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Der 1944 in Ungarn geborene und aufgewachsene Komponist und Dirigent Peter Eötvös gehörte jahrelang zu den engsten Mitarbeitern Karl-Heinz Stockhausens in Köln. Stärker als anderen gelang es ihm, sich von diesem Einfluss zu emanzipieren. Als Komponist hat Eötvös viel von Stockhausen gelernt, avisierte dann mehr und mehr ein Komponieren, in dem Phänomene der Tradition ihren Platz finden und gehört so zu den Erben der "Moderne innerhalb der Postmoderne". Neben dem Dirigieren wandte sich Eötvös in seinem Komponieren mehr und mehr der Opernbühne zu - ein Unternehmen, das von großem Erfolg begleitet ist. Ein Symposion international renommierter Musikwissenschaftler, das im September 2004 in der Alten Oper Frankfurt abgehalten wurde, diskutiert die Facetten von Eötvös' künstlerischem Werdegang. Sämtliche Vorträge des Symposions werden in diesem Band dokumentiert, der zudem die transkribierte Version der Schlussdiskussion und ein Interview mit Peter Eötvös enthält
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Seitenzahl: 117
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Hans-Klaus Jungheinrich (Hg.): Identitäten Der Komponist und Dirigent Peter Eötvös
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Bestellnummer SDP 88
ISBN 978-3-7957-8636-6
© 2015 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz
Alle Rechte vorbehalten
Als Printausgabe erschienen unter der Bestellnummer NZ 5009
© 2005 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz
www.schott-music.com
www.schott-buch.de
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Mit alleiniger Unterstützung der FAZIT-Stiftung(Frankfurter Allgemeine Zeitung und Frankfurter Societäts-Druckerei) Frankfurt am Main
Umschlag: HJ Kropp unter Verwendung zweier Fotos von Charlotte Oswald
Identitäten – Der Komponist und Dirigent Peter Eötvös
Symposion, 19. September 2004, Alte Oper Frankfurt am Main
Herausgegeben vonHans-Klaus Jungheinrich
Vorwort
Der 1944 in Ungarn geborene und aufgewachsene Peter Eötvös, in seiner Heimat ein musikalisches Wunderkind, gehörte später als kompositorisch begabter Instrumentalist der Stockhausen-Gruppe jahrelang zu den engsten Mitarbeitern des Komponisten in Köln. Zugleich gelang es ihm, sich stärker als viele andere von diesem Einfluss zu emanzipieren. Dazu verhalf ihm auch (neben seinem Talent als Techniker) die enorme dirigentische Begabung, für die er sich zunächst (trotz akademischer Dirigierstudien in Budapest und Köln) kaum interessierte. Es waren – ein nicht eben häufiger Fall – die ausübenden Musiker seiner Umgebung, die ihn nach und nach zu diesem Beruf drängten, weil sie sich unter seiner Direktion wohl fühlten. Eötvös verkörpert einen modernen Dirigententypus, der sich vor allem auch um Organisationsprobleme und Probenökonomie bekümmert.
Als Komponist leugnet Eötvös nicht, viel von Stockhausen gelernt zu haben. In seinen jungen Jahren neigte sich die «heroische» Phase der Darmstädter und Kölner Avantgardisten dem Ende zu, und eine jüngere Generation, darunter viele Deutsche, suchten neue Orientierung. Auch Eötvös trat allmählich aus dem Bannkreis der «Gesetzgeber» und avisierte die verschiedensten Wege eines «inklusiven», auch den Phänomenen der Tradition gegenüber aufgeschlossenen Komponierens. Aber auch er realisierte seine (maßvoll) polymorphe Stilistik nach den Prämissen einer Postmoderne, die – wie der Philosoph Wolfgang Welsch es formulierte – die Moderne «beerbte». Die Abneigung gegenüber dem Vatermord teilt Eötvös mit dem etwas jüngeren Wolfgang Rihm. Stockhausen und Boulez blieben weiter ihm nahe stehende Persönlichkeiten. Gleichwohl floss in sein eigenes Schaffen immer mehr von dem ausdifferenzierten Klangraffinement ein, das er als besonders für die Spätromantik und das frühe 20. Jahrhundert motivierter Dirigent in älteren Partituren entdeckte. Auch der Opernbühne näherte er sich mit originellen und erfolgreichen Beiträgen; seine Tschechow-Vertonung Die drei Schwestern gehörte zu den am häufigsten nachgespielten Stücken des vergangenen Jahrzehnts.
Das Eötvös-Symposium in der Alten Oper Frankfurt versammelte im September 2004 ein internationales Musikologenteam, dessen Vorträge hier wiedergegeben werden, zusammen mit der transkribierten und redigierten Schlussdiskussion, die überwiegend zu einer charmanten und informativen Selbstdarstellung von Peter Eötvös wurde. Zur Komplettierung dieses Komponistenporträts ist noch ein Interview beigegeben, das Wolfgang Sandner für die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit Eötvös führte.
Delmenhorst, im Januar 2005
Hans-Klaus Jungheinrich
Inhalt
Vorwort
Durch die Welt streifen und sehen, was von ihr hängen bleibt.
Peter Eötvös und der Jazz
Wolfgang Sandner
Sehnsucht als Mythos.
Zur musikalischen Dramaturgie in Peter Eötvös’ Oper «Die drei Schwestern»
Rachel Beckles Willson
Bittersüße Gesänge.
Die «Drei Madrigalkomödien» von Peter Eötvös
Éva Pintér
«Atlantis» – eine Reise in Raum und Zeit
Péter Halász
Eötvös und Stockhausen
Hans-Klaus Jungheinrich
Klangbildaufnahmen wie von einem Fotografen.
Ein Gespräch mit Peter Eötvös
Wolfgang Sandner
«Mich interessiert gerade das Gegenteil von mir.»
Schlussdiskussion mit Peter Eötvös zum Motto «Ungar und Weltbürger»
Beckles Willson, Eötvös, Halász, Jungheinrich, Pintér, Sandner
AutorInnen
Durch die Welt streifen und sehen, was von ihr hängen bleibt
Peter Eötvös und der Jazz
Wolfgang Sandner
Zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR gab es seinerzeit – wie man sich vielleicht erinnern mag – kein Kulturabkommen. Beiden deutschen Teilen fiel es schwer, offiziell gebührend voneinander Notiz zu nehmen. Einige weniger hartgesottene Politiker aber hatten in zähem Ringen immerhin erreicht, dass einmal im Jahr «kulturelle Austauschprojekte» gefördert wurden. So kamen etwa Anfang der achtziger Jahre die Bürger der Bundesrepublik in den Genuss einer Ausstellung zu Leben und Werk des bedeutenden Berliner Baumeisters Karl Friedrich Schinkel, während es im Gegenzug eine Tournee der Kölner Manfred-Schoof-Bigband durch fünf Städte der Deutschen Demokratischen Republik gab. Es versteht sich, dass einiges passiert sein musste, damit diese Tournee in so hoch offizieller Mission überhaupt möglich wurde. Und zwar auf beiden Seiten. Zum einen die Ansicht, dass nicht nur Streichquartette Kulturträger sind, dass auch die Jazzmusik eines Albert Mangelsdorff etwa längst die Orientierung an amerikanischen Vorbildern aufgegeben und eine eigenständige europäische Musiksprache entwickelt hat, so dass sie zum nationalen Kulturexport taugt. Zum anderen aber die Einsicht, dass außer Paul Robesons Gospelgesang, «der zu den Herzen aller unterdrückten Menschen findet und den Friedenskämpfern in der ganzen Welt Kraft gibt» (Walter Ulbricht, 1960), auch noch die begriffslose Sprache der Freejazz-Saxofone gehörte, die zur «Befriedigung und gleichzeitigen Entwicklung differenzierter ästhetischer Bedürfnisse in der sozialistischen Gesellschaft» beiträgt (1. Konferenz zur Unterhaltungskunst in der DDR, 1978).
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