In den Armen des sexy Millionärs - Yahrah St. John - E-Book

In den Armen des sexy Millionärs E-Book

Yahrah St. John

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Beschreibung

Verdammt, er will sie zurück! Natürlich rein geschäftlich, sagt Ayden Stewart sich immer wieder. Maya war die beste Assistentin, die der Millionär jemals hatte. Bis sie Berufliches mit Privatem vermischt und eine heiße Nacht miteinander verbracht haben. Ein unverzeihlicher Fehler, wie Ayden weiß. Schließlich hat er nicht die Absicht, sich an eine Frau zu binden. Nicht nach allem, was er erlebt hat. Und er wird seinen Prinzipien auch für die verführerische Maya nicht untreu werden - oder etwa doch?

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Seitenzahl: 207

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2018 by Yahrah Yisrael Originaltitel: „At the CEO’s Pleasure“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 2127 - 2020 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Simone Wolf

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733726126

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Ayden Stewart sah aus dem Fenster im fünfzigsten Stock des Stewart Investments-Gebäudes und ließ den Blick über die moderne Skyline von Austin schweifen. Sein Abschluss in Harvard war mittlerweile fünfzehn Jahre her. Die Zeit hatte er genutzt, um seine Firma aufzubauen, und jetzt, mit sechsunddreißig, hatte er sein Ziel endlich erreicht. Er hatte es aus eigener Kraft geschafft, ohne Hilfe von Henry Stewart, seinem Vater. Der war ein reicher Mann, der sich nie viel um seinen ältesten Sohn gekümmert hatte, nachdem seine zweite Ehefrau ihm zwei Erben für seine eigene Firma, Stewart Technologies, geschenkt hatte. Inzwischen war Ayden das allerdings nicht mehr so wichtig. Schließlich buhlte er schon lange nicht mehr um die Liebe und Anerkennung seines alten Herrn.

Die Tür zu seinem Büro wurde geöffnet, und Carolyn Foster, seine Assistentin, kam herein. Sie war eine klassische Schönheit, der die Schwangerschaft hervorragend stand.

„Haben Sie einen Augenblick Zeit?“

„Natürlich“, erwiderte Ayden und wandte sich vom Fenster ab. „Was kann ich für Sie tun?“

„Ich fürchte, ich habe keine guten Neuigkeiten“, erklärte Carolyn.

„Ja? Egal, um was es geht, reden Sie nicht um den heißen Brei herum.“

„Also gut …“ Sie schwieg einige Augenblicke. „Ich komme nach der Babypause nicht wieder zurück.“

„Wie bitte?“ Wieso passierte ihm das jetzt schon wieder?

„Es tut mir aufrichtig leid, aber mein Mann und ich versuchen schon so lange eine Familie zu gründen, und, na ja, ich will einfach so viel Zeit wie möglich mit unserem ersten Kind verbringen. Wer weiß, ob wir überhaupt noch ein zweites bekommen.“

Für Carolyn stand ihr Kind jetzt schon an erster Stelle, sie würde eine fabelhafte Mutter werden. Als ihm das aufging, musste Ayden an den einzigen Menschen denken, der sich überhaupt für ihn interessiert hatte und der viel zu früh ums Leben gekommen war. Seine Mutter, Lillian Stewart-Johnson, war vor einigen Jahren nach einem Herzinfarkt gestorben. Er nahm an, dass die Krankheit seiner Mutter dem jahrelangen Stress geschuldet war, den die Ehe mit seinem Stiefvater, Jack Johnson, für sie bedeutet hatte. Jack war starker Raucher und gewalttätig, wenn er betrunken war.

In der Schule hatte Ayden sich schwer ins Zeug gelegt, um von zu Hause wegzukommen. Und er hatte Glück gehabt. Die Lehrer seiner Juniorhighschool hatten sein Talent erkannt und Ayden geholfen, ein Stipendium für ein namhaftes Internat an der Ostküste zu bekommen. Von dort aus war er wegen seiner guten Noten direkt in Harvard aufgenommen worden und hatte nie mehr zurückgeblickt.

Schon während seiner Kindheit hatte Ayden sich ein dickes Fell zugelegt. Das war notwendig im Haus der Johnsons, und zwar nicht nur wegen der Schläge, sondern weil es für ihn weder Liebe noch Zuneigung gegeben hatte. Also hatte er gelernt, ohne das alles zurechtzukommen. Wenn er sich in der neunten Klasse im Internat nicht mit Luke Williams das Zimmer geteilt hätte, hätte sich das vielleicht auch nie geändert. Aydens einziges Lebensziel war gewesen, seine Mama davon zu erlösen, dass sie zwei Jobs gleichzeitig haben musste, um Jack täglich eine Packung Zigaretten und eine Flasche Schnaps zu finanzieren. Aber das war aussichtslos gewesen. Als er endlich genug Geld verdiente, war seine Mutter schon nicht mehr am Leben, und er hatte auf der ganzen Welt niemanden mehr außer seinem engsten Freund Luke. Warum hatte seine Mutter ihr Leben lang zugelassen, dass die Männer sie herumschubsten? Zuerst hatte Henry sie so sehr eingeschüchtert, dass sie in eine winzige Wohnung zog, und ihr anschließend auch noch ihren rechtmäßigen Anteil an Stewart Technologies vorenthalten. Dann hatte Jack das wenige Geld verprasst, das sie bekommen hatte. Warum hatte sie nie für den Unterhalt gekämpft, der ihr und ihrem Kind zugestanden hätte?

„Kann ich Sie irgendwie dazu bringen, es sich anders zu überlegen?“, fragte Ayden. Zwar wusste er, dass die Aussichten nicht gerade vielversprechend waren, aber andererseits war ihm auch nicht klar, warum jemand freiwillig einen gutbezahlten Job aufgab, um zu Hause volle Windeln zu wechseln. Wenn Carolyn aufhörte, brachte ihn das in ziemliche Schwierigkeiten, genau wie vor fünf Jahren, als seine stockkonservative, aber wunderschöne Assistentin gekündigt hatte.

„Nein, ich fürchte nicht“, antwortete Carolyn, „aber wir finden schon Ersatz. Sie sagen doch immer, dass Sie nie gedacht hätten, dass Sie jemanden finden würden, der so gut ist wie Maya, und was ist passiert? Sie haben mich eingestellt.“

Er würde den Tag vor zehn Jahren nie vergessen, an dem Maya Richardson auf der Suche nach einem Job durch seine Tür gekommen war. Sie war ein Gottesgeschenk gewesen und hatte ihm dabei geholfen, Stewart Investments zu der Firma zu machen, die sie heute war. Wenn er an sie dachte, musste Ayden lächeln. Sie war nicht nur die beste Assistentin, die er je gehabt hatte, sondern hatte ihn über die Maßen fasziniert. Stets trug sie ihr Haar zu einem festen Knoten im Nacken gebunden und war immer geschäftsmäßig gekleidet, aber darunter verbarg sie eine außergewöhnliche Figur. Ayden hatte sich oft gefragt, wie es wohl sein mochte, sie auf seinen Schreibtisch zu legen und ihr ordentliches Äußeres durcheinanderzubringen. Vor fünf Jahren war er zwar nicht ganz so weit gegangen, hatte jedoch deutlich eine Grenze überschritten.

Maya war nach der Trennung von ihrem Freund am Boden zerstört gewesen. Sie hatte Trost bei ihm gesucht, und stattdessen hatte Ayden mit ihr geschlafen. Nachdem er sich jahrelang gefragt hatte, wie es wohl mit Maya sein mochte, hatten sie eine heftige, leidenschaftliche Begegnung gehabt. Rückblickend wünschte Ayden sich, dass er der Versuchung nie nachgegeben hätte. Aber er hatte es getan und dadurch eine verdammt gute Assistentin verloren. Maya hatte gekündigt, und Ayden hatte sie seitdem weder gesehen noch von ihr gehört.

Kopfschüttelnd ging er mit langen Schritten zum Schreibtisch, wo er den Telefonhörer abnahm, um die Personalvermittlungsfirma anzurufen, die ihm geholfen hatte, Carolyn zu finden. Die Aussicht auf eine neue Assistentin erfüllte ihn nicht gerade mit Begeisterung. Es hatte lange gedauert, bis er Carolyn gefunden und eingearbeitet hatte. Davor hatte er es mit einigen anderen Kandidatinnen versucht, die glaubten, dass sie ihn verführen konnten.

Aber er wollte jemand anderen. Einen fleißigen, zuverlässigen Profi – eine Frau, die seine Gedanken lesen konnte, ohne dass er etwas sagen musste, und die wusste, was zu tun war, wenn er nicht im Büro war. Eine, die über den großen Kunden Bescheid wusste, den er schon so lange zu gewinnen versuchte. Eine, die einen Sinn für Zahlen hatte und Informationen beschaffen konnte, an die sonst niemand herankam, nicht einmal Carolyn.

Ayden wusste genau, wen er suchte. Jetzt musste er nur noch herausfinden, wohin sie verschwunden war.

„Bist du immer noch nicht kaputt?“, fragte Callie Lewis ihre Freundin Maya Richardson, nachdem sie an diesem schwülen Tag in San Antonio schon fast fünf Meilen gejoggt waren. Sie hatten sich um sechs Uhr morgens getroffen, nachdem Maya gerade aus dem Bett gestolpert war.

„Nein. Noch nicht.“

„Also, ich brauch ’ne kurze Pause.“ Aus vollem Lauf blieb Callie stehen, hinkte zu einer Bank in der Nähe und machte ein paar Stretchübungen.

„Okay, kein Problem.“ Maya joggte inzwischen weiter auf der Stelle.

„Warum bist du eigentlich so genervt?“, fragte Callie. „Du bist schon seit Tagen so ungeduldig.“

Maya blieb stehen. „Raven und Thomas haben mich zu Nyshas Taufe eingeladen.“

„Sie haben was?“ Callie machte große Augen.

„Allerdings.“

„Deine Schwester und ihr schmieriger Mann trauen sich echt was. Nach allem, was sie dir angetan haben!“

Maya zuckte mit den Schultern. Fünf Jahre waren eine lange Zeit, aber dass ihre Schwester sie mit ihrem Freund Thomas betrogen hatte, schmerzte immer noch. Maya und Raven hatten sich immer sehr nahegestanden. Als ihr Vater ihre Mutter verlassen hatte, war die Familie zerbrochen. Anschließend musste ihre Mutter Sophia sich ganz allein um sie kümmern. Das war nicht einfach gewesen, vor allem weil ihre Mutter Raven stets vorgezogen hatte.

„Wieso sagst du mir das denn nicht?“

„Weil … ich habe mit der Sache abgeschlossen, Callie“, antwortete Maya. „Es ging nicht anders. Sie sind verheiratet, verdammt noch mal.“

„Du bist nicht zur Hochzeit gegangen.“

„Wie hätte ich das denn machen sollen? Damals war doch noch alles ganz frisch.“

„Meinst du die Sache zwischen dir und Ayden?“

Maya verdrehte die Augen. „Lass uns nicht darüber reden, okay?“

„Warum nicht? Soweit ich mich erinnern kann, hast du damals gesagt, der Sex mit ihm wäre der beste deines Lebens“, sagte Callie. „Und trotzdem hast du seinetwegen deinen Traumjob aufgegeben.“

Maya seufzte tief. Sie hätte dieses Geheimnis lieber für sich behalten sollen. Erneut fing sie an, auf der Stelle zu joggen. „Komm schon, meine Muskeln werden kalt. Wir müssen weiter.“

„Lauf ruhig schon vor“, schlug Callie vor. „Ich setze eine Runde aus. Ich ruf dich später an.“

„Kein Problem.“ Maya lief in die entgegengesetzte Richtung weiter. Dabei dachte sie an diesen furchtbaren Abend.

Sie hatte länger gearbeitet, weil Ayden am nächsten Tag eine Präsentation gebraucht hatte. Auf dem Heimweg hatte sie Essen vom Imbiss für ihren Freund Thomas mitgenommen. Mit dem Schlüssel, den er ihr gegeben hatte, hatte sie die Tür zu seinem Stadthaus geöffnet. Drinnen war alles dunkel. Das kam ihr merkwürdig vor, weil sein Auto in der Einfahrt stand. Nachdem sie die Tüten in die Küche gestellt hatte, hörte sie Stimmen.

Hatte Thomas Besuch? Es war schon nach acht Uhr, deswegen war Maya die Treppe hinaufgegangen, um nachzusehen. Den Anblick, der sie dort erwartet hatte, würde sie niemals vergessen: Ihre kleine Schwester Raven und Thomas wälzten sich gemeinsam in seinem Bett herum. Maya hatte mit Mord und Totschlag gedroht. Raven war vom Bett gesprungen und im Badezimmer verschwunden, während Thomas versuchte, seine Blöße mit dem Bettlaken zu bedecken und alles zu erklären. Aber was gab es da schon zu erklären? Sie hatte ihn beim Vögeln mit ihrer Schwester erwischt. Ohnmächtig vor Wut und Enttäuschung, war Maya aus dem Zimmer gestürmt und beinahe die Treppe hinuntergefallen. Auf dem Weg zu ihrem Auto hatte sie auch noch einen wirklich tollen Schuh verloren. Anschließend hatte sie mit den Autoschlüsseln herumgefummelt, ehe es ihr endlich gelungen war, den Motor anzulassen und loszufahren. Das Ganze war so demütigend gewesen.

In diesem Zustand hatte sie kurz darauf vor Aydens Tür gestanden. Sie hatte einfach nicht gewusst, wo sie sonst hätte hingehen sollen. Callie wohnte in San Antonio, und ihre Schwester hatte Maya gerade an den Mann verloren, den sie zu lieben glaubte. Während der fünf Jahre, die sie zusammengearbeitet hatten, hatten sie und Ayden einander einiges aus ihrem Privatleben erzählt, vor allem kannte sie seine Vergangenheit. Daher hoffte sie, dass er jetzt ein offenes Ohr für sie hatte, denn sie brauchte jemanden, der ihr zuhörte.

Ach Ayden. Schon Jahre, bevor sie Thomas kennengelernt hatte, war sie heimlich in ihn verliebt gewesen. Als sie dann den Job bei ihm bekommen hatte, hatte dieser Mistkerl die Welt für sie bedeutet, aber Ayden hatte sie nicht so wahrgenommen, nicht als Frau. Er sah in ihr nur die kluge, gut organisierte Assistentin, die tat, was er wollte.

An diesem Abend jedoch hatte er sie getröstet. Zuerst war er erschrocken, als sie so völlig außer sich vor seiner Tür gestanden hatte, aber nachdem er ihre verquollenen, rotgeäderten Augen gesehen hatte, hatte Ayden sie sofort in den Arm genommen und die Tür hinter sich geschlossen. Er hatte sie auf sein Sofa gesetzt und zugehört, während sie ihm von Ravens und Thomas’ Betrug erzählt hatte, vom Scheitern ihrer Beziehung. Niemand konnte sie jemals lieben, niemand wollte sie. Sie war ein Nichts. Ein Niemand. Eine graue Maus, die kein Mann je heiraten würde. Allerdings hatte Ayden nichts davon hören wollen und ihr versichert, dass sie sich irrte. Er hatte ihr Haar gestreichelt und gesagt, dass alles in Ordnung kommen würde. Mit Tränen in den Augen hatte sie zu ihm aufgesehen und ihn aus reiner Verzweiflung geküsst.

Erstaunlicherweise hatte er sie nicht von sich geschoben, sondern ihren Kuss erwidert. Eins führte zum anderen, und im nächsten Augenblick liebten sie und Ayden sich auf dem dicken Teppich in seinem Wohnzimmer. Bis heute verstand Maya nicht so ganz, wie das eigentlich passiert war. In einem Moment hatte er sie noch getröstet und ihr gesagt, dass sie schön war und es verdient hatte, geliebt zu werden, und im nächsten zog er sie in die Arme, und sie hatten wilden, leidenschaftlichen Sex.

Es war tatsächlich die aufregendste, sinnlichste Begegnung in ihrem ganzen Leben gewesen. Maya hatte das reine Glück und einen heftigen Orgasmus erlebt, aber sobald es vorbei war, hatte Ayden sich zurückgezogen. Was sie für den Himmel auf Erden gehalten hatte, hatte sich bald als Albtraum entpuppt. Ayden hatte ihr gesagt, dass er das nicht gewollt hatte. Also war Maya zum zweiten Mal am Boden zerstört gewesen. So schnell es ging, hatte sie sich angezogen und war verschwunden, um für sich allein ihre Wunden zu lecken.

Rückblickend betrachtet, war Maya klar, dass Aydens Zurückweisung sie mehr verunsichert hatte als die von Thomas. Natürlich hatte ihr Ex sie verletzt, weil sie ihn liebte, aber es tat viel mehr weh, dass ausgerechnet ihre Schwester sich ihren Mann unter den Nagel gerissen hatte. Das würde sie Raven niemals verzeihen. Deshalb hatten sie auch seit fünf Jahren nicht mehr miteinander geredet. Aber Ayden hatte ihr wirklich das Herz gebrochen.

„Glaubst du, dass sie zurückkommt?“, fragte Ayden später am Abend, als er mit seinem besten Freund telefonierte. In London war es erst sieben Uhr morgens, aber er war sich sicher, dass Luke Williams schon auf war. Woher er das wusste? Weil sie sich so ähnlich waren. Sie waren beide ehrgeizige Workaholics.

„Nachdem du sie damals so behandelt hast?“, fragte Luke. „Ich würd’s nicht tun.“

Ayden runzelte die Stirn. „War ich wirklich so schlimm?“

„Hm, ich weiß nicht, mal nachdenken“, Luke machte eine Kunstpause. „Das arme Mädchen hatte kaum mal einen Tag frei. Und im ersten schwachen Moment vögelst du sie und sagst ihr dann, sie soll die Tür von außen zumachen? Ich weiß nicht, also ich hätte damit vielleicht ein Problem.“

„Danke, Luke.“

„Wieso? Du hast doch mich angerufen“, erwiderte Luke. „Wenn du nicht willst, dass ich sage, was ich denke, musst du einen anderen Freund fragen.“

„Du bist mein einziger Freund“, entgegnete Ayden.

„Ja, das stimmt. Sonst erträgt dich ja auch keiner. Außer Maya vielleicht, und das hast du ordentlich versaut.“

„Ich weiß, dass ich Mist gebaut hab, aber ich kann das wieder in Ordnung bringen.“

Luke stieß einen missbilligenden Laut aus. „Indem du Maya ihren alten Job anbietest? Warum sollte sie den annehmen? Was hätte sie denn davon?“

„Ich biete ihr ein großzügiges Gehalt.“

„Und wenn sie mehr will?“

„Wie meinst du das?“

„Komm schon, Mann, stell dich doch nicht dumm. Maya hat gekündigt, weil ihr miteinander geschlafen habt. Wenn du ihr jetzt einen Job anbietest, denkt sie vielleicht, dass dein Angebot noch weiter geht.“

Darüber, dass Maya mehr wollen könnte, hatte Ayden noch gar nicht nachgedacht. „Sonst hat sie von mir nichts zu erwarten. Du weißt doch, wie ich zu Liebe, Ehe und Häuschen im Grünen stehe.“

„Ja, ja, mich brauchst du nicht zu überzeugen. Die Nummer höre ich doch nicht zum ersten Mal“, stellte Luke fest. „Du Armer, dein Dad hat deine Mom verlassen, um irgendein Flittchen zu heiraten, sodass du und deine Mom nichts mehr hattet.“

„Richtig. Liebe ist nur was für Dummköpfe.“

„Solche wie mich, wolltest du sagen“, konterte Luke.

Verdammt. Jetzt hatte Ayden sich richtig reingeritten. Luke hatte gerade eine wunderschöne Rothaarige geheiratet, die Helena hieß, und sie waren bis über beide Ohren ineinander verliebt. Aber wenn irgendjemand es schaffte, eine Ehe am Laufen zu halten, dann Luke. „Anwesende natürlich ausgenommen“, stellte Ayden fest.

Luke lachte verhalten. „Du hast mit deiner Meinung noch nie hinterm Berg gehalten, Ayden, also fang jetzt bloß nicht damit an.“

„Können wir jetzt noch mal darüber reden, wieso ich eigentlich angerufen habe?“

„Was war das doch gleich?“

„Maya. Und was ich machen muss, damit sie zu mir zurückkommt, also als Vorstandsassistentin bei Stewart Investments.“

„Du brauchst einen Bonus für sie, der nichts damit zu tun hat, dass du noch eine Kerbe in deinen Bettpfosten machst.“

„Dazu wird es nicht wieder kommen“, betonte Ayden. „Mit Maya ins Bett zu gehen war eine einmalige Sache.“

„Wenn du das sagst, mein Freund. Du musst es ja wissen. Viel Glück! Und halt mich auf dem Laufenden.“

„Mach ich.“ Ayden legte auf und starrte die Mappe an, die auf seinem Schoß lag. Darin befand sich die Adresse von Mayas Unterkunft in Austin. Er hatte einen Privatdetektiv beauftragt, ihren Aufenthaltsort zu ermitteln. Sein Timing war perfekt, weil sie in die Stadt gekommen war, um zur Taufe ihrer Nichte zu gehen, und dafür in einem Motel in der Innenstadt abgestiegen war.

Während sie auf der Toilette in der Baptistenkirche das Kleid glattstrich, das sie für Nyshas Taufe ausgesucht hatte, war Maya in Gedanken versunken. War es richtig, dass sie gekommen war?

Über die Jahre hatte Raven immer wieder versucht, ihr die Hand zu reichen, aber Maya hatte alle Versuche abgewehrt. Und warum? Weil sie eifersüchtig war. Ravens Leben war so, wie sie sich ihr eigenes immer vorgestellt hatte. Wenn sie ehrlich war, hätte Maya dieses Leben am liebsten mit Ayden geführt, aber er hatte sie eben nicht gewollt. Oder zumindest nicht so, wie sie sich das gewünscht hätte.

Warum also war sie zurückgekommen?

Vielleicht konnte sie einfach nicht mehr so weiterleben wie bisher, an alten Verletzungen festhalten und sich vor der Welt verstecken. Es war an der Zeit, dass sie Frieden mit ihrer Schwester schloss. Entschlossen schnappte sie sich ihre Clutch und machte sich auf den Weg zur Tür. Sophia Richardson begrüßte die Gäste am Kircheneingang. Maya konnte die elegante graumelierte Hochsteckfrisur ihrer Mutter schon von Weitem erkennen, und es sah so aus, als ob ihre Mom ihr bestes Sonntagskostüm angezogen hätte – mit Pumps und allem, was dazugehörte. Allerdings wirkte sie gar nicht wie eine strahlende Großmutter. Sie hatte abgenommen und erschien mit ihren hohlen Wangen beinah ausgemergelt. Ihre normalerweise karamellbraune Haut war fahl.

Maya wappnete sich innerlich, als sie auf sie zuging. „Mutter.“

„Maya?“ Wie aufs Stichwort musterte Sophia sie von oben bis unten. Offensichtlich hatte sie die Prüfung bestanden, denn ihre Mutter sagte: „Ich bin froh, dass du die Vergangenheit endlich ruhen lassen willst und zurückgekommen bist. Raven und Thomas freuen sich sicher, dich zu sehen.“ Sie schob Maya auf die Kirchenbänke zu.

Freuten sie sich wirklich, sie zu sehen? Raven und Thomas standen am Ende des Mittelgangs und sprachen mit dem Pastor. Ihre Schwester sah umwerfend aus wie immer, obwohl sie erst vor zwei Monaten ihr Kind bekommen hatte. Sie trug ein cremefarbenes Kostüm und hatte ihr Haar zu einer Banane aufgesteckt. Unglaublicherweise hatte sie schon wieder dieselbe gertenschlanke Figur wie vor der Geburt. Mit dem Baby auf dem Arm stand Thomas neben ihr und strahlte über das ganze Gesicht. Langsam ging Maya auf die beiden zu.

„Maya?“, sagte Raven, als sie näher kam. Ihrer Schwester traten die Tränen in die Augen. „Oh, Gott sei Dank, unsere Gebete sind erhört worden.“

„Nun übertreib mal nicht, Raven“, erwiderte Maya. „Es lässt sich nicht alles einfach so unter den Teppich kehren.“

„Natürlich nicht.“ Raven nickte. „Ich muss mich in aller Form bei dir entschuldigen.“ Sie ergriff Mayas Hände und hielt sie fest. „Es tut mir so leid, dass ich dir wehgetan habe, Maya. Bringst du es übers Herz, mir zu verzeihen?“

Ungläubig und sprachlos starrte Maya sie an. Sie hatte keine Entschuldigung erwartet. Vor allem nicht von Raven, die immer schon selbstsüchtig gewesen war. Aber andererseits hatte sie ihr auch nie die Gelegenheit dazu gegeben.

„Es tut uns beiden leid“, sagte Thomas. „Du hattest es nicht verdient, wie wir dich behandelt haben. Wir hätten dir die Wahrheit sagen müssen und dich niemals hintergehen dürfen.“

Maya schluckte. Sie war zu überwältigt, um etwas zu sagen. Zwar hatte sie keine Ahnung, was sie erwartet hatte, was bei ihrem Besuch passieren würde, aber Raven und Thomas waren offensichtlich so viel reifer geworden, dass sie ihre Fehler zugeben konnten.

„Möchtest du deine Nichte auf den Arm nehmen?“, fragte Raven mit Tränen in den Augen.

„J…ja, sehr gern.“

Raven ging auf Thomas zu, nahm ihm ihre Tochter ab und legte das schlafende Baby in Mayas Arme. „Kaum zu glauben, dass ich Mutter bin“, erklärte Raven staunend.

„Ja, komisch. Sie ist wirklich wunderschön. Herzlichen Glückwunsch, ihr zwei.“ Damit gab Maya ihrer Schwester das Baby zurück und entfernte sich, so schnell es ging.

Dabei kam ihr ganz gelegen, dass andere Gäste bereits auf dem Weg zu ihnen waren, um die glückliche Familie zu begrüßen. Sie musste dringend an die frische Luft. Sie wich einigen Leuten aus, die gerade die Kirche betraten, und lief nach draußen.

Dort lehnte sie sich an die Mauer, atmete tief ein und versuchte, die Gefühle, die sie zu überwältigen drohten, zu besänftigen. Hatte sie wirklich geglaubt, dass es einfach werden würde, Raven und Thomas mit ihrer Tochter zu begegnen? Maya schaute zum Eingang hinüber. Konnte sie sich davonschleichen, ohne dass es jemand merkte? Sie hatte sich auf der Taufe sehen lassen. Das zählte doch bestimmt auch irgendwie.

Gerade wollte sie die Stufen der Kirche hinunterlaufen, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte. „Maya, Liebling, wir wollen anfangen.“

Verdammt. Sie hatte die Gelegenheit verpasst. Tief atmete sie durch, drehte sich um, um ihre Mutter anzusehen, und betrat die Kirche.

Ein paar Stunden später suchte Maya in einem der vielen Schlafzimmer im Haus von Nyshas Taufpaten nach ihrer Handtasche. Sie wollte sich verabschieden. Schließlich hatte sie ihre Pflicht erfüllt. Sie hatte sich blicken lassen und mit allen Höflichkeiten ausgetauscht. Jetzt war es Zeit für sie zu gehen.

„Ah, da ist sie ja“, sagte sie laut, als sie ihre Handtasche gefunden hatte.

„Hast du kurz Zeit?“, fragte da plötzlich ein Mann hinter ihr.

Maya brauchte sich nicht umzudrehen. Sie wusste nur zu gut, wem diese Stimme gehörte. Wütend wirbelte sie herum und funkelte Thomas an. „Was willst du von mir?“

Entschuldigend hob ihr Schwager die Hände. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“

„Hast du auch nicht.“

„Ich wollte nur kurz mit dir reden.“

„Ich will nicht über die Vergangenheit sprechen“, antwortete Maya. Ihre Familie zu sehen reichte schon, um ihre alten Unsicherheiten wieder hochkommen zu lassen.

Betreten senkte Thomas den Blick. „Ich ehrlich gesagt auch nicht. Das war nicht gerade eine meiner Sternstunden.“

„Und was willst du dann von mir?“

Thomas hob den Kopf. Maya hasste seinen mitleidigen Gesichtsausdruck. Aber seine nächsten Worte erwischten sie trotzdem eiskalt. „Es geht um Sophia.“

„Was ist mit meiner Mutter?“

„Ist dir aufgefallen, wie viel sie abgenommen hat?“

„Ja, das habe ich gesehen, aber ich dachte, dass sie auf Diät gewesen ist für den großen Tag heute.“

„Sie ist nicht auf Diät, Maya. Deine Mutter ist krank.“

„Krank?“ Maya presste die Handtasche an ihre Brust. „Wie krank?“

„Sie hat Bauchspeicheldrüsenkrebs.“

„Krebs?“ Die Worte schnitten ihr ins Herz. „Und seit wann wisst ihr das?“

„Maya …“

„Seit wann?“ Seit wann verschwieg ihre Familie ihr das schon? Warum hatten sie ihr nicht gesagt, dass Sophia nicht mehr lange zu leben hatte?

„Seit zwei Monaten.“

„Und ihr habt es nicht für nötig gehalten, es mir zu sagen? Sie ist meine Mutter, verdammt.“

„Mit der du seit fünf Jahren zerstritten gewesen bist“, gab Thomas beleidigt zurück. „Genau wie mit dem Rest der Familie.“

„Du gehörst nicht zu meiner Familie.“

„Okay, wir mögen nicht blutsverwandt sein, aber Sophia liegt mir trotzdem am Herzen. Raven und ich haben das meiste übernommen, ihre Behandlung ist nämlich ganz schön teuer, auch wenn sie krankenversichert ist. Dazu kommen noch die Bluttests, die PET-Untersuchungen und die Medikamente. Davon ganz abgesehen macht es Raven fertig, Sophia so zu sehen und mit niemandem außer mir darüber reden zu können. Sie braucht dich.“

„Gebraucht hat sie mich immer schon“, stieß Maya zwischen zusammengepressten Lippen hervor, „und ich bin immer für sie da gewesen, aber was habe ich davon? Ich habe den Kürzeren gezogen.“