Immer knapp am Hit vorbei - Peter Wilcek - E-Book

Immer knapp am Hit vorbei E-Book

Peter Wilcek

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Beschreibung

Kurze Biographie eines Unterhaltungs-Musikers aus dem Raum Ost-Westfalen

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Danke an Gerda, die das alles mitgetragen hat und ohne die ich niemals das wäre, was ich bin.

und an

Mama, Papa, Onkel Walter, Herbert Klocke, alle Mitmusiker

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die Anfänge (1956 – 1968)

Die wilden Jahre (1969 -1973)

Die wilderen Jahre (1973-1985)

Popstars für "Arme" (1985 -1995)

Angekommen? (seit 1995)

1.Vorwort

Seit nun mehr als 45 Jahren bestreite ich meinen Lebensunterhalt schwerpunktmäßig durch die Einkünfte aus der "Musik-Macherei".

Einige Anekdoten kommen da zusammen. Und immer, wenn man on-the-raod davon erzählt, sagt einer meiner Kollegen: Schreib das doch mal auf. Das darf doch nicht verloren gehen.

Wer bin ich, dass ich ein Buch schreiben soll? Allerdings wäre es wirklich schade, wenn das Erlebte einfach so verschwinden würde.

Also: Hefte raus, Klassenarbeit!!!

Da doch ganz viele Vorkommnisse quasi zeitgleich passierten und beim Schreiben und Überlegen den Zusammenhängen zugeordnet werden mussten, kann das eine oder andere Kapitel nur in Zeitsprüngen nachvollzogen werden. Dennoch wünsche ich dem geneigten Leser ein vergnügliches Grinsen an der einen oder anderen, eventuell sogar an beiden lustigen Stellen.

2.Die Anfänge (1956 – 1968)

Auf dem Plakat stand:

BEAT, DASS DER SAAL ZUR SAUNA WIRD!!!

Und so kamen so ziemlich alle spätpubertierenden Jungs, die eine Kreidler Florett ihr eigen nannten, aus den umliegenden Dörfern und warteten die Entenschwanzfrisur mit dem Alu-Kamm formend vor dem Saal meiner Oma* in dem kleinen Dörfchen Döhren. Klar, dass die Mädchen sich aufwendig zurecht gemacht hatten und doch Eindruck schindend sich dazu gesellten. Irgendetwas lag in der Luft.

Ich hatte zwar schon vorher durch RTL-Radio und Mal Sandock´s Hitparade reichlich Informationen und war echter Beat-Fan, wenn auch die Gürtelschnallen mit dem Konterfei der Beatles oder der Rolling Stones, mit denen Siggi und Rudi Schurna* ihre Slop-Hosen (im Gegensatz zu den auch modernen Shake-Hosen) nur knapp über dem Schamknochen befestigten, für mich außerhalb jeder Reichweite waren.

Siggi und Rudi wohnten gegenüber dem Saal meiner Oma und hatten "echte" Beat-Platten.

Ich erinnere mich an die Yardbirds und "too much monkey business", mochte das allerdings überhaupt nicht. Ich war Beatles-Fan!!! Tolle Melodien, mehrstimmiger Gesang, das war die Art von Musik, die ich von Haus aus gewohnt war. Jedenfalls in den frühen 60ern.

Die angekündigten BLACK BIRDS* sollten an diesem Abend bereits zum zweiten Mal bei meiner Oma auftreten. Und ich weiß noch genau, wie schwer sich meine Großmutter tat, den Wünschen der Döhrener Jugendlichen nachzugeben. Zunächst ging es ja auch lediglich um die Bestückung der Musikbox, doch dann.....Beat-Abend auf dem Saal. In Döhren. Undenkbar.

Nach einigem Hickhack gab Oma dann doch nach und engagierte die Bands, die sich bereits in der Mindener Grille einen Namen gemacht hatten.

Jedoch kam es diesem Abend zu einem Super-Gau.

Die Black Birds kamen nicht!!! Panik. Das Telefon der Gaststätte (eines von ca. 12 im Ort) wurde heiß telefoniert, und so kamen ersatzweise die EXTREMES*:

Der Abend war gerettet. Obwohl ich noch heute sagen darf, dass mir die Black Birds damals besser gefallen haben. Alleine Teufels-Herbie am Bass.......hat mich optisch doch sehr beeindruckt.

Papa, Peter, Mama

Doch von vorne:

Mein Großvater* aus dem ungarischen Brennberg (Nähe Sopron am Neusiedlersee) heiratete die Österreicherin Franziska Sieber* und hatte mir ihr fünf Söhne.

Hausmusik wurde im Hause Wilcek groß geschrieben, und so war es nicht verwunderlich, dass die Söhne ein Instrument erlernten (mussten?).

In den Wirren des Zweiten Weltkrieges erlitt mein Opa während einer Arbeit in einem Bergwerkstollen im Ruhrgebiet einen Unfall und war von da querschnittsgelähmt.

Mitten im Krieg, mit den kleinen Jungs und einem querschnittsgelähmten Mann, meine Oma stand vor großen Problemen. Keinerlei Versorgung........Was bleibt? Ab auf Tournee und Musik machen und Geld verdienen.

So hatte dann auch mein Vater* als der älteste von den Kindern als Einziger einen Volksschulabschluss machen können. Seine jüngeren Brüder wurden kurzerhand aus der Schule genommen und auf „die Strasse“ geschickt. Genauer: Es handelt sich um meinen Vater und die beiden nächstjüngeren Brüder, Onkel Walter und Onkel Ernst. Nr.4 (Onkel Gerhard) wurde in Österreich und Onkel Wolfgang (Nr.5) dann in Deutschland (Kleinenbremen bei Bückeburg) geboren.

Es folgten im Raum Minden/Bückeburg einige Umzüge und die beiden jüngeren Brüder kamen quasi familiär bedingt zur Musik. Onkel Gerhard ans Schlagzeug und Onkel Wolfgang erlernte bei meinem Papa Klarinette und Saxophon.

So waren die fünf Brüder (also mein Papa und meine vier Onkels) dann allwöchentlich montags, mittwochs, freitags, samstags und sonntags NEBEN der jeweiligen Arbeit z.B. auf dem Bau als „Kapelle Wilcek“, später dann als Wilcek Quintett in Sachen Tanzmusik unterwegs und musizierten auf Familienfeiern und Zeltfesten.

Oma pachtete in Döhren die Gaststätte Meyer mit Saalbetrieb, wo ihre Söhne auch mehrmals im Jahr auftraten und meine Mutter in schönster Regelmäßigkeit die Sektbar oder die Theke in der Gaststätte machte.

Meine Mutter: Bereits im zarten Alter von 14 Jahren floh sie aus der frisch gegründeten DDR in die noch neue BRD und verdingte sich im beschaulichen Ilvese als Magd bei einem Bauern. Im Rahmen einer Tanzveranstaltung ist auch heute noch nicht allzu schwer, zu den Musikern Kontakt aufzunehmen. So lernten sich meine Eltern kennen und lieben und starteten den Versuch, eine kleine Familie zu gründen.

Da das dann wohl auch geklappt hatte, wurde ich am 31.01.1956 in dem von meinen Eltern angemieteten Zimmer geboren.

Das Haus, in welchem sich dieses Zimmer befand, steht noch heute neben dem ehemaligen Spritzenhaus, welches vor Zeiten auch als Dorfschule genutzt wurde. Und da die Vermieterin meiner Eltern Elisabeth mit Vornamen hieß, darf ich sagen, ich bin im Hause von „Schaulhus-Lischen“ geboren.

Laut Erzählungen war es sehr heftiger Winter, und so kam es, dass der einzige Arzt in der Gegend, Dr. Fernholz* aus dem benachbarten Dorf Windheim, mit seinem Fahrrad eintraf, als ich bereits gesund und munter diese Welt betreten hatte.

Als meine Mutter knappe 2,5 Jahre später wieder schwanger wurde, mieteten sich meine Eltern als „Untermieter“ bei dem Bauern gegenüber in eine (immerhin) 2-Zimmerwohnung ein, wo am 8.1.1959 mein Bruder Andreas* auf dem Küchentisch geboren wurde.

Ich möchte wirklich keinen einzigen Tag meiner Kindheit missen. Unsere Vermieter, die Bauernfamilie Jänisch*, hatte auch 2 Söhne in exakt dem Alter von mir und meinem Bruder, sodass doch rund um die Uhr Spielgefährten verfügbar waren. Obendrein handelte es sich gegen Ende der 50er Jahre noch um „richtige“ Bauernhöfe: Pferde, Schweine, Kühe, Hühner, Enten, Gänse, Kartoffelfelder und alles, was dazu gehört. Auch das Plumpsklo im Schweinestall. Und: gebadet wurde samstags. Papa zuerst, die Kinder zuletzt.

Mama, Andreas, Peter

In der Wohnküche gab es einen Schrank, welcher über eine lockere Leiste in der unteren linken Schranktür verfügte. Die Leiste nahm ich bereits im Alter von 3 Jahren nur allzu gern heraus und betrachtete diese als meine Gitarre. Die anderen Kinder saßen mir zu Füßen und ich sang ihnen vor: sing ein lied, sing ein lied, little banjo-boy.......* oder „ham sie schon mal den mann im mond gesehen“..........

Mit knapp 5 Jahren tauchte dann die Frage auf: welches Instrument möchtest du denn gerne lernen?

Da sowohl Onkel Walter als auch Onkel Ernst hervorragende Akkordeonisten waren und ich das Instrument so klasse fand, weil man damit auch ganz alleine mit allem notwendigen Rhythmus, den Akkorden und der Melodie musizieren konnte, entschied ich mich für eben das Akkordeon.

Vom Munde meiner Eltern abgespart bekam ich zu Weihnachten 1961, kurz vor meinem sechsten Geburtstag, ein schwarzes HOHNER Student V. Mein ganzer Stolz. Und dann TÄGLICH Unterricht bei meinem Paten-Onkel Walter. Täglich!!! Das bedeutete natürlich auch, dass ich nicht nur mein tägliches Übe-Pensum zu absolvieren hatte, sondern auch, dass ich immer später als die anderen Kinder beim Fußball oder sonstigen Spielen auftauchte. Schlimm, aber nur zunächst. Denn, keine Feier ohne Meier. Peter musste mit seiner Quetschkommode bei wirklich jeder Gelegenheit – ob Schulfeier,

Erntefest oder Geburtstag, mit dem Ding vorspielen. Und bekam dafür nicht nur Applaus, sondern ab und zu auch die eine oder andere Mark. Ich kann sagen, das hebt das Selbstbewusstsein ungemein.

Als wir dann 1963 die Hausmeisterwohnung in der neu gebauten Schule bezogen und meine Mutter den Job als „Hausmeisterin“ bekam, war mein Schulweg ziemlich genau 1 Minute lang: Treppe runter und DA!!!

Gerne erinnere ich mich an Herrn Klocke*, meinen ersten Lehrer seit der ersten Klasse, und Fräulein Kamprath*, später Frau Schikor, meine Lehrerin ab der zweiten Klasse. Sie konnte noch solmisieren. Die Solmisation ist ein Dirigat-System, bei welchem es für jede Stufe der Tonleiter eine exakt festgelegte Handfigur gibt. Tolles Ding. Wir konnten in der dritten Klasse quasi zweistimmig von ihren Händen absingen.

Mittags blieb dann oft Christoph Steinbock* bei uns und lag in meinem Zimmer auf dem Fußboden und machte Hausaufgaben. Mit ihm sollte ich später noch oft zusammen sein.

Die Nachmittage verbrachte ich meisten mit „Kloni“, Klaus Traulle*, meinem besten Freund. Wir tobten durch die Wälder rund um Döhren und fingen Eichhörnchen, die er dann zähmte.

Eines Nachmittags hatten wir sehr viel Spaß, indem wir auf die aufgestapelten Strohhaufen kletterten und von dort oben herunter rutschten. Leider verknackste ich mir dabei den rechten Fuß, was sehr schmerzte. An Gehen oder gar Laufen war nicht mehr zu denken. Das Problem allerdings: Es war Samstag und um 16:00 Uhr kamen die Monkees im Fernsehen. Und das war – genau wie der Beat-Club- für mich jedenfalls Pflichtprogramm.

Was soll ich sagen: Klaus trug mich auf dem Rücken nach Hause, damit ich meine Monkees sehen konnte. Der Fuß wurde dann im Anschluss versorgt. So sind echte Freunde.

Manchmal bezeichne ich mich als Opfer der ewigen Schulreformen in Deutschland, speziell in NRW.

Eingeschult am 26.4.1962 (jaja, zu Ostern) in die ev.Volksschule zu Döhren musste ich natürlich bei der Umstellung des Schuljahresbeginns im Sommer die „Kurzschuljahre“ durchlaufen.

erster Schultag, 26.4.1962

Da ich aber eigentlich immer ein guter, wenn auch fauler, Schüler war, schickte man mich nach erfolgreichem Durchlaufen der Volksschule schickte man mich auf das Staatl.Besselgymnasium in Minden. Aufgenommen am 3.11.66 und das letzte Kurzschuljahr begann in NRW am 6.12.66, und endete dann schon zu den Sommerferien. Somit hatte ich von April 62 bis Juli 1967 insgesamt 6 Schuljahre durchlaufen.

Der Stress sollte beginnen. Nicht nur, dass ich nicht mehr wie gewohnt einfach die Treppe runter zur Schule gehen konnte, nein, ab jetzt hieß es: 5:30 Uhr aufstehen, weil um 6:10 Uhr der Zug (Dampflok) Richtung Minden fuhr. Fußweg von einer knappen halben Stunde vom Bahnhof zur Schule..............und mittags das Ganze auch wieder zurück. Daheim war ich meist gegen 15:30 Uhr oder auch später.

Auch die täglichen Geschichten mit den „Fahr-Schülern“ aus dem Nordkreis wäre ein eigenes Buch wert.

In der ersten Musikstunde der Sexta B fragte der Musiklehrer Dagobert Bartels*, wer denn ein Instrument spielen könne. So musste ich dann zur nächsten Stunde mein Akkordeon mitbringen und vorspielen.

Mein musikalisches Talent wurde erkannt und es tauchte die Frage auf, da die Streichersektion nur schmal besetzt war, ob ich nicht auch Geige erlernen wolle.

Fehlende finanzielle Möglichkeiten meiner Eltern und die Aussage meines Vaters, Klarinette ist auch ein Orchesterinstrument allerdings brachten mir das zweifelhafte Vergnügen des wieder einmal TÄGLICHEN Unterrichts bei meinem Vater ein. Die pädagogischen Fähigkeiten meines Vaters waren zwar eher begrenzt, doch machte ich natürlich riesige Fortschritte. Bereits nach kurzer Zeit spielte ich im schulischen Orchester die Klarinette, sang im Chor und spielte auch im vom Hausmeister Alois Wardenga geleiteten Blasorchester mit. Nach einem knappen Jahr kam das Saxophon hinzu.

Mit einsetzender Pubertät konzentriert sich der Jugendliche wohl allzu sehr auf seine Interessen. Die Schule als Pflicht wurde immer uninteressanter. Allerdings das musizieren...das nahm mich vollstens in Anspruch.

Ab Obertertia (heute Klasse 8, 1969) hatte ich einen selbst genähten Beutel (Inhalt: Bürste, Zahnbürste und Prospekte aus dem neugegründeten Musikgeschäft meines Onkels) um und trug ansonsten meist eines der Saxophone meines Vater durch die Gegend. Neben den schulischen Musik-Aktivitäten standen jetzt auch Feuerwehrkapelle, Bluesband, Jazz-Rock und mehr auf dem Programm.

Doch der Reihe nach 19.09.1970, ein Tag nach Jimi Hendrix´s Tod: Schülertreffpunkt Hagemeyer,Scharn . Sebastian Stienen* spielt auf seiner akustischen Gitarre. „hey, wie geht´s? Machst du auch Musik? aha, Sax. Haste Lust, in unserer Bluesband mitzuspielen? Ein Sax können wir noch gebrauchen.....“

Und so wurde ich DER Saxophonist bei FREE WORK*. Der erste richtige Auftritt außerhalb des Einflusses meines Vaters, und dann auch exakt so, wie er es immer absolut NICHT für mich vorgesehen hatte.

Im Haus der Jugend in der Salierstrasse war selbstverständlich jeglicher Alkoholkonsum untersagt, auch wenn oder gerade weil die Mindener Realschulen und Mittelstufen der Gymnasien dort die Schulfeten feierten. Noch wurde ja auch wie selbstverständlich bei gedimmten Licht und Balladen sofort zum Eng-Tanz übergegangen.

Und genau da sollte also FREE WORK auftreten.