinne;

Kä Sippche hot-em meh geschmackt,

de Dood de hat ihn hart gepackt

for nor en Aan se finne!

Un dann dezu die trucke Hitzt!

Wat hot de arem Kerl geschwitzt

In seinem Bett vun Sprau!

Sei Herz is immer schleechter wor. –

»Eich sterwe« saat er, »glääbt et nor –

Eich fiehle’t ganz genau!« –

Er hot gedoon – er hat kä Ruh,

sei Leit, die muußte in sei Stu’ –

se kamte still un willig. –

Er hot se schwätze angefang –

Miehsam: »Nau seid mol nur nit bang

Un immer scheen gedillig!«

»Falt’t meer die Hänn, dat eich doch dann