Im Taifun - Joseph Conrad - E-Book

Im Taifun E-Book

Joseph Conrad

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Beschreibung

Dieses Buch ist in einfacher Sprache geschrieben. Bei der Übersetzung in einfache Sprache folgen wir weitgehend der Norm DIN 8581-1. Das Buch eignet sich für Leserinnen und Leser, die eine eingeschränkte Lesefähigkeit haben (LRS), Deutsch als Zweitsprache lernen, mit komplexen Texten Schwierigkeiten haben oder einfach ein Buch in kompakter, lesefreundlicher Form geniessen wollen. "Im Taifun" erzählt die Geschichte des Dampfschiffs Nan-Shan, das unter der Führung von Kapitän MacWhirr in einen verheerenden Taifun gerät. Die Handlung spielt im Südchinesischen Meer und beleuchtet nicht nur den Kampf der Besatzung gegen die Naturgewalten, sondern auch die inneren Konflikte und Charaktere der Menschen an Bord. Die Geschichte entwickelt sich um den Kampf des Schiffs Im Taifun und die Auswirkungen des Sturms auf die Struktur des Schiffs, die Ladung und die Moral der Besatzung. Conrad schildert eindrucksvoll die physischen und psychischen Belastungen, denen die Männer ausgesetzt sind. "Im Taifun" ist eine tiefgründige Untersuchung von Führung, Pflichtbewusstsein und dem menschlichen Geist unter extremen Bedingungen.

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Joseph Conrad

Im Taifun

In EInfacher Sprache

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Impressum neobooks

Erstes Kapitel

Herr Mac Whirr ist der Kapitän des Dampfers Nan-Shan. Sein Gesicht zeigt nicht viel von seinem Charakter. Es sieht gewöhnlich und unbeweglich aus, manchmal ein bisschen schüchtern. Seine Augen sind blau, offen und ehrlich. Er hat blondes, feines Haar und einen rotblonden Bart. Er ist nicht sehr groß und seine Kleider sind oft zu eng. Er trägt immer einen braunen Anzug und schwarze Stiefel. Das macht ihn etwas steif, aber elegant. Er hat immer einen hochwertigen Regenschirm bei sich. Der Obersteuermann Jukes hilft ihm manchmal, den Schirm zu öffnen, was den Oberingenieur Rout zum Lächeln bringt. Der Kapitän bedankt sich dann höflich, ohne hochzuschauen.

Herr Mac Whirr hat nur so viel Fantasie, wie er jeden Tag braucht. Deshalb ist er sehr selbstsicher und nicht überheblich. Die Schiffe, die er führt, sind immer voller Harmonie und Frieden. Er kann sich nicht in komplizierte Gedanken vertiefen.

Es gibt ein Geheimnis in seinem Leben: Warum ist der Sohn eines Kaufmanns aus Belfast von zu Hause weggelaufen, um zur See zu fahren? Er hat das mit fünfzehn Jahren gemacht. Diese Geschichte zeigt, dass manchmal unsichtbare Kräfte unser Leben in unerwartete Richtungen lenken können.

Sein Vater vergibt ihm nie ganz für seinen unüberlegten Ungehorsam. "Wir hätten ihn entbehren können, aber er ist unser einziger Sohn gewesen", sagt er oft. Seine Mutter weint viel, nachdem er verschwunden ist ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Sie trauern um ihn, bis sie nach acht Monaten seinen ersten Brief aus Talkahuano bekommen. Er schreibt nur, dass sie gutes Wetter haben. Wichtig für ihn ist, dass sein Kapitän ihn als ordentlichen Matrosen angenommen hat. "Weil ich die Arbeit leisten kann", erklärt er. Die Mutter weint wieder, der Vater sagt nur: "Tom ist ein Narr."

Mac Whirrs Besuche zu Hause sind selten. Über die Jahre schreibt er Briefe an seine Eltern, informiert sie über seine Beförderungen und seine Reisen. Er erwähnt die große Hitze oder Eisberge zu Weihnachten und nennt viele Namen von Schiffen, Meeren und Orten. Zuletzt teilt er den Namen seiner Frau Lucy. Dann sterben seine Eltern.

Mac Whirrs Hochzeit ist genau dann gewesen, als er sein erstes Schiff bekommen hat. Das ist lange vor dem Tag, an dem er bemerkt, dass das Barometer sehr tief steht. Er sieht, dass das Wetter bald sehr schlecht wird, aber er macht sich keine Sorgen.

Das Schiff Nan-Shan fährt von Süden nach Futschou. Es hat Waren und zweihundert chinesische Arbeiter an Bord, die nach Hause zurückkehren.

Der Morgen ist schön. Das Meer ist ruhig und die Sonne scheint durch einen weißen Nebel. Auf dem Deck sieht man viele Menschen in bunten Kleidern, mit gelben Gesichtern und schwarzen Zöpfen. Es ist sehr heiß und windstill.

Die Arbeiter auf dem Schiff ruhen sich aus, reden, rauchen oder schauen übers Geländer. Einige spielen, andere schlafen oder essen Reis und trinken Tee. Jeder hat seine Sachen dabei, wie eine Holzkiste mit Kleidung, Weihrauch, vielleicht Opium, wertlose Dinge und ein bisschen Geld. Sie haben dieses Geld hart verdient und sie hüten es sehr sorgfältig.

Gegen zehn Uhr morgens beginnt das Meer unruhig zu werden, aber das Schiff bewegt sich stabil im Wasser. Es hat einen flachen Boden und ist breit, deshalb ist es sehr sicher. Der Obersteuermann Jukes sagt oft, dass das Schiff nicht nur gut, sondern auch schön ist. Kapitän Mac Whirr würde das nie so sagen. Aber er denkt auch, dass es ein gutes Schiff ist. Es ist erst drei Jahre alt.

"Sigg hat uns um einen zuverlässigen Kapitän gebeten", sagt einer der Geschäftspartner. Der andere denkt kurz nach und meint dann: "Mac Whirr ist gerade verfügbar." "Perfekt, schick ihm sofort ein Telegramm. Er ist der Richtige", entscheidet der ältere Partner sofort.

Am nächsten Tag steht Mac Whirr ruhig vor den Reedern. Er ist mitten in der Nacht mit dem Zug von London gekommen, nachdem er sich schnell von seiner Frau verabschiedet hat. Ihre Familie ist früher wohlhabend gewesen.

"Wir sollten zusammen das Schiff anschauen", schlägt der ältere Herr vor. Als sie auf dem Schiff ankommen, hängt Kapitän Mac Whirr seinen Mantel auf und zeigt sich bereit, das Schiff zu inspizieren. Die drei Männer gehen dann das Schiff von vorne bis hinten und von oben bis unten durch.

"Mein Onkel hat Sie den Siggs sehr empfohlen. Sie werden wahrscheinlich weitere Aufträge von ihnen bekommen", sagt der jüngere Partner. "Sie dürfen stolz sein, das schnellste Schiff dieser Größe an der chinesischen Küste zu führen."

"Danke", sagt Mac Whirr, ohne viel Begeisterung zu zeigen. Er interessiert sich gerade mehr für das Schloss der Kajüten-Tür, das nicht richtig funktioniert. Er rüttelt am Türgriff und sagt, dass man den Handwerkern heute nicht trauen kann. Das Schloss ist neu, aber es funktioniert nicht.

Als die beiden Herren später allein sind, macht der Neffe einen Scherz über Mac Whirr. Der ältere Mann sagt, dass Mac Whirr kein moderner Kapitän ist. Dann ruft er den Vorarbeiter, weil das Schloss an der Kajüten-Tür schlecht ist. Er sagt, das Schloss muss sofort ausgetauscht werden. Er betont, wie wichtig kleine Dinge sind.

Das Schloss wird ausgetauscht. Kurz darauf fährt die Nan-Shan nach Osten. Mac Whirr macht keine weiteren Bemerkungen über das Schiff oder zeigt Stolz, Dankbarkeit für seine Position oder Zufriedenheit mit seinen Aussichten.

Mac Whirr redet nicht viel, außer bei der Arbeit, wo er Anweisungen geben muss. Er denkt nicht viel über Vergangenheit oder Zukunft nach.

Herr Sigg mag Leute, die nicht viel reden und sich an die Regeln halten. Deshalb bleibt Mac Whirr Kapitän der Nan-Shan und navigiert sie sicher durch die chinesischen Gewässer. Das Schiff ist zuerst britisch, aber später entscheiden die Eigentümer, es unter der Flagge von Siam zu fahren. Obersteuermann Jukes ist davon nicht begeistert. Er mault und lacht spöttisch über die Flagge mit einem Elefanten darauf. Er sagt, er will kündigen und fragt den Chefingenieur Rout, ob es ihm auch so geht.

Der Chefingenieur sagt nichts und räuspert sich nur, weil er weiß, wie wichtig ein guter Vertrag ist.

Als die neue Flagge das erste Mal auf der Nan-Shan weht, steht Jukes auf der Brücke und schaut den Elefanten darauf böse an. Er sagt zum Kapitän, dass die Flagge seltsam aussieht.

Mac Whirr ist überrascht und meint, dass die Flagge in Ordnung ist. Dann geht er, um sie sich genauer anzuschauen.

Jukes ist sehr aufgeregt und geht schnell weg. Der Kapitän versteht sein Verhalten nicht und schaut dann im Flaggen-Buch nach. Er vergleicht die Flagge mit den Bildern im Buch. Als Jukes später wieder kommt, sagt der Kapitän, dass die Flagge richtig ist. Der Kapitän sagt, er hat im Buch nachgeschaut: Die Flagge ist doppelt so lang wie breit und der Elefant ist genau in der Mitte. Er meint, dass die Leute hier wissen, wie ihre Flagge aussehen muss und dass Jukes sich geirrt hat.

"Also, Herr Kapitän", sagt der junge Mann und steht schnell auf.

"Kein Problem", antwortet der Kapitän und setzt sich auf seinen Lieblingsstuhl. "Achten Sie einfach darauf, dass der Elefant richtig herum gehisst wird, bis sich die Leute daran gewöhnt haben."

Jukes dreht er sich entschlossen zum Kapitän. Dieser lehnt lässig an der Reling und spricht weiter. "Wenn der Elefant falsch herum ist, könnten die Leute das als Notsignal sehen. Der Elefant auf der Flagge ist wie der Union-Jack."

"Was?", ruft Jukes so laut, dass alle auf dem Deck zu ihnen schauen. Dann seufzt er und sagt leise: "Das wäre wirklich kein schöner Anblick."

Später erzählt er dem Chefingenieur von der Situation. Herr Salomon Rout wird auch "der lange Sal" genannt. Er ist überall der Größte und neigt sich freundlich vor. Er hat dünnes, sandfarbenes Haar und seine Haut ist sehr blass. Er lächelt zu Jukes hoch, während er weiter raucht und umherblickt, als würde er einer Geschichte von einem aufgeregten Schüler zuhören. Dann fragt er, ohne zu zeigen, wie lustig er die Geschichte findet: "Und, haben Sie gekündigt?"

"Nein", ruft Jukes, weil er lauter als das Geräusch der Kräne sein muss. Seine Stimme klingt müde. Überall sind Leute damit beschäftigt, Waren zu heben und wieder fallen zu lassen. Das Schiff zittert und ist von Dampf umgeben. "Nein", ruft Jukes, "ich habe nicht gekündigt. Was bringt es? Es wäre, als würde ich meine Kündigung gegen die Wand werfen. Ich glaube nicht, dass man dem Kapitän irgendwas klar machen kann."

Kapitän Mac Whirr kommt gerade mit einem Regenschirm vom Land zurück aufs Schiff. Hinter ihm geht ein ernst aussehender Chinese in Seidenschuhen, der auch einen Regenschirm trägt. Es ist ein Sekretär. Der Kapitän sagt leise, dass sie in Futschou anlegen müssen. Er bittet Herrn Rout, bis morgen um ein Uhr Dampf bereit zu haben.