Im Biedermeierstädtchen - Inge Rosemann - E-Book

Im Biedermeierstädtchen E-Book

Inge Rosemann

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Beschreibung

Der Maler des Biedermeier Den Kobold auf dem Dach, im Kellerfenster ein Teufelchen, zur Nacht der Hexen Flug, des Lindwurms Tatzen, Nixen, Waldgespenster im Mondenlicht als blasser Zauberspuk - humorvoll zeichnete sie dieser Meister nur noch als harmlos zahme Gruselgeister. Er war ein Einsiedler - doch was er malte, bestellte man bald überall zum Kauf. Der Bürger, der es gern bezahlte, hing dann im Stübchen überm Sofa auf ein Bild der heiteren Genügsamkeit im Kleinformat der Biedermeierzeit.

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Inhalt

Carl Spitzweg

Der Maler des Biedermeier

Die Kleinstadt

Auf der Wache

Liebesgrüße

Im Mondlicht

Carl Spitzweg

Flache Stufen und steinerne Brunnenbecken, ein Heiliger auf der Säule neben dem schaukelnden Wirtshausschild – da in der nächtlichen Stille lockt der Klang einer Serenade, und der Sänger hebt den Blick zu seiner Dame hinter seidenen Gardinen.

Immer wieder schleicht mit zögerndem Schritt eine Scharwache durch dunkelnde Gassen in verwinkelte Stadtlandschaften, wie sie Carl Spitzweg auf seinen Wanderungen skizziert und gemalt hat – Enge und Geborgenheit zugleich.

Spitzweg war Autodidakt. Er hatte bereits eine Ausbildung als Apotheker abgeschlossen, als er durch Zufall bei einem Sanatoriumsaufenthalt dem damals bekannten Maler Christian Hanson begegnete, der ihm riet, sich ausschließlich der Malerei zu widmen.

Der 25-jährige Apotheken-Provisor befolgte den Rat und wurde bei langsam steigendem Ruhm „auf unvergleichliche Weise“ (Siegfried Wichmann) zum Darsteller der biedermeierlichen Welt. Bis heute zählen seine Bilder zu den beliebtesten Gemälden des 19. Jahrhunderts.

Der Maler des Biedermeier

Den Kobold auf dem Dach, im Kellerfenster

ein Teufelchen, zur Nacht der Hexen Flug,

des Lindwurms Tatzen, Nixen, Waldgespenster

im Mondenlicht als blasser Zauberspuk –

humorvoll zeichnete sie dieser Meister

nur noch als harmlos zahme Gruselgeister.

Zur Sommerzeit, wohl um die Mittagsstunde,

da taucht in einen kühlen, klaren See

verborgen in des Waldes tiefstem Grunde

mit leichtem Schritt die scheue Märchenfee,

doch griffbereit am grasumsäumten Weiher

liegt sittsam stets der abgelegte Schleier.

Wer ist es, der von aller Welt geschieden

wohnt einsam unterm schattig dunklen Tann

in einer Hütte in des Waldes Frieden

demütig als ein heilig frommer Mann?

Den Eremit in Kutte und Tonsur

schützt freundlich die umgebende Natur.

Hier in dem eigenen behaglichen Zuhause

mit einem Heiligenbilde zart geschmückt

bei Blumentopf und Treppchen vor der Klause

in Sonnenlicht und Seelenruh gebückt

sitzt mit der Bibel vor der Blumenwiese

der Mönch in seinem kleinen Paradiese.

Und Spitzweg selbst? – In arbeitsamer Stille

der schmalen Kammer als Refugium

zufrieden in der wolkigen Idylle

frei über Dächern, fern dem Publikum

begrüßte nur der Schlag der Kirchturmuhr

im Stundentakt den Künstler in Klausur.

Er war ein Einsiedler – doch was er malte,

bestellte man bald überall zum Kauf.

Der Bürger, der es gern bezahlte,

hing dann im Stübchen überm Sofa auf

im Kleinformat der Biedermeierzeit

ein Bild der heiteren Gelassenheit.

Die Kleinstadt
Gähnende Schildwache

Vor seinem Schilderhaus mit spitzem Dache

hält ein Soldat im Mantel nächtlich Wache,

wobei er müde aufs Gewehr gelehnt

zu später Stunde recht von Herzen gähnt.

In Lederstiefeln vor der Mauerwand

umgürtet vom Patronentaschenband

steht er mit steifer Krempe an der Mütze

gelangweilt vor der ausgedehnten Pfütze.

Doch hinter ihm erhebt im Finstern sich

des Stadttors Wölbung schwarz und schauerlich –