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Anabell ist ein ganz normales Mädchen. Zumindest ist sie selbst davon überzeugt. Natürlich weiß sie, dass sie ein wenig anders als ihre Mitmenschen ist, aber hey wer ist das nicht? Als dann jedoch der junge Prinz der Waldelben in ihr Leben tritt, stellt dieser alles ganz schön auf den Kopf. Wird sie es schaffen die Herausforderungen, welche er mit sich bringt, zu meistern?
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Seitenzahl: 487
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Dieses Buch ist meiner Familie und meinen Freunden gewidmet.
Ich weiß, dass ich öfter ein sehr eigener Mensch bin, daher danke ich euch, dass ihr für mich da seid, wenn es mir mal schlecht geht und ich wieder beginne schwierig zu werden.
Vielen Dank, dass ihr immer an meiner Seite seid, ich kann mich immer uneingeschränkt auf euch verlassen.
Egal was das Leben mir für Hürden gegeben hat, durch euch konnte ich alles überwinden und es schrittweise voran schaffen.
1.Auflage
Veröffentlichung 12/2023
Schriftstellerin: Isabell Rausch, Hauptstr. 46,54413 Beuren/Hochwald
Covergestaltung: Maria Brömel unter Verwendung von Motiven
Korrektur und Lektorat: Isabell Rausch
Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:
Neopubli GmbH, Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin
Autorin: Isabell Rausch
„Ich war schon lange nicht mehr im Wald unterwegs. Vielleicht sollte ich mal wieder mit Marie und Lisa in den Wald gehen, sie kommen ja heute auch vorbei.“, mache ich mich langsam fertig, um meine Freunde in Empfang zu nehmen. „Im Wald soll es beim Wasserhaus einen Torbogen in eine andere Dimension geben, vielleicht sehen wir uns das auch mal an.“, schießt es mir noch durch den Kopf als es schon an der Tür klingelt. „Marie, Lisa ich freue mich das ihr gekommen seid.“, umarme ich beide. „Anabell. Wie geht es dir?“, drückt Marie zu. „Und vor allem was hast du für heute geplant?“, schließt sich Lisa an. „Mir geht es gut, wie geht es euch? Ich habe für heute einen Ausflug zum Wasserhaus geplant. Dort soll es auch ein Portal in eine andere Dimension geben.“, breit strahle ich beide an. „Mir geht es auch gut. Ein Portal in eine andere Dimension? Woher nimmst du das nur immer?“, schüttelt Lisa ihren Kopf. „Mir geht es auch super. Ja wie kommst du nur immer auf diese Ideen?“, grinst Marie mich an. „Ich habe es von meinen Verbündeten gehört.“, ein wenig kleinlaut schabe ich mit meinem Fuß auf dem Boden. „Deine Verbündeten? Also diese Wesen, die niemand außer dir sieht oder mit ihnen reden kann?“, zieht Marie eine Augenbraue hoch. „Ja genau die Verbündeten.“, pikiert richte ich mich auf. Danach sperre ich die Tür zu meinem Zuhause ab. Marie, Lisa und ich machen uns gut gelaunt auf dem Weg zum alten Wasserhaus am Waldrand. Wir gehen gerade über die Felder in der warmen Mittagssonne. Das Gras auf dem Feld geht mir bis in die Kniekehle. Da es Sommer ist tragen wir alle recht angenehme Kleidung. Marie hat ein schönes rosafarbenes Kleid an, welches mit einem Rankenmuster in Silber verziert ist. Das Kleid geht ihr bis zu den Knien. An ihren Füßen trägt sie Sandalen in einem hellen Braunton mit einem kleinen Blockabsatz. Lisa trägt ihre schwarze Kleidung, also eine lange Hose mit vielen Taschen und Ketten, zudem ein schwarzes T-Shirt mit der grauen Aufschrift „Ihr könnt mich allemal am …. lecken!“ hinzu hat sie sich ihre Lederjacke übergeworfen, unter welcher nur ihre Nietenarmbänder herausschauen. Die schwarzen mit Nieten verzierten Springerstiefel runden ihr Outfit ab. Ich trage ein dunkel Rotes Top und eine schwarze Shorts welche in der Mitte der Oberschenkel endet. An meinen Füßen habe ich flache mittelbraune Sandalen an.
Durch einen Blick in den Himmel sehen wir, dass ein paar weiße, große und fluffige Wolken am Himmel ziehen, sonst ist es strahlend blau. Der Wald, auf den wir uns zubewegen sieht einladend aus, mit seinem saftigen und strahlenden Grün. Die Blätter der Bäume rauschen leise und scheinen uns so einladen zu wollen. Das Spiel zwischen Licht und Schatten zwischen den Bäumen hat eine beruhigende und anziehende Wirkung auf mich. Wir blödeln noch etwas mit ein paar langen Grashalmen herum, indem wir versuchen uns gegenseitig damit zu kitzeln.
Als wir genug herumgeplödet haben, betreten wir den Wald, um in das Wasserhaus zu gelangen. Der Weg zum Haus ist mit Brombeersträuchern überwachsen, sodass wir auf unsere Schritte achten müssen. An den Sträuchern hängen schwarze und rote Beeren, welche fast glänzend aussehen. Nach einem vorsichtigen Marsch haben wir dann endlich das Haus erreicht. Dort müssen wir durch das Fenster klettern, da sich hinter der Tür ein tiefes Loch befindet. Zum Glück haben wir dieses Mal daran gedacht eine Leiter mitzunehmen, damit wir auf die untere Ebene kommen. Als wir in dem kleinen Haus sind, schauen wir uns erst einmal um, an den Wänden sind Satanszeichen und umgedrehte Kreuze geschmiert. Zudem scheint sich hier jemand seines Mülles entledigt zu haben, überall liegen Glaswolle, Müll, alte Taschen und Zigarettenschachteln rum. Der Kleine Raum ist nicht sehr hoch und der Putz löst sich schon von der Decke und den Wänden. Als wir uns dann in den anderen Raum begeben, sieht man das Loch im Boden mit den ganzen Rohren, um das Wasser richtig leiten zu können, auch dort hat jemand Müll hineingeworfen. In drei verschiedenen Löchern kann man leere Dosen, Holzstücke und Plastikkörbe sehen. Nun sehen wir in den großen Leerraum, welchen wir heute mithilfe der Leiter erkunden möchten. Wir stellen die Leiter an die Kante, sodass sie den Boden berührt und einen sicheren Abstiegt verspricht. „So wer will als erstes gehen?“, sieht Lisa uns fragend an. „Ich würde gerne zuerst gehen. Da ich nicht weiß wie viel der Boden aushält und was uns da erwartet. Sollte was passieren könnt ihr schnell Hilfe rufen.“, begebe ich mich in Richtung der Leiter. „Als ob da etwas passieren würde. Das ist fester Beton.“, hält Marie die Leiter fest, damit sie nicht wegrutscht. „Ich weiß, aber sicher ist sicher.“, strahle ich beide an. „Na dann, sollen wir es auf Kamera aufnehmen?“, wackelt Lisa mit einer Camcorder-Case vor ihrer Brust. „Klar warum nicht.“, strahlen Marie und ich zurück. Lisa packt die Kamera aus und hält sie auf uns. Somit steige ich die Stufen der Leiter herunter. Unten angekommen springe ich auf dem Boden herum, um die Stabilität zu testen. „Also es scheint stabil genug für uns zu sein.“, lache ich beide an. Als dann ein Krachen zu hören ist, sehe ich durch einen Blick in die geschockten Gesichter von Lisa und Marie, dass etwas nicht stimmt. In dem Moment bricht unter mir der Boden durch und ich falle in ein schwarzes Loch. Durch das Licht der Kamera kann ich erkennen, wo mein Einbruch ist. „ANABELL!“, höre ich die beiden noch panisch schreien. Ich kann meinen Schrei während des Falls auch nicht unterdrücken. Als ich dann auf etwas Weichem aufkomme.
„UFF!“, höre ich unter mir eine männliche Stimme. Über mir bemerke ich ein kleines Beben, sodass es scheint als würde das Haus einbrechen. „Los! Wir müssen schnelle hier raus!“, schreit Lisa aufgeregt. „Wir können sie nicht hier zurücklassen!“, antwortet Marie verängstigt. „Wenn wir auch verschüttet werden, wer soll dann Hilfe holen!“, meint Lisa ernst. Da ich die Stimmen immer leiser werden höre, scheint es, als ob sie sich in Sicherheit bringen. „Gott sei Dank, sie bringen sich in Sicherheit.“, atme ich erleichtert aus und versuche mich neu zu orientieren. „Würdet ihr die Güte haben von mir runter zu gehen? Ihr seid nicht gerade leicht wie eine Feder.“, gibt gepresst eine männliche Stimme unter mir von sich. „Oh. Entschuldigung.“, steige von der Stelle, auf der ich gerade noch gelegen habe. „Ich hatte nicht gedacht hier von jemanden getroffen zu werden.“, schleicht sich ein belustigter Tonfall in die Stimme. Durch einen leichten Lichtschimmer kann ich die Umrisse erkennen. Von oben höre ich etwas brechen und spüre, dass ein Brocken fällt. „ACHTUNG!“, brülle ich und springe die Person an, damit der Steinbrocken sie verfehlt. In dem Moment trifft mich der Stein am Kopf und ich verliere das Bewusstsein.
Als ich dann durch ein beständiges Schaukeln wieder zu mir komme, sehe ich als erstes eine dunkelbraune Kapuze, welche mit Gold verziert zu sein scheint. Durch den Schreck versuche ich mich von der Person zu entfernen. Natürlich falle ich dabei auch prompt auf den Boden und bemerke, dass ich mich in einem Wald befinde. Es scheint schon später Nachmittag zu sein, das erkennt man an dem Stand der Sonne. Der Wald sieht ebenso magisch wie zu Beginn des Tages aus, als wir auf der Wiese herumgeplödet hatten. „Na bist du wieder wach?“, beugt sich die Person in meine Richtung. „Entschuldigen Sie die Umstände.“, nuschle ich leise und mustere die Person. Es ist ein junger Mann, er sieht aus als wäre er Anfang Zwanzig. Seine grauen Augen mit den hellen Punkten drinnen sehen jedoch so aus, als hätte er schon viel mehr Jahre erlebt. Er hat ein sehr schmales Gesicht, welches eher feminin wirkt mit weichen Zügen. Seine Haut ist sehr hell und scheint im Sonnenlicht einen leichten Schimmer zuhaben. Er hat brustlange, blonde Haare, welche vorne kürzer bis zu den Wangen sind, der Scheitel befindet sich auf der rechten Seite. Er trägt eine Art langen Umhang mit Kapuze und Trompetenärmeln, sodass man die Länge der Haare nur an denen, welche vorne heraushängen erkennen kann. Der Umhang ist ein einem dunkleren Braun gehalten mit einigen goldenen Verzierungen, drunter trägt er eine Art tief rote lederne Rüstung, welche mit vielen Edelsteinen, wobei hier ein durchsichtiger Stein mit blauen Schimmer am kostbarsten aussieht, verziert ist. Die goldenen Verzierungen lassen alles noch kostspieliger aussehen. Als Hose hat er eine Reiterhose aus schwarzem und dunkelbraunem Leder. Die hohen schwarzen Stiefel gehen ihm bis zu den Knien. Seine Hände sind mit dunklen feingearbeiteten Handschuhen geschützt, an seiner Seite hat er ein Schwert hängen, die Schwertscheide ist mit weißem Fell verziert. Dasselbe Fell hat er in einer goldenen Brosche an seinem linken Arm hängen. Zudem trägt er einen weißen Schal um den Hals, welcher die Enden nach hinten liegen hat. Er mustert mich genauso wie ich ihn mustere. Gerade als ich wieder beginnen möchte zu sprechen, tritt hinter der großen Eiche neben uns eine weitere Person aus dem Schatten. Diese Person ist auch männlich, jedoch hat er ebenfalls ein schmales Gesicht mit feinen Zügen. Seine grünen Augen mit den gelben kleinen Flecken drinnen sehen abgeklärt und kalt aus. In seiner Hand hält er ein Schwert, welches viele kleine Verzierungen aufweist. Der Griff ist in Form eines Drachenflügel gestaltet und geschlossen. Die Klinge ist sehr gut gearbeitet und glänzt bedrohlich im Sonnenlicht. Der Mann hat lange weiße Haare welche hinten zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden sind, dennoch hat er kürzere Haare, die ihm bis zum Ende der Ohren gehen im Gesicht hängen, der Scheitel befindet sich ebenfalls auf der rechten Seite. Er trägt am Körper eine silberne Rüstung mit braunen Schnallen aus Leder, seine Hose ist ebenfalls aus Leder mit Rüstungsteilen an den Schienbeinen, die ebenso die Knie schützen. Die Rüstung ist von ihrem Aussehen her den Schuppen eines Drachen nachgemacht. Seine Stiefel haben auch einen Schutz. Über der Schulter trägt er einen mittellangen dunkelgrünen Umhang, welchen er wohl zum Tarnen benutzt.
„Mein Prinz. Ihr sollt doch nicht allein unterwegs sein und schon gar nicht mit verdächtigen Personen wie dieser hier.“, sieht er mich kalt und richtet sein Schwert auf meinen Hals. „Gwaihir. Ich schätze dein Pflichtbewusstsein sehr, jedoch würde ich es begrüßen, wenn du nicht die Person bedrohst, welche mich beschützt hat.“, seufzt der blonde Mann. „Wie meint Ihr das, mein Prinz?“, blickt Gwaihir zum Prinzen, lässt jedoch noch immer das Schwert auf der Höhe meines Halses ruhen. „Nimm das Schwert runter und setz dich, dann werde ich dir alles in Ruhe erklären. Junges Fräulein, bitte entschuldigt sein Verhalten. Er ist überängstlich und macht seine Arbeit zu streng.“, bedeutet der Prinz Gwaihir sich zu setzen. „Eine falsche Bewegung und es war deine Letzte!“, knurrt er, während dem Setzen. „Ich sollte mich wohl erst einmal vorstellen. Mein Name ist Thorondor und ich bin der Prinz des in diesem Wald lebenden Elbenvolkes.“, beginnt Thorondor. „Mein Prinz, es ist unnötig, dass dieses Weib euren Namen kennt. Ihr seid ihr nichts schuldig.“, fällt ihm Gwaihir ins Wort. „Jetzt mal langsam! Ich bin eine Frau und kein Weib! Was fällt dir eigentlich ein mich zu beleidigen!“, fauche ich Gwaihir an. Thorondor bricht hierbei in ein schallendes Gelächter aus, was ihm sowohl von Gwaihir und mir überraschte und verwunderte Blicke einbringt. „Ich würde sagen, sie hat Feuer.“, lacht er leise weiter. Als er sich beruhigt hat, fängt er wieder an zu sprechen. „Also, du hattest doch sicher gemerkt, dass ich mich aus dem Schloss geschlichen habe, um den Vorstellungsball für potenzielle Ehefrauen zu entkommen.“, gibt Thorondor gelassen von sich. „Ja, mein Prinz, daher habe ich mich ja auch auf die Suche nach Euch gemacht.“, mit einem tadelnden Blick sieht Gwaihir zu ihm. „Also, ich habe mich dann in eine tiefe Höhle begeben, dabei ist die Dame hier auf mich gefallen. Nachdem sie wieder von mir runter geklettert ist, hat sie mich zur Seite gestoßen und wurde dabei von einem fallenden Steinbrocken verletzt. Ich habe sie aus der Höhle getragen und wollte sie gerade zu einer Heilerin bringen.“, ignoriert er gelassen die bösen Blicke von Gwaihir während seiner Erklärung. „Wieso habt ihr dem Prinzen geholfen? Was erhofft ihr euch davon?“, will Gwaihir auf mich zu kommen. „Erst einmal ich habe ihm geholfen, ohne zu wissen wer er ist. Zweitens bleibt weg von mir oder es wird Euch leidtun! Drittens, wieso hätte ich ihm nicht helfen sollen? Es ist normal, dass man drohende Gefahr von jemanden abwendet, sofern man die Möglichkeit hat. Seid ihr etwas blöd oder warum wisst ihr das nicht.“, versuche ich aufzustehen, da das Moos, auf dem ich sitze, recht feucht ist. „Was fällt euch ein mich blöd zu nennen!“, fährt er aus der Haut. „Ganz einfach. Ihr fragt mich, warum ich Euren Prinzen gerettet habe, hätte ich es jedoch nicht gemacht würde er hier eventuell nicht mehr stehen. Deswegen seid ihr wohl blöd, da ihr den Zusammenhang nicht versteht. Zudem kann ich Euch nennen wie ich möchte, da ihr auch nicht nett zu mir seid.“, erwidere ich frech während ich mich vorsichtig gegen einen Baumstamm lehne. „Wo sie recht hat, hat sie Recht.“, gibt noch Thorondor seinen Senf dazu. „Wie ist dein Name?“, fährt er fort. „Anabell.“, sehe ich mich während meiner Antwort nach einem Fluchtweg um. „Diese Zwei sind mir nicht geheuer.“, schießt es mir durch den Kopf. „Was sollen wir jetzt mit ihr machen? Sie scheint keinen Heiler zu benötigen.“, strahlt nun Gwaihir, da er vermutet mich schnell wieder los zu werden. „Nun ja, wie es scheint nicht. Jedoch habe ich kein gutes Gefühl dabei sie einfach allein zurück zu lassen.“, überlegt Thorondor laut. „Würdet ihr bitte nicht so sprechen, als wäre ich nicht hier?“, seufze ich frustriert, da die Beiden mich nicht mehr wahrzunehmen scheinen. „Anabell, wo willst du jetzt hin?“, sieht Thorondor zu mir auf. „Ich möchte gerne zurück, da meine Freundinnen sich sicher Sorgen um mich machen.“, beunruhigt schaue ich mich um. „Ihr meint in die eingebrochene Höhle?“, erschrocken springt er auf. „Ja oder zumindest in die Nähe, damit ich einen Weg zu meinen Freundinnen finden kann.“, sehe ich zurück auf den Waldweg. „Mein Prinz, dann lasst sie uns doch zurückbringen. Danach könnt ihr auch am Ball teilnehmen.“, erscheint ein fröhlicher Ausdruck auf dem Gesicht von Gwaihir. „Na gut. Wir bringen dich zurück. Sollte es dir zu anstrengend sein, sag Bescheid.“, erhebt er sich seufzend. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Ihr nicht an diesem Ball teilnehmen wollt.“, spreche ich meine Gedanken aus, während wir nebeneinander hergehen. „Rede nicht einfach ungefragt mit dem Prinzen! Außerdem, wieso sollte er nicht auf den Ball gehen und sich endlich eine Frau suchen, die zu ihm passt.“, fährt mich Gwaihir an. „Ganz einfach. Er sieht eher aus, als würde es eine große Bürde für ihn sein. Zudem kann ich ansprechen wen ich will, das lasse ich mir doch nicht von dir verbieten!“, sehe ich ernst in Richtung zu Thorondor. „Nun ihr habt beide auf die ein oder andere Art Recht. Ich will mir noch keine Frau suchen oder zumindest keine, welche auf jedes meiner Worte hört. Mein Vater hat nur hörige Frauen zu dem Ball geladen und die, welche auch den Mut haben mir zu widersprechen, wurden als unwürdig befunden. Zudem Gwaihir ich finde es angenehm, dass Anabell mich einfach anspricht, ohne auf den sozialen Status zu achten.“, sieht er stur gerade aus. „Ich würde dann mal sagen Eins zu Null für mich.“, frech grinse ich Gwaihir an. „Was fällt dir ein.“, knurrt dieser. „Ist es noch weit? Ich wusste gar nicht, dass ihr so eine Strecke mit mir auf dem Rücken zurückgelegt habt.“, bin ich erschöpft, da ich schon erkennen kann, dass die Sonne langsam untergeht. „Nun wir haben noch ungefähr eine Stunde vor uns.“, beschwichtigend sieht mich Thorondor an. „Ok. Was für Kräfte haben Elben nur?“, atme ich schwer aus. „Du hast doch als Elbin dieselben Kräfte wie wir.“, leichthin beschleunigt Gwaihir seine Geschwindigkeit. „Da habt ihr schon Recht. Zumindest wenn ich eine Elbin wäre. Jedoch bin ich ein Mensch.“, versuche ich mit ihnen Schritt zu halten. „Ihr seid ein Mensch?“, bleiben beide abrupt stehen. „Habt ihr ein Problem damit?“, frage ich die zwei leicht erbost. „Wie ist das Leben als Mensch so?“, strahlen Thorondor‘s Augen voller Neugierde. „Ganz normal würde ich sagen. Menschen gehen arbeiten, um überleben zu können. Es gibt gute und schlechte. Viele verunreinigen die Natur aus Unwissenheit oder unbedachtem Verhalten oder aber auch aus Dummheit. Sonst essen und trinken Menschen auch. Ich denke nicht das sich das Leben eines Menschen so sehr von dem eines Elben unterscheidet.“, sehe ich mir die Baumkronen genau an, um meine Verlegenheit zu überspielen. „Du kannst eine niedere Spezies wie die der Menschen nicht mit uns vergleichen!“, ruft Gwaihir erbost aus. „Oh Mann. Was bist du denn für einer?“, lasse ich meinen Kopf hängen. „Verzeih Gwaihir bitte. Er folgt noch den alten Regeln der Elben, wie mein Vater auch.“, entschuldigt sich Thorondor und wir machen uns weiter auf den Weg. „So eine Einstellung ist nicht gesund.“, folge ich beiden wieder.
Nach einer weiteren Stunde kann ich das eingestürzte Haus erkennen, dort sind viele Helfer, der Feuerwehr und Nothelfer. „Sie machen sich wirklich große Sorgen um mich.“, möchte ich sofort auf die Einsatzkräfte zulaufen. „Anabell warte bitte noch einen kurzen Moment.“, flüstert Thorondor, während er mich am Arm festhält. „Wieso, ich muss schnell zu ihnen, sie scheinen Angst zu haben.“, lehne ich mich gegen seinen Griff. „Ich möchte mich nochmal bei dir bedanken. Vielleicht kannst du auch mal meinen Vater kennenlernen.“, sieht dieser mich seltsam an. „Ich habe doch schon gesagt, dass es in Ordnung ist, Ihr habt mich ja auch zu einem Arzt bringen wollen. Dadurch sind wir quitt. Ich muss aber jetzt wirklich los.“, meine ich ernst und möchte mich zum Gehen drehen. „Bitte nimm als Dankeschön, diesen Stein an. Er soll dich in Zukunft beschützen.“, löst er den Stein von seiner Kleidung. Es ist der Durchsichtige mit dem Blauen Schimmer. „Das kann ich nicht annehmen, dieser Stein scheint zu kostbar zu sein.“, gebe ich schnell von mir, jedoch drück Thorondor ihn mir in die Hand. „Mach es gut, Anabell. Wir werden uns sicher wiedersehen.“, lächelt er über die Schulter. „Auch wenn du ein Mensch bist, passt auf dich auf und lern Anstand.“, wendet Gwaihir sich zum Gehen. „Vielen Dank für eure Hilfe, Thorondor. Gwaihir ihr solltet auch Anstand lernen, so spricht man nicht mit Frauen.“, rufe ich den beiden winkend hinterher.
Nachdem sie im Wald verschwunden sind, mache ich mich auf den Weg zu den Anderen. „Anabell!“, fallen mir Marie und Lisa um den Hals. „Entschuldigt das ich euch Sorgen bereitet habe.“, gebe ich leise von mir und werde direkt vom Notarzt untersucht. „Es scheint, als hättest du wirklich Glück gehabt. Nach dem Einsturz haben wir schon mit dem Schlimmsten gerechnet.“, erklärt die Notärztin. „Ich hatte Glück, dass ich in eine unterirdische Höhle gestürzt bin und mich dort vor dem restlichen Einsturz in Sicherheit bringen konnte. Ich habe nur einmal etwas abbekommen.“, werde ich während des Sprechens in den Krankenwagen gebracht, da sie meine Wunde im Krankenhaus untersuchen wollen. Marie und Lisa dürfen mitfahren. „Was ist denn passiert? Wir haben dich noch schreien gehört.“, sitzt Marie auf dem Stuhl. „Wir dachten schon, dass du durch den Sturz gestorben bist.“, schimmern Tränen in den Augen von Lisa. „Ich hatte wirklich mehr Glück als Verstand heute.“, gebe ich leise von mir, da die Erschöpfung sich doch noch bemerkbar macht.
Nach der Untersuchung im Krankenhaus, dürfen wir nach Hause. Da Lisa und Marie am nächsten Tag arbeiten und zur Schule müssen, verabschiede ich beide beim Bus. Zu Hause angekommen, betrachte ich den Stein, welcher mir Thorondor gegeben hat, dabei fällt mir ein Loch auf, durch das man ein Band fädeln kann. Da ich noch etwas Leder im Haus habe, fädle ich es durch und trage den Stein um den Hals. Nach der ganzen Aufregung gehe ich dann auch früh ins Bett. Mein weiches Bett umhüllt meinen ganzen Körper mit der Bettdecke. Schnell fallen mir die Augen zu und ich kehr im Land der Träume ein.
Am folgenden Wochenende befinden Marie, Annika und ich uns auf dem Weg zum Tretbecken im Wald. Wir gehen gerade über die Felder in der warmen Mittagssonne. Das Gras auf dem Feld geht mir bis in die Kniekehle. Da es warm ist tragen wir alle recht angenehme Kleidung. „Findest du das Kleid nicht ein bisschen overdressed für einen Ausflug in den Wald?“, mustere ich Annikas Kleidung. Annika trägt ein saphirfarbenes Kleid mit Goldverzierungen, die an Notenschlüssel erinnern, dieses Kleid geht ihr bis zu den Knöcheln und hat einen Schnitt auf der linken Seite, welcher bis zur Mitte ihrer Oberschenkel geht und somit die Bewegungsfreiheit erweitert, zudem hat das Kleid keine Ärmel sondern wird als Neckholder getragen, sodass ihr Rücken bis zu Beginn den Beckenknochen frei ist. Außerdem hat das Kleid eine weiße Umrandung, welche seine Farbe noch mehr betont. Die goldene Ballerina runden ihr Outfit ab „Nein gar nicht. Ich mag das Kleid, vor allem, weil es eins der bequemsten ist, die ich habe. Zudem haben wir Sommer und es ist schlicht genug.“, dreht sie sich freudig. „Wenn du meinst, dann ist ja gut.“, beobachte ich ihren fliegenden Rock. Ich trage ein dunkelrotes Top und schwarze Shorts, welche in der Mitte der Oberschenkel enden. An meinen Füßen habe ich flache mittelbraune Sandalen an. Marie hat sich dazu entschieden ein weißes Top und eine braune Dreiviertel-Hose mit vielen Taschen zu tragen. An Ihren Füßen hat sie schlichte schwarze Sandalen.
Der Himmel ist leicht bewölkend und ein angenehmes Lüftchen weht über die Wiesen und das Gras sowie die Blumen wiegen sich leicht im Wind.
Als wir uns dann auf den Weg in den Wald machen wollen, um zum Tretbecken zu gelangen, verschwindet der Weg vor uns und wir begeben uns dadurch immer tiefer in den Wald. „Sag mal Anabell, ist das hier etwa normal für diesen Wald?“, scheint sich Annika ein wenig unwohl zu fühlen. „Nun ja ich hoffe mal nicht, da sich die Bäume zu bewegen scheinen und uns den Weg versperren wollen.“, schließt Marie näher zu Annika auf. „Also mir ist das noch nie in diesem Wald passiert.“, bin ich ebenfalls beunruhig und schaue mich um, da der Weg hinter uns auch zu verschwinden scheint. So laufen wir dann auf der Suche nach dem Tretbecken oder aber auch dem Waldrand. Nachdem wir immer tiefer in den Wald gehen, kommen wir an einer Lichtung vorbei. Hier fließt ein kleiner Bach und der Boden ist vollständig mit Moos bedeckt, dieses windet sich auch um die Baumstämme und lässt die Lichtung durch das Lichtspiel in einem märchenhaften Grün erstrahlen. Ein Zitronenfalter fliegt ruhig von einer violetten Blume zur Nächsten, um sich dort den Nektar zu nehmen. „Ist das schön hier.“, strahlen wir und entscheiden eine kleine Pause einlegen. Als wir uns dann an dem Bach niederlassen und den Waldrand betrachten, können wir drei Wege erkennen, welche in drei verschiedene Richtungen führen. „Ich hätte nicht gedacht, dass es eine so schöne Lichtung hier in diesem Wald existiert.“, lacht Marie, während sie sich auf ihren Rücken legt um den leichten Luftstrom genießt. „Nun ja es ist eben ein besonderer Wald.“, beobachte ich die Blätter in den Baumkronen vor mir. „Ich finde es super, dass wir die Pause jetzt genießen dürfen. Aber wir müssen auch weiter nach einem Weg wieder aus dem Wald finden, bevor es dunkel wird.“, spielt Annika mit einem Grashalm im Bach. „Lasst uns doch noch ein wenig die Idylle genießen.“, lege ich mich ebenfalls auf den Rücken. „Ja das stimmt, da hast du Recht.“, legt sich Annika ebenfalls hin. So blicken wir drei entspannt in den Himmel und beobachten die Wolken wie sie langsam über der Lichtung langziehen. Als wir dann einen Ast durchbrechen hören, blicken wir direkt in die Richtung, aus welcher das Geräusch ertönt ist.
Aus dem Wald tritt ein schwarzer Wolf, seine feuerroten Augen fixieren uns und an seinen Zähnen kann man noch Blut erkennen, er scheint gerade erst ein Wesen gerissen zu haben. „Anabell! Marie! Annika! Lauft sofort weg! Dieser Wolf ist nicht gut und wird euch sonst töten!“, taucht Anubis vor uns auf und zeigt auf den Waldrand. „Wa-Wa-Was? Was soll der Mist!“, stottere ich, als er uns an den Armen packt und in den Wald schleift. Hinter uns kann ich den Wolf noch Jaulen hören, sowie, dass er hinter uns herrennt. „Ihr müsst euch aufteilen. Seid vorsichtig, aber der Wald wird euch beschützen.“, stößt Anubis uns vor sich her. Wir laufen einfach los, ohne uns noch einmal umzudrehen. Durch das panische Laufen im Wald zerkratze ich mir die Arme, das Gesicht und zerreiße mir einen Teil meiner Kleidung. „Marie? Annika? Geht es euch gut?“, außer Atem bleibe ich stehen und sehe mich um. Dabei bemerke ich, dass sie nicht mehr bei mir sind. „Was? Nein! Wo sind sie? Ich muss sie finden!“, versuche ich geschockt den Weg zu finden, welcher mich zurück zur Lichtung bringt. Die Angst und Panik beginnen in mir aufzusteigen, als ich bemerke, dass ich komplett meine Orientierung verloren habe. „Scheiße! Was mache ich nur?“, falle ich auf die Knie, nachdem ich weiter durch den Wald gelaufen bin. „Anabell? Was machst du denn hier?“, kommt aus dem Dickicht ein Einhorn auf mich zu. Das Einhorn ist komplett Schwarz, bis auf die Mähne und den Schweif, welche Silber wie das Mondlicht schimmern. „Mondschweif. Was machst du denn hier?“, wische ich mir die Tränen aus den Augen. „Ein Einhorn aus meiner Herde wurde von einem Monster gerissen, daher habe ich mich auf die Suche nach diesem gemacht. Was machst du denn jetzt hier?“, kommt Mondschweif mit seinen Nüstern näher. „Ich wurde bei der Flucht vor einem riesigen schwarzen Wolf mit roten Augen von meinen Freundinnen getrennt und kann den Weg zurück nicht finden.“, zitternd umarme ich ihn. „Es kann sein, dass dieser Wolf das Monster ist, welches Leisetropfen gerissen hat.“, schnaubt Mondschweif etwas resigniert. „Ja das kann wirklich sein. Der Wolf hatte noch Blut an den Zähnen.“, entschuldigend erfasst mein Blick seine Augen. „Dann bist du hier noch in Gefahr. Wie konntet ihr eigentlich vor diesem Wesen fliehen?“, reißt er seinen Kopf hoch. „Anubis ist erschienen und hat uns in den Wald mitgerissen, nach einer kurzen Weile hat er uns aber vorgestoßen damit wir allein fliehen können.“, verunsichert beobachte ich die Umgebung. Es sind einige umgefallene Baumstämme, welche den Weg versperren und der Wald scheint düster und unfreundlicher, da das Grün eher von einem Braun übernommen wurde. Die Schatten überwiegen rund um uns herum, was eine düstere Stimmung verbreitet. „Es wundert mich, dass dieser Snob sich euch gezeigt hat. Obwohl er hatte schon immer einen Narren an dir gefressen, Anabell.“, zieht mich Mondschweif auf. „Das ist gerade nicht die richtige Situation für diese Stippelei.“, versuche ich mit ihm Schritt zu halten. „Du bist viel zu langsam, komm steig auf.“, bleibt Mondschweif neben einem umgefallenen Baumstamm stehen. „Ach ja, da fällt mir doch gerade noch ein, die Elben veranstalten heute erneut einen großen Ball. Du kennst doch schon ihren Prinzen Thorondor und seine Leibwache Gwaihir.“, hebt Mondschweif nachdenklich seinen Kopf, während ich auf seinen Rücken steige. „Ach wirklich? Ich denke wir haben Besseres und Wichtigeres zu tun, anstatt über Bälle zu reden? Findest du nicht auch?“, setze ich mich dann auf seinem Rücken, dabei halte ich mich in seiner Mähne fest. „Ja schon, aber so etwas zu kleinen Ablenkung kann doch nicht schaden.“, trabt er lachend los. „Ich mache mir aber mehr Sorgen um Marie und Annika, immerhin kann es sein, dass der Wolf noch hinter ihnen her ist.“, unsicher sehe ich mich genau um. „Hey Anabell, da bist du ja endlich.“, fliegt nun ein Turmfalke in einem hellen Beige neben mir. „Ukio? Was machst du denn hier?“, schaue ich zu ihm auf. „Na ich habe nach dir gesucht, Marie und Annika sind sicher aus dem Wald gekommen, aber als du nicht rauskamst, haben Silver und ich uns Sorgen gemacht. Ich werde Silver sofort sagen, dass du in Sicherheit bist.“, fliegt Ukio wieder weg. „Na dann hast du doch nochmal Glück gehabt, deinen Freundinnen geht es gut. Jetzt muss ich dich nur noch nach draußen bringen.“, beginnt Mondschweif zu Galoppieren. „Achtung!“, rufe ich erschrocken, als vor uns der schwarze Wolf erscheint. „Anabell. Du wirst sofort von mir absteigen. Ich werde ihn von dir weglocken. Falls du nochmal meine Hilfe benötigst ruf nach mir.“, schnaubt Mondschweif leise und bleibt stehen. Ich steige vorsichtig von ihm ab und bemerke, wie der Wolf mich fixiert. „Wenn ich dir das Signal gebe, läufst du so schnell du kannst in den Wald.“, nervös peitscht Mondschweif mit seinem Schweif hin und her. „Jawohl.“, ducke ich mich. Als der Wolf dann zum Sprung ansetzt, geschieht alles wie in Zeitlupe. „Los!“, steigt Mondschweif, um den Wolf mit seinen Hufen zu verletzen. Ich drehe mich herum und renne so schnell ich kann in den Wald hinein. Hinter mir kann ich den Wolf und Mondschweif noch kurz kämpfen hören, als er wiehert und in die andere Richtung galoppiert.
„Danke Mondschweif, aber pass bitte auf dich auf.“, bleibe ich außer Atem an einem Baum stehen, um mich neu zu orientieren. Hinter mir kann ich Schritte hören und verstecke mich sogleich in einem abgestorbenen Baum. „Komm raus Kleine! Ich werde dir nicht weh tun. Dein Tod wird schnell von statten gehen. Mein Meister will deine Seele.“, höre ich ein tiefes Knurren und kann die riesige Pfote des schwarzen Wolfes vor mir sehen. „Du kannst mir nicht entkommen!“, versucht er meine Fährte aufzunehmen. Ich versuche mich währenddessen immer tiefer in dem Baum zu verstecken. „Ich werde dich finden!“, jault der Wolf, da er anscheinend meinen Geruch verloren hat. „Oh den Naturwesen sei Dank.“, atme ich erleichtert aus, nachdem der Wolf weggelaufen ist. Danach begebe ich mich langsam aus meinem Versteck heraus und sehe in das Gesicht eines großen Hirsches. „Was machst du in meinem Heim?“, beugt er sich zu mir. Er ist auch überdurchschnittlich groß und sieht nicht normal aus. Sein Fell ist in hellen Brauntönen gehalten. Seine Augen sehen aus, als wäre er schon viele Jahre auf der Erde und hätte alles miterlebt. „Entschuldigung. Ich habe mich vor einem Monster versteckt.“, senke ich meinen Blick, da meine Intuition mir sagt, dass ich mich nicht mit diesem Wesen anlegen sollte. „Kann es sein, dass du die Menschenfrau bist, von der die Einhörner in letzter Zeit oft sprechen?“, mustert mich der Hirsch. „Ich hatte in letzter Zeit wirklich oft mit Einhörnern zu tun.“, blinzle ich überrascht. „Ich habe gehört Mondschweif hat einen Menschen auf sich reiten lassen. Dabei ist er der Wildeste von allen und lässt nicht einmal Götter auf sich reiten.“, richtet sich der Hirsch auf. „Mondschweif hat mich heute auf sich reiten lassen, da wir beide uns über den Weg gelaufen sind und ich zu langsam für ihn war.“, halte ich meinen Blick auf den Boden gerichtet. „Was? Du bist besagter Mensch.“, schnuppert der Hirsch. „Ich denke schon.“, murmle ich schüchtern, dabei versuche ich einen Ausweg aus dieser Situation zu finden. „Da bin ich aber beeindruckt. Wie ist dein Name, Menschenfrau?“, stößt er langsam mit seinem Kopf gegen mich. „Anabell. Dürfte ich auch nach Eurem Namen fragen?“, schaue ich dem Hirsch zum ersten Mal in die Augen. „Anabell also. Mein Name ist Lathia und ich bin die Göttin dieses Waldes. Du dachtest sicher ich wäre männlich wegen meiner Erscheinung.“, wandelt sie sich lachend in eine Frau, welche aus Pflanzen zu bestehen scheint. Ihre Augen strahlen nun in einem freundlichen hellen Braun, die Farne, welche ihre Kleidung erzeugen, wehen im leichten Wind hin und her. Ihre Hautfarbe ist ebenfalls in einem saftigen Grün gehalten. Die Haare scheinen aus Gras und Moos zu bestehen, an der rechten Seite hat sie eine schöne weiße Lilie wachsen. „Verzeiht meine Unhöflichkeit Ihr Heim betreten zu haben.“, ziehe ich die Luft ein, da ihr Blick weiter auf mir ruht. „Ich habe schon viel von dir gehört, Anabell. Du scheinst öfter durch den Wald zu laufen, dabei hast du den Einhörnern, Nixen und vielen anderen Naturwesen geholfen. Du sollst mit Naturwesen, Feenwesen und ebenfalls eng mit Krafttieren verbunden sein. Zudem sollst du dem Prinzen der Waldelben den Kopf verdreht haben.“, setzt sie sich lachend hin. An der Stelle, an der sie Platz nimmt, beginnen sofort die Pflanzen zu wachsen. „Ich weiß nicht, ob es wirklich so erwähnenswert ist, was ich tue.“, erscheint ein leichter Rotschimmer auf meinen Wangen. „Ich finde es schon erwähnenswert. Also ist nun ein Monster hinter dir her, hattest du gesagt.“, trinkt sie etwas Wasser aus einem Blatt. „Ja es war ein schwarzer Wolf mit stechend roten Augen.“, lasse ich meinen Blick umherwandern. „Hm… Ein Bote der Dämonenwelt also. Da solltest du gut auf dich Acht geben.“, hebt sie ruhig eine Hand, um eine Blaumeise zu begrüßen. „Ich sollte mich jetzt auf den Weg machen, damit ich noch im Tageslicht wieder aus dem Wald finde.“, stehe ich auf. „Einen Moment noch. Silver ist gleich hier. Ach ja, da fällt mir noch das Versprechen ein, welches ich dir gegeben habe, als du das erste Mal in diesem Wald warst.“, erhebt sie sich gut gelaunt. „Welches Versprechen?“, beginnt meine Stimme zu zittern. „Du kannst dich sicher nicht mehr daran erinnern. Du warst noch klein und konntest gerade laufen, da sind wir uns schon einmal begegnet. Damals hast du versprochen immer auf den Wald zu achten und uns immer zu sehen.“, breitet sie ihre Arme aus. „Habe ich das wirklich?“, sehe ich in den Himmel. „Ja, das hast du. Es war zu süß. Ein kleines blondes Kind, welches den Feen hinterhergelaufen ist und mich dann bemerkte. Dein gelbes Kleid mit den rosa Blümchen hatte dir so gutgestanden. Du hattest deine Sandalen wohl verloren, da du barfuß unterwegs warst, als du mich dann bemerkt hast, kamst du strahlend auf mich zu gelaufen, hast dich vorgestellt und wolltest wissen, wieso ich so seltsam aussehe.“, bewegen sich ihre Haare beim Lachen. Ich werde durch ihre Beschreibung erneut rot. „Ich habe dich damals wieder aus dem Wald geführt und dir auch erklärt, dass ich der Waldgott bin. Zudem habe ich dir versprochen, dass sollten wir uns wieder treffen, wenn du älter bist ein Geschenk von mir bekommst.“, kommt sie ernst auf mich zu. „Es ehrt mich, dass Ihr mir so ein Versprechen gegeben habt, jedoch benötige ich keine Geschenke. Ich mache alles aus meiner eigenen Überzeugung und nicht um jemanden etwas zu beweisen.“, versuche ich die Entfernung zwischen uns etwas zu vergrößern, als plötzlich ein paar Ranken um meine Beine erscheinen. „Bitte nimm es an, dies kann dir in Zukunft auch noch helfen. Zudem werde ich mein Versprechen nicht brechen.“, ernst fasst mich Lathia an den Oberarmen an. Dort wo sie mich berührt hat, erscheinen in einem goldenen Licht Armreifen, welche ungefähr fünf Centimeter breit und mit einem wunderschönen Rankenmuster verziert sind. Zwischen den Ranken sind Hibiskusblüten zu erkennen. Die Armreifen bestehen aus reinem Silber und sind dementsprechende schwer. „Diese Armreifen, werden dich schützen und deine Gaben verstärken. Zudem haben sie noch einen kleinen Zusatz, welchen du auch gebrauchen kannst. Dadurch kannst du mich auch jeder Zeit besuchen, solltest du das Verlangen danach haben. Keine Angst, da du diese Armreifen nicht mehr ausziehen kannst, sie sind für Niemanden sichtbar, es sei denn du möchtest es. Falls du zum Beispiel mal auf einen Ball bist und dort ein Kleid trägst, zu dem es passt.“, wissend tritt sie zurück. Im nächsten Moment bin ich an einem anderen Ort des Waldes. „Es ehrt mich zwar so ein schönes Geschenk von ihr zu bekommen, jedoch finde ich es uncool, plötzlich an einen anderen Ort teleportiert zu werden.“, sehe ich mich um, hierbei kommt mir die Lichtung bekannt von, da Marie, Annika und ich dort waren, bevor der schwarze Wolf kam. „Meinte sie nicht, dass Silver kommt.“, grüble ich und mache mich auf den Weg.
„Na wen haben wir denn hier?“, ertönt eine bekannte Stimme hinter dem Baum. „Och ne. Du hast mir gerade noch gefehlt, Gwaihir.“, stöhne ich genervt und versuche schnell die Richtung zu ändern. „Das ist aber nicht sehr nett von dir, Anabell. Immerhin habe ich dich auf Befehl des Prinzen gesucht.“, hält er mit Leichtigkeit mit mir Schritt. „Sag ihm einfach, dass du mich nicht gefunden hast und lass mich jetzt in Ruhe. Ich bin beschäftigt!“, drehe ich mich wütend um. „Was fällt dir ein? Du solltest geehrt sein, dass sich der Prinz mit einer niederen Kreatur wie dir abgeben möchte! Ja ich sehe wie beschäftigt du bist. Verlaufen ist auch das einzige was du und deine Rasse können.“, starrt er mich an. „Immer noch so arrogant?“, blase ich beleidigt meine Wangen auf. „Wo hast du überhaupt die ganzen Kratzer her? Deine Kleidung ist auch völlig zerrissen. Ach, ich weiß es, du bist über jeden Ast und jede Wurzel in diesem Wald gestolpert und hast dich so verletzt. Was anderes können Menschen eh nicht.“, gibt er spitz zurück. „Falsch ich bin vor dir weggelaufen und habe mich an deiner Arroganz verletzt!“, fauche ich während ich versuche mich an einer Weggabelung zu entscheiden. „Haha, sehr witzig. Was machst du da?“, mit zusammengebissenen Zähnen stellt er sich neben mich. „Mich entscheiden. Ene mene Muh, der richtige Weg bist du!“, zähle ich zwischen den Wegen hin und her. Den Weg, auf dem mein Finger ruht, möchte ich dann auch nehmen. „Du sollst vom Prinzen aus am Ball teilnehmen und dort seinen Eltern gegenübertreten.“, stellt sich mir Gwaihir in den Weg. „Ich habe aber keine Lust. Zudem werde ich garantiert nicht auf irgendeinen dämlichen Ball gehen!“, weiche ich einen Schritt zurück. Prompt werde ich von Gwaihir über die Schulter geworfen und er beginnt loszulaufen. „Lass mich runter! Bist du Pervers, wo fasst du hin!“, versuche ich ihn zu treten, jedoch ignoriert er dies. Die Bäume rauschen an uns vorbei, als würden wir auf einer Autobahn fahren und dabei auf den Randstreifen starren. „Ich will sofort runter!“, schreie ich ihm direkt ins Ohr und ziehe dabei an seinen Haaren. „Sei endlich still! Wir sind gleich da, dann darfst du wieder selbst laufen!“, beschleunigt er noch mehr seine Geschwindigkeit. „Wie zur Verdammnis kannst du mit der Rüstung nur so schnell rennen!“, versuche ich mich nicht zu übergeben, als ein Schloss, welche in einen Berg geschlagen wurde sichtbar ist. Das Wasser fällt ungefähr einen Meter tief neben dem Schloss herunter. Ich kann zehn Türme zählen, welche alle eine andere Höhe haben, die Dächer sind in einem anthrazit gehalten und die Mauern beige. Es gibt viele Fenster und Türen, welche man aus der Entfernung erkennen kann. „Da ist das Schloss der Waldelben. Benimm dich und bereite dem Prinzen keine Schande!“, lässt mich Gwaihir mit einem strengen Blick auf den Boden fallen. „Aua! Also den Umgang mit einer Frau musst du noch lernen!“, reibe ich mir murrend meinen schmerzenden Hintern. „Es werden heute viele hohe Gäste anwesend sein, da es um die Brautwahl des Prinzen geht.“, begleitet mich Gwaihir über die Zugbrücke. „Lord Gwaihir, ihr seid zurückgekehrt.“, verneigen sich die Torwachen vor ihm. „Ich habe den Gast unseres Prinzen dabei. Gebt ihm bitte sofort Kunde über unser Eintreffen.“, schiebt er mich in das Schloss hinein. „Ich hätte gedacht, dass du sofort schwanzwedelnd zurück zu deinem Prinzen rennst.“, provoziere ich ihn und staune über die innen Gestaltung des Schlosses. Alle Wände sind mit wunderschönen Malereien von Wäldern, Tieren und Bächen gestaltet.
„Du solltest erst einmal deine Zunge zügeln. Ich akzeptiere solche Bemerkungen nicht. Außerdem kann ich es dem Prinzen nicht zumuten, dass er dich in dieser Kleidung sehen muss.“, zeigt er wütend auf meine zerrissene Kleidung. „Tja dann kann ich wohl jetzt gehen und muss nicht an irgendeinem blöden Ball teilnehmen.“, strahle ich, dabei werde von ihm in einen Raum geführt. „Falsch du wirst etwas Anständiges anziehen.“, klatscht er in seine Hände. Prompt kommen auch drei Zofen in den Raum, welche ein Kleid und dazu passende Schuhe tragen auf einem Tablett. „Garantiert nicht!“, versuche ich aus dem Raum zu fliehen. „Haltet sie fest! Ich will, dass ihr dafür sorgt, dass sie keine Schande über den Prinzen bringt!“, versperrt er die Tür. Sofort werde ich von den Zofen gepackt und hinter einen Vorhang gezogen. „Lasst mich los! Ich werde garantiert kein Kleid anziehen!“, versuche ich mich zu wehren und werde sogleich von ihnen entkleidet. „Stell dich nicht so an!“, kichert Gwaihir gelassen und scheint gerade etwas zu trinken. „Verzieh dich du Perverser!“, bekomme ich von den Zofen gerade meine Unterwäsche entwendet. „Ey, die war nicht kaputt! Gebt sie mir wieder!“, erbost greife ich nach meiner Kleidung. „Verzeiht Prinzessin, jedoch schickt sich solche Unterwäsche nicht für das Kleid!“, setzt die Zofe mit einer schwachen Entschuldigung ihre Arbeit vor. Nachdem meine Gegenwehr nichts gebracht hat, stehe ich nun in einem smaragden ärmellosen Kleid mit Herzausschnitt vor einem riesigen Spiegel. Das Kleid ist vorne in einem V-Schnittgehalten, welcher an meinen Knien endet. Es besteht aus mehreren Lagen, eine hat goldfarbene Rüschen, welche nur durch den Ausschnitt bei meinen Knien zu sehen sind, Das Kleid ist mit silbernen und goldenen Ranken und Blüten verziert. Im Herzausschnitt befindet sich der Stein, welcher mir der Prinz geben hatte. Zudem ist es ab der Hüfte etwas bauschiger. Am Hals habe ich eine goldene Kette, welche ebenfalls im Rankenmuster gehalten ist an, in der Mitte dieser Kette befindet sich ein Smaragd in Herzform. Meine Schuhe, welche ich tragen muss, sind etwas höher mit einem Keilabsatz, ihre Farbe ist Silber und sie werden ebenfalls von goldenen Rangen verziert. Da ich keinen Nerv habe, werden auch die Armreifen von Lathia sichtbar. „Ihr seht einfach wunderbar aus.“, schmeichelt eine Zofe, welche gerade meine Haare mit Silber und Goldenen Spangen versucht zu einer schönen Frisur zu gestalten. „Ich hasse Kleider! Ich sehe aus wie ein Clown!“, lasse ich meine Schultern hängen. „Aber was redet ihr nur da Prinzessin? Ihr seid wunderschön. Kein Wunder, das der Prinz immer von euch spricht.“, nimmt eine Zofe mein Kinn in die Hand, welche mich gerade mit vielen kunstvollen Bewegungen passend zum Kleid schminkt. „Na seid ihr endlich fertig, das Biest passend zu kleiden?“, betritt Gwaihir unruhig den Raum. „Was heißt hier Biest?“, werfe ich ihm die Parfüm Box über. „Ha! Daneben!“, weicht er lachend der Box aus. Dadurch trifft diese mit einem lauten Knall gegen die Wand. „Hm… Kleider machen also wirklich Leute. Gute Arbeit meine Damen. Ihr dürft euch jetzt entfernen.“, wandert sein Blick von oben nach unten. Danach hält er mir seinen Arm hin, damit ich mich bei ihm einhaken kann. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich als Clown da Raus gehe!“, stemme ich meine Hände in meine Taille. „Du hast die Wahl, entweder so oder ich trage dich!“, droht er grinsend. „Da du es wirklich durchziehen würdest bist du ein mieser Erpresser“, hacke ich mich in seinem Arm ein. „Braves Mädchen. Ich hoffe du benimmst dich gegenüber dem König und der Königin besser. Er wird dich vielleicht auch zum Tanzen auffordern.“, führt er mich missmutig in den Ballsaal. „Kann ich noch abspringen?“, verzweifle ich etwas. „Nein. Bewahre deine Haltung, alles was du dir erlaubst, wird auf den Prinzen zurückfallen!“, verstärkt sich sein Griff. „Ich habe aber noch nie im Leben getanzt.“, gestehe ich. „Was!“, tritt der Schock in seine Augen. „Was denkst du wieso ich versucht habe zu fliehen!“, versuche ich ein Lächeln auf den Lippen zu halten.
„Eure Hoheiten. Lord Gwaihir und Lady Anabell!“, verkündet ein Bote, welcher am Ende der Empore steht. Wir verneigen uns, als ich dann aufblicke, kann ich Prinz Thorondor erkennen, welcher sich zu freuen scheint. Neben ihm sitzt auf einem großen goldenen Thron der König, dieser blickt mich streng an. Die Königin neben ihm sieht mitfühlend und freundlich aus. „So ihr seid also die Frau, die meinem Sohn in der Höhle geholfen hat.“, ertönt die Stimme des Königs laut. „Ja eure Hoheit.“, gebe ich mit einem Knicks wieder. Dabei bemerke ich, dass alle Gäste mich anstarren. „Dann lasst mich euch gebührend danken. Ich möchte, dass ihr euch amüsiert.“, lächelt er, obwohl das Lächeln seine Augen nicht erreicht. „Da wir nun alle versammelt sind. Möge der Ball beginnen. Mein Sohn soll sich heute für seine zukünftige Frau entscheiden.“, macht der König eine ausladende Handbewegung dabei. „Bitte denkt daran, dass alle Frauen, die diesem Ball beiwohnen zu den Heiratskandidatinnen zählen.“, ergänzt die Königin freudig. Die Musik setzt ein und ich versuche mich in eine Ecke zu verkriechen.
„So Ihr seid also der Liebling von Prinz Thorondor!“, steht ein Elb im grauen Anzug mit schwarzen Haaren und einem eisigen Blick vor mir. „Ich denke nicht, dass ich der Liebling des Prinzen bin.“, verneige ich mich leicht vor der Person. „Ich gebe euch den Rat, haltet euch von dem Prinzen fern! Meine Tochter wird seine Frau!“, flüstert er mir leise drohend ins Ohr, während sich alle meine Haare aufstellen. „Lord Adlon, bitte lasst von Lady Anabell ab.“, legt Gwaihir schützend seine Hand auf meine Schulter. „Lord Gwaihir. Es freut mich euch in voller Gesundheit zu sehen. Jedoch versteht ihr die Situation falsch. Ich habe mich nur freundlich mit Lady Anabell unterhalten.“, verneigt sich Lord Adlon hinterhältig grinsend. Als der Lord sich auf den Weg gemacht hat, höre ich Gwaihir neben mir seufzen. „Keine zehn Minuten und du hast schon den gefährlichsten Mann im ganzen Schloss an der Backe. Kann es sein, dass du so Situationen magisch anziehst?“, hält er mir ein rotes Fruchtgetränk hin. „Kannst du bitte verhindern, dass ich weiter Lady genannt werde? Außerdem habe ich nichts gemacht, er kam einfach auf mich zu.“, nehme ich einen Schluck des Fruchtgetränkes. „Das du hier Lady genannt wirst ist zu deinem eigenen Schutz. Gewöhn dich daran! Ärger anzuziehen scheint dein Talent zu sein.“, stellt er sich seufzend neben mich. Neben uns kann ich die anderen Gäste tuscheln hören, dass es ungewöhnlich für Lord Gwaihir ist, sich mit einer Frau abzugeben, da er sonst immer bei Prinz Thorondor ist. „Würdet ihr mir die Ehre dieses Tanzes zukommen lassen, Lady Anabell?“, verneigt sich Prinz Thorondor vor mir. „Ehrlicherweise wäre es mir lieber zu passen.“, versuche ich mich rauszureden, während der Prinz mich schon zur Tanzfläche führt. „Wieso solltet ihr dies wollen?“, sieht der Prinz verwirrt aus. „Ganz einfach. Ich habe noch nie getanzt.“, meine Wangen färben sich erneut rot währenddessen sehe ich von unten zu ihm auf. „Ach so. Ich dachte schon das ihr gefallen an Lord Gwaihir gefunden hättet und ihn daher nicht verlassen wolltet. Tanzen ist ganz einfach, lasst euch nur von mir führen.“, beginnt er sich strahlend im Takt zu bewegen. „Ich bitte euch, ihr wisst genau, dass ich mit Gwaihir nicht gut zurechtkomme.“, konzentriere ich mich auf meine Füße, um nicht aus dem Takt zu kommen. Im Augenwinkel kann ich eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren sehen. Ihr silbernes Ballkleid ist enganliegend und sehr elegant gestaltet. Sie fixiert mich aus ihren dunklen Augen hasserfüllt. „Wie heißt es so schön. Was sich neckt das liebt sich.“, reißt der Prinz mich nun aus meinen Gedanken. „Ihr deutet viel zu viel in die Streitereien hinein.“, werde ich ernst, als der Tanz beendet ist und ich mich wieder in eine ruhige Ecke verkriechen möchte.
„Der Ball neigt sich dem Ende zu! Mein Sohn scheint sich für eine Frau entschieden zu haben!“, verkündet der König, nachdem Prinz Thorondor mit allen Frauen im Ballsaal getanzt hat. „Darf ich jetzt gehen?“, möchte ich sogleich von Gwaihir wissen. „Nein noch nicht, erst nachdem der Ball offiziell beendet wurde.“, raunt er mir zu und zieht mich am Handgelenk weiter nach vorne. „Ich werde es nicht akzeptieren!“, aggressiv beugt sich Lord Adlon vor. „Was habe ich getan, damit ich euch nicht reiche!“, verzweifelt die Prinzessin, welche mich zuvor so hasserfüllt angeblickt hat. „Das scheint nicht gut zu enden.“, ist Gwaihir leicht beunruhigt. „Was geht denn da vor?“, bin ich neugierig. „Der Prinz hat eben verkündet wen er heiraten möchte, leider ist seine Entscheidung nicht auf die Prinzessin der Dunkelelben gefallen. Das kann zum Krieg führen.“, erklärt mir Gwaihir das politische Ausmaß der Entscheidung des Prinzen. „Der Ball wurde veranstaltet, um die zukünftige Königin und Frau meines Sohnes auszuwählen. Alle die diesem Ball beigewohnt haben, hatten dieselben Chancen.“, stellt sich der König vor seinen Sohn. „Dann seid ihr für den Untergang eures Königreiches verantwortlich!“, brüllt Lord Adlon und kommt auf mich zu gerast. „Los meine Krieger, tötet alle!“, bewaffnete Krieger stürmen nach Lord Adlons Worten den Raum. „Das ist schlecht! Wir müssen sofort alle evakuieren!“, zieht Gwaihir mich in Richtung des Prinzen. „Warte! Ich kann helfen und etwas Zeit verschaffen!“, reiße ich mich von Gwaihir los. „Anabell bleib hier!“, schreit Gwaihir hinter mir, während ich unerschrocken zum Fenster laufe. Draußen kann ich die Armee sehen, welche sich zuvor im Wald versteckt haben muss. „Mondschweif! Ich brauche deine Hilfe. Bitte bring deine Herde mit! Die Waldelben benötigen Unterstützung!“, lehne ich mich weit aus dem Fenster. Am Waldrand kann ich auch nach kurzer Zeit die Einhörner angeführt von Mondschweif erkennen. „Sind das die Einhörner?“, bleiben Gwaihir und Thorondor geschockt neben mir stehen. „Ja sie sind meine Freunde und werden euch unterstützen. Bitte sorgt dafür, dass keines stirbt.“ „Ich hätte nie gedacht, dass man sich mit diesen Wesen anfreunden kann.“, sieht der König auf den Hof.
„Los Anabell! Du musst sofort hier raus!“, packt mich sogleich Thorondor am Handgelenk. Durch einen Geheimen Gang kommen wir am Waldrand raus. „Anabell! Spring auf. Ich bring dich aus dem Wald raus.“, galoppiert Mondschweif in meine Richtung. Ohne groß drüber nachzudenken springe ich auf seinen Rücken und der Weg führt direkt in den Wald hinein. Hinter mir höre ich die Stimmen immer leiser werden, durch den Wind kann ich jedoch keine Worte mehr erkennen. „Anabell!“, rennt Silver neben mir. „Silver! Kannst du bitte die Waldelben mit deinem Rudel unterstützen? Ich würde auch mitkämpfen, aber befürchte nur im Weg zu stehen!“, versuche ich nicht von Mondschweif zu fallen. „Natürlich!“, schließt sich Silver mit seinem Wolfsrudel dem Kampf an.
Nach kurzer Zeit erreiche ich auf Mondschweif den Waldrand. „Anabell. Steig ab. Ich muss zurück zu meiner Herde und ihnen helfen!“, lässt er mich absteigen. Da es ihm zu lange dauert peitscht sein Schweif ungeduldig hin und her. „Wie kann ich euch nur helfen?“, murmle ich leise, während Mondschweif wieder im Unterholz verschwindet. Als ich dann den Wald verlasse, fallen mir Marie und Annika sofort um den Hals. „Anabell! Wo warst du? Wir haben uns so Sorgen um dich gemacht!“, schüttelt mich Annika. „Und überhaupt, was trägst du da?“, begutachtet Marie meine Kleidung. „Es tut mir leid, dass ich euch Sorgen bereitet habe. Ich erzähle es euch.“, setze ich mich auf die Wiese, um ihnen alles zu erzählen. „Du wirst nicht in den Wald gehen!“, hält mich Marie fest, als ich versuche den Wald zu betreten, da es mir keine Ruhe lässt. „Ich muss ihnen doch helfen.“, streift sie mein Blick. „Du bringst dich so nur in noch größere Gefahr!“, wird Annika unerwartet laut. „Anabell! Die Waldelben haben die Dunkelelben vorerst zurückgedrängt. Lord Adlon hat dir Rache geschworen! Es gibt zwar einige verletzte, aber keine Toten!“, fliegt Ukio über mir und dreht wieder Richtung Wald ab. Marie und Annika ziehen mich danach nach Hause, damit wir uns nach dem anstrengenden Tag etwas ausruhen können. Leider müssen beide wieder nach Hause, da eine Übernachtung nicht geplant war.
Als ich aufwache wird mir klar, dass es wieder einmal Samstag ist und ich freue mich über das Wochenende, da Marie und Annika erneut vorbeikommen wollen. Voller Elan steige ich aus dem Bett, um mich fertig zu machen. Am Kleiderschrank angekommen, überlege ich erst einmal, was ich heute tragen möchte. Da wir zusammen in die andere Dimension gehen möchten. „Moment? Wollten wir nicht schon öfter in die andere Dimension?“, entweicht es mir laut und sehe weiter meine Kleider an. „Ach egal. Ich sollte mir etwas Bequemes anziehen, wenn wir schon dahin gehen.“, schaue ich nach rechts. „Wieso ist denn das Kleid noch immer da? Wollte es Thorondor nicht die Woche abholen lassen? Silver hatte doch so etwas zu mir gesagt.“, verwirrt ziehe ich es aus dem Schrank. „Als ob ich das jemals wieder anziehen würde. Das kommt in den Altkleider Sack, wenn die Elben es nicht wieder wollen. Vielleicht ist ihr Vorurteil gegenüber Menschen zu groß, als dass sie das Kleid nochmal nutzen möchten.“, fliegt es auf mein Bett. „Eigentlich würde ich gerne mein Rotes Top und den schwarzen Rock mit der Short drunter anziehen, aber ich denke das hatte ich schon so oft an.“, laut kichernd nehme ich ein weißes etwas weiteres Top und eine dunkelbraune 7/8 Hose mit vielen Taschen aus dem Schrank, dazu trage ich dann weiße kurze Socken und schwarze Turnschuhe. Kurz bevor ich mein Schlafzimmer verlasse, greife ich noch nach dem durchsichtigen Stein mit dem blauen Schimmer und ziehe ihn als Kette an. Im Bad mache ich mich fertig, indem ich mich leicht mit einen Lila Eyeliner schminke und einen Mittelbraunton als Lidschatten wähle. Passen dazu wird Wimperntusche aufgetragen. Zudem putze ich mir die Zähne und nutze danach einen Rose Lipgloss. Als ich mich fertig geschminkt habe binde ich meine Haare in einen lockeren Pferdeschwanz.
Als ich das Bad verlasse, sehe ich das erste Mal auf mein Handy, dort sind zwei WhatsApp Nachrichten in der Gruppe. <Hey Bells, ich kann heute nicht kommen. Tut mir leid, aber meine Mutter lässt mich nicht weg. LG Marie> <Ich muss dir leider heute absagen, ich muss noch viel für die Arbeit vorbereiten. Es tut mir leid.>, ist in der anderen Nachricht von Annika zu lesen <Kein Problem ☺. Arbeit ist wichtiger und Marie, wenn deine Mutter dich nicht gehen lässt ist es schon schade aber da können wir ja nichts dran ändern. Wie heißt es so schön, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Dann machen wir den Ausflug einfach ein anderes Mal.>, antworte ich in die Gruppe und sehe etwas deprimiert in den Spiegel. „Ach was solls, geh ich eben allein in den Wald.“, schnappe ich mir meinen Gürtel, an dem eine kleine Ledertasche hängt. In die Tasche packe ich zur Wegzehrung drei Äpfel. Mein Handy lasse ich zu Hause, um mehr Ruhe zu haben.
Draußen marschiere ich dann gut gelaunt über die Felder und Wiesen immer zielstrebig in Richtung des Waldes. Der Wind weht leicht und lässt auf diese Art und Weise das Gras tanzen. Die Schmetterlinge fliegen fröhlich über die Wiesen und landen auf Blumen. Vögel zwitschern friedlich und flattern in den Bäumen. Ich kann die Bienen und Hummeln summen hören, während sie von einer Blume zur Nächsten fliegen, um dort den Nektar zu finden. Über mir ist der Himmel strahlend blau, keine einzige Wolke ist zu erkennen.
Erst jetzt fallen mir die Armreifen auf, welche aus Silber bestehen und ungefähr fünf Centimeter breit sind. Zwischen den wunderschönen Rankenverzierungen sind Hibiskusblüten zu erkennen. „Hm... Ich dachte die sind normalerweise unsichtbar und waren etwas schmaler?“, während dem Gehen sehe ich mir die Armreifen genau an. „Ach was solls, damit beschäftige ich mich später.“, stehe ich gelassen vor dem Wald. Dieser sieht wie immer sehr einladend aus. Die Bäume strahlen in einem saftigen Grün, die Blätter tanzen und singen im Wind. Das Licht strahlt zwischen ihnen hindurch und lässt einen guten Blick auf den moosbewachsenen Weg. Die Baumstämme sind in einem gesunden Braun und laden zum Verweilen ein.
Ich begebe mich in den Wald und folge dem Weg, welcher mich zu dem eingestürzten Wasserhaus bringen soll. „Wo will ich heute hin? Der Dimensionsdurchgang ist in der Nähe, aber da Annika und Marie nicht hier sind brauche ich auch nicht die Dimension zu wechseln“, murmle ich, als ich nach einem längeren Marsch auf einer Lichtung rauskomme. Die Lichtung sieht freundlich aus mit dem grünen Gras und dem kleinen Bach, welcher durch ihre Mitte fließt. Neben den Bach befindet sich ein Felsen mit mehreren Terrassen, ganz oben sieht es aus, als wäre er mit einem Schwert abgeschnitten worden. Dieser Felsen ragt um die sechs Meter in die Höhe. Die Baumkronen lassen ein kleines Loch genau über diesem. Das Spiel von Licht und Schatten durch die Blätter, zieht mich magisch an, sodass ich auf dort hinauf klettern möchte, um eine Rast zu machen.